Am Mittwoch, den 10. Juli 2002 ist ein Sturm über Deutschland hinweg gefegt, der großen Schaden angerichtet und einige Todesopfer gefordert hat. Der Sturm mit der Stärke 12 und Böen mit mehr als 150 Stundenkilometern und einer rechnerischen Windstärke von 14 ist von Südwesten nach Nordosten gezogen und hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.

Zum Glück lag Mehrow nicht direkt in dieser Schneise und ist dadurch noch ganz glimpflich weg gekommen - außer einigen großen Ästen, die malerisch auf den Äckern verstreut lagen, waren keine Schäden zu bemerken. Ein paar Kilometer weiter, im Raum Wandlitz / Stolzenhagen und in einigen Berliner Stadtbezirken sah es da wesentlich schlimmer aus.

Ein großes Unglück, das unserer Region gedroht hat, ist glücklichwerweise ausgeblieben. Der Pilot eines schweizerischen Verkehrsflugzeuges, der auf dem Weg von Basel nach Bremen war, mußte dem herannahenden Sturm ausweichen und wurde zunächst nach Hamburg und dann nach Berlin geschickt. Da hier aber bereits alle drei Flughäfen geschlossen waren, die Gewitterfront ganz nah war und der Sprit knapp wurde, hat sich der Pilot entschlossen, die Maschine auf dem stillgelegten "Russenflugplatz" in Werneuchen zu landen.
Bild oben: Verlassenes Postenhaus
an der Einfahrt zum Flugplatzgelände

Bild unten:
Der nicht mehr ganz funktionsfähige Tower des Flughafens
Obwohl der Flugplatz ohne jegliche Beleuchtung und Radareinrichtung ist, hat das ganz prima geklappt und wäre ohne jeglichen Schaden verlaufen - wenn da nicht ein großer Sandhaufen auf der Landebahn gewesen wäre, der jugendliche Chaoten davon abhalten soll, Auto-Rennen auf der endlos langen Betonpiste zu fahren.

An dieser Barriere ist das Fahrwerk des Flugzeugs bei der Landung hängen geblieben und abgerissen, worauf der Flieger "auf dem Bauch" weiter über die Piste gerutscht ist. Zum Glück ist die Kabine nicht zerbrochen und nicht in Flammen aufgegangen, so daß die knapp 20 Passagiere unbeschadet das Flugzeug verlassen und sich in Sicherheit bringen konnten.

Der Pilot, der von den Passgieren, den Rettungskräften und sämtlichen Berufskollegen in höchsten Tönen gelobt wurde, ist nun offenbar bei seinem Arbeitgeber in die Kritik geraten - denn der hat natürlich eine Problem:

Die Maschine liegt, halbwegs gut erhalten, aber mit abgebrochenen Rädern auf einer Betonfläche nahe der Flugbahn und wartet darauf, repariert oder zerlegt und abtransportiert zu werden.
Beides ist sehr aufwändig und entsprechend teuer, weshalb man sich damit nun erstmal Zeit läßt.


So lange hat nun Werneuchen eine Sehenswürdigkeit zu bieten, wie die MOZ (Märkische Oderzeitung) in Ihrer Ausgabe vom 19.7.2002 berichtet:


Und obwohl an allen Eingängen des eingezäunten Areals Schilder stehen, die das Betreten des ehemaligen Kasenengeländes verbieten, finden sich dort vor allem am Wochenende reichlich Zuschauer an, die mit Kameras sämtlicher Kaliber den fluglahmen Vogel fürs Familienalbum und damit für die Nachwelt auf Zelluloid oder Speicherchip bannen.

Albern mutet es nun aber an, wenn man sieht, daß die "Swiss" zwar nicht Willens oder nicht in der Lage war, das Flugzeug schnell wegzuschaffen oder einen der alten Hangars zur vorläufigen Unterbringung herzurichten, aber offenbar zur Vermeidung von Image-Schäden alle Kennzeichen am Flugzeug hat überkleben lassen.