Am Sonnabend, den 13. Mai 2006 hatte die evangelische Kirchengemeinde Ahrensfelde/Mehrow zu einem Eisenbahnfest auf das Pfarrgrundstück nach Ahrensfelde eingeladen. Was viele nicht wissen: Hinter dem Pfarrhaus befindet sich ein ziemlich großer Garten und dort verkehrt zu besonderen Anlässen auf einem großen Oval eine kleine Parkeisenbahn.

Wenn die kleine Elektro-Lok, worin der Fahrer regelrecht thront, mit ein oder zwei offenen Wagen ihre Runden dreht, ist der Andrang immer groß und an den Haltestellen bilden sich Menschentrauben wie bei einer großen Eisenbahn und die Gleise sind gesäumt von Männern mit Fotoapparaten und Video-Kameras, die den eigenen Nachwuchs gern in diesem Gefährt fotografieren wollen oder einfach nur von der Technik der kleinen Bahn begeistert sind. Es ist aber auch schön anzusehen, wenn sie ihre Runden dreht und von drinnen und draußen kräftig gewunken wird.


Am vergangenen Sonnabend war es also mal wieder so weit: Der Lokschuppen wurde geöffnet, ein Wagen an die Lok gehängt und los ging es auf dem Rundkurs, fast ohne Pause für den Lokführer, der zugleich den Schaffner und Fremdenführer spielen musste.

Auch galt es aufzupassen, das niemand während der Fahrt Blumen pflückt. Das ist streng verboten, wie auf den Fahrkarten zu lesen war.

Die Fahrkarten gab es übrigens nicht zu kaufen - die musste man hart erkämpfen. Eine Ballwand war auf dem Rasen aufgebaut und mindestens drei Tennisbälle mussten durch die Löcher befördert werden, um in den Besitz einer der begehrten Karten zu belangen. Bei ganz kleinen und ganz großen Interessenten wurde da schon mal ein Auge zugedrückt. Da reichten auch mal zwei Bälle und es wurden so viele Versuche zugelassen, bis der Zufall hinreichend viele Bällen in den Löchern der Ballwand landen ließ.


Im Gegensatz zur richtigen Bahn wurde auch die Gültigkeit der Karten sehr locker gehandhabt. Wer einmal eine hatte, konnte damit den ganzen Nachmittag durch die Gegend fahren, sofern er einen Platz ergattern konnte.
Aber natürlich waren die Eisenbahnfahrten nicht das einzige Angebot bei diesem Kindernachmittag. Der Tag stand unter dem Motto "Wir fahren nach Afrika" und an den Gleisen waren Stände aufgebaut und wurden Aktivitäten angeboten, die mit dem "schwarzen" Kontinent zu tun haben.

Mehrere Info-Tafeln neben dem Kaffee- und Kuchenstand (so einen Art "Bahnhofsrestaurant") stimmten auf das Thema ein und gaben viele interessante Informationen über die Lebensbedingungen in Afrika.
Der auf Hartz-IV zugeschnittenen Preis von 50 Cent für Kaffee mit Kuchen hat sicher keine Unsummen eingebracht, aber der Erlös kommt vollständig einem Projekt zugute, mit dem afrikanischen Dorfbewohnern die Möglichkeit geschaffen werden soll, sauberes Trinkwasser zu gewinnen. Denn immer noch erkranken oder sterben viel zu viele und insbesondere Kinder, weil ihnen kein sauberes Wasser zur Verfügung steht.

In einem großen Zelt war eine Ausstellung aufgebaut, die Naturprodukte aus Afrika und viele dort gebräuchliche Haushaltsgegenstände zeigte.

Die Frauen, die den Stand betreuten, gaben bereitwillig Auskunft und Anfassen war bei den meisten Stücken nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht.

So konnte man einen Eindruck von den oft mühevollen Lebensbedingungen der Afrikaner gewinnen, aber auch sehen, mit welch einfachen Mitteln dort Schmuck und kleine Kunstwerke geschaffen werden, die das Leben etwas schöner machen solle.

Um nicht nur Hände und Augen auf das Thema "Afrika" einzustimmen, gab es auch die passende Musik:
Ein Schwarzafrikaner war zu Besuch und hatte nicht nur für sich selbst eine Trommel mitgebracht.

So fand sich ganz spontan ein kleines Orchester zusammen, das unter seiner Anleitung ganz ordentliche Rhythmen zu Stande brachte und damit für passende musikalische Untermalung sorgte.

Nach dem kleinen Konzert zog sich die Truppe dann in einen der über die Wiese verteilten Pavillons zurück, um ihr Trommelspiel unter sachkundiger Anleitung zu perfektionieren.

In anderen Pavillons wurden derweil nach afrikanischer Sitte Haare geflochten und Tattoos auf die Arme gemalt oder fleißig gebastelt.

Es galt, mit einfachen Materialien Dinge aus dem afrikanischen Alltag zu gestalten, z.B. kleine Rohr-Hütten, wobei allerdings nicht unbedingt Afrika-typische Klebepistolen herhalten mussten, um den Modellen Standfestigkeit zu verleihen.

In einem bunten Zelt mitten auf der Wiese ging es ganz spannend zu. Draußen bat ein Schild darum, nicht zu stören und drinnen wurden Geschichten vorgelesen - immer wieder, denn das Interesse besonders bei den Jüngsten war sehr groß.
Und wer unter den vielfältigen Angeboten noch immer nichts für sich gefunden hatte, konnte auf der Wiese herumtollen oder gegen Marcelinho junior antreten.

Komplettes Hertha-Outfit ließ schon auf den ersten Blick erkennen, dass der junge Mann nicht nur zum Basteln gekommen ist. Er hat sich flink an der Ballwand seine Fahrkarte verdient, die obligatorische Runde mit der Eisenbahn gedreht und sich dann zielstrebig zum Tor begeben – rein zufällig mit einem Ball unterm Arm.


Es hat auch gar nicht lange gedauert, bis sich die ersten (meist einige Köpfe größer) fanden, die seine Fähigkeiten testen wollten. Und dabei hat er sich ganz wacker geschlagen und nicht mal die Bälle unseres Ex-Pfarrers Müller durchgelassen.


Es dauerte nur ein paar Minuten, bis der Anorak zu warm wurde und weichen musste. Die Torwart-Handschuhe waren sicher auch warm, aber ohne solche Dinger stellt sich ein Profi nicht zwischen die Pfosten.

Nun konnte es richtig losgehen: Hertha’s Nummer 10b legte sich "voll ins Zeug" und bald stöhnten die Grashalme ringsum, da er sich immer wieder dem Ball entgegen warf, um diesen von der Torlinie abzuhalten, was meist auch wirklich meisterhaft gelang.

Es gab also auf dem Fest für fast jeden Geschmack das passende Angebot und langweilig dürfte es für niemand geworden sein. Der Regen, der genau zum Beginn um 14 Uhr stören wollte, war ganz schnell weggetrommelt und dann kam die Sonne heraus, um nachzusehen, was denn da auf dem Pfarrgrundstück los ist.

Den vielen fleißigen Helfern, die zum Gelingen des Nachmittags beigetragen haben, sei ein großes Lob und im Namen der Kinder ein herzlicher Dank ausgesprochen. Allen voran der Pfarrerin, Frau Sieder, die blitzschnell überall auftauchte, um nachzuschauen, ob alles wie vorgesehen läuft und niemand etwas vermisst.

Der Lokführer musste schon mächtig aufpassen, dass sie ihm nicht unter die Räder kommt, wenn sie mal wieder zum Eingang sprintete, um Neuankömmlinge zu begrüßen – und kurz danach schon wieder an den Gleisen stand, um den Vorbeifahrenden freundlich zuzuwinken.

Es war ein schöner Nachmittag und es ist zu hoffen, dass es bald eine Wiederholung gibt, bei der dann vielleicht auch ein paar mehr Mehrower dabei sind.