Schwanebeck, vielen nur durch das gleichnamige Autobahndreieck (das eigentlich längst in "Dreieck Barnim" umbenannt werden sollte) ist nicht so weit weg, als dass man da nicht mal hin könnte, wenn dort was los ist.
Und los war dort am Wochenende vom 7.-9. September 2007 wirklich viel: Schwanebeck feierte sein 750jähriges Bestehen und hat das mit viel Aufwand zelebriert. Schon Wochen vorher war in der "Märkischen Oderzeitung" (MOZ) viel über das bevorstehende Fest zu lesen und erfreulicherweise gab es auch eine ganze Reihe lesenswerter Artikel über die Geschichte des Ortes.
Wir haben uns am Sonntag, den 9. September nach Schwanebeck aufgemacht, um uns dort den großen Festumzug anzusehen. Um 11 Uhr ging es los - zeitgleich mit dem Regen, der aber zum Glück nicht so heftig war, dass er den Umzug beeinträchtigen konnte.



Wie bei solchen Umzügen üblich, wurde die Geschichte des Ortes in "Bildern" vorgestellt, die in chronologischer Reihenfolge an den zahlreichen Besucher vorüber zogen. Viel Aufwand wurde hier für die Kostümierung betrieben.

Den Anfang machte die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1253, dargestellt von Schwanebeckern und Gästen in alter Tracht, allen voran der Ortsbürgermeister Manfred Timreck (links in der Bildmitte), gefolgt von Furcht einflößend gepanzerten Rittersleuten.
Ein weiteres Bild gedachte des Kirchbaus, der etwa zeitgleich mit der Ersterwähnung (und etwa zur gleichen Zeit wie der Mehrower Kirchbau) erfolgt sein muss.

Gleich zwei Kirchen wurden an den Zuschauern vorbei gefahren: Die erste groß und prächtig, aber leider ohne jede Ähnlichkeit mit der Schwanebecker Kirche. Das zweite, viel kleinere Modell sah hingegen dem Vorbild ziemlich ähnlich.




Gepanzerte und bewaffnete Krieger erinnerten an die Zeit des 30jährigen Krieges, der auch hier Spuren hinterließ, und entsprechend kostümierte Damen und Herren verwiesen auf die Ansiedlung von Hugenotten in den Jahren 1700 bis 1750.




Die nachfolgenden Bilder waren den verschiedenen Siedlervereinen gewidmet, die sich vor etwa 100 Jahren in und um Schwanebeck gegründet haben und maßgeblich dazu beitrugen, dass sich das Dorf mit einem flächenmäßig kleinen alten Kern zu einer recht stattlichen Berliner Vorortgemeinde entwickelte. Dank der S-Bahn nach Bernau, die das Dorf tangiert, sind seinerzeit viele Berliner aufs Land gezogen, manche nur an den Wochenenden in ihre Gärten und andere dauerhaft.

Einen besonderen Augenschmaus boten die Damen, welche die Mode der damaligen Zeit präsentierten und wie auf einem Laufsteg durch die Menschenmassen über die "Festmeile" von der Schule bis zur Feuerwache zogen.


Weiter ging es mit der Präsentation des Handwerks, das zum Aufblühen von Schwanebeck beitrug. Akteure dabei waren unter anderem Mitarbeiter der im Ort und in der Umgebung ansässigen Firmen, die ihre Zunft vorstellten und zugleich auch ein bisschen Werbung betrieben. Am eindrucksvollsten war das Bild eines Elektro-Unternehmens, dessen Monteure mit einem Telegraphenmast auf den Schultern durchs Dorf zogen.
Erinnert wurde auch an die Schwanebecker Müllkippe, auf die über Jahrzehnte den Müll der Hauptstadt gekarrt hat. Das hat dem Ort zwar Arbeit und Einnahmen beschert, aber auch reichlich Verkehr und Dreck und einige Deponiebrände, deren Rauchschwaden weit über das Dorf hinaus zogen.

Und während die einen Last und Freude ihres Jobs demonstrierten, zog ein Hartz-IV-Empfänger (früher auch "Bettler" genannt) durch die Reihen und erbat eine Spende, für die er im Gegenzug reichlich Segen versprach.



Die nächsten Bilder waren der Nachkriegszeit gewidmet. Große Begeisterung löste bei den Zuschauern ein großer Traktor-Anhänger aus, auf dem eine komplette Schulklasse in Kostümen aus den 50er Jahren saß und Unterricht spielte. Das heißt, einige wenige machten den Eindruck, als würden sie lernen, der Rest tat das, was Schüler so üblicherweise im Unterricht anstellen ...



Gleich danach rollten unter dem Motto "Mobilität" schmucke Oldtimer über die Strecke und weckten sicher bei vielen Freunden schöner alter Autos geheime Begierden.





Danach wurde das Schwanebecker Vereinsleben der letzten Jahrzehnte vorgestellt. Herren in immerhin kniefreier Sportkleidung repräsentierten den Turnverein und gesittet uniformierte Herren, allen voran ein Nachtwächter mit Horn, vertraten die im Jahre 1933 gegründete Freiwillige Feuerwehr des Ortes.







Es folgte dann die zu Recht auf keim Dorffest fehlende Parade von Feuerwehrfahrzeugen verschiedenster Baujahre - sowohl aus Schwanebeck, als auch aus Nachbargemeinden. Allen voran fuhr ein alter, mit Pferden bespannter Spritzenwagen (aus Ahrensfelde, geführt von Dieter Klopsteg). Die nachfolgende Schwanebecker Jugendfeuerwehr ist offenbar nicht wie unsere mit einem eigenen Fahrzeug ausgestattet, sondern muss auf dem Fahrrad zur Brandstelle radeln oder laufen.

Da Schwanebeck wie erwähnt untrennbar mit dem gleichnamigen Autobahndreieck verbunden ist, das früher mal "Bernauer Schleife" hieß, wurde im Festzug auch an die früher dort durchgeführten Motorrad- und Autorennen erinnert.


Angeführt von der Fahne des (ADMV-) Motorsportclubs "Bernauer Schleife" zogen huckepack ein älteres und ein ganz modernes Renn-Motorrad und der bei jedem Tritt aufs Gaspedal laut dröhnende Flitzer eines noch aktiven Schwanebecker Rennfahrers über die Festmeile.




Einen weniger kraftvollen Eindruck machte der mit einem damals handelsüblichen (aber kaum zu bekommenden) Dachzelt zum Wohnmobil aufgerüstete Trabi. Aber bezüglich der Abgaswolke war kein Unterschied zwischen dem Rennwagen und der "Rennpappe" festzustellen.
Wer sich mit solch einem Wohnmobil auf Reisen begab, brauchte unbedingt einen durchtrainierten Körper, weshalb es wohl in Schwanebeck wie anderswo so viele Sportvereine gab. Ein Tieflader zeigte einen Pferdesportverein mit life trainierenden Jugendlichen - beim Anglerverein musste hingegen ein Dummy herhalten.






Eine Cheerleader-Gruppe ließ ihr "Blue White Swans" durch den Ort schallen und versuchte den Nieselregen mit blau-weißen Wedeln zu vertreiben. Ein Gartenmarkt des Ortes freute sich hingegen, dass der Regen die Dekoration frisch hielt.



Den Abschluss des Zuges bildete eine Musikkapelle aus Schwanebeck und befreundeten Gemeinden, die "hoch auf dem grünen Wagen" kräftig in die Instrumente blies und mit für eine zünftige musikalische Umrahmung sorgte.

Mitten im Zug konnte man ein charmantes Brautpaar ausmachen: Den Bürgermeister von Panketal (Zusammenschluss von Zepernick und Schwanebeck), Rainer Fornell (CDU), und die Ortsbürgermeisterin und Landtagsabgeordnete Britta Stark (SPD), die sich sehr für den Barnim engagiert und beinahe mit dem für den Barnim vorgesehenen Werbeslogan "Eine starke Ecke" dauerhaft geehrt worden wäre - bis dann doch jemand von der Konkurrenz Verrat gewittert hat.
Die beiden haben mit ihrer symbolischen Hochzeit erneut dokumentiert, dass vernünftige Politiker auch über Parteigrenzen hinweg an einem Strang ziehen und für ihre Region und deren Bewohner was tun können.
So lange "Münte" und Merkel nicht zusammen als Brautpaar auftreten, muss uns das als Zeichen gemeinsamen Strebens von Koalitionspartnern genügen.