Bekanntmachung.
Die Feuer- und Löschordnung für das platte Land vom 11. October 1847 (Amtsbl. S. 395) macht im § 73 die Polizeibehörden dafür verantwortlich, daß die nöthigen Löschgeräthschaften fortwährend in gutem Stande erhalten werden und verpflichtet im § 74 die Ortspolizeibehörden, mindestens alle zwei Jahre eine Visitation sämmtlicher Feuerlöschgeräthe, sowie eine Probe der fahrbaren Feuerspritzen vorzunehmen.
Diese Bestimmungen erscheinen, wie mehrfach gemachte Erfahrungen ergeben haben, nicht ausreichend, und verordnen wir deshalb ...:
daß in allen im diesseitigen Verwaltungsbezirke belegenen Ortschaften des platten Landes alljährlich mindestens zwei Mal eine Spritzen-Probe unter Leitung der Ortspolizeiobrigkeit und mit Zuziehung der Dorfgerichte Statt zu finden hat, deren Ergebniß regelmäßig dem Kreislandrathe durch die Ortspolizei-Behörde schriftlich anzuzeigen ist, und
daß der Spritzenmreister, namentlich nach jedesmaliger Benutzung der Spritzen sich davon zu überzeugen, beziehungsweise dafür Sorge zu tragen hat, daß letztere sich jeder Zeit in einem durchaus brauchbaren Zustande befindet (§ 43 der Feuer-Lösch-Ordnung).
Die Nichtbeachtung dieser Anordnungen zieht eine Geldstrafe bis zu 10 Thlrn. event. verhältnißmäßige Gefängnißstrafe nach sich.
Potsdam, den 7. April 1865
Königliche Reg. Abtheilung des Innern.

Vorstehende Regierungs-Verordnung wird hierdurch mit dem Ersuchen zur Kenntniß der Herren Amtsvorsteher des Kreises gebracht, zur Ausführung der Verordnung das Weitere zu veranlaassen und mir bis zum 1. Juni und 1. November jeden Jahres über den Ausfall der in den Monaten Mai und October abzuhaltenden Spritzen-Proben Bericht zu erstatten.
Berlin, den 20. August 1874
Der Kreis-Landrath.
I.V. Kaehne, Königl. Kreis-Secretair.
Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 30. August 1874, No. 67a, Amtliches Extrablatt

Nicht nur, um den (zwischenzeitlich durch einen Bürgermeister abgelösten) Herrn Amtsvorsteher vor der angedrohten Strafe von 10 Talern zu bewahren, sind unsere Feuerwehrleute der Feuerlösch- und Polizei-Ordnung von 1847 nachgekommen und haben in jüngster Zeit wiederholt Spritzenproben durchgeführt. Ein weiterer Grund war die auf den 7.7.07 festgesetzte vierte "Lange Nacht der Feuerwehren" in Blumberg, bei der unsere Wehr erstmals mit einer Mannschaft antreten und sich tapfer schlagen wollte.

Unsere Feuerspritze ist zwar noch nicht so alt, wie die nachfolgend angepriesene, liebt es aber trotzdem, immer mal unter Druck gesetzt zu werden.

Gustav Ewald, Cüstrin,
Fabrik für Feuerlöschgeräthschaften,
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Niederbarnimer Kreisblatt, 10. September 1880, No. 105, Anzeigen

Toni Rahlf mit seinen zarten Händen hat sich der reifen Dame angenommen und wirft sich immer tröstend auf sie, nachdem er sie mit einem zackigen Kurbel-Dreh in Gang gesetzt hat.

Solch ein Ding will liebkost werden, wenn es nicht im entscheidenden Augenblick versagen soll. Da wird dann schon mal sachte an einem Schräubchen gedreht, an den Schläuchen gewackelt, am Vergaser gerüttelt und gegen die Instrumente geklopft, bis sie wonniglich stöhnend ihren Dienst versieht.

Aber so wichtig wie der Spritzenmann und sein inniges Verhältnis zur Feuerspritze ist - beim Wettkampf und erst recht beim Einsatz kommt es auf das ganze Team an.



Um das Zusammenspiel zu üben, wird also erst mal Aufstellung genommen und der Startpfiff abgewartet (was bei einem echten Einsatz meist etwas abgekürzt wird).
Dann rennen alle an ihren Platz: Toni an seine geliebte Pumpe und Kay mit dem Saugschlauch ans Wasserbecken, während zwei (Sascha und Tobias) den Saugschlauch an die Pumpe ankoppeln und der Rest (Denny, Andreas, Jan) mit den Schläuchen in Richtung Feuer flitzt. Wenn dann das Feuer noch da ist, gibt Toni Gas, Kay passt auf, dass er nicht ins Becken fällt oder in den Saugschlauch gezogen wird und die Männer an der Feuerfront drehen die Hähne auf. Sascha und Tobias geben die notwendigen Ratschläge.

Das geht bei unserem Trupp alles so flink (Bestzeit bei diesem Training: 27 Sekunden), dass bei Denny schnell die Enttäuschung eintritt, dass das Feuer bereits gelöscht ist und nichts mehr aus dem Schlauch kommt.

Danach kommt dann immer das lästige Aufräumen: Schläuche einrollen, alles griffbereit an seinen Platz legen und die Spritze nochmal streicheln.


Wenn dann alles so fein aufgeräumt ist, dass die Mütter der jungen Männer, die bezweifeln, dass ihre Sprößlinge Socken zusammenlegen können, vor Verwunderung in Ohnmacht fallen würden, geht es wieder von vorne los:

Startpfiff, Spritze anschmeißen, Schläuche ausrollen und Feuer oder Spielplatz löschen ...
Dann wundern, dass kein Wasser mehr kommt, und alles wieder einräumen. Zum Schluss die Spritze streicheln.

Da ist dann irgendwann mal eine Pause fällig, während der man sich ein paar Worte zuflüstern kann - schön leise, damit die Nachbarn die Übung nicht als gezielte Provokation betrachten.

Und dann geht's schon wieder weiter - so lange bis Steven's Stoppuhr nahe Null stehen bleibt und ein guter Platz beim Wettkampf wahrscheinlich erscheint.

Mit dieser Zuversicht sind die Jungs dann abends zur "Langen Nacht der Feuerwehren" nach Blumberg gezogen - und bitter enttäuscht worden: Trotz der zweitbesten Zeit sollten sie nur im Mittelfeld landen. ...