Unsere Nachbarn in Eiche stehen uns in Punkto Feiern nicht nach. Im Gegenteil, wenn da Party angesagt ist, geht richtig die Post ab. So auch in diesem Jahr beim Dorffest am 13. September.

Schon Wochen vorher lud ein großes Plakat am Gemeindezentrum zu diesem Ereignis ein - und wie erhofft, spielte auch das Wetter mit. Viele Besucher fanden den Weg ins Dorf und wurden nicht enttäuscht.

Am Gemeindezentrum konnte man einen flotten Hubschrauber besteigen, um sich das Geschehen im Ort von oben anzuschauen oder einen kurzen Abstecher in die nähere Umgebung zu machen. Auch über Mehrow hat er seine Kurven gedreht.

Gleich beim Betreten der Festmeile am Dorfanger fühlte man sich als Mehrower sehr heimisch. Am Stand der Bernauer Montagsmaler lachte einen gleich ein Bild an, das mit Sicherheit ein Mehrower Motiv zeigte: Unsere alte Stellmacherei.

Frau Antje Brix (rechts im Bild), die zu der von Frau Ruth Fabig (links im Bild) geleiteten Gruppe von Hobby-Malern gehört, hatte sich bei einem Spaziergang durch Mehrow in dieses Motiv verliebt und es gleich als Aquarell festgehalten. Es ist zu hoffen, dass sie noch oft den Weg nach Mehrow findet und auch all die anderen schönen Fachwerkbauten am Krummenseer Weg festhält. Vielleicht gibt es irgendwann mal wieder wie im Sommer dieses Jahres eine Ausstellung der Montagsmaler in unserem Gemeindezentrum, auf der man diese Bilder zu sehen bekommt.



Auch an den benachbarten Ständen gab viel zu sehen, zu erfahren und auch einiges zu kaufen. Die Vereine im Dorf und in der Umgebung haben sich dort vorgestellt, u.a. die Kleingärtner und die Jäger, die einen interessanten Stand mit Informationsmaterial über die Tierwelt unserer Region aufgebaut hatten. Ein anderer Stand glich einem Museum mit Küchen- und Wirtschaftsgeräten aus vergangenen Zeiten. Außerdem gab es Bücher und Kunstgewerbe zu kaufen und zwischendrin auch die neueste Ausgabe der Eicher Chronik-Hefte, die der dortige Geschichtsverein unter Leitung von Hans Meusel etwa jährlich herausgibt.

Am Ende der Festmeile stand eine große Bühne, auf der es den Tag über immer wieder kurze Programme gab. Geschmückt war diese von einem großen Wandteppich, den eine Gruppe Eicher Frauen über Monate hinweg bei allwöchentlichen Treffen gestickt hat. Auf dem Teppich, der ein wahres Schmuckstück ist und sicher einen Ehrenplatz im Gemeindezentrum erhalten wird, ist alles zu sehen, was Eiche an Sehenswürdigkeiten und Kultur zu bieten hat.

Aber das geruhsame Umsehen auf der Festmeile wurde bald jäh gestört. Ein Ausrufer, gefolgt von Trommlern, rief das Publikum laufstark auf einen Hof am Anger, auf dem ein stattlicher Mittelaltermarkt aufgebaut war und wo stündlich Vorführungen stattfanden.
Alle die dem Ruf folgten, werden es nicht bereut haben - vor allem die Männer, deren Augen ja für manche Reize besonders empfänglich sind.

Die vielen mittelalterlichen Zelte und Buden rings um den Platz und die vielen in alten Gewändern und Rüstungen steckenden Marktleute passten so gut zur mittelalterlichen Kirche im Hintergrund, dass man glauben konnte, der Markt steht schon seit Jahrhunderten und für die Ewigkeit genau an dieser Stelle.


Um den Männern unter den Besuchern einen Vorwand zu geben, allein auf dem Platz zu verweilen, wurden zunächst ein paar Ritterspiele aufgeführt und dabei verschiedenste Hieb- und Stichtechniken demonstriert.
In Erinnerung geblieben sind davon zwei:
  • der "Zwergenmacher" - ein waagerechter Hieb auf halber Körperhöhe, der geeignet ist, die gegnerischen Kämpfer zwar zahlenmäßig zu verdoppeln, aber zugleich außer Gefecht zu setzen, und
  • der "Eunuchenmacher" - ein senkrechter Hieb von unten zwischen die Beine, auf dessen Folgen hier nicht weiter eingegangen werden soll.
Der Herr im Nirosta-Anzug, der glücklicherweise nicht auf einen Gegner mit Büchsenöffner getroffen ist, kam dabei bestimmt ganz schön ins Schwitzen, denn längst war die Sonne hinter den Wolken hervor gekrochen, um die nachfolgenden Darbietungen in bestes Licht zu setzen.



Während die Rittersleut' weitere Details des fachgerechten Abschlachtens zeigten, um die letzten auf dem Platz verbliebenen Damen an die Kuchentheken und Kunstgewerbestände zu treiben, ließen die Männer schon mal den Blick schweifen, was denn da außer "Viel Feind, viel Ehr!" noch Spannendes kommen könnte.
Es soll da ja gelegentlich ganz außergewöhnliche Dinge zu sehen geben...
Besondere Aufmerksamkeit erweckte ein Zelt, das besonders gut bewacht wurde und sicher geraubtes Gold und Silber - oder einen noch viel wertvolleren Schatz enthielt.

Da war absolut kein Rankommen, wollte man nicht mit dem Zwergen- oder Eunuchenmacher Bekanntschaft machen. Letzteres wäre in diesem konkreten Fall besonders ungünstig gewesen.

Als sich das Zelt öffnete und eine in Silber gehüllte Feengestalt hervor trat, stockte allen der Atem.
Sogar der Ausrufer war verstummt und musste sich an seinen Stock klammern...


Selbst der mitgereiste Zauberer (links) war erstarrt und fragte sich ganz sicher, warum es ihm immer nur gelingt, Kaninchen herbei zu zaubern ...

Den Zuschauern begann das Herz zu rasen, als die Bauchtänzerin Niniel ihren Körper in Bewegung setzte - man hätte derweil getrost die Batterie des Herzschrittmachers wechseln können. Die Fotoapparate klickten in so rascher Folge, dass es klang, als wäre ein generisches Heer im Anmarsch, um Niniel zu rauben.



Das wäre den Räubern auch problemlos gelungen, denn selbst die Wächter des Mittelaltermarktes waren zwischenzeitlich wie erstarrt.

Das Pflaster, auf dem sie getanzt hat, soll jetzt übrigens unter Denkmalschutz gestellt werden.

Und was die Fotografen betrifft: Einige sollen sich noch am gleichen Tage als Weihnachtsgeschenk einen digitalen Bilderrahmen gewünscht haben - angeblich für die Bilder der Kinder und Enkelkinder ...


Wer wissen wollte, wie seine Chancen bei der hübschen Tänzerin sind, konnte sich gleich bei der Wahrsagerin Tyra Auskunft holen...


Um eventuell bereits bestehende Fesseln zu lösen, war extra ein Schmied mit allem Drumherum angereist und neumodische Kleidung hätte man gleich an den Nachbarständen gegen was Passendes aus dem Mittelalter eintauschen können.


Aber die gerade noch ganz verzauberten Männer begaben sich ganz brav wieder in die Obhut ihrer Frauen, die zwichenzeitlich an den Marktständen Beutel und Taschen mit Kostbarkeiten und Leckereien gefüllt haben. Zurück blieben bei den Besuchern des Mittelaltermarktes schöne Erinnerungen, darunter -zig Bilder für den beim Weihnachtsmann bestellten digitalen Bilderrahmen...

Bei den Rittersleut' gab es leider etwas Schwund: einer hat seine Seele ausgehaucht und vom Mann im Nirosta-Anzug waren am Schluss Leib und Seele verschwunden...