Am Montag, den 9. Mai 2011 stand bei der Mehrower Feuerwehr eine ganz besondere Übung an. Auf einem Schrottplatz in der Nähe sollte die Handhabung der hydraulischen Rettungsgeräte, die sich auf dem neuen Fahrzeug befinden, geübt werden. Und an dieser Übung sollten auch die Kameraden der erfreulicherweise stets wachsenden Jugendfeuerwehr teilnehmen.
Um 19 Uhr griff Tobias Noack zum Megafon, um die Truppe zum Abmarsch zusammen zu rufen.


Flink wie üblich haben sich die Kameraden und Kameradinnen (dieses Mal nur eine), die teilweise gerade erst von der Arbeit gekommen sind, umgezogen und ihre Ausrüstung geschnappt. Es blieb da gerade noch Zeit, um vor dem von der Ahrensfelder Wehr geborgten „Vorausfahrzeug“ ein Gruppenfoto mit allen Kameraden der Mehrower Jugendfeuerwehr zu machen:

Mit dem Kleinbus und den beiden Einsatzfahrzeugen der Mehrower Wehr ging es über Blumberg, Birkholz und Schwanebeck nach Zepernick auf einen Schrottplatz.
Das neue Fahrzeug, das nun auch schon ein Jahr in Benutzung ist, hat den Reporter am meisten zum Mitfahren gereizt. Da war auch ordentlich Stimmung an Bord.


Jan (links) hat dort mit seinen Arbeiterhänden geprahlt, die den Verdacht aufkommen ließen, dass er an dem Tag schon zwei Einsätze hinter sich hat. Beatrice (rechts), Andreas (unten links) und Mathias (unten rechts) haben amüsiert zugesehen.


Auf dem Schrottplatz ange­kommen wurden erstmal die tadellos eingeparkten Fahr­zeuge bestaunt, dann richtete sich die Aufmerk­samkeit auf das Opfer dieser abendlichen Übung, einen schon etwas angegrauten, zum Cabrio umzubauenden Chrysler.



Bevor es losging, war aber erstmal Probesitzen in der ringsum stehenden, kindgerecht aufbereiteten Altfahrzeugen angesagt. Sofern kein Motor mehr unter der Haube war, war es auch ohne Fahrerlaubnis erlaubt, mal ordentlich auf das Gaspedal zu drücken. Ein Abenteuerteuer-Spielplatz ist da gar nichts dagegen!

Dann wurde aber zum Antreten geblasen und von den Truppführern Tobias und Sascha erklärt, worum es bei dieser Übung gehen soll, und was dabei zu beachten ist. Die Handhabung der hydraulischen Werkzeuge ist für fast alle noch was ganz Neues. - Winne hat derweil schon mal als Unfallopfer in dem alten Chrysler Platz genommen.




Nun mussten erstmal Kabeltrommel, Hydraulikpumpe, Schläuche und die Werkzeuge aus dem Fahrzeug geholt, sicher platziert und miteinander verbunden werden.

Beatrice hat derweil, so wie das vorgeschrieben ist, das Unfallopfer nach Verletzungen befragt, über das weitere Vorgehen informiert und zu beruhigen versucht.
(Dass die später aufzubrechende Tür hier bereits weit offen steht, war ein Regiefehler!)


Damit er nicht beim Zerlegen über den Schrottplatz hoppelt, bekam der Chrysler ein Paar Bremskeile untergelegt. Dann ging es los: Einschlagen einer Seitenscheibe, um ins Fahrzeuginnere zu kommen. Das haben sich wohl alle sehr einfach vorgestellt - nacheinander haben die kräftigsten Kerle versucht, mit dem dafür vorgesehenen Hämmerchen (wie es auch in Bussen neben dem Notausstieg hängt) die Scheibe zu zertrümmern. Nichts tat sich dabei, außer dass der Hammer zu Bruch ging - solches Kinderspielzeug sollte der Fahrzeugausstatter wohl besser nicht mitliefern ...


Auch mit dem „Eispickel“ (für den es sicher auch einen Fachbegriff gibt) hat es mehrerer Versuche bedurft - nur Antippen hat da nicht gereicht. Selbst mit diesem Mordinstrument musste man ordentlich zuschlagen.
Da im Drehbuch stand, dass die Tür blockiert ist, reichte es nicht aus, diese einfach von innen zu entriegeln. Die musste (welch Zufall!) mit der Hydraulikspreize aus den Angeln gehoben werden. Die kann mal allerdings auch erst ansetzen, wenn man vorher mit der Brechstange eine hinreichend große Lücke zwischen den Türen bzw. zwischen Tür und Karosserie geschaffen hat.



Das Aufbrechen der Tür ging erstaunlich gut, aber da auch mit Gewalt die Scharniere nicht zu knacken waren, musste die Schere ran, um die Tür ganz abzutrennen.



Da Winne einen so leidvollen Eindruck machte, entschied man sich, ihn nicht durch die Türöffnung zu zerren, sondern auch noch die zweite Tür und den Mittelholm zu entfernen, damit er noch im Fahrzeug gemütlich auf eine Trage umgebettet werden kann. Solche Ehren stehen nur lang gedienten Kameraden zu!

Also: Die gleiche Prozedur mit der anderen Tür und dann mit der Schere an den Mittelholm. Dass der sich problemlos zerschneiden lässt, hat alle überrascht. Widerstand gab es allerdings von Winne: Angeblich sei sein Bein eingeklemmt und er könne deshalb nur von der anderen Seite aus gerettet werden. Das hätte er auch eher sagen können!


Tobi hat daraufhin noch mal nachgeschaut, ob der Verletzte vielleicht noch irgendeinen Schaden hat - da der aufs Kitzeln noch mit Lachen reagierte, stand es wohl doch nicht so schlimm. Der wollte nur ein bisschen betuttelt und zugedeckt werden - bald war kaum noch jemand zum Retten da, weil alle damit beschäftigt waren, es dem Verletzten im Auto gemütlich zu machen ... (Spaß beiseite: Da nun auf der Fahrerseite die Scheiben eingeschlagen werden sollten, wurde der Verletzte lang hingelegt und zum Schutz vor Glassplittern und Glasstaub !!! in eine Decke gehüllt.)


Dank des eingeklemmten Beins kamen nun alle mal mit Spreize und Schere zum Einsatz. Jan hat vorher sogar noch für ein „Terminator“-Bild Aufstellung genommen.


Beatrice hat bei ihrem Einsatz mit Spreize und Schere solche spöttischen Bemerkungen wie „Typisch Frau - Autoschlüssel vergessen!“ einfach überhört.



Der Verletzte war längst gerettet (oder hat vielleicht nur aufgegeben, weil er aufs Klo musste), aber die Rettungsaktivitäten waren nun nicht mehr zu stoppen. Vielleicht ist ja noch jemand unter der Motorhaube oder ein Hündchen im Handschuhfach ...



Um in jede Ecke zu gelangen, wurde die Motorhaube abgetrennt und der zweite Mittelholm entfernt. Die Front- und Heckscheiben wurden eingeschlagen, um mit der Schere an die anderen Holme zu kommen und dann das ganze Dach abzuheben. Das Unfallopfer hat fassungslos zugesehen, wie sich „sein“ Auto in ein Cabrio verwandelt.


So ganz ohne Oberteil hat das Fahrzeug eine prima Design-Studie für eine Sommerversion des doch schon etwas aus der Mode gekommenen Modells abgegeben. Es ist so einfach, aus einer alten Kutsche einen tollen Flitzer machen!


Beatrice hat die Gelegenheit genutzt, auf dem Fahrzeug als Boxenluder für den nächsten Pirelli-Kalender zu posieren. Kevin wollte da nicht zurück stecken und hat sich ebenfalls in Pose gesetzt. Ob er auch mit in den Pirelli-Kalender kommt, ist jedoch noch ungewiss.

Aber viel Zeit für's Foto-Shooting hatte er auch nicht, denn jetzt waren die Jungs von der Jugendfeuerwehr an der Reihe, die nicht nur zum Zuschauen mitgekommen waren.


Nacheinander konnte jeder unter Anleitung und Aufsicht von Tobias mit der Hydraulikschere die abgetrennten Türen bearbeiten und sich dort ein Stück aus dem Fensterrahmen herausschneiden. Das hat nicht nur Spaß gemacht, sondern auch Trophäen geliefert, die als Beweis für den Einsatz dienen und stolz herumgezeigt werden können.


Samuel (oben), Steve (links) und die anderen Jungs haben sich bei der Lektion sehr geschickt angestellt: vorsichtig, aber keinesfalls ängstlich.


Felix legte beim Zerlegen der Autotüren los, als ob er den ganzen Tag nichts anderes macht.
Vermutlich übt der immer heimlich mit seiner großen Schwester Beatrice von der „richtigen“ Feuerwehr, die sich ja auch nicht hat anmerken lassen, dass sie das erste Mal mit so einer Riesenschere hantiert.


Aber auch Robin, einer der Jüngsten im Team, hat keine Schwäche gezeigt und ist ganz geschickt mit dem unhandlichen Gerät umgegangen.


Das Zurechtrücken des Helms nach vollbrachter Tat erinnerte dann etwas an die Szenen nach dem ersten Mondspaziergang von Neil Armstrong (Apollo 11).


Gut zwei Stunden hat die Aktion inklusive Anreise gedauert. Da wurde es höchste Zeit, einzupacken und sich auf den Rückmarsch zu begeben. Am nächsten Tag stand ja wieder Arbeit bzw. Schule auf dem Programm.
Also: Alle Reste in das Cabrio packen, Kabel aufrollen, Pumpe und Werkzeug verstauen und dann Aufsitzen!




Bevor sich Cabrio-Liebhaber mit dem neuen Modell anfreunden, hat der Chef des Platzes dieses sowie das zweite Fahrzeug, das aus Zeitgründen gar nicht mehr zerlegt werden konnte, auf die Gabel genommen und der üblichen Fahrzeugverwertung zugeführt.



Für den Rückweg hat der Reporter, einer nostalgischen Ader folgend, die „Oma“ gewählt - das inzwischen trotz guter Pflege recht klapprige Fahrzeug mit dem Anstrich in Schweinchen-Rosa, das ausrangiert wird, sobald das zweite neue Fahrzeug da ist. Winne (oben links) und Steven (oben rechts), die meist die „Oma“ lenken, werden den Sound vermissen, mit dem das Fahrzeug auf jeden Pedalen-Tritt reagiert. Frank (unten links) und David (unten rechts) werden als „alte Hasen“ sicher auch mit einem lachenden und einem tränenden Auge auf eine „neue Kutsche“ umsteigen. David hatte allerdings auf der Rückfahrt keine Zeit für philosophische Betrachtungen, sondern musste erstmal die Damenwelt per Handy über die von ihm vollbrachten Heldentaten in Kenntnis setzen ...


Als die Fahrzeuge dann wieder in der Halle standen, wurde (ganz leise, damit der Nachbar nicht gestört wird) mit einem wohlverdienten Feierabendbier angestoßen. Es war ein erlebnisreicher Abend mit der Erkenntnis, dass noch viel zu üben ist ...