Es gibt viele gute Gründe, immer mal wieder nach Altlandsberg zu fahren, unter anderem den alljährlichen historischen Markt im Oktober. Wenn man von Mehrow über Trappenfelde fährt und kurz hinterm Ortseingang in den Gutshof abbiegt, findet man dort fast immer einen Parkplatz und ist in wenigen Schritten auf dem Marktplatz.


Auf dem Weg vom Gutshof zum Markt kommt man schon an einigen der vielen Sehens­würdigkeiten der Stadt vorbei: dem wieder hergerichteten Gutshaus, der ehemaligen Schlosskirche, die nun restauriert und zum Konzertsaal gemacht werden soll, der eindruckvollen Stadtkirche und der Plastik „Altstadtgeschichten“, die nicht nur schön aussieht, sondern auch in Wort und Bild vieles über die Geschichte der Stadt erzählt.

Ein paar Schritte weiter steht man mitten im Geschehen - wenn gerade Martktag ist ...


Am 15. Oktober 2011 traf man auf dem zentralen Platz der Stadt auf einen regen Trubel in einem großen Kreis von Buden, die schöne Sachen zum Kaufen und Schauen anboten. Getreu dem Motto „Historischer Markt“ waren das überwiegend Dinge, die uns unsere Vorfahren und nicht fernöstliche Händler hinterlassen haben.


Auch für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt, mit leckeren Speisen und Getränken, die man auch schon seit Jahrhunderten liebt, zum Beispiel Wurst und Braten vom Grill und frisch gezapftes Bier!

Aber nicht nur Kaufrausch, Hunger und Durst fanden auf dem Markt Befriedigung. Auch fürs Auge und fürs Ohr wurde etwas geboten. Da war zum Beispiel der Mann mit dem Leierkasten, der zeigte, wie einfach es schon vor der Erfindung von Plattenspieler und Radio war, Musik zu machen - vorausgesetzt, man hat den richtigen Dreh raus.

Eine Wohltat für Auge und Ohr war auch „Matricaria“, alias Ulrike Jesse aus Bernau, die mit der Laute durch die Reihen zog und die Besucher mit ihrem Spiel und Gesang ein paar Jahrhunderte zurück versetzte.
Wann und wo „Matricaria“ auftritt, ist auf ihrer Webseite zu erfahren: www.laetus-rusticus.de.



An vielen Ständen waren hübsche Sachen zu finden, so zum Beispiel Keramiken, die in der Alt­landsberger Kulturmanufaktur unter den Händen von Ute Edel (links) entstanden sind und von ihr selbst angeboten wurden.
Wer sich da schon jetzt mit Weihnachtsgeschenken bei ihr eingedeckt hat, war gut beraten. Wer erst für's nächste Jahr Geschenke braucht, kann aber auch einen Töpferkurs buchen und sich die dann selbst fertigen.
Mehr kann man über die Kulturmanufaktur hier erfahren: www.kulturmanufaktur-altlandsberg.de.

Auch am Stand des Heimatvereins war Hochbetrieb und jene Vereinsmitglieder, die den Stand betreuten, hatten ordentlich zu tun. Die Vereins-Chefin, Frau Hildenbrand hat fleißig mit Hand angelegt und auf historischem Gerät frisches Brot in handliche Scheiben zerlegt, die mit leckerem Schmalz beschmiert für einen kleinen Obolus zu Gunsten der Vereinskasse unters Volk gebracht wurden.
Überhaupt war der Stand prominent besetzt - selbst zur Bewachung der Mülltonne wurde gut bürgerliches Personal eingesetzt. Ein weiteres prominentes Vereinsmitglied, der Nachtwächter alias Horst Hildenbrand hatte darauf zu achten, dass kein Bösewicht auf den Markt gelangt und kein Unbescholtener diesen hungrig oder durstig verlässt.

Der Heimatverein hat jetzt auch eine eigene Webseite: heimatverein.altlandsberg.de.


Hüte, Mützen und Kappen gingen bei diesem herrlichen Herbstwetter nicht so gut - niemand wollte so recht daran glauben, dass vielleicht schon in ein paar Wochen strenger Winter ist und eine „Russen-Schapka“ gute Dienste leisten kann.
Die Erinnerung an das endlose Schnee-Schippen im letzten Winter scheint schon verblasst zu sein. Da waren ja zeitweise überall die Schneeschieber ausverkauft und Schapkas ein Verkaufsschlager.

Was einem normalen Markt­besucher selten gelingt, ist für die Herren mit Hellebarde, Drehorgel oder Federhut ein Kinderspiel: hübsche, fremde Frauen zum gemeinsamen Foto zu bewegen.


Der Nachtwächter hat sich trotzdem als unbestechlich erwiesen und überprüft, was die Frauen in ihren Körben auf den Markt tragen und die Budenbesitzer dort anbieten. Auch die brave Müllerin wurde streng kontrolliert, dass sie nur bestes Mehl unters Volk bringt.
Die Webseite des Nachtwächters ist besonders zu empfehlen: www.nachtwaechter-altlandsberg.de.


Aber die gute Frau und ihr Mann waren völlig unbescholten. Beide sind Müller-Profis und zeigen ihr Können nicht nur in der Gegend um Jüterbog, wo sie beheimatet sind, sondern auch auf Märkten wie hier in Altlandsberg. In Gläsern konnte man hier alle möglichen Getreidesorten bestaunen und bekam geduldig erklärt, was denn der Unterschied zwischen Mehl und Gries ist, wie Weizenkeime aussehen und wann man von Vollkornbrot sprechen kann. Und auch über das giftige Mutterkorn wurde man aufgeklärt.

Wer alles ganz genau wissen wollte, konnte auch einen Blick ins Mikroskop werfen und sehen, dass Getreide­körner richtige Rausche-Bärte tragen. Aber das wussten die Müllerstochter und ihre Freundin selbst­verständlich schon alles.
Der Müller hat derweil gezeigt und die Besucher selbst probieren lassen, wie man mit einer Handmühle Getreide in Mehl verwandelt - was gar nicht so einfach ist, wie es aussieht.

Wie die Müllerin, die nebenbei Kulturwissenschaften studiert, zu berichten wusste, war es früher bei Kriegszügen vorteilhaft, wenn die Truppen solche Mühlen mit sich führten. Dann waren sie nicht darauf angewiesen, bei ihren Plünderungen auf Mehlsäcke zu stoßen ...

Mehr erfahren Sie über die Mehlstube von Ina Hänsch-Goldau hier: www.mehlstube-jueterbog.de.

Für die Kinder gab es auch ein sehr buntes Angebot auf dem Markt. „Hau den Lukas“, Karussell und einen Schminkstand, an dem sich die Kinder kunstvoll verzieren lassen konnten. Allen Marktbesuchern, ob alt oder jung, war anzusehen, dass ihnen der Markt­tag großen Spaß macht, vor allem weil es überwiegend altertümlich zugeht und sich der „Historische Markt“ dadurch so gut von den sonst üblichen Märkten unterscheidet. Hoffen wir mal, dass der Markt nicht irgend­welchen Einsparungen zum Opfer fällt!