Am 31. August und am 1. September 2012 war Mehrow wieder das Ziel vieler Varieté-Freunde aus der Umgebung.
Es hat sich längst herumgesprochen, dass unser Varieté-Verein jedes Jahr mindestens ein neues witziges Programm zu bieten hat und dass die künstlerischen Darbietungen, insbesondere die der Tänzerinnen, durchaus mit denen von Profis mithalten können.
Dabei sind alle Akteure Laien, die sich am Abend nach der Arbeit treffen, um ein neues Programm einzustudieren.
Der Titel der diesjährigen Veranstaltung lautete „Ohne Proben ganz nach oben“ und ging insofern an der Realität vorbei, weil die Akteure wirklich endlos geprobt haben.
Viele Wochen vor dem Auftritt konnte man die Mädels mindestens einmal wöchentlich im Gemeindezentrum beim Proben beobachten. Da wurde nichts dem Zufall überlassen, sondern jeder Tanz gründlich geübt.
Die Besucher, die das riesige Festzelt an zwei Abenden füllten, konnten also darauf bauen, dass ihnen ein gründlich einstudiertes Programm geboten wird, dass aber immer noch Platz für Pointen aus dem Stehgreif hat.
Wie immer haben Torsten Rahlf und André Reinkober durch den Abend geführt und einige Sketche übernommen.
Zum Beginn liefen beide auch noch ganz ordentlich bekleidet herum, später sah das mitunter anders aus.
Um sich beim reiferen Publikum einzuschleimen startete das Programm mir Roland Kaiser und ähnlichem - die beiden Matrosinnen am Bühnenrand ließen aber erahnen, dass im Laufe des Abends nicht nur was für's Gemüt, sondern auch was für's Auge geboten wird.
Kommentiert wurde das alles durch einen echten Sachsen (auch „Schwager“ genannt), der zusammen mit seinem sächsischen Sohn für Mehrow eine Aufenthalts­genehmigung besitzt - befristet für die Zeit der Varieté-Auftritte.
Die beiden sollen uns stolz darauf machen, dass wir Brandenburger sind.
Der Mehrower Turnverein „blau-weiß gestreift“ ist leider nur in Varieté-Programmen zu bewundern.
Er trainiert ansonsten nur heimlich und hält sich leider auch mit Auftritten zurück. Dabei könnte er mit seinen grandiosen Leistungen auch internationale Konkurrenz in die Schranken weisen.
Die graziösen Bewegungen der geschmeidigen Körper sind unnachahmlich und die mit diesen Körpern geformten Figuren sind traumhaft schön. Trotzdem haben es zwei Damen gewagt, gegen diese menschlichen Edel-Ausgaben anzutreten - das war auch schön anzusehen, aber
"blau-weiß gestreift" kann man einfach nicht übertrumpfen.
Die Kombination der betörend schönen Männerkörper mit denen der reizenden Damen schmeichelte jedem Auge.
Poster-Bestellungen sind leider nicht mehr möglich.
An sich lud die Bar am Rande der Bühne zum Verweilen ein, aber dieses andauernde sächsische Gebrabbel ...
Viel Zeit und Ruhe zum Verweilen war aber eh nicht, denn schon stand eine unauffällig gekleidete zarte Frau auf der Bühne, die mit jedem Hufschlag ein Feuerwerk auslöste.
Die mitgebrachte Damen-Band fuhr derweil Karussell und traktierte ihre Instrumente, damit diese den rechten Sound zu den Kanonenschlägen liefern.
Bei der Dame mit dem feurigen Hufschlag hat sich niemend getraut, Hand anzulegen oder den Versuch unternommen, sie über die Bühne zu tragen.
Ganz anders bei den Mäuschen, die danach auf den Brettern erschienen. Die waren gleich von einer Schar Männer umringt, die ihnen volle Aufmerksamkeit widmete.
Den Streit, ob die Gummiente mit in die Badewanne darf, gibt es nicht nur unter Männern und im Fernsehen.
Den gibt es auch im wahren Leben, z. B. unter Politikern beiderlei Geschlechts, wenn es um Europas Zukunft geht.
Die Dame kam einem (oben herum) bekannt vor und der Herr in der Wanne war am Hut leicht als Napoleon-Nachfolger zu erkennen.
Aber zurück zu den wichtigen Dingen im Leben: schöne Mädchen auf der Bühne!
Zwei Handwerker standen stets bereit, um helfend eingreifen zu können, sollte beim Stuhltanz ein Stühlchen kaputt gehen und die darauf befindliche Dame gen Boden gleiten.
Warum aber die Herren mit zusammen gekniffenen Beinen am Bühnenrand standen, war nicht herauszubekommen, womöglich hatten sie sperriges Werkzeug dabei.
Danach gab es einen sehenswerten Auftritt der Mehrower Frauensport-Gruppe.
Die blau-weiß gestreiften Herren konnten leider keinen zweiten Auftritt bieten, da sie offenbar in die Jahre gekommen sind und längst an „Rücken“ oder „Beinen“ leiden.
Aber vielen Zuschauern waren eh die Damen-Beine lieber.
Kaum waren die Sportlerinnen von der Bühne runter, gab es die Nummer für die Tierfreunde unter den Mehrowern.
Süße, genüßlich schnurrende Kätzchen trollten sich auf der Bühne und manchem Aquarianer kam dabei der Gedanke, seinem Hobby abzuschwören und sich statt schuppiger Fische lieber solche Kätzchen zuzulegen.
Auch im Doppel sind die ganz nett anzuschauen.
Was überhaupt nicht als Doppel geht, ist dieser, längst verschollen geglaubte Schrecken jeder Hitparade.
Das Publikum hielt aber unglaublich tapfer durch!
Bier ist für solche Fälle ein probates Betäubungsmittel und so stieg die Nachfrage, nach dieser schäumenden Flüssigkeit mit jeder Strophe.
Die nach diesem Auftritt wohl verdiente Pause sollte aber nicht lange dauern, denn schon bald schwirrte etwas durch die Luft, das nicht nur Kindheitserinnerungen hervorrief, sondern auch Erinnerungen an den (Pre-)Varieté-Aufritt beim Dorffest 2005, als Biene Maja durchs Festzelt schwebte.
Und als ob Lockenwickler-gekrönte Damen und leibhaftige Sachsen auf preußischer Bühne nicht genug wären, erschien nun auch noch Horst Schlämmer im Rampenlicht.
Die Besucher auf den hinteren Bänken waren fein raus, denn sie mussten keine Angst wegen der feuchten Aussprache und dem losen Gebiss des Mannes haben.
Die Mädels vom Varieté haben dann mit einer Tanzeinlage wieder Ästhetik ins Programm gebracht und David durfte dabei den „Hahn im Korbe“ spielen - was sich der Herr Schlämmer vom Grävenbroicher Tageblatt bestimmt auch gewünscht hätte.
Nachdem Klaus Kleber und Gundula Gause mit ihrem
"Heute Journal" das Publikum bezüglich der Neuigkeiten (oder auch Dauerproblemen) aus Mehrow auf den neuesten Stand gebracht und viel Beifall bekommen haben, waren die optischen Rezeptoren des Publikums gefordert.
Feenhaft schwebte eine Blondine von der Bühne herunter in die Zuschauermenge und alle Augen klebten wie erstarrt an ganz bestimmten Körperteilen. Die Füße der hübschen Blonden haben die Leute fasziniert. Es ist unglaublich aufreizend, wenn sie sehr straff eingepackt sind, die Füße. Dieser leichtfüßige, graziöse Gang hat die Sinne der männlichen Zuschauer betört, aber nur ein Mann, vermutlich früher mal Schuster, durfte sich darüber freuen, dass dieses grazile Wesen auf seinem Schoß platz nahm. Nun konnte er alles in Ruhe und aus nächster Nähe begutachten.
Bei der hübschen Blonden war einfach alles am rechten Platz: die großen Zehen innen und die kleinen Zehen außen. Und riesig waren sie, die Füße.
Das ist natürlich der Konkurenz nicht verborgen geblieben und ganz schnell stand jemand vor dem Herrn mit dem Blondchen auf dem Schoß, um ihm diese auszuspannen.
So sind die jungen Leute - nichts gönnt man den Alten. Das Mädchen selbst hat nicht verwunden, aus den Senioren-Armen gerissen zu werden, und ist dem Alkohol verfallen. Zum Glück gab es da die Bar gleich an der Bühne.
Drei, vier Worte aus dem Munde des sächsischen Kellners, und sie hat sich die nächste Flasche kommen lassen.
Wie es ausgegangen ist, weiß man nicht. Ihr Lover hat sie abgeschleppt - auf seiner Schulter, wobei ihre sehr eng eingepackten attraktiven Füße mächtig herunterhingen.
Dann gab es einen Szenenwechsel, so etwa 300 Jahre zurück (Jetzt müsste man wissen, wann Mozart lebte ...).
Da war alles viel anständiger, so scheint es zumindest.
Aber in Wirklichkeit war auch der verehrte Amadeus schönen, gut verpackten Füßen nicht abgeneigt.
Dass der verehrte Komponist dem Wahnsinn verfallen ist, kann man gut verstehen - wie soll man sich z. B. unter den vier hübschen Mädels auf der Bühne entscheiden?
Die Bilder kann man sich ruhig (durch Mausklick) vergrößert anschauen. An den Mädels ist kein Makel zu finden. Und die sind alle hier aus dem Dorf! Mehrower Qualitätsprodukte!
Der nachfolgend auftretende Herr war genügsamer als der geliebte Amadeus, sowohl was das musikalische Niveau betraf, als auch hinsichtlich der Gefolgschaft.
Er war an sich mit einem Gummi-Huhn unterm Arm zufrieden, hatte aber sehr schnell eine ganze Meute hinter sich, die er am Kamener Kreuz vorbei nach Blankenese führte.
Rotkäppchen mit den goldenen Haaren, oder wer auch immer die Polonaise stoppte, bevor alle Löcher aus dem Käse gezogen waren, hatte amüsante Beobachtungen aus dem Umfeld der Mehrower Feuerwehr beizutragen.
Neben „Feuerwehrmann“ und „Löschmeister“ soll jetzt auch „interessierter Beobachter“ als Dienstgrad eingeführt werden.
Beim nächsten Sketch spielte ein Indianer vom andern Ufer die Hauptrolle - der mit der „Silberbüchse“, worunter in diesem Fall eine Konservendose zu verstehen war.
Das Probeschießen endete in einem Feuerwerk, welches die nächste Pause einläutet, in der das Publikum gleich testen konnte, wie man mit dem Lasso in der Hand tanzt.
Der „Gundi“ hat die Tanzpause nicht gereicht. Die Spätausgabe des „Heute“-Journals war kaum angelaufen, schon entfleuchte sie ihrem „Klausi“ und legte einen Solo-Tanz hin, den man bisher bestimmt noch nicht in den Mainzer Studios zu sehen bekommen hat.
Als nächstes wurde gezeigt, wie wehrlose Männer in die Knechtschaft von Frauen geführt werden.
Nein, es ging hier nicht um einen Hochzeitsmarsch.
Die Unterwerfung erfolgte auch nicht mittels Ring, sondern durch Ketten. Wie im richtigen Leben, haben aber auch hier manche ihr Schicksal sehr geduldig ertragen.
Apropos „ertragen“: Natürlich hat man auch die drei Damen, die danach auf die Bühne traten, singen und danach frei abziehen lassen.
Zeichnete sich doch bereits am Bühnenrand ab, dass für die nächste Nummer da Alter der Interpretinnen um mindestens 50 Jahre (gefühlt 80 Jahre) zurückgeschraubt wird.
Jetzt gab es wieder Mehrower Frischkost und den Zuschauern lief das Wasser im Mund zusammen - sicher weil die Farbe der Kostüme an junge Salatblätter erinnerte. Aber an Vernaschen hat natürlich niemand im Publikum gedacht - nicht mal der Landwirt mittendrin.
Ivan Rebroff war direkt aus Ilja Richters „Disco“-Studio nach Mehrow geeilt.
Das hat leider etwa 40 Jahre gedauert - er hat S-Bahn und Bus genommen.
Die Stimme hat zum Glück keinen Schaden erlitten. Wie ein sibirischer Bär hat er russische Volksweisen (oder das, was der Bundesbürger einst dafür gehalten hat) vorgetragen. Ruhmreich wie die Sowjetunion! Da weiß man, wofür man früher DSF-Marken geklebt hat.
Da wir schon mal in der Gegend sind: Dschingis Khan wohnt nicht weit weg davon und war auch nach Mehrow gekommen.
Angeblich über „Moskau“.
Als Maria am Pult im Publikum Stellung bezog und so ziemlich alle Akteure auf der Bühne Austellungen nahmen, wussten die Insider, dass nun zwar bald das Ende naht, aber dass es als Finale den seit einigen Jahren obligatorischen und unverzichtbaren irischen Stepptanz geben wird.
Und so sollte es auch in diesem Jahr sein.
Solch ein Stepptanz ist nicht nur eine Freude für das Publikum, sondern stets auch eine Herausforderung für die Bühnen­konstruktion. Aber die Bühne hat nicht nur den geplanten Tanz, sondern auch unzählige Zugaben ausgehalten - und das an zwei Abenden.
Die Akteure allein haben beim Schlussbild schon die ganze Breite der Bühne eingenommen. Als André (links) noch die gerade abkömmlichen fleißigen Helfer auf die Bühne rief, musste man noch ein paar Schritte zurückgehen, um alle aufs Foto zu bekommen.
Da stand gefühlt fast die Hälfte des Dorfes auf der Bühne.
Die Akteure und die vielen Helfer vor und hinter der Bühne, nicht zu vergessen jene, die sich um Speis und Trank, Einlass und Auslass (Klo) kümmerten, haben wieder Großartiges geleistet und ein ganz großes Lob verdient!