Wenn man im Briefkasten eine Einladung nach Altlandsberg in die Berliner Straße 1 findet, dann sollte man nicht lange überlegen, sondern sich gleich auf den Weg machen. Diese Einladung stammt sicher vom Altlandsberger Heimatverein und der hat immer was zu bieten.
In diesem Fall war es die Feier des 15jährigen Bestehens des Vereins am 4./5. Mai 2013. Eingeladen war am Sonnabend-Vormittag zur offiziellen Feierstunde mit ein paar honorigen Gästen in den Hof des Vereinsgebäudes, das früher mal eine Art Altersheim mit sechs kleinen Wohnungen war und seit einigen Monaten ganz offiziell dem Verein gehört.
Wer schlau war, nutzte die Gelegenheit und überbrückte die Zeit vor und zwischen den vielen Ansprachen mit einem Altlandsberger (Schwarz-) Bier, das nur bei besonderen Anlässen gezapft wird und nicht nur dem Landtagspräsidenten Fritsch (oben rechts in der Mitte) ganz vorzüglich schmeckt.
Brigitte Hildenbrand (oben links), die wenige Tage zuvor den Vereinsvorsitz von Prof. Dr. Hartmut Niedrich übernommen hat, begrüßte die Gäste an diesem unerwartet schönen Frühlingstag und übergab das Wort dann gleich an ihren Vorgänger im Amt.
Herr Professor Niedrich, der den Verein seit der Gründung im Jahre 1998 geleitet und viel über Altlandsberg publiziert hat, resümierte die Vereinsgeschichte und sprach an, was ihm noch an Projekten am Herzen liegt.
Dazu gehören ein behinderten­gerechter Zugang zum Haus und zum Garten, eine bessere Präsentation der Sammlungen sowie der Austausch der sehr maroden Fenster im Vereinsgebäude.
Denkmalsgerecht, aber trotzdem heutigen Ansprüchen genügend kostet ein Fenster 2.000 € - das macht bei 6 Fenstern auf jeder Längsseite 24.000 €. Einiges ist schon an Spenden gesammelt worden, aber das reicht noch nicht mal für zwei Fenster. Da muss also noch viel gebettelt werden - und ein Termin wie dieser war dafür bestens geeignet.
Im Angesicht der Presse reichten die Reaktionen der anwesenden Politiker von der Zusage einer wohlwollenden Prüfung von Förderanträgen bis hin zu spontanen Geldspenden.
Gunter Fritsch (oben links), der Präsident des Brandenburgischen Landtages, der bekennender Altlandsberg-Fan ist und gern Einladungen zu Veranstaltungen in der Stadt wahrnimmt, übernahm es, einige der langjährigen Vereinsmitglieder mit anerkennenden Worten und einer Urkunde auszuzeichnen - allen voran Herrn Professor Niedrich, der zwar aus Altersgründen sein Amt als Vorsitzender abgegeben hat, aber dem Verein weiterhin mit seinem Sachverstand und Tatendrang zur Verfügung stehen wird.
Mit gleicher Ehrung wurde Ravindra Gujjula (oben) bedacht, der seinerzeit als Altlandsberger Bürgermeister die Gründung des Heimatvereins angestoßen und von Anfang an tatkräftig im Verein mitgewirkt hat.
Arno Jaeschke (oben links), der „Ober“-Bürgermeister der durch Eingemeindungen nunmehr wesentlich vergrößerten Stadt Altlandsberg, schloss sich den Glückwünschen an und dankte dem Verein für die geleistete Öffentlichkeitsarbeit.
Durch Publikationen, Ausstellungen, Stadtführungen und die Mitwirkung bei vielen Festen hat der Verein einen großen Anteil daran, dass Altlandsberg immer mehr Besucher anzieht und zu einem beliebten Ausflugsziel geworden ist.
Herr Gujjula (oben links), der nach seiner eigenen Ehrung schnell wieder in die Rolle des Altlandsberger Ortsbürgermeisters geschlüpft war, überbrachte als solcher Dankesworte und Blumen an den scheidenden Vereinsvorsitzenden, Herrn Professor Niedrich, und an seine Nachfolgerin, Frau Hildenbrand. Den Glückwünschen schloss sich die SPD-Landtagsabge­ordnete Jutta Lieske (oben rechts) an, die auch nicht das erste Mal zu einer solchen Veranstaltungen nach Altlandsberg kam und ihre Unterstützung anbot, sondern z.B. auch beim Start der Spendenaktion für den Kronleuchter der Schlosskirche dabei war.
Inzwischen hatte sich das
Team Germany der
United Dancing Angels
Altlandsberg e.V.
im Garten eingefunden, um den Besuchern ein paar Proben ihres Könnens zu zeigen, was mit reichlich Applaus belohnt wurde.
Damit es nicht bei sinnlichen Genüssen bleibt, hatten die Vereins-Damen und -Herren gut und umfangreich auch für körperliche Genüsse durch Speis und Trank gesorgt:
Kaffee, Kuchen, Schnitt­chen, Grillwurst und das erwähnte Altlandsberger Bier waren reichlich vorhanden und fan­den den verdienten Anklang.
Wie immer gab es alles zu äußerst moderaten Preisen und es ist zu hoffen, dass auch dieses Mal wieder was für die vielfältigen Vorhaben des Vereins übrig geblieben ist.
Das Projekt der neuen Fenster ist schon genannt worden. Dies ist derzeit das dringendste, denn die jetzigen Fenster sind nicht nur morsch und verzogen, sondern bieten keinerlei Wärmeschutz und verhindern damit eine ganzjährige Nutzung des Hauses für Ausstellungen und Veranstaltungen.
So schön die in alten Trachten gewandeten Vereinsmitglieder auch aussehen - sie sehen ihre Aufgabe nicht darin, Kostüme durch die Gegend zu tragen, sondern ihren Mitbürgern und den Besuchern von Altlandsberg, insbesondere aber den Kindern die wechselvolle Geschichte dieser schönen, alten Stadt nahe zu bringen und ihnen zu zeigen, wie man früher hier gelebt hat. Und dazu hat man viele Aktivitäten gestartet, z. B. Schulstunden im alten Klassenzimmer, das unlängst vom Dachboden ins Parterre des Vereinshauses gezogen ist.
In einem eigens für das Jubiläum hergerichteten Ausstellungsraum konnte man einige Utensilien und Dokumente aus der Stadtgeschichte bewundern, darunter Urkunden, Siegel, Druckplatten, Trinkbecker usw., aber auch die zur 775-Jahr-Feier (2005) angefertigte Fahne und den Spaten, mit dem 2002 der erste Spatenstich für die Ortsumfahrung erfolgt ist.
Auf einem Monitor liefen in einer Endlosschleife einige Beiträge des RBB, die in letzter Zeit in Altlandsberg gedreht wurden und u.a. bei "Brandenburg Aktuell" zu sehen waren.
Darin war stets einer mit einer Hauptrolle vertreten, der leider beim Jubiläum nicht dabei sein konnte: Horst Hildenbrand (links oben), der ehrenamtliche Nachtwächter der Stadt, der schon viele Leute auf seinen monatlich stattfindenden nächtlichen Touren durch die Stadt mitgenommen hat.
In einer kleinen Galerie im Vereinszimmer gab es Werke Altlandsberger Künstler zu sehen und auf dem Flur wie immer jede Menge Schautafeln zu verschiedenen Themen der Stadtgeschichte, u.a. über das frühere Schloss, von dem neben einem Stück Ruine nur noch die Schlosskapelle übrig ist, oder über die Kleinbahn, die zwischen Hoppegarten und Altlandsberg verkehrte. Recht neu ist wie gesagt das Klassenzimmer mit der großen Tafel.
Das liebevoll eingerichtete Wohnzimmer mit dem imposanten Ofen (der allerdings früher nicht hier im Arme-Alte-Leute-Haus, sondern in einer etwas nobleren Wohnung gestanden hat) und der originalen Küche sind schon zig-mal angeschaut worden, aber es gab einen Grund, sich das alles nochmal genauer anzuschauen: Herr Thaler (unten rechts), der hier demonstriert, wie man vor der Erfindung der Brille Schriftstücke an der Wand entzifferte, hatte nämlich ein Quiz aufgesetzt, bei dem es um die Geschichte der Stadt und speziell dieses Hauses ging. Die Lösungen fanden sich fast alle auf den Schautafeln im Haus, in der ausliegenden Vereinschronik (die auch von ihm stammt und großes Lob verdient!) oder halt in dieser Wohnung, wie z.B. die Anzahl der Kochstellen auf dem alten Herd.
Der offizielle Teil des ersten Jubiläumstages fand mit dem Auftritt des Berliner „Jäzzclubs“ (das „ä“ ist kein Schreibfehler) einen schönen Abschluss. Eine kleine Truppe junger Leute, denen es Spaß macht, gemeinsam Musik zu machen, hatte sich leicht überreden lassen, beim Vereinsjubiläum aufzutreten und die Besucher mit ein paar unkonventionellen, sehr professionell vorgetragenen Gesangstücken zu erfreuen - was ihnen sehr gut gelungen ist.
Das ganze restliche Wochenende standen Haus und Hof allen interessierten Altlandsbergern und den Besuchern der Stadt offen. Wer diese Gelegenheit verpasst hat, der sollte sich das erste Septemberwochenende frei haten - da findet in Altlandsberg der Vogelscheuchenmarkt statt, bei dem man nicht nur viele der schön hergerichteten Gehöfte in der Stadt besichtigen kann, sondern auch die Räumlichkeiten des Heimatvereins. Schauen Sie doch mal vorbei!