Die „Arbeitsgemeinschaft der Städte mit historischem Stadtkern“, zu der auch Altlandsberg gehört, hat das Jahr 2013 unter das Motto „Alte Stadt – jugendfrei?!“ gestellt. Mit vielen Aktionen und mit einem Kalender dieses Titels soll zum Nachdenken angeregt werden, wie man auch eine alte Stadt für Jugendliche attraktiv machen kann.
Vielerorts in Brandenburg drohen die Dörfer und kleinen Städte auszubluten, weil die jungen Leute nicht nur der Arbeit wegen, sondern oft auch wegen mangelnder Freizeit­angebote in die Großstädte ziehen.
Zum Glück ist Altlandsberg weniger von diesem Problem betroffen, als vergleichbare Städte und das sicher nicht nur wegen der Berlin-Nähe, sondern auch wegen der vergleichsweise vielen Beschäftigungsmöglichkeiten, die es hier für Jugendliche gibt.
Am Ende der Klosterstraße ist ein großer Kalender mit 24 Türchen aufgestellt und hinter jedem Türchen wird ein Verein vorgestellt, der sich mit seinen Angeboten auch an Jugendliche richtet. Schon die bereits geöffneten Türchen geben interessante Details über die Freizeitangebote preis ...
Ganz folgerichtig steht auch über dem Kalender
„Alte Stadt jugendfrei?! – Fehlanzeige in Altlandsberg“.
Und an keinem anderen Ort der Stadt lässt sich besser beweisen, dass Altlandsberg voller junger Leute ist: In der Klosterstraße stehen zu beiden Seiten Schulgebäude, hier wimmelt es tagsüber an Schülern und zum Schulbeginn und -ende fahren hier die Schulbusse fast im Minutentakt vor. Und am Ende der Straße, dort wo im Mittelalter tatsächlich mal ein Kloster stand und in den letzten Jahren eine herunter­gekommene Firma das Auge getrübt hat, entsteht gerade ein Schulhort, der in modernen Neubauten untergebracht wird, die sich in Größe und Form an der umliegenden Bebauung orientieren. Also gleich gegenüber dem Kalender mit der Frage nach der jugendfreien Stadt werden sich bald hunderte Schüler nachmittags in den Gebäuden und auf den dazwischen liegenden Freiflächen tummeln. Der beste Beweis für den Kommentar „Fehlanzeige in Altlandsberg“.
Am Donnerstag, den 5. Dezember fand das offizielle Richtfest für den Hort-Neubau statt, drei Tage später gab es an gleicher Stelle eine Neuauflage dieses Ereignisses.
Da war Altlandsberg zum nunmehr zehnten Male Austragungsort für das Öffnen einer Tür im historischen Adventskalender, das von der Arbeitsgemeinschaft der „Städte mit historischem Stadtkern im Land Brandenburg“ jährlich veranstaltet wird – in der Vorweihnachtszeit an jedem Tag in einer anderen Stadt der Arbeitsgemeinschaft und meist an einem historischen Gebäude.
Altlandsberg hat bisher in jedem Jahr beim Kalendertür-Öffnen teilgenommen: 2011 durfte die Tür zum ehemaligen Spital am Berliner Tor, das heute den Heimatverein beherbergt, als 18. Kalendertürchen herhalten – 2012 spielte ein großes, vom Künstler Otto Edel kunstvoll gefertigtes Tor auf dem Marktplatz die Rolle des 23. Kalendertürchens.
Genau dieses Tor stand nun in diesem Jahr (2013) vor dem Hortgelände am Ende der Klosterstraße und diente dort als 8. Kalendertürchen, das den Eingang zu dieser künftigen Heimstatt der Altlandberger Schulkinder symbolisieren sollte.
Am 8. Dezember 2013 haben sich dort trotz Regen und Kälte einige Dutzend Altlandsberger eingefunden, um der Öffnung dieser Tür beizuwohnen – nicht gerechnet die Jungs und Mädchen der Jugendfeuerwehr, die dort Aufstellung genommen haben und die vielen Hortkinder, die ein kleines Programm aufführten. Mit dabei war wie immer der RBB mit einem Kamera-Team, denn wie jeden Abend im Advent gibt es abends bei „Brandenburg Aktuell“ einen kurzen Bericht über das Öffnen des Kalendertürchens. In diesem Jahr fallen diese Berichte aber leider immer sehr kurz aus – obwohl die in der Regel interessanter sein könnten, als die Interviews mit irgendwelchen Funktionären, die einen immer breiteren Raum in der Sendung einnehmen. Und so haben es von den vielen schönen Szenen, die in Altlandsberg gedreht wurden nur wenige bis auf den Bildschirm geschafft.
Schade! Die MOZ, die natürlich auch da war, hat da wenigstens mit einem größeren, sehr informativen Artikel in der MOL-Ausgabe etwas Ausgleich geschaffen.
Aber zurück zum „Türchen“, das wie gesagt ein diesem Jahr wieder ein großes Tor war, flankiert von zwei Schilder­häuschen, in welche sich die Zuschauer in Anbetracht des Regens gern verzogen hätten. Nach einer kurzen Ansprache von Bürgermeister Jaeschke, in der er unter anderem auf die Entwicklung des Schulstandortes Altlandsberg hingewiesen hat, öffnete sich kurz nach 12 Uhr dieses Tor und eine fröhliche Schar an Hortkindern strömte auf den Platz und erfreute die Besucher mit Liedern und kleinen Gedichten. Dann wurde von Kameraden der Jugendfeuerwehr die Richtkrone auf den Platz getragen. Die Kinder hielten kleine Schildchen mit Bändern in den Händen, die sie dann an die Richtkrone banden – auf jedem der Schildchen stand ein Wunsch der Kinder für die Entwicklung ihrer Stadt und ihres ganz persönlichen Umfeldes.
Der Bürgermeister und die Stadtverordneten haben sie hoffentlich vorher alle gelesen ...
Und wie sich das bei einem solchen Anlass gehört, saß auch am Steuerknüppel der Feuerwehr-Drehleiter, die als Kran diente und die Richt­krone mit den Wunschzetteln in die Lüfte hob, ein sehr junges Bedienpersonal.
Während der Richtkranz am Kranhaken über die neuen Hort­gebäude schwebte, kam der Altlandsberger Nacht­wächter alias Horst Hildenbrand, der bei keinem offiziellen Anlass fehlen darf, zum Zuge. Er hatte eine sehr schöne Aufgabe zu erledigen: Die Verpflichtung einer neuen Gehilfin.
Die zehnjährige Lia, die gerade eine schwere Krankheit und einen langen Krankenhausaufenthalt überstanden hat, hat sich sehnlichst gewünscht, wie ihr Bruder Robin vom Nachtwächter als Gehilfe aufgenommen zu werden. Wie Robin, der als einziger der 2008 verpflichteten fünf Nachtwächtergehilfen noch dabei ist, will Lia bei den monatlichen Stadtrundgängen des Nachtwächters und bei anderen Gelegenheiten den Besuchern der Stadt die Sehenswürdigkeiten zeigen und aus der Geschichte der Stadt erzählen.
Dass sich unter den jungen Leuten in der Stadt immer wieder welche finden, die solches Interesse für ihre Stadt zeigen und anderen ihr Wissen über die Geschichte und Gegenwart ihres Heimatortes mitteilen möchten, ist nicht nur sehr lobenswert, sondern auch ein sehr treffender Beweis dafür, dass „Alte Stadt“ und „Jugend“ keinesfalls Widersprüche sind.
Wir wünschen Lia viel Spaß bei der Erfüllung ihrer Nachtwächter-Aufgaben und gutes Durchhaltevermögen. Die Besucher der Stadt werden sicher ihre Freude daran haben, von einem jungen Mädchen, das mit Begeisterung bei der Sache ist, durch die Stadt geführt zu werden. Vielleicht kann sich dann der alte Nachtwächter irgendwann mal zur Ruhe setzen (bei Horst Hildenbrand allerdings kaum vorstellbar) und mit einem Pfeifchen im Mund zuschauen, wie seine Gehilfen die Besucher durch die Straßen und auf die Türme führen und dabei von dem schönen Ackerbürgerstädtchen Altlandsberg schwärmen!

Am Tag vor der Amtseinführung hat übrigens Lia zusammen mit ihrem Bruder die wunderbare RBB-Reporterin Ulrike Finck durch die Stadt geführt. Zweieinhalb Stunden waren die drei zusammen unterwegs. Die Geschwister haben Frau Finck zu einigen der Sehenswürdigkeiten geführt und wurden dabei heftig ausgefragt, vor allem dazu, wie es sich als Jugendlicher in der alten Stadt lebt. Robin hat da ganz souverän Rede und Antwort gestanden und ist sogar mit Frau Finck auf den Berliner Tor-Turm gestiegen, damit diese den richtigen Überblick bekommt.
Alle Drei haben einen tollen Fernsehauftritt hingelegt und gute Reklame für die keinesfalls jugendfreie Stadt gemacht! Das war dem RBB am 8. Dezember (zusätzlich zur Kalendertür) sogar einen längeren Beitrag in „Brandenburg aktuell“ wert.
Wie unter den Zuschauern beim Kalendertür-Öffnen am 8. Dezember 2013 zu bemerken war, gibt es erfreulicherweise in Altlandsberg nicht nur für das Nachtwächteramt, sondern auch für den Job des Weihnachtsmannes, reichlich Nachwuchs, so dass wir nicht befürchten müssen, dass Weihnachten alsbald wegen Personalmangel ausfallen muss.