Westlich des Autobahnrings liegt zwischen der B 158 und der Regionalbahnlinie Lichtenberg - Werneuchen (RB 25) das Gewerbegebiet Blumberg-Rehhahn.
Von der Bahnlinie hatten die Beschäftigten und die Kunden des Gewerbegebietes bisher allerdings nichts, da die Bahn ohne Halt am Gewerbegebiet vorbei fuhr.
Vor mehr als zehn Jahren haben sich deshalb die Gewerbe­treibenden im Gewerbegebiet Blumberg-Rehhahn mit der Bitte an die (damals noch selbständige) Gemeinde Blumberg und an die Deutsche Bahn gewandt, an der Regionalbahn­linie einen zusätzlichen Haltepunkt einzurichten.
Aber so einfach ist das in Deutschland nicht zu machen ...
Die Gemeinde Blumberg (und nach der Zwangsfusion die Gemeinde Ahrensfelde) stand dem durchaus offen gegenüber - aber selbst bei vorhandenem Geld hätte sie nicht einfach an einer fremden Bahnlinie eine Haltestelle einrichten können. Und die Bahn zeigte sich hinsichtlich der Nutzung der gewünschten Haltestelle skeptisch.
Die Gewerbetreibenden haben daraufhin auf eigene Kosten eine Studie in Auftrag gegeben, die eine Rentabilität der Station nachgewiesen hat. Gemeinde und Bahn haben daraufhin ihre Absicht bekundet, gemeinsam die gewünschte Station zu errichten und sich die Kosten zu teilen, wobei man natürlich mit einem Zuschuss des Landes gerechnet hat. Hier war aber mehr als guter Wille des Landes gefragt, denn die Finanzierung eines solchen Projektes aus privaten und öffentlichen Mitteln war wohl einigermaßen neu und rechtlich unklar.
Vor ein paar Monaten war es dann endlich so weit: Die bestätigten Pläne lagen auf den Tisch, die rechtlichen Probleme waren geklärt und die Finanzierung inklusive Fördermittel war gesichert. Nun konnte es losgehen und es ist dann auch nicht lange „gefackelt“ worden.
Fast pünktlich zum Fahrplanwechsel Anfang August war der Haltepunkt fertig - die feierliche Eröffnung wurde auf Freitag, den 16. August 2013 um 13 Uhr angesetzt.
Einige Prominenz war angekündigt, darunter der branden­burgische Infrastruktur-Minister Jörg Vogelsänger. Der kam auch sehr pünktlich und mischte sich gleich unters Volk.
Das Wetter sprach eigentlich für Shorts und T-Shirt, aber die honorigen Gäste haben (fast) alle am obligatorischen dunklen Beerdigungs-Dress festgehalten.
Der Minister in schwarzen Jeans und heller Jacke machte da schon mal eine lobenswerte Ausnahme.
Das Personal am Büfett, das vom Hotel „Berliner Tor“ als größten Nutznießer der neuen Station gestiftet wurde, hatte reichlich damit zu tun, kalte Getränke zu reichen.
Ein behindertengerechter Zugang, ein Bahnsteig mit Blindenleitsystem und ein gläsernes (noch Graffiti-freies) Wartehäuschen sind die Merkmale dieses Haltepunktes. Dazu ein „Bahnhofsvorplatz“ mit ein paar Parkboxen - eine Fahrradabstellanlage soll noch kommen. Und hoffentlich finden sich auch noch ein paar Rollen Rollrasen um die Begrünung des Hangs zu komplettieren. (Oder wird wie früher der im Blickfeld des Ministers ausgelegte Rollrasen wieder eingerollt, wenn der Minister wieder weg ist ?)
Der Minister, ein Vertreter der Bahn (als Eigentümer der Strecke) und unser Bürger­meister haben in ihren Reden die Zufriedenheit ausgedrückt, dass das endlose Hin-und-her endlich ein Ende gefunden hat und der Haltepunkt in Betrieb genommen werden kann.
Der Bürgermeister, Herr Gehrke, hat sich beim Eigentümer des Hotels „Berliner Tor“, Herrn Schulz, für dessen Beharrlichkeit beim „Kampf“ um den Haltepunkt gedankt und ihm ein Abzeichen mit dem Ahrensfelder Wappen als „Orden“ verliehen.
Das RBB-Fernsehen hat alles festgehalten und am Abend bei „Brandenburg aktuell“ einen kurzen Beitrag gesendet. Und auch die Presse, darunter die MOZ mit Bild- und Text-Reporter war dabei und hat den Festakt für die Nachwelt dokumentiert.
Aber die Hauptsache sollte ja noch kommen: Die Abfertigung des „ersten“ Zuges an dieser Station. Als solcher war der Zug um 13.17 Uhr in Richtung Berlin auserkoren worden. Das was aber echter Schummel, denn schon seit dem Morgen hielten die Züge hier - und erfreulicherweise fanden sich schon am ersten Tag einige „richtige“ Fahrgäste, obwohl die Existenz des Bahnhofs noch krampfhaft verheimlicht wird. (Nirgendwo im Gewerbegebiet findet sich bisher ein Hinweis auf den neuen Haltepunkt ...)
Unser Bürgermeister Wilfried Gehrke (CDU), Minister Jörg Vogelsänger (SPD) und Assistentin Britta Stark (SPD) haben ganz spontan eine große Koalition gebildet und den Zug in Teamarbeit erfolgreich auf die Strecke gebracht.
(Der Zug wär aber vermutlich auch losgefahren, wenn sie statt der Kelle eine Mohrrübe hochgehalten hätten ...)
Der Chef der ODEG, Arnulf Schuchmann (oben), hat im Anschluss auch noch seine Grüße und Glückwünsche übermittelt und zugleich sein Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass die ODEG (Ostdeutsche Eisenbahn GmbH) die letzte Ausschreibung verloren hat und die Strecke ab dem nächsten Jahr nicht mehr selbst betreiben wird.
Aber in eine paar Jahren wird wieder ausgeschrieben - da wird sich die ODEG bestimmt wieder bewerben.
Um das denkwürdige Ereignis für die Nachwelt zu dokumentieren, hat eine VBB-Mitarbeiterin anschließend einige Schilder mit der Aufschrift
"Blumberg-Rehhahn / Eröffnung Haltepunkt 16.8.2013"
in die Runde gegeben und die Promis haben ganz brav ihre Autogramme darauf platziert.
Für's geladene Publikum (und jene, die sich heimlich darunter gemischt haben) gab es am Büfett kleine Häppchen, Reklameheftchen und Fahrpläne, Nippes und Gummibärchen für die Kinder bzw. Enkel und die historische Kelle zum Anschauen.
Der Zug 13.42 Uhr in Richtung Werneuchen hat außer beim RBB-Kamera-Team, das noch etwas „Motion“ im Video brauchte, schon gar keinen mehr interessiert. Dabei wäre es doch wert gewesen zu feiern, dass er Haltepunkt auch in der anderen Richtung funktioniert!
Noch schnell ein paar Gespräche und einen Kaffee, serviert von der freundlichen Bedienung, und schon geht es weiter zum nächsten Termin oder ins Wochenende.
Der Herr Minister hat (nachdem er sich das Jackett vom Leib gerissen hat) sein schlichtes, mit nur einem Stern ver­sehenes Dienstfahrzeug bestiegen, und auch die Mehrzahl der anderen Gäste ist mit dem Auto davon gebraust.
Nur eine winzige, mit Zeitkarten ausgestattete Minderheit hat für die Heimreise die gerade gefeierte Bahn benutzt.
Ob man von den Promis mal jemand am neuen Haltepunkt oder im Zug treffen wird?
Mal abgesehen vom 10-jährigen Jubiläum 2023.
Der ODEG-Chef (oben rechts) hat wenigstens zugegeben, dass es zu umständlich ist, mit der Bahn von Blumberg zu seinem Arbeitsplatz in Eberswalde zu kommen ...