Anfang April war wieder einmal Schlachtefest beim Landhof Rahlf angesagt. Eigentlich ist es gar nicht mehr erforderlich, Reklame dafür zu machen, denn es hat sich längst herum­gesprochen, dass es da nicht nur leckere Sachen zum Sofort­essen oder zum Mitnehmen gibt, sondern auch gute Unterhaltung und tolle Stimmung.
Ein paar gut platzierte Plakate reichten aus, wieder viele Besucher auf die Freifläche vor dem Landhof am Mehrower Ortseingang zu locken. Zur Mittagszeit waren es angeblich fast 300 Besucher, die es sich auf den Biertischgarnituren im Zelt, und an den Stehtischen davor bequem gemacht hatten.
Am Nachmittag, als es der Schreiber dieser Zeilen endlich auch dorthin geschafft hat, war es zwar mit dem großen Ansturm vorbei, aber weder mit den leckeren Angeboten, noch mit der Musik und der guten Laune.
Die beiden "Brandenburger Adler" waren noch längst nicht müde und spielten einen Ohrwurm nach dem anderen. Schon bei vorangegangenen Festen haben sie sich als perfekte Stimmungsmacher erwiesen.
Ganz hart gesottene haben sich schnell nochmal Nachschlag geholt, bevor die "Essenausgabe" dicht gemacht hat - der Hausherr hat danach jenen, die sich dabei übernommen haben, großzügig mit Jägermeister Abhilfe verschafft.
Danach war wieder Platz im Bauch für ein letztes Grill­würstchen oder noch ein Stückchen Schwein vom Spieß.
Egal, ob die Schweine zu Lebzeiten mal nach Tier gerochen haben oder nicht: Auf dem Grill und am Spieß riechen sie einfach köstlich.
Im RBB-Fernsehen treten neuerdings Leute auf, die Protokoll führen, wenn es hier nach Schwein riecht.
Der 5. April 2014 wird da hoffentlich fettgedruckt in der Liste erscheinen.
Wer Bekanntschaft mit den Schweinchen schließen wollte, die demnächst ihr Quartier im Landhof mit dem Grill oder Drehspieß tauschen sollen, hatte den ganzen Tag über Gelegenheit, sich unter sachkundiger Begleitung in den Stallungen und auf dem Freigelänge umzuschauen.
Selbst Zuspätkommer bekamen noch eine Chance und wurden von Frau Dr. Ingrid Wicke, Fachberaterin beim Hybridschweinezuchtverband, durch dem Stall geführt.
Frau Dr. Wicke war voll des Lobes über die Vielfalt an Schweinerassen, die auf dem Landhof Rahlf gehalten werden, die Unterbringung der Schweine und die erzielten Zuchtergebnisse. In der Fachpresse war wohl schon öfter mal davon zu lesen, Boulevard-Blätter setzen da mitunter andere Schwerpunkte.
In den Boxen konnte man Vertreter der verschiedenen Rassen bestaunen, größtenteils Zuchttiere, die an den Kerben in den Ohrläppchen zu erkennen sind. Für jene, die nicht aller Schweinerassen kundig sind, hingen über einigen Boxen Zettel mit einer Beschreibung der Rasse und ihrer jeweiligen Vorzüge. Da konnte man erfahren, dass einige Rassen zumindest hier in Deutschland schon fast verschwunden waren und dass es engagierten Züchtern zu verdanken ist, dass man sie jetzt wieder im Stall bestaunen und später auch verkosten kann.

Wollschwein

Sattelschwein

Large Black

Edelschwein

Duroc

Pietrain
Dass die Nachzucht alter Rassen nicht unbedingt zum Reichwerden taugt, ist auch für den Laien nachvollziehbar, wenn er deren oft recht zierlichen Vertreter mit "normalen" Hausschweinen oder gar einem "Deutschen Edelschwein" vergleicht, die erheblich mehr auf die Waage bringen.
Auch Nachwuchs gibt's nicht bei jedem Schwein im gleichen Umfang, aber doch so viel, dass es den Schweinezüchter und seine Abnehmer freut.
Und wenn der Wurf wieder zuchttaugliche Ferkel enthält, die laut quiekend ihre Ohr-Kerben in Empfang nehmen, ist die Freude besonders groß, auch beim Schweinezuchtverband, der die Landwirte insbesondere bei der Nachzucht alter Rassen berät und betreut.
Frau Dr. Wicke, die nicht verheimlicht, dass ihr die Sattel­schweine besonders ans Herz gewachsen sind, betreut zur Zeit bundesweit 48 Sattelschweinzüchter (viele mehr gibt es davon auch nicht), davon 20 allein in Brandenburg.
Erfreulicherweise ist hier und überhaupt in den neuen Bundesländern das Bemühen der Bauern um Vielfalt und Qualität des Tierbestandes besonders groß.
Von Massentierhaltung ist das hier weit entfernt.
Der Laie schätzt am Sattelschwein, dass man hier ganz leicht den richtigen Namen zuordnen kann. Die helle "Banderole" um Bauch und Rücken der ansonsten dunklen Tiere sieht tatsächlich wie ein aufgesetzter Sattel aus. "Wollschwein" lässt sich auch leicht zuordnen, aber dann hört es schon auf. Wer "Pietrain" und wer "Duroc" ist, muss man schon auswendig lernen.
Sein Wissen kann man dann auf der großen Freifläche hinterm Stall testen, wo die Tiere bunt gemischt umhertollen.
Die Expertin ist ganz angetan von dem weiten Auslauf, den die Tiere hier auf der ehemaligen LPG-Fläche haben. So viel freie Fläche kann nicht jeder Bauer seinen Tieren bieten.
Verstreut aufgestellte Schweinehütten bieten den Tieren nachts und bei schlechtem Wetter Unterschlupf. Es gibt Mehrower, die meinen, das sähe aus wie in Schwarzafrika - es lohnt sich also, mal in unser Dorf zu kommen, wenn man sich Fernreisen nicht leisten kann.
Besondere Freue haben die Schweine am Wasser und an dem, was man aus Wasser und Erde machen kann: Modderpampe. Gegenüber Kindern, die stets Ermahnungen ausgesetzt sind, wenn sie in der Pampe spielen, können das die Tiere ganz ungeniert tun:
Wenn man ohnehin "Schwein" genannt wird, hat man keinen guten Ruf zu verlieren.
Zurück auf dem Platz vor Rahlf's Hofladen kam das böse Erwachen, dass sich das Schlachtefest langsam dem Ende hin neigte. Die verbliebenen Besucher mühten sich redlich, Grill und Spieß leer zu futtern. Und auch Frau Dr. Wicke wollte unbedingt noch wissen, wie ihre Lieblingstiere schmecken, wenn sie den Grill passiert haben.
Ole (oben) und Bodo (links), beides gestandene Jugend­feuerwehrmänner, waren inzwischen auch fast arbeitslos.
Sie hatten, natürlich mit Walkie-Talkie ausgestattet, die Aufsicht über den Parkplatz übernommen, der inzwischen aber fast leer war. Noch nicht leer waren zum Glück die Bleche mit den Pflaumenmus-Stullen ...
Am Zapfhahn hingen offenbar auch noch ein paar Tropfen, denn die Herren am Stamm­tisch hatten keinen Grund über trockene Luft zu klagen.
Ansonsten kehrte Ruhe ein - mal abgesehen von den Brandenburger Adlern.
Ob die beiden Herren noch vor dem Abbau des Zeltes aufgehört haben zu spielen, oder mit eingerollt wurden, ist nicht überliefert. Letzteres ist zu wünschen, dann wären die Herren beim nächsten Mal mit Sicherheit wieder dabei.
Ihnen und all den anderen fleißigen Helfern sei herzlicher Dank für dieses vergnügliche Schlachtefest gesagt!
Die Mädels, die mit ihren Tretautos durch das inzwischen fast leer gefegte Zelt gekurvt sind, konnten sich nun auch getrost auf den Heimweg machen.