Nimmt man von Paris in Richtung Belgien die A2 über Valenciennes und verlässt diese in Cambrai, kommt man auf fast schnurgerader Straße nach Le Quesnoy.
Im ersten Weltkrieg war diese nahe der belgischen Grenze gelegene, stark befestigte Stadt von deutschen Truppen besetzt und heiß umkämpft. 1918 wurde sie von neuseeländischen Truppen erobert, weshalb an vielen Stellen im Ort der Neuseeländer gedacht wird.
Verlässt man Le Quesnoy in Richtung Nordwesen und folgt der D942, trifft man nach wenigen Kilometern auf Wegweiser, die zum deutschen Soldatenfriedhof Frasnoy führen.
Der liegt ziemlich weit ab vom gleichnamigen Ort in der Nähe eines Zeltplatzes, der aber zur Zeit unseres Besuchs Anfang Mai noch recht verlassen war. Und genauso verlassen war der Soldatenfriedhof - hier kommt niemand zufällig vorbei. Wer sich bis hierher durchschlägt, der ist auf der Suche nach einem bestimmten Soldatengrab.
Wir sind auf der Suche nach dem Grab von Wilhelm Schmidt aus Blumberg, den wir auf dem dortigen Kriegerdenkmal entdeckt haben.
Zum Glück war da auch das Todesdatum (1.11.1918) vermerkt, denn auf diesem Friedhof, der nicht einmal zu den ganz großen zählt, liegen gleich sechs Wilhelm Schmidt begraben!
Obwohl der Friedhof so abgeschieden liegt, ist er in einem tadellosen Zustand und sieht aus, als hätten ihn die Gärtner gerade erst verlassen. Das, was der Volksbund Deutsche Kriegs­gräberfürsorge und seine Partner auf den Friedhöfen vor allem im Ausland leisten, kann nur gelobt werden!
Es ist großartig zu sehen, welche Mühe man sich gibt!
Auf diesem Friedhof, der nach dem ersten Weltkrieg von den französischen Militärbehörden angelegt wurde, liegen knapp 4500 Soldaten aus etwa 80 Gemeindebereichen im Umkreis von 20 km. Die Gegend um Valenciennes war ein deutscher Hauptnachschubplatz für den rechten Flügel der Westfront mit einer großen Anzahl an Lazaretten. Viele der auf diesem Friedhof liegenden Soldaten sind im Lazarett ihren Verletzungen erlegen oder verunglückt.
Durch eine Kreuzgruppe ist ein Gemeinschaftsgrab markiert - Bronzeplatten nennen die Namen der dort Bestatteten.
Neben den obligatorischen schwarzen Eisenkreuzen und den steinernen Tafeln mit Davidsstern für die gefallenen jüdischen Soldaten, finden sich hier auch vereinzelt Steinkreuze, wie zum Beispiel für den russischen Soldaten Batag Dorespiheff.
Ein Leutnant der Reserve hat gleich Beides aufs Grab gestellt bekommen: ein Eisenkreuz und einen „richtigen“ Grabstein.
Anhand des Dienstgrades und des Todesdatums war im Namensbuch des Friedhofs (wie schon vorab in der Online-Datenbank des Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge) die Grablage „unseres“ Wilhelm Schmidt schnell ermittelt:
Grab 88 im Block 7. Auf diesem Friedhof teilen sich in der Regel zwei Soldaten ein Kreuz.
Kurioserweise heißt auch der zweite unter diesem Kreuz, dessen Name auf der Rück­seite steht, Wilhelm Schmidt!
Bevor es weiter gen Heimat geht, machen wir noch einen Abstecher in das Dörfchen Frasnoy, das abseits der Fern­straßen ein ruhiges Dasein führt: Als Blumendorf (Village Fleuri), wie es ein Schild unter dem Ortsnamen verspricht.
Eine einsam in der Dorfmitte stehende Lore zeigt an, dass in dieser Gegend mal Bergbau betrieben wurde.
Dass der Krieg auf beiden Seiten viel Leid hinterlassen hat, zeigt ein Denkmal mit den Namen jener „Enfants de Frasnoy“, die ihr Leben für Frankreich gelassen haben.