Wenn man aus Belgien kommend nicht auf der Autobahn, sondern auf der Nationalstraße 2 in Richtung Paris fährt, kommt man kurz hinter Soissons (etwa 100 km vor Paris) unweigerlich am Soldatenfriedhof Vauxbuin vorbei, der auf der Westseite der Route de Paris liegt.
Und nur in dieser Richtung hat man eine Chance, auf der vielbefahrenen, zweistreifigen Straße zu stoppen. Und auch da muss man Obacht geben, denn heute rechnet keiner mehr damit, dass jemand an einem Soldatenfriedhof hält, um sich diesen anzusehen. Wir haben das schon wiederholt getan, denn dieser Friedhof hat die Besonderheit, dass er deutsche, französische und britische Soldaten des ersten Weltkriegs vereint.
Der deutsche Teil des Friedhofs wurde gleich nach dem ersten Weltkrieg angelegt, um die im Umkreis von 15 km provisorisch beigesetzten Gefallenen aufzunehmen.
Nach Abschluss des deutsch-französischen Kriegsgräber­abkommens im Jahre 1966 wurde der Friedhof aufwendig umgestaltet und die einst hölzernen Grabkreuze wurden durch Natursteinkreuze mit eingraviertem Namen ersetzt.
Wie die Stele am Eingang verrät, ruhen auf diesem Friedhof insgesamt 9229 deutsche Soldaten, von denen viele im letzten Kriegsjahr bei der Schlacht an der Marne fielen.
Ganz selbstverständlich stehen hier zwischen den Kreuzen auch Grabsteine mit dem Davidsstern - ein Bild, das man auf Soldatenfriedhöfen des zweiten Weltkrieges vergeblich sucht.
Das Meer der mit Kreuzen und Steinplatten gekennzeichneten Gräber erscheint endlos, beherbergt aber noch nur 40% der hier bestatteten Soldaten. Der Rest, 5557 Soldaten, ist in vier Gemeinschaftsgräbern am hinteren Rand des Friedhofs beigesetzt.
4780 der dort bestatteten Soldaten blieben namenlos, die Namen der anderen sind auf fünf großen, senkrecht unter einem großen Baum aufgestellten Bronzetafeln festgehalten.
Was wir beim letzten Besuch im Jahre 2011, als diese Bilder entstanden, nicht wussten:
Auf diesem Friedhof liegt auch ein Soldat aus unseren Nachbardorf Lindenberg:
Der Gefreite Otto Bruchmann, geb. 16.1.1896, ist lt. Lindenberger Kriegerdenkmal am 21.7.1918 in Frankreich gefallen und die Online-Datenbank des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gibt Auskunft, dass er hier im Block 2, Grab 523 bestattet ist.
Gleich an das deutsche Gräberfeld schließt sich ein französisches an, auf dem 4.898 Gefallene liegen.
Hier stehen die Kreuze dicht beieinander und die langen Grabreihen werden nicht durch Bäume unterbrochen.
Da auf französischer Seite auch Soldaten aus den damaligen Kolonien kämpften, und viele davon Muslime waren, finden sich auch hier zwischen den Kreuzen Steinplatten, allerdings nicht wie bei den jüdischen Soldaten mit Davidsstern, sondern mit arabischen Schriftzeichen.
Zwischen dem deutschen und dem französischen Gräberfeld findet sich noch ein weiteres, das 273 britische Gefallene beherbergt. Wie auf allen Friedhöfen mit Gefallenen aus den Commonwealth-Staaten hat hier jeder Gefallene seinen eigenen Grabstein, der neben den Angaben zur Person das meist kunstvolle Emblem der jeweiligen Einheit zeigt.
Außerdem sind Blumen zwischen die Grabsteine gepflanzt - meist Rosen, die sich um die Grabsteine ranken und fast das ganze Jahr über einen unvergleichlich schönen Grabschmuck liefern. Hier ist man versucht, alle Reihen abzulaufen und sämtliche Grabsteine zu studieren und im Foto festzuhalten.
Es ist schön zu sehen, dass die Soldaten, die sich einst gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben, nun vereint auf einem Friedhof ruhen.
Das zeugt davon, dass zumindest hier in Europa die nach­folgenden Generationen mehrheitlich begriffen haben, wie töricht es ist, sich seine Nachbarn zum Feind zu machen.
Quelle: http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/vauxbuin.html