Der Altlandsberger Vogelscheuchenamarkt am 5. September 2015 steht vor der Tür, da wird es Zeit, einen Blick auf den vorjährigen Markt zu werfen:
Am 6. September 2014 war im benachbarten Altlandsberg Vogelscheuchenmarkt und viele Besucher aus der Region kamen in das liebenswerte Städtchen, dessen Innenstadt an diesem Tag weitestgehend Fußgängern und Radfahrern vorbehalten war. Zum Beginn um 11 Uhr waren noch nicht so viele Gäste da, aber schon eine Stunde später, als der Hunger einsetzte, strömten sie aus allen Richtungen herbei.
Wie immer gab es an diesem Tag sehr viel zu sehen und zu erleben, denn schließlich hatten wieder etwa 20 Höfe ihre Tore geöffnet und lockten die Besucher mit interessanten Ausstellungen, hübschen Dekorationen, Verkaufsständen, Livemusik, Kaffee und Kuchen, Grillwurst und Bier, sowie vielen anderen Genüssen für Geist und Leib.
Und wie immer wimmelte es in der Stadt an Vogelscheuchen, von denen viele sehr originell und liebevoll gestaltet waren.
Da waren Fußballer (natürlich Weltmeister!), Feuerwehrleute, alte Omas, hübsche Püppchen, dicke Jungs und ganze Familien zu sehen. Mit Scheuchen die Stadt zu schmücken und ein Fest danach zu benennen, war eine gute Idee!
Eine Bronze-Figur (oben) in der Tordurchfahrt sah so echt aus, dass man sie für einen verkleideten Studenten halten konnte, der gelegentlich die Passanten erschreckt und um eine Spende bittet. Es war aber Reklame für eine Gießerei.
Die sucht vergeblich einen Lehrling, der nicht IT-Spezialist, Profi-Gamer oder Mobiltelefonverkäufer werden will ...
Wie schon in den Jahren zuvor war die Toreinfahrt neben dem Wild-Geschäft am Marktplatz von einem Hirsch- und einem Büffel-Kopf flankiert und in der Lücke dazwischen konnte man kaufen, was von diesen lieben Tierchen sonst noch übrig geblieben ist.
Ein paar Meter weiter suggeriert eine goldene Brezel über dem Fußweg, dass sich dort ein Bäcker befindet, aber Fehlanzeige. Den gibt es schon lange nicht mehr und die gemütliche Gaststätte, die da zwischenzeitlich beheimatet war, hat leider nicht durchgehalten. Leider stehen derzeit ziemlich viele Geschäfte in der Berliner Straße leer.
Auf einigen Höfen traf man fliegende Händler, die zum Glück nicht mit Kleidern von der Stange oder Kochtöpfen Handel trieben, sondern mit Münzen, Büchern, Steinen und anderen interessanten Dingen, bei denen es Spaß machte, in den Auslagen zu stöbern. Reich ist von den Händlern bestimmt keiner geworden, aber sie waren eine Bereicherung!
Toll anzusehen war, wie schön und individuell die meisten der geöffneten Höfe hergerichtet waren. Die früher als Werkstätten, Remisen, Ställe usw. genutzten Bauten in der zweiten Reihe sind inzwischen fast ausnahmslos zu Wohnzwecken ausgebaut, zumindest die oberen Etagen.
Und dahinter wird es oft noch prachtvoller.
Meist findet sich auch im „Hinterhaus“ noch eine Durchfahrt, die zu einen bis zur Stadtmauer reichenden Garten führt.
Da findet man sowohl prächtige Blumenbeete, als auch naturbelassene Streuobstwiesen - und mittendrin jede Menge historischen Kram, kleine Kunstwerke und an diesem Tag natürlich Heerscharen an Vogelscheuchen.
Ein aufgemotzter Garant, dem man oft auf Festen in der Region begegnet, drehte den ganzen Tag mit lustigem Volk an Bord seine Runden durch die sonst fast autofreie Stadt.
Dort, wo er von der Berliner-Straße in die Hirtengasse abbiegt, ist man fast beim Heimatverein angelangt, dessen Haus sich an den Berliner Torturm anschmiegt.
Hier findet man verschiedene kleine Ausstellungen und stets nette Leute, die einem alles erklären. Und das alte Klassenzimmer lädt regelrecht zum Nachsitzen ein.
Auf dem Hof bekommt man bei solchen Anlässen immer Kaffee und leckeren Kuchen, manchmal auch noch Herzhaftes - und den einen oder anderen schattigen Platz.
Gleich nebenan lädt die offene Tür zur Besteigung des Turmes ein. Die lange hölzerne Leiter erfordert schon etwas Überwindung, aber der Ausblick ist die Mühe wert!
Auf dem Weg zurück in die „City“ fallen die vielen alten und neuen Feuerwehren auf, die an diesem Tag in der Poststraße stehen und interessiert beäugt werden.
Das Band der roten Autos setzt sich in der Klosterstraße fort. Dort parken die etwas betagteren Jahrgänge, deren technische Details auf Tafeln ausgewiesen werden.
Ein besonders schönes Exemplar steht vor der Schule - gut bewacht und mit einem Absperrband umgeben, damit poliertes Chrom und Messing keinen Schaden durch neugierige Finger und plattgedrückte Nasen erfahren.
Am Anblick des liebevoll hergerichteten Fahrzeugs könnte man sich noch stundenlang ergötzen, aber die Lehrerin ruft.
Auf dem Schild neben der Einfahrt zum Schulhof steht die Gestrenge, die sicher kein Mitleid zeigt, wenn man einfach vorbei geht. Es wäre auch dumm, nicht wenigstens einen Blick auf den Schulhof zu werfen, wo Lehrer, Schüler, Eltern und Förderer der Schule viele Stände aufgebaut haben, wo man preiswert essen und für wenig Geld hübsche Dinge erwerben kann. Und dazwischen findet man tolle, teilweise von den Schülern gebastelte Dekorationen.
Entsprechend groß ist hier der Andrang - zur Mittagszeit ist hier schon ordentlich was los, auch wenn man eher durch Zufall auf diesen etwas versteckten „Markt im Markt“ stößt.
Die Klosterstraße, in der es in der Schulzeit wochentags an Schülern nur so wimmelt, ist es an diesem Tag trotz der vielen Besucher in der Stadt recht ruhig.
Hierher kommt weniger die Laufkundschaft, sondern eher die Insider, die wissen, dass es auch hier einen offenen Hof gibt, der besonders schön anzusehen ist.
Am Ende der Straße stand einst ein Kloster, das der Straße ihren Namen gab. Außer ein paar Brunnenresten ist davon aber nichts übrig. Bis vor wenigen Jahren stand da eine von einer Mauer umgebene Ansammlung mehr oder weniger heruntergekommener Gebäude.
Jetzt befindet sich dort in teils alten, wundervoll restaurierten und teils neuen, lichtdurchfluteten Gebäuden der Schulhort. Auch da steht die Hoftür offen und lädt zum Umschauen ein.
Ein paar Millionen sind hier reingeflossen, aber was damit geschaffen wurde, kann sich sehen lassen. Für wohl jedes Interessengebiet gibt es hier Betätigungsmöglichkeiten.
Da gibt es Sporträume, eine kleine Theater-Arena, Bastel- und Experimentierräume, viele Bücher und überall tolle Sitz- und Kuschelecken, in die man sich zurückziehen kann.
Da wird wohl manches Kind schweren Herzens den Heimweg antreten, wenn der Hort abends schließt.
Die Besucher waren allesamt restlos von dem begeistert, was sie hier gesehen und gehört haben.
Vor dem Hortgelände zieht an diesem Tag eine lange Reihe alter Fahrzeuge und Land­maschinen das Interesse der technikbegeisterten Besucher auf sich.
Von einem Verein zum Erhalt historischer Technik wurden sie restauriert und am Laufen gehalten. Das Glanzstück ist eine Feuerspritze von 1902.
Wer ins Grübeln kam, wie man mit diesem, „Ameise“ genannten Gefährt, ohne Lenker fahren kann, konnte sich das nicht nur erklären, sondern auch zeigen lassen.
Denn selbstverständlich fährt auch dieses Fahrzeug noch!
Und auch der monströse Ursus-Traktor kann noch über die Straßen donnern, wenn er denn ordentlich vorgeglüht wird.
Dass dafür statt einer Lötlampe ein Propangasbrenner benutzt wird, ist zwar nicht ganz traditionsgemäß, aber dafür leicht handhabbar. Und dem urigen Klang der Maschine, der durch die Straßen hallt, schadet das auch nicht.
Auf dem Weg zum Marktplatz kommt man unweigerlich an dem Eckgrundstück Post-/Klosterstraße vorbei.
Dessen Tor steht bei solchen Festen immer weit offen und lädt in einen urigen Hof mit schattigen Plätzen ein.
Hier gibt es immer viel anzuschauen: mal sind es alte Fleischwölfe oder Kaffeemaschinen, ein anderes Mal Kaffeekannen und Porzellan aus Urgroßmutters Küche.
Hier gibt es auch immer viele Kultur: handgemachte Musik, Gedichtsvorträge und kleine Theaterstücke. Da hält man es gut eine Weile unter den großen Bäumen im Hof aus.
Und auch der leckere Kuchen und die nette Bedienung inklusive hübscher Tochter tragen zum Wohlbefinden der immer sehr zahlreichen Besucher bei.
Wie man unschwer an der Kostümierung der „Bediensteten“ erkennen kann, hat hier der Altlandsberger Heimatverein auch hier seine Finger im Spiel.
In der Strausberger Straße zeigen Vogelscheuchen an, dass auch hier einige Höfe geöffnet haben, wo man mitunter vor großen Wandgemälden bei Livemusik pausieren kann.
Kurz vor dem Storchenturm präsentiert sich jedes Jahr die polnische Partnergemeinde und bietet dort sehr begehrte lokale Spezialitäten zum Essen, Trinken und Kaufen an.
Rings um den Marktplatz wimmelt es verschiedensten Feuerwehren, die dort für verschiedene Vorführungen in Aktion gesetzt wurden.
Solche Feste dienen auch dazu, Nachwuchs für die Freiw. Feuerwehr zu werben.
Auf dem Marktplatz ist am frühen Nachmittag schon ordentlich Betrieb - im Laufe des Nachmittags wird es da bestimmt noch ordentlich voll werden, zumal es wie immer ein sehr vielfältiges Bühnenprogramm gibt.
Wir müssen uns aber leider verabschieden und wehmütig über Kirchplatz und Schlosshof zum Auto eilen ...