Anfang Mai 2018 war es endlich so weit:
nach ein paar Monaten Pause gab es wieder einen Auftritt des Mehrower Varieté.
Am 4./5. Mai lud der Verein zu seinem neuen Programm „Himmel und Hölle“ nach Mehrow ins Festzelt ein. Und wie immer sind viele gekommen, um zu sehen, was sich die Vereinsmitglieder wieder ausgedacht haben.
Der Teufel und ein Engel (auch Letzteres haben wir hier!) moderierten und waren mit ihrer Kostümierung und ihrem Gehabe allein schon einen Besuch des Programms wert.
Wie bei solchen Shows üblich, gab es ein paar Programm­punkte, die sich schon bewährt haben, zum Beispiel Ricky's Schlafsofa mit stets wechselnden Gästen. Wenn von denen einer blond und der andere schwarzhaarig ist und beide ins Mikrofon schmachten, dann weiß man, wer zu Gast ist.
Wie nicht anders zu erwarten, reichte das Programm der Abendvorstellungen von höllisch gut bis himmlsich schön.
Zu letzterem trugen ganz wesentlich die frisch rasierten Beine unseres dorfeigenen Balletts bei, wobei die Körper auch noch andere sehenswerte Details aufwiesen, zum Beispiel Zöpfe, auf die Rapunzel neidisch wäre.
Auch im Publikum war man vor den langbeinigen Damen mit ihren aufregenden Formen und den langen Haaren nicht wirklich sicher.
Wenn die zur Partnersuche ausschwärmen, kann man nur hoffen, dass es im Zelt eine Notbeleuchtung gibt, damit man auch bei Stromausfall flüchten kann.
Das anschließende Konzert für Mülltonne, Eimer und Werkzeugkasten war einfach grandios. Einer Plastetonne und zwei Blecheimern wohlklingende Töne zu entlocken, ist schon nicht einfach, aber durch Auf- und Zuklappen blecherner Werkzeugkästen eine Melodie zu spielen, ist wahre Kunst.
Das gibt es hoffentlich nochmal zu hören.
Nicht nur der Teufel hatte seine Freude an den jungen Damen, die im BSR-Kostüm über die Bühne huschten.
Jeder Laie hat gesehen, dass die Mädels viel geübt haben, bis die Choreographie stimmte. Dank der vielen Proben ist das inzwischen eine gut eingespielte Truppe, die zu Recht immer reichlich Applaus für ihre Vorführungen bekommt.
Auch die dorfeigene Security, die über Reinlassen und Nicht-Reinlassen entschied, hat sich von den wogenden Damenkörpern hinreißen lassen und fast wäre es einem Bösewicht gelungen, mit der Ladenkasse zu verschwinden.
So dicht liegen manchmal Gut und Böse oder Himmel und Hölle beieinander.
Nach so vielen Jahren Varieté und unzähligen Bildern, die dabei entstanden sind, gibt es immer noch Leute, die erschrecken, wenn man mit der Kamera vor ihnen steht.
Andere gehen viel gelassener damit um ...
Nach der Pause haben zunächst Teufelchen und Engelein das Publikum aufs Korn genommen und niemand konnte sich sicher sein, ungeschoren davon zu kommen.
Nach einer großartigen, stimmgewaltigen Gesangseinlage, die von echten Mädels tänzerisch begleitet wurde, gab es wieder die gut rasierten Männerbeine zu sehen. Dann wieder echte Mädels und zwei bekannte Bewohner des himmlischen Raucherabteils - Er war mal Bundeskanzler und sie hieß Loki.
Die beiden Himmelsbewohner müssen wenigstens nicht damit rechnen, dass Ihnen im Himmel mal jener Mann über den Weg läuft, der jetzt auf die Bühne trat.
Der hat immer was von „Mehrow first!“ gefaselt und würde bestimmt gern einen 8 Meter hohen Zaun bauen, damit die Marzahner nicht weiter auf unseren Spielplatz kommen.
Die Herren und Damen Rockmusiker haben daraufhin schnell wieder übernommen und dem Festzelt ordentlich eingeheizt.
Man staunt immer wieder, wie viele Junggebliebene im Publikum sind, die bei passender Musik mit den Füßen stampfen und auf dem Tisch trommeln. "In Mehrow geht die Post ab" - so hieß auch mal ein Varieté-Programm.
Die nächste Nummer haben Engel und Teufel gemeinsam, teils belustigt, teils vor Schauer erstarrt vom Rand der Bühne aus verfolgt:
Ein Gespenst kommt auf die Bühne, räkelt sich und versucht, sich mit Schlangenbewegungen seiner Grusel erweckenden Hülle zu entledigen. Es stockt einem der Atem, denn das war unter der Verschleierung zum Vorschein kommt, ist noch viel, viel schlimmer, als das, was man befürchtet hat ...
Um weiteren Ansprachen des Entpuppten zu entgehen, empfiehlt sich ein schneller Szenenwechsel und den läuten oder klappern die Herren mit ihren Werkzeugkisten ein.
Spätestens als der Scheinwerfer auf die in unauffälligem Silber gekleidete Dirigentin gerichtet wird, weiß jeder, was jetzt folgt: der legendäre Stepptanz aller Akteure des Abends.
Es ist schon Jahre her, dass zum Ende der Vorstellung erstmals ein irischer Stepptanz aufgeführt wurde. Der war so perfekt einstudiert und ausgeführt, dass den Zuschauern der Atem stockte und die Forderung von Zugaben nicht abreißen wollte. Seitdem fehlt der Stepptanz und die anschließende Polonaise aller Beteiligten bei keiner Veranstaltung.
Es war wieder ein schönes, einfallsreiches Programm und man kann gespannt sein, was es im nächsten Jahr in Mehrow im Festzelt zu sehen gibt.