Inzwischen war noch ein weiterer Grund zum Feiern hinzugekommen: das 100jährige Glockenjubiläum in Eiche. Nach dem Verlust der beiden Bronzeglocken im Weltkrieg konnten 1922 endlich zwei neue Glocken aufgehängt werden. Unsere Pfarrerin, Martina Sieder hat in ihrer Ansprache, diese Gründe sehr gut verpackt. (siehe unten) |
Annette Gnilitza (oben Mitte), die Vorsitzende des Gesamt-Gemeindekirchenrates, hat ihrer Freude Ausdruck gegeben, dass sich Eiche den schon länger zusammengehörigen Kirchengemeinden von Ahrensfelde und Mehrow angeschlossen hat. Und sie konnte auch schon von ersten Erfolgen bei dringend nötigen Baumaßnahmen an der Eicher Kirche berichten.
Für Jörg-Arno Zilch (oben rechts), den Ortskirchenratsvorsitzenden von Ahrensfelde/Mehrow, blieb da nicht viel zu ergänzen, aber mit seiner musikalischen Umrahmung der kleinen Andacht und mit seiner Irish Folk Musik hat er viel zum Gelingen des Festes beigetragen.
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Astrid Kreutzer (links), die Ortskirchenratsvorsitzende von Eiche, hat als Gastgeberin die Gäste begrüßt. |
Unter den Gästen waren Elke und Peter Freudenberg aus Ahrensfelde, die sich sehr für die Mehrower Dorfkirche einsetzen und z. B. hier die „Offene Kirche“ initiiert haben.
Außerdem war Michael Schüßler (rechts) zu sehen, der als „Glockenfreak“ das Geläut unserer Ortskirchen aufgezeichnet und bei Youtube eingestellt hat. (siehe „Aktuelles 4/22“)
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Es war ein schönes Fest und der Regen hat keinesfalls die Festfreude getrübt, sondern eher zur Heiterkeit beigetragen. |
So im 12. Jahrhundert sind sie einmal in diese Gegend gekommen, die Neusiedler auf ihren Ochsenkarren
mit ihren Familien – viele Kinder – und ihrem Hausrat.
Ihr Umzugswagen war der Ochsenkarren. Und dann fingen sie an, hier zu siedeln. Es gab ja schon Menschen, die hier wohnten – Slawen – aber die Neusiedler lebten dann auch hier. Sie rodeten den Wald, sie bestellten Felder,
sie bauten Häuser und: sie bauten eine Kirche!
Unsere Vorfahren waren kluge und fleißige Leute, denn sie bauten die Kirche stabil aus Stein. Dorthinein konnten sie bei Gefahr fliehen und sich verteidigen, dort konnten sie auch ihr bisschen Geld sicher aufbewahren, aber vor allen Dingen konnten sie hier Gottesdienst feiern. Das haben sie all die Jahre gemacht und ihre Kinder taufen lassen, haben geheiratet und ihre Verstorbenen beerdigt. So, wie wir das heute auch noch machen. Es ist also ganz prima, dass es diese schöne Kirche schon so lange gibt. Und weil sie so alt ist, müssen wir uns auch besonders um sie kümmern und immer mal wieder reparieren. Außerdem lädt sie zum Feiern ein: nicht nur drinnen zum Gottesdienst, sondern auch draußen herum – also: Kirchweihe. Und weil die Eichner Kirche so einen schönen hohen stabilen Turm hat, war es klar, dass sie auch Glocken braucht. Glocken sind schön und teuer und laut. Weil man sie weit hört, rufen sie nicht nur zum Gottesdienst. Früher läuteten die Glocken auch, wenn feindliche Reiter gesichtet wurden, damit die Leute in die Kirche kommen und sich verbarrikadieren konnten. Als noch nicht jeder eine Armbanduhr hatte oder ein Handy mit Uhr, läuteten die Glocken auch, um den Leuten die Zeit mitzuteilen: frühmorgens, wenn man sein Tagwerk begann, mittags, wenn es eine Arbeitspause und etwas zu essen gab, und abends, wenn endlich Feierabend war. Ich denke, dieses Glockenläuten haben die Feldarbeiter am Liebsten gehört. Zu all den Glocken-Läute-Zeiten wurde auch gebetet, weil die Menschen noch wussten, dass wir aus Gottes Gnade leben. Gerade die Bauern in Eiche wussten, dass auf den Feldern nichts gedeiht, wenn Gott nicht Sonne und Regen, Wind und Insekten zur rechten Zeit schickt. Der Mensch kann viel und arbeitet fleißig, aber Gott gibt das Gelingen. Zu dem allen läuteten die Glocken und besonders laut und fröhlich zum Erntedankfest. Die ersten bzw. die ganz alten Glocken haben wir nicht mehr, aber vor hundert Jahren hatten die Eichner Bürger wieder genug Geld zusammen, um neue Glocken gießen zu lassen. Im ersten Weltkrieg waren nämlich die Bronzeglocken abgenommen und eingeschmolzen worden. Der Staat machte daraus Munition für den Krieg. Aber die Eichner Bürger wollten wieder Glocken haben. Glockengießen ist eine richtige Kunst. Ein paar Leute aus der Gemeinde durften sicher zuschauen. Und als 1922 die neuen Glocken dann in den Eichner Kirchturm hoch gezogen wurden, war sicher das ganze Dorf dabei und alle staunten und freuten sich. So wie wir heute – also: Glockenweihe. Die Kirchengemeinde Eiche hat in den Jahrhunderten immer mal wieder mit anderen zusammengehört: mit Ahrensfelde, mit Hönow, mit Blumberg. Aber verheiratet war die Kirchengemeinde noch nie! So was nennt man heute „Fusion“, aber das ist doch ein langweiliges Wort gegenüber Hochzeit. Wenn zwei Menschen heiraten, dann versprechen sie sich, dass sie immer zusammen gehören wollen und Gott gibt seinen Segen dazu. Wenn man verheiratet ist, dann macht man vieles gemeinsam, muss sich immer wieder einigen, bekommt vielleicht Kinder und später Enkel. Wenn man verheiratet ist, guckt man sich erst mal verliebt in die Augen und dann schaut man gemeinsam in eine Richtung. Nun ist unsere Gemeinde-Hochzeit ja eine Ehe zu dritt. - im wirklichen Leben unter Menschen rate ich dringend davon ab. Das geht nicht gut – aber bei Kirchengemeinden geht das: denn in ihnen sind ja viel mehr als drei Menschen vereinigt. Im Moment sind wir knapp Tausend. In einer so großen Gemeinde müssen die Leute auch miteinander auskommen, müssen gemeinsam planen, sich absprechen, sich gegenseitig helfen: Wie in einer Familie, bloß eben mit mehreren. Und dazu müssen wir einander mögen – das ist ein bisschen wie verliebt sein - und dazu müssen wir uns gegenseitig achten, freundlich miteinander umgehen, Vertrauen haben und uns gegenseitig helfen. Das tun wir bereits seit zwei Jahren. Bisher haben wir uns noch nicht gestritten und wir arbeiten alle daran, das auch nicht zu tun. Denn wir wollen ja gemeinsam etwas erreichen: Gottes Liebe zu den Menschen bringen. Und weil wir Gott nicht sehen können, sondern nur, was Menschen in seinem Sinn - von seinem Heiligen Geist bewegt - tun, deshalb müssen wir das vorleben. Und heute leben wir Hochzeit vor und haben dazu Sie und euch als Gäste eingeladen. Feiern Sie mit uns und beten Sie für uns, unterstützen Sie uns und helfen mit. So wie ein Ehepaar die Unterstützung seiner Familie und Freunde braucht, damit das Zusammenleben gelingt, so brauchen wir Sie, damit wir Gutes tun und einladen und schöne Veranstaltungen machen können. Und weil das Ganze eine Hochzeitsfeier ist, ende ich jetzt mit dem für mich schönsten Vers aus der Bibel für eine Eheschließung (Hoheslied 8, 6-7a): „Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich, ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn.“ |