Vor einigen Jahren haben wir damit begonnen, Friedhöfe in Belgien und Frankreich zu besuchen, auf denen nach den Unterlagen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Gefallene des 1. Weltkrieges aus unserer Gegend liegen.
Die Liste der ermittelten Grabstätten ist nun fast abgearbeitet. Unlängst konnte mit dem Besuch des Soldatenfriedhofs von Bligny, wo der Landsturmmann Gustav Specht aus Blumberg ruht, eine weitere Lücke geschlossen werden.
Das kleine Dorf Bligny liegt ca. 15 Kilometer südwestlich von Reims in der Champagne - etwa 130 Kilometer vor Paris. In diesem Gebiet fanden während des Ersten Weltkrieges heftige Schlachten statt, was die vielen Friedhöfe erklärt.
Am Ort vorbei führt die parallel zur mautpflichtigen Autobahn verlaufende D 980, die von vielen Fahrzeugen benutzt wird und dem Ort außer Krach und Schmutz vermutlich nicht viel bringt. Entsprechend trist sieht es dort leider aus.
Der Ort kann aber mit ein paar schönen Details aufwarten.
Neben der Kirche, die am Ortsrand steht und von einem Friedhof umgeben ist, findet sich das unvermeidliche Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges.
Gleich daneben steht das Spritzenhaus mit einem überdachten Wasser­becken, über dem die Reste einer alten Feuerspritze hängen.
Die Gitter rings um das Becken sind mit üppigen Blumenkästen geschmückt.
Uns interessiert aber weniger der Ort Bligny, sondern mehr der Soldatenfriedhof östlich des Dorfes, der sowohl ein deutsches, als auch ein französisches Gräberfeld umfasst.
Auf dem deutschen Teil des Friedhofs liegen 4732 deutsche Gefallene des Ersten Weltkrieges, auf dem französischen Teil 4640, also etwa gleich viele französische Gefallene.
Vom Eingang des deutschen Friedhofteils fällt der Blick direkt auf das mit einem großen steinernen Kreuz versehene Gemeinschaftsgrab, das auf beiden Seiten von je zwei Blöcken mit Grabstellen flankiert wird. Jeweils vier Gräber teilen sich ein flaches Steinkreuz, auf dem die vier Namen sowie die zugehörigen Sterbedaten und die Grabnummer eingraviert sind.
Auf diesem Soldatenfriedhof liegt der Landsturmmann
Gustav Specht, geboren 3.10.1889 in Blumberg, der am 13.7.1918 „an seinen Wunden gestorben“ ist, wie die Preußische Verlustliste vom 23.10.1918 mitteilt.
Mit diesen Angaben konnten wir beim Volksbund Deutsche Kriegs­gräberfürsorge ermitteln, auf welchem Friedhof und auf welcher Grabstelle er bestattet ist. Das hier ausliegende Namenbuch bestätigt die Angabe: Block 3, Grab 38.
So leicht war das Grab gar nicht zu finden, da die Kreuze von Block 3 mit höheren Nummern beginnen.
Aber zwischen den Blöcken und dem Gemeinschaftsgrab finden sich noch Grabreihen mit liegenden Grabtafeln.
Hier ist „unser“ Gustav Specht bestattet und teilt sich eine Grabtafel mit dem Landsturmmann Heinrich Ohnemuller, der am 2.5.1917 gefallen ist. Woher dieser stammt und wie alt der war, lässt sich leider anhand der Volksbund-Datenbank nicht ermitteln.
Auf den Gräberfeldern fällt auf, dass zwischen den Kreuzen oben abgerundete Grabtafeln stehen.
Diese markieren die Gräber jüdischer Soldaten, die für Deutschland, ihr Vaterland, gefallen sind.
Das „Kameradengrab“, wie beim Volksbund als Friedhofs­betreiber das leider oft unvermeidliche Massengrab genannt wird, ist hier mit einer flachen, rötlichen Steinmauer gefasst und mit fünf Bronzetafeln versehen, auf denen die Namen der hier bestatteten Soldaten vermerkt sind - sofern sie bekannt sind. Denn von den 1670 hier bestatteten Soldaten sind 1154, also mehr als zwei Drittel, unbekannt geblieben.
Der Verlust eines Verwandten oder Freundes ist immer schmerzlich, aber wenn man nicht weiß, wo er bestattet ist, ist dies besonders schlimm, weil man keinen Ort hat, an dem man trauern kann. Insofern sind die Massengräber auf den Soldatenfriedhöfen immer außerordentlich erschütternd.
Die in Bligny bestatteten Soldaten sind übrigens nach dem Krieg aus 37 Gemeinden hierher umgebettet worden.
Der sich direkt anschließende französische Soldatenfriedhof sieht sehr änlich aus, nur dass hier die Gräber mit schmalen weißen Kreuzen versehen sind und über den Gräbern eine Fahne, die Trikolore, weht.
Auch hier gibt es ein Massengrab (französich „Ossuaire“) in dem 2506 „Français inconnus“, also unbekannte Franzosen, liegen. Das ist mehr als die Hälfte aller hier in Bligny bestatteten französischen Soldaten.
Drei Kilometer südwestlich befindet sich an der D 380 ein sehr eindrucksvoller italienischer Soldatenfriedhof, auf dem 3550 im ersten Weltkrieg gefallene Italiener bestattet sind.
Hier ist die gesamte Anlage in Weiß gehalten, was die großen, eine Allee bildenden Bäume besonders gut zur Geltung kommen lässt.
Der Friedhof wird vom italienischen Verteidigungsministerium unterhalten und besticht nicht nur durch seinen tadellosen Zustand, sondern auch durch seine minutiöse Auflistung der Gefallenen mit detaillierten Angaben zur Person.
Gegenüber dem Haupteingang führen auf der anderen Straßenseite drei Freitreppen in eine gepflegte Parkanlage.
Noch ein Stück weiter trifft man auf den britischen Soldaten­friedhof von Bligny, auf dem 435 gefallene Briten liegen.
Hier hat jeder seinen eigenen, aufrecht stehenden Grabstein, auf dem neben den Angaben zur Person das Wappen der jeweiligen militärischen Einheit eingemeißelt ist. Das macht ihn wie alle Commonwealth-Friedhöfe besonders sehenswert.