Vor einiger Zeit haben wir schon mal einen dicken Wälzer über den 30-jährigen Krieg danach durchforstet, was sich zu jener Zeit in unserer Region zugetragen hat.
Das Wenige, was sich auf unsere Gegend bezieht, ist hier unter 30jähriger Krieg nachzulesen.
Jetzt haben wir in einem anderen Buch über diese Epoche sogar mal einen Ort aus unserer näheren Umgebung gefunden: Hönow. Dort haben im November 1633 die von Wallenstein geführten kaiserlichen Truppen gelagert und Berlin bedroht. Engagierte Berliner Ratsherren haben sich angeblich dorthin aufgemacht und Verhandlungen aufgenommen, um Berlin vor der Plünderung und Brandschatzung zu bewahren.

Versuch
einer
Historischen Schilderung
der
Hauptveränderungen, der Religion, Sitten,
Gewohnheiten, Künste, Wissenschaften ec.
der
Residenzstadt Berlin
seit den ältesten Zeiten, bis zum Jahre 1786.



Erster Theil.
Bis zum Ende der Regierung Churfürt George Wilhelms.

Berlin, 1793.
bei Wilhelm Oehmigke dem jüngern.
Quelle: http://books.google.de/books?id=g9cAAAAAcAAJ

p. 191
Regierung Churfürst George Wilhelms.
p. 217
Eine Zeitlang hatte Berlin einge Ruhe genossen und war von den kaiserlichen Truppen, welche umher standen, verschonet worden. Der Churfürst überließ sie ihrem Schicksale, weil er unvermögend war, sie zu schützen. (1630) ...
p. 218
Allgemein schien es, daß Deutschlands Freiheit in den letzten Zügn lage, und daß alle Hülfe für sie verloren sei, als Gustav Adolph zu ihrer Rettung erschien, aber auch ein Heer von Plagen mit sich nach der Mark Brandenburg brachte. Seine siegenden Waffen trieben die Kaiserlichen vor sich her, und verjagten sie überall. Wallenstein, der sich in der Mark nicht länger zu halten wußte, erpreßte in der Eil ungeheure Summen, und verließ sie mit einer reichen Beute. Man hat nachgerechnet, daß er aus dem Churfürstenthum zwanzig Millionen Goldgulden, (nach heutigem Münzfuß 17777777 Thaler) zog.
...
Mit leichter Mühe bemächtigten sich die Schweden bald der Mark Brandenburg, und nahmen die Hauptstadt und haltbaren Oerter, bis auf die Festungen Küstrin und Spandau in Besitz. ...
p. 220
... Das arme Churfürstenthum erlitte von den Schweden Drangsale, deren Beschreibung Schauer erregt. Hiezu kam dann noch, daß die Pest überall im Lande wütete, und eine Menge Menschen, sowohl Bürger, Bauern als Soldaten wegrafte. Die Aecker blieben unbebauet liegen, weil ihre Bearbeitung fruchtlos war, indem die Feinde alles verheerten, was sie auf dem Felde vorfanden. Und so war dann die gute Mark unverdienterweise ein Schauplatz des höchsten Elendes, das ein verwüstender Krieg nur hervorbringen kann. ...
p. 221
Der tapfere Gustav Adolph verlor bekanntlich 1632 den 6ten November in der Schlacht bei Lützen das Leben. Die Schweden behaupteten siegreich das Schlachtfeld, allein der Verlust ihres heldenmüthigen Anführers veränderte die Lage ihrer Angelegenheiten. Die Kaiserlichen bemüheten sich im folgenden Jahre, in die Mark Brandenburg einzudringen, und dies glückte ihnen auch im November, da ein Theil der Wallensteinischen Armee, auf Berlin losging. Diese Stadt befand sich damals in den betrübtesten Umständen und ohne Schutz. Der Oberste Volkmann stand zwar hier mit einigen Soldaten, welche aber bloß Aushungerer genannt werden konnten, denn sie wurden mit großen Kosten unterhalten, thaten aber dafür nicht mehr, als daß sie über alle Berge flohen, wenn nur das Gerücht erscholl, der Feind sei im Anzüge. Dies thaten sie auch, als 1633 im November die Kaiserlichen, unter Anführung des Grafen Philipp von Manßfeld Köpenik eingenommen hatten. Volkmann zog sich eiligst nach Potsdam, und überließ die Residenz den Feinden und dem Schicksale. Der Schrecken in Berlin war überaus groß. Alle Einwohner versammelten sich in den Kirchen und riefen Gott um Schutz an, da alle menschliche Hülfe verloren zu seyn schien. Der Probst von Berlin, George Lilien hielt den 21sten November an einem Montage in Gegenwart einer überaus großen Menge Zuhörer, denen das Herz blutete, eine rührende Predigt ... Der geistliche Annalist, welcher dieses aufgezeichnet hat und dessen ich schon öfter erwähnet habe, sagt ferner:
p. 222
"worauf nach geendigter Betstunde einige von den Raths-Deputirten mit den Kaiserlichen zu Hönow zu traktiren, und mit einer bewilligten Brandschatzung sie abzuweisen bemühet waren. Welche aber in der That ihr Gebet erhöret gefunden, indem der Feind sich mit großer Flucht davon gemacht, und Gott sie dergestalt mit Blindheit geschlagen, daß sie die Bäume für eine Menge schwedischer Reiter angesehen, und sich vor ihnen fürchtende, alles verlassen und davon gegangen, welches alles einig und allein zur Ehre Gottes und dieser Wunderthat, welche sich bey diesem Gebet da mals zugetragen, angeführet."
Dieser gute Mann beschreibt diese Begebenheit als ein Theologe, allein sie verhielt sich anders. Der Oberste Vinß forderte von der Stadt, statt der Einquartirnng 20,200 Taler. Man schützte dagegen die Armuth derselben, und die Unmöglichkeit der Aufbringung dieser Summe vor, bot aber 2000 Taler zu geben, welche Winß jedoch nicht annehmen wollte. Indessen trieben einige kaiserliche Reiter, aus der Schäfergasse vor dem Köpeniker Thore, die Schaafe, welche sie dort fanden, weg, welches den Eigenchümern sehr schmerzte; und da der sächsische Generalfeldmarschall von Arnim im Anzuge begriffen war, Berlin zu entsetzen, so war dieß die Ursache, warum sich der Graf von Manßfeld eiligst nach Frankfurt zurückzog, dessen Truppen als elendes und nacktes Gesindel beschrieben werden.
p. 230
... Mit wenigen Worten, der Einfluß des sogenannten dreißigjährigen Krieges übertrifft alles, was die Geschichte je von einem verheerenden und zerstöhrenden Kriege aufgezeichnt hat. Die Menschen schienen sich vorgesetzt zu haben, sich selbst auszurotten und die Erde zur Wüste zu machen.