Bernd Thiele war wieder eifrig bei eBay unterwegs (kein wirklicher Spaß bei unserer Internet-Verbindung!) und hat dort Feldpost aus dem Jahre 1944 ergattert, die ein in Mehrow stationierter Gefreiter aus dem Kreis Nieder-Donau geschrieben bzw. erhalten hat.

Wir freuen uns, dass wir die Briefe hier präsentieren dürfen, selbst wenn sie relativ wenig über Mehrow enthalten.

Laut Adressangabe war der Gefreite Hans Luishahn bei der 2. Landesschützen-Kompanie im 3. Bataillon "zur besonderen Verwendung", welches laut Internet-Recherche zum 3. Wehrbezirk gehörte, für den ein Standort in Blumberg ausgewiesen ist.

Bei den Landesschützen handelte es sich vorwiegend um frontuntaugliche, meist ältere Männer, die vorrangig zur Bewachung von Kriegsgefangenen eingesetzt wurden. So liegt die Vermutung nahe, daß der Gefreite Luishahn zur Bewachung der hier in Mehrow in der Schnitterkaserne (Dorfstraße 19) untergebrachten und zur Arbeit auf die Neubauernhöfe verteilten französischen Kriegsgefangenen eingesetzt war.

Die Briefe aus bzw. nach Mehrow stammen aus dem Frühjahr 1944.
Im Laufe des Sommers 1944 ist Hans Luishahn zum Obergefreiten befördert und zu einer anderen Kompanie nach Garz versetzt worden. Dadurch reißen leider die Mehrow betreffenden Nachrichten ab.

Von: Gefr. Hans Luishahn L.S. Komp. 2/III Z.b.V.
Mehrow b/Berlin ü. Hohenschönhausen


An: Frau Marianne Luishahn
Breitenau 15 a Steinfeld, Nieder-Donau


Stempel:   Mehrow über Berlin-Hohenschönhausen, 3.4.44

Brief 9. Mehrow, den 2. April 1944.
Meine herzensgute Marianne!
... Gestern war der 1. April, aber auch richtiges Aprilwetter hatten wir. Es schien abwechselnd die Sonne und und gleich wurde es ganz finster und schon schneite es ganz dick. Heute haben wir aber den ganzen Tag ein herrliches Wetter gehabt. Die Sonne schien früh den ganzen Tag. Der erste Frühlingstag wahr heute. Vormittag war ich heute in Blumberg, den die Schreibstube ist umgesiedelt und da mußten wir helfen. Wenn es schön ist, ist der Weg ganz schön, aber wenn es schlechtes Wetter hat doppelt so weit (?). Von Mehrow bis Blumberg sind es nicht ganz 5 km. Wenn ich nicht vormittag nach Blumberg müßte, währ ich den ganzen Tag herinnen gewesen außer beim Essengehen. Nachmittag bin ich ein paar Stunden gelegen, nachher fing ich zum schreiben an, wurde aber immer wieder gestört, den es kahm ein Besuch nach dem anderen. Fortgehen wollte ich auch nicht trotzdem es so schön wahr. Nun wollte ich abends weiterschreiben da kam wieder der ander Kamerad mit seinem Mädl. Nun ist es jetzt bereits 11 h geworden.
Beim Schreibstuben umsiedeln hatte ich gelegenheit mit dem Schreibstubenhengsten (?) zu sprechen wegen meinem Urlaub. Er sagte sobald die nächsten zurück kommen fahr ich. Nun aber 14 Tage werden schon noch vergehen bis dahin. ...
Nun will ich für heute schließen mit den herzlichsten Grüßen und Küssen, dein dich über alles liebender u. treuer Hansl.
Viele viele liebe Grüße an die lieben Kinder.

Von:
Gefr. Hans Luishahn L.S. Komp. 2/III Z.b.V.
Meh. b/Berlin ü. Hohenschönhausen

An:
Frau Marianne Luishahn
Breitenau 15 a / Steinfeld, Nieder-Donau

Poststempel:
10.5.44

Brief 13. Mehrow, den 9. Mai 1944.
Meine heißgeliebte Marianne!
... Heute wahr einmal ein sehr schöner Tag. Der erste Tag im Mai der wirklich schön ist. Da freus einen das Leben gleich etwas besser. Wenn es immer so trüb ist so wird man im innern auch so trüb. Gestern wahr es den ganzen Tag so kalt, das einem in der Bude gefroren hat wie einem hund. Heute wahr kein Alarm. Ich bin auch garnicht neugierig, denn ich habe genut von gestern und vorgestern. Die zwei Tage war es ja ganz trüb und das haben die Hunde ausgenutzt. Wir in der Mehrower Stellung haben ja diesmal nichts abbekommen, aber trotzdem wahr es gruselig. Gestern haben sie wieder großen Schaden angerichtet, auch in Berlin. Was das noch werden soll ist eine Frage. Hoffentlich entscheidet sich bis zum Herbst noch was, das heißt wenn wir es erleben, aber ich hoffe es ja bestimmt.
Aber lassen wir das, es nützt uns ja alles grübeln nichts, wir müssen es nehhmen, wie es komt.
In meiner freien Zeit tu ich jetzt immer murksen. Ich ahbe mir einen Hasenstall gemacht. Ich bin aber noch nicht ganz fertig damit, denn ich nagle ja nur jeden Tag ein paar Bretter daran, den ich habe ja Zeit damit und Kaninchen habe ich ja auch noch keins. Muß erst sehen, ob ich wo welche bekomme. Ich will ja auch was haben, was mir gehört.
Beim Stallbauen denke ich immer so, wenn ich zuhause bauen könnte währe es mir lieber. Aber das läßt sich halt nicht ändern. ...
Also den Brief von dem Angriff von Samstag hast Du auch schon. Aber wenn Du diesmal die Nachricht von den zwei Angriffen bekommen wirst, ist eine Frage. Nun auf jeden Fall wirst Du sie schon haben wenn Dich dieser Brief erreicht. Ich habe mir alle Mühe gegeben, Dich so rasch als möglich zu verständigen aber es ist leider nicht so gegangen wile ich wolte, weil ja das Mädl nicht nach Berlin kommen konnte und den Brief auf der Bahn aufgeben. Nun die Hauptsache ist das mir nicht passiert ist. Hansl hat auch viel mitgemacht in München, aber auch ihn hat Gott beschützt und ich hoffe dass wir alle wieder glücklich nachhause kommen werden. Aber nur soll es halt recht bald sein. Heute wahr ich nachmittag wieder in der E (?) Stellung aber wir haben nicht viel gemacht. Wie halt immer. Es ist ja nicht viel Arbeit jetzt.
In einer Stellung ist auch ein Wiener weist der dem ich einmal die Gasmaske mitgenommen hatte, wie er sie vergessen hatte. Heute haben wir so gesprochen wie wir es machen werden, wenn der Krieg einmal rasch (?) aus ist und wir abhauen können.
Natürlich wenn es so aussieht wie ich meine, so müssen wir zu Fuß gehen. Aber heute würde (?) ich noch gehen wenn es schon so weit währe. ...
... Nun das steht ja fest, mit Zwetschkenknödeln schießen die nicht. Bei den letzten zwei Angriffen haben sie wieder unzählig Flugbätter geworfen und auch Lebensmittelkarten und Geld. Leider hilft halt das ganze Bombardieren auch nichts, den der Führer sagt auch wenn alls kaputt ist, aber der Sieg muß unser sein. Was bleibt uns armen Teufel übrig als warten und wieder warten. Aber einmal komt doch die Zeit. Die Hauptsache ist wir erleben es. ...
Ich grüße und küsse Dich recht herzlich
Dein immer bei Dir weilender Dich heiß und treu liebender Hansl.
Viele viele Grüße an die lieben Kinder.

Von:
M. Luishahn
Breitenau 15 a / St., N.D.

An:
Gefrt. Hans Luishahn L.S. Kom. 2/III Z.b.V.
Mehrow b/Berlin ü. Hohenschönhausen

Poststempel:
Breitenau a. Steinfeld, 20.5.44

Von:
M. Luishahn
Breitenau 15 a / St., N.D.

An:
Gefrt. Hans Luishahn L.S. Kom. 2/III Z.b.V.
Mehrow b/Berlin ü. Hohenschönhausen

Poststempel:
Breitenau a. Steinfeld, 30.5.44

Brief 23. 26. Mai 1944
Lieber, guter Papa!
... Wie ich aus Deinem schreiben ersheh, müßt Ihr auch bei Tag schießen, wenn die Flieger kommen. Ich hab immer geglaubt, da habt Ihr nichts zu tun. Die Jäger, glaube ich, sind sehr gefährlich, die schießen doch gleich auf die Leute herunter. Wenn wir nur wieder eine Zeit Ruhe hätten, Und Dir wünsche ich auch daß gleiche. Dann könnten wir wenigstens ein wenig beruhigt sein. ...
Viele, viel sehnsuchtsstarke Küße, Deine einsame Mama.

Von:
M. Luishahn
Breitenau 15 a / St., N.D.

An:
Obgefrt. Hans Luishahn L.S. Komp. 4/XVII Z.b.V. d. Lw.
Garz - Kreisbach (?)

Poststempel:
Breitenau a. Steinfeld, 26.10.44