Im Nachlaß von Anna Bothe findet sich auch eine Mappe, die mit dem Titel "Aus politischer Zeit" beschriftet ist und einige Zeigungsartikel aus den 20er Jahren über Mehrow enthält.

Darunter befindet sich auch ein Bericht über den "tüchtigen" Amtsvorsteher von Ahrensfelde, der seinerzeit auch für Mrhrow zuständig war.


Ein tüchtiger Amtsvorsteher

In Ahrensfelde bei Berlin gibt es einen Amtsvorsteher Albert Buchholz, der früher „ganz rechts“ stand, aber nach der Revolution sein gesinnungstüchtiges Herz entdeckte und zur S.P.D. übertrat. Angeblich soll er diesen Uebertritt zum Besten seiner Gemeinde (!) ausgeführt haben, deren Vorsteher er früher war: andere Leute behaupten freilich, der Uebertritt sei erfolgt, damit er weiter „schieben“ könne. Gegen ihn schwebt schon seit langen Monaten bei der Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen verschiedener Schiebungen. Die tollste hat er sich im Mai 1920 geleistet, als er unter Missbrauch der Amtsgewalt seinem geistig schwachen Schwager, Adolf Haase, den er als Knecht gegen Taschengeld bei sich arbeiten lässt, eine amtliche Bescheinigung ausstellte, dass dieser als selbständiger Landwirt dringend 2 Pferde gebrauche. Diese Urkunde leitete er an die Landwirtschaftskammer, und daraufhin erhielt „der Besitzer Adolf Haase in Ahrensfelde“ 2 Pferde. Buchholz ließ die Pferde abholen und hat sie gleich weiter verschoben; Ahrensfelde haben diese Pferde nie gesehen.

Dem Kreisausschuß, dem Regierungspräsidenten und dem Ministerium des Innern sind die Schiebereien bekannt. Auf eine Eingabe an das letztere vom 29. September wurde geantwortet, dass die Sache an den Regierungspräsidenten weitergegeben sei.

Obwohl Buchholz seinen Posten als Gemeindevorsteher niederlegen musste, versieht er weiter seine Tätigkeit als Amtsvorsteher. Das ist ein unmöglicher Zustand, da seine Verfehlungen in der ganzen Gegend bekannt sind, weshalb z.B. auch der landwirtschaftliche Verein in Blumberg seine Aufnahme als Mitglied ablehnte. Fast unglaublich ist es, dass, wie uns berichtet wird, der Herr „Amtsvorsteher Buchholz“, in dem gegen den „Gemeindevorsteher Buchholz“ anhängigen Verfahren Vernehmungen vornimmt. Wir leben nun mal leider in einer Zeit, die zu „Vergleichen“ herausfordert. Und da behaupten Uebelgesinnte, zur Zeit des alten „verrotteten Systems“ sei derartiges unmöglich gewesen. Die Behörden der Republik hätten Ursache, in solchen „Fällen“ etwas schneller zu arbeiten

Quelle: „Deutsche Zeitung“, 17. Dezember 1922 (Nr. 567, 1. Beilage)



Das oben benutzte Material entstammt dem Nachlaß von Frau Anna Bothe, unserer letzten Gutsbesitzerin, und wurde uns freundlicherweise von Herrn Hans Müller aus Nordhorn zur Verfügung gestellt.