Offenbar in Folge des 17. Juni mußten Ende Juni / Anfang Juli 1953 alle Gemeinden im Kreisgebiet jeden Abend Meldungen über die aktuelle Situation an den Rat des Kreises geben. Dabei ging es neben "Republikflüchtigen" und Heimkehrern insbesondere um die Versorgung in den Ortschaften und daraus resultierende Unzufriedenheit.
Diese sogenannten Abendmeldungen finden sich im Kreisarchiv Barnim (Eberswalde) in der Akte "Bernau, 46-38/2".

Mehrow hat sich bei diesen Meldungen sehr zurück gehalten, d.h. sich entweder gar nicht gemeldet oder bei Nachfrage mitgeteilt, daß es keine besonderen Vorkommnisse gibt und daß die Versorgung zufriedenstellend sei.
Trotzdem wollen wir hier aus einigen dieser "Abendmeldungen" zitieren, da diese doch ein sehr detailliertes Bild der damaligen Versorgungslage liefern:

Auswertung der Berichte aus den Städten und Gemeinden am
28. Juni 1953

Stimmungen aus der Bevölkerung: [gekürzt]
  • Ladeburg: Viele Hausfrauen sind wegen Fehlens von Waren (Nährmittel usw.) verärgert und sagen: leere Versprechungen, nichts dahinter
  • Ruhlsdorf und Schönerlinde: Bevölkerung, insb. Bauern, äußern sich gegenüber der Verwaltung nicht viel, zurückhaltend in Diskussionen.
Forderungen und Wünsche:
  • Bernau: Dachdecker fragen nach Papp- und Schiebernägeln, um Dachreparaturen durchführen zu können.
  • Danewitz: Bauern fordern Stickstoff, sonst ist es zu spät; BHG Biesenthal hat keinen.
  • Lindenberg: Bauern fragen, wann die Brücke Karower Weg gemacht wird
  • Schönerlinde: Kohlenhändler Iden hat am Freitag Kohlen bekommen, die völlig zerfallen und minderwertig sind
  • Wandlitz: Werktätige fordern, daß nach 17 Uhr in den Geschäften Waren für Berufstätige aufgehoben werden
  • Zepernick: Beim Landambulatorium liegen etwa 700 Anträge auf Milch vor, 30 Zuteilungen stehen nur zur Verfügung. Besonders alte Leute bitten um Milch
Lebensmittelversorgung:
  • Bernau: kartenmäßig gesichert, HO-Fett und Kartoffeln knapp.
  • Biesenthal: HO hat gestern ausreichend Fleisch bekommen, Vers. funktion.
  • Blumberg: HO-Fett fehlt, Nährmittel nicht ausreichend.
  • Danewitz: kartenmäßig gesichert, Nährmittel und Marmelade sind gekommen, HO-Fett fehlt
  • Ladeburg: trotz Anforderungen und Rücksprachen mit Koll. Ehrhardt bisher nichts geliefert
  • Lindenberg: Nährmittel fehlen
  • Marienwerder: Vorgestern abend ist Konsum beliefert worden, HO-Fett fehlt
  • Schönow: HO-Fett fehlt
  • Schönwalde: HO-Fett und Zucker fehlen
  • Schwanebeck: kartenmäßig fehlt Butter und Margarine, außerdem HO-Fett
  • Wandlitz: Nährmittel fehlen, HO-Fett ist nicht ausreichend, Gemüse reichlich und gut, mangelnde Lieferung an Obst
  • Zepernick: Kartoffeln sind nicht vorhanden
Nachmeldung aus Seefeld: Für die Bevölkerung werden dringend Gummistiefel verlangt.
(Die LPG hätte welche bekommen, die Bauern stehen auf dem Standpunkt, daß sie nach den Regierungsanordnungen gleiche Rechte hätten).
Gem. Ahrensfelde, Eiche tel. gestört
Gem. Birkholz, Hirschfelde, Krummensee, Lobetal, Löhme, Mehrow ... waren unbesetzt.

Auswertung der Berichte aus den Städten und Gemeinden am
7.7.1953

1. Stromabschaltungen wurden, wie am Vortage, in keiner Gemeinde vorgenommen
2. Weitere Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsgütern und Ind. Waren:
  • Markenversorgung gesichert, außer Ruhlsdorf (Butter), Zerpenschleuse (Butter und Margarine), Zepernick (Margarine), Schönwalde (Fleisch)
  • Zufriedenstellende Versorgung in Basdorf, Gr.Schönebeck, Hirschfelde, Klandorf, Lobetal, Mehrow, Rüdnitz, Schönerlinde, Schönfeld
  • HO-Fett fehlt in Biesenthal (nur Margarine), Blumberg (nur Butter), Krummensee, Ladeburg, Lindenberg, Marienwerder, Ruhlsdorf, Stolzenhagen, Wandlitz, Werneuchen, Zerpenschleuse
  • Marmelade fehlt in Marienwerder, Sophienstädt, Stolzenhagen, Zepernick, Zerpenschleuse
  • Gemüse fehlt in Prenden (nur welker Kohlrabi vorh.), Schluft (Blumenkohl wird gewünscht), Weesow, Schwanebeck (auch Zwiebeln)
  • Obst, besonders Kirschen werden gewünscht in Prenden, Zerpenschleuse
  • Kartoffelforderuingen in Schönwalde, Schwanebeck, Sophienstädt, Werneuchen, Zepernick, Prenden
  • Käse wird verlangt in Sophienstädt und Zepernick
  • Süßwaren fehlen in Zerpenschleuse
  • Kunsthonig fehlt in Zerpenschleuse
  • Nach Brennmaterial wird gefragt in Zepernick (HO-Kohle) und in Schönow (Holz und Rohbraunkohle)
  • Textilien fehlen in Zerpenschleuse, besonders
  • Arbeitskleidung in Börnewitz, Danewitz, Stolzenhagen
  • Waschpulver fehlt in Prenden und Weesow
  • In Wandlitz hat der Bäcker Behrendt kein Mehl und keine Schrippen

Auswertung der Abendmeldungen der Räte der Städte und Gemeinden am 10.7.1953

1. Stromabschaltungen wurden in den Gemeinden nicht vorgenommen
2. Weitere Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsgütern und Industriewaren:
  • Arbeitsbekleidung fehlt in den Gemeinden: Börnicke, Biesenthal, Danewitz, Tempelfelde
  • HO-Zucker fehlt in den Gemeinden: Gr.-Schönebeck, Klosterfelde, Schönow
  • HO-Fett fehlt in den Gemeinden: Biesenthal, Blumberg, Danewitz, Klosterfelde, Ladeburg, Lindenberg, Rüdnitz, Schönerlinde, Schönfeld, Tempelfelde, Werneuchen
  • In Sophienstädt fehlt Gemüse für Ferienlager
  • In Weesow fehlt Markenzucker
  • In Werneuchen fehlen Fischwaren
  • Kohlen fehlen in folgenden Gemeinden: Krummensee und Zepernick, Schönow
  • Zufriedenstellend ist die Versorgung in: Bernau, Börnicke, Klandorf, Lobetal, Marienwerder, Mehrow, Prenden
  • Nährmittel fehlen in Schluft
  • Marmelade und Honig fehlen in: Biesenthal, Schönfeld, Stolzenhagen
  • Seifenpulver und Brot fehlen in der Gemeinde Weesow
Betrifft Handel und Versorgung: [gekürzt]
  • 3,- to HO-Zwiebeln sind geliefert
  • Es kommen Teigwaren, Süsswaren, Marmelade, Haferflocken, Grütze zur Auslieferung
  • Durch den Operativstab KVP wurde um 22.15 Uhr mitgeteilt, dass die Ferienlager Sophienstädt und Ruhlsdorf über kein Gemüse verfügen.
  • Außerdem die Kinder in dem Ferienlager in Wandlitz bisher noch kein Obst erhalten haben und unbedingt s[of]ort Obst für die Kinder angeliefert werden muß.
  • Die Gemeinde Prenden möchte die ca. 20 Ztr. Kartoffeln gern für die Bevölkerung des Ortes behalten und nicht wie angeordnet an das Ferienlager Wandlitz abgeben.