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Waffen der Roten Armee (Stalinorgel, Panzer und Haubitze), aufgestellt vor dem Museum in Seelow |
Trotz anders lautender Propaganda hatte aber die deutsche Wehrwacht den anrückenden sowjetischen Truppen (für die in diesem Frontabschnitt der Begriff "russische" Truppen unzutreffend wäre) nichts entgegen zu setzen, was diese hätte aufhalten können. Am 20. April 1945, dem Geburtstag des "Führers", erreichten Vortrupps der Roten Armee den östlichen Berliner Autobahnring und damit die Mehrower Ortsgrenze. |
Auch wenn bis dahin Gelassenheit im Dorf herrschte und nur wenige fort gegangen waren oder ihre Kinder in Sicherheit gebracht hatten, kam nun Bewegung auf. Mehrow hatte eine größere SS-Siedlung, über die wiederholt in den Medien berichtet wurde und man musste davon ausgehen, dass die anrückenden sowjetischen Truppen davon Kenntnis hatten. Wie die "Russen" reagieren würden und ob sie zwischen SS- und anderen Bewohnern Unterschiede machen würden, war ungewiss und so haben sich nicht nur die Bewohner der SS-Siedlung, sondern auch die Mehrzahl der restlichen Dorfbewegung auf die Flucht begeben. Die meisten erst am Nachmittag und Abend des 20. April, als wie gesagt die Rote Armee schon den östlichen Rand des Dorfes erreicht hatte. Die Rote Armee ist hier auf ein weitestgehend leeres Dorf und auf keinerlei Widerstand gestoßen. Dies und die günstige Lage des Ortes am Berliner Stadtrand waren wohl Gründe dafür, dass sich die sowjetischen Truppen hier im Ort festsetzten und eine Kommandantur (auf welcher militärischen Ebene, ist noch unbekannt) installierten. Das Dorf wurde vorn auf beiden Seiten durch einen Schlagbaum abgeriegelt, die Offiziere zogen in die Bauernhöfe (Thürling, Bredereke) und der "Kommandant" angeblich in den Gasthof "Raetz". Die Kirche wurde zu einer Werkstatt umfunktioniert und ihr Inventar (zumindest die Bestuhlung) wurde auf die Straße geworfen. Der Einfachheit halber wurde hier angeblich während der Besetzung des Dorfes, die mindestens bis zum Oktober 1945 dauerte, die Moskauer Zeit eingeführt ... Über die Zeit der Besetzung des Dorfes gibt es Erzählungen älterer Gemeindemitglieder, die wir demnächst zu einem etwas ausführlicheren Bericht verarbeiten wollen. Bildmaterial aus jener Zeit gibt es erwartungsgemäß nicht und auch sonstige Dokumente sind bisher nur sehr vereinzelt aufgetaucht. Wir haben aber mal in der Literatur und in der damaligen Presse recherchiert, was sich hier in dieser Gegend so um den 20./21. April 1945 zugetragen hat: |
Im Buch "Der Kampf um Berlin 1945 / Von den Seelower Höhen zur Reichskanzlei" schreibt Tony Le Tessier ab Seite 111: |
Am Morgen des 21. April überschritt die 2. Garde-Panzerarmee den Autobahnring und wandte sich auf breiter Front gegen das Stadtgebiet von Berlin, allen Widerstand überrollend, während die Brigaden des 12. Garde-Panzerkorps mit der 48. Garde-Panzerbrigade auf der Linie Mehrow-Ahrensfelde-Hohenschönhausen vorstießen, die 86. Garde-Panzerbrigade die Richtung Eiche/Marzahn einschlug und die 49. Garde-Panzerbrigade gegen Hönow/Kaulsdorf angriff, nahm die 34. (mot.) Schützenbrigade ihren Weg über Dahlwitz-Süd - Kaulsdorf - Lichtenberg. |
Tony Le Tessier: "Der Kampf um Berlin 1945 / Von den Seelower Höhen zur Reichskanzlei" |
Die in den Berliner Zeitungen abgeduckten Situationsberichten aus dem Führerhauptquartier klangen erwartungsgemäß etwas anders: |
Mit den vorstehenden Ausgaben haben die beiden Zeitungen offenbar ihr Erscheinen eingestellt. Die Nachtausgabe des Angriff vom 21. April 1945 und die "Deutsche Allgemeine Zeitung" vom 22. April 1945 sind zumindest die letzten Ausgaben, die im Landesarchiv Berlin in Reinickendorf auf Microfilm vorliegen. |
Entgegen den offiziellen Frontberichten vom 21. April sind Angriffe der feindlichen Truppen nicht vor Bernau aufgehalten worden oder zusammengebrochen. Wie im nachfolgenden, als Teil einer Beitragsserie zum 50. Jahrestag des Kriegsendes am 18.3.1995 im "Niederbarnim Echo" der "Märkischen Oderzeitung" erschienenen Erlebnisbericht ausgeführt ist, sind die sowjetischen Truppen bereits am 20. April morgens nach Bernau eingerückt und am nächsten Tag mit ihrer "Kriegsbeute" weiter gezogen.: |