Zur "Lösung der Westberlinfrage" findet sich im Kreisarchiv unter "Bernau Ke 578-65/1" folgendes Schreiben des Kreisschulrates vom 7. August 1961 - ausgefertigt eine Woche bevor die Westberlinfrage anderweitig "gelöst" wurde:


Zur Lösung der Westberlinfrage leitet die Abteilung Volksbildung folgende Maßnahmenen ein:

1.) Die Leiter der Oberschulen, Heime, Horte und Kindergärten unseres Kreises werden in einer Beratung mit den in nächster Zeit durchzuführenden Maßnahmen vertraut gemacht. Sie erhalten die Anleitung, gemeinsam mit ihren Lehrern und Erziehern innerhalb der Elternschaft die Zustimmung zu den von den örtlichen Organen getroffenen Maßnahmen zu gewähren. Das bezieht sich auf hauptsächlich auf die Einbeziehung der Grenzgänger in den Arbeitsprozeß auf dem Gebiete der DDR. An diesen Aussprachen nehmen Mitglieder des Elternbeirates, der ständigen Kommission für Volksbildung sowie Mitarbeiter der Abteilung Volksbildung teil.

2.) Die Klassenleiter stellen fest, welche Eltern ihrer Schüler in Westberlin tätig sind. Diese Schüler erhalten Lehrmittelfreiheit, Schulspeisung und finden eine Aufnahme im Hort nur dann, wenn die Eltern sich bereit erklären, für unseren Staat zu arbeiten. Außerdem sind gesonderte Aussprachen mit den Erziehungsberechtigten zu führen, die nähere Verwandtschaft (getrennt lebende Elternteile usw.) in Westberlin zu wohnen haben und deren Kinder diese Verwandten häufig und oft ohne Aufsicht besuchen.

3.) In allen Einrichtungen der Volksdbildung (Heime, Horte, Kindergärten) wird überprüft, ob die bisherigen Anweisungen in Fragen von Grenzgängern beachtet wurden.

4.) Das Referat Jugendhilfe wird beauftragt, eine Aufstellung der Kinder einzureichen, deren Eltern republikflüchtig geworden sind.

5.) Mit Unterstützung der Bürgermeister wird in den einzelnen Schulsystemen festgestellt, welche ehemaligen Schüler der allgemeinbildenden schulen in Westberlin erweiterte Oberschulen und Berufsschulen besuchen bzw. Lehrverträge haben. Mit diesen Schülern und deren Eltern werden Aussprachen durchgeführt.

6) In den Kalssenelternversammlungen zum Anfang des neuen schuljahres wird das Problem des Kinobesuches in Westberlin sowie die Einfuhr von Schund- und Schmutzliteratur behandelt. Die lt. Anweisung, Verfügungen und Mitteilungen durchzuführenden Kontrollen sind verstärkt durchzuführen. Die gleiche Aufgabe haben auch die Horterzieher.

                                             Kreisschulrat