Riedel's Codex Diplomatictus Brandenburgensis, eine "Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten." enthält im ersten Band der vierten Hauptteiles (veröffentlicht 1862) verschiedene alte Chroniken bzw. Bruchstücke von Chroniken.

Ab Seite 46 findet sich dort im III. Kapitel eine
Microc(h)ronicon Marchicum genannte Chronik der Mark Brandenburg aus dem Jahre 1599 (1600). Der Verfasser, Peter Hafft (bzw. Petrus Hafftitius, wie er sich lateinisch schrieb), stammte aus Berlin, besuchte bis 1545 die Schule in Pirna, studierte 1546 auf der Universität zu Frankfurt und war Lehrer und Rektor der Schulen zu Berlin und Cöln.



Diese etwa 120 Seiten umfassende Chronik gibt unter anderem Auskunft darüber, wann und wo der Teufel persönlich oder im Körper armer Brandenburger sein Unwesen getrieben hat und wer sonst noch herum spukte und die Menschen in Schrecken versetzte, wie z.B. die Blumberger Wettermacherin und der Basilischke im Blumberger Brunnen.

Microcronicon Marchicum

Beschrieben durch M. Petrum Hafftitium, weiland Rectorem beider Schulen zu Berlin
vnd Cöllen an der Sprewe, Anno Domini MDMCIX. [1599]

In diessem Jahre [1528] hat eine Erbare Frawe zu Collen an der Sprewe einer armen lüsterigen Schwanger frawen ein stück vom Kelbernbradten versagt, welchs zum Zeichen Ihrer vnbarmhertzigkeit ist zum steine worden, Darumb sie denselben aus Papistischer poenitentz hat ins Leichhaus der Cölnischen Kirchen an einer eissern Ketten lassen aufhengen, bis entlich nach offenbarten hellen licht des götlichen worts, als man auf das Papistische Narrwerck nicht so gross gepast, ein bürger zum Berlin mit namen Heinrich Spalt, denselbigen herraus genomen vnd lange Zeit in seiner stuben hat hengen gehabt, vnd heutiges tages in Daniel Hubers, weiland Stadrichters zum Berlin, behausung noch zu sehen.

In diessem Jahre [1536] im Sommer hat eine Magdt zu Franckfurt an der Oder, wo sie hingegriffen an Ihrem leibe vnd Kleidern, eitel gelt von Mancherley kleinen ganggeben Müntzen gegriffen, welchs sie alsbaldt widder ins Maul gesteckt vnd verschlungen, Wen man Ihr aber mit gewalt die hende aufgebrochen, ist man der Müntze mechtig worden vnd hat sie können behalten. Letztlich hat sie auch Nadeln ergriffen vnd gefressen. Doctor Luther seliger hats auf den Mangel des Gelts vnd Krieg in der Marcke gedeut.

Anno Christi 1542, Gleich wie im vergangen Jahre, sind hin vnd widder in der Marcke vnd anstössenden herrschafften viel Mordtbrenner betreten, eingezogen vnd geschmeucht, dass sie etliche Stedte angelegt vnd eineschern wollen, vnd auf Herzog Heinrich zu Braunschweig bekant, dass Sie von Ihm ausgesandt weren. Wen man aber den Grossvoigt von Wolfenbeutel vnd andere des Hertzogen officirer, darauf Sie sich beruffen, als weren Sie von Ihnen dazu mit gelde erkaufft, fürgestelt, haben Sie dieselben nicht gekant. Derwegen habens viele leute dafür gehalten, dass der Teufel diese Ebenthewr dem reinen Worte Gottes zuwidder allerley vneinigkeit vnd Zweyspalt dadurch anzurichten fürgenommen hette.

Den 24. Septembris [1545] ist gestorben Marggraff Albrecht zu Brandenburg, Churfürst zu Mentz, Ertzbischoff zu Magdeburg vnd Halberstadt vnd Cardinalis Tituli S. Chrysogeni ad vincula Petri zu Rom, ...
Dieser Bischoff, Marggraff Albrecht zu Brandenburg, hat eine Katze gehabt, die hat Churt geheissen vnd ist stets nebenst dem Bischoff auf einem Sammeten Polster am Tische gesessen, das beste müssen fressen, des nachts für seinem bette auf den antrit liegen vnd ist ein böser geist gewesen, welchs Niemand am hofe, auch der Herr selbst nicht, gewust, bis es entlich also offenbar worden. Es hat der Bischoff auf eine Zeit einen Reitenden boten abgefertigt, welcher nach verrichten geschefften sich verspät, dass er die nacht vber im felde hat bleiben müssen. Hefft derwegen sein pferdt an einen baum, legt sich nidder zur ruge vnd befhielt sich vnserm Herrn Gott. Was geschicht? Ehe er sich kaum niddergelegt, kumpt ein gross geschwurm böser geister auf den baum, die stellen eine Inquisition vnd vmbfrage an, was ein Jeder den tag ausgericht, Vnd do dis geschehen hat einer gefragt, wie es doch komen muste, dass sich der Mentzische Churt absentirt hette? Darauf ein ander geandtwort: Er müste was sonderlichs vnd wichtiges fürhaben, Sonsten würde er nicht aussen blieben sein. In was grossen engsten vnd sorgen diesser man muss gewesen sein, hat ein Jeder leichtlich zuerachten, vnd wen Ihn der almechtige Gott durch den Schutz seiner Heil. Engel nicht sonderlich bewart hette, würde seiner vbel sein gewart worden. Als sie aber nun mit einem grossen getümmel vnd vngestüme widder hingefahren, Dessen der Bote fro worden vnd Gott gedanckt, dass er ihn so gnedig behüt hette, säumt er sich nicht lange, sitzt auf sein pferdt und reit seine wege. Als baldt er nun auf den Mittag zu haus kumpt, Lest Ihn der Bischoff für sich furdern für den Tisch, fragt ihn, wie es komme, dass er nicht zeitlich ankomen were. Do ihm nu der Bote alle sachen bericht, wie es Ihme die nacht ergangen, was er gehört vnd wie die andern sonderlich nach dem Mentzischen Churt gefragt hetten, Do erhebt sich die Katze vom Polster gar vngestümlich in alle Höhe auf den hinterfüssen, fengt grewlich vnd schrecklich an zu lawen vnd mawen, gleich als wolte sie den Boten ausschelten, springt flugs zum Fenster hinnaus, dass man nicht gewust, wo sie gestoben oder geflogen, vnd hat sich nicht mehr sehen lassen.

In diessem Jahre [1551] ist der Teufel an vielen örtern bey der nacht sichtlich auf der gassen gangen, hat an Thüren geklopft, offte weisse Todtenkleider angehabt, Ist mit zum begrebnis gangen vnd sich trawrig gestalt, hat auch offte andere geberde gehabt vnd die Leute erschreckt.

In den Heiligen Pfingstfeirtagen [1551], als das Volck in einem Dorffe bey Witstock zum biere gesessen vnd ein weib angefangen grewlich zu fluchen vnd den Teufel offtmals zu nennen, Ist Sie zusehens von der Erde zur thüre hinnaus gefürt vnd hernach widder todt auf die Erde nidder geworfen, allen gotslesterern vnd fluchenden zum abschewlichen exempel.

Eben vmb diesse Zeit [1552, kurtz nach Laurentii] ist auch eine alte Wettermacherin von Blumberg für Berlin gebrandt, vnd do das fewr angangen, ist eine Weihe, so zuuor vmbs fewr geflogen, hinnein gefallen vnd so lange, dass man ein Vater vnser indes hette beten mögen, darin geblieben vnd nachmals ein stück von ihrem Peltze, einer Ellen lang, mit sich hinweg gefürt, dass alle, so dabey vnd vber gewesen, es dafür gehalten, dass Sie der Teufel hinweg gefürt habe.

Anno Christi 1553, den 9. Januarij, hat ein grosser vngehewrer Wind Herrn Moritzen, Churfürsten zu Sachsen, bilde, so am steinern gange Inwendig im Schlosse im Winckel gestanden, den Kopf abgerissen, Darauf ist er im selbigen Jahre den 9. Julij in der Schlacht, so er für Siebershaussen mit Marggraff Albrecht zu Brandenburg gehalten, erschossen ...

In diessem Jahre [1553] sind 2 Zauberinnen zu Berlin verbrandt, welche in der Tortur bekant, dass Sie ein Christen Kind gestolen, zerstückt vnd gekocht hetten, tewrunge im lande damit anzurichten.

Freitag nach Maria Magdalenae tag [1556] sind einem bürger zu Franckfurt an der Oder 2 Engelische hunde von einem Kauffman zu Stetin zugeschickt, dieselbigen einem Fürsten widder zuübersenden. Als er aber denselben hunden, ehe dan er Sie verschickt, hat brodt backen lassen vnd 2 dauon aufgeschnitten, sind sie durchaus blutig gewesen vnd also geblieben, Darauf ist nach der Erndte in der Marcke eine tewrung entstanden, welche bis zur Erndte des Negst folgenden 57. Jahres gewert. Vnd eben damals hat sich auch die geschichte mit der Edlen frawen in der Marcke zugetragen, die einer armen frawen 1 schfl. rogken zuleichen abgeschlagen vnd darüber von Gott grewlich ist gestrafft, dass die würme all Ihr Korn aufgefressen haben.

In diessem Jahre [1557] ... sol einem Manne in der Marcke ein Engel in der gestalt eines kleinen Kindeleins erschienen sein.

Dis Jahr [1558], in Vigilia Assumptionis Mariae, zwischen 1 vnd 2 Vhrn nach Mittag, hat sich bei Hellen lichten Sonnenschein zu Berlin ein klein Schwerg sehen lassen, daraus nur ein einiger blitz vnd Donnerschlag ohne regen geschehen, welcher schlag in einem Thurn beim Jeckhol gerathen vnd der Churfürstin ein kleines zotiges hündelein, so Ihr an der Seite auf dem gange, so vom Schlosse in den Thumb hinnab gangen, erschlagen, dass man nichts verserrtes daran hat sehen können; Als es aber ward aufgeschnitten worden, ist Ihm das hertz im leibe gar kolschwartz verbrendt gewesen.

Anno Christi 1562, den 19. Augusti, als Herr Wentzel Kielman, Pfarher zu Cüstrin, in Gott verstorben, hat sich folgenden tages vmb 1 Vhr, als man Ihn hat wollen zur erden bestetigen, ein solch vngewitter mit Donner, blitzen vnd regen erhoben, dass man vermeint, die Stadt würde vntergehn. Es haben aber etliche Zeuberinnen, auf welche er zuuor hefftig gepredigt, solchs zuwege gebracht (wie sie hernach selbst bekandt), das man mainen solte, des Pfarhers seele were vom Teufel im Wetter hingefürt.

In diessem Jahre [1567] hat ein Weib, die schremige Kathrine genant, Hans Frolichs Frawe, eine Kramerin im Eckhause beim Berlinischen Stadtkeller am Newen Margckte, Samson Juden so bey Ihr seinen ausgang hatte, heimlich ermordt vnd im Keller begraben, welchs, als es entlich ist offenbar worden, Ist sie gefenglich eingezogen, fürs gerichte gefürt vnd erstlich sich loss geredt, Aber zum andern mahl ist Sie hinnaus gefürt vnd entheupt worden, Vnd ist damals eine starcke sage gewesen, dass man Sie etliche tage hette sehen vmb den Rabenstein gehn vnd das heupt in henden tragen, zuuoraus in der Mittagsstunde.

Dis Jahr [1576], am Sontag nach Trinitatis, hat der Pfarherr zu Königsberg in der New-Marcke eine lebendige Heydechs nicht weit vom Kelche vnter dem Altar tuche gefunden, welche er sampt dem Altartuche gefast vnd hinweg getragen hat, Ist dauon kranck worden, sehre geschwollen vnd im folgenden Jahre gestorben. Man hats dafür gehalten, Sie sey von Zeuberinnen dahin gelegt.

Auf S. Thomas tag [1580] des nachts vmb 7 Vhrn ist zu Hauelberg auf dem Kirchhofe ein lieblich kleines Kindelein in Schlossweissen Kleidern, bisweilen mit gefalteten henden knieende, bisweilen auffstehende vnd hin vnd widder laufende gesehen worden, bis es entlich gar verschwunden, Je lenger man aber dasselbige Kindelein angesehen, Je lieblicher vnd holdseliger, Je heller vnd glentzender es worden.

In diessem Jahre [1586] ist im Dorffe Hopfgarten, 1 Meile von Moncheberg gelegen, der Teufel in der gestalt eines kurtz zuuor verstorbenen Weibes vmbhergangen, mit freunden vnd Frembden geredt vnd grosse hermschar getrieben, ohne Zweifel eine Newe abgottereie vnd aberglauben dadurch anzustifften, welcher sich doch letztlich verloren, als ihm die Predicanten mit Gottes wort hart zugesetzt haben.

In diessem Jahre [1588] haben sich seltzame gespenste vnd gesichte zu Königsberg in der New-Marcke ereuget, dass es bey finster nacht in allen gassen plützlich licht worden vnd baldt widder verschwunden.

Auch haben sich im Herbst [1588] die Krähen vnd Dolen auf der Kirche vnd Rathause daselbst [Königsberg] gesamlet vnd mit einander gebissen, welchs ein gewisse fürspiel gewesen des grossen Zweyspalts der Bürger vnd Raths, so im folgenden Jahre erfolgt.

Anno Christi 1589, im Martio, ist abermal ein gross geschreie vnd gebeisse vnter den Dolen vnd Krähen auf der Kirchen vnd Rathausse zu Königsberg gewesen. Darauf hat sich am 14. Maij der Zweyspalt zwischen dem Rath vnd der Bürgerschafft daselbst erhoben.

Den 13. Octobris [1590] ist ein schwartz pferdt mit brennenden Augen zu Königsberg in der New-Marcke alle gassen auf vnd nidder gelaufen vnd hat also gesprungen, dass das fewr aus den Steinen gefunckelt vnd die Heusser erschottert sein. Des morgens hat man das Berckawische Thor zunegst der Stadt offen vnd das pferdt zwischen beiden Thoren inne funden, als aber der Thorhüter dazu komen, ists in die höhe gefahren vnd verschwunden.

In diessem Jahre [1590] hat der Windtmüller im Stedtlein Blumberg einen Newen Brunnen graben lassen, darüber 3 Knechte, ehe sie halb hinnunter kommen, sind todt blieben; Auch hat man hunde, Hüner vnd Katzen hinnunter gelassen, sie auch todt blieben, Vnd ist die vermutunge, es habe ein Basilischke oder Vncke alda seine wonunge.

In diessem Jahre [1590] ist im Dorffe Hansberg, eine halbe Meile von Königsberg, ein klein Megdlein vom vnsaubern geiste vbel geschlagen vnd tractirt worden, aus anstifftung einer alten Wettermacherin, die zu Königsberg entlich eingezogen vnd hernach zu Cüstrin verbrandt worden.

In diessem Jahre [1591] hat ein Kind zu Spandow in Mutter leibe geweint vnd darauf etliche seufftzen getahn.

Mitler weile [1592] ward ein Schuldiener an einem fürnemen ort, der ein fleisiger Jünger des Caluini war (Jedoch heimlich aus furcht), vom Teufel vbel geschlagen, dass er weder hende noch füsse hat regen können.

In diessem Jahre [1593] sind zu Frideberg in der New-Marcke viel personen beiderley geschlechts vom Teufel mit schweren gedancken vnd grossen anfechtungen hart geplagt worden, dass man auf allen Cantzlen in der Chur Brandenburg lange für Sie hat bitten müssen, welchs alles durch Zaubereie ist angestifft worden.

In diessem Jahre [1595] hat der Teufel im Stedtlein Lyndow gleicher gestalt wie zu Spandow die Leute zu plagen angefangen.

Den 12. Augusti [1600] zwischen 3 vnd 4 Vhre nach mittag, hat sich fürm Spandowischen Thore im Stadtgraben ein gross gepolter erhoben vnd sind zusehens 2 Stücken Leinewandt von der Bleiche weggeführt vber des Stadtknechts haus, das eine ist auf den Nussbaume zunegst an der Stadtmauren behangen blieben, gleich als wär es mit fleiss ausgebreit; das ander, darin 3 knote geschürzt, ist fürs Spital am Spandowischen Thore beim Brunnen niddergefallen, vnd ist doch kein wind gewesen, ist auch sonst nichts in der Lufft gesehen worden.

Quelle: Google Buchsuche