Im Kreisarchiv Eberswalde, wo nach anfänglicher Aussage der Mitarbeiter gar nichts über Mehrow vorhanden ist, fanden sich in den "General-Acten der Königlichen Kreisgerichts-Deputation zu Altlandsberg" zwei Mappen mit Duplikaten des Mehrower Kirchenbuches:
unter E.I. 4159 die Jahrgänge 1850-1860 und unter E.I. 4160 die Jahrgänge 1862-1873.

Da seinerzeit die Kirchenbücher die einzigen Dokumente waren, in denen Geburts-, Hochzeits- und Sterbedaten festgehalten wurden, waren diese unglaublich wichtige Unterlagen. Deshalb hat man die Originale von Zeit zu Zeit kopiert (d.h. abgeschrieben) und die Kopien an einem sicheren Ort aufbewahrt. Mit dieser Art der "Datensicherung" bestand halbwegs Sicherheit gegenüber den nicht seltenen Kirchenbränden.

Ab 1876, als Bismarcks Personenstandsgesetze in Kraft traten, haben dann Standesämter die Erfassung und Sicherung der persönlichen Daten der Bevölkerung übernommen. Kirchenbücher wurden natürlich trotzdem weitergeführt, aber diesen kam fortan nicht mehr die ursprüngliche Bedeutung zu.

Nun sind eigentlich Originale immer viel wertvoller als Duplikate. Aber hier ist es fast umgekehrt, denn die genannten Duplikate wurden von niemand anderem gefertigt, als von unserem Dorfschullehrer Herman Schröder, der hier etwa ab 1850 über ein halbes Jahrhundert Dienst getan hat. Er hatte, wie damals üblich, neben dem Lehrer- auch das Küsteramt inne und als Küster war es offenbar seine Aufgabe, das Kirchenbuch zu duplizieren. Der zuständige Pfarrer hat dann die Übereinstimmung von Original und Duplikat geprüft und bestätigt.

Wir wollen mal einen Blick in das Kirchenbuch werfen und gleich nachschauen, wann und in welchem Zusammenhang der Verfasser selbst darin vorkommt.

Heinrich Hermann Schröder
Lehrer und Küster zu Mehrow
geb. Falkenberg, 11.8.1830
Marie Emilie Heyland
zu Mahlsdorf geb. 23.2.1837

Schmiedemeister Krause Weihnachten 1927
Vater des Bräutigams: Heinrich Ferdinand Schröder,
Lehrer und Küster zu Falkenberg
Vater der Braut: Carl Ludwig Heyland,
Lehrer und Küster zu Mahlsdorf

Unser Dorschullehrer Heinrich Hermann Schröder hat also 1864 im Alter von 34 Jahren die 27-jährige Marie Emilie Heyland aus Mahlsdorf geheiratet. Sein Vater, Heinrich Ferdinand Schröder, war Lehrer und Küster in Falkenberg, sein Schwiegervater, Carl Ludwig Heyland, war Lehrer und Küster in Mahlsdorf. Wer da nicht an Kuppelei glaubt ...

Wenig später tauchen denn unter "Geborene und Getaufte" die ersten Kinder des Paares im Mehrower Kirchenbuch auf:

Schröders ältester Sohn, Reinhold Ferdinand Ludwig wurde am 2. Februar 1866 geboren. Zu den Taufpaten gehörte keine Geringere als die Frau des Rittergutsbesitzers Heyse. Weitere Taufpaten waren Jungfrau Pauline Schröder aus Falkenberg, Schmiedemeister Schultze aus Weißensee, Lehrer Heyland aus Mahldorf (der Großvater mütterlicherseits) und der Schulze Müller aus Mehrow.

Die älteste Tochter, Anna Maria Martha wurde am 4. Mai 1867 geboren. Taufpaten waren die Großväter Heyland (Lehrer und Küster aus Mahlsdorf) und Schröder (Lehrer und Küster aus Falkenberg), der Kossäth Meißner und die Frau des Schulzen Müller aus Mehrow sowie die Frau des Ahrensfelder Pfarrers Harmuth.

Das nächste Kind, Hermann Ludwig Johannes wurde am 14. März 1869 geboren. Neben dem Gärtner Radtke tauchen diesmal die Frauen des Schulzen Meißner und des Kossäthen Müller als Taufpaten auf. (Das Schulzen-, sprich Bürgermeisteramt, ist offenbar zwischen 1867 und 1869 von Müller auf Meißer übergegangen.)
Wie hier vermerkt, ist das Kind aber bereits zwei Wochen später, am 1.4.1869, gestorben.

Georg Theodor Paul Schröder wurde am 23. Februar 1870 geboren. Taufpaten waren der Schulze Meißner, der Kossäth Brederecke und Frau Zinn.

Am 30. August 1871 wurde dann die zweite Tochter, Elisabeth Mathilde Gertrud, geboren. Taufpaten waren offenbar zwei Lehrer-Kollegen des Vaters und eine Verwandte, Fräulein Mathilde Schröder.

In den letzten beiden in Eberswalde als "Schröder-Duplikat" vorliegenden Kirchenbuch-Jahrgänge (1872 und 1873) findet sich kein weiterer Eintrag bzgl. eigener Kinder. Da die Revisionsprotokolle vom Ende des Jahrhunderts bei Schröder immer von einem "Vater von 5 Kindern" sprechen, muß das letzte Kind nach 1873 geboren sein.

Das Sterberegister "Gestorben im Jahre 1869" weist für den am 1. April im Alter von 18 Tagen gestorbenen Schröder-Sohn Johannes als Todesursache Keuchhusten auf;

Ein Blick über die Reihen des Sterberegisters gibt einen erschrenkenden Eindruck von der Lebenserwartung in der damaligen Zeit: Unter den 7 Verstorbenen des Jahres 1869 befand sich nur ein Erwachsener, ein Carl Riese aus Fürstenwalde, der im Alter von "angeblich über 70" verstarb. Bei den anderen Sterbefällen handelte es sich um drei Kinder im Alter von fünf, drei bzw. knapp einem Jahr sowie um drei Neugeborene, von denen zwei an Krämpfen gestorben sind.