Im Kreisarchiv Barnim findet sich unter "Bernau Ke 63-39/1" folgendes Protokoll einer im Sommer 1961 durchgeführten Sicherheitskontrolle in Landwirtschaftsbetrieben:

Rat des Kreises Bernau                   Bernau, den 6. Juli 1961
1. Stellvertreter des
   Vorsitzenden


                        Protokoll
       über die am 5.7.1961 ab 120.00 Uhr durchgeführten
       Sicherheitskontrollen bei den Maschinen der Landwirtschaft

Die Kontrollen fanden statt auf Grund einer am 27.6.1961 in der gemeinsamen Beratung getroffenen Festlegung.

Kontrollobjekte waren:
       RTS  W e r n e u c h e n
       LPG  H i r s c h f e l d e
       LPG  W e r n e u c h e n
       LPG  B l u m b e r g
       LPG  A h r e n s f e l d e
       LPG  E i c h e
       LPG  M e h r o w
       LPG  K l o s t e r f e l d e/Stolzenhagen
       MTS-Stützpunkt  B a s d o r f
       MTS  S c h ö n o w

An der Kontrolle nahmen teil:
       Genn. Przybilla, Kreisgerichtsdirektor
       Gen. Scholz, Kreisstaatsanwalt
       Gen. Schwer, Ob.Leutnant der VP
       1 Genosse der Kreisdienststelle d. MfS
       Gen. Richter, Leiter der Abt. Inneres
       Gen. Schirmacher, 1.Stellv.d.Vorsitzenden.

Kontrollergebnis:

Allgemein muß festgestellt werden, daß die grundlegenden Anforderungen an die Sicherheit für die wertvollen Aggregate der Landwirtschaft gröblichst vernachlässigt werden und dem Klassenfeind Tür und Tor geöffnet sind für Diversionen - und Sabotageakte. Eine Ausnahmwe bilden lediglich die MTS Schönow und die LPG in Blumberg.

Im einzelnen ergaben sich folgende Feststellungen:

Und dann folgen die teils verheerenden Urteile über die kontrollierten Betriebe, wobei wir uns auf Mehrow und Eiche (worauf in Mehrow Bezug genommen wird), beschränken wollen:

In der LPG  E i c h e ist die Sicherheit in keiner Weise gegeben. Maschinen und Großgeräte sind im Stützpunkt Ahrensfelde untergestellt. Der Stützpunkt befindet sich unmittelbar an der Straßengabel Berlin - Lindenberg - Werneuchen. Bei einer Kontrolle gegen 21.15 Uhr stand das Einfahrtstor weit offen. Es war kein Mensch im Stützpunkt anwesend. Die Rückseite des Objektes ist in keiner Weise gesichert. d.h., daß man von allen Seiten ohne Mühe an die dort abgestellten Maschinen herankommt. Auf dem Gelände des Stützpunktes standen mehrere Traktoren und anderen Geräte. Unter anderem auch die beiden Mähdrescher der LPG, die augenscheinlich aus der Instandsetzung kamen.
Im allgemeinen muß man einschätzen, daß die Sicherheit in keiner Weise vorhanden ist.

Die Einschätzung zu Mehrow beginnt schließlich mit einer literarischen Kostbarkeit:

In der LPG M e h r o w trifft das gleiche entsprechend der Sicherheit zu wie es in der LPG Eiche eingeschätzt werden muß.
Es gelang uns z.B. mit dem PKW auf verschiedene Höfe, auf denen Maschinen und Geräte abgestellt sind, zu fahren, ohne daß wir auch nur einmal angehalten wurden.
Auf dem Hof neben der LPG waren früher, d.h. als die LPG die Technik noch nicht übernommen hatte, eine Reihe von Maschinen in einer großen Scheune untergestellt; heute sind dort Kohlen und anderes Material gelagert. Die zur LPG gehörenden Mähdrescher, Traktoren und anderen Großgeräte stehen im Freien.
Die Werkstatt war wohl verschlossen, aber auf dem offenen Gelände neben der Werkstatt standen Binder, 1 Kartoffelvollerntemaschine und sämtliche Hänger der LPG.
Zu bemerken ist, daß die Binder in einem derartigen verrosteten Zustand sind, daß die Instandsetzung zur diesjährigen Erntekampagne sehr schwer, wenn nicht gar ausgeschlossen ist.
Bezüglich der Sicherheit trifft das gleiche zu wie bei der LPG Eiche.

Da kann man wirklich froh sein, daß zu diesem Zeitpunkt (6. Juli 1961 - wenige Wochen vor dem Mauerbau) der "Klassenfeind" mehrheitlich auf dem Weg in den Westen war und wenig Interesse an LPG-Traktoren zeigte ...