Müncheberg war wiederholt Ausgangs- oder Endpunkt unserer Jakobsweg-Etappen im Spätsommer 2014. Die Stadt und vor allem ihre Stadtpfarrkirche bietet so viel sehens­wertes, dass ihr hier eine eigene Seite gewidmet werden soll.
Müncheberg wurde im 13. Jahrhundert auf einer von Sümpfen und Seen umgebenen Hochfläche von Mönchen des Klosters Leubus bei Breslau gegründet. Sie hatten das Land von Heinrich den Bärtigen geschenkt bekommen.
Der Ort wurde 1232 erstmals als Municheberg urkundlich erwähnt, 1245 erhielt er das Marktrecht. Ab dem Jahre 1319 wurde eine rund sieben Meter hohe Stadtmauer mit zwei Toren errichtet. In den Folgejahren kamen einige Dörfer der Umgebung zu Müncheberg hinzu: Hoppegarten, Maxsee und Schlagenthin.
Müncheberg konnte seine Stellung als wichtiger Marktflecken ausbauen, musste aber immer wieder Rückschläge hinnehmen. 1432 legten die Hussiten die Stadt in Schutt und Asche, im 17. Jahrhundert wüteten hier der Dreißigjährige Krieg und die Pest. Es brannte hier wiederholt, der Stadtbrand von 1641 ließ außer der Kirche nur ein paar Häuser übrig.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Altstadt fast vollständig zerstört, weshalb dort heute fast nur Neubauten anzutreffen sind.
Die Stadtpfarrkirche St. Marien wurde um 1268 erbaut und 1355 erstmals erwähnt. Es ist ein einschiffiger gotischer Feldsteinbau, der auf einem Hügel im Osten der mittelalterlichen Stadt steht. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche in Backsteinmauerwerk erhöht.
Um 1820 wurde der Westturm wegen Bauschäden abgebrochen und nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel ein neuer Turm errichtet - aus Stabilitätsgründen in vier Meter Entfernung und durch eine spitzbogige Brücke mit dem Kirchenschiff verbunden. Durch diese Konstruktion blieb im Übrigen der Turm fast unversehrt, als die Kirche in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges völlig ausbrannte und dabei Dach, Gewölbe und Pfeiler einstürzten.
Eine weitere Attraktion erhielt die Kirche in den 1990er Jahren, nachdem ein neues, freitragendes Dach in Stahl­konstruktion auf die Umfassungsmauern gesetzt wurde. Durch den Verzicht auf die Pfeiler sind aus dem Chor und dem Kirchenschiff unverbaute, lichte Innenräume geworden.
Im Kirchenschiff wurde ein „Schiff im Schiff“ errichtet: eine viergeschossige Stahlkonstruktion mit Holzverkleidung bzw. in den oberen Etagen mit Glasfassade und Holzlamellen.
Die Form und die Verkleidung dieser Konstruktion erinnern an einen Schiffsrumpf, der längs halbiert und in der Nordhälfte des Kirchenschiffes platziert wurde. Im Erdgeschoss befinden sich Technikräume, Toilette, Garderobe und eine Teeküche, die sichtbar wird, wenn man eine große Klappe am „Schiffsrumpf“ hochklappt. Die oberen Etagen beherbergen ein paar Büros und die Müncheberger Stadtbibliothek.
Die einzelnen Etagen sind durch eine Treppe verbunden, die zwischen „Schiffsrumpf“ und Kirchenmauer versteckt ist, und einen freistehenden Fahrstuhl, der so verkleidet ist, dass er kaum wahrgenommen wird. Er macht den Einbau aber komfortabel und behindertengerecht.
Das „Schiff im Schiff“ fällt sofort auf, ist aber keinesfalls störend. Insbesondere die Bibliothek sorgt dafür, dass an den Wochentagen ein Kommen und Gehen ist, weshalb man die Kirchentür fast immer offen findet. An den Wochenenden halten ein paar rührige Damen der Kirchengemeinde die Kirche offen, beantworten die Fragen der Besucher und haben meist sogar noch Kaffee und Kuchen zu bieten. Oft kommen ganze Gruppen zur Besichtigung.
Im hinteren Kirchenschiff findet man meist eine kleine Ausstellung. Plakate an den Türen verkünden, dass in der Kirche oft Konzerte und ähnliche Veranstaltungen stattfinden.
Die Kirchengemeinde selbst scheint auch recht aktiv zu sein. Im Schaukasten sind viele Veranstaltungen gelistet und wenn alle so liebevoll vorbereitet werden, wie der Einschulungsgottesdienst, für den die Kirche bei unserem Besuch gerade geschmückt wurde, dann hat die Gemeinde viel Lob verdient.
Im Pfarrbüro oder bei den Damen, welche die Kirche offen halten, kann man sich auch den Schlüssel zum Turm geben lassen und für einen ganz kleinen Obolus hinaufsteigen und die Aussicht über die Stadt und Umgebung genießen.
Unterwegs trifft man auf eine kleine Ausstellung mit Bildern von der Zerstörung im Krieg und vom Wiederaufbau.
Auf dem Weg nach oben führt ein Abzweig über eine kleine Treppe in den Raum, der sich über dem Bogen zwischen Kirche und Turm befindet. Der lässt sich sicher gut für die Gruppenarbeit nutzen. Durch ein großes Fenster hat man von dort einen hervorragenden und so bisher nirgendwo vorgefundenen Blick in das Kirchenschiff.
Ein paar Treppchen höher kommt man an den Glocken vorbei, unter denen eine von 1621 ist. Die hat also schon im Dreißigjährigen Krieg geläutet.
Die Getriebe, welche die Uhrzeit an die Ziffernblätter der Turmuhren übertragen, sind entweder neu oder tadellos restauriert. Überhaupt ist hier alles sehr gut in Schuss.
Von der Aussichtsplattform bietet sich ein großartiger Blick über die Stadt und ihre Umgebung. Man kann die Turmhaube umrunden und den Blick in alle Richtungen schweifen lassen.
Auffallend sind die vielen mehrstöckigen Wohnhäuser in der ehemaligen Altstadt. Da diese zum Kriegsende fast völlig zerstört wurde, war schnell viel neuer Wohnraum erforderlich.
Der Hügel zu Füßen der Stadtpfarrkirche ist mit regelmäßig angeordneten Buchsbaumhecken bestanden, die einen interessanten kleinen Park bilden. Der wird von den Bewohnern des angrenzenden Seniorenheimes, das sogar mit einer kleinen Brücke verbunden ist, gern angenommen.
Da die Fernverkehrsstraßen um die Altstadt herum geführt werden, ist es dort recht ruhig. Und wer in die Altstadt will, muss eines der beiden Stadttore passieren.
Im Westen ist es das Küstriner Tor, mit folgendem Spruch:
"Wer giebt seinen Kindern Brod und leidet selber Noth, den soll man schlagen mit dieser Keule todt"
Die Keule hängt darüber.
Früher war hier mal ein richtiges Stadttor mit Innen- und Außentor. Die Straße dazwischen überbrückte auf Gewölben drei Wallgräben. Im 18. Jahrhundert war nur noch das innere Tor übrig, das als Zollschranke benutzt wurde. Beim Bau der Chaussee von Berlin nach Küstrin um 1800 wurde das Tor vollständig beseitigt. Zurück blieb nur der Torturm.
Die durch das Küstriner Tor heraus führende Straße stößt nach 400 Metern auf einen Kreisverkehr, wo auf ein gegenüber liegendes Kriegerdenkmal hingewiesen wird. Dieses wurde 1924 eingeweiht. Ursprünglich waren hier auf mehreren Tafeln die Namen der 110 Gefallenen und 5 Vermissten des Ersten Weltkrieges aufgeführt. Diese Tafeln sind leider verschollen.
Im Osten der Altstadt ist die Situation ähnlich wie im Westen. hier ist vom ehemaligen Berliner Tor auch nur der Torturm (der ehemalige Pulverturm) übrig und ein Stück dahinter befindet sich auch ein Soldatenfriedhof - in diesem Fall ein sowjetischer aus dem Zweiten Weltkrieg.
Am Berliner Tor, auch Strausberger Tor genannt, gab es auch zwischen Innen- und Außentor einen Graben und vor dem äußeren Tor ein weiterer Graben, über den eine Zugbrücke führte. Jenseits dieses Grabens stand das Pesthaus.
Auch dieses Tor wurde im 18. Jahrhundert auf das Innentor reduziert und später beim Chausseebau abgetragen.
Über der Laterne am Berliner Torturm ist ein Nachtwächter zu sehen, der einst vor Feuer und Feinden warnen musste und zudem für Ruhe und Ordnung in der Stadt zu sorgen hatte. Ob er 1432 die Hussiten hat kommen sehen, wissen wir nicht, aber auf jeden Fall konnten weder er noch die anderen Müncheberger verhindern, dass die Hussiten einfielen, plünderten und die Stadt verwüsteten. Eine Tafel am Turm erinnert daran:
Zum Andenken an die Gründung der Stadt am 29. Juni 1232
und an die Verwüstung derselben durch die Hussiten
am 17. April 1432.
Gestiftet vom Verein für Heimatkunde in Müncheberg 1882.
Wo Stadttore der zumindest Tortürme sind, gibt es in der Regel auch eine Stadtmauer. So auch hier und zwar eine, die gut erhalten ist und noch fast um die gesamte Altstadt herum führt. Die rund sieben Meter hohe Mauer zum Schutz der Stadt wurde ab 1319 errichtet.
Ein paar alte Häuser gibt es in der Stadt noch zu bestaunen. So das 1692 wieder aufgebaute Rathaus (unten links) oder das Hotel Sternthaler (unten rechts) in der Poststraße, bei dem nicht herauszufinden ist, von wann es stammt. Aber auch das Hotel Rathaus-Eck, das offenbar noch nicht so viele Jahrhunderte hinter sich hat sieht ordentlich und gepflegt aus.
Mit etwas Glück erwischt man auf dem Marktplatz vor dem Rathaus einen Wochenmarkt (wie in diesem Fall an einem Freitag). Da kann man dem Körper für wenig Geld wohlschmeckende Pilgerkost, also Bratwurst mit Pommes oder was ähnliches, zuführen.
Auch außerhalb der Stadtmauer kann man in Müncheberg Interessantes entdecken, zum Beispiel den Friedhof der Kriegsgefangenen bei den „Schinderfichten“. Dazu später.