Beiträge aus der Tageszeitung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Das Volk von 1945 (1. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.



Das Volk
Tageszeitung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Nr. 1, 1. Jahrgang / Berlin, Sonnabend, 7. Juli / Preis 15 Pfennig


Sonnabend, den 7. Juli 1945 (Nr. 1), Titelseite, gekürzt

Wille und Weg
Von Otto Grotewohl
Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Der 17. Juni 1945 ist ein bedeutsamer Tag in der Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Weit über tausend kampferprobte Funktionäre hatten sich an einer historischen Versammlungsstätte der Berliner Arbeiterschaft zusammengefunden. ...


Sonnabend, den 7. Juli 1945 (Nr. 1), gekürzt

Englische und amerikanische Truppen in Berlin
Berlin (TASS). Wie bekannt, unterliegt das Gebiet „Groß-Berlin“, das von den Sowjettruppen nach hartnäckigen Kämpfen besetzt wurde, jetzt auf
Vereinbarung zwischen den Regierungen der Sowjetunion, Englands, der Vereinigten Staaten und Frankreichs einer Aufteilung in Besatzungszonen der verbündeten Mächte.
Entsprechend der vorgenannten Vereinbarung begann am 1. Juli der Einmarsch von Truppenteilen der amerikanischen Armee unter Kommando von Generalmajor Parkes in die westlichen Teile Berlins. Gleichzeitig begann der Einmarsch von Truppenteilen der englischen Armee, die unter dem Kommando von Generalmajor Lyne stehen, in das Territorium „Groß Berlin“. ...

Militärische Feierstunde vor der Siegessäule
Nachdem nun auch die englischen und amerikanischen Truppen die Besetzung der für sie vorgesehenen Zonen Berlins begonnen haben, wurde gestern im Rahmen einer kurzen militärischen Feierstunde in Anwesenheit von alliierten Kommandanten vor der Siegessäule die englische Flagge gehißt. ...

SPD-Verwaltung und Presse
Die Verwaltung der Sozialdemokratischen Partei hat jetzt ihren Sitz in Stadt-Mitte. Sie hat das Verwaltungsgebäude der Dresdner Bank, Berlin W 8, Behrenstraße 35-39, bezogen. Untergebracht sind hier der Zentralausschuß und die Berliner Bezirksverwaltung. Das Gebäude liegt in der Behrenstraße am Opernplatz, neben dem staatlichen Opernhaus, mit dem Blick auf „Unter den Linden“. Dort befinden sich auch Verlag und Redaktion der neuen sozialdemokratischen Tageszeitung „Das Volk“.

Berlin baut auf
Es geht schnell vorwärts
Nach Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation durch den deutschen Generalstab am 8. Mai gibt es in Deutschland keine einheitliche Zentralgewalt. Partikulargewalten entstanden, um das durch den Hitler-Krieg entstandene Chaos in den jeweiligen Gebieten zu überwinden. ...
Das völlig zerstörte Leitungsnetz für die Versorgung mit Licht- und Arbeitsstrom ist zum größten Teil wiederhergestellt. Auch sind die Instandsetzungsarbeiten in den städtischen Kraftwerken so weit fortgeschritten, daß die Stromversorgung Berlins fast vollständig wieder in Gang gebracht werden konnte. Auch ist das Wasserleitungsnetz wieder intakt, so daß Wasser so gut wie überall zur Verfügung steht. Vier Gasanstalten haben die Arbeit wieder aufgenommen und versorgen zahlreiche Stadtgebiete mit Gas. ...
Für die Arbeit der Versorgungsbetriebe ist die Heranschaffung der erforderlichen Steinkohlen­mengen von größter Wichtigkeit. Diese stößt aber zur Zeit noch auf Schwierigkeiten, da die Verkehrswege zu den Erzeugungsstätten durch die Kampfhandlungen, besonders die Sprengung von Brücken, sehr gelitten haben. ...
Schwersten Schaden haben die Anlagen zur Bewältigung des Berliner Personenverkehrs getragen. Von der 1200 Kilometer langen Oberleitung für die Straßenbahn sind etwa 84% zerstört. Auf besonders wichtigen Linien sind Busse eingesetzt.

Tiere sehen Dich an!
Die Wiedereröffnung des Zoologischen Gartens
Der Initiative des Berliner Oberbürgermeisters und des zuständigen Bezirksbürgermeisters ist es zu danken, daß aus dem Trümmerfeld des Zoologischen Gartens in wenigen Wochen sich Wege, Stege und Ruheplätze freimachen ließen, um den Besuchern des jetzt wiedereröffneten Gartens so viel Annehmlichkeiten zu bieten, daß sich ein Besuch lohnt. ...


Sonnabend, den 7. Juli 1945 (Nr. 1), Impressum

Herausgeber: Zentralausschuss der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Hauptschriftleiter: Otto Meier
Redaktion und Verlag: Berlin W 8, Behrenstr. 35/39
Anzeigen-Verwaltung: Berlin SW 68, Jerusalemer Straße 65/66
Druck: Berliner Verlagsanstalt GmbH, Berlin SW 68, Schützenstr. 18/25
Sprechstunden der Redaktion nur von 13-15 Uhr


Dienstag, den 10. Juli 1945 (Nr. 3), gekürzt

Es gibt wieder Urlaub in der UdSSR
Das Präsidium des Obersten Sowjets hat beschlossen, ab 1. Juli die durch den unseligen Krieg verhängte Urlaubssperre wieder aufzuheben. Die Arbeiter Sowjetrußlands können jetzt wieder regelmäßig ihre Ferien und zusätzlichen Urlaub erhalten. ...


Donnerstag, den 12. Juli 1945 (Nr. 5)

General Bersarin's Familie
Um die materielle Unterstützung
Moskau, 11. Juli (TASS). Die Zeitungen veröffentlichen einen Beschluß des Rates der Volks­kommissare der Sowjetunion über die materielle Versorgung der Familie des, bei einer Auto­katastrophe ums Leben gekommenen Generalobersten Nikolai Bersarin. der Rat hat beschlossen, der Familie Bersarins, die aus seiner Frau Natalia Bersarin und den Töchtern Larissa und Irina bestehend, eine einmalige Unterstützung in Höhe von 100000 Rubel zu gewähre. Ferner wird der Familie Bersarins eine Personalrente ausgesetzt, und zwar: Witwe Natalia Bersarin lebenslänglich 2000 Rubel monatlich, den Töchtern Larissa und Irina bis zur Beendigung ihrer Ausbildung je 1000 Rubel monatlich.


Donnerstag, den 19. Juli 1945 (Nr. 12), gekürzt

Der Tod von Käthe Kollwitz
In unserer Ausgabe vom 10. Juli erinnerten wir im Hinblick auf ihren achtundsiebzigsten Geburtstag an Käthe Kollwitz, ohne zu wissen, daß die große sozialistische Künstlerin und Kämpferin bereits am 22. April dieses Jahres in völliger Zurückgezogenheit in Moritzburg in Sachsen gestorben war ...


Freitag, den 20. Juli 1945 (Nr. 13), Anzeigen

Konservenbüchsen und -deckel suchen Nährmittelwerke Schwanebeck bei Berlin-Buch.

Glasbläserei führt alle Arbeiten für Laboratorium und Technik aus.
A. Höke, Berlin-Hohenschönhausen, Lindenweg 6a.
Von Alex mit 64 Omn. bis Endstat.

Langjähriger Steuer- und Verwaltungsfachmann
saniert Ihr Haus bei Uebergabe der Verwaltung, Regulierung von Steuerschulden.
Hausbesitzer W. Walter, Grundstücksverwaltungen, Helfer in Steuersachen.
Weißensee, Charlottenburger Str. 41.


Dienstag, den 24. Juli 1945 (Nr. 17), gekürzt

Eine neue Berliner Tageszeitung
Als Organ der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands ist am Sonntag zum ersten Male die Tageszeitung „Neue Zeit“ erschienen. Chefredakteur ist der bekannte Zeitungswissenschaftler Prof. Dr. Emil Dovifat. Prof. Dovifat gehörte dem Zentrum an, war früher Hauptschriftleiter des Blattes der Christlichen Gewerkschaften „Der Deutsche“ und Mitglied der Katholischen Aktion.
„Das Volk“ begrüßt die neue Tageszeitung als Mitstreiterin im Kampf um die geistige Erneuerung Deutschlands. ...


Dienstag, den 24. Juli 1945 (Nr. 17), gekürzt

Wie fährt der Berliner?
Die S-Bahn-Strecke Ostkreuz-Kaulsdorf ist seit dem 15. d. M. in Betrieb. Da die Genehmigung bis Mahlsdorf vorliegt, so kann mit Erweiterung des Betriebes alsbald gerechnet werden. ...


Mittwoch, den 25. Juli 1945 (Nr. 18), gekürzt

Warnung an USA-Soldaten vor Alkoholika
Paris, 24. Juli. Die Armee mahnte alle USA-Soldaten in Frankreich und Deutschland bei dem Trinken von Likör und sonstigen Alkoholika äußerst vorsichtig zu sein. Unterstrichen wurde diese Warnung durch die Mitteilung, daß in diesen beiden Ländern vom 1. Januar bis 10. Juli 188 amerikanische Soldaten durch den Genuß von Methyl- (Holz-) Alkohol starben. Die Armee teilt mit, daß diese Zahl die Todesfälle durch ansteckende Krankheiten in allen Truppengattungen des gesamten Kontinents im gleichen Zeitraum überschreitet. ...

Aus Soldatenmützen werden Pantoffeln
Ein Schuhgeschäft in Pankow, Berliner Straße ...


Freitag, den 27. Juli 1945 (Nr. 20), Aus den Bezirken

Weißensee
Der Aufruf an die Berliner Bevölkerung, sich der anhanglosen Kinder anzunehmen, hat in Weißensee lebhaften Widerhall gefunden. Bereits in den ersten drei Tagen lagen über 100 Anmeldungen zur Aufnahme solcher Kinder beim Jugendamt vor.


Sonntag, den 29. Juli 1945 (Nr. 22)

Aufruf an die Landräte und Oberbürgermeister der Mark Brandenburg
Der Präsident der Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg erläßt folgenden Aufruf an alle Landräte und Oberbürgermeister der Mark Brandenburg:
Das Kommando der Roten Armee verlangt von der Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg in Potsdam unverzüglich die erste 10-Tage-Mitteilung über den Gang der Ernteeinbringung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in den einzelnen Kreisen. Wir machen Sie dafür verantwortlich, daß die genannten 10-Tage-Berichte sofort auf dem schnellsten Wege zur Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg, Potsdam, Spandauer Straße, Regierungsgebäude, gelangen, und zwar an die Abteilung für Ernährung und Landwirtschaft.

Gelder der Deutschen Arbeitsfront
Das Vermögen der ehemaligen Deutschen Arbeitsfront ist auf Befehl des Herrn Stadt­kommandanten der Roten Armee durch den Magistrat der Stadt Berlin beschlagnahmt worden. Als Treuhänder für die Sicherstellung des Vermögens ist der neugegründete Freie Deutsche Gewerkschaftsbund bestellt worden.
Da wir mit der Durchführung der Aufgabe betraut sind, werden hiermit alle Stellen, Arbeitgeber usw., die noch Gelder, insbesondere Beiträge für die Deutsche Arbeitsfront kassiert, aber noch nicht abgeführt haben, aufgefordert, solche Beiträge umgehend an unserer Kasse Wallstraße 61/65 einzuzahlen.
Bank der Deutschen Arbeit A.-G. Vermögensverwaltung.

Sperrstunden für Berlin
In der Bevölkerung bestehen noch Unklarheiten über die Länge der nächtlichen Sperrstunden. Die Sperrstunden in den von den Amerikanern besetzten Bezirken dauern von 23 Uhr bis 6 Uhr früh und in den von der russischen Militärverwaltung besetzen Gebieten von 22.30 Uhr bis 5 Uhr früh. Ab nächste Woche wird mit besonderem Nachdruck auf die pünktliche Einhaltung der angeordneten Sperrstunden geachtet.


Donnerstag, den 9. August 1945 (Nr. 32)

Müllabladeplätze
Der Berliner Polizeipräsident hat mit sofortiger Wirkung eine Verordnung erlassen, wonach in den Stadtbezirken durch Arbeitseinsatz der Bevölkerung Müllablageplätze zu schaffen sind, da in absehbarer Zeit an eine allgemeine Müllabfuhr in der früheren Art nicht gedacht werden kann. Gleichzeitig wird das eigenmächtige Ablagern von Müll auf Straßen, Plätzen und in Trümmer­stätten polizeilich verboten. Es wird ferner empfohlen, den brennbaren Teil des Mülls in den Haushaltungen sofort zu verbrennen.


Donnerstag, den 9. August 1945 (Nr. 32), Der Sportbericht, gekürzt

Schwimmen quer durch den Weißen See
Als Auftakt zum Weißenseer Volkssporttag fand ein Schwimmen „Quer durch den Weißen See“ statt. Es war die erste schwimmsportliche Veranstaltung Berlins und ein großer Erfolg bei Sportlern und Publikum. ...


Mittwoch, den 15. August 1945 (Nr. 36), gekürzt

Schutz der Gesundheit
Die Größe der Gefahr, die die beiden Infektionskrankheiten Ruhr und Typhus für die Stadt bedeuten, darf weder übersehen noch ... [Satzende fehlt]
Jede fieberhafte Erkrankung mit Störungen im Magen-Darm-Kanal gehört in sofortige ärztliche Behandlung. ... Neben den Pflichtschutzimpfungen für das in der Krankenpflege tätige Personal werden in besonders gefährdeten Stadtgebieten freiwillige Impfungen vorgenommen. Außerordentlich wichtig ist die Bekämpfung der Fliegenplage. Dazu gebräuchliche Mittel werden bereits wieder in verschiedenen Apotheken und Drogerien verkauft.
Streng verboten sind: der Gebrauch von unabgekochtem Leitungs- oder Brunnenwasser zu Trinkzwecken, zum Zähneputzen, Abwaschen von frischem Obst, Salaten und Gemüse und der Genuß von unabgekochter Milch. ...


Donnerstag, den 16. August 1945 (Nr. 37), gekürzt

Landräte und Oberbürgermeister Mark Brandenburg
Es wird um Meldung gebeten, welche Mengen Treib- und Schmierstoffe die Landrats- und Oberbürgermeisterämter seit dem 20. Juli 1945 von den zuständigen Militärkommandanten unmittelbar oder auf seine Veranlassung bezogen haben. Zur Vermeidung von Rückfragen soll auf der Meldung der zuständige Kommandant gleichzeitig die Menge der abgegebenen Treib- und Schmierstoffe vermerken. ...


Donnerstag, den 16. August 1945 (Nr. 37), Der Magistrat teilt mit

Vorsicht an Trümmerstätten. In den letzten Tagen sind wiederholt Unglücksfälle durch das Betreten von Hausruinen und dergleichen eingetreten. Im
Norden Berlins fanden kürzlich zwei Personen dabei den Tod. Es muß daher dringend davor gewarnt werden, solche Gefahrenstätten aufzusuchen oder sich ohne Grund in die [!] Nähe solcher aufzuhalten. Die Bevölkerung wird gebeten, vor allem auch Kinder vor dieser Gefahr zu bewahren.


Freitag, den 17. August 1945 (Nr. 38), gekürzt

Die ersten Millionen für Berlins Enttrümmerung
Schönheit wird vertagt
Das Bild des Großreinemachens in den Trümmern von Berlin hat seit einigen Tagen eine neue, von wenigen nur bemerkte, grundsätzlich aber bedeutsame, sozusagen amtliche Note bekommen. Die offizielle Enttrümmerung Berlins hat begonnen. ... Zur Durchführung der Arbeiten sind einstweilen sechs Millionen Mark als Uebergangsbetrag durch die zuständigen Stellen bewilligt worden. ...


Sonntag, den 19. August 1945 (Nr. 40), Die Welt des Scheins und Seins, gekürzt

„Palast“-Premiere
Großvarieté im Theater der 3000 eröffnet
Berlin hat sein Großvarieté wieder! Gestern war die Eröffnungsvorstellung in dem großen Rundtheater in der Karlsstraße am Bahnhof Friedrichstraße, ...


Sonntag, den 19. August 1945 (Nr. 40)

Die frühere Siegesallee (später Nord-Süd-Achse) kann jetzt zu Fuß und auch mit dem Rad benutzt werden. Umwege sind nicht mehr notwendig.


Dienstag, den 21. August 1945 (Nr. 41), gekürzt

Frauenmord in Biesdorf. In der Nacht zum 28. Juli wurde in Berlin-Biesdorf, Alt-Biesdorf 53b, eine bisher unbekannte Frau erschossen aufgefunden. Die Tote ist etwa 23 bis 25 Jahre alt, 1,70 m groß, schwarzhaarig. ...


Mittwoch, den 22. August 1945 (Nr. 42), gekürzt

Berliner Trinkwasser keimfrei
... Wenn heute hier und da im Stadtgebiet Ruhr- und Typhuserkrankungen auftreten, so haben diese Krankheiten mit dem Genuß von Leitungswasser nachweisbar nichts zu tun. Nach Wiederherstellung des größten Teils des Leitungsnetzes und einer inzwischen durchgeführten Ueberprüfung und Bereinigung können wir mit gutem Gewissen feststellen, daß die einwandfreie Beschaffenheit und Sterilisation des Berliner Leitungswassers heute zuverlässig und so weit gediehen ist, daß irgendwelche Einschränkungen im Gebrauch von Wasser nicht mehr anempfohlen zu werden brauchen. ...


Donnerstag, den 23. August 1945 (Nr. 43), teilweise gekürzt

Mitbürger!
Unterlaßt das Abernten der Felder und Pflanzungen auf eigene Faust! Wer unberechtigt Kartoffeln, Obst, Gemüse, Getreide und andere Früchte sammelt, begeht Diebstahl an volkseigenem Ernährungsgut. Auf Felddiebstahl stehen schwere Strafen.

Parteiarbeit überall
Genosse Friedrich Ebert auf Agitationsreisen
Geltow-Töplitz-Eiche
... Auch die für die ersten Nachmittagsstunden nach Eiche einberufe öffentliche Versammlung der Partei wies einen regen Besuch auf. ... In allen drei Versammlungen sprach Genosse Friedrich Ebert über die Aufgaben, die dem deutschen Volke und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands aus der Niederlage des Hitler-Regimes erwachsen sind. Besonders die Landbevölkerung müsse ihre besten Kräfte einsetzen, um die Hackfruchternte mit größerem Schwung und verlustloser einzubringen, als das leider bei der Getreideernte zum Teil aus Gründen der Witterung, im wesentlichen aber aus menschlicher Unzulänglichkeit möglich war.


Donnerstag, den 23. August 1945 (Nr. 43), Der Magistrat teilt mit, teilweise gekürzt

Nach Wiederaufnahme des Postverkehrs hat sich herausgestellt, daß ein nennenswerter Prozentsatz der Briefe als unbestellbar zurückkommt, da die Empfänger nicht zu ermitteln sind. Absenderangabe ist daher erforderlich.
Strandbad Müggelsee. Nun ist auch der westliche Teil (Negerdorf) für die Anhänger des Freibadens frei. Allerdings werden noch einige Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten vor­genommen werden müssen. Von Köpenick aus besteht Fahrgelegenheit mit einem Motorboot. Abfahrt gegenüber der Endhaltestelle der Linie 87, Ankunft: Brauerei Friedrichshagen, halbstündiger Verkehr.
Transporte nach außerhalb. Wie wir von der Hauptfahrbereitschaft des Berliner Magistrats erfahren, besteht für Privatleute die Möglichkeit, sich der offiziellen Lastzüge zu bedienen, und zwar für Fahrten von Berlin nach der Provinz. Die Lastzüge, die aus der Provinz kommend, Lebensmittel nach Berlin bringen, verlassen Berlin meistens leer. Das ist eine Folge der unentschlossenen Haltung der Berliner Unternehmer gegenüber dem Appell des Ober­bürgermeisters, baldigst mit der Produktion zu beginnen will. Wer also Möbel oder anderen Hausrat in die Provinz befördern lassen will, wende sich an die Fahrbereitschaft beim Bezirksbürgermeister oder an die Hauptfahrbereitschaft ...


Sonnabend, den 25. August 1945 (Nr. 45)

Ackerland statt Rennbahn
Der Kreis Bernau, früher Niederbarnim, berichtet: Bei einer Einwohnerzahl von 225000 und einer Gesamthektarfläche von 140000, wovon nur 36000 ha ackerbaulich genutzt sind, ist der Kreis von jeher Zuschußgebiet gewesen. Unter dieser Voraussetzung wurde im Einverständnis mit der Kreiskommandantur Anweisung erteilt, alle brachliegenden Flächen in diesem Jahre in Bearbeitung zu nehmen, um die Ernährung auf eine bessere Grundlage zu stellen. Auch alle Gärten und Siedlergrundstücke wurden dieser Bestimmung unterworfen. Der Landrat des Kreises Bernau, unser Genosse Kracht, hat aber ein besonders großes Projekt in die Hände genommen, das nicht nur die Zustimmung der Bürgermeisterei Hoppegarten-Neuenhagen, sondern auch die Unterstützung der Kommandantur Hoppegarten-Neuenhagen gefunden hat: Die Trainierbahn der Hoppegartener Rennbahn, die dem Union-Club gehörte, soll in umfangreiches Obst- und Gemüseland umgestaltet werden. Es handelt sich um 78 ha (etwa 320 Morgen) Boden, der zu einem Teil aus den Bodenklassen 2 und 3 besteht und sich im besonderen zur Bebauung mit Gemüse und Obst eignet. Das ist ein großzügiges Objekt, das der dortigen Bevölkerung, die zu einem großen Teil in der Industrie Berlins beschäftigt war, Arbeit im Gartenbau geben kann. Daher wird das Projekt auch die Billigung aller Stellen der Provinz finden.


Sonntag, den 26. August 1945 (Nr. 46), gekürzt

Mehr Strom und Kohle
Ein Bericht über die Versorgung Berlins mit Elektrizität
... Innerhalb kurzer Frist gelang es, acht städtische Elektrostationen in Betrieb zu setzen, das Leitungsnetz im großen und ganzen wiederherzustellen und die Mehrzahl der Stadtbezirke mit Strom zu versorgen. Sobald die Wiederherstellung von 348 km der Hochspannungsleitungen bewerkstelligt war und die Arbeiten an einigen Elektrostationen der Provinz innerhalb der sowjetischen Besatzungszone abgeschlossen waren, begannen sie gleichfalls, Strom nach Berlin zu liefern.
Das war um so wichtiger, als viele städtische Elektrostationen, bedingt durch zahlreiche Defekte, äußerst unregelmäßig arbeiten. So erfüllte im Juli das Elektrowerk Spandau seinen Plan nur zu 6,25 Prozent, das Werk Wilmersdorf zu 13,4 Prozent, das Werk Charlottenburg zu 32,8 Prozent. Die Stromversorgung durch die Kraftwerke der Provinz machte es möglich, bereits im Juli der Stromverbrauch in der Stadt auf 74½ Millionen Kilowattstunden zu steigern. Im August ist vorgesehen, 93 Millionen Kilowattstunden abzugeben. Jetzt versorgen die Provinzialkraftwerke Berlin mit mehr als 60 Prozent der Energie, 1 600 000 Kilowattstunden täglich bei einem Gesamttagesverbrauch von 2 800 000 Kilowattstunden. ...


Dienstag, den 28. August 1945 (Nr. 47), gekürzt

In etwa 10 Jahren!
Rascher Wiederaufbau Berlins
Voraussetzung: Verbesserte Hilfseinrichtungen
Für den Wiederaufbau Berlins wird eine Mindestzeit von 20 Jahren vorausgesagt. Wenn man die angegebenen Berechnungen und die heutigen technischen modernen Baumethoden auch mit einfachsten Mitteln einer scharfen Betrachtung unterzieht, so kommen bei einigem Optimismus wesentlich kürzere Zeiten heraus, die wohl bei einem Zeitraum von zehn Jahren liegen dürften. ...

Methangas für Kraftfahrzeuge
Die Berliner Kläranlage als Treibstofferzeuger
Allen Berlinern sind die Rieselfelder bekannt. Wer sie nicht kannte, den führt der Geruchsinn zu der Anlage, wenn man in südlicher Richtung die Stadtgrenzen überschreitet. Zeitgemäß sind die Rieselfelder heute ein sehr beliebter Ausflugspunkt, die von sehr eigennützigen Ernte„helfern“ stark besucht werden. Weniger Beachtung wird jedoch der Kläranlage gezollt, ohne die die Rieselfelder einfach nicht denkbar sind. ... Dem Begeher der Kläranlagen werden ... aufquellende Blasen auffallen. Es handelt sich hierbei um aufsteigende Faulgase. Diese Faulgase werden im Bassin in den dort eingerichteten Eisenglocken aufgefangen und in einem Gasometer aufgespeichert. In einer Stunde fallen rund 150 bis 160 cbm Gase an. ... Mit Hilfe der maschinellen Anlage wird das Gas weiter verarbeitet und nach einem Reinigungsprozeß mit Hilfe der Verdichter in vier Stufen von 4 Atü bis auf 350 Atü komprimiert und in die 18 Speicherflaschen, von denen jede 1000 cbm Fassungsvermögen hat, gepreßt. Mit dem erzeugten Gas wird eine Maschinenanlage zur Stromerzeugung gespeist. ... Von den täglich durchschnittlich erzeugten 3000 cbm Gas werden für die Stromerzeugung rund 2200 cbm beansprucht. Die noch verbleibende Gasmenge wird als sogenanntes Methangas der Wirtschaft zugeführt und findet Verwendung zum Antrieb von Kraftfahrzeugen. ...

Am 1. September Raucherkarte
Für Männer von 18 und Frauen von 21 bis 55 Jahren
Am 1. September wird wieder eine Raucherkarte ausgegeben. ... Noch steht es nicht fest, welche Mengen ausgegeben werden und wie oft die Belieferungen auf die Karte erfolgen können. ...
Die Raucherkarte erhalten alle Männer vom 18. und die Frauen vom 21. bis zum 55. Lebensjahre. Das wird für viele Frauen eine Enttäuschung sein. Wie wir hören, werden Ausnahmen nicht gemacht werden können. Daß alle Frauen vom 21. bis zum 55. Lebensjahre ebenfalls Raucherkarten bekommen, ist eine wesentliche Erweiterung. ...
Als Lieferant kommt die Firma Garbaty in Frage. Die einzelnen Bezirke werden der Reihe nach beliefert.

Vorsicht mit Trinkwasser!
Infolge des Anstiegs der Typhuserkrankungen in Berlin hat das Hauptgesundheitsamt der Stadt Berlin im Einklang mit einer entsprechenden Anordnung der Besatzungsmacht eine Anweisung gegeben, wonach bis auf weiteres das Wasser aus den Wasserleitungen und auch aus allen Brunnen oder Pumpen nur in abgekochtem Zustande getrunken werden darf.


Mittwoch, den 29. August 1945 (Nr. 48), gekürzt

Trotz der schlechten Witterung:
Die Ernte gut eingebracht
Ein Fünftel bereits ausgedroschen - Normen zur Ablieferung
... Vor der Landwirtschaft Deutschlands steht die Aufgabe, ihre Produktion bis zu dem Maße zu steigern, daß die Bedürfnisse der Besatzungsarmee und der örtlichen Bevölkerung befriedigt werden können. ..

Genügend Erntemaschinen
... In jenen Bezirken, in welchen die vorhandene ländliche Bevölkerung nicht ausreicht, kann dieser Mangel durch die Heranziehung der städtischen Bevölkerung oder der Rückwanderer gedeckt werden; In der Mehrzahl der Bezirke fühlt man keinen Mangel, weder an Erntemaschinen, noch an Zugkraft. In jenen einzelnen Bezirken, wo Pferdemangel besteht, müssen in einem höheren Maße Kühe benutzt, sowie das Ernten mit Sensen und Sicheln organisiert werden. ...

Befehl Nr. 42
des Obersten Chefs der sowjetischen Militärverwaltung und des Oberbefehlshabers der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland ...
Alle ehemaligen Angehörigen der deutschen Armee im Range eines Leutnants und höher sowie ohne Ausnahme alle ehemaligen Angehörigen der SS und SA, Mitarbeiter der Gestapo und Mitglieder der NSDAP haben sich bis zum 25. September 1945 einer Registrierung bei den Militärkommandanturen zu unterziehen. ...


Dienstag, den 4. September 1945 (Nr. 53), gekürzt

Beispiel Hoppegarten
Von der Rennbahn zum Großgartenbetrieb - Von Hitler zur praktischen Agrarreform.
Auf dem Grund und Boden des Unionklubs in Hoppegarten bei Berlin, wo sonst Vollblutpferde zum Rennen starteten, wurden am Sonntag die Startleinen von einem ... Traktor, einer Sämaschine und ihr Arbeitsgerät schulternden Landarbeitern und Schülern zerrissen. Ueber 300 Morgen gutes Land, bisher dem Unionklub als Trainierbahn dienend, wurden unter Teilnahme der Bevölkerung in Anwesenheit der Besatzungsbehörde und der Vertreter der beiden sozialistischen Parteien vom Landrat des Kreises Niederbarnim der Stadt [!] Hoppegarten feierlich übergeben. Diesen ersten 300 Morgen sollen weitere Abschnitte des 1500 Morgen großen Geländes des Unionklubs folgen, um durch die Errichtung von großbetrieblichen Gemüse- und Obstkulturen dem Großteil der über 20000 Einwohner zählenden Stadt Hoppegarten eine neue Existenzgrundlage zu geben.
... Um den Absatz der Produkte braucht Hoppegarten nicht in Sorge zu sein. Berlin hat zu fast 50 Prozent seinen Obst- und Gemüsebedarf im Ausland gedeckt. Hoppegarten liegt günstig nicht nur zu Berlin, sondern auch zu den Verbrauchern nördlich, östlich und südlich der sowjetischen Besatzungszone. ... Das Werk von Hoppegarten ist Symbol der neuen Zeit und wird ein Beispiel sein für den deutschen Wiederaufbau. Wie kaum ein anderer war der Unionklub ein feudales Gebilde, das hochkapitalistische Reaktion und Geschäftemacherei miteinander verband. ...


Donnerstag, den 6. September 1945 (Nr. 55)

Keine Lebensmittelkarten für Heimkehrer
Der Magistrat teilt mit: Die Mitteilung, daß die Heimkehrenden Lebensmittelkarten erhalten, beruht auf einer irrtümlichen Information. Wie jetzt von der zuständigen Stelle mitgeteilt wird, können an die Kriegsgefangenen, auch wenn sie früher in Berlin ansässig waren, keine Lebensmittelkarten ausgegeben werden.


Freitag, den 7. September 1945 (Nr. 56), gekürzt

Regelung des Geldverkehrs in der Mark Brandenburg
Die Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg erläßt eine Verordnung zur Regelung des Geldverkehrs. Danach haben Selbstverwaltungskörperschaften, deren Werke und Betriebe, ferner alle Unternehmer ihre täglichen Bareinnahmen auf ein Bankkonto einzuzahlen. Genannte Personen und Einrichtungen haben sich ein Konto bei der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg einzurichten. Der täglichen Einzahlungspflicht unterliegen nicht Beträge, die zur Deckung dringenden Geldbedarfs benötigt werden. ...


Sonnabend, den 8. September 1945 (Nr. 57), gekürzt

Wie kommen wir zu Brennholz?
Eine Frage - ein Vorschlag zur Lösung
... Uns dünkt, der Einschlag und die Transportfrage wären zu lösen. Berlin hat zum Beispiel dem Lande dadurch geholfen, indem Zehntausende zur Erntehilfe hinauszogen. Könnte das Land, das jetzt nicht mehr so tief in der Arbeit steckt, nun nicht der Stadt helfen? Wären die waldgewohnten Landarbeiter nicht bereite, Holz für Berlin einschlagen zu helfen? ...
Zur Transportfrage schlägt ein Leser unseres Blattes vor, die öffentlichen Verkehrsmittel heranzuziehen. Ein praktischer Vorschlag; die Elektrische fährt in fast allen Richtungen aus der Stadt bis in waldreiche gebiete der Umgebung. Sie hat schon zeitig am Abend Verkehrsschluß. Die Wagenzüge, die im Kriege auch schon als Gütertransportmittel benutzt wurden, sollten dann für die Holzzufuhr nach der Stadt benutzt werden. ...


Mittwoch, den 12. September 1945 (Nr. 60), gekürzt

Deutsche Zentralverwaltungen in der Sowjet-Zone
Meldung aus dem Stabe der Sowjetischen Militärverwaltung ...
Zwecks Entwicklung der lebenswichtigen Wirtschaft und Wiederherstellung von Eisenbahn und Telegraph, Gesundheits- und Volksbildungsämtern auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone sind deutsche Verwaltungen errichtet. ...

Berlins Einwohner
Berlin hatte im Jahre 1929 eine Einwohnerzahl von 4 347 000, die sich, im großen gesehen, bis zum Beginn des Hitlerkrieges auf dieser Höhe hielt. ...
Die von den Ernährungsämtern herausgegebenen Lebensmittelkarten sind die Grundlage für die jetzt bekanntgemachte Einwohnerzahl von 2 725 876 im Juni 1945. ...


Donnerstag, den 13. September 1945 (Nr. 61), gekürzt

Schulanfang am 1. Oktober
Verbot der Nazi-Literatur / Neue Lehrpläne und Schulbücher / antifaschistische Lehrkräfte
... Der Beginn des Lehrjahres wird in allen Volksschulen, Oberschulen, Gymnasien, Real­gymnasien, Unteren und Oberen Berufsschulen auf den 1. Oktober d. J. festgesetzt. ...


Dienstag, den 18. September 1945 (Nr. 65), gekürzt

Elektromonteure beim Wiederaufbau
... Besonders schwierig sind die Instandsetzungsarbeiten an den 100000 Volt-Leitungen, die den Strom vom Kraftwerk Golpa-Zschornewitz sowie von Trattendorf nach Berlin leiten. Hier sind vielfach die Masten zerstört und die Isolatorenketten stark beschädigt. Gegenwärtig ist man dabei, die zweite Leitung, die von Zschornewitz über Brandenburg das Berliner Netz speist, wieder instandzusetzen und damit den „Ring“ zu schließen, der dann Berlin von zwei Seiten aus, nämlich über Spandau und Friedrichsfelde mit Strom versorgt. ...

Was trinkt der Berliner?
Etwas über Kaffee, Tee und - Bier! ...
Berlin war die größte Produktionsstätte für Bier
Während früher nämlich etwa 5 Mill. hl Bier in Berlin gebraut wurden, sind es im Jahre 1943/44 nur noch 3,2 Mill. hl gewesen. Im laufenden Versorgungsjahr ist die Erzeugung weiter wesentlich zurückgegangen. ...


Dienstag, den 18. September 1945 (Nr. 65), Aus Großberliner Bezirken

Treck-Leute in Marzahn
Marzahn ist zwar auch ein Ortsteil Groß-Berlins, doch ein richtiges märkisches Dorf geblieben. An der sich um Kirche und Schule gabelnden Hauptstraße liegen die Höfe von Landwirten, die von jeher die große Stadt mit Gemüse in Hülle und Fülle versorgten, „Krauter“, wie sie sich selbst nennen. Jetzt sind Treckleute in Arbeit getreten. Landarbeiter, ja ganze Landarbeiterfamilien, also Fachkräfte, wie man sie gerade hier in Marzahn brauchte und suchte. So wurden aus Flüchtlingen wieder Seßhafte, die in fester Arbeit stehen. 383 Leute, die nach wochen-, ja monatelangem Elend wieder wissen, wo sie hingehören, wieder ein Dach über dem Kopf haben. Die Zahl scheint zunächst nicht allzuhoch, aber ganz Marzahn hatte je vor dem Kriege nur rund 3000 [!] Einwohner, die überwiegend nicht zur landwirtschaftlichen Bevölkerung gehörten. Arbeitslose gibt es heute in Marzahn nicht mehr.


Dienstag, den 18. September 1945 (Nr. 65), Der Magistrat teilt mit

Aerzte gesucht. Für zahlreiche Orte der Provinz Mark Brandenburg werden noch Aerzte benötigt. Aerzte, die Tätigkeit suchen, werden aufgefordert, sich möglichst persönlich, notfalls schriftlich, bei dem Provinzialgesundheitsamt der Mark Brandenburg, Potsdam, Alte Zauche 67, zu melden.


Freitag, den 21. September 1945 (Nr. 68), gekürzt

Finanzplan für die Stadt Berlin
Die Sommerzeit zu Ende - Kredite für Kirche und Eisenbahn
Berlin, 20. September. Ueber die 11. Sitzung der Alliierten Kommandantur der Stadt Berlin wird folgendes Kommuniqué verbreitet: ...
Die Kommandanten beschlossen, daß die Berliner Zeit am Sonntag, dem 23. September 1945, um eine Stunde zurückgestellt und daß diese Aenderung um 2.00 Uhr Sonntag früh stattfinden wird. ...
Die Kommandanten stimmten dem Vorschlag des Berliner Magistrats zu, den Berliner evangelischen und katholischen Gemeinden einen außerordentlichen Kredit in Höhe von 550 000 bzw. 220 000 RM zum Wiederaufbau der Kirchen zu gewähren. ...
Ferner wurde die Einführung eines Telegraphendienstes innerhalb Groß-Berlins und die Wieder­eröffnung der öffentlichen Telefonzellen in den Postämtern beschlossen.
Ein Kredit in Höhe von 19 000 000 RM wurde der deutschen Eisenbahn für den Monat September 1945 zusätzlich bewilligt.


Sonnabend, den 22. September 1945 (Nr. 69), teilweise gekürzt

Lokomotiven und Güterwagen
Potsdam, 19. September (SNB). Die Brandenburger Provinzialverwaltung teilt mit: Um die Transportschwierigkeiten verringern zu helfen, haben die Lokomotivfabriken Schwartzkopff in Wildau, AEG in Hennigsdorf und Orenstein & Koppel die Reparatur von Lokomotiven aufgenommen. Mit der Wiederherstellung von Güterwagen beschäftigen sich mehrere Fabriken.

Provinzial-Versicherungsanstalt der Provinz Brandenburg
Als gemeinnützige Körperschaft des öffentlichen Rechts wurde zur Befriedigung des Bedarfs an Versicherungsschutz mit einem Stammkapital von drei Millionen Mark die Provinzial-Versicherungsanstalt Mark Brandenburg gegründet. Sie betreibt nicht zu Erwerbszwecken, sondern zur Förderung der allgemeinen Wohlfahrt sowohl Sach- wie Personenversicherung ...


Sonnabend, den 22. September 1945 (Nr. 69), gekürzt

Junker rings um Berlin
Wie der SS-Mörder Heydrich für sich „Bodenreform“ machte
Wer geglaubt hat, der raum rings um Berlin wäre junkerloses Land, ist schwer im Irrtum. Unmittelbar an Berlin grenzt alter Feudalbesitz. ...
Bis vor 25 Jahren saßen die Junker sogar mitten in Berlin; bei der Eingemeindung 1920 fielen nicht weniger als 27 Gutsbezirke an Groß-berlin, und es ist interessant zu wissen, daß die Stadt Berlin über 60 Einzelgüter verwaltet, die sie für ihre Wirtschaftszwecke braucht, man denke nur an die vielen Rieselgüter im Norden und Süden der Stadt. Tempelhof hat ja seinen Namen nach den Tempelrittern, und in Hermsdorf, Lichtenberg und Rudow sind heute noch die ehemaligen Gutshöfe zu sehen. ...
Aber nicht nur im Norden und Westen grenzen die Latifundien an Berlin, auch der Osten hat seine Rittergüter: Da liegt Blumberg, das seltsamerweise immer in der Hand von Diplomaten war, vom Junker von Canitz bis zu jenem Grafen Arnim, den Bismarck mit geradezu tödlichem Haß verfolgte und den er auch zur Strecke brachte. ... Es gibt Landstriche rings um Berlin, die man heute noch nach ihren Junkern bezeichnet: so das Sparrenland hinter Bernau und das Pfuhlenland bei Strausberg. ... Nun, 1945 ist die Uhr der Massow, Marwitz und Görtzke abgelaufen. das Volk will keine Junker mehr. F. K.


Sonntag, den 23. September 1945 (Nr. 70), gekürzt

Düngung mit Radioaktivität
Mit interessanten Ergebnissen aus 15 Jahren Versuchsarbeit trat die Plantoradon GmbH, Berlin-Tempelhof, vor die Oeffentlichkeit. Plantoradon ist ein radioaktives Düngemittel in Pulverform, hergestellt aus Material, das bei der Radiumgewinnung in St. Joachimsthal anfällt. Es soll durch schwache Aussendung von Alpha- und Betastrahlen die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen Krank­heiten gegenüber erhöhen und für die Schädlingsbekämpfung ein wichtiges Hilfsmittel sein. ...


Dienstag, den 25. September 1945 (Nr. 71)

Tegel als Kohlenhafen
Die Instandsetzung der Industriebahn
Der Magistrat Berlin teilt in einer Pressenotiz mit, daß im Bezirk Reinickendorf der Instandsetzung verkehrswichtiger Brücken besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Dabei wird auch die Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde erwähnt, die im Verkehrswesen des Berliner Nordens eine erhebliche Rolle spielt. Diese Bahnlinie war durch die sinnlosen Kämpfe um Berlin schwer betroffen u. a. lag ihr Tunnel, der die Unterführung unter die Reichsbahnstrecke Tegel-Velten ermöglicht, völlig in Trümmern. Damit war die Bahn von ihrem Mutterbahnhof am Tegeler Hafen abgeschnitten; ein Güterumschlag war nicht mehr möglich.
Die Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde wurde 1908 in Betrieb genommen. Sie war eine Gründung des Kreises Niederbarnim, der damit den im Norden sich ansiedelnden Industriewerken den nötigen Gleisanschluss verschaffte. Die Bahn gedieh ausgezeichnet, denn von Tegel über Wittenau, Rosenthal, Niederschönhausen, Blankenburg, Weißensee, Hohenschönhausen bis Friedrichsfelde zog sich ein von Jahr zu Jahr dichter werdender Kranz von Fabriken hin. Allein der Kohlenbedarf dieser Betriebe war ein beträchtlicher, dazu kam das Gaswerk Danziger Straße, das ebenfalls über die Industriebahn seine Kohle bezog. Mehrmals wurde auch die Personenbeförderung auf dieser Querverbindung von Berlin N nach Berlin O diskutiert; ein Ergebnis wurde jedoch nie erzielt. Mit der Eingemeindung der Berliner Vororte zu Groß-Berlin im Jahre 1920 kam auch die Industriebahn zu Berlin, seitdem steht sie über die Niederbarnimer Eisenbahngesellschaft, unserer „Heidekrautbahn“, finanziell der Stadt Berlin nahe.
Die Zerstörungen waren erheblich, nicht nur der wichtige Tunnel ging in Trümmer, auch mehrere Bahnhöfe waren stark beschädigt. Jetzt sind, wie wir hören, jedoch die Instandsetzungsarbeiten so weit fortgeschritten, daß einer Wiederaufnahme des Bahnbetriebes nichts mehr im Wege steht. Wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen werden sich die ersten Züge der Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde wieder in das Verkehrsleben von Berlin einschalten: Der Tegeler Hafen nimmt den Kohlenumschlag wieder auf. Damit hat der „Nordexpreß“ von Berlin wieder eine große Aufgabe.


Dienstag, den 25. September 1945 (Nr. 71), teilweise gekürzt

Grünau - Königs Wusterhausen. Zwischen Grünau und Königs Wusterhausen ist ein Pendelverkehr eröffnet, der zweimal vor- und zweimal nachmittags läuft; die Fahrtzeit beträgt 40 Minuten.

Hundesperre aufgehoben. Die über Berlin seit längerer Zeit verhängte Hundesperre wird mit Ablauf des 30. September 1945 aufgehoben.

Im Hospital Buch
... Wir haben in Berlin eine Reihe von Altersheimen, aber das Schönste mag wohl das Hospital in Buch sein. Es liegt vollkommen im Grünen und macht mit seinem großen gepflegten Park, den schönen Anlagen und den auseinander liegenden Häusern am allerwenigsten den Eindruck einer Anstalt. Die Unterbringungsmöglichkeiten sind gut. Jedes der zwei- bis zwölfbettigen Zimmer hat Zentralheizung sowie Kalt- und Warmwasserversorgung. Auch Badeeinrichtungen sind ausreichend vorhanden. ...

Hausfrauen, gebt leere Flaschen zurück!
... Jede Hausfrau, die solche Flaschen zurückhält, hat selbst mit Schuld daran, wenn sie beim Gastwirt oder Kaufmann keine Brause oder Selters kaufen kann. Sie trägt zu einer besseren Versorgung mit Erfrischungsgetränken bei, wenn sie diese Flaschen mit dem bekannten Verschluß sofort ihrem Lieferanten gegen Zahlung des Pfandes von 20 Pfennig je Flasche zurückgibt.


Freitag, den 28. September 1945 (Nr. 74)

Weißensee
Alle verfügbaren Fachkräfte sind seit Wochen für die termingemäße Fertigstellung der Schulen und sonstigen öffentlichen Gebäude in Bezirk Weißensee angesetzt. Bis auf die Glasversorgung werden die Schulen bis zum 1. Oktober fertig. Ferner ist die Aula der ehemals Weltlichen Schule, Parkstraße Ecke Amalienstraße, wiederhergestellt. Sie wurde von der Roten Armee freigegeben, ausdrücklich für den Zweck, öffentlichen, politischen und kulturellen Bedürfnissen aller Parteien zu dienen. - In Malchow findet eine Schulspeisung statt. Für 20 Pfg. erhalten die Kinder zusätzlich täglich ½ Liter gutes Essen. Die Schulspeisung ist eine Spende der Roten Armee.


Sonntag, den 30. September 1945 (Nr. 76), gekürzt

Betriebsrat im Landratsamt Niederbarnim
Im Gebäude des ehemaligen Bernauer Arbeitsamts wurde der Betriebsrat des Landratsamts Niederbarnim einstimmig gewählt. Dabei wie Landrat Kracht auf die großen Aufgaben hin, die nur durch äußersten Krafteinsatz aller Mitarbeiter gelöst werden können. ...


Mittwoch, den 3. Oktober 1945 (Nr. 78), gekürzt

AEG arbeitet wieder mit 9000 Mann
Die AEG beschäftigt heute in ihren verschiedenen Zweigbetrieben wieder mehr als 9000 Werktätige. ... An dem Aufbau der Verkehrseinrichtungen der BVG und der Reichsbahn in und außerhalb Berlins haben die Einsatztrupps der AEG einen erheblichen Anteil. ...

Wiederherstellung der Elektrizitätswerke
Berlin (SNB). Zur Zeit werden eine Reihe großer Arbeiten zur Wiederherstellung der Elektrizitätswerke und der Starkstrom-Ueberlandleitungen durchgeführt. Das Elektrowerk Finkenherd stellte vor kurzem zwei Turbogeneratoren von je 12,5-tausend KW auf.


Donnerstag, den 4. Oktober 1945 (Nr. 79), gekürzt

Nordgraben in Gefahr
Gründliche Ueberholung tut not
Im Zuge der Instandsetzung unserer Stadt darf der Nordgraben nicht vergessen werden. Es war eine kommunalpolitische Tat ersten Ranges, als die Stadt 1928 als Notstandsarbeit den Nordgraben ausheben ließ. Seitdem sind die Wasserverhältnisse am Nordrand Berlins geregelte. Das Flußgebiet hat nämlich seine Tücken; so klein die Panke ist, so wasserreich kann sie werden. In jedem Frühjahr verwandelten sich die Siedlungen zwischen Niederschönhausen und Wittenau in Moraste. Es gab bis 1928 dort Laubenkolonien, über deren Land man Kahnfahren konnte. ...
Wenn der Graben jetzt zuwächst, stehen den Rosenthalern und den Wittenauern im kommenden Frühjahr wieder die Häuser im Wasser. Deshalb bedarf der Nordgraben einer gründlichen Ueberholung.


Sonntag, den 7. Oktober 1945 (Nr. 82)

Dreifach drohendes Unheil
Hochwasser, Eisgang, Versumpfung
Mehr als die Hälfte des landwirtschaftlich genutzten Bodens in der Mark Brandenburg ist durch Hochwasser, Eisgang und Versumpfung bedroht. Der Ackerboden unserer Mark liegt in den Niederungsgebieten der Elbe, Oder, Spree und Havel und deren Zuflüssen. Seit Jahrhunderten wird in diesen Gebieten planmäßige Wasserwirtschaft betrieben, die sich segensreich auf die Fruchtbarkeit auswirkte. Die Gefahren, welche unsere Wasserwirtschaft bedrohen, sind Folgen des Hitlerkrieges. Während des ganzen Krieges fehlten Arbeitskräfte, um die Schutzvorrichtungen zu pflegen, um die Vorfluter gründlich zu reinigen, um die Schutzdeiche und -dämme, die Schleusen und Staue in Ordnung zu halten. Schließlich ist die Kriegsfurie über die Wasserschutzanlagen hinweggebraust. Brückentrümmer versperren den Abfluß, Staue und Wehre wurden von unseren abziehenden Truppen zerstört. Ungelenkt fließt das Wasser, um oberhalb alles ertrocknen und unterhalb alles überschwemmen zu lassen. ... Wenn das Hochwasser kommt, ehe wir alles getan haben, um diese Schäden zu beseitigen, dann wehe uns! Beschädigte Deiche durchbricht das Hochwasser und zerstört, was Generationen mühsam errichtet haben. ...
Dorfbewohner und Städter, verhindert das drohende Unheil. Beseitigt Brückentrümmer aus den Wasserläufen, reinigt Gräben und Vorfluter, repariert Deiche und Dämme.


Mittwoch, den 10. Oktober 1945 (Nr. 84), gekürzt

Mehr Bier in Sicht
Warmes Essen, warme Räume in Gasthäusern
Auf der ersten Versammlung des Bezirks Mitte der neuen Gastwirteinnung Berlin machte der Innungsvorsitzende, Horst Kaiser, Mitteilungen über aktuelle Gaststättenfragen. Danach wird es in absehbarer Zeit mehr Bier in Berlin geben, Im Interesse der Berliner Kinder wird allerdings aus den Malzvorräten des Berliner Raumes kein Bier gebraut, sondern es werden daraus Biomalz und andere Nährmittel hergestellt. Die Berliner Brauereien haben Malzvorräte im Lande erworben. Für den Transport nach Berlin hat die Rote Armee ihre Unterstützung zugesagt. Es kann deshalb mit einer erhöhten Bierlieferung gerechnet werden, Auch soll die Berliner Weiße bald wiederkommen. ...


Donnerstag, den 11. Oktober 1945 (Nr. 85), gekürzt

...schmeckt das Pfeifchen?
Tabakanbau bei Berlin / Knaster aus der Apotheke
... Der Tabakanbau in unseren Berliner Kleingärten ist eine Kriegserscheinung, obwohl die Klima- und Bodenverhältnisse Berlins für den Tabakbau durchaus günstig sind. ... Wenig bekannt ist, daß schon vor rund 200 Jahren in der Berliner Gegend Tabak gebaut wurde. Wenn man z. B. nach Biesdorf kommt, wird einem beim alten Chausseehaus an der Straße Alt-Biesdorf das weit überhängende Dach auffallen, das ursprünglich dazu bestimmt war, den trocknenden Tabak vor ungünstigen Witterungseinflüssen zu schützen. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts wurden auch in Lichtenberg Tabakanbauversuche angestellt, die so günstig ausfielen, daß man sich entschloß, eine Fläche von über 400 Morgen mit Tabak zu bebauen. ...


Donnerstag, den 18. Oktober 1945 (Nr. 91), gekürzt

Das Preußische Geheime Staatsarchiv
In einem verträumten Winkel in Berlin-Dahlem befindet sich das Preußische Geheime Staatsarchiv, das im wesentlichen die in Jahrhunderten angesammelten Akten der preußischen Ministerien, ihrer Vorgänger, der sogenannten Departements, und anderer Verwaltungszweige des Staates - vorwiegend der mittleren und kleineren Behörden der Provinz Brandenburg umfaßt. ...

Die DIN-Normen für Berlin
Der Wiederaufbau der Stadt Berlin und der Wirtschaft erfordern planmäßigen und ökonomischen Einsatz der Arbeitskräfte und Werkstoffe, daher wird vom Magistrat u. a. angeordnet: 1. Die vom Deutschen Normen-Ausschuß erstellten DIN-Normen werden hiermit für Berlin verbindlich erklärt. Alle Betriebe haben danach zu arbeiten. Bei der Vergebung von Aufträgen ist ausdrücklich die Ausführung nach Norm zu fordern. ...


Donnerstag, den 18. Oktober 1945 (Nr. 91)

Blumberger Siedler / Erntedank in Gallun
Blumberg
Aus Blumberg im Kreise Niederbarnim erreicht uns folgender Brief der dortigen Parteigenossen:
Wir waren erfreut, in unserer Zeitung „Das Volk“ einiges über unser von der Welt etwas abgeschnittenes Fleckchen Erde zu lesen. In dem Artikel „Junker rings um Berlin“ verweist der Verfasser auf das Rittergut Blumberg, das immer im Besitz von großen Diplomaten war. Wahrscheinlich soll der Artikel ein Hinweis sein, wo Land für die Bodenreform zu holen ist. Gut so! Die Sache hat aber einen Haken. Das Rittergut Blumberg ist bereits in den Jahren 1931/32 aufgesiedelt worden, und zwar von der Preußenregierung Braun-Severing. Es ist gerecht, sich dieser Tatsache zu erinnern. Hitler wollte hier eine gesunde, fortschrittliche Bewegung vernichten, denn seine Auftraggeber, die feudalen Junker, wollten etwas für ihr Geld sehen und sich an den verhaßten Sozialdemokraten rächen. Die Preußenregierung wurde gestürzt, aber die Enteignung konnte nicht rückgängig gemacht werden. Die in Blumberg angesetzten Siedler blieben und bilden heute das Rückgrat unserer Partei, wie die kürzlich abgehaltene erste öffentliche Versammlung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bewies. Genosse Tempel - Alt-Landsberg hielt Abrechnung mit den Nazis. Genosse Dahms - Alt-Landsberg berichtete von den Greueln seiner Gefangenenzeit im KZ.


Sonntag, den 21. Oktober 1945 (Nr. 94)

Vernichtung von Giftgas
Kiel, 20. Oktober (SNB). Allied Press meldet: 200 000 Tonnen Giftgas, die Hitler als letztes Kampfmittel bereitgehalten hatte, werden jetzt ins Meer versenkt. Die Gasmunition wird auf alte, unbrauchbare Schiffe geladen und an einer der tiefsten Stellen des Skagerak mitsamt den Schiffen versenkt. Bis die letzte deutsche Giftgasgranate im Skagerak versenkt ist, werden noch einige Monate vergehen.


Sonntag, den 21. Oktober 1945 (Nr. 94)

Ausschüsse der gegenseitigen Bauernhilfe
Die Ausschüsse der gegenseitigen Bauernhilfe werden laut Ausführungsbestimmungen zur Durchführung der Bodenreform der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg gebildet zum Zwecke der Hilfeleistung für die Bauernwirtschaften. Die Ausschüsse sind Körperschaften des öffentlichen Rechts. Die Organisierung der gegenseitigen Bauernhilfe erfolgt durch die Gemeindekommissionen zur Durchführung der Bodenreform. Die Bauern bilden die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe in der Gemeinde. ...


Dienstag, den 23. Oktober 1945 (Nr. 95), Kleine Mitteilungen

Bitte an die Berliner! Am 3. und 4. November 1945 findet der erste Bezirksparteitag des Bezirks Mark Brandenburg der Sozialdemokratischen Partei in Berlin statt. Für die Delegierten aus der Provinz werden Quartiere benötigt. Wir bitten alle Parteimitglieder, die für eine Nacht Quartier zur Verfügung stellen können eine entsprechende Meldung an die SPD, Bezirk Mark Brandenburg, Berlin W 8, Behrenstraße 35-39 zu senden. Bevorzugt werden Quartiere mit Fahrverbindung zum Moritzplatz.


Donnerstag, den 25. Oktober 1945 (Nr. 97)

Tabak aus Kirschblättern
Oranienbaum, 22. Oktober (SNB). Die Hausindustrie in Oranienbaum hat ein Fermentations­verfahren entdeckt, welches die getrockneten Blätter der Sauerkirschbäume in eine rauchbare Qualität von Tabak umwandelt. Es wird versichert, daß die fermentierten Kirschblätter beim Rauchen von Tabak nicht zu unterscheiden seien.


Sonnabend, den 27. Oktober 1945 (Nr. 99)

Gruß dem „Märker“
Unser Bruderorgan für Brandenburg
In diesen Tagen ist in Potsdam das „Organ der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands für die Provinz Brandenburg“ erschienen. Es trägt den hübschen, schlichten Titel „Der Märker“. Vorläufig ist es ein Wochenblatt, die Redaktion leitet Gen. Fritz Ebert. Durch eine neuartige Anordnung des Stoffs können jedoch eine Fülle von Nachrichten, Aufsätzen und Anregungen untergebracht werden, so daß das Blatt einen ausgezeichneten Lesestoff bietet. Die erste Nummer muß naturgemäß noch viele Ereignisse nachtragen, da die Parteigenossen in der Mark bisher ohne Zeitung waren. Für die Zukunft wird der junge „Märker“ ein guter Streiter für unsere Ideen sein, dem unsere besten Wünsche gelten.

Der Bezirksparteitag Mark Brandenburg mußte von Berlin nach Potsdam verlegt werden. Wir danken allen Genossen, die uns schon jetzt Quartiere zur Verfügung gestellt haben, von denen wir nun leider keinen Gebrauch machen können.


Sonnabend, den 27. Oktober 1945 (Nr. 99), Magistrat und Bezirke

Neues Krankenhaus für Weißensee. In einem großen stillgelegten Werk in der Berliner Allee in Weißensee will der Bezirk ein neues Krankenhaus mit insgesamt 1500 Betten einrichten. Es dient als Ersatz für die Hilfskrankenhäuser Amalienstraße und Pistoriusstraße, in denen wieder der Schulbetrieb aufgenommen werden soll.


Sonntag, den 28. Oktober 1945 (Nr. 100), gekürzt

Universität Berlin
Am 12. November feierliche Eröffnung - Hauptteil der Universität im Köpenicker Schloß Berlin, 27. Oktober (SNB). Die feierliche Eröffnung der Berliner Universität ist für den 12. November vorgesehen. In allen Fakultäten zugleich sollen die Vorlesungen beginnen. Die weitgehende Zerstörung der Friedrich-Wilhelm-Universität erfordert allerdings eine räumliche Trennung. In dem alten Universitätsgebäude Unter den Linden kann nur noch ein kleiner Teil der Hochschule untergebracht werden; der Hauptteil wird nach Köpenick in das ehemalige Schloß verlegt. Die Medizinische Fakultät erhält ihren Sitz in der Charité des Bezirks Mitte. ...


Mittwoch, den 31. Oktober 1945 (Nr. 102)

Rote Armee hilft!
100 Traktoren für Herbstbestellung
Potsdam, 29. Oktober (SNB). Die Bemühungen der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg, durch Traktorenaustausch in allen Kreisen die Herbstbestellung zu sichern, haben die Anerkennung der Roten Armee gefunden. Die Sowjetische Militärverwaltung stellt aus Beständen der Roten Armee 100 Traktoren zur Feldbestellung in den mit der Arbeit zurückgebliebenen Kreisen Lebus, Prenzlau und Oberbarnim für 15 Tage zur Verfügung.

Straßeninstandsetzung
Täglich 15 000 qm Fläche überholt
25 Straßenbaufirmen sind gegenwärtig mit 2000 Arbeitern dabei, unter Leitung des Haupt­straßenbauamtes des Magistrats die Kriegsschäden zu beseitigen, die in Gestalt von Bombentrichtern, Granateinschlägen und Splitterlöchern auf sehr zahlreichen - und leider hauptsächlich auf den wichtigsten - der 9000 Berliner Straßen entstanden sind.


Sonntag, den 4. November 1945 (Nr. 106), gekürzt

Aufbau bei der Eisenbahn
Aus dem Reichsbahndirektionsbezirk Berlin
Am Ende des Krieges waren fast alle 138 Stadtbahnhöfe und die fünf großen Kopfbahnhöfe restlos zerstört. ... Die 120 Kilometer zerstörten Gleise sind wieder hergestellt, dazu 160 Weicheneinheiten und 168 Brücken. ... Im September wurden in den wieder anlaufenden Werkstätten 2261 Wagen ausgebessert, ...
Sämtliche Anlagen bei der S-Bahn, die der Stromversorgung dienen, waren stark beschädigt, sämtliche Hochspannungsleitungen unbrauchbar. Die empfindlichen Gleichrichterwerke waren mehr Schutthaufen als technische Anlagen. ... Von 1450 Wagen sind höchstens noch 950 vorhanden, Von diesen sind 160 völlig unbrauchbar, 430 Wagen sind wieder betriebsfähig gemacht worden, 246 davon laufen. ...

Berliner Besatzungszonen
Die Zone Groß-Berlin wird gemeinsam von den vier Besatzungsmächten überwacht: von den 20 Großberliner Verwaltungsbezirken entfallen hierbei acht auf die russische Zone, sechs auf die amerikanische, vier auf die englische und zwei auf die französische Zone. Von den nach der Volkszählung vom 12. August 1945 für Berlin festgestellten 2,7 Millionen Einwohnern leben in der russischen Zone 1 068 885, in der amerikanischen Zone 845 260, in der englischen Zone 490 817, in der französischen Zone 379 150 Einwohner.


Sonntag, den 4. November 1945 (Nr. 106), Magistrat und Bezirke

Der Straßenbahnverband Schöneiche-Rüdersdorf hat nunmehr die Strecke Bahnhof Friedrichshagen bis Schützenhaus Rüdersdorf in Betrieb nehmen können.


Dienstag, den 6. November 1945 (Nr. 107), teilweise gekürzt

Agrartechnische Geräte
Berlin, 5. November (SNB). Große Hilfe leisten den neuen Bauernwirtschaften die neu errichteten Verleihstellen für agrartechnische Geräte und Maschinen. In einzelnen Kreisen in der Provinz Brandenburg sind zur Bedienung der neuen Bauernwirtschaften agrartechnische Verleihstationen gegründet, welche an die Bauern Traktoren, Dreschmaschinen, Sämaschinen, Pflüge usw. gegen Miete verleihen. Ferner wurden sieben agrartechnische Beratungsstellen gegründet, die von wissenschaftlich vorgebildeten Agronomen geleitet werden.

Schuhe für Berlin
Dem Schuhhaus Leiser gelang es, aus einem sächsischen Ausweichlager 3000 Paar Damenschuhe, 5000 Paar Kinderschuhe und 20000 Paar Strümpfe nach Berlin zu schaffen. Eine sehr erfreuliche Mitteilung. ...


Mittwoch, den 7. November 1945 (Nr. 108), Leser schreiben, gekürzt

Briefe an „Das Volk“
S-Bahn im Osten
„Warum im Osten keine S-Bahn?“, so fragt ein Leser. In den vergangenen Monaten sind an den verschiedensten Stellen in und um Berlin die S-Bahn-Gleise wieder repariert worden. ... Der Neuaufbau schreitet also auch auf diesem Gebiet rüstig weiter, nur der Osten von Berlin, und zwar die Strecke Ostkreuz bis Erkner wurde bisher etwas stiefmütterlich behandelt. ...


Donnerstag, den 8. November 1945 (Nr. 109), Aus den Bezirken, gekürzt

Neues Obdachlosenasyl
Das Asyl in der Fröbelstraße ist zerstört. Ein neues Aufnahmeheim für Obdachlose errichtet der Magistrat in der Zehdenicker Straße in einer ehemaligen großen Wäschefabrik. Die aus der Jahrhundertwende stammenden Baulichkeiten sind nur wenig beschädigt. Durch mehrere Etagen laufen 70 Meter lange Säle, für die zwar Licht, Wasser und Fensterscheiben fehlen, in denen aber die Heizungsanlage in Ordnung ist. Sie bieten Platz für 800 Männer, Frauen und Kinder. ...

Schulspeisung
... Die geplante Schulspeisung hat sich durch technische Schwierigkeiten verzögert. Aber sie kommt, nur einige Tage später. Man rechnet mit ihrem Beginn um die Mitte des Monats. Der genaue Termin wird noch öffentlich bekanntgegeben. ...


Freitag, den 9. November 1945 (Nr. 110), teilweise gekürzt

Rückführung der Sudetendeutschen
Karlsbad, 7. November (B.-Rundfunk). In Karlsbad fand eine Besprechung zwischen den Alliierten und den tschechischen Behörden über die Ausweisung der deutschen Minderheiten aus der Tschechoslowakei statt. Es wurde ein genauer Plan hierfür ausgearbeitet.

Schuhe für die Berliner
Berlin, 8. November (SNB). Die bekannte Firma Leiser hat nach Ueberwindung von erheblichen Schwierigkeiten nunmehr in den wiedereröffneten Verkaufsstellen mit dem Verkauf von Schuhwaren, Strümpfen und Wäsche begonnen. ... Im Augenblick werden neben Schuhumtausch und Strumpfreparaturen 4000 Paar Schuhe monatlich in der Zentralreparaturwerkstatt des Schuhhauses Leiser instand gesetzt.
Die Geschäftsleitung hat in einer Vereinbarung mit dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund das Mitbestimmungsrecht der gewerkschaftlichen Betriebsvertretung festgelegt.


Sonntag, den 11. November 1945 (Nr. 112), gekürzt

Verordnung über Stromeinsparung
Vergnügungsstätten und Geschäfte schließen früher
Nachdem die bisher getroffenen Maßnahmen die angeordnete Begrenzung des Stromverbrauchs auf 2,7 Mill. kWh nicht erreicht haben, sieht sich der Oberbürgermeister von Berlin, auf Grund eines erneuten Befehls der Alliierten Kommandantur gezwungen, die folgenden einschränkenden Bestimmungen über den Stromverbrauch zu erlassen:
  1. Ab sofort sind bei Anbruch der Dunkelheit alle Gaststätten, Cafés, Varietés, Bars, Kabaretts, Rummelplätze sowie alle Vergnügungsstätten mit Ausnahme von Kinos und Theatern zu schließen. Gaststätten, die der Ausgabe von Speisen dienen, haben die Erlaubnis, bis 20 Uhr offenzuhalten.
  2. Alle Einzelhandelsgeschäfte, mit Ausnahme der, in denen ausschließlich Lebensmittel und Medikamente (Apotheken) zum Verkauf gelangen, sind ebenfalls bei Einbruch der Dunkelheit zu schließen. ...
Der Oberbürgermeister weist auf den Ernst der Lage besonders hin und erwartet von allen Berlinern nunmehr jede Unterstützung für die rücksichtslose Durchführung dieser Anordnung.


Mittwoch, den 14. November 1945 (Nr. 114)

Deutsche Werkstätten wieder in Betrieb
Dresden, 13. November (SNB). Die Deutschen Werkstätten für Kunst im Handwerk in Hellerau begannen mit 200 Arbeitern die Aufnahme der Möbelerzeugung. Das im vorigen Jahrhundert gegründete Haus, bekannt für Stilmöbel und gediegene Einrichtungen, hat sich auf zeitgemäße Produktion eingestellt und fertigt Küchenmöbel, Kinderbetten, Schränkchen, Stühle und dergleichen an. Der Clou der Produktion ist ein dreiteiliger zusammensetzbarer Schrank, der den Raumverhältnissen entsprechend in jeweils erforderlichem Umfang aufgestellt oder verkleinert werden kann. Tischlerwerkzeuge, soweit deren Teile aus Holz bestehen, werden in eigener Werkstatt hergestellt.


Sonnabend, den 17. November 1945 (Nr. 117), gekürzt

Gegen Diphterie und Scharlach
Potsdam, 15. November (SNB). In der Mark Brandenburg erfolgt auf Anordnung der Sowjetischen Militärverwaltung in öffentlichen Impfstellen die Zwangsschutzimpfung gegen Diphterie und Scharlach für alle Kinder von 2 bis 14 Jahren, die nach dem 30. September 1931 und vor dem 1. Oktober 1943 geboren sind. Lebensmittelkarten für die betreffenden Kinder werden nur gegen Vorlage des gestempelten Impfscheins ausgehändigt. Die Erfahrungen zeigen, daß manche Diphteriefälle nur deshalb tödlich verliefen, weil die Patienten zu spät zum Arzt kamen. ...


Sonntag, den 18. November 1945 (Nr. 118)

„Volkstopp“ für 35 Pfennig
Der Magistrat hat den Beschluß gefaßt, minderbemittelten Berliner Einwohnern ein Volksgastessen, wie es in den Volksgaststätten zum Preise von etwa 70 Pfennigen ausgegeben wird, verbilligt für 35 Pfennige zu geben. Die Sozialämter geben an Bedürftige Bons aus, die zum verbilligten Bezug berechtigen.

Ruhleben-Pankow ohne Umsteigen!
Die Arbeiten an der Linie A der U-Bahn sind soweit gefördert, daß am Freitag bereits die Strecke Potsdamer Platz - Pankow zweigleisig befahren werden konnte, so daß das Umsteigen in Stadtmitte, Spittelmarkt usw. weggefallen ist. Ab heute, Sonntag, wird die auf dieser Linie noch fehlende Strecke zwischen Potsdamer Platz und Gleisdreieck in Betrieb genommen werden, so daß dann die ganze Linie Ruhleben - Pankow in Betrieb sein wird.


Sonntag, den 18. November 1945 (Nr. 118), Berliner Nachrichten

Die Schulspeisung beginnt
Ab Montag, 19. November, erhalten alle Berliner Schulkinder im Alter von 6 bis 14 Jahren täglich eine warme Mahlzeit. Die Speisung umfaßt in Berlin etwa 272 000 Kinder.


Dienstag, den 20. November 1945 (Nr. 119), gekürzt

Städtische Betriebe vom Mai bis November
Der Rechenschaftsbericht der Stadtbetriebe - Am Kriegsende hatte Berlin keine Feuerwehr, Straßenreinigung, Müllabfuhr und Stadtentwässerung mehr - Schicksalsstunde am Westhafen ...
Selbst im Kampf um Berlin geschah ein Wunder: die verhältnismäßige Unversehrtheit des Großkraftwerks Klingenberg. So war es innerhalb kurzer Zeit möglich, den größten Teil Berlins wieder mit Strom zu versorgen. ... Dagegen boten die Gaswerke nach dem Verrauchen des Pulverdampfes ein trostloses Bild. Zudem war das Rohrnetz durch Artillerie- oder Bombentreffer entweder zerstört oder voll Wasser gelaufen. ...
Abgesehen von örtlichen Ausnahmen wird Berlin auch wieder mit einwandfreiem Trinkwasser versorgt. ... Von den 87 Pumpwerken der Stadtentwässerung war nach Ende der Kämpfe nicht mehr eins in Betrieb, heute sind wieder 77 voll im Einsatz. ...
Ein Bild des Jammers bot die Straßenreinigung. Die Zentralverwaltung zerstört, von den 32 Gerätehöfen 14 total vernichtet, in den übrigen keine Fahrzeuge, kein Gerät und keine Schutzkleidung. ... Als die Geschütze schwiegen, hatte die Berliner Müllabfuhr von ihren 296 Kraftfahrzeugen und 412 Pferdefuhrwerken kein einziges mehr. ...
Wie keine Müllabfuhr, so war am Kriegsende auch keine Feuerwehr mehr in Berlin vorhanden. ...
Auf dem Zentralschlachthof wurden in den Monaten August und September Durchschnitts­wochenleistungen von 6000 geschlachteten Rindern erreicht. ...
Unsere Leser kennen ebenfalls den Wiederaufbau des Berliner Westhafens. Als hier am 21. Mai unter sowjetischer Regie die Arbeit wieder aufgenommen wurde, galt es vor allem, die Getreidespeicher und Silos wieder winterfest zu machen und damit 21000 t noch vorhandenes Getreide zu retten. Das gelang. ...

Omnibus-Verkehr nach Müggelheim. Der Betrieb der Omnibuslinie 27 nach Köpenick nach Müggelheim ist nun aufgenommen worden.


Mittwoch, den 21. November 1945 (Nr. 120), Aus der Parteiarbeit, gekürzt

Marzahn
Die Sozialdemokratische Partei in Marzahn veranstaltete ihre erste Frauenversammlung. ... Genossin Hertel begrüßte die zahlreich anwesenden Frauen, besonders die Vertreterinnen der KPD, und gelobte einmütiges Zusammenarbeiten in dem zu bildenden Frauenausschuß. ... Einige Rezitationen, vorgetragen von den Jugendlichen Marzahns sowie einige schöne alte Kampflieder zur Laute wurden ebenfalls mit herzlichem Beifall bedacht. ...


Freitag, den 23. November 1945 (Nr. 121), gekürzt

Bei den Köhlern am Funkturm
Grunewaldholz treibt Autos an
Mit ein paar Kohlenmeilern haben die Männer am Fuße des Berliner Funkturms angefangen; jetzt sind sie dabei, den dreißigsten Meiler zu bauen. ... Der Bedarf, den die Großstadt Berlin laufend an Holzkohle hat, ist kaum zu befriedigen. ...


Freitag, den 23. November 1945 (Nr. 121), Magistrat und Bezirke, gekürzt

Auf den Nordstrecken der S-Bahn nach Tegel, Bernau und Oranienburg verkehren ab gestern die S-Bahn-Züge im 30-Minute-Abstand.
Die Volks-Feuerbestattung veranstaltet am Totensonntag 14 Uhr, im Krematorium Gerichtstraße 62/763 eine Totengedenkfeier. Auch Nichtmitglieder haben Zutritt.


Sonnaend, den 24. November 1945 (Nr. 122), gekürzt

Der Religionsunterricht
Die 22. Sitzung des Koordinierungskomitees ...
Das Koordinierungskomitee bestätigte ebenfalls die Grundätze in der Frage des Religions­unterrichtes in den deutschen Schulen. Nach diesen Grundsätzen darf keine aus öffentlichen Mitteln existierende Schule den Kindern die Möglichkeit des Religionsunterrichtes verweigern, oder die Kinder zwingen, Stunden, in denen Religionsunterricht erteilt wird, zu besuchen, ...

Betrifft Schulspeisung
Für die Berliner Schulspeisung werden zum Transport des Essens dringend Thermophore gebraucht. ...


Sonntag, den 25. November 1945 (Nr. 123), gekürzt

Karl Scheidt gestorben
Karl Scheidt ist im hohen Alter von 91 Jahren in Eggersdorf bei Strausberg gestorben. Scheidt begründete Jahre vor dem ersten Weltkrieg „Die Zeitung am Montag“, in der er eine scharfe Klinge gegen Reaktion und Militarismus führte. ...


Dienstag, den 27. November 1945 (Nr. 124)

Leipziger Straße hat Straßenbahn
Seit gestern ist die Straßenbahn 74 über die Potsdamer Brücke geleitet worden; sie kann damit ihren Weg über die Leipziger Straße bis zum Dönhoffplatz nehmen und hat dort Anschluß an die vom Osten nach dem Zentrum führende Linie 87.


Dienstag, den 27. November 1945 (Nr. 124), Magistrat und Bezirke

Herstellungsprogramm: 100000 Radioapparate. Die Berliner Behörden haben ein Herstellungs­programm von 100000 Radioapparaten aufgestellt, in das auch die 250 bereits wieder tätigen Berliner elektrotechnischen Betriebe eingeschaltet worden sind. Kontrollen gegen Schwarzhörer, die ihre Rundfunkgeräte immer noch nicht angemeldet haben. Nicht gemeldete, in Betrieb befindliche Apparate werden beschlagnahmt.


Mittwoch, den 28. November 1945 (Nr. 125), gekürzt

Unweit der Stralauer Kirche
Berlin, 27. November (SNB). Unweit der alten Stralauer Kirche, des Wahrzeichens der Halbinsel zwischen Spree und Rummelsburger See, liegt am See die größte und leistungsfähigste Schiffswerft in der sowjetischen Zone Berlins. Die äußerliche Unscheinbarkeit des nicht sonderlich aus­gedehnten Werftgeländes steht im Gegensatz zu der Bedeutung dieses Schiffsreparaturbetriebes für die Binnenschiffahrt und auch für die Versorgung und Ernährung Berlins. Hier sind nämlich seit Kriegsende 181 Wasserfahrzeuge repariert worden, und zwar 67 Dampfer, 24 Motorschiffe und 90 Lastkähne. ...

Bemühungen um Brotaufstrich
Die Aufgaben der Fleischwarenindustrie
... Die Wiederauffüllung der Viehstapel verlangt eine gewisse Zeit. Bis dahin wird die Fleischwirtschaft die Erstellung von streichfähigen Erzeugnissen vornehmen müssen, und zwar 1. Fleischgrundlage bei oder ohne Mitverarbeitung von Zerealien und sonstigen nährwertreichen Streckmitteln, 2. Getreidegrundlage bei oder ohne Mitverarbeitung von Rostoffen tierischer Herkunft. ...
Die nächste Aufgabe wird von dem Gedanken getragen, die Schlachtnebenabfälle und die Nebenabfälle der Fleischwaren rationell auszunutzen und der Verwertung zuzuführen. ... Es muß davon ausgegangen werden, daß zur Zeit nur verfügbar sind: 1. Rinderköpfe, Gänge (Unterfüße) und evtl. Kalbsköpfe, Hammelköpfe, Blut, 2. Innereien (Leber, Lunge, Milz, Pansen), evtl. Darmabputzfett. Die Fabrikationsmöglichkeiten sind hierfür beschränkt und von Zufällen abhängig. ...


Sonntag, den 2. Dezember 1945 (Nr. 129), gekürzt

Das schwarze Horn im gelben Feld
Neues Wappen der Post sichert die Tradition
Berlin, 1. Dezember (SNB). Solange eine organisierte Post auf deutschem Gebiet besteht, also seit Thurn und Taxis‘ Zeiten, ist ihre Farbe gelb, das leuchtende, in die Augen fallende, aber sie keinesfalls beleidigende Kanariengelb. ... Den Nazis war auch dieses Zeichen ehrwürdiger Tradition nicht geheuer. Sie schafften die gelbe Farbe ab und strichen alle Postwagen rot an. Und auf die Wagenwände kam ihr sogenanntes Hoheitszeichen.
... In einer Verfügung an die Oberpostdirektion hat der Präsident der Zentralverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, Dr. Wilhelm Schröder, angeordnet, daß der bisherige Anstrich durch die traditionelle gelbe Postfarbe ersetzt wird. Ersetzt wird auch die bisherige Aufschrift „Deutsche Reichspost“ durch die Aufschrift „Deutsche Post“ in lateinischen Buchstaben. Und auch das Posthorn kommt wieder zu Ehren. Als neues Postwappen, das mir den von ihm ausgehenden Blitzen zugleich die große Bedeutung des Fernmeldewesens versinnbildlicht, wird es in schwarzer Farbe mit silbernen Schlaglichtern die gelben Wagen schmücken. ...

50 Jahre Karlshorst
Karlshorst, durch seine Rennbahn weltberühmt geworden, feiert in diesem Jahre sein 50jähriges Bestehen. Es entstand auf Wiesen und ungepflegten Landstrecken.
Der Besitzer des Rittergutes Friedrichsfelde, Karl von Tresckow, ließ im Jahre 1836 ein Vorwerk an der Landstrecke [!] Friedrichsfelde-Köpenick erbauen, das dann einige Jahre später nach ihm den Namen Karlshorst erhielt. ...

Ein Kindergarten wird eröffnet
In Hohenschönhausen wurde der Kindergarten „Mitropawiese“ eröffnet. Nachdem sich die Kleinen um 12.30 Uhr mittags unter Leitung der Genossin Goor und einiger Helferinnen auf der Wiese versammelt hatten, ging es mit Musik und Gesang nach der Degnerstraße, wo sich das Kinderheim befindet. ... Die Eröffnung von Kindergarten und Heim ist in erster Linie auf die Initiative der Sozialdemokratischen Partei und auf die Tatkraft der Leiterin, Frau Goor, sowie der in unermüdlicher Arbeit treu zur Seite stehenden Helferinnen zurückzuführen.


Mittwoch, den 5. Dezember 1945 (Nr. 131), gekürzt

Der Wald im Ofen?
... Der Holzdiebstahl in den Berliner Stadtforsten nimmt in letzter Zeit in erschreckendem Maße zu. Mit Säge und Axt werden wahllos Stangenhölzer und Schläge heimgesucht. ...
Die Bevölkerung beruft sich bei diesen Aktionen irrtümlicherweise auf Aufrufe zur Mithilfe bei der Brennstoffversorgung Berlins. ... Die Kolonnen, die jetzt schon wochenlang zur „Selbsthilfe“ schreiten, übersehen dabei vollständig den Wert der Berliner Waldungen. ... Die Verwaltung der Berliner Stadtforsten hat sich nunmehr hilfesuchend an die Berliner Schutzpolizei gewandt; wir appellieren aber an das bekannte Verständnis und die Naturfreundschaft und Naturverbundenheit unserer Berliner Bevölkerung und hoffen bestimmt, daß es eines Eingreifens der polizeilichen Sicherheitsorgane nicht bedarf.


Sonnabend, den 8. Dezember 1945 (Nr. 134), Berliner Chronik, gekürzt

In Weißensee, Ortsteil Malchow, wurde der 8jährige Richard Kochler überfahren und tödlich verletzt. Der Fahrer entzog sich seiner Feststellung durch die Flucht. ...


Sonntag, den 9. Dezember 1945 (Nr. 135), gekürzt

Im Lustgarten ist wieder Weihnachtsmarkt
Heute mittag wurde er eröffnet - Verkaufsbuden, Schausteller, Wurschtmax ...


Mittwoch, den 12. Dezember 1945 (Nr. 137), Kleine Mitteilungen, teilweise gekürzt

Pfarrer Genosse Rackwitz und Pfarrer Trawenick sprechen ... in der Neuköllner Stadtbücherei, Ganghoferstraße über „Die verfolgte Kirche“.
Im ehemaligen Schloßpark-Restaurant, Weißensee, Berliner Allee 205/10, ist ein Weihnachts­markt eröffnet.


Donnerstag, den 13. Dezember 1945 (Nr. 138)

Aerzte aus Thüringen für die Mark Brandenburg
Auf Grund einer Vereinbarung zwischen dem Provinzialgesundheitsamt der Mark Brandenburg und dem Landesgesundheitsamt Thüringen sind aus Thüringen 25 Aerzte nach der Mark Brandenburg überwiesen worden. Die Aerzte wurden vor allem auf den für die Umsiedlerbetreuung und Seuchenbekämpfung wichtigen Punkten eingesetzt. Einige Aerzte praktizieren in Orten, in denen ein erheblicher Mangel an Aerzten bestand.


Donnerstag, den 13. Dezember 1945 (Nr. 138), Berliner Nachrichten, teilweise gekürzt

Personen-Bahnverkehr eingestellt
Wie mitgeteilt wird, ist der Personen-Fernverkehr von und nach Berlin ab sofort eingestellt. Die einschneidende Maßnahme dient der Heranführung von Lebensmitteln und von Kohlen für Berlin. Voraussichtlich wird die Sperre nur kurze Zeit anhalten.
Bitte der Post
Zur schnelleren und sicheren Zustellung von Postsendungen aller Art it es in der heutigen Zeit geboten, in jedem Hauseingang ein namentliches Verzeichnis aller dort wohnhaften Personen, auch der Untermieter anzubringen. Diese einfache Maßnahme spart zeitraubendes Suchen und würde die beschleunigte Zustellung der Post wesentlich erleichtern. ...


Freitag, den 14. Dezember 1945 (Nr. 139), Berliner Nachrichten

Färbt die Uniformen um!
Jeder deutsche Soldat, der aus der Kriegsgefangenschaft nach Berlin zurückkehrt, hat sich, nach einem Befehl der Alliierten Kommandantur, auf dem schnellsten Wege mit Zivilkleidern zu versehen, widrigenfalls er Gefahr läuft, von den Militärpatrouillen der alliierten Besatzungstruppen oder der deutschen Polizei festgesetzt und bestraft zu werden. Die alten Uniformen dürfen nur in umgeänderter Form, und umgefärbt benutzt werden. Die städtischen Dienststellen und die Polizei sind angewiesen, daß die keinen Besucher in Soldatenuniform abfertigen dürfen.


Freitag, den 14. Dezember 1945 (Nr. 139), Kleine Mitteilungen

Wiederaufnahme des Personen-Bahnverkehrs
Die von uns gemeldete Sperre des Personen-Bahnverkehrs ist bereits wieder aufgehoben.
100000 Kinder erhalten Süßwaren. Das Präsidium der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat beschlossen, 100000 Kindern in der Mark Brandenburg je 100 Gramm Zuckerwaren als Weihnachtsgabe zu schenken.
Lebensmittelkarten für Opfer des Faschismus. Anerkannte Opfer des Faschismus erhalten auch in der Mark Brandenburg grundsätzlich die Lebensmittelkarten eine Gruppe höher, als sie sonst nach ihrer tatsächlichen Beschäftigung einzugliedern wären.


Sonnabend, den 15. Dezember 1945 (Nr. 140)

Aus dem Stabe der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland
In gewissen Städten und Kreisen der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands war durch die Militärbehörden zeitlich beschränkte Ausgeherlaubnis angeordnet.
In Verbindung damit, daß die Notwendigkeit dieser Beschränkung fortgefallen ist, hat der Oberste Chef der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland, Marschall der Sowjetunion G. Shukow, mit seinem Befehl vom 13. Dezember 1945 alle Befehle der örtlichen Militärbehörden, die die Ausgehzeiten beschränken, aufgehoben.

Kohlensteuer in der Mark Brandenburg
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat durch Verordnung die Erhebung einer Kohlensteuer auf den Verkauf von Kohle und Briketts ab Grube oder Brikettfabrik beschlossen. Die Gruben- bzw. Brikettfabriken dürfen die Steuer nicht auf die Verbraucher abwälzen. Die Verordnung tritt am 1. Januar 1946 in Kraft.


Sonntag, den 16. Dezember 1945 (Nr. 141), teilweise gekürzt

Schweres S-Bahnunglück
Am Sonnabend um 7.20 Uhr ist ein Nahgüterzug zwischen den Bahnhöfen Schöneweide und Spindlersfeld auf einen entgegenkommenden S-Bahn-Zug aufgefahren. Es sind 8 Tote, 5 Schwer- und 3 Leichtverletzte zu beklagen. Die Lokomotive und drei Güterwagen sowie zwei Wagen des S-Bahn-Zuges sind entgleist. Die Strecke war für etwa 24 Stunden gesperrt. Die Feuerwehr beteiligte sich an den Aufräumungsarbeiten.

23 Brücken im Bau
In der Provinz Brandenburg sind gegenwärtig 23 Brücken im Bau, von denen die meisten neu errichtet werden müssen. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten ist, vor allem im Bauamtsbezirk Königs Wusterhausen mit der Beseitigung von Brückentrümmern aus den Wasserläufe begonnen worden. Die Ausbesserung der Straßen wird jetzt mit lehmigem Kies vorgenommen. Gleichzeitig werden die Entwässerungsanlagen hergerichtet. Die Straßenbauverwaltung bemüht sich vor allem, in den Wintermonaten Schotter und Split heranzuführen.

Die AEG als Maßstab der Wirtschaftsbelebung
Der Auftragseingang der AEG zeigt in den letzten Monaten eine aufsteigende Linie, obwohl die Beschäftigung des Unternehmens, gemessen an seiner früheren Kapazität, noch relativ gering ist. ...
Der Anteil der AEG an der Wiederherstellung einer geregelten Stromversorgung ist beträchtlich. So war die AEG an der Instandsetzung der Starkstrom-Freileitungen beteiligt, die Berlin und die Mark von Zschornewitz und Finkenheerd aus mit elektrischem Strom versorgen.


Donnerstag, den 20. Dezember 1945 (Nr. 144), Kleine Mitteilungen

Nummernschilder für Kraftfahrzeuge. Die von der Transportgruppe der Sowjetischen Militärischen Administration ausgegebenen Kraftfahrzeug-Nummernschilder werden von der Firma Ing. Edmund Steffek, Metallwarenfabrik, Berlin-Charlottenburg, Charlottenburger Ufer 53/54 angefertigt.


Freitag, den 21. Dezember 1945 (Nr. 145)

„BMW Basdorf“
Die ehemaligen Werkangehörigen der BMW-Werke Basdorf werden aufgefordert, ihre Restgehälter und -löhne bis einschließlich April unter eidesstattlicher Versicherung der Richtigkeit ihrer Angaben bei der Abwicklungsstelle der Firma NFW, Berlin-Fronau, Ahornallee 45, G. Hoff einzureichen.

Steuerermäßigung für Opfer des Faschismus. Nach einem Magistratsbeschluß werden Opfer des Faschismus in Zukunft bei der Einkommensteuer wie fünfzigprozentige Körperbehinderte eingestuft.


Sonntag, den 23. Dezember 1945 (Nr. 147), gekürzt

Wieder Konsum-Genossenschaften
Der Befehl Marschall Shukows Nr. 176
Der Marschall der Sowjet-Union, Shukow, hat unter dem Befehl Nr. 176 vom 18. Dezember 1945 die Wiederherstellung der Konsum-Genossenschaften in der sowjetischen Besatzungszone genehmigt. Ebenso ist das Statut für die Konsum-Genossenschaften bewilligt worden. ...
Das den Konsum-Genossen von den Nazis geraubte Gut wird wieder zurückgeführt.


Montag, den 24. Dezember 1945 (Nr. 148), teilweise gekürzt

Bier für die Berliner
Berlin, 23. Dezember (SNB). Im Januar 1946 beginnt in Berlin der Ausstoß von neuen Biersorten, und zwar in allen Brauereien. Die Qualität des Bieres wird verbessert; der Alkoholgehalt liegt höher. Für die Erzeugung von Bier soll gemäß einem Beschluß der Sowjetischen Militärverwaltung Zucker Verwendung finden. - Die Nachfrage nach Bier wird im Januar in Berlin voll befriedigt werden können.

Vorläufig kein Spätverkehr
Die Frage, ob nach Aufhebung des Ausgehverbots auch die S-, U- und Straßenbahn länger fahren werden, ist noch nicht geklärt. Ihre Lösung hängt von der Strombelieferung ab.

Evakuierte und Heimkehrer
Ueber die grüne Grenze zu gehen, ist gefährlich
Der Bevölkerungsaustausch vom Osten zum Westen erfolgt über die Demarkationslinie nur in bestimmten Sonderzügen. Die Zulassung zu den Sonderzügen erfolgt nur durch die Umsiedler­stellen bei den Landes- und Provinzialverwaltungen in der russischen Zone. ... Der Grenzübertritt für Einzelgänger ist gesperrt, der Uebergang über die Grüne Grenze ist mit Gefahr verbunden. Die Reichsbahndirektionen dürfen keine Fahrkarten für die Grenzbahnhöfe und Orte in der westlichen Zone ausgeben. Die Bürgermeister und Landräte dürfen keine Reisegenehmigungen für solche Reisen ausstellen. Es gibt keine Unterkunft und Verpflegung für wilde Reisen. wer nicht in Sammeltransporten fährt, wird auf eigene Kosten zurücktransportiert zum Abreiseort.

Zeitungsbestellung durch die Post
Berlin, 22. Dezember (SNB). Durch einen Befehl des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung ist die Bestellung und Zustellung von Zeitungs- und Zeitschriftenabonnements, die in der gesamten sowjetisch besetzten Zone herausgegeben werden, bei allen Postämtern wieder aufgenommen worden.


Freitag, den 28. Dezember 1945 (Nr. 150), teilweise gekürzt

Provinzialverwaltung sucht Nachwuchs
PMB. Bei der Durchführung der Bodenreform wurden eine Anzahl landwirtschaftlicher Großbetriebe in der Provinz Brandenburg zu Provinzialgütern umgewandelt. Sie werden als Zuchtbetriebe, Saat, Lehr- und Versuchswirtschaften eingerichtet. Auf diesen Gütern sollen nun geeignete junge Antifaschisten zu tüchtigen Landwirten für leitende Stellungen herangebildet werden. Neben der Ausbildung für die landwirtschaftliche Laufbahn ist auch die Schulung für Spezialaufgaben, wie den Obst- und Gemüsebau vorgesehen. Junge Gärtner mit beendeter Lehrzeit sind hierfür am besten geeignet. Bewerbungen unter dem Kennwort „Nachwuchs“ sind mit Lichtbild, Lebenslauf, Zeugnisabschriften und einem politischen Zeugnis an die Provinzial-Güterverwaltung, Potsdam, Spandauer Straße 32-34 zu richten.

Bohnenkaffee und Pudding
Soweit die Einzelhandelsgeschäfte Bohnenkaffee auf Lager haben, gelangt dieser an Arbeiter und Schwerarbeiter zur Verteilung. Die Belieferung der übrigen Lebensmittelkartengruppen kann erst nach dem Fest erfolgen. Das Puddingpulver, das bei den Einzelhändlern lagert, kann nach Belieferung der Kinder-Lebensmittelkarten auch an andere Karteninhaber verkauft werden.

Oberbürgermeister Dr. Werner als Dozent an der Technischen Hochschule. Wie wir erfahren, hat der Berliner Oberbürgermeister zugesagt, an der demnächst den Vorlesungsbetrieb aufnehmenden Technischen Hochschule über „Antike Baukunst“ Vorträge zu halten.

Sport-Bühnenschau in Lichtenberg
Die umständliche und zeitraubende Reise nach Lichtenberg zur Sportbühnenschau der Gymnastik­gruppe Süd im Sportamt Lichtenberg hatte sich gelohnt! Ein übervolles Haus, ein freudig mitgehendes Publikum bei pausenlos abwechselnden Vorführungen. ...


Sonnabend, den 29. Dezember 1945 (Nr. 151)

Die Berliner Preußische Staatsbibliothek, die durch die letzten Kriegsereignisse sehr gelitten hat, und die Universitätsbibliothek, die bedeutende Bücherbestände hat retten können, sind nun zu einer gemeinsamen Bibliothek von rund 4 Mill. Bänden zusammengefaßt worden.


Sonntag, den 30. Dezember 1945 (Nr. 152), teilweise gekürzt

Bahn und Post
Anfang Oktober wurde der Telegrammverkehr innerhalb Berlins, Ende Oktober von und nach Berlin innerhalb der sowjetischen Besatzungszone freigegeben. Heute werden nach Mitteilung der Zentralverwaltung für Post- und Fernmeldewesen bereits täglich 13000 Telegramme (gegenüber 2000 im Vormonat) auf den Berliner Postämtern behandelt.
Steigerung in der Mark Brandenburg: 390%.

Silvester kein Spätverkehr. Nachdem sich an den Weihnachtsfeiertagen herausgestellt hat, daß ein Bedürfnis für einen Spätverkehr der S-, U- und Straßenbahn nicht besteht, werden die städtischen Verkehrsmittel auch zu Silvester nur nach dem üblichen Fahrplan verkehren.

Vom Hundekuchen zum Nährmittel
Im Betrieb der Hundekuchenfabrik Spratt in Rummelsburg, in dem jetzt Gerstengrütze hergestellt wird, surren die Motoren! Dort stehen die von den Mühlen angelieferten Säcke mit je fünfundsiebzig Kilo Gerste, die zu Grütze, Schrotmehl und Kleie verarbeitet wird. ... Die fertige Grütze, meist sind es täglich zehn bis zwölf Tonnen, wird in Papiersäcke zu fünfzig Kilo abgefüllt und den Bezirksämtern zugeteilt, während der Abfall als Viehfutter verwendet wird. ... Aber auch für die Vierfüßler wird, soweit wie möglich, gesorgt: bis vor etwa sechs Wochen machte man Hundekuchen aus Mehlresten. Voraussichtlich wird die Fabrikation von Hundekuchen in nächster Zeit neu beginnen.