Heimat und Welt 5/1938 (5.2.1938), stark gekürzt


O. Liebchen
Der Zug des Grafen Mansfeld durch Niederbarnim im Jahre 1626

Wallenstein hatte im Jahre 1625 seine Truppen in Böhmen marschbereit. Ende Juli folgte er ihnen und im Oktober besetzte er das Erbstift Magdeburg. Auf evangelischer Seite kämpften u.a. der König von Dänemark, Christian IV., und der Söldnerführer Ernst von Mansfeld. Im Februar 1626 marschierten deren Truppen in das Gebiet des Kurfürsten von Brandenburg, und zwar der König in die Altmark und Mansfeld an die untere und mittlere Havel. Wallenstein hatte sich schon im Dezember der Dessauer Elbbrücke bemächtigt. Ein Angriff Mansfelds auf diesen wichtigen Übergang brachte diesem am 15. April 1626 eine Niederlage. Von neuem wurde die Havel von den zurückweichenden Truppen besetzt. Der Kurfürst von Brandenburg, der nun selbst ein Heer geworben hatte, forderte die Räumung der Havelorte und besetzte sie im Mai. Mansfeld hatte zwar angegeben, Brandenburg zu räumen, jedoch führte er einen Teil der Söldner in die nördlichen Gebiete des Landes. ...
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Am 4. Juni [1626] teilte Mansfeld aus Havelberg mit, daß der König von Dänemark ihm den Befehl, sich zum Aufbruch fertig zu machen, gegeben habe. ...
Die Befürchtung, daß Mansfeld nach Osten abmarschiere, war nicht unbegründet. Die Berliner Zeitung berichtete: „Es ist nur allzu wahr, daß General Mansfeld am 2. Juli mit seinem Volk zu Roß und Fuß um Bötzow über die Havel gesetzt, ist jetzt im vollen Marschieren gegen Bernau. Man sagt für gewiß, daß seine Meinung sei, mit 12000 Mann in Böhmen oder Schlesien sich zu begeben. Welchen Weg er nehmen möchte, das ist noch nicht offenbar, etliche sagen, zwischen der Oder und Spree wolle er hindurch. Die Bauern flüchten mit ihren Sachen in die Stadt. Zu Berlin vor den Toren sind etliche Mansfeldsche Soldaten gewesen. Jetzt kommt Bericht, daß um Bernau das Volk allbereit angelangt.“

Am 3. Juli wurden Reiter in Blumberg und Müncheberg gemeldet, und an diesem Tage erschienen mehrere hundert Dragoner vor Frankfurt a. O. Mansfeld selbst übernachtete vom 4. zum 5. in Blumberg. Hier besuchte ihn der brandenburgische Oberstleutnant von Burgsdorf, der ihn veranlassen wollte, seinen Weg nicht durch Frankfurt zu nehmen. Ein Rittmeister wurde gleichfalls zum General geschickt und übergab diesem am 5. Juli in Blumberg ein Schreiben des Kurfürsten vom gleichen Tage. In der Nähe von Blumberg lag damals der Herzog Johann Ernst von Weimar, der Teile der Mansfeldschen Truppen befehligte. Dem Besitzer von Blumberg, von Löben, müssen wohl große Verluste aus der Anwesenheit der Söldner erwachsen sein, denn der Kurfürst schrieb unter dem 5. Juli an den Herzog Johann Ernst zu Sachsen-Weimar. Er teilte letzterem mit, daß Mansfeld mit einem großen Teil seines Volks auf dem Gute Blumberg zum Schaden des Besitzers geweilt habe. Der Landesherr vermutete, daß des Herzogs Truppen dieselben Quartiere aufsuchen würden, und bat, von dem treuen Diener alle Ueberlast abwenden zu wollen. Aus einem späteren Schreiben Löbens, das kein Datum trägt, geht hervor, daß in einer Nacht etliche hundert Reiter zu Wesendahl und Buchholz angekommen seien, aber Blumberg verschont hätten. In der Nachschrift zu diesem Brief berichtigte er seine Angabe, indem zufolge einer Meldung seines Dieners der Herzog zu Weimar am vorhergehenden Tage in Blumberg geweilt, aber sich gegen Abend nach Beiersdorf zu seinem Kriegsvolk begeben habe. Die beim Durchzug von Mansfeld als Vorspann abgegebenen sieben Pferde und ein Wagen waren noch nicht zurück gekommen, obwohl man zugesagt hatte, sie nur bis Frankfurt zu verwenden.
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Quelle: "Heimat und Welt / Blätter zur Pflege des Heimatgedankens", Beilage zum Niederbarnimer Kreisblatt
Fundort: Staatsbibliothek zu Berlin - PK, Zeitungsabteilung im Westhafenspeicher, Signatur Ztg 1262 MR