Kalender 1914 für den Kreis Niederbarnim
Herausgegeben von Walter Möller
Druck und Verlag von Wilhelm Möller, Oranienburg-Berlin

Gefunden auf BrandenburgDok - dem Dokumentenserver der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB)
als Dokument 9198 (Rep. Z48_3826_1914).

Ein Wort an Leser und Freunde!
Was lange währt, wird gut, so sagt man gewöhnlich im Leben und die erste Hälfte dieses Sprichworts trifft ja ohne weiteres zu. Lange genug dauerte es, bis unser Kreis seinen Kalender bekam, unser Kreis, der doch vor vielen andern draußen im Reich gelegenen soviel voraus hat, was Größe, landschaftliche Schönheiten, mächtig aufstrebende Ortschaften und vielfältige, sich in ihm regende Interessen anbelangt. ...

                       

Bauernregeln.
Januar - Wintermonat
  • Neujahrsnacht hell und klar, deutet auf gutes Jahr.
  • Ist der Januar hell und weiß, wird der Sommer sicher heiß.
  • Was dem Januar an Schnee gefehlt, oft der weiße März erzählt.
  • Im Januar Regen und Schnee, tut Bergen, Tälern und Bäumen weh.
Februar - Hornung
  • Lichtmeß (2.) im Klee, Ostern im Schnee.
  • Wenn im Hornung die Mücken schwärmen, muß man im März die Ohren wärmen.
  • Gibt's in der Fastnacht viele Stern, so legen auch die Hühner gern.
  • Heftige Nordwinde am Ende Februar, vermelden ein fruchtbares Jahr.
März - Lenzmonat
  • März nicht zu trocken und nicht zu naß, füllt den Bauern Kisten und Faß.
  • Märzstaub bringt Gras und Laub, Märzregen viel Segen, Märzschnee tut den Saaten weh.
  • Säst Du im März zu früh, ist's doch vergeb'ne Müh.
  • Feuchter und fauler März ist der Bauern Schmerz. Heit'rer März erfreut des Landmanns Herz.
April - Ostermonat
  • Wenn der Wind Spektakel macht, gibts Heu und Korn in voller Pracht.
  • Grollt der Donner im April, ist vorbei des Reifes Spiel.
  • Je früher im April der Schlehdorn blüht, desto früher der Schnitter zur Ernte zieht.
  • Aprilsturm und Regenwucht kündet Wein und goldne Frucht.
Mai - Wonnemonat
  • Mairegen auf die Saaten, dann regnets Dukaten.
  • Nasser Mai bringt fruchtbar Jahr - trockner macht es dürr fürwahr.
  • Wenn im Mai die Wachteln schlagen, singen sie von Regentagen.
  • Gewitter im Mai bringt Früchte herbei.
Juni - Brachmonat
  • Auf den Juni kommt es an, ob die Ernte soll bestahn.
  • Nordwind der im Juni weht, nicht im besten Rufe steht, kommt er an mit kaltem Gruß, bald Gewitter folgen muß.
  • Vor Johanni (24.) bitt' um Regen, nachher kommt er ungelegen.
  • Wenn kalt und naß der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr.
Juli - Heumonat
  • Fällt vor Jakobi (25.) die Blüte vom Kraut, wird keine gute Kartoffel erbaut.
  • Bringt der Juli heiße Glut, so gerät die Ernte gut.
  • Nur in der Juliglut wird Obst und Wein dir gut.
  • Hundstage hell und klar, zeigen an ein gutes Jahr; werden Regen sie bereiten, kommen nicht die besten Zeiten.
August - Erntemonat
  • Was August nicht hat vermocht, auch September nicht gar kocht.
  • Wenn August stark tauen tut, bleibt das Wetter meistens gut.
  • Kräht die Henne, schweigt der Hahn, ist das Haus gar übel dran.
  • Nordwinde im August bringen beständiges Wetter.
  • Was die Hundstage begießen, muß die Traube büßen.
September - Herbstmonat
  • An dem Tag "Marie Geburt" (8.) nimmt die Schwalb' den Reisegurt.
  • Ein Herbst der warm und klar, ist gut fürs kommende Jahr.
  • Der September entspricht dem März, wie der Juni dem Dezember.
  • Septemberdonner prophezeit vielen Schnee zur Weihnachtszeit.
Oktober - Weinmonat
  • Ist der Oktober kalt, so macht er fürs nächste Jahr dem Raupenfraß Halt.
  • Ist Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter drein; ist er aber naß und kühl, mild der Winter werden will.
  • Ist recht rauh der Hase, dann frierst du bald an der Nase.
  • Warmer Oktober bringt kalten Februar.
November - Windmonat
  • Bringt November vieles Naß, gibts auf Wiesen vieles Gras.
  • Läuft viel herum die Haselmaus, bleibt Schnee und Eis noch lange aus.
  • Sankt Martin (11.) Feuer im Kamin.
  • Fällts Buchenlaub früh und schnell, wird der Winter streng und hell.
Dezember - Christmonat
  • Ist Dezember kalt mit Schnee, gibt es Korn auf jeder Höh'. Ist's zu Weihnacht warm und lind, kommt zu Ostern Schnee und Wind.
  • Dezember veränderlich und lind, der ganze Winter ein Kind.
  • Wie's Adam und Eva spend't (24.), bleibt das Wetter bis zum End.
  • Gott macht das Wetter, die Menschen den Kalender.

Verzeichnis der Märkte für das Jahr 1914.
Provinz Brandenburg / Regierungsbezirk Potsdam
  • Alt-Landsberg 5.3., 2.7., 22.10. (jeweils Krammarkt)
  • Bernau 17./18.3., 23./24.6., 15./16.9., 10./11.11. (jeweils Krammarkt/Viehmarkt)
  • Freienwalde a. O. 25.3., 19.8., 25.11. (jeweils Krammarkt)
  • Weißensee 17.2., 5.3., 17.3., 2.4., 21.4., 7.5., 19.5., 4.6., 16.6., 21.7., 18.8., 3.9., 15.9., 8.10., 20.10., 17.11. (jeweils Pferdemarkt)
  • Werneuchen 13.3., 23.10. (jeweils Krammarkt)
  • Wriezen 18.3., 1.7., 14.10. (jeweils Krammarkt), 1.6. (2 Tage, Spezialmarkt)

Nachrichten aus dem Kreise.
Sitz des Landrats: Berlin - Bureau: Berlin NW 40, Friedrich-Karl-Ufer 5.
Landrat:
Geh. Oberregierungsrat Dr. Busch.
Als Hilfsarbeiter sind zugewiesen:
  • Regierungsassessor Dr. Bormann,
  • Regierungsassessor von der Marwitz,
  • Regierungsassessor von Scheller,
  • Regierungsassessor von Burkersroda,
  • Regierungsassessor Tobias.
Beamte: ...
Kreisdeputierte:
  1. Rittergutsbesitzer, Kgl. Kammerherr und Schloßhauptmann von Veltheim - Schönfließ.
  2. Landrat a. D. von Treskow - Berlin-Friedrichsfelde.
Kreisausschuß. Mitglieder:
  1. Rittergutsbesitz., Kgl. Kammerherr und Schloßhauptmann von Veltheim - Schönfließ.
  2. Landrat a. D. von Treskow - Berlin-Friedrichsfelde.
  3. Bürgermeister Kuhr - Berlin-Pankow.
  4. Bürgermeister Dr. Woelck - Berlin-Weißensee.
  5. Amtsvorsteher Grün - Blumberg.
  6. Bürgermeister Paetzold - Bernau.
Kgl. Kreisarzt.
  • Geh. Medizinalrat Dr. Schulz - Charlottenburg, Bleibtreustr. 40.
Kgl. Kreistierarzt.
  1. Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Eggeling - Berlin NW 6, Luisenstraße 56.
  2. Dr. Matsche - Berlin-Wilmersdorf, Paderbornerstraße 1.
Kreisbrandmeister.
  • Kreisbrandmeister Spindler - Erkner.
Kreisdirektion der Landfeuersozietät der Provinz Brandenburg.
Direktor: Landrat, Geh. Oberregierungsrat Dr. Busch. Stellv.:
  1. Landrat a. D. von Treskow, Berlin-Friedrichsfelde.
  2. Amtsvorsteher Voigt - Kaulsdorf.
Provinzial-Landtags-Abgeordnete.
  1. Rittergutsbesitzer Kgl. Kammerherr und Schloßhauptmann von Veltheim - Schönfließ.
  2. Lehngutsbesitzer Schroeder - Schmachtenhagen.
  3. Landrat a. D. von Treskow - Berlin-Friedrichsfelde.
  4. Bürgermeister Dr. Woelck - Berlin-Weißensee.
  5. Bürgermeister Wilke Berlin-Reinickendorf.
  6. Bürgermeister Kuhr - Berlin-Pankow.
  7. Generalleutnant z. D. von Bothe-Fredersdorf.
  8. Gemeindevorsteher Mette - Hennickendorf.
  9. Amtsvorsteh. Grün - Blumberg.
  10. Bürgermeister Ungewitter - Berlin-Friedrichsfelde.
Kreistaxatoren.
  1. Gemeindevorsteher a. D. Hörnicke - Hönow.
  2. Lehngutsbesitzer Schroeder - Schmachtenhagen.
  3. Amtsvorsteher Grün - Blumberg.
  4. Gemeindevorsteher Schültke - Schönow.
  5. Gemeindevorsteher Mette - Hennickendorf.
  6. Bürgermeister Witte Berlin-Wittenau.
  7. Amtsvorsteher a. D. Brandt - Hermsdorf.

Ortschaftsverzeichnis des Kreises Niederbarnim.
  • Ortschaft / Einwohnerzahl am 1. Dezbr. 1910 / Name des Gemeinde- oder Gutsvorstehers
    Amtsbezirk und * Sitz des Amtsvorstehers / Standesamtsbezirk und * Sitz des Standesbeamten
    Amtsgericht / Landgericht / Katasteramt
  1. Ahrensfelde, Gmd. bei Berlin / 740 / Buchholz
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Berlin-Weißensee / III / Berlin-Lichtenberg
  2. Blumberg, Gmd. Bez. Potsdam / 974 / Juert
    Blumberg / Blumberg
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg
  3. Blumberg, Gut Bez. Potsdam / 306 / Braune
    Blumberg / Blumberg
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg
  4. Eiche, Gmd. bei Ahrensfelde bei Berlin / 259 / Klus
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg
  5. Hellersdorf, Gut, ausschl. Wuhlgarten bei Marzahn bei Berlin / 1782 / Eilers
    Ahrensfelde / Hellersdorf *) Wuhlgarten
    Berl.-Lichtenberg / III / Alt-Landsberg
  6. Lindenberg, Gmd. bei Berlin / 791 / Bartel
    Malchow / Malchow
    Berlin-Weißensee / III / Berlin-Lichtenberg
  7. Mehrow, Gmd. b. Hönow (Kr. Niederbarn.) / 98 / Roth
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg
  8. Mehrow, Gut b. Hönow (Kr. Niederbarnim) / 152 / Krause
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg

Einwohnerzahl des Kreises Niederbarnim.
Bei der Volkszählung am 1. Dezember 1910 wurden nach dem endgültigen Ergebnis im ganzen 445265 Seelen gezählt. ...

Die Sparkasse des Kreises Niederbarnim
zu Berlin NW, Friedrich Karl-Ufer 5, unterhält die nachstehend aufgeführten Nebenstellen:
5. Blumberg / Ebel, Gastwirt

Die Industriebahn Tegel - Friedrichsfelde und Hafen Tegel.
Im Frühjahr 1905 wurde von dem damaligen Landrat des Kreises Niederbarnim, Herrn von Treskow, die Anregung gegeben, zur Hebung der Industrie in den nördlichen Berliner Vororten eine normalspurige Güteranschlußbahn in Verbindung mit den bestehenden Eisenbahnlinien zu erbauen. Die Angelegenheit wurde von dem Nachfolger des Herrn v. Teskow, Herrn Landrat Grafen von Roedern, weiter verfolgt. Der Kreistag am 18. Dezember 1905 beschloß auf Antrag des Grafen von Roedern die Ausführung der Vorarbeiten und bewilligte die dazu erforderlichen Kosten. ...

Das Feuerlöschwesen des Kreises vor 25 Jahren bis heute.
Von Kreisbrandmeister Spindler, Erkner.
Im Jahre 1888 gab es nur 6 freiwillige Feuerwehren in Niederbarnim. Oranienburg, Liebenwalde, Lichtenberg, Bernau, Weißensee, Pankow. Nachdem dann in den folgenden Jahren Neugründungen in: Alt-Landsberg, Erkner, Rummelsburg, Friedrichshagen, Kalkberge, Tegel, Reinickendorf-West stattgefunden hatten, traten am 6. November 1892 sechs Feuerwehren und zwar: Rummelsburg, Erkner, Lichtenberg, Weißensee, Tegel und Reinickendorf zur ersten Wanderversammlung in Reinickendorf-West zusammen. ...

Der Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin.
Ein Beitrag zur Geschichte der märkischen Wasserstraßen.
Von M. Fluvius. - Mit 6 Abbildungen.
... In den Jahren 1605-20 ließ Kurfürst Friedrich einen Kanal zwischen der faulen Havel bei Liebenwalde und dem Möllensee bei Schöpfurth graben und den sich daran anschließenden Lauf der Finow bis zur Oder begradigen und vertiefen. Der so geschaffene Finowkanal, der elf hölzerne Schleusen besaß, verfiel im dreißigjährigen Kriege völlig. Erst Friedrich der Große ließ ihn 1740-46 erneuern. 1662-68 entstand durch die Fürsorge des Großen Kurfürsten der Müllroser oder Friedrich Wilhelmskanal. Trotz der verhältnismäßig geringen Abmessungen entwickelten sich diese Kanäle zu ganz bedeutenden Wasserstraßen. Namentlich auf dem Finowkanal, der im 19. Jahrhundert weiter ausgebaut und durch Anlage von Doppelschleusen verbessert wurde, nahm die Güterbewegung einen ungeahnten Aufschwung. ...
Die Sachlage wurde eine andere, als in den achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Unterspree und die Dammühlenspree reguliert und der Oder-Spreekanal angelegt wurde. Dadurch schuf man den großen Elb- und Oderkähnen mit 600 bezw. 400 bis 500 Tonnen Tragfähigkeit Zugangsstraßen zur Reichshauptstadt, während auf dem Finowkanal nach wie vor nur 170-Tonnenschiffe verkehren konnten. Die Folge war einerseits, daß der schlesische Verkehr, der bisher zum allergrößten Teil nach Stettin ging, der aber sehr mit den schwierigen Wasserverhältnissen der Oder zu kämpfen hatte, allmählich über Berlin nach Hamburg geleitet wurde, andererseits, daß Stettins Bedeutung als Seehafen für Berlin mehr und mehr schwand. An seine Stelle traten Hamburg und nach Erbauung des Elbe-Travekanals auch Lübeck. ...
Am 8. Februar 1905 ermächtigte der Landtag die Regierung zur Erbauung des Großschiffahrtweges Berlin-Stettin. Durch Gesetz vom 1. April 1905 erfolgte die Bewilligung der Kosten. ...


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