Kalender 1917 für den Kreis Niederbarnim
Herausgegeben von Walter Möller
Druck und Verlag von Wilhelm Möller, Oranienburg-Berlin

Gefunden auf BrandenburgDok - dem Dokumentenserver der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB)
als Dokument 9200 (Rep. Z48_3826_1917).

Die Staaten Europas und ihre Regenten. [wie 1915, aber ohne Belgien, Rumänien und Serbien]
[Veränderung: Oesterreich-Ungarn, Kaiser und König: Karl I.

Nachrichten aus dem Kreise.
Sitz der Kreisbehörden: Berlin - Kreisdienstgebäude: Berlin NW 40, Friedrich-Karl-Ufer 5.
Landratsamt:
Landrat: Geheimer Oberregierungsrat Dr. Busch.
Stellvertreter: Regierungsrat Freiherr von Schmidtfeld
Ferner sind zugewiesen:
  • Regierungsassessor Dr. Bormann,
  • Regierungsrat von Scheller,
  • Regierungsrat von Burkersroda,
  • Regierungsassessor von Baumbach,
  • Regierungsassessor Tobias († auf dem Felde der Ehre).
Beamte: ...
Kreisdeputierte:
  • Rittergutsbesitzer, Kammerherr und Schloßhauptmann von Veltheim, Wirkl. Geheimer Rat, Exzellenz in Schönfließ.
  • Rittergutsbesitzer, Landrat a. D. von Treskow in Berlin-Friedrichsfelde.
Kreisausschuß. Mitglieder:
  • Rittergutsbesitzer, Kammerherr und Schloßhauptmann von Veltheim, Wirkl. Geheimer Rat, Exzellenz in Schönfließ.
  • Rittergutsbesitzer, Landrat a. D. von Treskow in Berlin-Friedrichsfelde.
  • Amts- und Gemeindevorsteher, Bürgermeister Kuhr in Berlin-Pankow († auf dem Felde der Ehre).
  • Amts- und Gemeindevorsteher, Bürgermstr. Dr. Woelck in Berlin-Weißensee.
  • Amtsvorsteher, Bauerngutsbesitzer Grün in Blumberg und
  • Bürgermeister a. D. Paetzold in Bernau.
An Stelle des Amts- und Gemeindevorstehers, Bürgermeisters Kuhr in Berlin-Pankow ist der Geh. Kommerzienrat Ernst v. Borsig zu Berlin-Tegel in den Kreisausschuß gewählt worden. Beamte: ...
Kreisbauamt. Baurat Mirau (verstorb.), ...
Kreisbaupolizeiamt. Regierungsbaumeister Kleemann, Schmidt († auf dem Felde der Erde), ...
Kgl. Kreisarzt.
  • Medizinalrat Dr. Schulz, Charlottenburg, Bleibtreustr. 40.
Kgl. Kreistierarzt.
  1. Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Eggeling in Berlin NW 6, Luisenstraße 56.
  2. Dr. Korsch in Berlin N, Agrikolastr. 1.
Kreisbrandmeister.
  • Kreisbrandmeister Spindler - Erkner.
Kreistagsabgeordnete.
  1. Grün, Amtsvorsteher, Blumberg
Provinziallandtags-Abgeordnete.
  1. Grün, Bauerngutsbes. u. Amtsvorst., Blumberg
Kreistaxatoren.
  1. Hörnicke, früherer Gemeindevorsteher, Hönow

Der Lazarettzug des Kreises Niederbarnim. ...
In erhöhtem Maße hat sich die Liebe und Sorge denjenigen zugewandt, die für des Vaterslandes Ehre ihr Blut vergossen haben und mit Wunden und Schmerzen die Schlachtfelder verlassen. Man hat daher neben den von der Heeresverwaltung bereitgestellten Lazarettzügen aus privaten und öffentlichen Mitteln sogenannte Vereins-Lazarettzüge geschaffen. Ein solcher Lazarettzug ist auch vom Kreise Niederbarnim eingerichtet und am 7. März 1915 als „Vereins-Lazarettzug Q3 Kreis Niederbarnim“ von der Heeresverwaltung übernommen worden. Der Lazarettzug führt mit Recht den Namen „Kreis Niederbarnim“. Wie groß das Interesse der Einwohnerschaft des Kreises an dem Lazarettzuge war, erhellt am besten daraus, daß auf die Anregung des Landrats hin nicht nur in ganz kurzer Zeit die erforderliche Anzahl von Betten gestiftet wurde, sondern auch zahlreiche Beiträge zur Deckung der übrigen Ausrüstungskosten gespendet wurden. Insgesamt sind auf diese Weise etwa 100000 Mark von den Kreiseinwohnern aufgebracht worden. ...
Der Lazarettzug besteht aus 25 Mannschaftskrankenwagen, 1 Offizierskrankenwagen, 1 Wagen für den leitenden Arzt, 1 Wagen für die Assistenzärzte und Schwestern, 2 Mannschaftswagen, 1 Verbands- und Apothekenwagen, 1 Küchenwagen, 1 Vorratswagen, 1 Magazinwagen, 1 Gepäckwagen, 1 Güter­wagen, 2 Heizkesselwagen. ... Jeder Mannschaftswagen hat 10 Betten, so daß in einem Zuge 250 verwundete Mannschaften transportiert werden können. ...
Auf mehr als 150 Fahrten nach Osten und nach Westen hat der Lazarettzug bisher seine Aufgabe erfüllen und unseren Kriegern ein sichtbares Zeichen der Liebe und Dankbarkeit des Heimat werden können.

Die Armesünderbank in Alt-Landsberg
In früheren Jahrhunderten war die Kirchenzucht in den einzelnen Gemeinden und Kirchspielen eine recht fühlbare. Die Kirchen übten oft eine Art Gerichtsbarkeit, die sich von der weltlichen kaum unterschied. ...
So stand in der 1671 erbauten reformierten Kirche von Altlandsberg ... eine „Armesünderbank“ abseits von den übrigen Bänken des Gotteshauses. Darauf mußten alle Leute, die durch ihre Lebensweise Anstoß erregt hatten, während des Gottesdienstes Platz nehmen.
Als einst König Friedrich Wilhelm I. nach Alt-Landsberg kam und die Kirche besuchte, fiel ihm die Bank auf. Er erfragte ihre Bedeutung und ließ sich, sobald er diese erfahren hatte mit den Worten darauf nieder: „Arme Sünder sind wir alle!“ - Am nächsten Sonntag war die Armesünderbank verschwunden, denn der Platz auf dem ein Preußenkönig gesessen hatte, konnte natürlich unmöglich mehr als Strafbank gelten.

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