Kalender 1926
für den Kreis Niederbarnim

Herausgegeben von Walter Möller
Druck und Verlag von Wilhelm Möller, Oranienburg-Berlin

Gefunden auf BrandenburgDok - dem Dokumentenserver der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB)
als Dokument 9208 (Rep. Z48_3826_1926).

I. Reichsbehörden. [31 Behörden gelistet]
II. Preußische Staatsbehörden. [insges. 32 Behörden gelistet]
  1. Staatsministerium, Berlin W 8, Wilhelmstraße 63/64.
  2. Finanzministerium, Berlin C 2, Am Festungsgraben 1.
  3. Ministerium für Handel und Gewerbe, Berlin W 9, Leipziger Straße 2.
  4. Ministerium des Innern, Berlin NW 7, Unter den Linden 72/73.
  5. Justizministerium, Berlin W 8, Wilhelmstr. 65.
    ...
  6. Preußische Regierung in Potsdam, Spandauer Straße 32/34.
  7. Landratsamt des Kreises Niederbarnim in Berlin NW 40, Friedrich-Karl-Ufer 5.
    Landrat: Schlemminger.
    Stellvertreter; Regierungsassessor Hoffheinz.
    Beamte: Kreisoberinspektor Luck; Kreisinspektor: Eggebrecht; Kreis-Obersekretäre: Soltmann, Kurtz; Kreissekretäre: Sturtz, Rehbein; Reg.-Obersekretär: Ehling.
  8. Staatliche Kreiskasse Niederbarnim, Berlin BW 40, Alexander-Ufer 1.
  9. Oberversicherungsamt für den Regierungsbezirk Potsdam in Potsdam, Am Kanal 61.
  10. Versicherungsamt für den Kreis Niederbarnim in Berlin NW 40, Friedrich-Karl-Ufer 5.
  11. Kreismedizinalrat: Dr. Hartwich, Alexanderufer 1.
  12. Kreistierärzte: Kreisveterinärrat Professor Dr. Schöttler ..., Veterinärassessor Dr. Bushoff ...
  13. Gewerbeaufsichtsamt Osthavelland-Ruppin ...
  14. Kreisschulinspektionen:
    Berlin-Land: Schulrat Hoppe in Charlottenburg, Sybelstraße 53.
    Oranienburg: Schulrat Dr. Schwabe in Bernau.
    Strausberg: Kreisschulinspektor Dr. Fenselau in Strausberg.
III. Kreisbehörden und -Einrichtungen. [Auswahl:]
Kreisbrandinspektor. Graß in Kaulsdorf, Wilhelmstraße 12.
Kreiskrankenhäuser. [teilweise veränderte Bettenzahlen:]
  1. Kalkberge: Bettenzahl 150; Leitender Arzt: Dr. Wolf.
  2. Bernau: Bettenzahl 140; Leitender Arzt: Dr. Holzhausen.
  3. Alt-Landsberg: Bettenzahl 40; Leitender Arzt: Sanitätsrat Dr. Crusius.
  4. Liebenwalde: Bettenzahl 50; Leitender Arzt: Dr. Groppler.
  5. Oranienburg: Bettenzahl 75; Leitender Arzt: Dr. Stutzer.

Ortschaftsverzeichnis des Kreises Niederbarnim.
  • Ortschaft / Einwohnerzahl am 16. Juni 1925 / Name des Gemeinde- oder Gutsvorstehers
    Amtsbezirk und * Sitz des Amtsvorstehers / Standesamtsbezirk und * Sitz des Standesbeamten
    Amtsgericht / Landgericht / Katasteramt
  1. Ahrensfelde b. Berlin, Gmd. / 744 / Haase
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Berlin-Weißensee / III / Berlin-Pankow II
  2. Blumberg Bez. Potsdam, Gmd. / 901 / Noack
    Blumberg / Blumberg
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg
  3. Blumberg Bez. Potsdam, Gut / 377 / Braune
    Blumberg / Blumberg
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg
  4. Eiche bei Ahrensfelde bei Berlin, Gmd. / 126 / z. Zt. unbesetzt
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg
  5. Lindenberg bei Berlin, Gmd. / 868 / Kirschbaum
    Malchow (Restamtsbezirk) *) Lindenberg / Lindenberg
    Berlin-Weißensee / III / Berlin-Pankow II
  6. Mehrow b. Hönow (Kr. Niederbarn.), Gmd. / 77 / Meißner
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg
  7. Mehrow b. Hönow (Kr. Niederbarnim), Gut / 327 / Roth
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Alt-Landsberg / III / Alt-Landsberg

Jahres-Rückschau im Kreise Niederbarnim.
  • Unser Kreiswappen.
    ... Schild von Rot über Silber geteilt, oben ein wachsender, silberner, goldbewehrter Adler mit goldenen Flügelknochen. Es handelt sich um den brandenburgischen Adler. ... Der Nachbar­kreis Oberbarnim führt das gleiche Wappenschild, jedoch in verwechselten Farben.
  • Die Karte des Kreises Niederbarnim. [Liegt angeblich dem Kalender bei.]
  • Die Grundwassergefahr von Hohen Neuendorf und ihre Beseitigung.
    ... Die Hauptsache des bedrohlich steigenden Grundwassers waren jahrelange Gelände­aufschüttungen und vor allem die Ausfüllung des „Großen Luchs“ in Hohen Neuendorf, eines etwa zehn Hektar großen natürlichen Sammelbeckens mit Abflüssen nach dem Hubertussee und von dort durch verschiedene Fließe zur Havel. ... [Es] wurde auf Grund der zur Verfügung stehenden Mittel beschlossen, das ganze 220 Hektar große Grundwasserstaugebiet von Hohen Neuendorf durch eine unmittelbare Grundwasserableitung in hygienisch einwandfreier Weise zu entwässern. ... Die Rohrleitungen sind zum Teil außerordentlich tief verlegt. Bis zu 8, ja 14 Meter Tiefe wurden die Baugruben ausgehoben. ...
  • Regulierung des Fredersdorfer Fließes.
    [Es] wurde auch im Osten des Kreises ein ähnliches Werk vor kurzem beendet, das für unsern Kreis und im Landeskulturinteresse ebenfalls eine große Tat bedeutet, und zwar die Regulierung des Fredersdorfer Fließes auf einer Strecke von 9 Kilometern von Bruchmühle bis zur Mühle in Kleinschönebeck. ...
  • 2340 Morgen Neuland.
    Durch diese Fließregulierung sind 2340 Morgen versumpfte und zum Teil völlig ertraglose Wiesen in ertragreiche Flächen verwandelt worden. ...
  • Wasserturm- und Rathausbau in Neuenhagen.
    Es wurde dort [im Osten des Kreises] der Grundstein zu einem stattlichen Bau gelegt: nämlich zum Wasserturm in Neuenhagen, der vom Mühlenberg aus weit ins Land sehen wird, wenn er vollendet, und eine wesentliche Vergrößerung des Kreiswasserwerks darstellt. Dieses versorgt durch eine Ringleitung von 63 km Länge den östlichen Teil des Kreises. Man verband mit dem Bau den des neuen Rathauses in Neuenhagen, dessen Turm nunmehr ein Bassin von 1500 Kubikmeter Fassungsvermögen tragen wird. ...
  • Unsere Gasversorgung.
    ... Die Verständigungsverhandlungen zwischen Berlin und dem Kreise hatten in ihren Haupt­zügen zum Ergebnis, daß die Gasgesellschaft Niederbarnim mit ihren Werken Weißensee und Oberschöneweide Berlin zufielen, während die im Kreise Niederbarnim gelegenen Gas­versorgungsanlagen der Stadt Berlin im Werte von rund 2 Millionen Goldmark dem Kreise überlassen wurden. ...
    Inzwischen hat der Kreis mit den Gesellschaftern, Gaswerk Niederbarnim West G.m.b.H. und Gaswerk Niederbarnim Ost G.m.b.H. die Niederbarnimer Gasgesellschaft gegründet, die die einheitliche Gasversorgung aller Gemeinden und Städte des Restkreises durchführen wird. ...
  • Eisenbahnerweiterungspläne.
    Die Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde, die jetzt nach der Eingemeindung dieser Orte in Berlin lediglich den Berliner Anliegern dient, wurde der Stadt Berlin für 2800000 Mark überlassen. Den nach Abdeckung der Anleihen hiervon verbleibenden Betrag von 2350000 Mark stellte der Kreis ... der Reinickendorf-Liebenwalde-Groß Schönebecker Eisenbahn für die künftige Weiterführung dieser Bahn nach Zehdenick bezw. für ihren Anschluß an die später verlängerte Berliner Schnellbahn Gesundbrunnen-Neukölln zur Verfügung.
  • Das neue Jugendwanderheim in Klandorf.
    Das in Klandorf in nächster Nähe der Schorfheide gelegene Jugendwanderheim umfaßt 30 Betten und ist überaus freundlich und behaglich eingerichtet.
  • Vom Feuerlöschwesen.
    Am 22. Februar fand in Oranienburg der Brandmeistertag der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises statt, der neben der Verbandssitzung und Vorträgen ein großes Löschmanöver der Oranienburger Wehr zeigte, bei dem zum ersten Male die Automobilspritze und mechanische Leiter in Tätigkeit traten. ...
  • Ende des Lehrerseminars im Kreise. Am 29. und 30. September trafen sich Hunderte von Lehrern zu einer Abschiedsfeier in Oranienburg. Schloß doch dort das einzige im Kreise befindliche evangelische Lehrerseminar, das 1861 gegründet wurde, die Pforten. ...
  • Die Toten des Jahres.
    Bürodirektor Karl Seidler ..., Amts- und Gemeindevorsteher Stankiewitz in Hohen Neuendorf.
  • Eine Hundertjährige.
    Das seltene Fest des 100. Geburtstages konnte Frau Wilhelmine Wiese in Bernau feiern. ...

Das frühere Residenzschloß zu Altlandsberg.
Von Max Hempel, Altlandsberg.
... Altlandsberg war bereits zur Zeit der Slawenwanderung im 12. Jahrhundert ein befestigter Ort, umringt von sumpfigen Wiesen, über die nur von Berlin her über die jetzige Berliner Mühle, nach Strasberg und nach Werneuchen eine befestigte Erhöhung führte. Auf einer kleinen Höhe stand ... ein Kastell mit doppelter Mauer, das in späteren Jahren die Herren von Krummensee in eine Burg umbauten. ...
Als die Krummenseer ihr Besitztum infolge Verschuldung nicht mehr halten konnten, kam als rettender Engel Graf v. Schwerin, der Burg und Flecken Altlandsberg und viele umliegende Ortschaften ankaufte. ...
1657 riß Graf von Schwerin die alte Krummenseer Burg, die aus Feldsteinen erbaut war, herunter und baute sich ein neues schönes Schloß. Nach dessen Erbauung wurde ein angemessener Garten, Weinberge, ein Lustgarten angelegt, ein Gewächsaus gebaut. Weiter wurden Fischteiche, ein Gestüt und eine Schäferei eingerichtet, auch sorgte der neue Herr für eine Ziegelei. ...
... König Friedrich I., der in Altlandsberg auf dem Schwerinschen Schlosse einige Zeit seiner Erziehung erhalten hatte, wünschte in einer seiner Herrscherlaunen, Altlandsberg anzukaufen, das Friedrich Wilhelm von Schwerin [der zweite Nachfolger von Otto von Schwerin] schließlich ... 1708 für 300000 Taler an ihn abtrat.
... Da den König mancherlei Jugenderinnerungen an die Stadt knüpften, beschloß er, das Schwerinsche Schloß in ein königliches Residenzschloß umzubauen, womit man 1709 begann. Dabei zeigte der König seine ganze Prachtliebe. Die Zimmer und Säle erhielten marmorne Fußböden, reich vergoldete Spiegel, Paneele aus Eichenholz, Samtvorhänge mit goldenen Fransen und Quasten, kostbare Möbel und Gemälde und vor dem Schlosse lief eine Galerie, die von Säulen getragen wurde, ...
Auch der Lustgarten wurde ganz nach dem Geschmacke dieser Zeit umgearbeitet, Statuen wurden aufgestellt, Springbrunnen und Wasserkünste wurden angelegt und dazu das Wasser in Holzröhren hergeleitet und durch ein Pumpwerk in einen Turm hochgetrieben. Um immer mit seltenen Genüssen versehen zu sein, ließ der König eine Orangerie und einen Fasanengarten herrichten und damit er nicht durch die holprige Stadt fahren mußte, den sogenannten Königsweg hinter der Stadt anlegen, der jetzt noch besteht.
... Leider dauerte die Herrlichkeit nur vier Sommer, da der König bereits 1913 starb. Das was er geschaffen hatte, versank in wüste Unordnung und wurde durch seinen sparsamen Nachfolger abgerissen und verkauft. Nur die Gebäude blieben stehen. ... Am 12. Juni 1757, als der Amtsrat Jannicke in der Schloßküche eine Hochzeit ausrichten lassen wollte, brach um die Mittagszeit Feuer aus, das mit rasender Schnelligkeit in einigen Stunden das ganze Schloß einäscherte. ...

Niederbarnimer Brunkohlen.
Mit einer Abbildung. Von Max Rehberg.
... In der Liebenwalder Forst, nicht weit von Kreuzbruch, wurde im Jahre 1886 in einer Tiefe von 91 Metern Braunkohle von mittlerer Güte erbohrt. Der Abbau konnte nur unterirdisch erfolgen. Man begann daher am 16. November 1887 mit der Anlage eines Schachtes. Im Dezember 1988 war man bis auf die Kohlen gekommen. Wegen des nicht zu bewältigenden Wasserzuflusses mußte man jedoch das Bergwerk ersaufen lassen. Heute erinnert nur noch der Name „Angra Pequea“ und ein zum Forsthaus eingerichtete Beamten-Wohnhaus an das verunglückte Unternehmen. Es war das erste Braunkohlen­bergwerk in unserm Kreise.
Braunkohlen sind an verschiedenen Stellen des Niederbarnim erbohrt worden, so 1889 in der Schorfheide. Neuere Bohrungen haben dort eine weite Verbreitung der Braunkohlenformation ergeben, die bis 120 Meter mächtig ist. ...
1923 wurde vom Oberbergamt Halle a. S. auf Grund von Mutungen das Bergwerkseigentum in den Gemeindebezirken Marienwerder und Ruhlsdorf und im Gutsbezirk Pechteich verliehen. Neuerdings hat der Preußische Bergfiskus eine ganze Reihe von Bergwerkseigentümern im Kreise Niederbarnim erhalten. Es sind dies u. a. „Margotsglück“ im Gutsbezirk Oberförsterei Rüdersdorf, „Ottosglück“ in den Gemeindebezirken Rüdersdorf, Werlsee, Kienbaum und Herzfelde, „Ingridsglück“ im Gemeindebezirk Spreeau und im Gutsbezirk Oberförsterei Rüdersdorf und endlich „Annasglück“ im Gutsbezirk Oberförsterei Rüdersdorf. ...


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