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Kalender 1929 für den Kreis Niederbarnim Herausgegeben von Walter Möller Druck und Verlag von Wilhelm Möller, Oranienburg-Berlin |
Gefunden auf BrandenburgDok - dem Dokumentenserver der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB)
als Dokument 9211 (Rep. Z48_3826_1929). |
Von den Dorfkirchen Niederbarnims.
Von Prof. Robert Mielke. ... Einfachheit und Straffheit sind die charakteristischen Merkmale des märkischen Kirchenbaues. Zwar zeigt sich im Norden ein bestimmter Typus, der durch den breiten, mit einem Satteldach überdeckten Turm bestimmt wird (Börnicke, Fredersdorf, Krummensee, Lindenberg, Neuenhagen, Wartenberg, Zepernick); daneben sind aber auch Abweichungen zu verzeichnen, die einen quadratischen Turm (Blumberg, Löhme, Weesow) oder ihn als Dachreiter auf das Schiff gesetzt haben (Münchehofe, Wilmersdorf) und eine spätere Bauzeit ankündigen. Oft indessen ist der Turmhelm in der Barockzeit in eine kurvenreiche Spitze ausgezogen. Wenn in der Mark der Kirchengrundriß gerade bei den ältesten Bauten aus Turm, Schiff, Chor und Nische zusammengesetzt ist, so ist er im Niederbarnim nur in wenigen Beispielen vertreten (Hönow, Lindenberg, Zepernick). Oft fehlt nur die Chornische (Blumberg, Börnicke), was sich aus der Natur des Kreises als Grenzgebiet ergibt; denn jener erstgenannte vollständige und altertümliche Grundriß ist hauptsächlich im südlichen, von Magdeburg aus kolonisierten Teil verbreitet, während die Prignitz, das Havelland und die Uckermark auf die Chornische verzichten. Das läßt sich auch mit der geschichtlichen Entwicklung vereinigen. Als Albrecht der Bär von Sachsen nach der Prignitz vorstieß, entstanden die Granitkirchen mit breitem Turm, Schiff und Chor, die sich von Braunschweig bis nach Pommern verbreiteten, während im Gefolge der Kolonisation des Erzbischofs von Magdeburg sich jene Steinkirchen mit der runden Chornische im südlichen Brandenburg erhoben. Auch sie zeigen noch einen breiten Westturm, der in der romanischen Zeit als Träger der zwei oberen Türme beliebt war. Es läßt sich überhaupt das Abfließen romanischer Formen nach der Mark über Magdeburg, die Altmark und die Prignitz mit der Nebenwirkung verfolgen, daß der widerstandsfähige Granit und die zunächst noch unsicheren Verhältnisse des Kolonialgebietes auf eine Vereinfachung strebten, die sich lediglich auf die sorgfältig geschichtete Tür- und Fensterumrahmung beschränkte (Börnicke, Hönow, Lindenberg, Münchehofe, Neuenhagen, Weesow, Zepernick). Da die Dorfkirche östlich der Elbe fast stets einschiffig ist, so überrascht es, daß im Niederbarnim mehrere Kirchen vorhanden sind, die durch eine mittlere Säulenstellung zweischiffig geworden sind (Blumberg, Börnicke, Hohenschönhausen, Wilmersdorf, Zepernick). Es scheint, als ob hier die älteren Balkendecken in gotischer Zeit durch Gewölbe ersetzt worden sind, für deren Widerlager die Säulen errichtet wurden. |
Der planmäßige Ausbau des Feuerlöschwesens im Kreise Niederbarnim.
Von Kreisbrandinspektor Wilhelm Graß. Auf der Brandmeistertagung am 29. Januar 1928 in Fredersdorf wurde von dem Herrn Landrat darauf hingewiesen, daß es nicht richtig wäre, wenn die Gemeinden des Kreises unter Berufung auf die 5 Ueberlandmotorspritzen in Oranienburg, Liebenwalde, Wandlitz, Altlandsberg und Woltersdorf (für Bernau ist die Beschaffung eines Motorlöschzuges ebenfalls beabsichtigt) nunmehr die Erhaltung ihrer örtlichen Feuerlöscheinrichtungen als nicht notwendig betrachten und die Bekämpfung der Schadenfeuer ausschließlich den Überlandmotorlöschzügen überlassen würden. Im Gegenteil müsse in allen Gemeinden der innere Ausbau des Feuerlösch- und Rettungswesens mit allen verfügbaren Mitteln auf folgender Grundlage planmäßig gefördert werden:
Von den 25 Vermittlungsstellen (Fernsprechämtern) für die Städte und Gemeinden des Kreises war bereits im August 1928 in 21 Dienststellen der ununterbrochene Tag- und Nachtdienst eingeführt. ... In Erkenntnis dessen, daß eine Feuerspritze, ganz gleich, ob Handdruck- oder Motorspritze, nur dann wirksame Löschhilfe leisten kann, wenn das erforderliche Löschwasser in ausreichender Menge vorhanden ist und auch ohne Zeitverlust entnommen werden kann, haben die Gemeinden Blumberg und Basdorf massive Saugschächte in ihre Dorfteiche einbauen lassen. ... Auf Grund der Versuche und Erfahrungen gelten als ausreichende Löschwasserversorgung nur:
Anders ist es mit dem Bau von Feuerlöschbrunnen; diese müssen von bewährten Brunnenbauern ausgeführt werden. Um Fehlbohrungen möglichst zu vermeiden, ist es ratsam, vorerst durch einen Wünschelrutengänger die wasserführenden Adern erkunden zu lassen. Hierdurch entstehende kosten werden von dem Kreise getragen. Wo früher viele Menschenhände erforderlich waren, um Feuerspritzen in Betrieb zu setzen und diese mit Löschwasser zu versorgen, arbeitet heute der von nur einem sachverständigen Manne bediente Verbrennungsmotor. Nach eingehenden Versuchen ist es der Ingenieurkunst gelungen, neben den Großgeräten auch eine betriebssichere Kleinmotorspritze mit 400-Minuten-Liter-Leistung herzustellen, die in Feuerwehrfachkreisen die größte Anerkennung gefunden hat. ... Dank der von der Feuersozietät gewährten erheblichen Beihilfen war es bisher zwanzig Gemeinden des Kreises möglich, Kleinmotorspritzen zu beschaffen. Der bei jeder Brandbekämpfung dringend notwendige schnelle Einsatz der geregelten Löschhilfe ist trotz aller Anstrengungen bei Nicht-Berufsfeuerwehren naturgemäß nicht in der Weise sicherzustellen, daß mit Ausbruch eines Schadenfeuers in jedem Falle sofort die Großlöschgeräte ... an der Brandstelle verfügbar sind. ... |
Bei der Aufstellung von Stoßtrupps wäre nach folgenden Grundsätzen zu verfahren:
Durch den gesteigerten Kraftwagen- und Eisenbahnverkehr mehren sich die Verkehrsunfälle. Hier in Gemeinschaft mit den Sanitäts- und Samariterverbänden helfend einzugreifen, ist Pflicht der Feuerwehren. Der Verband der Freiwilligen Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz der Provinz Brandenburg und der Brandenburgische Provinzial-Feuerwehrverband haben bereits vor Jahren zur gegenseitigen Unterstützung im „Nothelferdienst am Volke“ eine Arbeitsgemeinschaft geschlossen. Durch gemeinsame Übungen wird diese Einrichtung gepflegt und erweitert. ... |
Der südöstliche Teil des Kreises Niederbarnim. ...
Von E. Böhm - Strausberg. Der südöstliche Teil des Kreises Niederbarnim, umfassend die Amtsbezirke Rüdersdorf, Herzfelde, Rehfelde und die bisherigen Forstbezirke Rüdersdorf und Erkner, ist der Verwaltungsbezirk des ehemaligen kurfürstlichen und königlichen Domänenamtes Rüdersdorf, das 1816 vom Kreise Oberbarnim abgetrennt und dem Kreise Niederbarnim angegliedert wurde. Es ist eine physisch abgeschlossene Landschaft, die auch in geschichtlicher Beziehung durch ihre 300jährige Zugehörigkeit zum Kloster Zinna (etwa 1247-1550) eine Sonderstellung unter den Teilen des Barnimlandes einnimmt. ... Und wer jemals an einem Sommerabend bei Sonnenuntergang auf einsamer, uralter Grenze am „Alten Damm“ bei Liebenberg gestanden hat, wird das sich hier bietende Bild nie aus seiner Seele verlieren. Recher Hand die Barnimhöhen - Rehrudel äugen am Abhang und nähern sich den saftigen Wiesengründen -, linker Hand der sagenhafte Schloß- und Liebenberg, dazwischen das Königsbruch und die Kageler Seenkette: der Liebenberg, der Bauernsee, der Baberow, der Elsensee. Wie von einem einsamen Eiland erhebt sich friedlich aus dem Moor- und Seegebiet der schlanke Kirchturm des Dorfes Kagel, gegenüber am Südufer der massige Heideturm. Schweigsam treibt ein Fischerkahn, einem alten Einbaum gleichend, durch die stille Wasserflut. Zarte Abendschleier umhüllen weich See, Dorf und Moor. Leise klingt vom jenseitigen Ufer die Abendglocke. Märchen und Sagen steigen auf. ... |
Fontane als Sommergast im Seebad Rüdersdorf.
Von Walter Dinger, Kalkberge. Drei Sommer nach seinem Erholungsaufenthalt in Hankels Ablage suchte der Dichter Theodor Fontane - es war im Juli 1887 - die reizvolle Landschaft der Rüdersdorfer Kalkberge auf. Am Westrand der Kiefernwaldungen der Rüdersdorfer Forst an dem steil abfallenden Ostufer des Kalksees lag eine einsame Gastwirtschaft mit einer kleinen Badeanstalt, das „Seebad Rüdersdorf“. Dort fand der Dichter eine bescheidene Unterkunft. ... Über seinen ersten Eindruck berichtet er an seine Frau: „Die Häuser sind hier mit Menschen besetzt. Viele Kinder, doch scheint alles ausreichend artig und manierlich zu sein, Ich glaube nicht, daß große Störungen zu befürchten stehen. Auch Mücken, krähende Hähne usw. fehlen. Fehlen auch Wanzen und Mäuse, so will ich zufrieden sein. Ich will nur arbeiten und mich in Wald- und Seeluft ergehen, und das werde ich ja wohl erreichen. Es gibt nur ein Mittel, sich wohl zu fühlen: Man muß lernen, mit dem gegebenen zufrieden zu sein und nicht immer das zu verlangen, was gerade fehlt.“ ... Auf der Woltersdorfer Schleuse war ein großes Leben. Überall (wie auch hier) Vorstadtsehepaare mit merkwürdig forschen und hübschen Weibern, manche sehr hübsch, und von eine kolossalen Sicherheit und Befriedigtheit. Sie wirken ganz glücklich und haben wohl auch Grund dazu: Sie sind gesund, haben hübsche Kinder um sich her und verfügen über einen Mann, der gehorcht und für alles sorgt, und nicht nur zärtlich, sondern von seinem Ehegespons auch noch sehr eingenommen ist. ... |
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Ortschaftsverzeichnis des Kreises Niederbarnim.
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Verzeichnis der Feuerwehren des Kreisfeuerwehrverbandes Niederbarnim
(Stand vom 18.8.1928). A. Vorstand. ... B. Freiwillige Feuerwehren.
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