Kalender 1930 für den Kreis Niederbarnim
Herausgegeben von Walter Möller
Druck und Verlag von Wilhelm Möller, Oranienburg-Berlin

Gefunden auf BrandenburgDok - dem Dokumentenserver der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB)
als Dokument 9212 (Rep. Z48_3826_1930).

Die Wasserversorgungsanlagen des Kreises Niederbarnim.
Von Kreisbaurat, Regierungsbaumeister a. D. Weigel. ...
Am 1. April 1929 waren bereits 70% aller Einwohner des Kreises aus Grundwasserwerken versorgt und das Bestreben des Kreises ist darauf gerichtet, die Ausdehnung der Wasserversorgung in dem Maße weiter zu fördern, als Mittel dafür aufgebracht und verzinst werden können.
Von den 6 im Kreise bestehenden Grundwasserwerken (Oranienburg, Birkenwerder, Hohen Neuendorf, Bernau, Erkner und Zepernick) gehören 2, nämlich das Kreiswasserwerk in Erkner am Dämeritzsee und das Kreiswasserwerk in Zepernick, dem Kreise Niederbarnim selbst. Sie versorgen zusammen 21 Gemeinden mit rund 65000 Einwohnern. ...
Das Kreiswasserwerk in Erkner liegt unmittelbar an der Berliner Grenze am Rande des Waldstreifens zwischen Friedrichshagen und Erkner südlich der Bahnlinie Berlin-Erkner. ... Das Gesamtgelände ist 48 Morgen groß und besteht aus einer rechteckigen Fläche von 80000 qm Größe, wovon etwa ein Viertel für das Werk in Anspruch genommen, während der Rest noch mit Wald bestanden ist, und aus einem Streifen von 1330 Metern Länge und 30 Metern Breite für die Brunnenanlagen. ...
Die Rohwasserpumpen fördern das Wasser aus zurzeit 12 Tiefbrunnen von durchschnittlich 40 Metern Tiefe ... [Es wird] mit einem Druck von 8 bis 10 Atmosphären in die Druckrohr-Ringleitung gedrückt, an welche die einzelnen Ortsrohrnetze angeschlossen sind.
An diese Leitung sind drei Wasserhochbehälter zur Unterstützung des Werkes bei hoher Inanspruch­nahme und zur Unterstützung des Druckes als sogenannte Ausgleichsbehälter angeschlossen. Der eine ist ein Erdbehälter von 1500 Kubikmetern Inhalt auf dem Kranichberge bei Woltersdorf, der zweite befindet sich ebendaselbst etwas tiefer gelegen und faßt 250 Kubikmeter. Er gehörte unsprünglich zum Wasserwerk Woltersdorf, das 1925 an das Kreiswasserwerk Erkner angeschlossen wurde.
Der dritte Behälter ist ein Wasserturm, vereinigt mit dem Rathause der Gemeinde Neuenhagen. Er faßt 1000 Kubikmeter Wasser und steht an der Stelle der Druckrohrleitung, wo von beiden Seiten her der Druck des Wassers durch die Reibung in den Rohren die stärkste Einbuße erlitten hat. ...
Das zweite Wasserwerk des Kreises ist 1928 in Zepernick errichtet worden; an dem Ausbau des Ortsrohrnetzes wird zurzeit noch gearbeitet. Das Pumpwerk wurde am 4. Dezember 1928 in Betrieb genommen. Es liegt in dem Gemeindegebiet Zepernick auf einem 1¼ Morgen großen Platze, Dieses Werk, das zunächst nur die Gemeinde Zepernick mit 3682 Einwohnern mit Wasser versorgt, soll späterhin seine Wasserabgabe auch nach Schönow, Birkholz, Schwanebeck und Lindenberg ausdehnen. ...

Quellen und Heilsprudel im südöstlichen Niederbarnim.
Von Walter Dinger ...
Auf dem sogenannten Silberberg, ungefähr an der Mitte des Ostufers des Stienitzsees, errichtete [in den achtziger Jahren] Dr. Roth sein chemisches Labor. Er hatte einen Sprengstoff und außerdem eine Unterwasserzündung erfunden. Seine Erfindungen probierte er vor zahlreichen Offizieren fremder Armeen aus. ... Eines Tages, als Dr. Roth im Gelände wieder einige Versuchssprengungen aus­ländischen Offizieren vorführte, um sie von der ungeheuren Kraft des neuen Sprengmittels zu überzeugen, sprudelte aus dem Erdreiche eine klare Quelle hervor, die einem kleinen Springbrunnen gleich in die Höhe sprang. Man trank von dem Wasser und fand es wohlschmeckend und erfrischend.
Die fremden Offiziere rieten Dr. Roth, doch diese Quelle als Mineralbrunnen auszunützen. Dr. Roth nahm auch diesen Vorschlag an, verkaufte bald darauf seine Sprengstoffpatente und widmete sich ganz dem Ausbau der Mineralquelle. ...
Der Rüdersdorfer Sprudel wurde sehr bald ein beliebtes Tafel- und Heilgetränk. Da die Umgebung der Reichshauptstadt arm an ergiebigen Naturquellen ist, so griffen die Berliner mit beiden Händen zu und führten den Rüdersdorfer Sprudel in vielen Gasthäusern, Hotels und Privathaushaltungen ein. Die Offiziere der ausländischen Militärkommissionen, die bei der Entdeckung der Quelle zugegen waren, empfahlen den Rüdersdorfer Sprudel auch in ihren Ländern. So trat das klare Quellwasser, mit Etiketten in englischer, holländischer, spanischer und französischer Sprache versehen, seine Reise in ferne Länder an. ...

Die Familiennamen im Kreise Niederbarnim.
Von H. Kornrumpf, Grünheide.
In Deutschland treten Familiennamen erst seit 1050 auf. Da beginnt der Hochadel wie die Hohen­staufen und die Hohenzollern, sich erbliche Beinamen zu geben. Dem folgen dann die ritterlichen Dienstleute, dann die Bürger und erst seit 1200 die Hörigen. Nicht daß nun schon alle Familien ihren Namen gehabt hätten. In unsern alten Kirchenbüchern können wir noch heute sehen, daß nur die wenigsten Bewohner unserer Gegend einen Familiennamen hatten. Da heißt einer Thomas, der Weinmeister, ein anderer, der im Walde wohnte, Gregor aus dem Busche; Lorenz, der Schäfer und Christof der Kalkbrenner sind uns aus Rüdersdorf bekannt.
Kurz vor dem 30jährigen Krieg hat sich überall der Familienname durchgesetzt. Manche Familien­namen sind sehr selten und höchst eigentümlich, andere finden sich wie Sand am Meer. Schulzens in den verschiedenen Schreibarten hat Berlin „nur“ 97200, Müllers gibt es 78000, Schmidts 69800. Meiers, Hoffmanns, Schröders und Neumanns sind allein in unserer Reichshauptstadt zu je etwa 30000 vertreten.
In einzelne große Gruppen lassen sich die Familiennamen ihrer Herkunft nach teilen. Wohl die meisten Familiennamen sind ursprünglich Vornamen gewesen. ... Die zweite große Gruppe von Namen läßt sich von dem Beruf ableiten. ... Eine dritte große Gruppe von Familiennamen sind hergenommen von der Landschaft oder der Wohnstätte. ...
Manche Namen sind hergenommen von besonderen Eigenschaften und Fehlern. ... Wie heute noch in vielen Adelswappen Tiere vorkommen, so heißen viele Familien nach ihrem Wappentier. ...
Auch fremdsprachige Namen sind nicht selten. In Luthers Zeit war es üblich, daß die Studenten ihren guten deutschen Familiennamen ins Lateinische oder Griechische übersetzten oder doch eine lateinische Schlußsilbe anhängten. ... Aus Schulz wurde Scultetus oder Scultius, was man auch mit Prätorius übersetzte, wie eine alte Bernauer Familie hieß, von der die Freiherren von Richthofen abstammen. Ein ins Dorf zugezogener wurde Neumann genannt, ins Griechische übersetzt wurde daraus Neander. ... Durch die Aufnahme der um ihres evangelischen Glaubens aus Frankreich ver­triebenen Hugenotten in der Mark sind auch viele französische Familiennamen hier eingebürgert. ...
Durch den Zuzug aus dem Osten sind polnische Namen zu erklären. ...
Anderer Herkunft dagegen ist der im Süden unseres Kreises weitverbreitete Familienname Catholy. Die Familie ist aus der Pfalz, wo sie noch heute z. T. ansässig ist, zugewandert unter Friedrich den Großen. Da sie dort ursprünglich in evangelischer Gegend als katholische Familie wohnte, wurden ihre Glieder Katholisch = Catholy genannt. ...



Ortschaftsverzeichnis des Kreises Niederbarnim.
  • Ortschaft / Einwohnerzahl am 16. Juni 1925 / Name des Gemeinde- oder Gutsvorstehers
    Amtsbezirk und * Sitz des Amtsvorstehers / Standesamtsbezirk und * Sitz des Standesbeamten
    Landgericht III Berlin Amtsgericht / Katasteramt
  1. Ahrensfelde bei Berlin / 736 / Haase
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Berlin-Weißensee / Berlin-Pankow II
  2. Blumberg Bez. Potsdam / 1284 / Noack
    Blumberg / Blumberg
    Altlandsberg / Altlandsberg
  3. Eiche bei Ahrensfelde bei Berlin / 244 / Lindenberg
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Altlandsberg / Altlandsberg
  4. Lindenberg bei Berlin / 856 / Kirschbaum
    Malchow (Restamtsbezirk) *) Lindenberg / Lindenberg
    Berlin-Weißensee / Berlin-Pankow II
  5. Mehrow bei Ahrensfelde bei Berlin / 357 / Meißner
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Altlandsberg / Altlandsberg


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