Kalender 1931 für den Kreis Niederbarnim
Herausgegeben von Walter Möller
Druck und Verlag von Wilhelm Möller, Oranienburg-Berlin

Gefunden auf BrandenburgDok - dem Dokumentenserver der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB)
als Dokument 9213 (Rep. Z48_3826_1931).


Ehemaliges Rathaus in Oranienburg
Das Mansardendach und der prächtige Turm verraten die Entstehungszeit des Gebäudes: das 18. Jahrhundert. Das Rathaus wurde 1711 er­richtet. Vor rund 80 Jahren verkaufte die Stadt das Rathaus an einen Hotelbesitzer, nachdem sie für rathäusliche Zwecke ein kleines, früher zum Schlosse gehöriges Gebäude erworben hatte. Als Eigentum behielt sie zwei Sitzungssäle und den Turm mit der Uhr. Diese Besitzrechte sind seit einigen Jahren abgelöst.

Alter Dorfkrug mit Vorlaube in Klosterfelde
Gasthäuser mit Vorlauben finden sich haupt­sächlich an alten Handelsstraßen, auf denen vor dem Zeitalter der Eisenbahnen ein lebhafter Frachtverkehr herrschte. Die Vorlaube diente dem im Gasthof übernachtenden Fuhrmann als Unterfahrt für seinen Wagen, den sie vor Regen und Schnee schützte. Ursprünglich wurde sie von hölzernen Säulen oder Pfeilern getragen. Das Vorbild für diese Form des Gasthauses ist das ostdeutsche Vorhallenhaus.

Pechteicher Wassertorbrücke b. Marienwerder
Die architektonisch außerordentlich wirkungsvolle Pechteicher Wassertorbrücke besitzt eins der drei Sicherheitstore, die zur Absperrung einer durch Dammbruch gefährdeten Strecke des Hohen­zollernkanals dienen. Diese Maßnahme ist nötig, weil der Kanal zwischen Marienwerder und der Schleusentreppe Niederfinow vielfach höher liegt als das benachbarte Gelände, das also bei einem Deichbruch vollständig überflutet werden könnte.

Altlandsberger: Strausberger Torturm
Altlandsberg, das 1930 sein 700jähriges Bestehen gefeiert hat, besitzt noch ansehnliche Teile der Stadtmauer und zwei Tortürme, den Berliner und den Strausberger Torturm. Unser Bild zeigt den Strausberger Torturm. Er ist ein quadratischer, als Feldsteinen ausgeführter Bau mit gemauertem Helm. Wie beim Storchenturm in Bernau trägt auch hier die Helmspitze ein Storchnest.

Der Kalkgraben bei Rüdersdorf
Auf einer Wasserfahrt zu den Rüdersdorfer Kalkbergen gelangt man von der Woltersdorfer Schleuse in den Kalksee und von ihm in einen schmalen Kanal, den Kalkgraben. Dieser endet in Kalkberge in einer beckenartigen Erweiterung, dem Kesselsee. Vom Kesselsee führte früher ein Kanal durch den Rederntunnel in den Tiefbau. Der idyllische Kalkgraben wird von Wiesen und Gärten begleitet. Im Hintergrund erblickt man den Aussichtsturm auf dem Schulzenberg.

Friedenthaler Zugbrücke
Mit der Friedenthaler Zugbrücke über den Ruppiner Kanal bei Oranienburg, die im Sommer 1930 abgerissen und durch eine feste Brücke ersetzt wurde, ist die letzte hölzerne Zugbrücke in der Oranienburger Gegend und gleichzeitig die letzte derartige Brücke im Kreise Niederbarnim verschwunden. Gerade in der weiten Acker- und Wiesenlandschaft am Ruppiner Kanal bot die weißgestrichene Zugbrücke mit den zu ihr füh­renden Baumalleen ein äußerst malerisches Bild.

Blick auf den Lehnitzsee bei Oranienburg
Einmündung des Hohenzollernkanals

Der etwa zwei Kilometer lange Lehnitzsee, dessen größte Tiefe 16 Meter beträgt, ist einer der schönsten Seen des Niederbarnimer Landes. Waldige, zum Teil steile Ufer, die sich da und dort kulissenartig vorschieben, begleiten ihn, Ruder- und Segelboote, Dampfer und Kähne beleben seinen Spiegel. Durch ihn führt der Hohenzollern­kanal, der Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin.

Groß-Schönebeck: Kirche
Im Dreißigjähr. Kriege wurde Groß-Schönebeck vollständig zerstört. Auch die Kirche war ein Trümmerhaufen. Erst nach 1640 ging man an den Wiederaufbau. Der untere Teil des Turmes, der aus Feldsteinen besteht, stammt aus dem Mittel­alter. Der obere Teil erhielt 1730 seine jetzige Gestalt. Im Turm hängt ein prachtvolles Geläut aus drei Glocken von 1655, 1682 und 1732.

Blick auf die Kranichsberge bei Erkner
Das Bild zeigt eine der schönsten Landschaften des Kreises. Wir schauen über den Spiegel des Flakensees hinweg auf die aus dem grün hervorleuchtenden Häuser von Woltersdorf Schleuse. Im Hintergrunde ragen die 98 Meter hohen Kranichsberge auf, die höchste Erhebung im Niederbarnim. Sie stellen eine Aufschüttungs­moräne aus der Eiszeit dar. Die bewaldeten Kuppen der Kranichsberge tragen auf der höchsten Stelle einen Aussichtsturm.

Feldsteinkirche in Löhme
Das Bild zeigt eine der wuchtigen und zugleich malerischen Feldsteinkirchen, die besonders in der waldarmen Grundmoränenlandschaft des östlichen Niederbarnim anzutreffen sind. Die Kirche in Löhme ist ein spätgotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert. Der Ostschluß ist dreiseitig. Der Turm stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sehr wirkungsvoll sind das hohe Dach des Langhauses und das steile Walmdach des Turmes.

Bockwindmühle bei Bernau
Während früher bei jedem Dorfe wenigstens eine Windmühle lustig ihre Flügel drehte, gibt es haute im ganzen Kreise Niederbarnim höchstens noch ein Dutzend Windmühlen. Bei vielen sind die Flügel verschwunden und die elektrische Kraft setzt das Mühlwerk in Bewegung. Schon jetzt ge­hören die Windmühlen zu den schutzbe­dürftigen technischen Kulturdenkmälern. Unser Bild zeigt die vor einigen Jahren abgerissene Albrechtsche Mühle an der Chaussee von Bernau nach Börnicke. Es ist eine deutsche Bockwindmühle.

Königstor und Storchenturm in Bernau.
Von der sehr starken mittelalterlichen Befestigung Bernaus sind heute noch ein Teil der Stadtmauer mit Weichhäusern, ein Teil der Wall- und Grabenanlagen und zwei Rundtürme sowie ein Tor vorhanden. Das Königstor stammt aus dem 15. Jahrhundert. Bedachung und Türmchen wurden 1752 hinzugefügt. Vom Königstor führt ein verdeckter Wehrgang zum Storchenturm mit Zinnenkranz und Kegelspitze, den seit undenk­lichen Zeiten ein Storchnest krönt.

Aus Altlandsbergs ältesten und „jüngsten“ Tagen.
Von Artur Niedrich.
In den Pfingsttagen des vorigen Jahres beging Altlandsberg das Fest seines siebenhundertjährigen Bestehens. So alt soll es sein? - Nein, es ist älter; denn eine Stelle mit solch günstiger Verteidigungs­lage (ringsum sumpfige Wiesen, ehemals Teiche) konnte in einer Zeit, wo Sicherheit für eine Siedlung das Ausschlaggebende war, nicht von Siedler übersehen werden, gleichviel, ob sie germanisch oder wendisch waren. ... Daß Altlandsberg ausf dem Boden eines wendischen Dorfes steht, ist nicht zu bezweifeln. Wendische Flußnamen (Stienitz = Kaltwasser, Stepenitz = Teichwasser) beweisen es. Mehr noch sagt uns der Name „Jabelfeld“ für den Acker, der dicht westlich bei der stadt liegt. ...
Der älteste Teil der Stadt liegt im Norden um die Kirche herum. Dort wird wahrscheinlich in wendischer eit ein alter Burgwall gewesen sein ... Damals standen um den Wendenwall slawische Hütten, die sich später mit deutschen Häusern mischten. Noch 1700 hieß dieses Viertel „Auff der Burg“. Es der Nordteil der Bernauer Straße. Der Acker des Slawenortes lag westlich nach Mehrow hinaus und heißt heute noch das Jabelfeld: das Feld von Jabel, zu deutsch: Apfelbaum. So kann das wendische Dorf geheißen haben. Es ist dort sandiger Boden; den schweren Boden östlich der Stadt konnte der leichte Wendenpflug gar nicht bearbeiten. ...

Verzeichnis der Amtsvorsteher und Amtsvorsteherstellvertreter
Nr., Name / Sitz des Amtsbezirks, Name des Amtsvorstehers / Amtsvorsteherstellvertreters
  1. Blumberg / Blumberg, Richard Noack / Adolf Ebel
  2. Ahrensfelde / Ahrensfelde, Gustav Wegener / Kurt Huth
  3. Lindenberg / Lindenberg, Georg Kirschbaum / Hermann Habermann

Ortschaftsverzeichnis des Kreises Niederbarnim.
  • Ortschaft / Einwohnerzahl 1929 / Name des Gemeinde- oder Gutsvorstehers
    Amtsbezirk und * Sitz des Amtsvorstehers / Standesamtsbezirk und * Sitz des Standesbeamten
    Landgericht III Berlin Amtsgericht / Katasteramt
  1. Ahrensfelde bei Berlin / 940 / Haase
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Berlin-Weißensee / Berlin-Pankow II
  2. Blumberg Bez. Potsdam / 1348 / Noack
    Blumberg / Blumberg
    Altlandsberg / Altlandsberg
  3. Eiche bei Ahrensfelde bei Berlin / 260 / Seelisch
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Altlandsberg / Altlandsberg
  4. Lindenberg bei Berlin / 1184 / Kirschbaum
    Lindenberg / Lindenberg
    Berlin-Weißensee / Berlin-Pankow II
  5. Mehrow bei Ahrensfelde bei Berlin / 378 / Meißner
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Altlandsberg / Altlandsberg

Verzeichnis der Feuerwehren des Kreisfeuerwehrverbandes Niederbarnim
(Stand vom 15.9.1930).
A. Vorstand. ...
B. Freiwillige Feuerwehren.
  • Namen der Feuerwehren / Vorstandsbezirk / Gründungsjahr
    Dienststellung und Namen der Oberführer / ... Oberführer-Stellvertreter
    Zu erreichen durch Fernsprecher (Amt, Nr.) / Sprechzeit
  1. Ahrensfelde b. Bln. / IV / 1911
    1. Brandmeister Krüger / Brandmeister Grube
    Weißensee 3937 / dauernd
  2. Blumberg Bez. Potsdam / V / 1901
    1. Brandmeister Vetter / Brandmeister Grothe
    Bernau 195 / dauernd
  3. Lindenberg b. Bln. / IV / 1912
    1. Brandmeister Gahtow / Brandmeister Peters
    Buch E. 7 8462 / 8.30-20 Uhr


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