Artikel aus der Wandlitzer Tageszeitung „Märkische Rundschau“ von 1918 (4. Jahrgang),
herausgegeben von Wilhelm Möller in Oranienburg.
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
Signatur: Bran 159 Nie 6


Freitag, den 4. Januar 1918 (Nr. 3), Aus der Mark

Pankow. Ein bei einer Berliner Großfirma angestellter Kutscher hat vier Fässer mit je 600 Liter Inhalt im Werte von einer Viertelmillion Mark unterschlagen. Er sollte die Fässer von Lichtenberg nach Berlin-Mitte bringen. Pferde und Wagen wurden später in der Nähe der Wollankstraße hierselbst gefunden. Die fehlende Ware konnte bisher nicht wieder herbeigeschafft werden.


Sonntag, den 6. Januar 1918 (Nr. 5), Aus der Mark

Bernau. Das hiesige Hilfspredigerhaus wurde vermietet. Infolge Mangels an evangelischen Geistlichen ist es den Bemühungen des Bernauer Magistrats als Patron von St. Marien nicht gelungen, die Hilfspredigerstelle in geeigneter Weise zu besetzen. Oberpfarrer Latk und Geistliche aus der Nachbarschaft übernehmen daher die Hilfspredigerarbeit.


Dienstag, den 8. Januar 1918 (Nr. 6), Aus der Mark

Altlandsberg. Ein Einbrecher, der aus der Geschoßfabrik gegen 8000 Mark und Kleidungsstücke entwendete, ist in Rathenow verhaftet worden. Man fand noch 5000 Mark bei ihm. Er ist ein junger Bursche, der früher hier Knecht war und schon einmal wegen Diebstahls verurteilt wurde.


Sonnabend, den 12. Januar 1918 (Nr. 10), Aus der Mark

Bernau. Der hiesige Magistrat teilt mit, daß aus betriebstechnischen Gründen die Gaserzeugung vorläufig auf das Allernotwendigste eingeschränkt werden muß und vom 10. d. M. ab dürfen nur noch - statt bisher 80 v. H. - 40 v.H. der im entsprechenden Zeitraum des Jahres 1916 verbrauchten Gasmengen entnommen werden. Jedes darüber entnommene Kubikmeter würde mit einem Aufschlag von 50 Pf. in Rechnung gestellt werden. Außerdem habe aber noch der betreffende Gasabnehmer sofortige dauerhafte Sperrung des Gasbezuges zu erwarten.


Dienstag, den 22. Januar 1918 (Nr. 19), Aus der Mark

Werneuchen. Wegen Holzwuchers angeklagt war der Geschäftsführer der Firma D., weil er für einen Raummeter Holz, das nur als Säumling zu bezeichnen war, 25 M. genommen hatte. Der Strafbefehl, der ihm zugestellt war, wurde vom Schöffengericht bestätigt.


Donnerstag, den 24. Januar 1918 (Nr. 20), Aus der Mark

Weißensee. Am Sonntag abend wurde die Feuerwehr nach der Franz-Joseph-Str. 110 gerufen, wo das Gebäude der Kugellagerfabrik von Riebe G. m. b. H. in Flammen stand. Die Ortswehr konnte im Zusammenwirken mit der Berliner Feuerwehr und einigen Wehren der Umgegend den Brand ersticken, bevor das Hauptfabrikgebäude erfaßt wurde. Eine Betriebsstörung tritt nicht ein.


Sonnabend, den 2. Februar 1918 (Nr. 28), Aus der Mark

Lindenberg. In der vergangenen Woche tauchte hierselbst ein Feldwebel auf, der angab, am 30. Januar müßten sämtliche Gefangene von hier zurück ins Lager, um von dort in die Heimat übergeführt zu werden. Damit die Gefangenen kein deutsches Geld ins Lager mitbrächten, käme am Montag ein Bote und würde das eingeführte Lagergeld bringen. Er selbst würde aber schon Geld mitnehmen. Eiligst holten die Wachtposten das von den Gefangenen gesparte Geld zusammen, und dem Herr Feldwebel wurden 945 M. ausgehändigt, worauf er sich nach Ausstellung einer Quittung verabschiedete. Natürlich ist es ein Schwindler gewesen, der mit seiner Feldwebelposition die Wachtposten getäuscht hat.


Freitag, den 8. Februar 1918 (Nr. 33), Aus der Mark

Kalkberge. Wegen sträflichen Verkehrs mit Gefangenen wurden vom hiesigen Schöffengericht zwei ehrvergessene junge Mädchen aus Rehfelde zu je vier Wochen Gefängnis verurteilt.


Sonntag, den 3. März 1918 (Nr. 53), Aus der Mark

Bernau. Am Freitag mittag gegen 12 Uhr entstand auf dem Grundstück des Reserve-Lazaretts Schützenhaus ein Feuer, welches durch sofortiges Eingreifen verfügbarer Militärpersonen gelöscht werden konnte. Ein Bretterschuppen mit Pappdach gedeckt brannte zum Teil ab.


Mittwoch, den 13. März 1918 (Nr. 61), Aus der Mark

Das Schießen in den Straßen Berlins. Durch den Gebrauch von Schußwaffen bei dem Transport von militärischen Gefangenen durch die Straßen Berlins waren in letzter Zeit mehrere Unglücksfälle vorgekommen. Das Kriegsministerium hat nunmehr angeordnet, daß die Transporte von Militärgefangenen durch Soldaten usw. in den Straßen Fahrzeuge zur Verfügung gestellt werden und die dazu kommandierten Begleitmannschaften nicht mehr mit der Schußwaffe, sondern nur noch mit der blanken Waffe ausgerüstet werden.

Zur Bekämpfung der nächtlichen Unsicherheit in Berlin soll jetzt auf Veranlassung des Oberkommandos in den Marken auch Militär herangezogen werden. Es werden Militärpatrouillen, und zwar sowohl für sich wie in Verbindung mit Schutzmannsposten, während der Nacht auf den Straßen tätig sein.


Donnerstag, den 14. März 1918 (Nr. 62), Titelseite

Wer Stadtkinder aufs Land nimmt hilft dem Vaterland durchhalten.
A. Victoria I. Reg.


Freitag, den 15. März 1918 (Nr. 63), Aus der Mark

Eberswalde. Ein tödlicher Unglücksfall hat sich hier an der Darre zugetragen. Bei Anwesenheit von etwa 100 Interessenten aus der ganzen Umgegend wurden durch die königl. Forstverwaltung Sprengversuche gemacht. Die Patrone wird unter den Stubben gelegt und durch eine in 100 Meter Entfernung aufgestellte Batterie zur Entladung gebracht. Dabei wird der Stubben mit einer solchen Kraft aus dem Boden gerissen, daß er so hoch wie die höchsten Bäume fliegt. Beim ersten Versuch sauste nun der mindestens ¾ Zentner schwere Stubben in die Zuschauermenge, die sofort nach allen Seiten auseinanderstob. Der ebenfalls dort stehende Förster Fischer aus Gramzow (Kr. Angermünde) konnte sich nicht mehr retten, das schwere Holzstück traf in mitten ins Kreuz, riß ihn zu Boden und brachte ihm so schwere innere Verletzungen bei, daß er nach kurzer Zeit starb.


Donnerstag, den 4. April 1918 (Nr. 78), Aus der Mark

Adlershof. Vor einigen Tagen stürzte ein Johannisthaler Flieger über der Chaussee Adlershof - Alt-Glienicke ab, wobei der Apparat den Leitungsdraht der Straßenbahn zerstörte. Die Elektrische musste deshalb vorübergehend den Betrieb einstellen. Der verunglückte Flieger wurde getötet.


Dienstag, den 16. April 1918 (Nr. 88), Aus der Mark

Adlershof. Bei einem Fliegerunglück, das sich hier ereignete, fanden mehrere Personen den Tod. Ein großes Passagier-Flugzeug, das einen Probeflug unternahm, fing in etwa 50 Meter Höhe infolge Vergaserbrandes Feuer und stürzte ab. Es fiel dabei in eine Arbeiterkolonne. Ein Vorarbeiter, sowie eine Kriegerwitwe und ein 26jähr. Mädchen wurden getötet, 16 weitere Personen verletzt. Die beiden Insassen des Apparates büßten gleichfalls ihr Leben ein.


Donnerstag, den 2. Mai 1918 (Nr. 102), Aus der Mark

Weißensee. In der Leuchtpatronenfabrik der Gebrüder Bück waren die Arbeiterinnen Elly Pieper, ein Mädchen von 16 Jahren, und die 20 Jahre alte Frieda Ziehmke in einem Raume beschäftigt. Erstere stellte dort einen Kasten mit Leuchtpatronen auf den Tisch und schob die Patronen dann weiter. Hierbei entzündeten sie sich wohl infolge der Reibung und es entstand eine Explosion. Die beiden Mädchen wurden auf der Stelle getötet.


Sonnabend, den 4. Mai 1918 (Nr. 104), Aus der Mark

Mahlsdorf. Ein schwerer Unfall ereignete sich an der früheren Straßenbahn-Haltestelle in der Winklerstraße in Mahlsdorf-Süd. Ein junges Mädchen versuchte hier auf die in voller Fahrt befindliche Cöpenicker Elektrische aufzuspringen; es stürzte jedoch ab und wurde so unglücklich überfahren, daß es eine Hand und einen Fuß verlor.


Mittwoch, den 8. Mai 1918 (Nr. 107), Aus der Mark

Werneuchen. Die von den städtischen Körperschaften vorgenommene Wahl des Stadtrentmeisters Krause in Schönsee zum Bürgermeister unserer Stadt ist nunmehr von der Königl. Regierung bestätigt. Herr Krause wird in Kürze sein Amt antreten.


Dienstag, den 14. Mai 1918 (Nr. 111), Aus der Mark

Mahlsdorf. 20 Millionen Früh- und Spätgemüsepflanzen für Klein- und Großbauern stehen, wie die Reichsstelle für Gemüse und Obst mitteilt, in Mahlsdorf vom 10. Mai d. Js. ab zur Abgabe bereit.


Donnerstag, den 23. Mai 1918 (Nr. 118), Aus der Mark

Todessturz einer Trapezkünstlerin. Auf der Sommerbühne des Bernhard-Rose-Theaters in Berlin ereignete sich am Pfingstsonntag ein tödlicher Unfall. Die 31jährige Trapezkünstlerin Eddi Müller-Varena stürzte infolge Seilbruchs vom Trapez und war sofort tot.


Sonntag, den 26. Mai 1918 (Nr. 121), Aus der Mark

Vaterländischer Frauenverein. In Berlin fand im großen Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses die 51. Mitglieder- und Delegiertenversammlung des Vaterländischen Frauenvereins statt. Der Tagung wohnte die Kaiserin und die Kronprinzessin bei.

Friedrichshagen. Ein Schadenfeuer kam im Kraftmaschinenraum der Druckerei der „Niederbarnimer Zeitung“ hier infolge Selbstentzündung zum Ausbruch und vernichtete die Gasmotoren nebst zugehörigen Einrichtungen.

Prenzlau. Die Ratsapotheke in Hildesheim darf nicht den Anspruch erheben, die älteste Apotheke Deutschlands zu sein, sondern sie muß diesen der Grünen Apotheke in Prenzlau abtreten, denn deren noch vorhandenes Verleihungsprivileg stammt vom 1. April 1303.


Sonntag, den 2. Juni 1918 (Nr. 127), Aus der Mark

Friedrichsfelde. In der Nähe des am Triftweg bei dem Restaurant Waldschlößchen befindlichen Handgranatenwurfstandes wurden infolge Explosion einer Sprengkapsel drei Knaben schwer verletzt. ...


Dienstag, den 4. Juni 1918 (Nr. 128), Aus der Mark

Kaulsdorf. In der Dunggrube umgekommen ist hier ein 5jähriger Knabe. Er ist auf einem Gehöft der Dorfstraße unbemerkt in die Grube gefallen. Die Mutter, die ihr einziges Kind verliert, war auf Arbeit gegangen.


Donnerstag, den 6. Juni 1918 (Nr. 130), Aus der Mark

Bernau. Nach längeren Beobachtungen gelang es der hiesigen Polizei, einen gefährlichen Wilddieb unschädlich zu machen, Der seit Januar d. J. beschäftigungslose Brauer Bernhard M. hierselbst fuhr sehr oft mit gefülltem Rucksack nach Berlin. Dies erregte Verdacht. Gestern wurde M. an der Bahn gestellt, als er gerade wieder mit einem gefüllten Rucksack nach Berlin fahren wollte. Bei der Durchsicht des Rucksacks fand man darin einen frisch geschossenen Rehbock und eine Rehkeule. Eine später in der Wohnung vorgenommene Durchsuchung förderte ein derartiges Beweismaterial zutage, daß auf fortgesetzte gewerbsmäßige Wilddieberei zu schließen ist. ...


Sonntag, den 16. Juni 1918 (Nr. 139), Aus der Mark

Karlshorst. Von Felddieben erschossen wurde Freitag morgen der berittene Gendarmerie­wachtmeister Gummelt von hier. Auf dem Gelände in den Gemarkungen von Friedrichsfelde und Karlshorst treiben in der letzten Zeit Felddiebe ihr Unwesen. Die Gendarmeriewachtmeister Gummelt und Dubberke waren scharf hinter den Dieben her. In der Nacht zum Freitag radelten sie wieder das Gelände ab. Gummelt wollte zwei Verdächtige anhalten, um ihre Persönlichkeit festzustellen. Sie eröffneten aber ein Revolverfeuer auf ihn, in dem er, in die rechte Brust und das Herz getroffen, gleich tot zusammenbrach. Jetzt sprang auch Wachtmeister Dubbeke vor, um auf die Diebe zu schießen. Diese hatten sich aber schon zur Flucht gewandt und entkamen den Bahndamm entlang nach Kaulsdorf zu. Die flüchtigen Diebe sind vermutlich Fahnenflüchtige, denn ihre Waffen sind nach dem Kaliber der Geschosse Armeerevolver und die Fußspuren lassen auf Militärstiefel schließen. Gummelt hinterläßt eine Frau mit drei kleinen Kindern.


Donnerstag, den 20. Juni 1918 (Nr. 142), Aus der Mark

Pankow. In der Schloßstraße zu Pankow stießen am Sonntag Nachmittag zwei Straßenbahnwagen zusammen, wobei ein Wagen bis auf den Bürgersteig geschleudert wurde. Eine Frau erlitt schwere, fünf weitere Fahrgäste leichte Verletzungen.


Sonnabend, den 29. Juni 1918 (Nr. 150), Aus der Mark

Kaulsdorf. Im Greisenalter gemeinsam verstorben ist das Unterlaufsche Ehepaar hierselbst. Der 88jährige Ehemann und die um 8 Jahre jüngere Ehefrau entschliefen sanft am gleichen Tage „in inniger Gemeinsamkeit und Herzenstreue, wie sie gelebt, geliebt und gewirkt“, heißt es in der Todesanzeige.


Mittwoch, den 3. Juli 1918 (Nr. 153), Aus der Mark

Cöpenick. Die Stadtverordneten beschlossen in ihrer letzten Sitzung die Anlegung eines Waldfriedhofes in den Müggelbergen. Die Stadt verkauft dazu 100 Morgen Forstland rechts der Müggelberger Chaussee, wovon zunächst 50 Morgen in Beschlag genommen werden sollen.


Sonnabend, den 13. Juli 1918 (Nr. 162), Aus der Mark

Altlandsberg. Die Schulzsche Schneidemühle hierselbst ist dieser Tage nachts mit sämtlichen Vorräten an Balken, Brettern und fertigen Waren niedergebrannt.


Dienstag, den 16. Juli 1918 (Nr. 164), Aus der Mark

Rahnsdorf. Ein tödlicher Unglücksfall ereignete sich auf der Bahnstrecke Fürstenwalde-Berlin. Die Ladung eines mit konstruierten Brückenteilen befrachteten Güterzuges hatte sich gelöst, so daß ein Teil nach links, ein anderer nach rechts aus dem Wagen herausragte. Als ein D-Zug entgegenkam, traf einer der herausragenden Teile den Heizer des D-Zuges so unglücklich gegen den Kopf, daß sofort der Tod eintrat.


Mittwoch, den 17. Juli 1918 (Nr. 165), Aus der Mark

Mahlsdorf. Ein Pferdediebstahl wurde bei dem Kohlenhändler Schulze in der Cöpenicker Allee verübt. Um das Pferd geräuschlos vom Hofe führen zu können, hatten die Diebe eine Pelerine der Frau Schulze zerschnitten und die Hufe damit umwickelt.


Sonnabend, den 20. Juli 1918 (Nr. 168), Aus der Mark

Berlin, 18. Juli. In der hiesigen St. Hedwigskirche fand heute ein feierlicher Trauergottesdienst für den in Moskau ermordeten Grafen Mirbach statt. Als Vertreter des Kaisers nahm der Ober­kommandierende in den Marken Generaloberst von Linsingen daran teil.


Sonntag, den 21. Juli 1918 (Nr. 169), Aus der Mark

Altlandsberg. Eine hier beschäftigte Polin, die in ihrer Wohnung einen Topf vom Herde nehmen wollte, kam mit ihrer kunstseidenen Bluse dem Feuer etwas zu nahe. Die Bluse fing sofort an, lichterloh zu brennen und in ihrer wahnsinnigen Angst lief das Mädchen nach dem Krankenhaus. Dort liegt sie schwer verletzt, Gesicht, Brust und Leib sind verbrannt, in fürchterlichen Schmerzen.


Sonnabend, den 27. Juli 1918 (Nr. 174), Aus der Mark

Oberschöneweide. Die Verwendung von Torf zu Heizzwecken anstelle von Kohlen wird jetzt auch in der Großindustrie eingeführt. Hier trafen dieser Tage die ersten Eisenbahnladungen Torf ein. Allerdings macht seine Verwendung einzelne Abänderungen der Feuerungsanlagen notwendig.


Donnerstag, den 1. August 1918 (Nr. 178), Aus der Mark

Großes Eisenbahnunglück bei Landsberg a. W.
30 Tote, 20 Verletzte.
Landsberg a. W., 30. Juli
Heute Vormittag ½10 Uhr entgleiste der von Schneidemühl nach Berlin fahrende D-Zug in der Nähe der Station Gukow. Durch Gasexplosion gerieten mehrere Wagen in Brand. Ein Teil des D-Zuges stürzte die Böschung hinab. Kurz nach der Katastrophe wurden bereit 30 Tote und 20 zum Teil Schwerverletzte gezählt. ...


Sonntag, den 4. August 1918 (Nr. 181), Aus der Mark

Adlershof. Die seinerzeit erfolgte schwere Explosion der Kahlbaumschen Chemischen Fabrik in Adlershof hatte in diesem Ort und den benachbarten Gemeinden umfangreiche Schäden angerichtet, über deren Regelung es zu weitläufigen Auseinandersetzungen gekommen war. Jetzt hat sich schließlich der Reichsfiskus bereit erklärt, die in den Gemeinden Adlershof, Alt-Glienicke und Johannisthal angerichteten Schäden zu ersetzen, ohne jedoch eine rechtliche Verpflichtung hierzu anzuerkennen.


Dienstag, den 6. August 1918 (Nr. 182), Aus der Mark

Altlandsberg. Das junge Mädchen, das sich vor einiger Zeit beim Herunternehmen eines Topfes am Herdfeuer schwer verbrannte, ist jetzt an den erlittenen Brandwunden gestorben.

Friedrichsfelde. Die Eingemeindung von Friedrichsfelde nach Lichtenberg hat die Friedrichsfelder Gemeinde in ihrer letzten Sitzung beschäftigt. Die Verhandlungen haben einen günstigen Verlauf genommen, doch wurde die endgültige Beschlußfassung vertagt. Die Gemeindevertretung stimmte der Einsetzung eines aus Vertretern der beiden Gemeinden zusammengesetzten Unterausschusses zu, der den Entwurf der Eingemeindungsbedingungen einer Nachprüfung unterziehen soll.


Donnerstag, den 8. August 1918 (Nr. 184), Aus der Mark

Lichtenberg. Eine schwere Kesselexplosion ereignete sich hier in der Rittergutstraße. Aus bisher noch nicht geklärter Ursache platzte der Dampfkessel der Konsumgenossenschaft, der das Verwaltungsgebäude mit warmem Wasser versorgt. Ein in der Nähe der Unfallstelle an einer Tür arbeitender Schlosser Otto Erdmann wurde durch den Druck so heftig an die Wand geschleudert, daß er auf der Stelle tot war.

Oberschöneweide. Eine öffentliche Warnung erläßt das Garnisonkommando vor dem Betreten des Uebungsplatzes an der Chaussee Karlshorst-Friedrichsfelde, da dort fast täglich mit scharfen Handgranaten geworfen wird. Ein etwa 15jähriger Knabe, der sich in einem Graben versteckt hatte, um Sprengstücke zu sammeln, ist von einer Granate getroffen und schwer verletzt worden.


Dienstag, den 13. August 1918 (Nr. 188), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Sein 40jähriges Jubiläum als Kreistierazt des Kreises Niederbarnim konnte in diesen Tagen der Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Eggeling von der Tierärztlichen Hochschule Berlin begehen. Der Kreisausschuß hat ihm aus diesem Anlaß eine künstlerisch ausgestaltete Glückwunschadresse überreicht.


Dienstag, den 13. August 1918 (Nr. 188), Aus der Mark

Altlandsberg. Bei der versuchten Festnahme von Geflügeldieben ist in der Nacht zum Freitag der Nachtwächter und Schuldiener Kiesler von einem oder mehreren Dieben mit einer Brechstange getötet worden. Von den Tätern hat man noch keine Spur.

Börnicke. Am Donnerstag Abend gelang es dem Förster Schuster und seinem Schwiegersohn, den als sehr gefährlich bekannten Wilddieb Bumblatt an der Schwanebecker Chaussee an der Schonung abzufassen. Bumblat pirschte, bewaffnet mit einer Büchsflinte. B. ist derselbe, der vor mehreren Jahren den Förster Strempel im benachbarten Blumberg erschossen hat.

Mahlsdorf. An Pilzvergiftung sind in einer Familie hierselbst mehrere Personen erkrankt, so daß die Ueberführung von zwei Personen nach dem Krankenhause erfolgen mußte.


Freitag, den 16. August 1918 (Nr. 191), Aus der Mark

Friedrichsfelde. Seinen Wunden erlegen ist jetzt der 17jährige Lehrling Georg Otto, welcher vor einiger Zeit beim Betreten des Militärübungsplatzes zwischen Friedrichsfelde und Karlshorst durch eine Handgranate verletzt wurde.


Donnerstag, den 22. August 1918 (Nr. 196), Aus der Mark

Alt-Landsberg. Der Mord an dem Nachtwächter Ziesler hierselbst ist nun von der Kriminalpolizei aufgeklärt worden. Unter dem dringenden Verdacht der Täterschaft wurde der 70 jahre alte, aus Prag gebürtige Kellner und Geschäftsführer Wenzel Kirchhof aus der Müncheberger Straße 15 in Berlin verhaftet. Derselbe bestreitet zwar noch, der Mörder zu sein, jedoch liegen gegen denselben so viele Verdachtsgründe vor, daß er zweifellos überführt werden wird.


Sonnabend, den 24. August 1918 (Nr. 189), Aus der Mark

Alt-Landsberg. Der 70 Jahre alte Kellner Mandel [!] Kirchhof, der, wie wir berichtet haben, unter dem dringenden Verdacht des Mordes an dem Nachtwächter Ziesler in Alt-Landsberg verhaftet worden ist, hat sich in Berlin im Polizeigewahrsam an seiner Leibbinde, nachdem er durch Aufzeichnungen über seinen Nachlaß verfügt hatte, erhängt.


Dienstag, den 27. August 1918 (Nr. 200), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Beleuchtungs-Einrichtungen für Kleinwohnungen erbietet sich das Gaswerk Niederbarnim-West beschleunigt herzustellen mit Rücksicht auf den durch die Kriegsverhältnisse im Beleuchtungs­wesen herrschenden Notstand. Solche Kleinwohnungen werden auf Antrag mit Gasanschluß versehen und die Ausführung vor anderen Arbeiten bevorzugt. Wo elektrische Beleuchtung vorhanden ist, werden die Anträge auf Gasanschluß abgelehnt.


Dienstag, den 27. August 1918 (Nr. 200), Aus der Mark

Bernau. Ein Pilz von seltener Größe ist in den gegenwärtig trockenen Wallgräben gefunden worden. Der Riesenpilz, ein Bovist, hat einen Umfang von einem Meter und wiegt 6 Pfund. ...


Freitag, den 30. August 1918 (Nr. 203), Aus der Mark

Bernau. Am Sonntag, morgens, gegen 5 Uhr, wurden auf dem hiesigen Bahnhof etwa 15 Personen polizeilich festgenommen, die mit gefüllten Säcken und sonstigen Umhüllungen von dort abfahren wollten. Beim Durchsuchen der Gepäckstücke wurden Kartoffeln, Aepfel und andere Gartenfrüchte in großer Menge vorgefunden, über den Erwerb dieser Sachen aber die unglaubwürdigsten Angaben gemacht. Sämtliche Sachen wurden deshalb beschlagnahmt.


Sonnabend, den 31. August 1918 (Nr. 204), Aus der Mark

Mahlsdorf. Am Montag nachmittag sollten einige junge Leute vom Gendarm verhaftet werden. Sie suchten nach verschiedenen Richtungen zu entfliehen und keiner leistete dem dreimaligen Anruf, stehen zu bleiben, Folge. Da gab der Beamte einen Schuß ab, der den einen zu Fall brachte. Bei der Besichtigung des Gefallenen stellte es sich heraus, daß er einen Kopfschuß erhalten hatte, der seinen sofortigen Tod herbeiführte. Papiere hatte er nicht bei sich und so konnte seine Persönlichkeit nicht festgestellt werden.


Dienstag, den 3. September 1918 (Nr. 206), Aus der Mark

Bernau. Am Freitag ereignete sich auf dem Felde des Ackerbürgers Lange ein schwerer Unfall, bei dem der Maurer Hoppe von hier sein Leben einbüßte. Lange ließ Roggen mittels Dampfmaschine dreschen. Dabei betrat H. den Preßkasten, wobei er durch den Strohhaken zu Boden geworfen und dann, ehe Hilfe kam, in die Presse geschoben wurde. Durch den Preßhammer erhielt H. zwei Schläge, daß der Schädel vollständig zertrümmert und beide Beine mehrmals gebrochen wurden. Nur als Leiche konnte der Verunglückte aus dem Preßkasten entfernt werden.


Mittwoch, den 4. September 1918 (Nr. 207), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Die Hilfsgendarmen, welche zur Unterstützung der Landgendarmen aus der Truppe kommandiert sind, werden jetzt mit Ringkragen ausgezeichnet, wie sie die Feldgendarmen tragen, die Armbinden fallen dadurch künftig fort.


Sonnabend, den 7. September 1918 (Nr. 210), Aus der Mark

Keine Obdachlosen mehr in Berlin. Der Krieg hat die Heere der Obdachlosen in der Reichshauptstadt aufgelöst. 1913 wurden im Obdach in der Fröbelstraße allein 842 Familien mit 2488 Köpfen, sowie 2460 Einzelpersonen längere Zeit beherbergt und dazu noch 1 184 229 Personen im nächtlichen Obdach dort. Während des Krieges ist die Zahl ununterbrochen zurückgegangen. ... Heute stehen die großen Räume leer; oft ist es nur ein Dutzend Obdachlose, das um Aufnahme bittet, gegen 6000 und mehr vor dem Kriege.


Sonntag, den 8. September 1918 (Nr. 211), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Die Sommerzeit endet in diesem Jahre am Montag, den 16. September, vormittags 8 Uhr. Die Uhren sind dann also wieder um eine Stunde zurückzustellen.


Sonntag, den 8. September 1918 (Nr. 211), Aus der Mark

Bernau. Am Freitag morgens wurde neben dem Vorortgleis Bernau - Berlin, Kil. Station 20,8, eine weibliche Leiche aufgefunden. Wie die Feststellung ergeben hat, ist die Aufgefundene freiwillig in den Tod gegangen.

Oberschöneweide. Festgenommen wurde hier die Arbeiterin Anna Kleinke aus Friedrichsfelde, weil sie mit einem Kriegsgefangenen, der in demselben Werk wie die Kl. beschäftigt war, schamlosen Verkehr gepflogen hatte. Die in Aussicht stehende Freiheitsstrafe dürfte wohl etwas abkühlend auf ihr heißes Empfinden wirken.


Mittwoch, den 11. September 1918 (Nr. 213), Aus der Mark

Weißensee. Bei einer Filmaufnahme auf der ehemaligen Trabrennbahn in Weißensee wurde einer der Darsteller, ein junger Mann im Alter von 22 Jahren, vom Pferde geworfen und durch einen Hufschlag gegen den Kopf so schwer verletzt, daß er auf dem Transport zum Krankenhaus verschied.


Mittwoch, den 25. September 1918 (Nr. 225), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Mehrfache Störungen in der elektrischen Kräftezuführung traten im Laufe des heutigen Tages ein und legten alle Betriebe, die auf elektrische Kraft angewiesen sind, wiederholt still. Die Ursache der Störung soll in der Leitung nach Eberswalde liegen, doch war genaues noch nicht zu hören.


Donnerstag, den 26. September 1918 (Nr. 226), Aus der Mark

Alt-Landsberg. Die Grippe tritt gegenwärtig hier sehr heftig auf und hat bereits einige Todesopfer gefordert. Unter den Verstorbenen befindet sich die Krankenschwester Magdalene.


Freitag, den 27. September 1918 (Nr. 227), Aus der Mark

Biesdorf. Zwei schwere Kühe wurden nachts dem Landwirt Görke aus dem Stall gestohlen. Ferner holten Spitzbuben dem Gastwirt Kuß in Hohenschönhausen ein ca. 90 Pfund schweres Schwein aus dem Stalle.


Freitag, den 25. Oktober 1918 (Nr. 251), Aus der Mark

Bollensdorf. Der Besitzer des Gutes und Rennstalles Bollensdorf, Sigismund Mühlenthal, alleiniger Inhaber der Firma L. Mühlenthal in Berlin, ist wegen umfangreicher Steuer­hinterziehungen verhaftet worden.


Donnerstag, den 31. Oktober 1918 (Nr. 256), Aus der Mark

Biesdorf. Ein wertvolles Gespann wurde vor einiger Zeit dem Fleischermeister Hans Winsch vor der Zentralmarkthalle in Berlin gestohlen. Jetzt ist es gelungen zu ermitteln, daß die Täter, drei Fahnenflüchtige, das Pferd, das einen Wert von 10000 Mark hatte, hier in Biesdorf geschlachtet und das Fleisch an einen Gastwirt in der Schönhauser Straße verkauft haben. Den Wagen samt dem Geschirr und den Eingeweiden des Pferdes haben die Diebe in Biesdorf so weit vergraben, daß keine Spur mehr von ihm zu sehen war.


Montag, den 11. November 1918 (Nr. 265)

Die Umwälzung in Berlin.
Berlin, 9. November, nachm. 3 Uhr.
Hier hat die Revolution einen glänzenden, fast ganz unblutigen Sieg errungen. Der am Morgen ausgebrochene Generalstreik führte zu einer völligen Stillegung sämtlicher Betriebe. Um die 10. Vormittagsstunde ging ein Jägerbataillon zum Volke über und schickte eine Delegation an den Arbeiter- und Soldatenrat, weitere Truppenteile schlossen sich in rascher Folge an. ...


Donnerstag, den 14. November 1918 (Nr. 268), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Das Landratsamt in Niederbarnim ist, nachdem im ganzen Kreise die Aenderung der Verhältnisse bereits durchgeführt war, am Montag von Beauftragten des Arbeiter- und Soldatenrates besetzt worden. Der Landrat bleibt in Funktion, jedoch bedürfen alle seine Verfügungen der Gegenzeichnung der beiden Kommissare Albert Baumeister und Hermann Müller. ...


Freitag, den 15. November 1918 (Nr. 269), Aus der Mark

Berlin, 18. Nov. Ein Ausschuß des Soldatenrates hat die Einsetzung von Standgerichten beschlossen. Ein russischer Plünderer wurde bereits im Polizeipräsidium standrechtlich erschossen.

Berlin, 18. Nov. Der Soldatenrat hat für seine Mitglieder die schwarz-rot-goldene Armbinde als Zeichen der deutschen Demokratie eingeführt.

Berlin, 18. Nov. Das Verbot des Tragens von Waffen auf der Straße erstreckt sich auch auf Jagdgewehre aller Art. Um die Jäger vor Unannehmlichkeiten zu bewahren, ist ein vorläufiges Verbot für jede Ausübung der Jagd erlassen worden.


Freitag, den 22. November 1918 (Nr. 274), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Zur Ablieferung der Waffen und Waffenscheine ist eine nochmalige Frist von 24 Stunden gewährt worden, auch für die Mitglieder waffentragender Vereine. Nach dieser Frist tritt unbedingt Bestrafung ein.


Freitag, den 22. November 1918 (Nr. 274), Aus der Mark

Berlin. Am gestrigen Bußtag fand die Trauerfeier für die am Revolutionstag gefallenen und deren Beerdigung statt. Die Feier begann um 11 Uhr auf dem Tempelhofer Felde und endete gegen 4 Uhr im Friedrichshain. Trotz der ungeheuren Beteiligung am Leichenzug und der noch größeren Menge Schaulustiger ist es nirgends zu Störungen gekommen. ...


Sonnabend, den 30. November 1918 (Nr. 281), Aus der Mark

Kaulsdorf. Aus dem Bundesschützenhaus hierselbst wurden die dort aufbewahrten Sport-Scheibenbüchsen gewaltsam entwendet. Ueber 700 sehr wertvolle Büchsen nebst Zubehör wurden, nachdem die verschlossenen Gewehrspinde aufgebrochen worden waren, mitgenommen.


Sonntag, den 22. Dezember 1918 (Nr. 300), Aus der Mark

Lichtenberg. Vor dem Hause Mainzer Straße 4 stürzte am Donnerstag vormittag ein Kanalisationsarbeiter in einen tiefen Gully. Er rief noch eine Zeit um Hilfe, die ihm aber niemand bringen konnte. Als die Feuerwehr erschien, waren die Hilferufe verstummt. Der Verunglückte, der inzwischen von der Strömung wohl fortgetrieben war, konnte nicht gefunden werden.


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