Mehrow und Umgebung im Niederbarnimer Kreisblatt (Ausgabe Bernau) von 1923 (70. Jahrgang),
gefunden im Geheimen Staatsarchiv (Berlin-Dahlem)
[2] Ergänzung anhand der im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm vorliegenden Ausgabe (Juli 2016).


Donnerstag, den 4. Januar 1923 (Nr. 2), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt [2]

Bernau. Die Bauarbeiten zur Einführung elektrischer Betriebsweise auf den nördlichen Vorort­strecken nach Bernau und Hermsdorf sind in letzter Zeit erheblich gefördert worden. Die Hauptanlagen für den elektrischen Betrieb werden die drei Kraftwerke in Buch, Gesundbrunnen und Hermsdorf bilden. Der Bau dieser Werke ist schon weit fortgeschritten. ... Zur Verringerung der Baukosten soll die Stromzuführung nicht durch Oberleitung (wie bei den elektrischen Hauptbahnen und der Hamburger Stadtbahn), sondern wie bei der Lichterfelder Bahn durch eine sogenannte Stromschiene geschehen. ... Voraussichtlich kann der elektrische Zugbetrieb schon im Sommer dieses Jahres aufgenommen werden.


Sonnabend, den 6. Januar 1923 (Nr. 3), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Falkenberg. In der dritten Morgenstunde des 3. Januar bemerkten die beiden Nachtwachehabenden von Falkenberg einen auflodernden Feuerschein in Richtung Ahrensfelde Friedhof. Die Wach­habenden schlugen sofort Alarm und in 25 Minuten war die erst im Sommer vorigen Jahres gegründete hiesige Feuerwehr an der Brandstelle. Im Verein mit der Ahrensfelder Ortswehr gelang es, wenigstens das Hauptgebäude des Gastwirts Fischer zu retten, während ein angebauter Vorraum, in dem sich Tische und Stühle und ein Quantum Kohlen befanden, ein Raub der Flammen wurde. Gegen 5 Uhr konnte unsere Wehr wieder abrücken, während die Ahrensfelder Wehr die Aufräumungsarbeiten und Brandwache übernahm. Der Materialschaden ist sehr bedeutend. Durch das Eingreifen der beiden Feuerwehren ist ein größerer Sachschaden verhütet worden. Die Entstehung des Feuers konnte noch nicht festgestellt werden.


Sonntag, den 7. Januar 1923 (Nr. 4), Anzeigen [2]

Am Montag, den 15. Januar d. Js., vormittags 10 Uhr werden wir im Gasthof des Herrn Reiche in Lindenberg Rieselland der Gemarkung Wartenberg-Norden und Malchow-Norden meistbietend verpachten. Die näheren Bedingungen werden vor Beginn bekannt gegeben.
Die Gutsverwaltung Malchow.

Freiwillige Inventar-Versteigerung
Am Mittwoch, den 10. Januar cr., vormittags 10 Uhr, im Gasthof von Wilhelm Hase, Ahrensfelde.
Es gelangen zur Versteigerung:
1 großer Planwagen, 1 kleiner Planwagen, 1 Achswagen, 1 Gemüsewagen, 1 Trainierwagen, 1 Break, 1 Klappermühle, Schmierböcke, Geschirre, Sattelzeug, 1 Pferd, 4 Hammel, Gänse, Enten, Hühner, Pflüge, Eggen, Krümmer, Futterkästen, Geschirrspind, 4 eis. Bettstellen, 1 Handwäsche­rolle, 150 Frühbeetfenster, 50 Karbid- u. Petroleum-Lampen, 1 komplett. Billard mit Bällen, 1 Mädchenfahrrad u. Verschiedenes.


Donnerstag, den 11. Januar 1923 (Nr. 6), Amtlicher Teil [2]

Bekanntmachung.
Die Kreisstraße in der Richtung von Birkholz vom Bahnübergang bis zum Bahnhof Blumberg wird vom 8. Januar d. J. ab bis auf weiteres wegen Ausbesserungsarbeiten am Pflaster für Fuhrwerke gesperrt.
Berlin, den 6. Januar 1923.
Der Landrat Schlemminger.


Sonnabend, den 20. Januar 1923 (Nr. 11), Amtlicher Teil

Bekanntmachung.
Der Besitzer von Clarahöhe bei Lindenberg hat die Erlaubnis, um seinen Wirtschaftshof Fußangeln und Selbstschüsse zu legen.
Ahrensfelde, den 16. Januar 1923.
Der Amtsvorsteher, Buchholz


Sonnabend, den 20. Januar 1923 (Nr. 11), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Altlandsberg. Die Stadtverordneten-Versammlung stellte aus der Stadtforst Holz zur Verfügung zur Anfertigung von Einheitssärgen, die zum Preise von 8000 und 12000 M. abgegeben werden sollen. Außerdem soll eine Beerdigungsgemeinschaft gegründet werden, um in Sterbefällen den Mitgliedern auch finanziell zu helfen.


Donnerstag, den 25. Januar 1923 (Nr. 14), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Ahrensfelde. In der Nacht vom 17. zum 18. J d. Js. wurde unsere bisher von Einbrechern verschont gebliebene Kirche von Einbrechern heimgesucht. Gestohlen wurden das Taufbecken, ein Kronleuchter, die kleinen Wandleuchter, das kleine silberne Altarkruzifix sowie die alten Orden und Auszeichnungen unserer verstorbenen Krieger, welche vom Krieger- und Landwehr-Verein in zwei Glaskästen aufbewahrt wurden.


Donnerstag, den 25. Januar 1923 (Nr. 14), Anzeigen

Am 26. Januar, vorm. 11 Uhr Fortsetzung der Verpachtung von Rieselland im Gasthaus zum „Deutschen Kronprinzen“ in Malchow.
Die Gutsverwaltung Malchow.


Freitag, den 2. Februar 1923 (Nr. 18), Amtlicher Teil, gekürzt

Bekanntmachung!
Aufruf!
Der Franzose hat an der Ruhr zum letzten Stoß gegen deutsche Selbständigkeit, deutsche Einheit angesetzt. ...
An uns ist es, die Tapferen, die dort für uns alle leiden, bis zur Grenze unserer Leistungsfähigkeit zu unterstützen. ...
Sammelt Gaben an Geld und Lebensmitteln für unsere bedrängten Brüder. ...
Bringt Eure Gaben zu den Sammelstellen, die Euer Kreislandbund, zusammen mit den anderen landwirtschaftlichen Organisationen sofort einrichten wird. ...
  • Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg und für Berlin. ...
  • Brandenburgischer Landbund. ...
  • Verband der Landwirtschaftlichen Genossenschaften der Provinz Brandenburg. ...
  • Verband der Brandenburgischen Landbundgenossenschaft. ...
  • Verband der Raiffeisengenossenschaften f. Brandenburg. ...
  • Verband Märkischer Landwirtschaftlicher Hausfrauenvereine. ...
Verzeichnis der zur Durchführung der Rheinlandhilfe im Kreise gewählten Vertrauensmänner und der ihnen zugewiesenen Bezirke. [Auswahl]
  • Vertrauensmann: Gutsbesitzer Gathow, Lindenberg.
    Bezirk: Birkholz, Gemeinde. Börnicke, Gemeinde und Gut. Lindenberg, Gemeinde. Schwanebeck, Gemeinde.
  • Vertrauensmann: Amtsvorsteher Grün, Blumberg.
    Bezirk: Ahrendsfelde, Gemeinde. Blumberg, Gemeinde und Gut. Eiche, Gemeinde. Mehrow, Gemeinde und Gut.
  • Vertrauensmann: Bürgermeister Schwarzburger, Altlandsberg.
    Bezirk: Altlandsberg, Stadt und Amt. Bruchmühle, Gemeinde. Eggersdorf, Gemeinde. Hönow, Gemeinde. Seeberg, Gemeinde.


Freitag, den 2. Februar 1923 (Nr. 18), Anzeigen

Achtung! Jugendweihe.
Diejenigen Eltern, die gewillt sind, ihre Kinder an der Jugendweihe teilnehmen zu lassen, werden gebeten, sich bei Herrn Heinrich Brose, Mühlenstraße umgehend zu melden.
Das Gewerkschafts-Kartell, Emil Jaeger, Obmann.


Sonnabend, den 3. Februar 1923 (Nr. 19), Amtlicher Teil [2]

Bekanntmachung.
Die unter dem 6. d. Mts. angeordnete Sperre der Kreisstraße von Birkholz nach Blumberg wird hierdurch aufgehoben.
Berlin, den 29. Januar 1923.
Der Landrat. Schlemminger.


Donnerstag, den 8. Februar 1923 (Nr. 22), Anzeigen [2]

Wir bringen hierdurch zur Kenntnis, daß das Konkursverfahren über das Vermögen der Alt-Landsberger Kleinbahn A. G. zu Berlin am 25. Januar 1923 eingestellt worden ist. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Berlin, Alexanderufer 1.
Alt-Landsberger Kleinbahn A. G.
Die Direktion. Weigel.


Sonnabend, den 10. Februar 1923 (Nr. 23), Anzeigen [Rechtschreibung wie vorgefunden] [2]

1 großer schwarzer Hund hat sich angefund. Abzuholen bei Fritz Ebel, Blumberg.

hotel reichsadler montag, den 12.2. abends 8 ur fortrag fon gustaf nagel über sein natürliches leben, krankheitsheilung und jerusalem.
eintrit 150 mark.


Sonnabend, den 17. Februar 1923 (Nr. 27), Anzeigen [2]

Eine Breitsäemaschine, gut erhalten, preiswert zu verkaufen.
Max Blankenburg, Lindenberg


Sonnabend, den 24. Februar 1923 (Nr. 31), Amtlicher Teil, gekürzt [2]

Bekanntmachung.
Dem Tierarzt Dr. Freese, wohnhaft in Dahlwitz-Hoppegarten, habe ich die Schlachtvieh- und Fleischbeschau in denjenigen Fällen, in denen sich die Tiere in seiner Behandlung befunden haben ... unter Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs übertragen.
Berlin, den 19. Februar 1923.
Der Landrat. I. A.: Voigt, Regierungsassessor.


Sonntag, den 25. Februar 1923 (Nr. 32), Amtlicher Teil, gekürzt [2]

Bekanntmachung.
Bei der Kreiskommunalkasse sind weitere nachstehend aufgeführte Spenden für die Rheinland- und Ruhrhilfe eingegangen: ...
  • Durch Amtsvorsteher Buchholz, Ahrensfelde: ... [namentliche Nennung der Spender]
An Naturalien sind weiterhin gespendet: ...
  • Durch Vertrauensmann Amtsvorsteher a. D. Grün, Blumberg: Ad. Thürling 2 Ztr. Roggen.


Sonntag, den 25. Februar 1923 (Nr. 32), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Johannisthal. Der Flugzeugführer von Köppen stieg am Freitag vormittag hier mit einer Fokkermaschine des Deutschen Lloyds zu einem Probeflug auf. Als er in etwa 50 Meter Höhe ein sogenanntes „Looping“ ausführen wollte, stürzte die Maschine ab und wurde vollständig zer­trümmert. Köppen trug schwere Kopfverletzungen davon und wurde in ein Krankenhaus gebracht.


Sonnabend, den 3. März 1923 (Nr. 35), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Krummensee. Unser Dorf will auch seine im Weltkrieg gefallenen Söhne ehren. Der zur Beschaffung der Geldmittel für ein Gefallenendenkmal veranstaltete Wohltätigkeitsabend konnte einen regen Besuch verzeichnen. Die Anregung zum Bau des Denkmals geht vom Turnverein „Deutsche Eiche“ aus. Daß sie nicht auf unfruchtbaren Boden fiel, bewies der Ertrag des Abends. Kam doch die stattliche Summe von 222000 M. zusammen.


Dienstag, den 6. März 1923 (Nr. 37), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Mahlsdorf. Die Schule im Gasthaus. Da der Bau neuer Schulen bei den jetzigen Preisen unmöglich ist, hat die Stadt Berlin in der Kolonie Mahlsdorf-Süd das Restaurant Kurpark käuflich erworben, um darin eine Gemeindeschule einzurichten.


Donnerstag, den 8. März 1923 (Nr. 38), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. Am 20. Januar 1923 ist eine neue Polizeiverordnung über den Radfahrverkehr in Kraft getreten. Durch diese sind die bisherigen Bestimmungen dahin geändert worden, daß die Führung von Radfahrkarten nicht mehr erforderlich ist. Es wird daher die Karte von den Radfahrern nicht mehr gefordert werden.


Sonnabend, den 10. März 1923 (Nr. 39), Amtlicher Teil [2]

Bekanntmachung.
Die Kreisstraße in der Richtung vom Bahnübergang bis zum Bahnhof Blumberg wird vom 8, März d. J. ab bis auf weiteres wegen Ausbesserungsarbeiten am Pflaster für Fuhrwerke gesperrt.
Berlin, den 6. März 1923.
Der Landrat Schlemminger.


Sonnabend, den 17. März 1923 (Nr. 43), Anzeigen [2]

Schwerer Zucht-Eber,
ca. 4 Ztr., veredeltes hannov. Land-Schwein, sprungsicher, wegen Nachzucht abzugeben.
Gutsverwaltung von Oertzen, Hönow b. Mahlsdorf.


Mittwoch, den 21. März 1923 (Nr. 45), Anzeigen

Ca. 300 Zentner Rüben hat abzugeben Fritz Gathow, Blumberg.

Rhein.-belg. Hengst, angekört, mit Abstimmungspapieren, steht zum Decken bei G. Grün, Gutsbesitzer, Blumberg.
Auch sind dort ca. 2000 Ztr. Saatkartoffeln „Parnassia anerkannt abzugeben.


Sonnabend, den 24. März 1923 (Nr. 47), Amtlicher Teil [2]

Bekanntmachung.
Die Gemeindevertretung der Landgemeinde Ahrensfelde im Kreise Niederbarnim wird hiermit gemäß § 142 der Landgemeindeordnung vom 3. Juli 1891 und Artikel 82 der Verfassung vom 30. November 1920 (G. S. S. 543) aufgelöst.
Berlin, den 24. Februar 1923.
Das preußische Staatsministerium. gez. Braun. gez. Severing.


Dienstag, den 27. März 1923 (Nr. 49), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Mahlsdorf. Ein Schwindler treibt hier und in der Umgegend sein Wesen. Es handelt sich um einen etwa 25 Jahre alten Mann, der Frauen in Abwesenheit der Männer aufsucht und angibt, als ein guter Freund des Mannes billige Lebensmittel aus seiner Heimat besorgen zu können. Meist gelingt es ihm auf diese Weise Beträge zu erschwindeln, mit denen er dann verschwindet.


Donnerstag, den 29. März 1923 (Nr. 50), Anzeigen [2]

Stroh, Heu und sonstige Landes-Produkte kaufe [ich] per Kasse.
Ley, Hoppegarten b. Berlin. Fernsprecher 55.


Sonntag, den 1. April 1923 (Nr. 51), Anzeigen

Ahrensfelde.
Am 2. Osterfeiertag: Gr. Tanzmusik, wozu freundlichst einladet Wilhelm Hase.


Freitag, den 13. April 1923 (Nr. 58), Anzeigen

2 Deckeber, 8 u. 9 Mon. alt, aus guter Zucht, hat abzugeben
Rittergut Mehrow b. Ahrensfelde-Bln.

Gänsestücken. Täglich größte Auswahl, Kleinverkauf zu Großpreisen.
Tierpark Berlin, Stralauer Allee 26.


Sonnabend, den 14. April 1923 (Nr. 59), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Grünau. Ein Kleiderschlitzer treibt auf der Stadtbahn sein Unwesen. So wird gemeldet, daß einer jungen Dame in einem vollbesetzten Zuge aus der Richtung Grünau-Berlin von einem unbekannten Täter mit einer Schere aus ihrem weißen Unterrock ein großes, viereckiges Stück herausgeschnitten wurde.


Freitag, den 20. April 1923 (Nr. 63), Amtlicher Teil, gekürzt [2]

Bekanntmachung.
Bei der Kreis-Kommunalkasse sind weitere, nachstehend aufgeführten Spenden für die Rheinland und Ruhrhilfe eingegangen: ...
  • Durch d. Vertrauensm. Amtsvorsteher a. D. Grün, Blumberg: ...


Sonntag, den 22. April 1923 (Nr. 65), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Biesdorf. Im Walde des Gutes Biesdorf wurde von zwei Banklehrlingen, die einen Ausflug machten, in der Nähe der Cöpenicker Straße ein Mann von etwa 30 Jahren bewustlos aufgefunden. Neben ihm lag ein Fläschchen mit dem Rest eines Giftes. Ein Förster, der dazukam, holte den Arzt von Biesdorf herbei, dessen Wiederbelebungsversuche jedoch erfolglos blieben. Der Mann starb an Verbrennungen der inneren Organe. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach der Halle des hiesigen Friedhofs gebracht. Die Persönlichkeit des Toten ist noch unbekannt. Er trug einen Trauring mit den Zeichen J. H. 25.12.10.


Dienstag, den 24. April 1923 (Nr. 66), Amtlicher Teil, gekürzt

Personalnachweisungen.
Bestätigt: Rudolf Krüger zum kommissar. Gemeindevorsteher der Landgemeinde Ahrensfelde.


Mittwoch, den 25. April 1923 (Nr. 67), Anzeigen

Prima Zucht-Eber, von der Landwirtschaftskammer eingestellt, steht zum Decken bei
Reiche, Lindenberg.


Sonnabend, den 5. Mai 1923 (Nr. 74), Anzeigen

Ahrensfelde.
Am Sonntag, 6. Mai: Gr. Tanzmusik wozu freundlichst einladet W. Hase, Gastwirt.


Sonntag, den 6. Mai 1923 (Nr. 75), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Blumberg. Auf der Feldmark des benachbarten Vorwerks Elisenau wurde vor einigen Tagen durch spielende Kinder in einem Wassertümpel die Leiche eines 30-40 Jahre alten Mannes gefunden. Der Tote gehörte anscheinend dem Arbeiterstande an und hatte nur einen geringen Geldbetrag bei sich. Die Leiche weißt am Kopf eine Schußwunde auf. Der Rucksack, den der Mann bei sich trug, war mit sieben schweren Steinen gefüllt. Ob ein Verbrechen oder Selbstmord vorliegt, ist noch nicht aufgeklärt.

Berlin. Nach Beendigung der Vorbereitungen zur Schaffung eines Zentralflughafens auf dem Tempelhofer Feld soll in den nächsten Tagen mit den notwendigen Bauarbeiten begonnen werden. Am Freitag hat Stadtbaurat Dr. Adler bereits mit den beiden Luftverkehrsgesellschaften, dem Aero Lloyd und den Junkerswerken, verhandelt, die laut Vertrag mit der Stadt die provisorischen Bauten zu übernehmen haben.


Dienstag, den 8. Mai 1923 (Nr. 76), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt

Der Maulwurf ist jetzt ein jagdbares Tier geworden, dem mit großem Eifer nachgestellt wird. Die Maulwurfsfelle, die zu kostbarem Pelzwerk verarbeitet werden, stehen sehr hoch im Preise und wenn der Schwarzkittel weiter so zur Strecke gebracht wird, wird die Zahl bald sehr vermindert sein. ...

Die erste Flugzeugreklame in Berlin. Freitag abend wurde in Berlin zum ersten Male eine neue Flugzeugreklame erprobt. Ein Doppeldecker überflog abends kurz nach 8 Uhr in großer Kurve die Stadt, an den Tragflächen den aus Glühbirnen gebildeten Namen einer bekannten Zahnputzmittel­fabrik tragend.


Mittwoch, den 9. Mai 1923 (Nr. 77), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Blumberg. Der Leichenfund in Elisenau, über den wir in unserer letzten Sonntag-Nummer berichteten, hat jetzt seine Aufklärung gefunden. Der Tote ist der bei seinen Eltern in Berlin-Weißensee, Gaeblerstr 8 wohnhaft gewesene arbeitslose Paul Paetzold. Wie die herbeigerufene Gerichtskommission festgestellt hat, liegt Selbstmord vor.


Sonntag, den 13. Mai 1923 (Nr. 80), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Altlandsberg. Ein schwerer Automobilunfall hat sich in der Nähe von Seeberg zugetragen. Bei dem Versuche, einem Motorradfahrer auszuweichen, stießen zwei Autos zusammen. Dabei stürzte ein Herr so unglücklich aus dem Wagen, daß er einen Wirbelsäulen- und Beckenbruch davontrug und im hiesigen Krankenhause seinen Verletzungen erlag.


Dienstag, den 15. Mai 1923 (Nr. 81), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Mahlsdorf. Eine wertvolle Schenkung ist der evangelischen Kirchengemeinde durch Ritterguts­besitzer von Treskow zuteil geworden. Zur Anlage eines neuen Friedhofes wurde der Kirchen­gemeinde an der Rahnsdorfer Straße (etwa 800 Meter hinter dem früheren Rathause) ein beträchtliches Gelände übergeben.


Dienstag, den 15. Mai 1923 (Nr. 81), Anzeigen [2]

Für die überaus zahlreichen Gratulationen und Geschenke anläßlich unserer Hochzeit danken herzlichst Richard Koch und Frau Frieda geb. Baurath.
Lindenberg, im Mai 1923.


Freitag, den 18. Mai 1923 (Nr. 84), Amtlicher Teil, gekürzt [2]

Personalnachweisung.
Bestätigt: Der Gemeindevorsteher Juert in Blumberg zum Amtsvorsteher-Stellvertreter des Amtsbezirks Nr. 19 Blumberg; ...


Sonnabend, den 19. Mai 1923 (Nr. 85), Anzeigen [2]

Am 1. Pfingstfeiertag bleibt mein Geschäft weg. Familienfestlichkeit geschlossen.
W. Hase, Gastwirt, Ahrensfelde.


Sonntag, den 20. Mai 1923 (Nr. 86), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. Am heutigen Sonnabend früh wurden hier die Arbeiter E. und Br. festgenommen, die in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend mittels Einbruchs beim Landwirt Ebel in Lindenberg zwölf Hühner und zwei Hammel gestohlen hatten. Die Beute wurde sichergestellt.


Sonntag, den 20. Mai 1923 (Nr. 86), Anzeigen [2]

Bekanntmachung.
Zur Vornahme von Neupflasterungsarbeiten wird die Chaussee Malchow-Lindenberg (Berlin-Stettin) von km 9,1 bis km 9,4 im Einvernehmen mit dem Herrn Polizeipräsidenten vom 22. Mai d. Js. ab auf die Dauer von 6 Wochen für jeden Fahrverkehr gesperrt.
Der Fahrverkehr von Lindenberg und den umliegenden Orten nach Malchow bezw. Weißensee hat während dieser Zeit von Lindenberg über Wartenberg bezw. die Falkenbergerstraße zu erfolgen.
Berlin-Weißensee, den 17. Mai 1923.
Bezirksamt Weißensee. Müller, Stadtrat.


Sonntag, den 27. Mai 1923 (Nr. 91), Anzeigen

Nachruf.
Am Freitag, den 25. Mai entschlief nach langem, schweren Leiden im Alter von 61 Jahren unser verehrter Prinzipal, der Inhaber der Firma L. Röther's Buchdruckerei Herr Buchdruckereibesitzer Rudolf Paepke. ...
[seit 27.1. Verantwortlicher Redakteur: i.V.: Otto Gerwig in Bernau]


Dienstag, den 28. Mai 1923 (Nr. 92), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. Rekord-Lauf Cöpenick-Altlandsberg-Bernau (30 Kilometer). Der Weltrekordläufer Mazeppa legte am Sonntag die Strecke Cöpenick-Altlandsberg-Bernau in der Rekordzeit von 1 Stunde 52 Minuten trotz Regen und Wind zurück.


Donnerstag, den 31. Mai 1923 (Nr. 94), Amtlicher Teil

Personalnachweisung.
Bestätigt: Der Maurer Gustav Vetter als Schöffe der Landgemeinde Blumberg.


Freitag, den 1. Juni 1923 (Nr. 95), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. Rekordmarsch rund um Berlin (100 Kilometer). Der Berufsläufer Paul Sillier unternimmt am Sonnabend, den 2. Juni einen Rekordmarsch um Berlin. Der Start ist morgens 7 Uhr am Zoo und führt die Strecke von hier über Charlottenburg - Spandau - Tegel - Hermsdorf - Bernau - Altlandsberg - Cöpenick - Oberschöneweide - Treptow nach Berlin, wo sich am Dönhoffplatz das Ziel bei Stillers Schuhwarenhaus befindet. Nach mehrmaliger Zwangspause dürfte der Läufer um 6 Uhr nachmittags eintreffen. Der Rekord über diese Strecke beträgt 10 Stunden 42 Minuten und ist daher verbesserungsbedürftig.


Sonntag, den 3. Juni 1923 (Nr. 97), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt [2]

Bernau. Berlin-Angermünde-Berlin. Diese seit langen Jahren wohlbekannte und beliebte Fernfahrt findet durch den Unionsverein Berliner Radfahrer-Verein 1910 am Sonntag ihre Wiederholung. Ausgefahren wird das Rennen auf der 144 km langen Strecke: Weißensee-Malchow-Lindenberg-Schwanebeck-Bernau-Biesenthal-Eberswalde-Chorin-Angermünde und zurück mit Start und Ziel in Weißensee, Kilometerstein 7. ...


Freitag, den 8. Juni 1923 (Nr. 101), Amtlicher Teil [2]

Personalnachweisung.
Bestätigt: Der frühere Stellmachermeister Rudolph Krüger in Ahrensfelde zum Amtsvorsteher des Amtsbezirks Nr. 20 „Ahrensfelde“


Freitag, den 8. Juni 1923 (Nr. 101), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt [2]

Buch. Zu einem Zusammenstoß zwischen einem städtischen Hilfsförster und einem Wilderer kam es auf dem Gelände von Hobrechtsfelde. Der Förster sah dort einen jagdmäßig ausgerüsteten Mann, der augenscheinlich mit der Büchse auf einem Pirschgang war. Als er ihn anrief, nahm der Mann Deckung hinter der Böschung eines Rieselgrabens und legte auf den Förster an. Diese kam ihm jedoch zuvor und schoß ihm eine Kugel durch die rechte Hand in die Hüfte, so daß der Getroffene zu Boden sank. ...


Dienstag, den 12. Juni 1923 (Nr. 104), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt

Der Koloradokäfer. Die Biologische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft teilt dem Kleingartenamt mit, daß der schädliche Koloradokäfer von Frankreich her Deutschland bedroht. Da der Käfer große Schädigungen an Kartoffelfeldern anrichtet, erscheint es angezeigt, besonders auf die Gefährlichkeit dieses Schädlings hinzuweisen. ...


Mittwoch, den 13. Juni 1923 (Nr. 105), Amtlicher Teil [2]

Bekanntmachung.
Die am 6. März d. Js. angeordnete Sperre der Kreisstraße von Birkholz nach Bahnhof Blumberg wird hierdurch aufgehoben.
Berlin, den 11. Juni 1923.
Der Landrat Schlemminger.


Mittwoch, den 13. Juni 1923 (Nr. 105), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Altlandsberg. Der hiesige rührige Reiterverein veranstaltet am 1. Juli einen großen Wettbewerb. Auch Schulreiten und Dressurprüfung sind vorgesehen. Zahlreiche Anmeldungen auch seitens anderer Reitervereine der Umgegend liegen bereits vor. Wertvolle Preise stehen zur Verfügung.

Blumberg. Der Landbundreiterverein Blumberg tritt am 8. Juli zum ersten Mal mit einer größeren Veranstaltung an die Öffentlichkeit. Es werden nicht nur Abteilungs- und Schulreiten, sondern auch Hindernisprüfungen gezeigt werden.


Donnerstag, den 14. Juni 1923 (Nr. 106), Amtlicher Teil, gekürzt

Personalnachweisung.
Bestätigt: Der Gemeindevorsteher Kirschbaum in Lindenberg zum Amtsvorsteher und der Gemeindeschöffe Rudolf Gathow zum Amtsvorsteher-Stellvertreter des Amtsbezirks 23 „Malchow“. ...


Sonnabend, den 16. Juni 1923 (Nr. 108), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Ahrensfelde.
Sonntag, den 17. Juni: Gr. Tanzmusik, wozu freundlichst einladet W. Hase, Gastwirt.


Mittwoch, den 20. Juni 1923 (Nr. 111), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Börnicke. Die Postagentur hierselbst wird mit Ablauf des 30. Juni 1923 aufgehoben. Vom 1. Juli ab wird statt dessen eine Posthilfsstelle mit Telegraphenbetrieb eingerichtet und die Verwaltung derselben dem Gastwirt Lange übertragen. Kranken und gebrechlichen Rentenempfängern, die zwecks Empfangnahme ihrer Bezüge infolge Aufhebung der Postagentur weite Wege zurückzulegen haben, können auf Antrag, der beim Postamte Bernau einzureichen ist, die Bezüge kostenlos zugestellt werden.


Donnerstag, den 28. Juni 1923 (Nr. 118), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Altlandsberg. Ein größerer Trupp Zigeuner, der dieser Tage aus der Stadt, wo er auf dem Marktplatz lagerte, verwiesen worden war, wurde später vom Oberlandjäger im Walde lagernd betroffen, wo die Pferde frei herumliefen und Verwüstungen zwischen Neuanpflanzungen anrichteten. Für den entstandenen Schaden wurden die Zigeuner in eine Strafe von 100000 M. genommen, die sie erst bezahlten, nachdem man eines ihrer Pferde beschlagnahmt hatte.


Sonntag, den 1. Juli 1923 (Nr. 121), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt

Die Abnahme der Störche. Ueber eine beträchtliche Abnahme der Störche wird von Naturfreunden berichtet. Die Ursache der Verminderung der Störche wird in allen möglichen Erscheinungen, so in einer Verringerung der Strohdächer, auf denen die Störche mit Vorliebe bauen, gesucht, dürfte sich aber noch einfacher aus der Abnahme der Nahrung der Störche erklären. Die Weiher, Tümpel, Gräben, Wasserrinnen im Gelände, der Aufenthalt der Frösche, sind vielfach ausgetrocknet, oder sonstwie verschwunden ...


Donnerstag, den 5. Juli 1923 (Nr. 124), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt

Der Millionenmarkschein. Die Reichsbank hat jetzt einen Schein im Nennwerte von einer Million Mark in Auftrag gegeben. ...


Freitag, den 6. Juli 1923 (Nr. 125), Amtlicher Teil, gekürzt [2]

Bekanntmachung.
Viehseuchenpolizeiliche Anordnung.
Zum Schutze gegen die Tollwut wird ... folgendes bestimmt:
§ 1. In den Ortschaften der Amtsbezirke Neuenhagen, Dahlwitz, Schöneiche, Fredersdorf, Ahrensfelde, Altlandsberg-Amt und im Stadtbezirk Altlandsberg sind sämtliche Hunde, auch wenn sie erst mach Anordnung der Sperre in diese Bezirke eingeführt werden, für eine Zeit von drei Monaten einschl. festzulegen (anzuketten oder einzusperren). Auf diese Bekanntmachung machen wir hierdurch noch besonders aufmerksam.
Der Festlegung gleich zu achten ist das Führen der mit einem sicheren Maulkorbe versehenen Hunde an der Leine. ...
Berlin, den 2. Juli 1923.
Der Landrat. I. A. Voigt, Regierungsassessor.


Freitag, den 6. Juli 1923 (Nr. 125), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. Der Herr Landrat des Kreises Niederbarnim erläßt im amtlichen Teile des heutigen Kreisblatts eine viehseuchenpolizeiliche Anordnung zum Schutze gegen die Tollwut. Danach sind in den Ortschaften der Amtsbezirke Neuenhagen, Dahlwitz, Schöneiche, Fredersdorf, Ahrensfelde, Altlandsberg-Amt und im Stadtbezirk Ahrensfelde sämtliche Hunde für eine Zeit von drei Monaten festzulegen (anzuketten oder einzusperren). Auf diese Bekanntmachung machen wir hierdurch noch besonders aufmerksam.


Dienstag, den 10. Juli 1923 (Nr. 128), Amtlicher Teil

Bekanntmachung.
Wegen Umpflasterung wird die Kreisstraße Marzahn - Alt-Landsberg von Station 22,2 bis 22,3 bei der Berliner Mühle bei Alt-Landsberg vom 9. Juli bis 28. Juli d. Js. für jeden Fuhrwerksverkehr gesperrt.

Bekanntmachung.
Unter dem Schweinebestande des Gastwirts Reiche hier ist Schweinepest amtstierärztlich festgestellt worden. Ueber das Gehöft wird die Sperre verhängt.
Lindenberg, den 8. Juli 1923
Der Amtsvorsteher, Kirschbaum.


Mittwoch, den 11. Juli 1923 (Nr. 129), Anzeigen

Einen gebrauchten Getreide-Mäher, Marke Siedersleben, gibt ab, weil überzählig Gutsverwaltung von Oertzen, Hönow bei Mahlsdorf.


Donnerstag, den 12. Juli 1923 (Nr. 130), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Briefmarken zu 10000 Mark werden jetzt hergestellt. Es handelt sich um Landesstempelmarken.


Freitag, den 13. Juli 1923 (Nr. 131), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt

Blumberg. Zum ersten Male trat der Landbund-Reiterverein Blumberg am vergangenen Sonntag vor die breite Oeffentlichkeit mit einem groß angelegten Reit- und Fahrturnier. Zusammen mit Abordnungen der Reitervereine Altlandsberg, Ahrensfelde, Bernau und Marzahn waren nicht weniger als 60 Reiter bei den Vorführungen tätig. Wie schon am 1. Juli in Altlandsberg, so zeigte sich auch hier, daß die jungen Landbund-Reitervereine in Bezug auf ernste Arbeit geradezu Vorbildliches geleistet haben. ... Die Idee, die der Landbund mit der Förderung des Reitbetriebes im Kreise Nieder-Barnim verfolgt, hat der Blumberger Verein in trefflicher Weise zum Ausdruck gebracht. Es kommt nicht darauf an, daß geritten wird, sondern darauf, wie geritten wird. ... Eine riesige Zuschauermenge hatte sich zu Fuß und zu Wagen eingefunden und begleitete die Vorführungen mit lebhafter Anteilnahme. Für eine zweckmäßige und hübsche Anlage des Reitplatzes war keine Mühe gescheut worden, auch hier war Vorbildliches geleistet worden. ...


Dienstag, den 17. Juli 1923 (Nr. 134), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Lindenberg. Eine große Freude bereitete die Ortsgruppe des Kreiswirtschaftsverbandes den 22 hier untergebrachten Kindern aus Lüdenscheid. Nach langen Vorbereitungen des Herrn Bernh. Bolle fuhren die Kinder mit drei Wagen nach Berlin bis zum Tiergarten, besuchten dann den Zoologischen Garten und das Aquarium bei freiem Eintritt unter Leitung des Herrn Lehrer Bauer. Um 1 Uhr holte ein Auto der Rundfahrtgesellschaft, welche dieses in hochherziger Weise zur Verfügung gestellt hatte, die Kinder vom Zoo ab und fuhr sie zu den wichtigsten Sehenswürdig­keiten Berlins. Am Märchenbrunnen endete die schöne, den Kindern viel zu kurze Fahrt und die Wagen brachten sie wieder in die neue Heimat, nach Lindenberg, zurück. Dieser Tag wird den Kindern eine bleibende Erinnerung sein fürs Leben; wie überhaupt das Werk des Landbundes reiche Früchte tragen wird in den kleinen Kinderherzen.


Dienstag, den 17. Juli 1923 (Nr. 134), Anzeigen [2]

Bekanntmachung.
Die Neupflasterungsarbeiten auf der Chaussee Malchow-Lindenberg (Berlin-Stettin) von km 9,1 bis km 9,4 sind beendet und wird dieser Straßenzug vom Donnerstag, den 19. Juli d. Js. ab für den Fahrverkehr wieder freigegeben.
Berlin-Weißensee, den 14. Juli 1923.
Bezirksamt Weißensee. Müller, Stadtrat.


Sonntag, den 22. Juli 1923 (Nr. 139), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Berlin. Der explodierte Film. Bei einer Filmgesellschaft in Berlin-Weißensee passierte ein folgenschweres Unglück. Es wurde dort gerade ein Film gedreht, bei dem eine Anzahl von Schauspielern, Komparsen und Bühnenarbeitern beschäftigt war. Plötzlich ertönte ein furchtbarer Knall, man hörte das Wimmern verletzter Menschen, und der ganze Raum war sofort in dichte Rauchwolken gehüllt. Bei der Szene, bei der mit Rauchwirkungen gearbeitet werden sollte, mußte man das sogenannte „weiße Pulver“ verwenden. Durch einen noch nicht aufgeklärten Irrtum wurde aber schwarzes Pulver benutzt, das unter Anwendung besonderer Vorsichtsmaßregeln für Explosionen gebraucht wird. Der Hilfsregisseur Kickebusch und der Arbeiter Zoske wurden lebensgefährlich verbrannt und mußten ins Krankenhaus Weißensee gebracht werden.


Mittwoch, den 25. Juli 1923 (Nr. 141), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt

Tausendmarkstücke. Der Reichsrat beschloß die Ausprägung von 240 Milliarden Mark in 1000-Mark-Stücken. ...


Sonntag, den 5. August 1923 (Nr. 151), Amtlicher Teil [2]

Bekanntmachung.
Die Kreisstraße von Malchow bis Lindenberg wird vom 6. August d. Js. wegen Instandsetzung des Klein-Pflasters bis auf weiteres für Fuhrwerke gesperrt.
Berlin, den 2. August 1923.
Der Landrat. I. A.: Voigt, Regierungsassessor.


Dienstag, den 7. August 1923 (Nr. 152), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Berlin. Wegen eines eigenartigen Unfalls wurde Sonnabend nachmittag der Feuerwehr nach dem Hause Bauhofstraße 10 gerufen. Dort war der Schornsteinfeger Rampf beim Reinigen der Heizungsanlage in einem Heizungsrohr stecken geblieben, so daß er weder vor- noch rückwärts konnte. Die Wehr befreite ihn aus der „Gefangenschaft“.


Freitag, den 10. August 1923 (Nr. 155), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Das städtische Notgeld wird jetzt wieder in einer größeren Anzahl von Gemeinden in Verkehr gebracht. Die kleinen Scheine zu 25, 50 und 100 Pfennigen waren bekanntlich verboten, und erst seit diesem Frühling sind die größeren Scheine infolge der herrschenden Geldknappheit wieder ausgegeben worden. Es sind Wertscheine bis zum Betrage von 500 000 M. und darüber, vielfach durch den Ueberdruck von geringerwertigen Scheinen hergestellt. Auch von großen industriellen Werken sind solche großen Ersatzscheine zur Ausgabe gebracht worden.


Donnerstag, den 16. August 1923 (Nr. 159), Anzeigen [2]

Dreischarpflug, gut erhalten, verkauft oder tauscht gegen Milchkuh
Kurth, Hönow.


Freitag, den 17. August 1923 (Nr. 161), Amtlicher Teil [2]

Bekanntmachung.
Auf Grund des § 4 der von dem Herrn Ministerpräsidenten ... erlassenen Polizeiverordnung ... setze ich hiermit im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden des Körausschusses für den mir unterstellten Körbezirk folgende Termine fest: ...
Dritter Körtag: Am Montag, den 27. August 1923, um 9,30 Uhr vormittags in Altlandsberg (Lokal Lindenberg) für die Ortschaften Altlandsberg, Bruchmühle, Seeberg; um 12 Uhr mittags in Mehrow (Lokal Zielisch) für die Ortschaften Mehrow, Eiche, Ahrensfelde, Hönow, Blumberg; um 3,15 Uhr nachmittags in Seefeld (Lokal Thürling) für die Ortschaften Seefeld, Krummensee, Löhme.
Vierter Körtag: Mittwoch, den 29. August 1923, um 9.30 Uhr vormittags in Röntgental (Lokal Marx, Bärwolffstraße) für die Orte Zepernick, Lindenberg, Birkholz, Schwanebeck, Schönow; ...


Freitag, den 17. August 1923 (Nr. 161), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Orden und Ehrenzeichen müssen, wie bekannt, nach Ableben des Inhabers zurückgegeben werden. Nach einem Schreiben des preußischen Ministerpräsidenten geschieht dies nicht immer. Es soll deshalb jetzt jeder Tod eines Inhabers ungesäumt angezeigt werden. Die Erben müssen nicht nur die Orden bezahlen, die sie behalten wollen, sondern auch die Auszeichnungen, die sie aus irgendeinem Grund nicht beibringen können.


Freitag, den 17. August 1923 (Nr. 161), Anzeigen [2]

Ein Knabe oder alte Frau zum Gänsehüten wird verlangt bei A. Fleischer, Bernau.


Dienstag, den 21. August 1923 (Nr. 164), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Bernau. Die hiesige Polizeiverwaltung veröffentlicht im amtlichen Teile der heutigen Kreisblatt-Nummer eine Bekanntmachung, wonach das unbefugte Nachlesehalten auf den abgeernteten Feldern verboten ist. Uebertretungen werden bestraft.

Vorsicht beim Drachensteigen. Nachdem der Wind über die Stoppelfelder weht, ist die Zeit des Drachensteigens für unsere Jungen gekommen. Große Vorsicht erfordern aber Hochspannungs­leitungen der Ueberlandzentralen. Erst kürzlich ist im letzten Augenblick ein Unglücksfall dadurch verhindert worden, daß ein Arbeiter einen Jungen davon abhielt, auf die Masten zu klettern, um einen an den Drähten hängenden Drachen abzunehmen. In der Nähe von Hochspannungsleitungen sollen überhaupt keine Drachen steigen gelassen werden.


Sonntag, den 20. Mai 1923 (Nr. 86), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bekanntmachung.
Viehseuchenpolizeiliche Anordnung.
Zum Schutze gegen die Maul- und Klauenseuche wird hierdurch ... folgendes bestimmt:
Infolge Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche auf dem Gute Blumberg wird aus dem Gutsbezirk Blumberg, Bez. Potsdam ein Sperrbezirk gebildet. ...
Berlin, den 16. August 1923.
Der Landrat des Kreises Niederbarnim Schlemminger.


Mittwoch, den 22. August 1923(Nr. 165), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Altlandsberg. Seltenen Zuwachs erhielt der Ratmann Mollnau von hier. Eine Katze brachte fünf lebende Junge zur Welt, von denen vier Kätzchen zusammengewachsen waren.


Sonnabend, den 25. August 1923 (Nr. 168), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. „Rund um Berlin.“ Am kommenden Sonntag, den 26. August, kommt wieder die klassische Rad Dauerfahrt „Rund um Berlin“ des Gaues 20 des Bundes Deutscher Radfahrer zum Austrag. Start und Ziel der Fahrt ist das Deutsche Stadion im Grunewald bei Berlin. Die Fahrstrecke ist dieselbe wie in früheren Jahren; sie führt über Kremmen, Oranienburg, Bernau, Erkner usw. - Durch unsere Stadt werden die ersten Fahrer bald nach 9 Uhr vormittags kommen.


Donnerstag, den 30. August 1923 (Nr. 172), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Der schwere Sturz, den der berühmte Straßenfahrer Adolf Huschke bei der Fernfahrt „Rund um Berlin“ erlitt, hat leider einen verhängnisvollen Ausgang genommen; der Verunglückte ist Dienstag seiner Verletzung erlegen. Der Unfall ereignete sich, wie gemeldet, bei Oranienburg. Huschke fuhr in ein Loch auf der Straße, wodurch die Gabel seines Rades brach und der Fahrer schwer mit dem Gesicht aufs Straßenpflaster stürzte. Huschke blieb schwer verletzt liegen, wurde ins Oranienburger Krankenhaus gebracht und dort am Montag operiert. Leider konnte ihm die Operation keine Hilfe mehr bringen; er erlag der Verletzung, die in einem Kiefer- und einem Schädelbruch bestand. Huschke, ein gebürtiger Berliner, hat ein Alter von 32 Jahren erreicht; er hinterläßt eine Witwe und einen Sohn.


Freitag, den 31. August 1923 (Nr. 173), Amtlicher Teil

Personalnachweisung.
Bestätigt:
Der Amtsvorsteher Rudolf Krüger als Gemeindevorsteher der Landgemeinde Ahrensfelde.


Sonnabend, den 1. September 1923 (Nr. 174), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. Ein Unfall, dem leider ein Menschenleben zum Opfer fiel, ereignete sich am gestrigen Donnerstag abends auf dem hiesigen Bahnhof. Am genannten Tage abends 7 Uhr 5 Minuten wollte der Rangieraufseher Karl Degen an eine zurückdrückende Rangierabteilung einen Wagen anhängen. Er blieb dabei mit dem rechten Fuß im Herzstück einer Weiche sitzen, kam zu Fall und wurde am rechten Oberschenkel überfahren. Aerztliche Hilfe war schnell zur Stelle. Der Verletzte wurde dem hiesigen Kreiskrankenhaus zugeführt, wo er bald nach seiner Einlieferung verstarb.


Sonnabend, den 1. September 1923 (Nr. 174), Anzeigen [2]

Im Interesse einer regelmäßigen Stromlieferung bitten wir, uns Drahtbrüche und Isolatoren­defekte an unseren Hochspannungsleitungen sofort zu melden. Derjenige, welcher uns einen derartigen Defekt zuerst meldet, erhält außer der Rückvergütung der Telefongebühren bei dem heutigen Geldwert eine Belohnung von 300000 Mk.
Bei einer Geldentwertung erhöht sich die Belohnung entsprechend.
Märk. Elektrizitätswerk A.-G.
Betriebsdirektion Eberswalde.


Sonntag, den 2. September 1923 (Nr. 175), Anzeigen

Lindenberg.
Sonntag, den 9. Sept. Gr. Erntefest nach ländlicher Sitte wozu freundlichst einladet P. Reiche.

Ahrensfelde. Sonntag, den 2. Sept. Gr. Ernte-Fest mit Umzug. Gastwirt Hase.


Mittwoch, den 5. September 1923 (Nr. 177), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt [2]

Bernau. Am kommenden Sonntag veranstaltet der Radfahrerverein Bernau 93 zum zweiten Male sein großes Straßenrennen „Rund um Bernau“. Dasselbe hat sich zu einem klassischen Rennen entwickelt, zu welchem viele hervorragende Bundesamateure gemeldet haben. ...


Donnerstag, den 6. September 1923 (Nr. 178), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. Der am heutigen Mittwoch hier abgehaltene Krammarkt war von auswärtigen Händlern nur in geringer Anzahl besucht. Da das Wetter nicht besonders günstig war, wurden einige Handelsleute mutlos und verließen, ohne ihre Waren ausgepackt zu haben, wieder den Markt. An Marktbesuchern fehlte es in den Vormittagsstunden gänzlich.


Sonnabend, den 8. September 1923 (Nr. 180), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin, gekürzt

Altlandsberg. Der Männer-Turnverein Altlandsberg 1860 E. V. veranstaltet am Sonntag, den 9. September sein Turn- und Sportfest auf dem Platze am Amtsgericht, das von Vereinen aus der ganzen Mark Brandenburg beschickt wird. Keines der diesjährigen Turnsportfeste der Mark kann eine so große Beteiligung aufweisen wie diese Veranstaltung. ...


Sonntag, den 9. September 1923 (Nr. 181), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. Morgen, Sonntag, vormittag 10 Uhr findet auf der Schönower Chaussee der Start für das vom Radfahrer-Verein Bernau 1893 veranstaltete 90 Km Straßenrennen „Rund um Bernau“ um den Eugen Garbaty-Pokal statt. Zu demselben haben von fast sämtlichen Berliner und den Vereinen der Umgebung insgesamt 140 Fahrer gemeldet. Die Bernauer Einwohner haben damit Gelegenheit, zum ersten Mal ein großes klassisches Straßenrennen zu beobachten, wie es in unserer Stadt noch nicht gefahren worden ist. Die Preise sind im Zigarrengeschäft von Modisch ausgestellt. Die Preisverteilung findet nachmittags 5 Uhr im „Reichsadler“ statt.


Sonntag, den 9. September 1923 (Nr. 181), Anzeigen [2]

Unserer werten Kundschaft zur Nachricht, daß wir uns infolge Mangel an Waren genötigt sehen, unsere Geschäfte Montags u. Mittwochs zu schließen.
Die Fleischer-Innung, Bernau.


Mittwoch, den 12. September 1923 (Nr. 183), Amtlicher Teil [2]

Bekanntmachung.
Die am 2. August d. Js. angeordnete Sperre der Kreisstraße von der Grenze gegen Malchow bis Lindenberg wird hiermit wieder aufgehoben.
Berlin, den 9. September 1923.
Der Landrat Schlemminger.


Mittwoch, den 12. September 1923 (Nr. 183), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin

Weißensee. Ein schwerer Unfall ereignete sich am Montag in den Riebewerken hierselbst. Dort war der 47 Jahre alte Anstreicher Otto Werle aus Berlin, Zehdenicker Straße, mit Anstreichen eines Fahrstuhles beschäftigt. Obwohl ihm verboten war, diese Arbeiten während des Betriebes vorzunehmen, tat er es doch. Er geriet dabei mit dem Kopf unter das Gegengewicht des Aufzuges und trug eine tödliche Verletzung davon.


Donnerstag, den 13. September 1923 (Nr. 184), Aus dem Kreise Niederbarnim und Groß-Berlin [2]

Bernau. Die Heimkehr der Ruhrkinder. Nach einem Aufenthalt von fast 12 Wochen sind die 650 Kinder aus der Stadt Lüdenscheid, die auf Veranlassung des Landbundes bei Landwirten unseres Kreises Aufnahme gefunden hatten, am 7. September wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. ...


Freitag, den 14. September 1923 (Nr. 185), gekürzt [2]

An unsere Leser!
Ueber das „Niederbarnimer Kreisblatt“ sind in den letzten Tagen in unserem Leserkreise die wildesten Gerüchte verbreitet gewesen, von denen das wildeste etwa das war, das Kreisblatt ginge ein. ...
... Auch unser Kreisblatt hat mit dieser Not zu kämpfen und wäre der Sturmflut der Preise und der damit in Verbindung stehenden Ebbe des Leserkreises erlegen, wenn nicht eben in diesen Tagen die Neuordnung getroffen worden wäre, die Bernau jetzt mit den bereits eingangs erwähnten Gerüchten in Atem gehalten hat. Diese Neuordnung beruht auf dem einfachen Gedanken, daß zwei mehr vermögen als einer. Der unseren Lesern gegenüber in Erscheinung tretende Niederschlag dieser alltäglichen Erkenntnis ist die Vereinigung des „Niederbarnimer Kreisblatts“ mit den im Verlage der Buchdruckerei Hermann Freyhoff in Oranienburg erscheinenden Tageszeitungen. ...
Schriftleitung und Verlag des Niederbarnimer Kreisblatts und Bernauer Zeitung.


Ab Sonntag, den 16. September 1923

Niederbarnimer Kreisblatt
Bernauer Zeitung * Märkische Rundschau
Erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Festtagen in Oranienburg
Bezugspreis für die Woche vom 17.-22. Sept. bei den Abholestellen 1 300 000 M., ins Haus zugestellt 1 500 000 M., die einzelne Nummer 350 000 M.
Eigentümer: L. Röthers Buchdruckerei (Inh. R. Paepke's Wittwe), Bernau.


Sonntag, den 16. September 1923 (Nr. 187), Aus dem Kreise Niederbarnim, gekürzt

Alt-Landsberg. Das kreisoffene Sportfest des Männer-Turnvereins Altlandsberg 1860 am 9. September 1923 hat gehalten, was es versprochen hatte. Starke Felder am Start, reichhaltig abwechselnde Kampffolge und spannende Kämpfe begeisterten die Zuschauer, die in einer Zahl von 2000 Köpfen den Platz umstanden. ...


Sonntag, den 23. September 1923 (Nr. 193), Amtlicher Teil, gekürzt [2]

Bekanntmachung.
Nachdem die Maul- und Klauenseuche auf dem Gute Blumberg erloschen ist, hebe ich meine viehseuchenpolizeiliche Anordnung vom 16. August 1923 ... wieder auf.
Berlin, den 21. September 1923.
Der Landrat. I. A.: Voigt, Regierungsassessor.


Dienstag, den 25. September 1923 (Nr. 194), Aus dem Kreise Niederbarnim

Lindenberg. Beim Rübendiebstahl abgefaßt wurden am Sonntag mittag vier Berliner, lauter junge Kaufmannslehrlinge oder Gehilfen, die mit einem Zweispännerfuhrwerk aus Weißensee hierher gekommen waren. Sie hatten bereits zwei Sack Rüben entwendet, und die leeren Säcke, die auf dem Wagen lagen, ließen auf ihre weiteren Absichten schließen. Die Diebe wurden vom Oberlandjäger dem Gemeindevorsteher zugeführt. Ihre Beute wurde beschlagnahmt, sie selbst aber hinterher nach Feststellung ihrer Personalien entlassen. - Auch an den Vortagen sind mehrfach Felddiebe abgefaßt worden, so am Sonnabend mittag fünf Männer und zwei Frauen und am Freitag zwei Radfahrer, die mit vier anderen zusammen Kartoffeln stahlen. Leider sind diese letzten vier entkommen. Die Diebstähle wurden alle auf der Lindenberger Feldmark verübt.


Donnerstag, den 27. September 1923 (Nr. 196), Anzeigen

Breitdrescher mit Roßwerk sucht zu kaufen. Reiche, Lindenberg.


Freitag, den 28. September 1923 (Nr. 197), Aus dem Kreise Niederbarnim

Eiche. Anscheinend wegen zweier Jagdgewehre das Leben genommen hat sich hier der Obstzüchter Paul Hanicke aus Eiche. Er wurde in einer Waldparzelle hinter seinem Grundstück erhängt aufgefunden. Abends vorher war H. mit einem Potsdamer Jagdpächter zusammengetroffen, der ihm sein Gewehr zum Reinigen mitgab, weil beide sich am nächsten Tag zur Hühnerjagd treffen wollten. Da sowohl das Gewehr des Pächters, als auch das des H. trotz eifrigen Suchens bisher unauffindbar geblieben sind, wird vermutet, daß H. einen Zusammenstoß mit Felddieben gehabt und ihm dabei - man hat auch einen Schuß gehört - die Gewehre weggenommen worden sind. Aus Verzweiflung hierrüber wählte H. dann in einem Zustande nervöser Ueberreizung vermutlich den Freitod.


Sonnabend, den 29. September 1923 (Nr. 198), Rubrik „Scherz und Ernst“, gekürzt

Ein Flugzeug von einer Kuh angefallen. Vier englische Flugzeuge landeten neulich auf einer Wiese bei Newcastle, um Benzin einzunehmen. Drei Aeroplane waren schon wieder aufgestiegen, als das vierte noch langsam auf der Erde entlang glitt. In dem Augenblicke, in dem sich das Flugzeug vom Boden erhob, stürzte sich eine wütend gewordene Kuh auf das Flugzeug, senkte die Hörner und fiel es so kräftig an, daß es bei dem Zusammenprall den linken Flügel verlor. ...


30. September 1923 (Nr. 199)

Bezugspreis [des Niederbarnimer Kreisblattes] für die Woche vom 1.-6. Oktober, Abholung: 18 000 000 M. / Zustellung: 20 000 000 M./ Einzelausgabe: 4 000 000 M.

Amtlicher Dollarkurs am 2. Oktober 1923: 242 Millionen
... am 3. Oktober: 320 Millionen
... am 4. Oktober: 440 Millionen


Mittwoch, den 3. Oktober 1923 (Nr. 201), Aus dem Kreise Niederbarnim

Werneuchen. Die fortgesetzten Telegrafendiebstähle haben jetzt zum Teil ihre Sühne in einem Gerichtsverfahren gegen einen Arbeiter Krüger vor dem Landgericht III in Berlin gefunden. Er erzählte dem Gericht folgendes Märchen: er habe im Eisenbahnzug gesessen und von Handels­frauen gehört, daß zwei Leute Kupferdraht gestohlen und im Walde vergraben hätten. Da er den Wald genau kannte, sei er bei der nächsten Haltestelle ausgestiegen und habe eine ganze Nacht hindurch gegraben, aber vergeblich. In der nächsten Nacht habe er den Schatz gefunden und die Stelle dadurch gekennzeichnet, daß er eine Tanne in halber Höhe abhackte. In der dritten Nacht habe er die vielen Zentner Kupferdraht ausgegraben und an einer anderen Stelle wieder vergraben, damit die Diebe ihn nicht finden konnten. Dann habe er sich an einen Mann gewandt, der ihm als gewerbsmäßiger Hehler bekannt war. Mit diesem sei er in den Wald gegangen, um ihm die Beute anzubieten. Der Hehler hatte es aber für lohnenswerter gehalten, die Belohnung zu bekommen. Deshalb stellte er, als er mit dem Angeklagten in den Wald hinausfuhr, einen Kriminalbeamten als angeblichen Käufer vor. Der Beamte verhaftete den Angeklagten dann auf der Stelle. Das Gericht hielt die ganze Darstellung des Angeklagten für durch und durch unwahr und verurteilte ihn zu drei Jahren Gefängnis.


Mittwoch, den 10. Oktober 1923 (Nr. 207), Aus dem Kreise Niederbarnim

Lindenberg. Diebe statteten vom 5. zum 6. Oktober dem reich gehaltenen Kaninchenstand des Arbeiters Jahn, hier, unter Mitnahme von 12 lebenden, schlachtreifen Kaninchen einen Besuch ab. Der Kriminalpolizei in Berlin ist es gelungen, die Täter festzunehmen in dem Augenblick, wie die Kaninchen abgesetzt werden sollten. Es muß allerdings als große Unvorsichtigkeit des Eigentümers bezeichnet werden, daß dieser gerade in heutigen Zeiten den Stall auch nachts unverschlossen zu halten pflegte. Der Vorfall dürfte für die Zukunft einen Warnung sein.


Freitag, den 12. Oktober 1923 (Nr. 209), Aus dem Kreise Niederbarnim

Alt-Landsberg. Ihr 25 jähriges Jubiläum hat am 4. Oktober die Kleinbahn Alt-Landsberg-Hoppegarten zu verzeichnen gehabt. Am 4. Oktober 1898 fuhr der erste Kleinbahnzug von Alt-Landsberg nach Hoppegarten. - Im Interesse des Publikums möchten wir darauf hinweisen, daß sonntags die Abendzüge anders verkehren als bisher. Die Abendzüge verkehren seit dem 1. Oktober 1923 wie folgt: Ab Alt-Landsberg 9.40 Uhr und zurück von Hoppegarten 10.45 Uhr.

Lindenberg. Einbrechern gelang es am 9. Oktober in den Vormittagsstunden während der Abwesenheit der Wohnungsinhaber, in die Wohnräume des Herrn Petschel, hier, Dorfstraße 13, mittels Einsteigen in das offen stehende Stubenfenster einzudringen. Die Diebe hießen 3 goldene Uhren, 1 fast neuen Damenmantel, Wäschestücke und 1 Gehrockanzug mitgehen und sind mit ihrer Beute unerkannt entkommen.


Mittwoch, den 17. Oktober 1923 (Nr. 213), gekürzt

Die Rentenmark als Uebergangswährung
Amtlicher Dollarkurs am 17. Oktober: 4 100 000 000


Sonntag, den 21. Oktober 1923 (Nr. 217), gekürzt

Ein Brief 50 Millionen ...
Aus und für Oranienburg: der 100-Milliarden-Schein ist in Vorbereitung begriffen. ...


Mittwoch, den 23. Oktober 1923 (Nr. 219) und später, gekürzt

Amtlicher Dollarkurs am 23. Oktober: 40 Milliarden
... am 24. Oktober: 56 Milliarden
... am 26. Oktober: 65 Milliarden
... am 1. November: 72,5 Milliarden
... am 2. November: 130 Milliarden
... am 3. November: 320 Milliarden
... am 4. November: 420 Milliarden, 1 Goldmark = 100 000 000 000 M.
... am 9. November: 630 Milliarden, 1 Goldmark = 150 000 000 000 M.
... am 16. November: 2,520 Billionen, 1 Goldmark = 600 000 000 000 M.
... am 23. November: 4,2 Billionen, 1 Goldmark = 1 Billion M.

Bezugspreis des Niederbarnimer Kreisblatts
... für die Woche vom 22.-27.10.: 750+8 Millionen, 800 Millionen, 150 Millionen
... für die Woche vom 29.10.-3.11.: 7½ Milliarden + 80 Millionen, 8 Milliarden, 1½ Milliarden
... für die Woche vom 5.-10.11.: 29 Milliarden + 250 Millionen / 30 Milliarden / 5½ Milliarden
... für die Woche vom 12.-17.11.: 150+2 Milliarden / 160 Milliarden / 35 Milliarden
... für die Zeit vom 19.-24. November (und danach):
Abholung: 70 Goldpfennige + 1%, Zustellung: 75 Goldpfennige, Einzelausgabe: 15 Goldpfennige


Freitag, den 26. Oktober 1923 (Nr. 221), Aus dem Kreise Niederbarnim [2]

Neuenhagen. Ueberfallen wurde der Schüler Rudi Bugge aus Weißensee auf der Chaussee Marzahn-Hönow und seines Fahrrades beraubt. Der Täter konnte gleich nach Bekanntwerden der Tat festgenommen und der hiesigen Polizeibehörde zugeführt werden. Er wurde festgestellt als der Arbeiter Hermann Michael aus Berlin. M. wurde dem Untersuchungsrichter zugeführt.


Sonntag, den 28. Oktober 1923 (Nr. 223), Anzeigen [2]

Statt jeder besonderen Meldung!
Am Mittwoch den 24. Oktober, abends ½8 Uhr, entschlief sanft nach langem schweren Leiden im 66. Lebensjahre mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, der Gutsbesitzer Fritz Dotti.
Hönow, den 24. Oktober 1923.
Martha Dotti geb. Neander, Ilse Schrader geb. Dotti, Lotte Schrader geb. Dotti, Grete Weishaupt geb. Dotti, Fritz Dotti, Udo Schrader, Major a. D., Ewald Weishaupt, Major a. D. und 10 Enkelkinder.
Die Beisetzung findet statt von der Kirche in Hönow am Sonnabend, den 27. Oktober, nachmittags ½3 Uhr. Wagen zur Abholung um ¾2 Uhr Mahlsdorf.


Donnerstag, den 1. November 1923 (Nr. 226), Aus dem Kreise Niederbarnim, gekürzt [2]

Das erste Braunkohlenbergwerk in Niederbarnim.
Die weitere und erhebliche Aufschließung von Braukohlenfeldern in der Mark Brandenburg, die sich bisher auf die Niederlausitz und die Kreise des Regierungsbezirks Frankfurt a. O. beschränkte, hat sich jetzt auch auf den Barnim ausgedehnt. Vor längerer Zeit war zwar bereits bei Liebenwalde ein Braunkohlenvorkommen gemutet worden, doch kam es zu keiner bergmännischen Ausbeutung. ...
Jetzt soll aufs neue der Versuch gemacht werden, im Kreise Niederbarnim Braunkohlen zu gewinnen, und zwar ist vom Oberbergamt Halle a. S. auf Grund der präsentierten Mutung das Bergwerkseigentum „Marienwerder“ an den Braunkohlenvorkommen in den Gemeindebezirken Marienwerder und Ruhlsdorf und den Gutsbezirken Biesenthal (Oberförsterei-Anteil) und Pechteich-Oberförsterei im Kreise Niederbarnim verliehen worden. ...


Sonnabend, den 3. November 1923 (Nr. 228), Amtlicher Teil [2]

Bekanntmachung.
Die Kreisstraße Lindenberg-Schmachtenhagen zwischen Bernau und Wandlitz von Station 23,4 bis 25,4 und 34,0 bis 34,3 wird wegen Neuschüttungsarbeiten in der Zeit vom 6. bis 30. November d. J. für jeden Fuhrwerksverkehr gesperrt.
Berlin, den 31. Oktober 1923.
Der Landrat. Schlemminger.


Donnerstag, den 15. November 1923 (Nr. 238), Amtlicher Teil [2]

Personalnachweisungen.
Bestätigt: der Gärtnereibesitzer Otto Neumann zum Schöffenstellvertreter der Landgemeinde Ahrensfelde; der Landwirt Richard Müller zum Schöffen der Landgemeinde Ahrensfelde.


Dienstag, den 20. November 1923 (Nr. 242), Aus dem Kreise Niederbarnim, gekürzt [2]

Alt-Landsberg.
Die Aufregung unter den Landarbeitern über die hohen Beiträge zur Krankenkasse hat begreiflicher Weise schon einen sehr hohen Grad erreicht. Die Belegschaft des Gutes Paulshof in Stärke von 100 Mann erschien am Freitag vor der hiesigen Zweigstelle der Krankenkasse und erklärte rund heraus, daß von einer weiteren Beitragszahlung keine Rede mehr sein könne. Die Erregung nahm einen bedenklichen Grad an, obwohl der Leiter der Zweigstelle zu erklären versuchte, daß die Kasse doch auch sehr große Zahlungen zu leisten habe. - Die Arbeiter erklärten schließlich, daß sie sich jeder Zwangseinziehung widersetzen würden, und versprachen wiederzukommen, wenn man den Versuch hierzu machen würde. Solche Vorkommnisse sind äußerst bedauerlich, und es wäre dringend zu wünschen, daß sich der Vorstand der Krankenkasse schnellstens dazu bereit findet, die Beiträge so zu regeln, daß sie den wirtschaftlichen Möglichkeiten entsprechen.


Freitag, den 23. November 1923 (Nr. 244), Aus dem Kreise Niederbarnim, gekürzt [2]

Bernau. Blutige Zusammenstöße.
Zwei blutige Zusammenstöße, bei denen jedesmal ein Menschenleben vernichtet worden ist, und die sich beide in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Stadt abgespielt haben, halten unsere Bevölkerung seit Dienstag in hochgradiger Erregung. Der eine Zusammenstoß ... ereignete sich in Willmersdorf (Kr. Oberbarnim), der andere in Löhme. ...
Der zweite Zusammenstoß ereignete sich, wie erwähnt, in Löhme. Das dortige Gut ist in den letzten Wochen alltäglich und noch mehr allnächtlich das Ziel zahlloser Diebe gewesen, die die Ställe erbrachen, die Mieten aufrissen und sie ausraubten und, wo sie nur konnten, plünderten. Besonders schlimm hausten die Diebe stets in den Nächten vor Feiertagen. Um diesen Räubereien ein Ziel zu setzen, hatte der 22jährige Inspektor Paschke sich erboten, zusammen mit einem Wächter in der Nacht zu wachen. In der Nacht zum Bußtag gegen 10 Uhr bemerkten Paschke und der Wächter, die sich hinter einer Getreidemiete auf freiem Feld verborgen hatten, drei Männer, die gerade versuchten, in einem dicht bei der Miete gelegenen Stall einzubrechen. Die Männer wurden gestellt und aufgefordert, ins Dorf zu folgen zwecks Feststellung ihrer Personalien. Paschke ordnete an, daß der Wächter bei der Miete bleiben und auf ihn warten solle, da er nach Ablieferung der Plünderer zurückkehren wollte. Nunmehr ließ Paschke die Leute etwa zwei Schritte vor sich hergehen. Er selbst folgte mit gezogener Pistole. Die vier Leute hatten den Wächter etwa zehn Minuten verlassen, als dieser plötzlich aus Dorfrichtung Schüsse hörten. Nichts Gutes ahnend, eilte er der Schußrichtung nach und fand Paschke leblos auf der Chaussee in seinem Blute liegen. Der Wächter alarmierte nunmehr die Gutsherrschaft, die wiederum die hiesige Polizei benachrichtigt, die bald darauf Beamte entsandte. Man stellte fest, daß es am Fundort der Leiche zu einem Kampf zwischen Paschke und den drei Dieben gekommen war. Wahrscheinlich hatten diese versucht, zu entfliehen und waren daran von Paschke gehindert worden. Daraufhin sind sie auf ihn eingedrungen und haben ihm mit Knüppeln und einem 25 Pfund schweren Stein den Schädel eingeschlagen. ...


Freitag, den 23. November 1923 (Nr. 244), Aus dem Kreise Niederbarnim

Alt-Landsberg. Ein frecher Diebstahl wurde in der Nacht zu Dienstag bei Herrn Karl Klaus, Amtsfreiheit, ausgeführt. Gestohlen wurden u.a. sechs Gänse, zwei Enten, zwei Hühner und ein Zuchthahn. Ein Schwein, das die Spitzbuben halb tot geschlagen hatten, ließen sie zurück. Von den Dieben fehlt bisher jede Spur.


Sonnabend, den 24. November 1923 (Nr. 245), Aus dem Kreise Niederbarnim, gekürzt

Blumberg. Der landwirtschaftliche Verein Blumberg und Umgegend hält am Donnerstag, den 29. November 1923, nachmittags 5 Uhr, im Schwarzen Adler hierselbst eine Vereinssitzung ab. Die Tagesordnung ist folgende: ... 5. Erntebericht. Ref. Herr Gustav Grün, 6. Getreidehackmaschinen in Arbeit und Konstruktion, 7. Aufbewahrung und Behandlung von Eicheln zu Saatzwecken. Ref. Herr Petow, 8. Welche Hafersorte ist die beste für mittleren Boden? Ref. Herr Administrator Braune, ...

Löhme. Das Verbrechen an dem Gutsinspektor Paschke, über das wir gestern ausführlich berichtet haben, ist noch nicht aufgeklärt worden. Festgestellt wurde, daß die drei Felddiebe, die den Inspektor mit einem Stein erschlagen haben, bestimmt aus Berlin stammen. Paschke hatte seinen Browning, der mit fünf Patronen geladen war, leer geschossen. Eine Kugel hatte auch, wie berichtet, einen Täter, vermutlich an der linken Seite getroffen. ...


Sonntag, den 25. November 1923 (Nr. 246), Aus dem Kreise Niederbarnim

Alt-Landsberg. Bei der Versteigerung von Nutzholz der hiesigen Stadtforst, die am Donnerstag im Deutschen Haus stattfand, wurden Preise von 51 bis 57 Goldmark für den Festmeter erzielt. Versteigert wurden etwa 85 Festmeter.


Dienstag, den 27. November 1923 (Nr. 247), Aus dem Kreise Niederbarnim

Alt-Landsberg.
Ein seltsamer Anblick bot sich an einem heißen Sommertage den Passanten der in der Nähe von Dahlwitz vorüberführenden Chaussee. Auf einer dort liegenden Wiese war ein Mann eifrig mit Heuen beschäftigt. Dabei wäre ansich nichts Auffälliges gewesen, wenn der arbeitsame Mann auf der Wiese nicht nackt, wie ihn der Herrgott geschaffen, gewesen wäre. Er war in seine Arbeit so vertieft, daß er anscheinend gar nicht bemerkte, wie die Vorübergehenden ihrer Entrüstung über das adamitische Kostüm des seltsamen Mitbürgers deutlich erkennbar Ausdruck gaben. Die Folge war eine Strafanzeige und ein Urteil des hiesigen Schöffengerichts, das den Adam auf der Wiese wegen groben Unfugs zu vier Wochen Haft verurteilte. Hiergegen hatte der verurteilte Berufung eingelegt, die am Sonnabend vor dem Berliner Landgericht II zur Verhandlung stand. Hier zeigte sich der Angeklagte seinerseits entrüstet darüber, daß man ihm sein „Geburtskleid“, wie er es nannte, verübelt habe. Das Reichsgericht habe schon vor Jahren entschieden, daß der Anblick des nackten Menschen nicht anstoßerregend sei. „Ich bin doch nicht mit Kleidern auf die Welt gekommen“, so erklärte der Angeklagte, „und was die Natur geschaffen hat, kann niemals unsittlich sein oder Anstoß erregen!“. Den Einwand des Vorsitzenden, daß der Angeklagte sich doch zum mindesten eine Badehose hätte anziehen können, ließ dieser nicht gelten. Er behauptete, daß er in völlig nacktem Zustande bei der Arbeit viel leistungsfähiger sei, als wenn er ein Kleidungsstück trage. Der Staatsanwalt beantragte die Verwerfung der Berufung. Das Gericht zog jedoch die offenbar idealistische Weltanschauung des Angeklagten in Betracht und ermäßigte das Urteil auf 10 Milliarden Mark Geldstrafe.

Lindenberg. Eingebrochen wurde in der Nacht zum 22. November in die Scheune des Landwirts Kirschbaum, hierselbst. Die Einbrecher drangen nach Zersägen des Fenstergitters in den Scheunenkeller ein. Von hier begaben sie sich zum Kornboden. Da dieser verschlossen war, brachen sie die Tür mit einer Brechstange auf. Die sämtlich hier lagernden Treibriemen ließen sie mitgehen.


Mittwoch, den 28. November 1923 (Nr. 248), Anzeigen [2]

Bekanntmachung.
Wir bitten alle Wald- und Baumbesitzer, die in Nähe unserer Hochspannungs-Freileitungen Bäume zu fällen oder auszuästen beabsichtigen, uns vor dem Fällen stets Nachricht zu geben, damit wir durch Stellung einer Aufsicht event. Beschädigungen unserer Leitungsarbeiten vorbeugen können.
Märkische Elektrizitätswerk A.-G. Betriebsdirektion Eberswalde.


Mittwoch, den 28. November 1923 (Nr. 248), Aus dem Kreise Niederbarnim

Alt-Landsberg. Achtzig Jahre in demselben Hause wohnt am heutigen Dienstag Frau Emma Lienau, Wittwe des verstorbenen Malermeisters und langjährigen Schützenhauptmanns Lienau, die heute ihren achtzigsten Geburtstag in vollkommener geistiger und körperlicher Frische feiert. Sie ist im Hause des Fuhrherrn Palm geboren und hat, ein gewiß seltener Fall, diese achtzig Jahre dort gewohnt. Wir wünschen der alten Dame weiter einen heiteren Lebensabend.


Freitag, den 30. November 1923 (Nr. 250), Amtlicher Teil, gekürzt [2]

Bekanntmachung.
Die Stadt Altlandsberg (Kreis Niederbarnim) hat gemäß § 46 des preußischen Wassergesetzes vom 7. April 1913 die Verleihung des Rechts beantragt, die Abwässer ihrer nach dem Trennverfahren entwässerten Stadtgebiete nach vorheriger sorgfältiger Klärung nach Maßgabe der eingereichten Beschreibungen und Zeichnungen in das Neuenhagener Fließ einzuleiten.
(Antrag vom 6. Mai 1921).
Der Antrag wird mit folgendem Bemerken bekanntgemacht: ...
Potsdam, den 20. November 1923.
Der Bezirksausschuß zu Potsdam. (Verleihungsbehörde.)


Sonnabend, den 1. Dezember 1923 (Nr. 251), Aus dem Kreise Niederbarnim, gekürzt [2]

Bernau. Die Ermittlungen zu dem Mord an dem Gutsinspektor Paschke auf dem Gut Löhme haben gestern zur vorläufigen Festnahme von 7 verdächtigen Personen geführt. Es sind Leute, die hier in Bernau wohnen, aber Beziehungen nach Berlin unterhielten. Alle sieben gehören zu denen, die Felddiebstähle verübten, zum Teil nicht nur aus Not, sondern um mit den gestohlenen Feldfrüchten und Getreide einen einträglichen Handel zu treiben. ...


Dienstagtag, den 4. Dezember 1923 (Nr. 253), Aus dem Kreise Niederbarnim, gekürzt [2]

Bernau. Der Mord an dem Gutsinspektor Paschke auf Dominium Löhme harrt noch immer der Aufklärung. Obwohl die Polizei mehrere Personen in dieser Angelegenheit verhaftet hat, konnte den Festgenommenen bisher nichts nachgewiesen werden. Sie sind infolgedessen wieder freigelassen worden. ...


Sonntag, den 9. Dezember 1923 (Nr. 258), Aus dem Kreise Niederbarnim

Ahrensfelde. Seine Jahresversammlung hielt am 2. Dezember der hiesige Turnverein „Felsing“ ab. Sowohl aus den Veranstaltungen wie auch aus dem Jahresbericht war zu ersehen, wie sehr dieser Verein aus eigener Kraft bemüht ist, den Sinn der Jugend und Erwachsenen ohne Standes­unterschied vom Oberflächlichen und Seichten dem Gediegenen und Gesunden zuzuwenden. Erfreulicherweise kann gesagt werden, daß in unsern Turnern auch jetzt der Zug nach Zusammengehörigkeit, Einigkeit, deutscher Brüderlichkeit ohne Standes- und Mammondünkel vorhanden ist, wie einst unter dem alten, verdienstvollen Ehrenvorsitzenden, Turnbruder Krüger. Hervorzuheben ist die Tätigkeit der Jugendpflege und -fürsorge in der Schüler- und Schülerinnen­abteilung. Ein trüber Strahl muß aber darin zu erblicken sein, daß die schulentlassene weibliche Jugend noch immer nicht Verständnis und Sinn für diese gute Sache gefunden hat, sondern dem „Tänzchen“ und anderen leichten Sachen mehr Sinn entgegenbringt. So mußten einige junge Damen in der Liste gestrichen werden. Um auch frei von Mitläufern und Nutznießern zu sein, fühlte sich der Vorstand den anderen Mitgliedern gegenüber verpflichtet, auch einige passive Mitglieder, die sich während des Jahres durch allzugroße „aktive Passivität“ auszeichneten, aus der Gemeinschaft zu streichen. Möge das Wirken des Vereins zum Segen des Vaterlandes auch ferner von Erfolgen begleitet sein, und besonders auch seine Bestrebungen auf den Gebieten der Jugendpflege und Jugendfürsorge in immer weiteren, dieser guten Sache jetzt leider noch fernstehenden Kreisen Anerkennung und Nachfolge finden.


Sonnabend, den 15. Dezember 1923 (Nr. 263), Anzeigen [2]

3 ältere Arbeitspferde zu verkaufen, evtl. Tausch gegen Rindvieh.
Gutsverwaltung Ahrensfelde. Teleph.: Weißensee 83 o.


Sonnabend, den 15. Dezember 1923 (Nr. 263), Aus dem Kreise Niederbarnim

Lindenberg. Oeftere nächtliche Besuche sollte der Arbeiter B. von hier Kartoffelfeldern Anfang Oktober d. Js. abgestattet haben. Eine in seinen Wohnräumen s. Zt. vorgenommene Durchsuchung förderte verschiedene Zentner Kartoffeln zu Tage. In der Sitzung des Schöffengerichts Weißensee am 12. Dezember bestritt der Beschuldigte jeden Diebstahl und versuchte glaubhaft zu machen, die Kartoffeln gestoppelt zu haben. Das Gericht hielt aber Diebstahl durch die Aussage des Oberlandjägers Pöschel für erwiesen und erkannte auf eine Geldstrafe von 40 Goldmark.


Sonntag, den 16. Dezember 1923 (Nr. 264), Amtlicher Teil

Personalnachweisungen.
Bestätigt: Der Hauptlehrer Gottfried Lehmann als Schöffe der Landgemeinde Ahrensfelde.

Bekanntmachung.
Aufhebung der Hundesperre.
Meine viehseuchenpolizeiliche Anordnung vom 27. September 1923 - Kreisblatt Nr. 199 -, durch die über die Amtsbezirke Neuenhagen, Dahlwitz, Schöneweide [?], Fredersdorf, Ahrensfelde, Alt-Landsberg-Amt, Löhme, Blumberg und Börnicke sowie über die Stadtbezirke Alt-Landsberg und Bernau die Hundesperre verhängt worden ist, ist mit dem 1. Dezember d. Js. außer Kraft getreten.
Berlin, den 12. Dezember 1923.
Der Landrat des Kreises Niederbarnim.


Donnerstag, den 20. Dezember 1923 (Nr. 267), Titelseite, gekürzt [2]

Sturmschäden. Berlin, 19. Dezember.
Der heute Nacht zwischen 1 und 5 Uhr mit einer Geschwindigkeit von 12 Sekundenmetern über die Stadt dahinrasende Sturm hat namentlich an Dächern und Bäumen großen Schaden angerichtet. Ganz besonders gelitten hat der Weihnachtsmarkt auf dem Potsdamer und Leipziger Platz, wo sämtliche Buden umgerissen und fortgeweht wurden. Die Feuerwehr mußte in mehreren Fällen zu Hilfe kommen. ...


Freitag, den 21. Dezember 1923 (Nr. 268), Titelseite, gekürzt [2]

Eisenbahnunglück in Dortmund.
An der Gronaustraße überfuhr ein rangierender Güterzug einen Prellbock und fuhr über die Straße hinweg in eine Selterwasserbude ...


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