Mehrow und Umgebung in der in Niederbarnimer Zeitung (Friedrichshagen) von 1906 (21. Jahrgang). Gefunden in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) auf Mikrofilm. |
Niederbarnimer Zeitung Anzeiger für Friedrichshagen, Hirschgarten, Schöneiche, Klein-Schönebeck, Fichtenau, Rahnsdorf, Rahnsdorf-Mühle, Wilhelmshagen u.s.w. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Feiertagen. ... Sonntagsbeilage: Illustriertes Unterhaltungsblatt Mit rechtsverbindlicher Publikationskraft für ortspolizeiliche Verordnungen der Amtsbezirke Friedrichshagen und Cöpenick-Forst. Redaktion, Druck und Verlag von Albert Kunzke in Friedrichshagen. Fernsprecher: Amt Friedrichshagen Nr. 13 |
Wer Schutzmann werden will. 700 Schutzmannstellen sind zurzeit in Berlin vacant. Unteroffiziere mit wenigstens 6 Jahren Dienstzeit können sich melden. |
100 Millionen Passagiere im Omnibus. Die Allgemeine Omnibusgesellschaft beförderte 1904 fast 86 Millionen. 1905 hat diese Gesellschaft für sich allein 104.145.182 Personen befördert. |
Bernau. In der vorgestern in Berlin stattgefundenen Versammlung der Uhrmacher-Innung der Kreise Ober- und Niederbarnim wurde Hermann Harttert, Alt-Landsberg, als Obermeister wiedergewählt. Herrn Harttert, der vor kurzem sein fünfzigjähriges Jubiläum feiern konnte, überreichte Uhrmachermeister Max Schreiber, Bernau, im Auftrage der Handwerkskammer ein künstlerisch ausgeführtes Diplom. |
Weißensee. Die Gemeindevertretung hat in ihrer letzten Sitzung einer Polizeiverordnung zugestimmt, wonach für eine Reihe von Straßen der Fabrikbau verboten ist. Auch für die Gegend um den Weißenseer Schloßpark ist der Fabrikbau untersagt worden. Nachdem nämlich die Verhandlungen wegen des Erwerbes des Geländes durch die Gemeinde an der hohen Forderung der Besitzer scheiterten, sollte das ganze Schloßgrundstück zum Fabrikbau aufgeteilt werden. Dieser Plan ist durch die neue Polizeiverordnung nun vereitelt und die Erhaltung der schönen Parkanlagen gesichert worden. |
Ein neues Elektrizitätswerk. Die Berliner Elektrizitätswerke sind mit der Stadt Berlin wegen Erwerb eines großen Geländes in Unterhandlungen getreten. Es handelt sich um ein der Stadtgemeinde gehörendes Terrain auf Rummelsburger Gebiet, auf dem eine große Anlage geschaffen werden soll. An der Cöpenicker Chaussee und dem Wallgraben belegen, umfaßt es ein Areal von 25000 Quadratmetern. ... |
Bernau. Auf der am Sonnabend von dem Jagdpächter unserer nordöstlichen Feldmark Herrn von Mendelsohn-Bartholdy zu Börnicke abgehaltenen Treibjagd wurden 216 Hasen erlegt. Einige Tage vorher hatte der genannte Herr ebenfalls eine Treibjagd veranstaltet, wobei über 500 Hasen geschossen wurden. |
Alt-Landsberg. Der hier erscheinende „Niederb. Anz." berichtet unter dem 17. d. Mts.: Die ersten Staare [!] sind gestern nachmittag in der Umgegend beobachtet worden. Birkholz. Ein Bevollmächtigter der Gemeinde Weißensee hat vor einigen Tagen mit eine Anzahl Besitzer aus Birkholz unterhandelt, betr. Ueberlassung eines Landkomplexes von 1000 Morgen zu Rieselzwecken. Der Preis per Morgen beträgt 650 Mark. |
124 Millionen Stadtbahnpassagiere. Eine ungeheure Verkehrszunahme hatte - nach amtlicher Feststellung - die Berliner Stadt- und Ringbahn im verflossenen Kalenderjahre zu verzeichnen. In diesem Jahre wurden über 124½ Millionen ... Personen befördert. ... |
Werneuchen. Die Errichtung eines Elektrizitätswerkes durch die Berliner Gesellschaft „Elektra“ ist jetzt gesichert, so daß der Betrieb am 1. April d. Js. beginnen kann. |
31 Zöpfe abgeschnitten. Ein offenbar krankhaft veranlagter Zopfabschneider ist jetzt der Polizei in die Hände gefallen. Es ist ein 22 Jahre alter Student der Schiffbautechnik Robert S. ... Eine Haussuchung, die in seiner Charlottenburger Wohnung stattfand, förderte noch 31 Zöpfe und eine Menge Locken zu Tage. Er gab zu, daß er sie alle heimlich den Trägerinnen abgeschnitten habe. Die Zöpfe, die er von Zeit zu Zeit auf- und wieder zuflocht, bewahrte er in seinem Schreibtisch auf. Um jeden hatte er ein Bändchen gebunden, das Tag und Datum des Abschneidens trug. ... |
Der Deutsche gibt im Jahr ebensoviel für alkoholische Getränke aus, als die gesamten Reichsschulden betragen. Die Reichsschulden betragen 2933 Mill. Mark, während im Jahr 2826 Mill. Mark für Alkohol ausgegeben wird. ... Die alten Kirchhöfe um die Gotteshäuser geraten in vielen Dörfern immer mehr in Verfall. Die Grabhügel ebnen sich, die verwitterten Denkmäler stehen windschief oder fallen um, das alte, mit Pflanzen bewachsene Gemäuer ist schadhaft und zerfallen und die Eingangstüren sind zerbrochen oder gänzlich verschwunden, sodaß selbst Tiere ungehindert Zutritt zu der wie wüst daliegenden Ruhestätte der Toten haben. Um diesem Uebel abzuhelfen, hat neuerdings das Kgl. Konsistorium eine Verordnung erlassen, in welcher die Gemeinden ersucht werden, die Begräbnisstätte der Altvordern in würdigerem Zustand zu erhalten. |
34 Millionen Hochbahnfahrten. Die elektrische Hoch- und Untergrundbahn hat im Jahre 1905 nach vorläufiger Feststellung insgesamt 34.529.390 Personen befördert. |
Die Straßenbahn[en] Groß-Berlins beförderten im letzten Jahre 396.447.000 Personen oder 23½ Mill. mehr als 1904. |
Weißensee. Die Verhandlungen wegen des Ankaufs des Schlosses Weißensee durch die Gemeinde sind von neuem aufgenommen worden. Es ist wahrscheinlich, daß es diesmal zu einer Einigung zwischen dem Besitzer und der Gemeinde kommt. |
Einen enttäuschten Pompadourräuber gab es dieser Tage im Grunewald. Der Freche entriß zwei Damen ihr Päckchen, die ihr totes Hündchen begraben gehen wollten. |
Der Kaiserliche Hof hat die Farbenphotographie, wie es scheint, unter seine besondere Protektion genommen, dann nach dem Kaiser haben sich nun auch die Kaiserin und die Prinzessin Viktoria Louise ... von der Neuen Photographischen Gesellschaft bunt photografieren lassen. |
Alt-Landsberg. Scharlach und kein Ende. Seit 1½ Jahren grassiert die heimtückischste alle Krankheiten, die unheimliche Scharlach-Epidemie, bald heftiger, bald milder auftretend, in unserem Städtchen, ohne daß es gelungen ist, ihre Ausbreitung zu hemmen. ... |
Alt-Landsberg. Wir registrieren pflichtgemäß, daß Vater Langbein sein Quartier auf dem Turm am Strausberger Tor bezogen hat. Der etwas angejahrte Herr, der schon im vorigen Jahr Witwer war, hat auch diesmal seine hohe Warte allein bezogen. - Da sich bereits in den nächsten Tagen auch eine zweite Hebammen hier niederläßt, dürften - vorausgesetzt, daß Storch und Hebamme fest zusammenhalten - wieder einmal die notwendigsten Voraussetzungen für ein frohes Wachsen und Gedeihen unseres Städtchens erfüllt sein. (N. Anz.) |
Weißensee. Größere Terrainverkäufe, die als Vorboten der zu erwartenden Kreisbahn gelten können, sind wiederum abgeschlossen worden. Es handelt sich um Umsätze von ungefähr 2/3 Millionen Mark, bei welchem Geschäft Gärtnerei-Grundstücke und Straßenblocks in die Hände einer großen Baugesellschaft resp. eines Privatunternehmers übergegangen sind. |
Strausberg. Ueberall elektrisch! Der Bau einer elektrischen Straßenbahn vom Ostbahnhof bis zur Stadt Strausberg ist von den hiesigen Stadtverordneten nunmehr beschlossen worden. Zu den Kosten tragen die die von Eckardsteinchen Erben, die in der Nähe viel baureifes Land zu liegen haben, 100000 Mk. bei. In Potsdam beschloß die Stadtverordnetenversammlung die Einführung elektrischen Betriebes auf der Pferdebahn. |
Der Niederbarnimer Kreis hofft durch Einführung der Umsatzsteuer (½%) auf eine Einnahme von 360000 M. |
Werneuchen. Am Freitag hat die Probebeleuchtung der Straßen durch elektrisches Licht begonnen. So weit sich in der kurzen Zeit ein Urteil bilden läßt, kann die Beleuchtung als sehr zufriedenstellend gelten. Trotzdem fehlt es natürlich nicht an Leuten, die dem Petroleum den Vorzug geben und der elektrischen Beleuchtung die Daseinsberechtigung absprechen. Jede Neuerung hat eben ihre Widersacher. |
Alt-Landsberg. Hier hat man sich entschließen müssen, den Bezugspreis für elektrisches Licht zu erhöhen. Nachdem die vorjährige Rechnung des Elektrizitätswerks mit einem Verlust von 1500 Mk. abgeschlossen hat und es sich gezeigt hat, daß eine jährliche Abschreibung von 5 Prozent auf Maschinen und Akkumulatoren nicht genügt, werden vom 1. Mai ab pro Kilowattstunde 45 statt der bisherigen 40 Pfennig erhoben; auch für die Straßenbeleuchtung ist das Pauschquantum um 500 Mk. erhöht. |
Bernau. Seitdem am 28. April 1903 der hiesige Storch von seinem Neste herabgeschossen wurde, hat Bernau mit seinem Storchneste auf dem Pulverturm am Königstor wenig Glück gehabt. Nur noch 1904 sind Junge (4 Stück) auf dem Neste ausgekommen, dann blieb dasselbe meistenteils leer. ... Einweihung des Teltowkanals. Der Termin der Einweihung des Teltow-Kanals ist jetzt endgültig auf Freitag, den 1. Juni, festgesetzt worden. Der Kaiser wird der Eröffnungsfeier beiwohnen. |
Alt-Landsberg. Ein zweiter Arzt läßt sich hier in Herrn Dr. Kellmann aus Berlin nieder. |
Friedrichhagen. Der hiesige Kriegerverein wird am Sonntag, den 20. d. M., der Einladung zur Fahnenweihe des Landwehrvereins zu Hönow Folge leisten. Die Liste behufs Beteiligung liegt beim Kameraden Kassierer aus und sind die Meldungen bis Freitag, 9 Uhr abends, dortselbst abzugeben. Versammlung am Sonntag um 12 Uhr mittags beim Kameraden Hassenstein, Konditorei, von wo spätestens um 12.20 Uhr die Abfahrt erfolgt. Alt-Landsberg. Ihren 94. Geburtstag begeht morgen unsere Stadtälteste, die Witwe Wendland. Die alte Hospitalin befindet sich in zufriedenstellender körperlicher und geistiger Verfassung. Die geplante Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde hat bereits die Gründung einer Bodengesellschaft zur Folge gehabt. ... Gegenstand des Unternehmens ist der Erwerb, die Verwaltung und die Verwertung von Grundstücken in Weißensee bei Berlin, welche an der vom Kreise Niederbarnim anzulegenden Kreis-Industriebahn belegen sind, sowie die Abwickelung aller hiermit direkt oder indirekt zusammenhängenden Geschäfte. |
Rüdersdorf. Etwa 200 Schulkinder liegen augenblicklich hier an den Masern krank. Alt-Landsberg. Auf der Suche nach Rieselland befindet sich wieder einmal eine größere Berliner Vorortgemeinde: Weißensee. Wie uns mitgeteilt wird, hat dieselbe mit mehreren Besitzern in den Nachbarorten Unterhandlungen anzuknüpfen gesucht, bis dato aber ohne besonderen Erfolg. Unsere Ländereibesitzer, die bei den letzten gescheiterten Unterhandlungen mit Lichtenberg-Friedrichsfelde und Rummelsburg schon glaubten, das gleißende Gold in den Taschen zu haben, haben allmählich den Glauben an Gold und Rieselland verloren und sind heute nur schwer zu neuen Unterhandlungen zu bringen. Es ist auch besser so! |
Bernau. Unser Hussitenfest ist am Montag wieder in der bekannten Weise gefeiert worden. Die Beteiligung seitens der Mitglieder der hiesigen Behörden wie auch der übrigen Bürgerschaft war diesmal sowohl an der am Vormittag stattgehabten kirchlichen Feier und Prozession wie auch am Nachmittag an der üblichen Hussitenpartie eine besonders rege. |
Alt-Landsberg. Der Roggen steht seit einigen Tagen in Blüte. Da die Körnerbildung ungefähr vier Wochen dauert, so können wir, wenn die Witterung so bleibt, schon Ende Juni neuen Roggen haben, ein gewiß früher Zeitpunkt. Es reift eben dies Jahr alles 14 Tage früher. Die Wintergerste hat schon abgeblüht. Alt-Landsberg. Die Rieselfeld-Unterhandlungen gleiten allmählich in ein akutes Stadium hinüber. Jedenfalls liegen eine Anzahl provisorischer Abschlüsse vor, die erkennen lassen, daß man mit Ernst bei der Sache ist. So viel wir ermitteln konnten, will die Rieselgemeinde Weißensee nur 450-500 M. für den Morgen zahlen, während die Ländereibesitzer fast ausnahmslos auf dem festen Preise von 550 M. bestehen. Besonders hat man es auf die Güter Mehrow und Paulshof abgesehen; in letzterem Falle würden auch die Ländereien der Stadtkirchen-Gemeinde wieder in Frage kommen. Das Schreckgespenst der Berieselung steht also wieder vor den Toren unserer Stadt; hoffen wir, dass dasselbe in respektvoller Entfernung bleibt. Die folgende Notiz meldet bereits einen abgeschlossenen Kauf: Weißensee. Die Gemeindevertretung hat gestern beschlossen, das Rittergut Birkholz in der Größe von rund 1150 Morgen einschließlich Inventar und das benachbarte Bauerngelände in der Größe von rund 900 Morgen für den Gesamtpreis von 1.215.500 M. als Rieselgut anzukaufen. |
Alt-Landsberg. Eine weise Frau aus der Schulstraße, die unter dem dringenden Verdacht steht, anderen Frauen und „Jungfrauen“ behilflich gewesen zu sein, die bitteren Folgen süßer Liebe abzuwenden, ist gestern in Untersuchungshaft genommen worden. ... Alt-Landsberg. Aus dem Krankenhause entlief am Sonnabend ein Rheumatismuskranker, der aber schon in Seeberg wieder festgenommen werden konnte. Der in der Besserung befindliche Flüchtling konnte den Tag der Kranken-Entlassung nicht abwarten - er hatte nämlich noch zwei Jahre Arbeitshaus abzumachen. |
Zur Einweihung des Teltowkanals begaben sich Sonnabend vormittag das Kaiserpaar, die Prinzen, das Gefolge, sowie die Spitzen der Behörden auf der Yacht „Alexandria“ nach der Mündung des Kanals bei Klein-Glienicke, wo die Majestäten durch Durchschneiden einer aufgespannten Schnur die Eröffnung des Kanals vollzogen. |
Friedrichsfelde. Die Gemeindevertretung hat beschlossen, das zur Anlegung der Kreisbahn von Tegel nach Friedrichsfelde erforderliche Gelände auf ihrem Gebiete unentgeltlich herzugeben. Die Zahlung eines Zuschusses zu den Betriebskosten wurden abgelehnt, obgleich diese im ungünstigsten Falle für Friedrichsfelde nicht mehr als 750 Mark betragen können. |
Die neue städtische Fleischvernichtungsanstalt, deren Anlage bei Blankenfelde an dem Einspruch der Anwohner gescheitert ist, soll jetzt bei Rüdnitz in der Nähe Bernaus errichtet werden. |
Alt-Landsberg. Wegen Errichtung eines Genesungsheims wendet sich der Magistrat der Stadt Schöneberg nunmehr wieder den Ostvororten zu, nachdem er, wie wir der „Biesenthaler Zeitung“ entnehmen, jetzt endgültig auf den Landerwerb in der Nähe von Biesenthal verzichtet hat ... Bekanntlich reflektiert der Schöneberger Magistrat auch auf ein Terrain in der Altlandsberger Forst, aber man ist wohl auch hier den Herren hinsichtlich des Preises etwas zu zäh. |
Beendigung der Versuchsfahrten auf der Spindlersfelder Bahn. Die elektrischen Versuchsfahrten auf der Spindlersfelder Bahn haben jetzt ein definitives Ende gefunden. Die elektrischen Anlagen werden in nächster Zeit wieder beseitigt werden. Die Erfolge auf der Spindlersfelder Bahn sind zufriedenstellend ausgefallen. |
Die Sittlichkeit beschäftigte die Berliner Kreissynode wieder. Eines der Mitglieder rügte, daß die Austrägerinnen der Bolleschen Milchwirtschaft, junge Mädchen, an ihren Blusen gerade über der Brust die Inschrift tragen: „Meierei Bolle“. |
Im Gefängnis geboren. Nachdem vor Jahresfrist den Standesämtern zur Pflicht gemacht worden war, bei Beurkundungen der in Strafanstalten und Gefängnissen Geborenen so zu verfahren, daß in späteren Geburtsauszügen nicht zu erkennen ist, daß die Geburt in Gefangenschaft erfolgte, hat jetzt auch der Evangelische Oberkirchenrat an die Geistlichen Preußens eine ähnliche Verfügung über die Kirchenbuchführung und Auszüge daraus ergehen lassen. |
Der Teltowkanal hat den ersten Wolkenbruch nach seiner Eröffnung schlecht bestanden. An vielen Stellen sind Dammrutsche eingetreten. Gro0e Stücke lösten sich infolge der herniederprasselnden Hagel- und Regenmengen und stürzten mit Donnergepolter in den Kanal. ... |
Gegen die Lokale mit Damenbedienung geht man jetzt in der Umgebung der Reichshauptstadt scharf vor. Ueber das Halten von Kellnerinnen sind neuerdings vielfach verschärfte Polizeiverordnungen erlassen worden, wonach derartige Gastwirtschaften unbedingt um 9 Uhr abends ihre Räume schließen müssen ... |
Alt-Landsberg. Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Unsere Landwirte beginnen sich jetzt allmählig [!] für die elektrische Kraft zu interessieren. Nachdem sich der Ackerbürger Clamann einen größeren Motor zugelegt hat, beabsichtigt auch der Ackerbürger C. Lindenberg einen solchen aufzustellen. Ein dritter größerer Landwirt trägt sich ebenfalls mit Motorgedanken und zwei Herren, die - erbost über das „teure, fauchende Ungeheuer“ auf dem Knödelberge - lange genug schmollend abseits am Wege standen, sollen jetzt des Schmollens müde geworden sein und ebenfalls größere „Umwälzungen“ im Schilde führen. ... Die Anlage einer Ringchaussee um Berlin hat der Kreis Niederbarnim beschlossen. Die Chaussee soll sich von der westlichen (bei Tegel) bis zur südlichen Kreisgrenze bei Köpenick erstrecken. Die bestehenden Chausseen sollen möglichst beim Bau mitbenutzt werden. |
Alt-Landsberg. Außergewöhnlich viele Sommergäste haben sich jetzt, im Gegensatz zu früheren Jahren, in unseren Nachbarkolonien Bruchmühle und Radebrück eingefunden. |
Eine Gruft, die zu eng ist. Zu äußerst peinlichen Szenen kam es bei einer Beerdigung der Gutsgemeinde in Hohen-Schönhausen. Als man den Sarg mit dem Toten in die Gruft versenken wollte, stellte es sich heraus, daß diese zu eng ausgegraben war. Wiederholt mußte nun der Sarg hinein- und wieder herausgehoben werden, ehe der Totengräber die erforderliche Größe und Tiefe der Gruft hergestellt hatte. Bei dem peinlichen Vorgange bemächtigte sich der Leidtragenden große Aufregung. Als der Sarg nach zweimaligem vergeblichen Versenken wieder aus der Gruft herausgehoben wurde, fiel eine Schwester des Verstorbenen in Ohnmacht und mußte vom Platze getragen werden. |
Blumberg. Bei der Wilddieberei abgefaßt wurde hierselbst ein Berliner, namens Fehrmann. Nach Feststellung seiner Personalien und nachdem man ihm sein Jagdgewehr und Tesching auf dem Amtsbureau abgenommen, wurde er entlassen. - Ein Nationalitätenkampf wurde diesertage auf dem hiesigen Hofe ausgefochten. Die ungarischen Arbeiter waren mit den einheimischen in Streit geraten und entwickelte sich daraus eine ernstliche Balgerei, bei der es ohne Wunden und Beulen nicht abging. Zwei Ungarn mußten in ärztliche Behandlung genommen werden. |
Ahrensfelde bei Berlin. Ein Millionenregen wird sich in den nächsten Tagen über unsere Gemeinde ergießen, da in dieser Zeit die Auflassung der Ländereien für den Berliner Zentralfriedhof erfolgt. Verschiedene Besitzer erhalten ¼ Million Mk. ausgezahlt und behalten außerdem noch ihre Hofstellen nebst größeren Ackerflächen. Mit den Vorarbeiten zum Friedhof hat man bereits begonnen. |
Alt-Landsberg. Beim Bergkraxeln im Riesengebirge zog sich der Heilgehilfe Ernst Tausch einen leichten Rippenbruch zu. ... Das kommt davon, weil unser Knödelberg, der einzige Höhenzug weit und breit, mit seinen 8,50 Metern über dem Meere zum Trainieren ganz und gar ungeeignet ist. |
Die Auswanderung aus Deutschland nach überseeischen Ländern nimmt wieder zu. Im Juni wanderten 2524 Personen aus gegen 2178 im Juni 1905 ... |
Alt-Landsberg. Mit dem Einfahren der Ernte waren am Sonntag an vielen Stellen der Umgegend die Landleute beschäftigt. Die bekannte Fernfahrt „Rund um Berlin“ für Radfahrer soll auch dieses Jahr, und zwar am 26. August, stattfinden. Zulässig sind nur einsitzige Fahrräder ohne motorischen Antrieb. Die Fahrstrecke ist Potsdam - Nauen - Kremmen - Herzberg - Löwenberg - Oranienburg - Bernau - Alt-Landsberg - Kalkberge - Erkner - Friedersdorf - Königs-Wusterhausen - Zossen - Trebin - Ziethen - Schenkendorf - Gütergotz - Klein-Machnow. Gesamtstrecke 250 Klm. ... |
Gegen die „Stinkdroschken“ hat sich der Magistrat erklärt. Gemeint sind sie Benzin-Automobildroschken, die allerdings ebenso wie de Petroleum- und Spiritus-Kraftdroschken zu einer Plage geworden sind. Die Luft der Großstädte ist noch nie gut gewesen, aber jetzt ist sie ganz schlecht. Das Ideal muß der elektrische Kraftwagen sein. |
Wie sehr die geplante Anlage der Industriebahn auf die Wertsteigerung der Grundstücke einwirkt, beweist folgender Fall aus Hohen-Schönhausen. In der Falkenbergerstraße kaufte vor mehreren Jahren ein Besitzer ein größeres Terrain Land für 33000 Mark. Jetzt sind demselben 80000 Mark bei sofortiger Barzahlung geboten worden. Dieses Angebot ist jedoch abgelehnt. Der Besitzer forderte 185000 Mk., was für den Morgen 5000 Mark ausmachen würde. |
Die geplante Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde wird gebaut. Das ist das Fazit der gestrigen Verhandlung des Niederbarnimer Kreistages. Auf der Tagesordnung standen die endgiltige Beschlußfassung über den Bau der Kreis-Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde und die Aufnahme einer Anleihe von 1 970 000 Mark zur Deckung der entstehenden Kosten. Alle in Betracht kommenden Vororte haben das Land zum Bahnbau kostenlos dem Kreise zur Verfügung gestellt und 4 pCt. Zinsen der Bausumme garantiert, falls die Bahn ohne Ueberschüsse arbeiten sollte. ... |
Die „grüne Minna“ kann in diesem Jahre ein Jubiläum feiern, indem sie jetzt 40 Jahre in Gebrauch ist. 1866 wurden für den Transport der Arrestanten und Verbrecher grüngestrichene Wagen in den Polizeidienst eingestellt; vorher waren die Polizeiwagen gelb, wie die heutigen Postwagen. |
Die Gänsezufuhr zum Magerviehhof in Friedrichsfelde, die wegen der Unruhen in Rußland einige Zeit hindurch geringer gewesen war, hat sich wieder gesteigert. In der Woche vom 3. bis 9. August wurden 289850 russische Gänse eingeführt. ... |
Alt-Landsberg. Ein feister Rehbock jagte gestern nachmittag durch die Straßen unserer Stadt. Derselbe war von den Amtswiesen aus wahrscheinlich verfolgt worden, trat bei der Superintendentur in die Berliner Straße, rannte über den Marktplatz in die Poststraße, wo er beinahe mit unserer Polizeiobrigkeit kollidiert wäre, machte hier Kehrt und entfloh dann durch die Strausberger Straße ins Freie. Mit einem billigen Braten war es also wieder nichts. Das Projekt der Kreisindustriebahn Tegel-Friedrichsfelde ist jetzt vom Eisenbahnminister genehmigt worden. Der Entwurf des Kreises Niederbarnim wurde als sehr gut befunden. Der Minister hat ferner genehmigt, daß die Kreisbahn bis zum Tegelersee weitergeführt und hier eine Umladestelle im Anschluß an den Berlin-Stettiner Kanal geschaffen wird. Die Länge der neuen Industriebahnlinie beträgt 26 Kilometer. Die Baukosten betragen 1.970.000 Mark. Die Garantiezeichnung der interessierten Gemeinden beträgt durchschnittlich 10 Prozent. |
Werneuchen. Das hiesige Elektrizitätswerk hat wiederum eine größere Anzahl Neuanschlüsse zu verzeichnen, die hoffentlich zur Ermäßigung des Lichtpreises führen. Nicht weniger als ca. 250 Flammen kommen in Zugang. Zur Zeit ist man mit der Aufstellung einer Leitung nach Seefeld, Krummensee und Löhme beschäftigt, die ebenfalls vom hiesigen Werk Licht beziehen wollen. |
Bezüglich der Sedanfeiern hat die Königliche Regierung verfügt, daß in diesem Jahre und in denjenigen Jahren, in denen der 2. September auf einen Sonntag fällt, die Sedanfeier unter Ausfall des Unterrichts in den ihr unterstellten Schulen am Sonnabend, den 1. September stattzufinden habe. |
Das neue Rudolf-Virchow-Krankenhaus, das größte von Europa, wird am ersten Oktober in Berlin eröffnet. Nicht weniger als zweitausend Betten stehen zur Aufnahme von Kranken bereit. |
Weißensee. Ein großer Terrainverkauf hat hier stattgefunden. Das sogenannte Birkenwäldchen, die Erholungsstätte der Weißenseer Kinderwelt ist von einem Konsortium gekauft worden und soll parzelliert werden. |
Täglich zweitausend Flüchtlinge. Der Auswandererverkehr aus Rußland, der, soweit er durch Deutschland geht, über die Station Ruhleben bei Spandau geleitet wird, hat seit Wochen einen noch nie dagewesenen Umfang erreicht. Es treffen täglich über 2000 Personen aus dem Zarenreiche ein, die sich jenseits des Ozeans eine neue Heimat suchen wollen; in Sonderzügen werden sie nach den Hafenstädten Hamburg, Bremen oder Rotterdam befördert, von wo sie ihre Seereise antreten wollen. Alle sind glücklich, daß sie den schrecklichen Zuständen ihres Vaterlandes entronnen sind. Alt-Landsberg. Ein Automobilcoach durchfuhr gestern unsere Stadt und erregte großes Aufsehen. Das von der neuen Automobilgesellschaft in Berlin erbaute Riesenauto umfaßt 6 Sitzreihen und gewährt Platz für 24 Personen. Bei der Fahrt durch Alt-Landsberg saßen in demselben 16 Personen, die von einem weltkundigen Cicerone des Reisebureaus „Union“ begleitet waren. Das Automobil soll mit einem Kostenaufwand von 95000 Mark hergestellt worden sein. |
Automobilomnibus Berlin - Lichtenberg. Die Verhandlungen zwischen dem Lichtenberger Gemeindevorstand und der Allgemeinen Berliner Omnibusgesellschaft wegen der Führung einer Omnibuslinie nach dem östlichen Vorort sind jetzt im wesentlichen abgeschlossen. Danach soll die Automobilomnibuslinie von der Dirksenstraße, Ecke der Alexanderstraße in Berlin ausgehen und die Frankfurterstraße und Frankfurter Allee hinauf bis zum Bahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde geführt werden. |
Verhaftung zweier Wilddiebe. Beim Ausweiden eines Rehbocks überrascht wurden zwei Wilddiebe, die schon längere Zeit hindurch in dem Forst zwischen Weißensee und Lindenberg ihr Unwesen trieben. Die Beiden, zwei Berliner Familienväter, haben es ihrer allzugroßen Unvorsichtigkeit zu verdanken, daß sie verhaftet wurden. Sie hatten einen Rehbock erlegt und waren beim Zerlegen des Wildes von Spaziergängern gestört worden. Trotzdem aber ließen sie sich bei der Arbeit nicht stören und sie waren so vertieft darin, daß sie nichteinmal bemerkten, wie ein Gendarm, der benachrichtigt worden war, an sie heranschlich. Der Beamte packte die Nichtsahnenden mit je einer Hand fest und riß sie von ihren Gewehren weg. Als sich sie Wilderer zur Wehr setzen wollten, sagte der Beamte, es sei alles von Gendarmen umstellt und jeder Widerstand nutzlos. Die Wilderer ließen sich auch verblüffen und ruhig fesseln. Sie wurden in das Untersuchungsgefängnis eingeliefert. |
Der Regierungspräsident in Potsdam hat dem Landrat des Kreises Niederbarnim als weitere Erkennungszeichen für Kraftfahrzeuge die Nummern E. 2660-2859 überwiesen. |
Ahrensfelde. Reges Leben entfaltet sich auf dem Gelände des Zentralfriedhofs der Stadt Berlin bei Ahrensfelde. Mit allen Kräften werden die Arbeiten beschleunigt, da schon am 1. Juli des nächsten Jahres die ersten Beerdigungen stattfinden sollen. |
Weißensee. Die hiesige jüdische Arbeiter-Kolonie erfreut sich einer glücklichen Entwickelung. Nach dem Aufruf, welchen der Deutsch-Israelitische Gemeindebund jüngst erlassen hat, beherbergt die Kolonie zurzeit 86 Kolonisten, die in vier verschiedenen Betrieben beschäftigt werden. |
Der hochverehrten Einwohnerschaft teile ich hierdurch höflichst mit, daß ich meine Buchdruckerei und den Verlag der Niederbarnimer Zeitung an den Buchdruckereibesitzer Herrn Hugo Müller aus Sommerfeld, Bezirk Frankfurt a. O. verkauft habe. ... Mit Hochachtung Albert Kunzke. |
Niederbarnimer Zeitung Anzeiger für Friedrichshagen, Hirschgarten, Schöneiche, Kleinschönebeck, Fichtenau, Rahnsdorf, Rahnsdorf-Mühle, Wilhelmshagen u.s.w. Erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage täglich. Tägliche Unterhaltungs-Beilage: Friedrichshagener Feierstunden Mit rechtsverbindlicher Publikationskraft für ortspolizeiliche Verordnungen der Amtsbezirke Friedrichshagen und Cöpenick-Forst. Druck und Verlag von Albert Kunzkes Buchdruckerei und Verlagsanstalt (Inhaber Hugo Müller) in Friedrichshagen. Fernsprecher: Amt Friedrichshagen Nr. 13 |
Berlin, 27. Oktober. Heute morgen wurde in der Langestraße der falsche Hauptmann von zwei Kriminalbeamtem festgenommen. Der Gauner ist 57 Jahre alt und hat bereits ca. 28 Jahre Zuchthaus verbüßt. Man fand bei ihm 2000 Mk., einen zerrissenen Fünfzigmarkschein, ferner eine Geldrolle mit dem Cöpenicker Amtssiegel versehen. Der Räuber ist nicht Soldat gewesen. |
Alt-Landsberg. Ganz so stillschweigend, wie es sich die Männer des Backofens gedacht haben, will man sich scheinbar den Wegfall der Brötchenzugabe in Alt-Landsberg nicht gefallen lassen, denn der Hausbesitzerverein kündigt bereits am heutigen Dienstag eine Versammlung an, in welcher eventuell über die Gründung einer Genossenschaftsbäckerei Beschluß gefaßt werden soll. Da zudem seit einigen Tagen die Brötchen ein besonders „niedliches“ Format angenommen haben, hat sich auch anderer Kreise ein starker Unwille bemächtigt, der am Ende gar noch in einem „Brötchenesser-Streik“ auslaufen wird. |
Kreiskriegerverband Niederbarnim. Am Sonntag wurde im Schützenhause zu Bernau ein Gruppentag der Gruppe Bernau des Kreiskriegerverbandes Niederbarnim abgehalten. ... |
Köpenicker Nachklänge. Die Schuhmacher sind stolz auf ihren „Kollegen“ Voigt. In einer Versammlung in Berlin äußerte ein Redner: „Die Schuhmacher seien schon seit den Zeiten Hans Sachs als die intelligentesten aller Handwerker bekannt. Ein schlagender Beweis für diese Intelligenz sei auch der Streich des Hauptmanns von Köpenick. Als alter klappriger Greis, ohne Soldat gewesen zu sein, mit nicht vorschriftsmäßiger Uniform, eine ganze Stadt zu überrumpeln, das konnte nur einem Schuster gelingen. ...“ |
Die Radfahrerlaterne. Nach einer Entscheidung des Kammergerichts müssen Radfahrer auch an mondhellen Abenden mit einer Laterne fahren. Bernau. Die Kolonie Hoffnungsthal, die in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits 500 Arbeitslosen Obdach und Arbeit gewährt hat, baut jetzt drei neue Heimstätten mit 180 Einzelstuben. Ein Freund der Obdachlosen hat eine ganze Heimstätte geschenkt; zwölf weitere Freunde - darunter auch der Reichskanzler - haben ein ganzes Stübchen zu je 300 Mark gestiftet. ... |
Eine Preissteigerung für Abstinenzler haben die Berliner Bierlokale eintreten lassen. Der Vermerk „Speisen ohne Getränke kosten 10 Pfennige mehr“ zierte bisher die Speisekarte zahlreicher größerer Restaurants. Jetzt ist bei den wesentlich erhöhten Speisepreisen der Vermerk nicht etwa verschwunden, sondern der Mehrpreis für „Speisen ohne Getränke“ um 10 auf 20 Pfennige gestiegen. So müssen auch die Alkoholgegner die Brausteuer mitbezahlen helfen. Alt-Landsberg. Die Personenstandsaufnahme hat für Alt-Landsberg eine Bevölkerungszahl vom 2405 Personen ergeben. Bei der letzten Volkszählung (1905) hatten wir 2406 Einwohner zu verzeichnen. Ergo: Es fehlt ein teures Haupt, und wer noch an Entwicklung glaubt, der mög' sich Pläne malen, wenn ihn nicht stören solche Zahlen! In Kalkberge zählte man jetzt 3409 Köpfe gegen 3325 im Vorjahre, in Tasdorf 3992 gegen 3937, in Fredersdorf 1075 gegen 950. |
Buch. Zu Ehren des verstorbenen Stadtbaurats James Hobrecht, des Erbauers der Berliner Kanalisation, soll nach einem Beschluß der städtischen Deputation für die Kanalisation und Rieselfelder zu Berlin das neue Vorwerk Buch, das jetzt gebaut wird, Hobrechtsfelde benannt werden. Eine beneidenswerte Gemeinde. Für das laufende Jahr erhielt jeder Bürger von Klingenberg - dort werden keine Gemeindesteuern bezahlt - aus den Erträgnissen der Gemeindenützungen, die in Tonlagern und Waldbeständen bestehen, noch oben[dr]ein einen Zuschuß von 400 M. ausbezahlt. |
Bahnbau im Kreise Niederbarnim. Das gestrige Kreisblatt enthält folgenden Allerhöchsten Erlaß: Verleihung des Enteignungsrechts für den Bau der Kreis-Kleinbahn Bahnhof Magerviehhof (Friedrichsfelde) - Tegel (Hafen) an den Kreis Niederbarnim. Auf Ihren Bericht vom 5. Oktober d. J. will Ich dem Kreise Niederbarnim im Regierungsbezirk Potsdam, welcher die Genehmigung zum Bau und Betriebe einer Kleinbahn vom Bahnhof Magerviehhof (Friedrichsfelde) über Hohen-Schönhausen, Weißensee, Heinersdorf, Franz.-Buchholz, Nieder-Schönhausen, Rosenthal, Wittenau, Tegel (Bahnhof), Tegel (Hafen) erhalten hat, das Enteignungsrecht zur Entziehung und zur dauerhaften Beschränkung des für diese Anlage in Anspruch zu nehmenden Grundeigentums verleihen. Die eingereichte Karte erfolgt zurück. Neues Palais, den 24. Oktober 1906. gez. Wilhelm R. gegengez. Breitenbach. An den Minister der öffentlichen Arbeiten. Im Spreewalde mehren sich in letzter Zeit die Fälle, daß von den Fischern wiederholt große Krebse gefangen wurden, ein Beweis, daß nach der Krebspest die Gewässer wieder anfangen, sich mit Krebsen zu beleben. |
Eine Automobil-Rennbahn wird in der Nähe Berlins entstehen. Der Verkauf eines 3000 Morgen großen Geländes in der Oranienburger Chaussee in der Nähe von Hermsdorf-Glienicke, zur Errichtung einer Automobil-Rennbahn ist perfekt geworden. |
Weißensee. Der hiesige Pferdemarkt soll vom 1. April 1907 ab auf eine Pachtzeit von zwei bzw. fünf Jahren verpachtet werden ... |
Weißensee. Auf dem Gebiet der kommunalen Wohlfahrtspflege hat die Gemeinde Weißensee einen kräftigen Schritt vorwärts getan, indem sie, wie schon mitgeteilt, die Anstellung eines Gemeindearztes beschlossen hat. Das Gehalt ist auf 5000 Mark festgesetzt, steigend um je 500 Mark bis 6500 Mark. |
Hönow. Bei der Treibjagd auf Gut Hönow wurden 442 Hasen, 2 Rehe und 4 Kaninchen geschossen. Angeschossen wurde ein Treiber, der bei dem Bauerngutsbesitzer Flöricke als Knecht bedienstet ist. Derselbe erhielt oberhalb des Knies eine Schrotladung und mußte zum Arzt nach Alt-Landsberg gefahren werden. Der unvorsichtige Schütze fand den Knecht mit einem Schmerzensgeld von 6 Mark ab; wir glauben aber nicht, daß es dabei bleiben wird, denn die Verletzung ist ziemlich schwer. Alt-Landsberg. Eine nette Bescheerung. [!] In dem Nachbarort H. (wir wollen den vollen Ortsnamen lieber verschweigen, da Schaden und Spott zu nahe beieinander liegen) wurde dieser Tage nach der Trauung in der Wohnung eines Brautpaares Hochzeit gefeiert, bei welcher es sehr lustig zuging und an der auch eine Cousine der Braut, die von Berlin herübergekommen war, teilnahm. Während des Mahles wurde die Dame von heftigen Schmerzen in der Magengegend befallen, die einen sehr ernsthaften Charakter annahmen. Wohl oder übel mußte die Erkrankte ins Bett, und zwar, da ein anderes nicht zu Gebote stand, in das Ehebett der Neuvermählten gebracht werden. Bald darauf hatte auch nach altem Brauche das junge Paar die fidele Hochzeitsgesellschaft heimlich verlassen, um sich in seine Gemächer zurückzuziehen. Als Mann und Frau das Schlafgemach betraten, wurde ihnen eine eigenartige Ueberraschung zu teil: es war nämlich - „alles da.“ Die Kranke befand sich den Umständen nach wohl, die Magenschmerzen waren verschwunden und - ein neuer Weltbürger war ans Licht gekommen, ebenfalls gesund und gut bei Stimme. Das junge Paar mußte natürlich das Feld räumen und eine Hochzeitsreise nach dem unweit der Wohnung liegenden Gasthof antreten. |
Der Niederbarnimer Kreistag trat vorgestern zu einer Sitzung zusammen, die von besonderer Bedeutung war, weil die Krankenhauskalamität der großen Vorortgemeinden, die Verleihung der Stadtrechte an Lichtenberg und das Ausscheiden dieser Gemeinde auf der Tagesordnung standen. ... |
176 Jagdscheine erteilte im November der Landrat unseres Kreises. |
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