Mehrow und Umgebung in der in Niederbarnimer Zeitung (Friedrichshagen) von 1908 (23. Jahrgang). Gefunden in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) auf Mikrofilm. |
Friedrichsfelde. Die Arbeiten an der Kreis-Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde sind so gefördert worden, daß bereits ein Teil und zwar die Verbindung der Stettiner und Wriezener Bahn zwischen Blankenburg und Friedrichsfelde eröffnet werden konnte. Auf dieser Teiltrecke sind folgende Stationen: Friedrichsfelde, Hohenschönhausen, Weißensee, Heinersdorf und Blankenburg. Im Frühjahr soll die Betriebseröffnung des letzten Teils erfolgen. Teltow. Insgesamt 39 200 000 Mk. hat der Teltow-Kanal gekostet. ... Fürstenberg. Einen recht unangenehmen Gruß bekam der Besitzer des „Buschkruges“ vor kurzem von der Luftschiffer-Abteilung dadurch, daß ein auf der Uebungsfahrt befindlicher Ballon mit seinem Schleppanker einen Teil seines Daches abriß. Der Ballon stieg wieder in die Höhe und fuhr in unbekannte Ferne. Selbstverständlich bezahlt die Militärverwaltung den entstandenen Schaden. |
Ahrensfelde. Ein schwerer Unfall ereignete sich vor einigen Tagen auf der Dorfstraße in der Nähe des Gehöfts des Herrn Amtsvorstehers Haase. Ein ca. 20jähriger galizischer Arbeiter des Rittergutes Mehrow fiel von dem schweren Dungwagen. Der über 100 Ztr. schwere Wagen ging über den rechten Arm und zermalmte denselben buchstäblich. Der Verunglückte wurde sogleich in das Krankenhaus nach Weißensee gebracht und mußte hier der verletzte Arm amputiert werden. |
Hönow. Erfroren. Zwischen hier und Marzahn wurde an der Chaussee ein erfrorener Handwerksbursche aufgefunden. Derselbe hatte sich in ermüdetem Zustande zum Ausruhen auf einen Steinhaufen gesetzt und war für immer eingeschlafen. |
Forellen in der Wuhle? In den letzten Wochen fanden Cöpenicker Fischer in ihren Netzen wiederholt Forellen, die, wie angenommen wird, aus der Wuhle stammen. An der Mündung derselben in die Spree wurde nämlich kürzlich ein Exemplar dieses schmackhaften Fisches gefangen. |
Ein große Bergsturz in den Rüdersdorfer Kalkbergen, jedenfalls der größte des Jahres, findet diesen Donnerstag, nachmittags 4 Uhr im Redenbruch statt. Die Sprengung erfolgt durch 400 Schüsse mittels Dynamit. |
Die Bevölkerungsdichtigkeit im Kreise Niederbarnim. ... Im Durchschnitt wohnten [am 1.1.1906] im Deutschen Reiche auf dem einzelnen Quadratkilometer 112 Einwohner. ... Von den einzelnen Kreisen unserer Provinz wohnten auf dem Quadratkilometer am meisten Menschen im Kreise Teltow, nämlich 142,19. Am Spärlichsten war die Bevölkerung im Kreise Lübben, denn dort wurden auf dem genannten Flächeninhalt nur 32,58 Menschen gezählt. Im Kreise Niederbarnim betrug die Bevölkerungsdichtigkeit auf dem Quadratkilometer 125,60 Bewohner. |
Weißensee-Freienwalde. Die Verhandlungen zwischen dem Weißenseer Gemeinde-Vorstand und einer Eisenbahn-Baugesellschaft wegen der Errichtung einer zweigleisigen Bahn von Weißensee, in der Nähe des jüdischen Kirchhofs, über Malchow, Birkholz, Blumenberg [!] und Wilmersdorf nach Freienwalde, haben feste Gestalt angenommen. In einer besonderen Vorlage an die Gemeindevertretung fordert der Gemeinde-Vorstand Mittel zur Ausführung der Vorarbeiten. |
Neuwahl des Niederbarnimer Kreistages. Infolge des Ausscheidens der Gemeinde Lichtenberg aus dem Kreise Niederbarnim muß der Niederbarnimer Kreistag zum Frühjahr aufgelöst werden und eine andere Bezirkseinteilung stattfinden. |
Weißensee. Eine öffentliche Speiseanstalt will unsere Gemeinde mit dem 1. April dieses Jahres eröffnen. Es sind bereits Räume in der Goebenstraße zu diesem Zwecke gemietet worden. Diese Speiseanstalt ist die erste, die in Groß-Berlin von einer Kommune selber eingerichtet und unterhalten wird. Einmal am Tage soll warmes Essen gegen einen ganz mäßigen Preis und außerdem morgens und abends Suppe und Brot verabreicht werden. |
Eine Veteranenreise nach Frankreich, und zwar die fünfte ihrer Art, zum Besuche der Schlachtfelder von Feldzuge 1870/71, findet vom 7. bis 21. Mai d. J. statt und sind Kameraden und Kampfgenossen zur Beteiligung an derselben herzlichst eingeladen. ... |
Weißensee. Eine zweite Gasanstalt, welche die bisherige Gasanstalt an Größe bedeutend übertreffen wird, läßt die englische Gasgesellschaft hierselbst errichten. Die neue Anstalt wird neben der alten, jedoch mit der Hauptseite an der Industriebahn liegen. Von hier aus erfolgt dann später die Kohlenanfuhr. Nach Fertigstellung wird die Anstalt imstande sein, täglich 100000 Kubikmeter Gas zu erzeugen. |
Verkauf der Chausseehäuser. Da für die Chausseen des Kreises Niederbarnim vom 1. April d. J. ab Chausseegeld nicht mehr erhoben wird, verkauft der Kreis seine Chausseehäuser Nordend, Samt [!], Hönow, Weißensee, Neue Scheune, Lanke und Hennickendorf. Das Chausseehausgrundstück „Neue Scheune“ bei Rummelsburg umfaßt 1026 Quadratmeter. Wuhlgarten. Die Anstalt für Epileptische ist gleich von drei Epidemien auf einmal heimgesucht worden. In der Anstalt sind Masern und Scharlach in Verbindung mit Influenza im Kinderhause ausgebrochen. Von dem Pflegepersonal liegt auch eine große Anzahl krank danieder. |
Weißensee. Das „Millionenschloß“, wie es hier wegen seines hohen Wertes genannt wird, ist mit seinem alten herrlichen Park und dem schönen Weißen See von der Gemeinde für den Preis von 2¾ Millionen Mark zugleich mit den dem Schloßgrundstück benachbarten Grundstücken erworben worden. Die angekaufte Fläche hat eine Größe von 20,72 ha. Falkenberg. Auf dem hiesigen Berliner Rieselgut geht ein Riesenprojekt seiner Vollendung entgegen. Zu den bereits vorhandenen 3200 Morgen kaufte vor einigen Jahren der Magistrat noch ca. 800 Morgen Bauernland hinzu. Die Aptierungsarbeiten gestalten sich insofern äußerst schwierig, als zunächst der Berlgrund entwässert werden mußte. |
Ein neues Rieselgut. der Magistrat von Berlin hat den Ankauf von rund 1800 Morgen Land im Dorfe Danewitz bei Bernau beschlossen. 800 Morgen davon sind Wald. Der Preis stellt sich auf 780000 Mark. |
Die Weißenseer Gemeindevertretung hat beschlossen, eine eigene Ferienkolonie auf dem neu erworbenen Gute Birkholz an der Ostbahn [!], was später für Rieselzwecke Verwendung finden soll, einzurichten. Die Kosten der ersten Ausstattung sind auf 12000 Mark festgesetzt worden. Es ist ein Barackenbau mit großer Speisehalle zur Aufnahme von 60 Kindern vorgesehen. Weißensee ist die erste Gemeinde Groß-Berlins, welche auf eigene Kosten, ohne private Beihilfe, eine Ferienkolonie einrichtet. Weißensee. in der letzten geheimen Sitzung der Gemeindevertretung wurde beschlossen, den Gemeindevorstand zu ermächtigen, das 125 Morgen große alte Rieselfeldgelände, welches in der Nähe der Industriebahn liegt, zum Preise von 13800 bezw. 12500 Mk. pro Morgen zu verkaufen. |
Der Postscheckverkehr wird eingeführt. Der Bundesrat hat beschlossen, den Postanweisungs- und Scheckverkehr im Wege der Verordnung einzuführen. |
Eine merkwürdige Neuigkeit, ein fast allgemeines Sinken der Lebensmittelpreise, verzeichnet die neueste amtliche Nachweisung. Alle Getreidesorten sind danach billiger geworden, ebenso das Fleisch mit Ausnahme des Hammelfleisches. Der Eierpreis ist sogar ungewöhnlich stark gesunken. ... |
Die Stadt Lichtenberg im Regierungsbezirk Potsdam ist, wie amtlich bekannt gegeben wird, aus dem Verbande des Landkreises Niederbarnim vom 1. April d. J. ab für ausgeschieden erklärt worden, sodaß sie von diesem Tage ab einen eigenen Stadtkreis bildet. ... Alt-Landsberg. Der Freiheitsdrang hat es zwei im hiesigen Gerichtsgefängnis inhaftierten Untersuchungsgefangenen, dem etwa 25jährigen Knecht und Arbeiter Otto Wegener und dem gleichaltrigen Arbeiter Hinz, angetan. Dieselben stießen das vor ihrem Zellenfenster befindliche Eisengitter heraus, wanden sich durch die Oeffnung, setzten über die benachbarte Kegelbahn und dann über die Gartenmauer hinweg und entkamen. Wegener war wegen eines in Blumberg verübten Einbruchsdiebstahls, Hinz wegen gleicher Diebereien und Fahrradmarderei hier eingeliefert worden. Bisher gelang es nicht, der beiden Ein- und Ausbrecher, die vermutlich in der Umgegend neue Diebstähle begehen werden, wieder habhaft zu werden. |
Manöver. Wie verlautet, findet in diesem Jahre das Manöver des 3. Armeekorps in den Kreisen Nieder- und Oberbarnim statt. Das Gardekorps dagegen wird in den Kreisen Angermünde, Prenzlau, Templin seine Uebungen abhalten. |
Die Chausseen des Kreises Niederbarnim sollen um Berlin Reihen- und Kleinpflaster anstelle der bisherigen Steinschüttungen erhalten. Für die Strecke von Rummelsburg über Oberschöneweide nach Köpenick sind die Kosten bereits etatisiert, weil, wie der Landrat im Kreistage ausführte, der große Lastfuhrwerk- und Automobilverkehr auf der Strecke den Ausbau dieser Chaussee in eine moderne Verkehrsstraße unbedingt erfordert. |
Mahlsdorf. Der Niederbarnimer Kreistag beschloß den Bau einer Kreischaussee von Hönow nach Mahlsdorf, deren Gesamtkosten auf 67000 Mark veranschlagt sind und von denen der Kreis die Hälfte mit 35000 Mark übernimmt. |
Sadowa. Eingefangener Bär. Im Waldrestaurant Sadowa wurde ein amerikanischer Bär, der unlängst aus dem Reisewagen eines Menageriebesitzers entsprungen war, eingefangen. |
Die Taler können noch bis zum 1. Oktober 1908 umgewechselt werden, später haben sie nur den Silberwerk, der ungefähr 1,30 Mk. beträgt, natürlich abgesehen von dem Sammelwert einzelner Stücke. Letzterer wird indessen vielfach überschätzt. |
Die sexuelle Aufklärung auch in der Volksschule fordert der Landesverein preußischer Volksschullehrerinnen in einer Eingabe an den Kultusminister. |
Alt-Landsberg. Ins hiesige Krankenhaus eingeliefert wurde am Montag nachmittag der Arbeiter Franz Kuwiak aus Neuenhagen, der erst seit demselben Tage früh in der Blumberger Schneidemühle beschäftigt war und gleich am ersten Tage seiner neuen Beschäftigung verunglückte. Kuwiak begleitete eine mit schweren Rundhölzern beladene Lowry, als dieselbe aus dem Gleis sprang und umkippte. K. geriet hierbei unter die Lowry und wurde ihm der rechte Fuß vollständig zertrümmert; auch hat er eine schwere Brustquetschung davongetragen. |
Straßenbahn und die östlichen Vororte. Zwischen den Gemeinden Lichtenberg und Weißensee schweben Verhandlungen über den Ausbau einer Straße von Weißensee über Wilhelmsberg nach Lichtenberg. Die Kostenfrage ist schon erledigt. Ebenso hat sich die Große Berliner Straßenbahn-Gesellschaft bereit erklärt, eine Straßenbahn durch diese östlichen Vororte nach dem Landsberger Tor anzulegen. Die Gleise sollen gleich bei der Straßenpflasterung verlegt werden. |
Die Chausseegelderhebung ist bekanntlich ebenso wie in dem Kreise Teltow, auch im Kreise Niederbarnim aufgehoben worden. Wie der Vorsitzende des Kreisausschusses, Landrat Graf v. Rödern, jetzt bekannt macht, sollen die durch die Aufhebung der Chausseegeldgebühr nunmehr zwecklosen Chausseehäuser in unverändertem Zustande pfand- und lastenfrei verkauft werden. In Betracht kommen sieben Grundstücke in Weißensee, Lanke, Bernau, Neuenhagen, Ladeburg, Germendorf und Lehnitzsee, die zumeist aus zweistöckigen Wohnhäusern, Stallgebäuden, Hofraum und Hausgarten bestehen. Kaufangebote sind bis zum 5. September im Bureau des Niederbarnimer Kreisausschusses, Friedrich-Karl-Ufer 5 in Berlin, einzusenden. Zur Erweiterung der Rieselfelder hat die Stadt Berlin vom Fiskus 4000 Morgen Wald am Gorinsee gekauft. Das Gelände liegt im Bereich der Nordbahn zwischen Buch und Bernau. |
Vernichtung der Kreuzottern. Die Kreuzotterplage ist in diesem Jahre größer als in den Vorjahren. Von den Behörden wird darauf hingewiesen, daß auf die Erlegung derartiger Reptilien eine Prämie von 25 Pfg. ausgesetzt ist. Die Gefährlichkeit der Kreuzotter macht sich besonders jetzt bemerkbar, wenn sie von Beerensuchern in ihren Schlupfwinkeln gestört wird. Allerdings sind durch Kreuzottergift ... Todesfälle noch nicht herbeigeführt worden ... |
Bekanntmachung. Auf Grund des § 6 des Reichsvereinsgesetzes vom 19. April 1908 ... werden als Zeitungen, durch welche die Bekanntmachungen öffentlicher politischer Versammlungen erfolgen kann, für den hiesigen Amtsbezirk folgende Blätter bestimmt: 1. „Niederbarnimer Kreisblatt“, 2. „Niederbarnimer Zeitung“ in Friedrichshagen, 3. „Berliner Lokal-Anzeiger“. Berlin, den 6. Juli 1908. Der Königliche Landrat. Graf von Roedern. ... |
Ein eigenartiger Unfall ereignete sich bei dem gestrigen Gewittersturm auf einem unserer Müggelsee-Dampfer. Der Sturm warf den Schornstein um und die Fahrgäste wurden von Ruß und Rauch überschüttet. In Verbindung mit dem strömenden Regen gab das eine nette Bescherung. |
Dreijährig-Freiwillige nimmt das Regiment der Gardes du Corps in Potsdam noch zum Herbst d. J. an. Erforderlich ist eine Größe von mindestens 1,75 m und persönliche Vorstellung. Bevorzugt werden Landwirte, Schmiede, Sattler, Schuhmacher und Schneider. |
Abnahme einer Industriebahn. Die Industriebahn von Friedrichsfelde bis Tegel wird heute, Donnerstag, auf der Strecke von der Stettiner Bahn bis zur Grenze von Lübars landespolizeilich abgenommen. Zur Teilnahme an der Abnahmefahrt sind die beteiligten Gemeindevertretungen, Grundbesitzer und Industriellen geladen. Rüdersdorf. Ueber 1100 Mann Einquartierung (Infanterie und Artillerie) wird unser Ort am 2. und 3. September erhalten. |
Bernau. Bei einer Feuerwehrübung auf dem Steiggerüst wurde der Seidenwirker Johann Eßler schwer verletzt. Dem über ihm stehenden Steiger Knäsel entfiel eine schwere metallene Schlauchkupplung und traf den Eßler so unglücklich ins Gesicht, daß er sich außer einer Nasenspaltung eine schwere Gehirnerschütterung zuzog. |
Weißensee. Das bisherige Rieselfeldgelände zwischen den Ortsgrenzen Heinersdorf und Malchow und der Berlinerstraße ist von der Gemeinde zum Verkauf gestellt worden. |
Keine Barrieren! Die ersten Beschwerden über die Niederbarnimer Industriebahn, die jetzt auf der Strecke Friedrichsfelde - Lübars eröffnet ist, liegen aus Weißensee vor. Dort werden die Falkenberger-, Berliner- und Rennbahnstraße im Niveau von der Industriebahn gekreuzt, ohne daß sich dort Barrieren befinden. In einer Petition wollen die Anwohner den Kreis darauf aufmerksam machen, daß es im Interesse der öffentlichen Sicherheit nicht mehr angebracht ist. Groß-Berliner Verkehrsstraßen ohne Schutzmaßregeln mit Eisenbahnzügen zu kreuzen. |
Anläßlich des Sedantages finden morgen vormittag in sämtlichen hiesigen Schulen die üblichen Festakte statt. Der Unterricht fällt aus. Flurschäden durch die Herbstübungen im Kreise Niederbarnim. Bei Abhaltung der diesjährigen Herbstübungen, für welche dem 3. Armeekorps der östlich der Linie Berlin-Bernau gelegene Teil des Kreises Niederbarnim zugewiesen ist, werden voraussichtlich Flurschäden entstehen. ... |
Die Manöverübungen des 3. (brandenburgischen) Armeekorps beginnen morgen Freitag. Es wird an drei Tagen Brigademanöver, an vier Tagen Divisionsmanöver und an drei Tagen Korpsmanöver abgehalten. Nachdem die Brigade- und Divisionsmanöver stattgefunden haben, werden vom 17. bis 19. September die Korpsmanöver in dem Gelände zwischen Wriezen, Fürstenwalde und Alt-Landsberg abgehalten. |
Aus Anlaß der Herbstübungen ersucht der Landrat des Kreises Niederbarnim die Vorstände der mit Einquartierungen bedachten Gemeinden, den Quartiermachern der Truppen vom Vorhandensein übertragbarer Krankheiten unter Bezeichnung der in Frage stehenden Gehöfte Kenntnis zu geben. - Außerdem wird auf folgendes hingewiesen: Bei den letztjährigen Herbstübungen sind wiederholt Teile des Feldkabels der von den Telegrafen-Abteilungen gelegten Leitungen durch Zivilpersonen beschädigt und entwendet worden. Da auch bei den diesjährigen Herbstübungen dergleichen Leitungen verwendet werden, so wird vor fahrlässiger und böswilliger Beschädigung der Telegraphen- und ähnlichen Anlagen durch Zerschneiden der Leitungsdrähte, Zertrümmern der Isolatoren gewarnt und darauf aufmerksam gemacht, daß das Beschädigen der Leitungen aufgrund der §§ 317 und 318 des Reichs-Strafgesetzbuches bestraft wird. |
Einquartierung. Die Manöver, die im Kreise Niederbarnim stattfinden, bringen allen Ortschaften des Kreises und der benachbarten Gebiete ein reges militärisches Leben und starke Einquartierungen. Auch in Friedrichshagen sind in der Nacht vom 11. zum 12. September Manövergäste zu erwarten. Eine Abteilung Kavallerie und Feldartillerie wird abends eintreffen und für die Nacht Quartiere ohne Verpflegung beziehen. Besonders die Stallbesitzer seien hierauf hingewiesen. |
Werneuchen. Ein schwerer Manöverunfall ereignete sich bei einer Attacke der Rathenower Husaren, indem ein Reservist stürzte und einen Lanzenstich in das rechte Auge erhielt, das verloren ist. Bernau. Katholische Kirchenweihe. Am Sonntag, den 23. September, wird die neuerbaute katholische Herz-Jesu-Kirche in Bernau eingeweiht. ... |
Die neuen Taler. Seit einigen Tagen hat man angefangen, den neuen Taler zu prägen. Anfang der nächsten Woche sollen die neuen Dreimarkstücke zur Ausgabe gelangen. Sie sehen den Fünfmarkstücken ähnlich, nur entsprechend kleiner, die eine Seite zeigt den Kopf, die andere die Inschrift „3 Mark“. Die diesjährigen Manöver enden morgen, Sonnabend, den 19. September, in der Nähe von Alt-Landsberg mit einem Manöver gegen einen markierten Feind. Als solcher kommt auch das Gardekorps, das seine Korpsmanöver in Freienwalde abhält, mit in Betracht. Nach Schluß des Manövers werden die Fußtruppen und die Stäbe der berittenen Truppen mit der Eisenbahn in die Standorte befördert. Die berittenen Waffen, das Pionierbataillon Nr. 3 und die Train-Abteilungen erreichen ihre Standorte mit Fußmarsch. Für den Transport eines Teils der Truppen kommt auch der Bahnhof Cöpenick in Betracht, auf dem sich bald ein lebhaftes militärisches Treiben zeigen dürfte. |
Weißensee. Der Gemeinde-Turn- und Festsaal wird heute eröffnet. Zur Einweihung findet ein großes Festkonzert statt. Die Halle besitzt große Säle und Empfangsräume mit Restaurationsbetrieb und präsentiert sich als monumentaler Bau. Mahlsdorf. Ein Fernsprechautomat ist auf Anregung useres Gemeindevorstehers auf unseren Bahnhof aufgestellt worden, welcher zweifellos starke Benutzung erfahren wird. Bis jetzt ist er an der Ostbahnstrecke der einzige seiner Art.. |
Manöver-Verluste. Der Landrat unseres Kreises macht bekannt, daß während der Manöver dem Kurmärkischen Feldartillerie-Regiment Nr. 39 ein Artillerie-Säbel, gezeichnet A. 89.6.30, und dem Telegraphen-Bataillon Nr. 2 in Spandau ein Stalleimer aus grüngestrichenem Holz mit Blechbeschlag und eine aus zwei Teilen bestehende Trage abhanden gekommen sind. - Die Truppen scheinen vom Feind überrascht worden zu sein und in der Eile die vermißten Ausrüstungsstücke im Stich gelassen zu haben. |
Kinderarbeit. Durch das vor etwa Jahresfrist in Kraft getretene Kinderschutzgesetz ist die Kinderarbeit, soweit es sich um schulpflichtige Kinder bis zu 12 Jahren handelt, gänzlich verboten und für Kinder vom 12. Jahre ab bis zur Entlassung aus der Schule auf drei Stunden pro Tag bezw. vier Stunden in den Schulferien, beschränkt worden, Die Beschäftigung darf aber nicht in die Zeit von 8 Uhr abends bis 8 Uhr früh fallen. Ausnahmen hiervon sind unzulässig. ... Kontraktbrüchige Wanderarbeiter. Nach einer Bekanntmachung der brandenburgischen Landwirtschaftskammer haben im Kreise Niederbarnim und in den benachbarten Kreisen 13 aus Rußland, Galizien usw. eingewanderten Personen widerrechtlich die Arbeit in landwirtschaftlichen Betrieben verlassen. Es werden Maßnahmen angeordnet, um die betreffenden Personen zu ermitteln. ... |
Blumberg. Das Spielen mit einem Tesching hat gestern vormittag hierselbst in der Bahnhofstraße einen schweren Unfall herbeigeführt. Der 12jährige Sohn Otto des Bahnhofsvorstehers Sill nahm den geladenen Tesching und zielte in scherzhafter Weise auf den soeben konfirmierten 14jährigen Knaben Fritz Adler. Plötzlich entlud sich die Waffe und die Kugel bohrte sich tief in die Brust des Knaben, der zunächst einem Werneuchener Arzt und später, da dieser die Kugel nicht zu entfernen vermochte, einem Berliner Krankenhause zugeführt werden mußte. Die Verletzung ist eine schwere, da auch die Lunge getroffen worden ist. |
Der Tegeler Hafen und die Industriebahn. Am 1. November werden der Tegeler Hafen und das letzte Stück der Industriebahn des Kreises Niederbarnim dem Verkehr übergeben werden. |
Gewerbeinspektion Niederbarnim Süd-Ost. Die Amtszimmer befinden sich in Berlin NW., Thomasiusstraße 22 II. Chef ist der Gewerberat Arens. Zur Gewerbeinspektion Niederbarnim Süd-Ost gehören folgende Amtsbezirke: Ahrensfelde, Biesdorf, Blumberg, Börnicke, Buch, Cöpenick-Forst, Dahlwitz, Erkner, Falkenberg, Fredersdorf, Friedrichsfelde, Friedrichshagen, Herzfelde, Hohen-Schönhausen, Stadt Alt-Landsberg, Amt Alt-Landsberg, Lichtenberg, Löhme, Malchow, Neuenhagen, Ober-Schöneweide, Rehfelde, Rüdersdorf, Rummelsburg, Schöneiche, Stralau, Weißensee und vom Amtsbezirk Franz.-Buchholz die Gemeinden Blankenburg und Heinersdorf. ... |
Drahtdiebe. In der Nähe von Werneuchen bis nach dem Bahnhof Blumberg hin sind 1300 Meter 5 Millimeter starker Telefondraht gestohlen worden; von der Treidelbahn des Teltowkanals auf Mariendorfer und Tempelhofer Gebiet ngefähr ebenso viel. |
Zum Ehren-Obermeister der Uhrmacher-Innung der Kreise Nieder- und Oberbarnim, sowie der Stadt Cöpenick wurde der bisherige Obermeister Hermann Harttert in Alt-Landsberg, welcher 30 Jahre die Innung leitete, in der letzten Innungsversammlung ernannt. |
Der Moorbrand am Teltowkanal zwischen Rudow und Baumschulenweg, über dessen Ausbruch wir vor einiger Zeit berichteten, ist noch immer nicht gelöscht. Die Feuerwehren, die versucht hatten, den Brand einzudämmen, haben die vergebliche Arbeit eingestellt. ... |
Die Eröffnung der Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde. Die Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde ist fertiggestellt. Die Bereisung der ganzen Strecke und im Anschluß daran die Eröffnung des Tegeler Hafens findet am 31. Oktober statt. Die Abfahrt erfolgt vom Wriezener Bahnsteige des Schlesischen Bahnhofes. An der Bereisung beteiligen sich die Kreis- und interessierten Gemeindebehörden. |
Drahtdiebe. Trotz mehrfacher Verhaftungen von Drahtdieben, die in letzter Zeit gemeldet wurden, hört noch immer die Beschädigung der Fernsprechleitungen nicht auf. Am 27. Oktober, abends, sind an der Chaussee Alt-Landsberg - Hönow wieder 152 Kilogramm starker Bronzedraht abgeschnitten worden. Für Ermittelung der Täter hat das Postamt Alt-Landsbwerg 100 Mk. Belohnung ausgesetzt. |
Alt-Landsberg. Der Ehren-Obermeister der Uhrmacherinnung des Kreises Niederbarnim, Hermann Harttert, ist verstorben. |
Gegen die Luftverpestung durch Kraftfahrzeuge will die Polizei jetzt in der Weise vorgehen, daß sie, gestützt auf ein kammergerichtliches Erkenntnis, Kraftfahrzeuge, die den vorgeschriebenen Anforderungen nicht genügen, vom Befahren der öffentlichen Wege und Plätze ausschließt. |
Alt-Landsberg. Im Adamskostüm spazierte trotz einer Kälte von 6 Grad Reaumur gestern nachmittag ein Militärkontrollpflichtiger in die Stadt hinein. Derselbe war nur mit Schuhen, Hemd, Kragen und Hut angetan und erregte in diesem mittelafrikanischen Anzuge ziemliches Aufsehen. Infolge überreichlichen Alkoholgenusses war der junge Mann ins Delirium verfallen. Er wurde alsbald festgenommen. |
Der viergleisige Ausbau der Ostbahn ist nach einer Meldung der „Deutschen Nachrichten“ gesichert. Die Pläne dazu, welche bereits vom Eisenbahnministerium geprüft sind, sollen demnächst genehmigt werden. Falls die Mittel für die Umgestaltung der ganzen Ostbahn noch nicht in den nächsten Etat eigestellt werden können, soll wenigstens die Teilstrecke Berlin-Hoppegarten ein drittes und viertes Gleis erhalten und der Bahnhof Hoppegarten wesentlich vergrößert werden. Mahlsdorf. Die Gemeindevertretung genehmigte in ihrer letzten Sitzung 7 Baugesuche, die sich größtenteils auf die Kolonie Kiekemal bezogen. Zur Errichtung einer Chaussee zwischen hier und Hönow wurden 5186,50 Mark bewilligt. Damit ist der Bau dieser Verkehrsstraße, welche die Aufschließung des nördlichen Geländes beschleunigen wird, gesichert. |
Werneuchen. Das hiesige Elektrizitätswerk ging gestern in den Besitz des Ingenieurs Hagen, der schon bisher mit einigem Kapital beteiligt war, über. Allseitig trägt man sich mit der Hoffnung, daß es besser und das Werk wieder betriebsfähig werden wird, zumal die Stromabnehmer einen Zuschuß aufgebracht haben. Alt-Landsberg. Das neugewählte Stadtoberhaupt, Bürgermeister Semner, wurde am Montag in einer gemeinsamen Sitzung des Magistrats und der Stadtverordneten, zu der sich auch die städtischen Beamten vollzählig eingefunden hatten, feierlich in sein Amt eingeführt. ... |
Schnellbahn Berlin - Kalkberge-Rüdersdorf. Der Bau einer Schnellbahn im Anschluß an die Hochbahnstation Warschauer Straße über Rummelsburg, Friedrichsfelde, Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf nach Woltersdorf und Rüdersdorf dürfte zur Ausführung kommen. Unternehmerin wird die Gesellschaft „Kreisringbahn Groß-Berlin“ sein. ... |
Für die Kreischausseen des Kreises Niederbarnim sollen nachstehende Lieferungen in einzelnen Posten vergeben werden: 700 cbm Spalt-Pfla[ster]steine, 10600 m Strecksteine zum Kleinpflaster, 20 cbm Klein-Pflastersteine, 13200 cbm Chausseesteine, sämtlich aus Granit oder gleichwertigem Material, 5200 cbm Kies. ... Vom Niederbarnimer Kreistag. In der letzten Sitzung des Niederbarnimer Kreistages, die unter dem Vorsitz des Landrats, Graf v. Rödern, stattfand, wurden zwei Beschlüsse von großer Wichtigkeit gefaßt. Die Versammlung genehmigte nämlich die Geldmittel zum Bau einer Prachtstraße zwischen Berlin und Buch und beschloß ferner, der Berliner Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft die Kreisstraßen zur Verlegung von Leitungen für ein neu zu erbauendes Elektrizitätswerk bei Eberswalde auf 50 Jahre zur Verfügung zu stellen. ... Die Berliner Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft will bei Eberswalde unter dem Namen „Märkisches Elektrizitätswerk“ eine neue große Anlage schaffen, von welcher aus alle Orte im nördlichen Teile von Niederbarnim, sowie in Oberbarnim mit Elektrizität versorgt werden sollen. Die Gesellschaft ist nach dem mit dem Kreise abgeschlossenen Vertrage verpflichtet, für die Benutzung der Chausseen eine Abgabe von ½ bis 1 pCt. der Bruttoeinnahme des neuen Werkes zu zahlen. Dafür soll ihr die Benutzung der Kreisstraßen auf 50 Jahre und ein Ausschließlichkeitsrecht auf 25 Jahre zustehen. Der Kreis ist berechtigt, von diesem Vertrage zurückzutreten, falls nicht bis zum 1. April 1910 die Anlage im Wesentlichen hergestellt ist und die Eröffnung des Betriebes erfolgt. - Der Kreistag ermächtigte schließlich den Kreisausschluß zum Abschluß des Vertrages mit der A. E. G. |
Hoppegarten. 82 Renntage sind für das nächste Jahr für die Berliner Rennbahnen vorgesehen, 26 in Karlshorst, 20 in Strausberg und je 18 im Grunewald und in Hoppegarten. |
Vorheriger Jahrgang (1907) |