Beiträge aus der Zeitung Nördlicher Vorortbote von 1910-1913 (9.-12. Jahrgang),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 10. Februar 1910 (Nr. 17), Lokales und Provinzielles

Tanzvergnügungen in der Fastenzeit. Eine für alle Saalbesitzer des Kreises Niederbarnim wichtige Verfügung ist vom Landrat Grafen v. Roedern erlassen worden. Auf wiederholten Eingaben des Verbandes der Gast- und Schankwirte der Kreises Niederbarnim in Sachen der Tanzerlaubnis während der Fastenzeit ging dem Verbandsschriftführer Radschick (Oranienburg) heute folgendes Schreiben des Landratsamtes zu: „Die Polizeibehörden der in der näheren Umgebung Berlins gelegenen Ortschaften des Kreises mit starkem Ausflüglerverkehr und derjenigen Ortschaften, die mit Berlin in unmittelbaren Zusammenhang liegen, habe ich angewiesen, öffentliche Tanzlustbarkeiten während der Fastenzeit vorläufig mit Ausnahme des Palmsonntags zu gestatten. Ob der Palmsonntag in Zukunft zur Karwoche zu rechnen ist oder nicht, steht noch aus; sobald sie gefallen ist, werde ich weitere Nachricht geben.“


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 7. Juni 1910 (Nr. 64), Berliner Neuigkeiten

Berlin auf dem Wege zur dritten Million. Seit Berlin im Jahre 1907 die ersten Hunderttausend der dritten Million überschritten hatte, ist die Einwohnerzahl, abgesehen von einigen Schwankungen, deren größte in die Monate Januar und Februar fiel, stets im Steigen gewesen. Allerdings ging diese Steigerung nur langsam vorwärts, denn Berlin hatte vor drei Jahren rund 2 111 360 Einwohner, während im April d. Js. 2 118 150 Personen gezählt wurden. Bis Berlin die dritte Million erreicht haben wird, dürfte noch eine gute Weile vergehen; anders stellt sich die Sache jedoch dar, wenn man die Vororte hinzurechnet; mit diesen zusammen sind die Verhältnisse in Bezug auf die dritte Million wesentlich günstiger.

Tödliche Unfälle infolge der Hitze. Die furchtbare Hitze erreichte am Sonntag eine Höhe, die in unserer Gegend während des Monats Juni nur höchst selten zu verzeichnen ist. Das meteorologische Institut zu Potsdam stellte nachmittags um 3 Uhr +32½ Grad C. im Schatten fest, und zu derselben Zeit wurden in Berlin sogar etwas mehr als 33 Grad vom Thermometer abgelesen. Diese Temperatur hat eine ganze Reihe von schweren Unfällen gezeitigt. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 11. Juni 1910 (Nr. 66), Aus dem Reich

Einbrecher in einer Kirche. In dem Gotteshause zu Blumberg an der Berlin-Wriezener Bahn haben Einbrecher wie Vandalen gehaust. Sie demolierten in der Kirche, was ihnen unter die Hände kam, und erbrachen schließlich mehrere Särge im Grabgewölbe, da sie bei den Leichen Wertsachen vermuteten. Die Einbrecher wurden ergriffen und nach Berlin gebracht.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 9. August 1910 (Nr. 91), Lokales und Provinzielles

Bernau. Bürgermeister Paetzold blickt am 12. d. Mts. auf eine 30jährige Amtsdauer. Dieser Fall ist hier noch nicht dagewesen. Im alten Hussitenstädtchen herrschte bei seinem Antritt ein städtischer Konflikt, den er verstand binnen Jahresfrist zu schlichten. Seitdem ist die Einigkeit bei den städtischen Behörden nie wieder gestört worden, denn 27mal wurde der Stadtverordneten-Vorsteher einstimmig wiedergewählt Bürgermeister Paetzold erfreut sich großer Sympathie. Vier Jahre nach seinem Amtsantritt in Bernau wurde er bereits mit dem Kronenorden ausgezeichnet. Am 20. Juni d. Js. erhielt er den Roten Adlerorden 4. Klasse.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 11. August 1910 (Nr. 92), Lokales und Provinzielles

Traurige Folgen eines schlechten Scherzes. Bei Friedberg in Oberbayern hatte eine Dienstmagd beim Mähen während der Vesperpause einer anderen heimlich einen lebenden Frosch an den Hals gesetzt. Die Betroffene schrie laut auf, drehte sich voll Entsetzen um und schnitt dabei dem anderen Dienstmädchen mit der Sense den Hals durch, so daß es tot umsank.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 18. Oktober 1910 (Nr. 121), Lokales und Provinzielles

Verkehrsverbesserung im Betriebe der Linie 47. Die Direktion der Großen Berliner Straßenbahn hat mit Rücksicht auf den bevorstehenden Winter-, Ball- und Gesellschaftsverkehr angeordnet, daß die letzten Einsatzwagen im viertelstündlichen Verkehr erst um 3 Uhr nachts vom Spittelmarkt abfahren. Auch die Abfahrtzeiten der letzten Wagen vom Bahnhof Nordend sind verlängert worden.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 22. Oktober 1910 (Nr. 125), Nachrichten aus Berlin

Groß-Berlin im Namen. Nicht weniger als 22 Vorortgemeinden haben, wie berichtet, bei der Re­gierung beantragt, ihrem Ortsnamen die Bezeichnung Berlin vorsetzen zu dürfen. Der Oberpräsident hat, wie wir hören, diese Anträge jetzt dem Oberbürgermeister von Berlin mit der Bitte um eine begutachtende Aeußerung übersandt. Es ist anzunehmen, daß Herrn Kürschners Gutachten in bejahendem Sinne ausfällt und man darf hoffen, daß er bei dieser Gelegenheit erneut auf die Eingemeindung großen Stils hinweist, die im Grunde wichtiger ist, als das „Groß-Berlin“ im Namen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 3. November 1910 (Nr. 128), Lokales und Provinzielles

Strausberg. 2. November. Die letzte Stadtverordnetensitzung beschloß in Uebereinstimmung mit dem Magistrat, jedem Kriegsveteranen bis an ihr Lebensende jedes Jahr am 20. Dezember einen Ehrensold von 10 Mark auszahlen zu lassen. Begonnen soll damit in diesem Jahr werden. In unserer Stadt leben zurzeit noch 41 Veteranen.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 5. November 1910 (Nr. 129), Lokales und Provinzielles

Alt-Landsberg, 4. November. Ein entsetzlicher Unglücksfall hat sich am Dienstag in der Maschinen­fabrik von August Kühn hier zugetragen. In der Schlosserwerkstatt befanden sich der Gehilfe Kühn und die Lehrlinge Nagel und Thurau. ... Plötzlich explodierte ein Benzolbehälter und im Nu stand die Werkstatt in Flammen. Kühn und Nagel konnten sich durch die Tür retten, Thurau hingegen wurde von den Flammen sofort ergriffen, und in fürchterlicher Weise verbrannt. Die Nachbarn und sonst in der Nähe anwesenden eilten zwar sofort zur Rettung herbei und es gelang ihnen auch das Feuer zu löschen, allein Thurau hatte schreckliche Brandwunden erlitten und gab nur wenige Lebenszeichen von sich. Er wurde nach dem Krankenhaus geschafft, wo er noch in der letzten Nacht verstorben ist.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 29. November 1910 (Nr. 139), Lokales und Provinzielles

Werneuchen, 28. November. Ein schwerer Automobilunfall hat sich auf dem Bahngleise unweit Berlin zugetragen. Sonntag abend gegen 10 Uhr durchbrach ein der Berliner Motorwagenfabrik Reinickendorf-Ost gehörendes Automobil mit vier Insassen die geschlossene Schranke des östlich vom Bahnhof Werneuchen belegenen Bahnübergangs in dem Augenblicke, als ein Personenzug den Ueberweg befuhr. Das Automobil wurde von der Lokomotive erfasst und in den Bahngraben geschleudert, wobei von den vier Insassen der Prokurist Otto Stammer aus Reinickendorf tödlich verunglückte, der Chauffeur Karl Elgern aus Berlin und der Lithograph Theodor Kaiser aus Reinickendorf Kopfverletzungen davontrugen. Unverletzt blieb der Kaufmann Bruno Bartsch aus Charlottenburg. Nach dem bisherigen Ergebnis der Untersuchung soll der Unfall durch Unachtsamkeit des Chauffeurs herbeigeführt worden sein.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 6. Dezember 1910 (Nr. 142), Die Tagespolitik, Inland

Eine neue Verdeutschung bei der Eisenbahn wird jetzt mit Genehmigung des Kaisers durchgeführt. Es heißt nicht mehr Inspektion, sondern Amt oder Nebenamt. Die Dienststellen, die mit der Aus­führung und Ueberwachung des örtlichen Dienstes bei den Staatseisenbahnen betraut sind, hießen bisher Eisenbahnbetriebsinspektionen usw. Diese führen in Zukunft die Bezeichnung „Eisenbahn­betriebsamt, Eisenbahnmaschinenamt, Eisenbahnwerkstättenamt, Eisenbahnverkehrsamt, Eisenbahn­betriebsnebenamt usw.“


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 10. Dezember 1910 (Nr. 144), Lokales und Provinzielles

Wichtig für Veteranen. Alle diejenigen hiesigen Teilnehmer der Feldzüge 1864, 1866 und 1870/71, die in dürftigen Verhältnissen leben und keinem Kriegerverein angehören, werden durch eine Bekannt­machung in heutiger Nummer ersucht, sich binnen einer Woche unter Vorlegung der Ausweispapiere beim Gemeindevorstand zu melden.

Berichtigung. In unserem Bericht über die letzte Gemeindevertreter-Sitzung ist uns insofern ein Fehler unterlaufen, als es statt geistig minderwertig „minder begabt“ heißen muß, was wir hiermit berichtigen. [Es ging darum, dass zwei Mädchen von der höheren Mädchenschule verwiesen wurden.]


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 17. Dezember 1910 (Nr. 147), Lokales und Provinzielles

Erkrankungen durch Margarinegenuß sind jetzt auch wieder in Berlin zu verzeichnen. Dieser Tage erkrankten mehrere Personen infolge des Genusses von Margarine, die von der Firma Mohr u. Co. in Altona-Ottensen bezogen war. ... Die Untersuchungen über das Wesen des Krankheitserregers haben bisher noch kein bestimmtes Resultat ergeben.

Blumberg, 17. Dezember. Ein eigenartiger Unfall ereignete sich dieser Tage abends auf der Chaussee zwischen hier und Ahrensfelde. Der Handelsmann Buckow aus Freudenberg war auf der Fahrt nach Berlin begriffen, als ein von hinten kommendes Auto so dicht an seinem Gespann vorüberfuhr, daß das eine Pferd schwer verletzt wurde; ihm ist die Haut vollständig aufgerissen und es mußte der hinzugerufene Tierarzt die Wunden zunähen. Es besteht keine Hoffnung, das Pferd am Leben zu halten. Leider konnte die Nummer des davoneilenden Autos nicht festgestellt werden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 22. Dezember 1910 (Nr. 149), Sitzung der Gemeindevertretung [Niederschönhausen]

... In nichtöffentlicher Sitzung wurde auf Antrag des Gemeindevorstandes beschlossen, 21 hiesigen Kriegsteilnehmern eine Ehrengabe von je 20 Mark aus Gemeindemitteln zu gewähren. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 24. Dezember 1910 (Nr. 150), Lokales und Provinzielles

Wer an den Feiertagen auch dem benachbarten Pankow einen Besuch abzustatten gedenkt, dem sei die Einkehr im Ratskeller daselbst empfohlen. Eine anerkannt vorzügliche Küche im Verein mit bestgepflegten Weinen und Bieren, dazu die überaus behaglichen Räume lassen jeden Gast sich dort wohl fühlen, für die Feiertage sind besondere Vorkehrungen getroffen; Diners werden serviert und für eine reichhaltige Abendkarte ist ebenfalls gesorgt.

Bernau, 23. Dezember. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Mittwoch vormittag bei der Ausführung von Malerarbeiten im Eiskeller des Gutes Buch. Der bei dem hiesigen Malermeister St. beschäftigte Gehilfe Kr. war bei der Arbeit plötzlich unbemerkt verschwunden. Nach längerem Suchen fand man denselben in dem acht Meter tiefen Eisschacht, wohin er, jedenfalls infolge Fehltritts, gestürzt war. Kr., der anscheinend schwere innere Verletzungen erlitten hat, wurde in das hiesige neue Krankenhaus überführt.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 31. Dezember 1910 (Nr. 153), Lokales und Provinzielles

Alt-Landsberg, 30. Dezember. Bei der am Mittwoch abgehaltenen Treibjagd auf dem Amte wurden von 18 Schützen bei 80 Treibern 256 Hasen und 1 Trappe geschossen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 3. Januar 1911 (Nr. 1), Lokales und Provinzielles

Der Zweckverband Groß-Berlin vertagt! Der lebhafte Widerspruch, den die Absicht der Regierung bezüglich der Bildng eines Zwangs-Zweckverbandes für Groß-Berlin bei allen Beteiligten gefunden hat, ist für die Entschließungen des Ministers des Innern nicht ohne Einfluß geblieben. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 14. Januar 1911 (Nr. 6), Lokales und Provinzielles

Der Autobus als Gesundheitsförderer. ... Eine englische naturwissenschaftliche Zeitschrift schreibt folgendermaßen: „Es gibt nichts Besseres für die Leber, und demgemäß für das ganze Verdauungs­system, als ein Schütteln von einer gewissen Dauer. Eine Fahrt in einem Autobus ist daher für die Angehörigen der mittleren Stände oder der ärmeren Klassen ebensoviel wert wie der morgendliche Spaziergang des reichen Herrn in seinem Park. Es ist eine höchst vernünftige Bewegung und Uebung, die die Gesundheit fördert.“ ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 17. Januar 1911 (Nr. 7), Nachrichten aus Berlin

Die Untergrundbahnstrecke in der Schönhauser Allee ist im Rohbau nahezu fertiggestellt. Das vollendete Tunnelstück reicht vom Senefelderplatz bis zur Treskowstraße und ist nahezu 800 Meter lang; weiterhin schließt sich die Rampe an, welche die Gleise zum Hochbahnhof „Danziger Straße“ emporführen wird. Die Hochbahnstrecke bis zur Haltestelle „Nordring“ (Am Ringbahnhof Schön­hauser Allee), etwa 1¼ Kilometer lang, soll noch in diesem Frühjahr in Angriff genommen werden: die nötigen Eisenkonstruktionsteile sind bereits in Arbeit. Die Hochbauviadukte erhalten, wie in der Bülowstraße, volle Blechträger, auch werden sie in ähnlicher Weise architektonisch ausge­schmückt und die Bahnschwellen mit schalldämpfender Bettung versehen. Inzwischen ist mit dem Tunnelbau auch südlich des Senefelderplatzes begonnen worden, wenigstens sind die Arbeiten in der unteren Schönhauser Allee in vollem Gange. Hier soll zunächst bis zur Lothringenstraße vorgegangen werden; in der Kaiser-Wilhelmstraße sowie im Scheunenviertel ist bekanntlich schon ein Tunnelstück bei Gelegenheit der Straßenregulierung eingebaut worden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 19. Januar 1911 (Nr. 8), Lokales und Provinzielles

Glaswände auf der Straßenbahnplattform. Straßenbahnwagen mit verschlossenen Plattformen beabsichtigt die Große Berliner auf ihren Linien einzuführen. Zunächst soll diese Neuerung an den Anhängerwagen probeweise angebracht werden.

Mahlsdorf, 18. Januar. Ein tödlicher Unglücksfall ereignete sich in den Kiesgruben an der Hönower­straße. Der dort allein beschäftigte Arbeiter Robock wurde bei einem Einsturz der nicht abgesteiften Wand verschüttet. Eine Hand des Verunglückten, der erstickt war, ragte aus dem Kies hervor.

Wriezen, 18. Januar. Generalfeldmarschall Graf Gottlieb von Haeseler, der bekannte deutsche Reitergeneral, feiert am 19. Januar seinen 75. Geburtstag. Aus diesem Anlaß werden für den bewährten Führer eine ganze Anzahl größerer Ehrungen geplant. Graf Haeseler lebt in völliger Rüstigkeit auf seinem Gute Harnecop bei Wriezen, er ist unvermählt.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 19. Januar 1911 (Nr. 8), Die Tagespolitik, Inland

Steuerfreiheit für Kriegsveteranen. Wie aus Koburg gemeldet wird, gibt das dortige Staats­ministerium einen Gnadenakt für die Kriegsveteranen bekannt. Alle Feldzugsteilnehmer von 1849, 1864, 1866 und 1870/71 mit einem Einkommen bis zu 1200 Mk. sind von den Steuern befreit.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabned, den 21. Januar 1911 (Nr. 9), Nachrichten aus Berlin

Ein schwerer Unfall ereignete sich am Mittwoch abend auf dem Bahnhof Börse. Die Verkäuferin Erna W. aus Pankow war dort im Begriff, den Treppenausgang der Spandauer Brücke zu benutzen. Eine vor ihr gehende Dame glitt auf den Steinstufen aus, und die Spitze ihres Schirmes drang in das Auge der hinter ihr hergehenden Verkäuferin, das sofort auslief. Die junge Dame wurde zunächst in eine Augenklinik am Hackeschen Markt und von dort nach ihrer Wohnung gebracht.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 24. Januar 1911 (Nr. 10), Lokales und Provinzielles

Kalkberge, 23. Januar. Ein Akt von Lynchjustiz, der einer gewissen Komik nicht entbehrt, hat sich diesertage in der Schulstraße hierselbst ereignet. Ein dem Alkohol in seiner verschiedenen Gestalt nicht gerade feindlich gegenüberstehender Mann hatte wiederholt im Rausche seine Gattin verprügelt und sie aus der Wohnung geworfen. Den anderen Frauen der Nachbarschaft war das Treiben dieses Mannes längst ein Aergernis, und sie hatten ihm schon das Urteil gesprochen, das bei günstiger Gelegenheit vollstreckt werden sollte. Der Zeitpunkt trat jetzt ein. Als der Mann es wieder zu arg trieb und der Skandal auf den Höhepunkt gestiegen war, nahmen sich die vereinten Vertreter des schwächeren Geschlechts den Trunkenbold vor und prügelten ihn windelweich, bis er zerknirscht Besserung gelobte.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 26. Januar 1911 (Nr. 11), Lokales und Provinzielles

Oranienburg, 26. Januar. Ein schwerer Unglücksfall hätte sich in der Nacht auf Sonntag in einem hiesigen Lokale, wo sich verschiedene junge Leute zum flotten Tanz versammelt hatten, ereignen können. Während des Tanzes kam ein Paar dem andern zu nahe, wobei die Hutnadel einer Dame dem einen Herrn unmittelbar am Auge so schwer verletzte, daß ein Arzt sofort herbeigerufen werden mußte. Im Interesse der Allgemeinheit müßte deshalb das Tanzen mit Kopfbedeckung einfach untersagt werden.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 18. Februar 1911 (Nr. 21), Aus aller Welt

Das Skelett von Mars-la-Tour. Bei der Reinigung des Schloßteiches von Mars-la-Tour wurden die Skelette eines deutschen Kavalleristen und seines Pferdes gefunden. Der Helm des Reiters ist gut erhalten. Man glaubt, daß es sich um einen Teilnehmer des Gefechtes vom 16. August 1870 bei Gristéres handelt. Der Mann mag verwundet geflohen und der Führung seines Pferdes nicht mehr mächtig gewesen sein. Das vielleicht auch verwundete Tier trug dann seinen Reiter in den Teich.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 23. Februar 1911 (Nr. 23), Nachrichten aus Berlin

Der Bau der Untergrundbahn. Die Arbeiten in der Wallstraße, am Spreetunnel und in der Schönhauser Allee schreiten rüstig vorwärts. Im Spreetunnel werden die Restarbeiten noch einige Zeit in Anspruch nehmen, so daß im Mai mit dem Einbau der Fangdämme für die zweite Tunnelhälfte wird begonnen werden können. Der rasche Fortgang der Arbeiten im Norden ließ die Hoffnung aufkommen, daß bis Ende 1912 die ganze Untergrundstrecke bis zur Franseckistraße vollendet sein könnte. Diese Hoffnung dürfte sich aber kaum erfüllen, wenn nicht noch in diesem Sommer mit den schwierigen Bauarbeiten am Alexanderplatz begonnen werden kann.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 9. März 1911 (Nr. 29), Lokales und Provinzielles

Weißensee, 8. März. Der diesjährige Etat des Rieselfeldes schließt mit 339 800 Mark Einnahme und 320 800 Mark Ausgabe.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 18. März 1911 (Nr. 33), Lokales und Provinzielles

Eberswalde, 17. März. Der Minister des Innern hat auf Grund der Kreisordnung von 1872 bezw. des Gesetzes von 1881 unterm 11. März d. Js. bekannt gegeben, daß die Stadt Eberswalde vom 1. April 1911 ab aus dem Kreisverband Oberbarnim als ausgeschieden zu betrachten sei und von genanntem Tage ab einen eigenen Stadtkreis bildet.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 25. Februar 1911 (Nr. 36), Vermischtes

Der Kaiser und die neue Rechtschreibung. Bei manchen Behörden bestand oder besteht noch der Brauch, sich bei Eingaben, Berichten oder dergleichen an den Kaiser der alten Rechtschreibung zu bedienen. Dem ist nunmehr, wie die Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins berichtet, abgeholfen worden. Sämtliche deutsche Behörden sind jetzt angewiesen worden, in den an den Kaiser zu erstattenden Berichten, den zu vollziehenden Erlassen usw. die neue Rechtschreibung anzuwenden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 13. April 1911 (Nr. 44), Lokales und Provinzielles

Bernau, 12. April. Am Montag nachmittag ereignete sich bei einem Bahnübergang der Reinickendorf - Groß-Schönebecker Kleinbahn in der Nähe von Wandlitz ein schwerer Unfall. Ein von dem Kutscher Julius Müller geführter Wagen der hiesigen Schultheiß-Brauerei-Niederlage fuhr auf dem Feldwege vom Sandkrug nach dem Liepnitzsee und passierte dabei die Gleise der Bahn. In demselben Augenblick kam ein Zug herangebraust, er erfaßte den Brauerwagen und zertrümmerte ihn; der Kutscher wurde dabei vom Bock geschleudert und schwer verletzt. Ein Pferd wurde sofort getötet, während das andere mehrere Verletzungen davontrug. Müller, der erst seit 14 Tagen bei der be­treffenden Niederlage als Kutscher angestellt ist, wurde in das hiesige Krankenhaus gebracht. Wer die Schuld an dem Unfall trägt, wird wohl erst durch die eingeleitete Untersuchung festgestellt werden können.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 18. April 1911 (Nr. 46), Lokales und Provinzielles

Freilichttheater Bernau. Die von den Architekten Hans Köhler, Wilmersdorf, und Horst Doske, Bernau entworfene und vom Festausschuß der Stadt Bernau zur Aufführung angenommene Freilicht­bühne hat eine Gesamtlänge von 145 Meter und eine Gesamttiefe von 45 Meter. ... Der Zuschauerraum umfaßt den südwestlichen Teil des Turnplatzes mit einer Grundfläche von 1450 Quadratmetern, auf welcher 3022 Sitzplätze und Stehplätze errichtet werden. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 25. April 1911 (Nr. 49), Lokales und Provinzielles

Köpenick, 24. April. Eine stundenlange aufregende Jagd gab es gestern nachmittag in der Damm­vorstadt und der angrenzenden Wuhlheide. Von einem Viehwagen des Schlächtermeisters Karl Martin, der vom Berliner Viehhof kam, entsprang bei Sadowa ein Stier, der durch das Läuten der Oberschöne­weider Straßenbahn wild geworden war. In mächtigen Sätzen lief das Tier nach Köpenick zu, rannte über Aecker und Wiesen, bis es schließlich in einer sumpfigen Wiese versank. Als man nun seiner habhaft zu werden gedachte, arbeitete sich der Bulle wieder heraus und lief am Bahnkörper der Strecke Köpenick-Sadowa entlang ins Gehölz. Erst nach mehreren Stunden konnte das wütende Tier mit Hilfe der Blende ergriffen werden, nachdem es mehrere beherzte Männer attackiert und auf die Hörner genommen hatte, ohne jedoch dieselben erheblich zu verletzen.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 29. April 1911 (Nr. 51), Lokales und Provinzielles

Trabrennen in Rummelsburg. Der zweite Renntag, der am nächsten Sonntag, nachmittags 2½ Uhr, auf der Trabrennbahn an der Hirschbergerstraße in Rummelsburg stattfindet, dürfte wie am ersten Tage so auch diesmal hervorragenden Sport bringen, da für die sieben Rennen des Tages bis jetzt schon 70 Pferde genannt sind. ...

Freilichttheater Bernau. In prangendem Blütenschmuck fand die erste Orchester- und Gesangprobe auf dem Freilichttheater des alten Bernau statt. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabned, den 29. April 1911 (Nr. 51), Aus aller Welt

Meierei Bolle Aktiengesellschaft. Die allen Berlinern unter dem Namen „Klingelbolle“ bekannte Großmeierei C. Bolle ist in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden; Das Grundkapital beträgt etwa 7 Millionen Mark. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 4. Mai 1911 (Nr. 53), Lokales und Provinzielles

Harnekop, 1. Mai. Graf Haeseler als Lehrer. Unser Lehrer Schulz ist zur Teilnahme an einem Turnkursus auf 14 Tage beurlaubt. Damit unsere Schuljugend während dieser Zeit nicht unbeschäftigt bleibt, läßt Exzellenz Graf Haeseler dieselbe alle Tage in seinen Park kommen, um sie dort zu unterrichten. Fröhlich singend ziehen die Jungen morgens gegen 8 Uhr in diese neue Waldschule, um nach einigen Stunden ebenso froh und wohlgemut heimzuwandern.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 20. Mai 1911 (Nr. 60), Lokales und Provinzielles

Freilichttheater Bernau. Die erste große Probe im Kostüm, zu der die Angehörigen der Hunderte von Spielern Zutritt hatten, verlief glänzend. Das Zusammenspiel, die Gesänge, Reigen, Balladentanz usw. kamen voll zur Geltung. Man konnte angesichts des Farben- und Linienreichtums, der sich dem Auge darbot, sich unmittelbar mit der mittelalterlichen Umgebung in Beziehung bringen. Auch die Angriffs- und Verteidigungsszenen, bei denen die Bernauer-, Brandenburger- und Hussitenreiter schon jetzt ihre schwere Aufgabe befriedigend lösten, lassen die sichere Erwartung zu, daß am Eröffnungstage, Sonntag, den 21. Mai, nachmittags 3 Uhr, ein voller Erfolg zu erwarten ist.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 23. Mai 1911 (Nr. 61), Lokales und Provinzielles

Von den Bernauer Hussiten-Festspielen. Am Sonntag fand vor zahlreich erschienenem Publikum die erste Aufführung des mit vielem Fleiß und großer Mühe einstudierten Festspieles statt. Das „B. T.“ schreibt: Die Freilichtbühne hat ein Stück der alten Bernauer Stadtmauer zum Hintergrund. In der Mitte öffnet sich das wohlerhaltene „Berliner Tor“, rechts und links stehen altertümliche Lughäuser. Über die Mauer ragen die uralten Häuser Bernaus, und ganz hinten zeigt sich das riesige Dach der ehrwürdigen Marienkirche. Das Ganze ein prächtiges Stück mittelalterlicher Architektur, das sich wie durch ein Wunder in solcher Harmonie auf unsere Tage gerettet hat. Gellende Fanfarentöne und monotone Querpfeiferlieder, die hinter der Stadtmauer erschallen, versenken die Phantasie in vergangene Jahrhunderte zurück, und, als sich die Tore öffnen und buntgekleidete Kinder in Scharen erscheinen, da entrollt sich ein Stück echtes Mittelalter. Den Kindern folgen würdige Bürger, die Väter der Stadt und Vertreter der einzelnen Gilden. Auch schöne Frauen gesellen sich zu dem lustigen Treiben vor den Toren der Stadt, und die Musikanten spielen unermüdlich zu neuen Reigen auf. Da plötzlich fährt eine Schreckenskunde unter die heitere Gesellschaft: die Hussiten kommen heran! Die Stadtväter treten zur Beratung zusammen und beschließen mutige Gegenwehr, die Gilden verteilen sich auf die verschiedenen Tore der Stadt, und die Frauen und Mädchen schaffen kochende Biertreber auf die Mauern, um den Feind von oben zu begrüßen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 27. Mai 1911 (Nr. 62), Lokales und Provinzielles

Freiwillige gesucht. Für das am 1. Oktober d. J. zu bildende Kraftfahr-Bataillon können noch Zweijährig-Freiwillige angenommen werden. Gesuche um Einstellung sind schriftlich unter Beifügung eines Meldescheins an die Kraftfahr-Abteilung der Verkehrstruppen in Schöneberg bei Berlin zu richten.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 27. Mai 1911 (Nr. 62), Die Tagespolitik, Inland

Kriegsdenkmünzen von 1813 bis 1815. Wie ein Berliner Blatt mitteilt, wird erwogen, vom Jahre 1913 ab den Teilnehmern am Kriege von 1870-71, deren unmittelbare Vorfahren in den Befreiungs­kriegen von 1813 bis 1815 mitgefochten haben, das Tragen der aus diesen Kriegen stammenden Kriegsauszeichnungen und Denkmünzen zu gestatten.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 1. Juni 1911 (Nr. 64), Lokales und Provinzielles

Hussitenfestspiel. Von freundlichem Sonnenschein begünstigt, haben die ersten drei Aufführungen schon zirka 5000 Personen nach Bernau gelockt und es ist auch den Schülern und Studenten leicht gemacht, die Mittwochs-Vorstellungen zu besuchen. Es bleibt nämlich Abteil C der Tribüne, der etwa 1000 Plätze faßt, Mittwoch nachmittags für Schüler und Studenten (nur mit Ausweis) reserviert zu kleinen Preisen. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 8. Juni 1911 (Nr. 67), Lokales und Provinzielles

Baden in der Panke verboten. Täglich kann man beobachten, daß eine größere Anzahl Kinder in der Panke gegenüber dem Bürgerparke badet. Wir möchten nicht verfehlen, die Eltern darauf hinzuweisen, daß das Baden in der Panke durch Polizeiverordnung verboten ist und eventl. bestraft wird.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 8. Juni 1911 (Nr. 67), Aus aller Welt

Bei Eiland in der sächsischen Schweiz stürzte der taubstumme Dresdner Tourist Richter ab und blieb sofort tot. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 10. Juni 1911 (Nr. 68), Lokales und Provinzielles

Buch, 9. Juni. In allernächster Zeit sollen die Arbeiten zur Errichtung der vierten Irrenanstalt der Stadt Berlin in Buch in Angriff genommen werden. Die Kosten für die vorläufig in Angriff zu nehmenden Baulichkeiten belaufen sich, wie jetzt den Berliner Stadtverordneten mitgeteilt wird, auf rund 800 000 M. Neben dem Direktorial-Gebäude soll die Anlage u.a. ein Wohnhaus für 42 Pfleger, weiter solches für die Hausväter, Oberpfleger, Bureauleiter und Oberärzte umfassen.

Johannisthal, 9. Juni. Auf der auf dem hiesigen Flugplatz abgehaltenen Berliner Flugwoche stellten Hirth mit 1600 Meter einen Weltrekord im Höhenflug mit Passagieren und Schendel mit 2010 Meter einen deutschen Höhenrekord auf.

Stralau-Rummelsburg, 9. Juni. Am Mittwoch Abend gegen ½8 Uhr ereignete sich auf dem Bahnhof Stralau-Rummelsburg ein schwerer Unfall. Ein etwa 50jähriger anscheinend dem Arbeiterstand angehörender Mann versuchte, auf den bereits fahrenden Zug nach Kaulsdorf aufzuspringen. Er glitt jedoch aus und wurde etwa 50 Meter mitgeschleift. Sein Kopf schlug mehrere Male auf den Rand des Bahnsteiges auf. Als man ihm zu Hilfe kam, war er bereits tot. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 10. Juni 1911 (Nr. 62), Luftschiffahrt

Deutscher Rundflug 1911. Der Start für den deutschen Rundflug 1911 um den 100 000 Mark-Preis wird am Sonntag um 5 Uhr in Johannisthal freigegeben werden. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 13. Juni 1911 (Nr. 69), Lokales und Provinzielles

Wildseuche in der Mark. Unter dem Wild in der Mark Brandenburg herrscht in diesem Jahre eine bedenkliche Krankheit. In verschiedenen Revieren hat man verendetes Wild, namentlich Rehe, auf­gefunden, so daß man zunächst annahm, es könne sich um eine Massenvergiftung handeln. ... Eingesandte Kadaver wurden genau untersucht, wobei als Todesursache Magenwurmseuche ermittelt wurde. ... in den von der Seuche befallenen Forsten sollen dem Rehwild an den Futterstellen Gegenmittel gelegt werden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 13. Juni 1911 (Nr. 69), Nachrichten aus Berlin

Die „Elektrifizierung“ der Stadt- und Ringbahn wird noch einige Jahre erfordern. Die Staatsbahn­verwaltung ist nun unablässig bemüht, die Leistungsfähigkeit des Dampfbetriebes zu erhöhen. Zu diesem Zwecke ist nicht allein die Zuglänge durch die Kurzkuppelung erhöht, sondern auch die Zugfolge nach und nach vermehrt wurden. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 15. Juni 1911 (Nr. 70), Lokales und Provinzielles

Landratswahl in Niederbarnim. Durch die Ernennung des Landrats Grafen von Rödern zum Oberpräsidenten der Regierung in Potsdam ist die Neuwahl eines Landrats notwendig geworden. ... Mit der kommissarischen Verwaltung des Landratsamtes ist der geheime Finanzrat Dr. Felix Busch, bisher vortragender Rat im Finanzministerium, vom 1. Juli ab betraut worden.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 17. Juni 1911 (Nr. 71), Lokales und Provinzielles

Abschiedsfeier für den Herrn Landrat. Nachdem der im ganzen Kreise Niederbarnim hoch­geschätzte und beliebte Herr Landrat Graf von Roedern zum Ober-Präsidialrat beim Ober-Präsidium in Potsdam ernannt worden ist, scheidet er am 1. Juli d. J. aus seinem jetzigen Amte aus, das er länger als 6 Jahre zum Segen des Kreises verwaltet hat. Als Abschiedsfeier wird am Sonnabend, den 24. d. M., nachmittags 5 Uhr in Berlin im Marmorsaal des Zoologischen Gartens ein gemeinsames Festessen veranstaltet.

Die Jahnfeier in Berlin. Zum Gedächtnis an die Errichtung des ersten Turnplatzes durch „Turnvater“ Jahn, die vor 100 Jahren in der Hasenheide stattfand, wird morgen (Sonntag) von mehr als 20000 Turnern eine gewaltige Kundgebung veranstaltet werden. ... Die Erinnerungsfeier selbst wird am Jahndenkmal in der Hasenheide vor sich gehen. Der Festzug setzt sich aus folgenden 7 Gruppen zusammen: ... Es werden sich voraussichtlich 12-15000 Personen daran beteiligen. Als Anzug ist lange weiße Hose, blaues Jacket und schwarzer Hut vorgeschrieben. ...

Weißensee, 16. Juni. Einen Unfall erlitten Mitglieder der Zwergtruppe, die gegenwärtig im Schloß Weißensee auftritt. Dieselben waren auf einer Reklamefahrt begriffen. An der Ecke Berliner- und Lindenallee scheuten die Pferde des Wagens durch die vorbeifahrende Straßenbahn. Infolgedessen fuhr der Wagen so heftig gegen die Bordschwelle, daß er umstürzte und die kleinen Insassen unter sich begrub, hierbei erlitten eine Zwergin eine Gehirnerschütterung und ein anderer Zwerg Verletzungen an den Händen.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 17. Juni 1911 (Nr. 71), Nachrichten aus Berlin

323 Millionen Mark gedenkt die Stadt Berlin aufzunehmen, wovon 69½ Millionen zum Bau einer Untergrundbahn, über 51 Millionen zu Erweiterungen des Gaswerke, 38½ Millionen zu Erweiterungen der Wasserwerke, 30 Millionen zum Bau von Straßenbahnen usw. verwendet werden sollen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 24. Juni 1911 (Nr. 74), Lokales und Provinzielles

Hussiten-Festspiele Bernau. Die Freilichtbühnenspiele in Bernau haben ihre Wetterprobe glänzend bestanden; trotz stellenweise heftigen Regens haben weder die 2800 Zuschauer noch die 500 Darsteller auf der Szene den Mut und den Glauben an einen „günstigeren Wind“ verloren. Von den Anwesenden wich kein Einziger vom Fleck und mit starker Hand leitete die Regie das Spiel vorwärts, bis die Wolken zerrannen und der Sonnenschein wiederkehrte. Es finden in dieser Saison nur noch zwei Sonntags- und ein Mittwochsspiel statt. Schluß der Saison [ist der] 2. Juli und nach der sich stets steigernden Besucherzahl zu urteilen, ist rechtzeitige Billet-Vorbestellung zu empfehlen.

Ausstellung für Kleinwohnungsbau am Bahnhof Kaulsdorf. Mit der Dauer dieser Ausstellung wächst auch das Interesse der Berliner Bevölkerung an derselben, was sich durch immer stärker werdenden Besuch auch an Wochentagen dokumentiert. An den Sonntagen ist andauernd der Massenbesuch schwer zu bewältigen. ...

Pankow, 23. Juni. Die Enthüllung des Denkmals für den verstorbenen Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Mendel, das ihm von seinen Freunden und Verehrern errichtet wird, findet hier am Sonntag, den 2. Juli, 11½ Uhr vormittags, vor dem Gemeindekrankenhaus, Galenusstraße, statt.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 1. Juli 1911 (Nr. 77), Lokales und Provinzielles

Hussitenspiele Bernau. Die vorletzte Sonntags- und die letzte Mittwochsvorstellung waren trotz des bewölkten Himmels vollständig ausverkauft. - Von Berlin, Britz, Eberswalde und der Umgebung waren 1300 Schüler erschienen und unter dem Publikum sah man viele Fremde und Ausländer. - Die letzte diesjährige Vorstellung findet am Sonntag, den 2. Juli statt.

Ein Krematorium in Weißensee. Auch Weißensee wird in absehbarer Zeit ein Krematorium erhalten. Die Gemeindevertretersitzung wird sich in dieser Woche mit einem Antrage des Hausbesitzervereins zu beschäftigen haben, der die Errichtung eines Krematoriums fordert. Die Baukosten sind auf 100 000 Mark veranschlagt, und als Gelände ist ein Grundstück neben dem Gemeindefriedhof, das noch zum alten Pferdemarkt gehört, in Aussicht genommen. Die Annahme des Antrages ist als gesichert zu betrachten.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 6. Juli 1911 (Nr. 79), Lokales und Provinzielles

Hussitenspiele Bernau. Von den 14 Vorstellungen, die vom 21. Mai bis 2. Juli stattgefunden haben, hat keine einzige wegen Regen ausfallen müssen und ist die Besucherzahl insgesamt auf mehr als 26000 Personen gestiegen. Bei der letzten Aufführung am Sonntag mußten viele Hunderte unbefriedigt wieder den Heimweg antreten und sich auf das nächste Jahr vertrösten lassen, welches im Mai die Wiederbelebung der Hussitenspiele, voraussichtlich wieder unter der Leitung des Herrn Direktor Lorenz, bringen wird.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 13. Juni 1911 (Nr. 69), Lokales und Provinzielles

Biesdorf, 7. Juli. Das Siemens-Luftschiff, das jetzt abmontiert wird, hat bis zum 22. Juni im ganzen 28 Fahrten gemacht. Besonders gut hat sich die Aufhängung der Gondeln an den beiden langen Stoffbahnen bewährt, die selbst bei Stillstand der Ballonet-Ventilatoren ein Einknicken des unstarren Ballonkörpers verhinderte. Die für Luftfahrten ungünstige Zeit des Hochsommers soll dazu benutzt werden, um das Luftschiff, das nunmehr 6 Monate fahrbereit unter Gas steht, einer gründlichen Revision zu unterziehen. Für den Herbst ist die Fortsetzung der Fahrten in großer Ausdehnung geplant.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 29. Juli 1911 (Nr. 89), Lokales und Provinzielles

Der Berliner Polizeipräsident und die Hutnadeln. Die bedrohlich langen Hutnadeln, die die Riesenhüte der Damen auf der Fülle der modernen Lockenfrisur „festnageln“, haben, wie erinnerlich, vor einiger Zeit den Berliner Polizeipräsidenten veranlaßt, der Damenwelt die durch die „Miniaturlanzen“ gefährdeten Mitmenschen in einer freundlichen Warnung „ans Herz“ zu legen. Der höfliche Zuspruch des allzeit galanten Herrn v. Jagow scheint aber keine willigen Ohren gefunden zu haben. Denn der Polizeipräsident zieht in einer neuerlichen Bekanntmachung wider die Spieße tragenden Damen ganz andere Saiten auf. Er rückt jetzt Ueberhutnadeln und ihren unverbesserlichen Trägerinnen mit geharnischten Paragraphen zu Leibe. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 24. August 1911 (Nr. 100), Lokales und Provinzielles

Der Sedantag in den Schulen. Der Sedantag wird auch in diesem Jahre in den Schulen gefeiert werden. Der Unterrichtsminister hat alle königlichen Provinzialschulkollegien und alle königlichen Regierungen veranlaßt, dafür zu sorgen, daß in allen unterstellten Schulen der Brauch beibehalten wird. Ueberall soll die Schule ausfallen und eine entsprechende Schulfeier veranstaltet werden.

Rund um Berlin auf dem Rade. Die Nennungsliste für die am kommenden Sonntag stattfindende Radfernfahrt „Rund um Berlin“ weist trotz der recht einschränkenden Bedingungen wiederum 289 Meldungen auf, davon 60 in der Klasse der Geldpreisfahrer und 229 in den drei Gruppen der Amateure. Die Beliebtheit der Fahrt bringt immer wieder die überreiche Teilnahme. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 26. August 1911 (Nr. 101), Lokales und Provinzielles

Karlshorst soll Garnison bekommen. Anschließend an die Meldung, daß der Luftkreuzer „Z. 1“ aus Metz zeitweilig die leerstehende drehbare Siemens-Schuckertsche Luftschiffhalle an der Biesdorf-Karlshorster Grenze beziehen soll, wird jetzt noch mitgeteilt, daß in Aussicht genommen ist, auch die in Tegel liegenden drei Kompagnien des Luftschiffer-Bataillons teilweise nach Karlshorst zu verlegen und in einem Barackenlager bei der Luftschiffhalle unterzubringen. In dieser Angelegenheit schweben seit einiger Zeit Verhandlungen zwischen der Gemeinde und dem Kriegsministerium. Der Tegeler Schießplatz soll ohnehin infolge der daselbst stattfindenden Scharfschießübungen für die Uebungen der Luftschifferabteilung nicht besonders günstig gelegen sein. Die Ueberführung des „Z. 1“ nach Biesdorf-Karlshorst hat offenbar auch die Frage der Verlegung der Luftschifferabteilung in Fluß gebracht und beschleunigt. Die Ankunft des Luftkreuzers „Z. 1“ wird in der nächsten Woche erwartet.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 7. September 1911 (Nr. 106), Lokales und Provinzielles

Bernau, 6. September. Von Berlin kommend durchfuhr am Sonntag nachmittag in der sechsten Stunde Se. kaiserliche Hoheit der Kronprinz in Begleitung eines Adjutanten im Automobil unsere Stadt. In der Nähe der Niederlage des Böhmischen Brauhauses erlitt das Auto einen Reifendefekt. Der Kron­prinz, der sich in Zivil befand, war dem Chauffeur behilflich, das Rad wieder in Ordnung zu bringen, dann wurde die Fahrt nach Lanke fortgesetzt. Mit mehreren Kindern, die sich nach und nach einge­funden hatten, und den mit der Ausbesserung Beschäftigten zusahen, unterhielt sich der Kronprinz in leutseligster Weise.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 12. September 1911 (Nr. 108), Lokales und Provinzielles

Die Bevölkerung Groß-Berlins nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung. ... Die Reichshauptstadt steht mit ihrer Bevölkerungsziffer an der Spitze [von Groß-Berlin], denn nicht weniger als 994 206 männliche und 1 077 051 weibliche oder insgesamt 2 071 257 Personen sind als ortsanwesend gezählt worden. Den zweiten Platz nimmt die zweite Residenzstadt Charlottenburg mit 305 978 Einwohnern ein; es folgen Rixdorf mit 237 289, Schöneberg mit 172 823, Wilmersdorf mit 109 716, Lichtenberg mit 81 199 Personen. ...

Johannisthal, 12. September. Die erste deutsche Fliegerin Fräulein Beese bestand am Freitag früh auf dem hiesigen Flugplatz mit dem Taube-Apparat ihre Pilotenprüfung. Fräulein Beese hatte früher auf dem Wright-Apparat geflogen, war aber dann zum System Taube übergegangen, auf welchen sie schon seit längerer Zeit tätig ist.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 16. September 1911 (Nr. 110), Lokales und Provinzielles

Die Einführung der 45 Minuten-Stunde soll nach einem Erlaß des Unterrichtsministeriums gleich im beginnenden Winterhalbjahr an allen höheren Lehranstalten Preußens erfolgen. Die Gesamtdauer der Pausen ist so zu bemessen, dass durchschnittlich auf jede Lektion 10 Minuten gerechnet werden. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 21. September 1911 (Nr. 112), Lokales und Provinzielles

Hohen-Schönhausen, 20. September. Ein Unfall, wobei ein Mensch sein Leben einbüßte, geschah am Sonntag nachmittag vor dem Restaurant „Weiße Taube“. In den ersten Nachmittagsstunden fuhr ein Auto auf der Chaussee nach Altlandsberg. An dem genannten Restaurant lief ein anscheinend betrunkener Mann direkt in den Kraftwagen. Dabei erlitt er einen Schädelbruch, an dem er verstarb.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 23. September 1911 (Nr. 113), Lokales und Provinzielles

Weißensee, 23. September. Die Enders-Brauerei hierselbst ist in Konkurs geraten. Für das große Publikum kommt die betrübende Nachricht überraschend, während in eingeweihten Kreisen die Schwierigkeiten, mit der die alteingesessene und angesehene Firma leider zu kämpfen hatte, nicht unbekannt waren. Sie sind zurückzuführen auf die allgemeine ungünstige Lage der mittleren Brauereien, die geschaffen worden ist durch das neue Brausteuergesetz, und auf die sich von Jahr zu Jahr steigernde Machtentfaltung der Großbrauereien.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 28. September 1911 (Nr. 115), Lokales und Provinzielles

Hohenschönhausen, 27. September. Durch ein Großfeuer wurde in der letzten Nacht die „Seeterrasse am Obersee“ in Hohenschönhausen, ein großer Holzbau, der aus der ehemaligen Kolonialausstellung herrührt, vollständig zerstört. Obgleich die Feuerwehr schnell zur Stelle war, konnte von dem einstöckigen Gebäude fast nichts mehr gerettet werden. Der Schaden wird auf 25000 Mark geschätzt. Die Ursache des Feuers konnte noch nicht ermittelt werden.

Weißensee, 27. September. In der hiesigen Besserungsanstalt Bethabara haben vorgestern acht Mädchen die zu einer Abteilung vereinigt sind, revoltiert. Diese Mädchen hatten sich schon seit längerer Zeit sehr renitent benommen. Als sie gestern mittag nach dem Speisesaal geführt wurden, zertrümmerten sie Stühle, Fensterscheiben und Türfüllungen und konnten nur mit vieler Mühe überwältigt werden. Zwei der Mädchen, die sich besonders widerspenstig zeigten, wurden in eine Arrestzelle gesteckt. Später brachte man alle acht Mädchen nach dem Berliner Polizeipräsidium.

Bernau, 27. September. Am Sonntag abend ereignete sich dicht bei Bernau ein Automobilunfall des Prinzen Sigismund von Preußen. Ueber den Unfall wird berichtet: bei langsamer Fahrt wurde bei nebligem Wetter von den Insassen des Automobils ein Stein rechts der Chaussee nicht gesehen, ein Vorderrad prallte an die Steine und brach, wodurch der Wagen aus der Fahrrichtung kam, aber zum Halten gebracht wurde. - Prinz Friedrich Sigismund ist ein Sohn des Prinzen Leopold von Preußen und ein Enkel des Prinzen Friedrich Karl.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 12. Oktober 1911 (Nr. 121), Lokales und Provinzielles

Wilsnack, 11. Oktober. Mit miltärischen Ehren wurde vom hiesigen Landwehrverein Frau Marie Fritz zur letzten Ruhestätte geleitet. Sie hat als Marketenderin mit dem Kaiser Franz-Gardegrenadier-Regiment einen Teil des Feldzuges 1870/71 mitgemacht. Es war ihr vergönnt, aus nächster Nähe die heldenhaften Taten der preußischen Garde mit anschauen zu können.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 4. November 1911 (Nr. 131), Lokales und Provinzielles

Bernau, 3. November. Die von der Stadt Bernau im vergangenen Sommer veranstalteten Hussitenspiele haben in einem ziemlich bedeutenden pekuniären Mißerfolg geendet. Trotz des starken Besuches, den die Aufführungen zu verzeichnen hatten, konnten die Unkosten bei weitem nicht gedeckt werden. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 7. November 1911 (Nr. 132), Lokales und Provinzielles

Weißensee, 6. November. Aus der Erziehungsanstalt für junge Mädchen „Bethabara“ hierselbst sind am Freitag abend wieder drei Mädchen gewaltsam ausgebrochen. Die Mädchen sollten sich nach dem Abendbrot zur Ruhe begeben und gingen mit der Wärterin nach ihrem Zimmer. Dort angekommen, fielen sie plötzlich über die Wärterin her, nahmen ihr den Zimmerschlüssel ab und schlossen sie ein. Dann ergriffen sie die Flucht und kletterten über den 1½ Meter hohen Zaun hinweg, wobei sie sich die Kleider erheblich zerrissen. Ehe das Personal der Anstalt die Flucht entdeckte, waren die drei Mädchen spurlos verschwunden. ...

Teltow, 6. November. Der Wrightflieger Witte hatte gestern auf einem Ueberlandflug in der Nähe von Teltow ein eigenartiges Jagderlebnis. Als er aus großer Höhe auf einem ihm geeignet erscheinenden Gelände in steilem Gleitflug landete, konnte er es nicht verhindern, daß der Apparat einen Rehbock erfaßte und das Tier auf der Stelle tötete.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 7. Dezember 1911 (Nr. 145), Lokales und Provinzielles

Biesdorf, 7. Dezember. Das Siemens-Schuckert-Luftschiff stieg am Sonntag nachmittag zu einer Geschwindigkeitsfahrt von der hiesigen Halle aus auf. Es wurde eine genau elf Kilometer lange gerade Strecke an der Ostbahn zwischen Mahlsdorf und Schrödersdorf hin- und hergefahren, wozu die Zeit von 10 Minuten 59 Sekunden und 8 Minuten 50 Sekunden benötigt wurde. Daraus ergibt sich eine mittlere Geschwindigkeit von 18,75 Metern in der Sekunde. Da die Motoren noch nicht mit voller Kraft arbeiteten, dürfte eine Maximalgeschwindigkeit von über 19 Metern erreicht werden. Nach fünfviertelstündiger Fahrt landete das Luftschiff glatt vor der Halle.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 30. Dezember 1911 (Nr. 154), Lokales und Provinzielles

Neues Bahnprojekt. Schon vor Jahren wurde einmal von der Regierung ein zweiter Ring um Berlin geplant, der sogar in Erkner seinen Anfang genommen hätte. Und jetzt nach ca. zehn Jahren taucht die Idee nicht nur auf, sondern geht ihrer Verwirklichung näher. Zunächst handelt es sich um die Strecke Erkner - Bernau. Ein kleiner Kampf ist zwischen den beiden Städtchen Bernau und Biesenthal entbrannt, weil jedes den Bahnhof für sich haben möchte. Bernau will den Großstädtern seine herrlichen Wälder und Seen erschließen - Biesenthal aber will Land für den Bahnhof gratis hergeben. Zur Besprechung dieser wichtigen Angelegenheit ist nun für Freitag eine Versammlung in Bernau, an welcher sich sämtliche interessierten Nachbargemeinden durch ihre Vertreter beteiligen. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 2. Januar 1912 (Nr. 1), Lokales und Provinzielles

Der Landrat unseres Kreises Dr. Busch hat die kaiserliche Bestätigung als Landrat am Silvester erhalten. Gleichzeitig ist Landrat Dr. Busch zum Geheimen Oberregierungsrat ernannt worden.


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 6. Januar 1912 (Nr. 3), Lokales und Provinzielles

Die Ringbahn um Groß-Berlin. Die große öffentliche Versammlung, zu der der Verkehrsverband an der Stettiner Bahn und der Haus- und Grundbesitzerverein zu Bernau eingeladen [hatten], nahm einen sehr lebhaften Verlauf. Aus allen umliegenden Ortschaften, deren Interessen hierbei im Spiel waren, hatten die Gemeinden ihre Vertreter gesandt, sodaß ca. 300 Personen den Saal füllten. Nach vielem Für und Wider ... wurde eine Kommission gewählt aus den Vertretern der meist interessierten Ortschaften und je einem Vertreter der Verkehrsverbände der Stettiner sowie der Reinickendorf-Liebenwalder Bahn. ... Einstimmig wurde eine Resolution gefaßt, welche die Dringlichkeit der Ringbahn betont.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 23. Januar 1912 (Nr. 10), Lokales und Provinzielles

Die Eisernte in der Umgegend von Berlin ist in diesem Jahre die beste seit vielen Jahren. Das Eis ist fest und kristallklar, d. h. von großer Reinheit und Dauerhaftigkeit. Es sind schon [eine] so große Menge unter Dach und Fach gebracht worden, daß für dieses Jahr eine „Eisnot“, wie im vergangenen Jahr nicht zu befürchten ist.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 30. Januar 1912 (Nr. 13), Lokales und Provinzielles

Die Bevölkerung von Groß-Berlin, umfassend 86 im Umkreise von 15 Klm. um das Berliner Rathaus belegenen Gemeinden, belief sich nach amtlichen Ermittelungen auf 3 788 453 Seelen am 1. Oktober 1911, wovon 2 066 413 auf Berlin entfallen. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 22. Februar 1912 (Nr. 25), Lokales und Provinzielles

Eiche, 21. Februar. Vor einigen Tagen wurden in der Nacht dem hiesigen Besitzer August Grunow nach dem frischen Schlachten zwei Schinken, zwei Seiten Seck und alle Würste gestohlen. Die gestohlene Beute wurde durch den Polizeihund des Besitzers Ebel in Blumberg in der Kiesgrube an der Chaussee, wo sie verscharrt war, aufgefunden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 29. Februar 1912 (Nr. 26), Lokales und Provinzielles

Die Postalischen Bezeichnungen für Groß-Berlin. Die Einführung von Groß-Berlin im Namen ist jetzt von der kaiserlichen Oberpostdirektion zum 1. April angeordnet worden. Von diesem Tage ab werden im Post-, Telegraphen- und Fernsprechverkehr die neuen Bezeichnungen der Postanstalten, wie Berlin-Baumschulenweg statt Baumschulenweg bei Berlin angewandt. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 26. März 1912 (Nr. 57), Lokales und Provinzielles

Einen Flug rund um Berlin planen drei Berliner Verbandsvereine, nämlich der Berliner Verein für Luftschiffahrt, der Kaiserliche Automobil-Club und der Kaiserliche Aero-Club gemeinschaftlich für Ende August. Die wichtigsten Bedingungen für diesen Flug sind folgende: Der Flieger und das Flugzeug müssen deutsch sein. Am Sonnabend, 24. August, soll die Flugveranstaltung beginnen, und zwar sollen die mit mindestens 180 Kilo belasteten Flugzeuge einen in etwa 500 Meter Höhe gehaltenen Fesselballon in einer vorgeschriebenen Zeit umfliegen auf dem Wege: Johannisthal, Lindenberg, Schulzendorf, Spandau, Potsdam und Teltow. Am zweiten Tage (Sonntag), 25. August, sollen die Flugzeuge diesen Rundflug zweimal hintereinander mit einer Zwangszwischenlandung von 15 Minuten in Johannisthal ausführen.

Bernau, 25. März. Die heimatliche Laienkunst auf der städtischen Freilichtbühne der Hussitenspiele hatte im verflossenen Sommer nennenswerte Erfolge errungen. Nur die allzu kurz bemessene Spielzeit verschuldete, daß ein bedeutendes Defizit verblieb. Am 12. Mai d. J. sollen nun diese Heimatspiele nochmals beginnen, denn die Stadtverwaltung hat es ermöglicht, daß das Defizit, das über 10000 M. ausmacht, vorschußweise von der Kommune gedeckt wird, doch die Garantiezeichner, die über 21000 M. geopfert haben, werden schwerlich je einen Groschen zurückerhalten. Sie sind darüber nicht sonderlich niedergeschlagen. Macht sich doch das Bestreben dahin geltend, die Bernauer Hussiten­spiele volkstümlich zu gestalten. Der städtische Festausschuß hat seine Tätigkeit aufgenommen: Theaterdirektor Rudolf Lorenz (Aachen) weilt seit 1. März mit einem monatlichen Gehalt von 1000 M. in Bernau, und das Theaterbureau wird vom 25. d. M. an funktionieren. Hoffentlich wird das Wetter den diesjährigen Heimatspielen ebenso hold sein, wie im vergangenen Jahr.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 28. März 1912 (Nr. 58), Lokales und Provinzielles

Bei den Luftschifferabteilungen werden Einjährig-Freiwillige sowie Zweijährig-Freiwillige eingestellt. Letztere dürfen nicht unter 20 und nicht über 24 Jahre alt sein, und es werden Schlosser und Motorenmechaniker bevorzugt. Bei den Einjährigen ist Zugehörigkeit zu einem technischen bzw. meteorologischen Berufe erwünscht.

Wasserkatastrophe auf der Berliner Untergrundbahn.
Das große Verkehrsunternehmen, das den Berlinern einen großstädtischen Schnellverkehr in der Stadt selbst gebracht hat, die Hoch- und Untergrundbahn, ist von einem schweren Schlage getroffen worden.
Die Untergrundbahn steht unter Wasser. Vom Spittelmarkt bis fast Leipziger Platz stehen die Gleise unter Wasser und der Verkehr ist auf dieser Strecke eingestellt. Die Ursache dieses im Verkehrsleben Berlins beispiellosen Geschehnisses ist ein Dammbruch, der heute morgen zwischen 4 und 5 Uhr auf der bereits fertiggestellten, aber noch nicht dem Betriebe übergebenen Strecke der Untergrundbahn zwischen Spittelmarkt und Alexanderplatz erfolgt ist. Dort, wo die Untergrundbahn zwischen Insel- und Kleine Stralauer Straße unterhalb der Spree durchgeführt worden ist, wurde ein Damm vom Wasser der Spree durchbrochen. Die Fluten drangen in den Tunnel ein und wälzten sich langsam aber unaufhaltsam hinunter bis zum Bahnhof Spittelmarkt und von da immer weiter. Stellenweise steht das Wasser einen halben Meter hoch.
Ein Glück ist, daß keine Menschenleben zu beklagen sind. Von Augenzeugen wird berichtet, wie die 80 im Bauschacht tätigen Arbeiter, ebenso die beiden in der Grube befindlichen Pferde dem sicheren Tode entronnen sind. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 2. April 1912 (Nr. 40), Lokales und Provinzielles

Lustbarkeiten am Karfreitag und in der Karwoche. Am Karfreitag sind alle öffentlichen Lustbar­keiten mit Einschluß der Gesangs- und deklamatorischen Vorträge, Schaustellungen von Personen, theatralischen Vorstellungen und Musikaufführungen verboten. Zu den öffentlichen Lustbarkeiten gehören auch Kinematographenvorstellungen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonnabend, den 15. April 1912 (Nr. 45), Lokales und Provinzielles

Die Sonnenfinsternis am 17. April in Groß-Berlin sichtbar. Ein äußerst interessantes Schauspiel dürfte die am 17. April eintretende ringförmige Sonnenfinsternis bieten, umsomehr als totale oder ringförmige Sonnenfinsternisse für einen Punkt der Erde nur in Jahrhunderte großen Zwischenräumen auftreten. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 16. April 1912 (Nr. 46), Lokales und Provinzielles

Strausberg, 15. April. Das Alumnat unseres Realgymnasiums und Realschule hat sich sehr gut bewährt. Es ist im Besitze der Stadt und steht unter der Leitung eines Oberlehrers. Der Reingewinn aus dem Alumnat beträgt 10000 Mark, es ist also ein gutes Geschäft.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 18. April1912 (Nr. 47), Lokales und Provinzielles

Das himmlische Schauspiel der Sonnenfinsterns ging unter denkbar günstigen Voraussetzungen vor sich: die Sonne schien vom frühen Morgen an so blendend vom wolkenlosen Aether herab, als wolle sie die Menschen für die letzten stürmischen Apriltage entschädigen. ...

Lichtenberg, 17. April. Die Bestätigung des Kaisers über die Verschmelzung von Lichtenberg mit Boxhagen-Rummelsburg ist jetzt erfolgt. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 23. Aprilr 1912 (Nr. 49), Lokales und Provinzielles

Sternschnuppenfälle im April. Die kommenden Nächte bis 24. April werden zur Beobachtung von Sternschnuppenfällen eine günstige Gelegenheit bieten. Man kann dann Sternschnuppen aus dem Lyridenschwarm beobachten.

Wiederum ein heißer Sommer in Sicht! Wetterkundige prophezeien für dieses Jahr einen Sommer, der seinem Vorgänger um nichts nachstehen soll. Da der Winter wenig Schnee brachte, dürfte ein noch empfindlicherer Wassermangel eintreten als 1911. ...

Die „Bombe“ der Militärluftschiffer. Bei der gestrigen Fahrt des Militärluftschiffes „P 3“ stürzte aus der Gondel ein 80 Pfund schwerer Stein, eine sogenannte Versuchsbombe, und fiel auf den Kirchhof in Lichtenberg, über den das Luftschiff gerade kreuzte. Der einer Kugel nachgebildete Stein wühlte sich tief ins Erdreich ein, ohne jedoch Personen zu verletzen. Die Bombe wurde gestern von den Friedhofs­beamten aufgefunden und dem Luftschifferbataillon wieder zugestellt.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 25. April 1912 (Nr. 50), Lokales und Provinzielles

Lichtenberg, 24. April. Das Gesetz über die Vereinigung von Lichtenberg und Boxhagen-Rummelsburg ist jetzt im Gesetzblatt amtlich veröffentlicht worden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 30. April 1912 (Nr. 52), Lokales und Provinzielles

Eine Verschärfung des Rauchverbots in den Waldungen der Umgegend Berlins ist infolge des umfangreichen Waldbrandes in der Jungfernheide vom Minister für Landwirtschaft verfügt worden. ...

Der Zweckverband und die „Heidekrautbahn“. Der Niederbarnimer Kreis und mehrere nördliche Gemeinden bereiten Anträge an den Zweckverband vor wegen der Uebernahme der sogenannten „Heidekrautbahn“, einer Sekundärbahn, die von Reinickendorf-Rosenthal nach Basdorf führt, sich dort teilt und links bei Liebenwalde, rechts bei Groß-Schönebeck endigt. Diese Sackbahn soll nun nach Zehdenick, Templin und weiterhin verlängert werden. Die Vorarbeiten sind schon im Gange. Die Bahn ist noch bis 1913 verpachtet. ...

Kalkberge, 29. April. Von einem donnerähnlichen Getöse wurden in der Nacht zum Montag die Bewohner der in der Nähe des neuen Tiefbaues befindlichen Häuser aus dem Schlafe geweckt. Eine gewaltige Masse Kalkstein hatte sich gelöst und war etwa 40 Meter tief herabgestürzt. Schon einige Tage vorher hatten sich handbreite Spalten an der Oberfläche der Wand gezeigt. Bei dem Sturz sind Bäume, Schienen und auch der Uebungsturm der Feuerwehr in die Tiefe gerissen worden. Namenloses Unglück hätte entstehen können, wenn der Sturz am Tage geschehen wäre, denn unmittelbar an der Stelle liegt der Turn- und Spielplatz. Die Erderschütterung war so stark, daß in den in der Nähe befindlichen Wohnungen die Uhren stehen blieben und Bilder von den Wänden fielen. Die Bewohner glaubten an ein Erdbeben.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 3. Mai 1912 (Nr. 53), Lokales und Provinzielles

Ein Bergsturz in Rüdersdorf hat gestern nachmittag stattgefunden, Es handelte sich nicht um ein besonders festliches Ereignis für die Mannschaft der Kalkberge, sondern um die Ausführung eines Arbeitsplans, da man weiteres Material nötig hatte. Immerhin hatte die Ankündigung eine ansehnliche Menschenmasse versammelt, die auf den Höhen zu beiden Seiten des von Galerien und Aus­schachtungen durchkreuzten Tiefbaus geduldig wartete. ... Nach Feierabend wurde das Werk in Angriff genommen. Es erfolgte ein Dutzend schwerer Detonationen, ein Rollen und Krachen, daß die Menge auf ihrem sicheren Standpunkt weit zurückwich. Dann verfinsterte sich das ganze Tal, eine weiße Kalksteinwolke stieg empor und hüllte lange Grund und Berg ein. Als der Ausblick frei wurde, sah man, daß die Dynamitpatronen ganze Arbeit gemacht hatten. Die 30 Meter hohe Wand aus Muschelkalk war in sich zusammengestürzt.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 5. Mai 1912 (Nr. 54), Lokales und Provinzielles

Großes Sterben der Störche wird aus verschiedenen Gegenden Deutschlands gemeldet, wohin viele Langbeine in diesem Frühjahr nicht zurückgekehrt sind. Hunderte von ihnen sind während des Winters in Südafrika umgekommen, und zwar an vergifteten Heuschrecken.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 7. Mai 1912 (Nr. 55), Lokales und Provinzielles

Biesdorf, 6. Mai. Das Siemens-Schuckert-Luftschiff war am Donnerstag vormittag 8 Uhr 30 Minuten vom Biesdorfer Gelände aufgestiegen mit der Absicht, auf dem Müggelsee eine Wasser­landung vorzunehmen. Diese gelang auch vorzüglich. Bei einem zweiten Versuch tauchten jedoch die Gondeln tiefer ins Wasser ein, so daß die laufenden seitlichen Propeller das Wasser berührten und verbogen wurden. Die Rückfahrt zur Halle wurde mit den unversehrten rückwärtigen Propellern angetreten. Als zur Landung in Biesdorf das Fangseil abgeworfen werden sollte, stellte sich heraus, daß es bei der Wasserlandung unklar geworden war, nicht richtig abrollte und von den Hilfsmann­schaften infolgedessen nicht rechtzeitig gefaßt werden konnte. Das Luftschiff ging infolgedessen mit den drei Gondeln in den Wald und zog eine Furche, wobei sämtliche Propeller verbogen wurden. Nachdem man vom Walde freigekommen war, stieg das Luftschiff zu etwa 400 Meter Höhe empor. Hier wurden in der Luft so gut wie möglich die Propeller gerade gerichtet und dann zur Landung auf den Feldern zwischen Kaulsdorf und der Ballonhalle geschritten, wo man wegen der Feldarbeit auf ausreichende Hilfe rechnen konnte, Von hier wurde das Luftschiff in die Halle geschleppt, wo es 11 Uhr 30 Minuten eintraf. Die Hülle ist vollkommen unverletzt, die Beschädigungen sind gering.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 12. Mai 1912 (Nr. 57), Lokales und Provinzielles

Hussiten-Festspiele 1912. Die Eröffnungsfeier der diesjährigen Hussitenfestspiele in Bernau findet am Sonntag, den 12. Mai, nachmittags 3 Uhr statt. Es wird nachmittags ein historischer Festzug veranstaltet, der durch Bürgermeister Petzold vor dem Rathause offiziell begrüßt werden wird. Dann wird auch ein Willkommenstrunk kredenzt von der Brauergilde, den Patriziern, Bürgerinnen, Bäuerinnen und Hussitinnen von 1432. Darauf wird zum Freilichttheater gezogen, wo um 4 Uhr die Festaufführung „Die Hussiten vor Bernau“ von Rudolf Lorenz beginnt. Nach dem Spiel finden noch gesellige Zusammensein und Besichtigungen der Bernauer Sehenswürdigkeiten statt.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 26. Mai 1912 (Nr. 62), Lokales und Provinzielles

Hussitenspiele Bernau. Wie im Vorjahr ist auch jetzt wieder ein künstlerisch ausgearbeiteter Prospekt über die Hussitenspiele erschienen ... Das 32 Seiten starke Heftchen versendet die Direktion kostenlos, auch bei A. Wertheim und in allen seinen Filialen liegen diese Prospektbücher aus. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 2. Juni 1912 (Nr. 65), Lokales und Provinzielles

Hussitenspiele Bernau. Am Sonntag, den 2. Juni werden „Die Hussiten vor Bernau“ zum 21. Mal an der Stadtmauer der alten Stadt aufgeführt werden. Trotz regnerischen und kalten Wetters hatten sich zu jeder der letzten Vorstellungen eine reiche Zuschauermenge eingefunden ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 11. Juli 1912 (Nr. 82), Lokales und Provinzielles

Weißensee, 10. Juli. Nichtswürdige Burschen treiben gegenwärtig auf dem hiesigen Gemeinde­friedhof ihr Unwesen. Die Täter haben es auf Beraubungen der Gräber abgesehen und mit Vorliebe lösen sie von Erbbegräbnissen wertvolle Bronzeketten sowie Metallteile los. Auch in der Nacht zum Sonntag wurde wieder ein derartiger frivoler Diebstahl ausgeführt. Einer der gefährlichen Räuber konnte mit Hilfe eines Altwarenhändlers bereits unschädlich gemacht werden. Er bot dem Händler Bronzeketten für wenig Geld an, und da dem letzten die Sache verdächtig vorkam, benachrichtigte er die Polizei. Der Verkäufer wurde festgenommen und entpuppte sich als einer der nächtlichen Friedhofsdiebe.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 14. Juli 1912 (Nr. 83), Lokales und Provinzielles

Hussitenspiele Bernau. Die Hussitenspiele werden bis Mitte August an jedem Sonntag, sowie Mittwochs (für Schulkinder und die begleitenden Eltern Mittwochs zu ermäßigten Preisen) - nachmittags 4 Uhr beginnend fortgesetzt. Die Darsteller, bestehend aus 12 Berufsschauspielern und etwa 740 unentgeltlich mitwirkenden Laien, haben sich auch fernerhin ihrem Heimatspiel zur Verfügung gestellt. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 23. Juli 1912 (Nr. 87), Lokales und Provinzielles

Alt-Landsberg, 22. Juli. Ein betrübender Unfall trug sich hier zu. Als der Landwirt W. Magdeburg mit einer Mähmaschine auf seinem Felde arbeitete, spielte in der Nähe sein vier Jahre altes Söhnchen. Das Kind kam dabei der Maschine zu nahe, die ihm ein Bein bis auf die Sehne abschnitt und das andere Bein ebenfalls schwer verletzt. Das Kind wurde sofort nach Berlin in eine Klinik gebracht.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 4. August 1912 (Nr. 92), Lokales und ProvinziellesOlypiade

Die Beseitigung der durch Kraftwagen verursachten Staubplage. Die Biologische Anstalt für Land- und Forstwissenschaft in Dahlem ist beauftragt worden, in diesem Sommer Versuche anzustellen, inwieweit die angrenzende Landschaft durch Staub der Landstraßen geschädigt wird. ...

Das Berliner Stadion und die deutsche Olympiade 1916. Bekanntlich ist in Stockholm Deutschland zur Ausrichtung der sechsten Olympiade vom Internationalen olympischen Komitee erwählt worden und dem deutschen Reichsausschuß für olympische Spiele wurde der Auftrag der Durchführung der Spiele im künftigen Grunewaldstadion zu Berlin [erteilt]. Wie gemeldet wird, ruft der der Reichs­ausschuß bereits zu Sonnabend nachmittag zu einer Konferenz im Palasthotel zusammen. Die Tagesordnung umfaßt folgende drei Punkte: 1. Bau des Stadions, 2. Bericht über die olympischen Spiele an den Kaiser, und 3. Sportfest zum Regierungsjubiläum des Kaisers. - Es wird beabsichtigt, das Stadion bis zum Juni 1913 fertigzustellen und das Regierungsjubiläum durch ein allgemeines nationales Sportfest feierlich zu begehen, womit dann die nationale Weihe der neuen ersten deutschen Turnerstätte vollzogen wird.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 11. August 1912 (Nr. 95), Lokales und Provinzielles

Die Dauerfahrt „Rund um Berlin“ ... findet nun am Sonntag, den 25. August, nach den Wettfahr­bestimmungen des Deutschen Radfahrer-Bundes statt. Die Fahrstrecke beginnt, behördliche Genehmi­gung vorausgesetzt, am Bahnhof Heerstraße (Westend) und führt über Nauen, Kremmen, Sommerfeld, Teerofen, Sachsenhausen, Oranienburg, Biesenthal, Werneuchen, Altlandsberg, Erkner, Friedersdorf, Königswusterhausen, Mittenwalde, Großmachnow, Dahlewitz, Großbeeren, Gütergotz zum Ziel am km-Stein 1,9 vor Drewitz (Jagdschloß Stern). Die zu fahrende Strecke beträgt 280 Kilometer. Kontrollstationen befinden sich in Sommerfeld, Oranienburg, Erkner, Mittenwalde und Großbeeren.

Bernau, 9. August, Freilichttheater. Die sich auch weiter eines starken Besuches erfreuenden Heimatspiele gehen ihrem Ende entgegen. Aufführungen findet nur noch an vier Tagen statt (Sonntags und Mittwochs bis 15. Aug.) Allen, die einer Vorstellung auf der herrlichen Naturbühne noch nicht beigewohnt haben, sei ein Besuch dringend empfohlen, zumal die Festspiele im nächsten Jahr voraussichtlich nicht wiederholt werden.

Chorin, 9. August. Das „Mirakel“ im Kloster Chorin. In den nächsten Tagen wird im Kloster Chorin eine Aufführung der Mirakellegende stattfinden, allerdings wird es nicht die Vollmöllerische Fassung sein, sondern eine für den besonderen Zweck etwas zugestutzte, die mit Rücksicht auf die gestrenge Zensur etwas weniger blutrünstig ausfallen wird. Die Continental-Kunstfilm-Gesellschaft wird nämlich mit 150 Darstellern in Chorin einziehen, um dort die Hauptszenen für einen Riesenfilm aufzunehmen, der die Abenteuer der ungetreuen Nonne in manigfachen Erlebnissen schildern wird.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 13. August 1912 (Nr. 96), Lokales und Provinzielles

Noch einmal das Turnen. Den zum Militär Ausgehobenen kann nur empfohlen werden, sich auf die Rekrutenzeit vorzubereiten und in einem Turnverein die Gelegenheit zu nützen, den Körper bis zum Dienstantritt im Herbst entsprechend zu stählen. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 15. August 1912 (Nr. 97), Lokales und Provinzielles

12. deutsches Turnerfest 1913. Das 12. deutsche Turnerfest, das gleichzeitig mit der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals 1913 in Leipzig stattfinden soll, wird an Größe alle bisherigen Turnfeste übertreffen. Die Kosten des Festes werden etwa 1 Million Mark betragen, während das letzte Turnfest in Frankfurt a. M. 710 000 Mk. erforderte. ... Man rechnet auf eine Beteiligung von mindestens 75 000 auswärtigen Turnern. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 18. August 1912 (Nr. 98), Lokales und Provinzielles

Die Kriegervereine auf dem Tempelhofer Feld. Wie schon gemeldet, findet Sonntag, den 1. September, ein großer „Appell“ der Mitglieder der Kriegervereine von Berlin und Umgegend und ein Festgottesdienst auf der Ostseite des Tempelhofer Feldes statt. Im Anschluß daran wird ein Vorbeimarsch der Mitglieder der Kriegervereine erfolgen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 25. August 1912 (Nr. 101), Lokales und Provinzielles

Hans Sachs-Spiele in Bernau. Veranstaltet von Hussitenspielern unter der Leitung des Direktors Rudolf Lorenz werden an den Sonntagen (15. August und 1. September) sowie Mittwochs ... nach­mittags 4 Uhr mit Zuziehung von 3 Berufsschauspielern Hans Sachs-Spiele in dem mittelalterlichen Bernau stattfinden. - Ein Komödiantenzug, begleitet von mittelalterlich gekleidetem Publikum vom Bahnhof, durch das Stadttor, eine Begrüßung durch Hans Sachs und vier seiner wirkungsvollsten Spiele werden auf der Schützenwiese und im Schützengarten vor sich gehen. - Die Eintrittspreise sind dem Charakter der Veranstaltung angepaßt, volkstümlich und zwar 1,50, 1,- und ½ Mark. Eintrittskarten in Bernau an der Theaterkasse.

Der Kampf gegen die langen Hutnadeln wird jetzt auch von der Eisenbahn aufgenommen werden. Nach einer Verfügung des Ministers v. Breitenbach sollen vom 1. September ab in den Wagen der Stadt-, Ring- und Vorortzüge Plakate zum Aushang gelangen, durch die die weiblichen Fahrgäste aufgefordert werden, die Hutnadeln zu sichern.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 27. August 1912 (Nr. 102), Lokales und Provinzielles

Das Reformationsfest ist schulfrei. Die Provinzial-Synoden haben in den letzten Jahren wiederholt den Wunsch ausgesprochen, daß das Reformationsfest am 31. Oktober schulfrei sein möge. Der Kultusminister hat dem Wunsche zugestimmt und verfügt, daß der 31. Oktober fortan schulfrei ist, wenn zur Unterrichtszeit ein Gottesdienst stattfindet, an welchem die Schule teilnehmen will.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 29. August 1912 (Nr. 103), Lokales und Provinzielles

Heegermühle, 28. August. Ein Dammrutsch hat am Großschiffahrtsweg auf der linken Seite der Strecke am Kaiserweg, welche bereits mit Wasser angefüllt ist, stattgefunden. Wahrscheinlich durch eindringendes Grundwasser veranlaßt, hatte sich die 17 m breite Böschung 6-7 m gesenkt, sodaß 10-12 auf der Böschung befindliche Loren in den Kanal stürzten. Nur dem Umstande, daß die künstliche Zementmauer an der Böschung dem Wasserdruck Stand hielt, ist es zu verdanken, daß diese nicht auseinanderbarst und das im Kanal befindliche Wasser aus dem Becken desselben in die umliegenden Ländereien drang. Personen sind bei dem Dammbruch nicht zu Schaden gekommen. Viele Arbeiter sind beschäftigt, die in das Wasser gestürzten Loren zu bergen.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 1. September 1912 (Nr. 104), Lokales und Provinzielles

Der Flug „Rund um Berlin“. Die Abnahmekommission für den heute nachmittag 3½ Uhr be­ginnenden Wettflug „Rund um Berlin“ hat 10 Apparate zugelassen. ... Die Flieger, die vom Flugplatz Johannisthal starten, müssen heute die 101 Kilometer lange Strecke, die über Lindenberg, Flugfeld Schulzendorf, Potsdam, Teltow, zurück nach Johannisthal führt, einmal abfliegen, während die Strecke am Sonntag zweimal zurückgelegt werden muß mit einer einmaligen Zwischenlandung von 15 Minuten auf dem Flugplatz Johannisthal. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 10. September 1912 (Nr. 108), Lokales und Provinzielles

Altlandsberg, 9. September. Folgende Anzeige bringt der hiesige „Niederbarnimer Anz.“ in seiner letzten Nummer: „Ich fordere den Mann auf, der mir vor 14 Tage auf dem Nachhausewege, als es sehr dunkel war, eine Liebeserklärung machte und mich heiraten will, sich zu melden. Ich habe ihn nicht erkannt, aber er weiß, wer ich bin. Wenn er nicht kommt, bleibt die Sache, ich habe genug Verehrer. Hochachtungsvoll F. R.“


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 15. September 1912 (Nr. 110), Lokales und Provinzielles

Das Kreiskriegerverbandsfest, welches im Juni d. Js. im Schloß Weißensee gefeiert wurde, hat einen Reinüberschuß von 2800 Mark ergeben, welche hilfsbedürftigen Kameraden zugeführt werden.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 29. September 1912 (Nr. 116), Lokales und Provinzielles

Was nützt uns Hoffnungstal? Dort sind ungefähr 100 junge Leute, die auf die schiefe Ebene gekommen sind und ohne Hoffnungstal schnell weiter herunterkommen und dann vagabondieren würden. Dort sollen sie arbeiten lernen und ordentliche Menschen werden. In Hoffnungstal sind ungefähr 200 Männer in mittleren Jahren, in der Mehrzahl durch Trunk so willensschwach geworden, daß sie eine feste Arbeitsstelle nicht mehr ausfüllen können. Die meisten von ihnen würden auf der Landstraße umherziehen, um sich in der ganzen Provinz Branntweingroschen zusammenzubetteln. Dort leben sie nun ohne Alkohol und werden durch Arbeit wieder gesund und willensstark. Dort sind ungefähr 100 Alte, darunter 14 Kriegsveteranen, die keiner mehr zur Arbeit nimmt. Wenn diese draußen wären, müßten sie, um ihr Leben zu fristen, zum großen Teil betteln gehen. Wer weist diese Alten so leicht ab! Statt all dieser klopft ein einzelner Kollektant von Hoffnungstal an die Türen der freundlichen Leser und bittet, zu helfen, diese 420 Leute unterhalten zu können.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 1. Oktober 1912 (Nr. 117), Lokales und Provinzielles

Bernau, 30. September. Das 18 Jahre alte Dienstmädchen Anna N. wurde am 7. August d. Js. als vermißt gemeldet. Es blieb seitdem verschwunden, ohne daß man eine Spur von ihr erlangen konnte. Am Freitag wurde die N. in der hiesigen Stadtforst durch den Förster Specht ermittelt und sicher gestellt. Sie hatte sich im Walde vollständig häuslich eingerichtet und lebte von Pilzen und Kartoffeln. Gerade hatte sie die Absicht, letztere zu kochen, als der Förster hinzu kam und den sonderbaren Höhlenbewohner überraschte. Die Angehörigen haben das Mädchen wieder in Empfang genommen.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 6. Oktober 1912 (Nr. 119), Lokales und Provinzielles

Kalkberge, 4. Oktober. Gegen die Schiebertänze, die auch auf den Berliner Tanzsälen nicht gestattet sind, wird nun auch in den Vororten polizeilich vorgegangen. Am letzten Sonntag sind in einem hiesigen Lokal verschiedene Tänzer deshalb für ein Strafmandat vorgemerkt.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 10. Oktober 1912 (Nr. 121), Lokales und Provinzielles

Ahrensfelde, 9. Oktober. Aus der Fürsorgeanstalt in Strausberg waren am Freitag die Zöglinge Fillw, Wollweber und Koch ausgebrochen und trieben sich seit diesem Zeitpunkt vagabondierend in der Gegend von Ahrensfelde umher. Als nun der berittene Gendarm Kluge zu ihrer Verhaftung schreiten wollte, gab Fillw aus einem Revolver sechs scharfe Schüsse an, von denen einer den Beamten in die Wade traf. Trotz der erlittenen sehr schmerzhaften Verletzung konnte der Beamte noch Koch und Wollweber verhaften, während Fillw, der die Schüsse abgegeben hatte, leider entkam. Die drei Burschen stehen im Alter zwischen 17 und 20 Jahren und sind bereits sämtlich vorbestraft; Fillw ist sogar wegen Sittlichkeitsverbrechen zu 1 Jahr Gefängnis bedingt verurteilt. Bisher ist es nicht gelungen, seiner habhaft zu werden, während die anderen beide Zöglinge von dem Amtsvorstand Ahrensfelde der Staatsanwaltschaft zu Berlin übergeben wurden. Der verletzte Gendarm mußte sich in Behandlung begeben.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 13. Oktober 1912 (Nr. 122), Lokales und Provinzielles

Vernichtung des Militärluftschiffes „M. 3“. Am Donnerstag morgen 7 Uhr geriet ... das Militär­luftschiff „M. 3“ in der Tegeler Luftschiffhalle, das Mittwoch abend über unsern Ort manövriert hat, beim Nachfüllen von Gas aus bisher noch nicht ermittelter Ursache in Brand und wurde völlig zerstört. Die Hülle fing plötzlich Feuer, ohne daß eine Explosion vorausgegangen war. Das Feuer griff so schnell um sich, daß das Dach der Luftschiffhalle davon ergriffen wurde. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 15. Oktober 1912 (Nr. 123), Lokales und Provinzielles

Bernau, 14. Oktober. Das städtische Naturtheater hat sich auch in diesem Jahr leider nicht rentiert, die Hoffnungen, die man auf das Unternehmen gesetzt hatte, sind nicht erfüllt worden; im Gegensatz zu allen anderen deutschen Naturtheatern, namentlich aber dem auf dem Brauhausberge bei Potsdam. Der Rechnungsabschluß ergab ein Defizit von rund 45000 M., das die Stadt und die Garantiezeichner mit je der Hälfte zu tragen haben. Die letzte Stadtverordnetenversammlung hat wegen des Mißerfolges denn auch die Auflösung des Naturtheaters beschlossen. Der Festplatz, den die Stadt für die Zwecke der theatralischen Aufführungen für den Preis von 50000 M. angekauft hatte, soll wieder der Bernauer Jugend, wie ehedem, als Spielplatz zur Verfügung gestellt werden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 17. Oktober 1912 (Nr. 124), Lokales und Provinzielles

Benennung von Amtsbezirken. Der Oberpräsident hat soeben nachfolgenden in den Kreisen Teltow und Niederbarnim gelegenen Amtsbezirken die Vorbezeichnung „Berlin“ beigelegt: Britz, Friedenau, Grunewald, Lankwitz, Lichterfelde, Mariendorf, Schmargendorf, Steglitz, Treptow, Tempelhof, Marienfelde, Tegel, Friedrichsfelde, Heinersdorf, Pankow, Reinickendorf, Weißensee, Wittenau, Hohenschönhausen, Niederschönhausen und Oberschöneweide. Die Namensänderungen treten sofort in Kraft.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 31. Oktober 1912 (Nr. 130), Lokales und Provinzielles

Der Kreis-Krieger-Verband Niederbarnim hält am Sonntag, den 17. November d. Js., im Ersten Kriegervereinshaus zu Berlin ... einen außerordentlichen Verbandstag ab. ... Auf der Tagesordnung stehen u. a. Berichte über das Verbandsfest in Weißensee und über die Kaiserparade am 1. September. ... Der Kreis-Kriegerverband Niederbarnim zählt zurzeit 10307 Mitglieder in 118 Vereinen.

Templin, 30. Oktober. Die feierliche Eröffnung des neuen Joachimthalschen Gymnasiums ist auf den 7. November festgesetzt worden; der Unterricht im neuen Heim der Schule hat bereits vor einigen Tagen begonnen. Prinz August Wilhelm wird im Auftrage des Kaisers an den Einweihungs­feierlichkeiten teilnehmen, die durch einen offiziellen Festakt in der Aula eingeleitet werden; es wird eine Besichtigung der Anstaltsanlagen folgen.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 3. November 1912 (Nr. 131), Lokales und Provinzielles

Beim Verbandstag der freiwilligen Feuerwehren des Kreises Niederbarnim im Schwarzschen Saale in Lichtenberg waren 68 Wehren vertreten, die vom Kreisbrandmeister Spindler aus Erkner begrüßt wurden. Oberbrandmeister Groß-Lichtenberg berichtete über die Führerprüfungen, der Vorsitzende teilte mit, daß in Lindenberg, Basdorf, Ruhlsdorf, Zepernick und anderen Orten neue Wehren in der Bildung begriffen sind. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 14. November 1912 (Nr. 136), Lokales und Provinzielles

Ueber die neuen Türverschlüsse an Stadt- und Vorortwagen wird uns gemeldet: Die vor einigen Wochen in Betrieb gegebenen Wagen mit breiten Trittbrettern und selbsttätigen Schlössern haben sich für das bequeme und schnelle Aussteigen weiter als zweckmäßig erwiesen und werden dauernd vermehrt werden. Es scheint jedoch den Reisenden noch wenig bekannt zu sein, daß die Türen von innen lediglich durch lebhaftes Heranziehen an dem über dem inneren Türdrücker angebrachten emaillierten Schutzbügel verschlossen werden. ...

Bernau, 13. November. einen Zwischenfall gab es am Sonntag beim Abendgottesdienst in der hiesigen Kirche. Einer Dame, die im Gestühl an der Kanzel saß, geriet der große Hut an einem offenen Licht, die noch der Kirchenbeleuchtung dienen, in Brand und wurde vollständig vernichtet.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 17. November 1912 (Nr. 137), Lokales und Provinzielles

Bernau, 14. November. Der Stadtverordnetenvorsteher Wernicke ist nach kurzem Krankenlager an der Folgen einer Influenza im 69. Lebensjahr gestorben. Er waltete 34 Jahre hintereinander seines Amtes als Stadtverordnetenvorsteher. Der Verstorbene hat auch eine Chronik der Stadt Bernau herausgegeben.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 28. November 1912 (Nr. 142), Lokales und Provinzielles

Coethen (Mark), 27. November. Von einem eigenartigen Jagdunfall in hiesiger Gegend wird berichtet: Als die Treiber einen Berg erkletterten und kurz vor dem Bergkamm angelangt waren, kamen von der entgegengesetzten Seite von der Schützenlinie drei Hirsche angerast, von denen der eine den Revier­förster Grieger übersprang, mit einem Hinterlauf dessen Gewehrriemen erfaßte und dem Förster das Gewehr aus der Hand riß. Dieser fiel zu Boden, das Gewehr entlud sich und der Schuß traf den Revier­förster Ermisch so unglücklich, daß derselbe sofort nach dem Eberswalder Auguste-Viktoria-Heim gebracht werden mußte. Glücklicherweise sind die Verletzungen nicht lebensgefährlich.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 1. Dezember 1912 (Nr. 143), Lokales und Provinzielles

Mahlsdorf, 29. November. Ein schweres Unglück, bei dem zwei Menschen getötet wurden, hat sich Mittwoch vormittag in der Kolonie Mahlsdorf-Nord zugetragen. In einer Kiesgrube, die zur Gewin­nung von Kies zu Straßenbauten ausgehoben worden war, wurden durch herabstürzende Sand­massen der Schachtmeister Gubens und ein Arbeiter verschüttet. Die sofort vorgenommenen Bergungs­versuche konnten die Unglücklichen nicht mehr retten. Beide hatten den Erstickungstod gefunden.

Malchow, 29. November. Im Chausseegraben zwischen hier und Weißensee schoß sich am Donnerstag abend ein etwa 20 Jahre alter Mann eine Kugel in den Kopf, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 31. Dezember 1912 (Nr. 155), Lokales und Provinzielles

Eberswalde, 30. Dezember. Ein forstliches Museum, das erste seiner Art in Deutschland wird hier im nächsten Jahre eröffnet werden. Nachdem der große Neubau der der Königl. Forstakademie am 7. Januar unter Teilnahme des Landwirtschaftsministers seiner Bestimmung übergeben sein wird, soll die alte Forstakademie, das historische, von den Gebrüdern Schickler im Jahre 1750 erbaute Gebäude, abgerissen und an seiner Stelle ein Neubau errichtet werden. Es wird bereits Mitte kommenden Jahres das Forstliche Museum aufnehmen. Dieses wird außer den Schausammlungen der Forstakademie und der verschiedenen preußischen Versuchsstationen zum erstenmale die gesamte Waldwirtschaft in interessanten, für den Laien verständlichen Musterbeispielen vorführen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 7. Januar 1913 (Nr. 3), Lokales und Provinzielles

Unfall beim Hochbahnbau in der Schönhauser Allee. Beim Bau der Hochbahn in der Schönhauser Allee hat sich gestern ein Unfall ereignet. Dort verunglückte der 34 Jahre alte Arbeiter Hermann Schiele von hier. Er wurde von einem 50 Kilogramm schweren Eisenstück, das ihm auf den Hinterkopf fiel, so schwer verletzt, daß er eine Gehirnerschütterung erlitt. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 21. Januar 1913 (Nr. 9), Lokales und Provinzielles

Bockbier. Wieder hat der „Bock“ allerorts seinen Einzug gehalten. Fahnen und Girlanden umkränzen die Eingänge zu den Gastwirtschaften und auf den Aushängeschildern der Gaststuben meckern die lustigen Ziegenböcke, einen vollen Humpen, aus dem das köstliche Naß übersprudelt, in den Pfoten, dem Beschauer entgegen. Es war von je her ein beliebtes Getränk, das schwarze schäumende Bock. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 26. Januar 1913 (Nr. 11), Lokales und Provinzielles

Die Olympischen Spiele 1916, die in dem in diesem Sommer zu eröffnenden Stadion in Berlin-Grunewald stattfinden sollen, werfen bereits jetzt ihre Schatten voraus. Der Deutsche Reichsausschuß für die Olympischen Spiele hat zur Sammlung der Mittel für die deutschen Olympiakämpfer die Einrichtung von „Förderern“ geschaffen. Diesen Namen können sowohl Einzelpersonen wie auch Vereine, Gemeindeverwaltungen, Geschäfte usw. durch einen jährlichen Beitrag von 50 M. oder durch einen einmaligen Beitrag von 500 M. erwerben. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 18. Februar 1913 (Nr. 21), Lokales und Provinzielles

Biesdorf, 17. Februar. das Militärluftschiff „S. L. 1“, das vor einiger Zeit in Mahlsdorf strandete und beschädigt wurde, wird in etwa vierzehn Tagen seine Uebungsfahrten wieder aufnehmen. Die Reparaturarbeiten haben sich dadurch etwas verzögert, daß die zerbrochenen Hölzer nicht in Berlin, sondern in Mannheim in der Lanzschen Fabrik hergestellt werden müssen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 25. März 1913 (Nr. 36), Lokales und Provinzielles

Rüdersdorf, 25. März. In der Portland-Zementfabrik von Guthmann & Jeserich befand sich der Arbeiter Johann Wronka in einem Seilbahntunnel, dessen Betreten für gewöhnlich nicht gestattet ist. In diesem wurde er von einer herankommenden Lore, der er nicht ausweichen konnte, total zerquetscht.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 17. April 1913 (Nr. 45), Lokales und Provinzielles

Die Hutnadel-Verordnung des Berliner Polizeipräsidenten ist mit dem 15. April in Kraft getreten. Danach ist es ... den Damen bei Geldstrafe bis zu 60 Mark verboten, über den Hut hinausragende Hutnadeln ohne gehörige Sicherung zu tragen. Die Sache ist ernst geworden, denn es sind bereits eine Anzahl von Bestrafungen vorgekommen. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 22. April 1913 (Nr. 47), Lokales und Provinzielles

Hohenschönhausen, 21. April. Ein folgenschweres Explosionsunglück hat sich hier Donnerstag nachmittag in der Chemischen Fabrik von Otto Köppe im Enenschen Hause in der Lichtenberger Straße ereignet. Bei dem Unglück büßte die 65 Jahre alte Arbeiterin Wilhelmine Bradt aus der Sedanstraße 25 in Weißensee das Leben ein. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 24. April 1913 (Nr. 49), Lokales und Provinzielles

Groß-Berlin über 4 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung von Groß-Berlin, d.h. von Berlin und seinen 86 Vororten, hat jetzt die Zahl von 4 Millionen Seelen überschritten. Auf Berlin entfällt genau die Hälfte, nämlich rund 2,1 Millionen Einwohner. Die Zunahme der Bevölkerung ist in den Vororten genau zehnmal so groß wie in Berlin. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 29. April 1913 (Nr. 51), Lokales und Provinzielles

Werneuchen, 28. April. Im Befreiungskriege fiel am 18. Februar 1813 bei Blumberg als erster Preuße Leutnant Otto von Arnim. Er wurde auf dem hiesigen Friedhofe beerdigt. Ihm soll jetzt ein einfaches Denkmal, Granitblock mit Bronzetafel gesetzt werden. Ein Großneffe stiftete dazu 400 Mark, die fehlenden 200 Mark gibt der Verschönerungsverein. Der letztere will auch gegen 100 M. zum Kriegerdenkmal beisteuern.

Mahlsdorf, 28. April. Der kleinen Kirche und dem Pfarrhaus in Mahlsdorf haben nachts Diebe einen unerbetenen Besuch abgestattet. Sie stiegen vom Hinterland des Pfarrhauses aus über einen Drahtzaun durch das Fenster in das Haus ein und durchsuchten die unteren Räume, ohne daß der im obersten Stock schlafende Pastor etwas von dem Tun bemerkt hatte. Die Diebe erbeuteten etwa hundert Mark bares Geld, dann verschwanden sie, um auch in dem Gotteshaus nach Geld und Geldeswert Ausschau zu halten. Hier fanden sie allerdings nichts zu stehlen, sie müssen vielleicht bei ihrer „Arbeit“ gestört worden sein. Vorläufig hat man die Spitzbuben noch nicht gefaßt, obwohl ein Polizeihund die Spur aufgenommen hat.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 1. Mai 1913 (Nr. 52), Lokales und Provinzielles

Bernau, 30. April. Das Hussitenfest wurde am letzten Montag in althergebrachter Weise durch Gottes­dienst, Prozession usw. gefeiert. Die Teilnahme der Einwohnerschaft war bei dem schönen Wetter eine recht rege. An der nachmittags stattfindenden Partie nach dem Liepnitzsee beteiligten sich wieder eine Anzahl Herren und auch einige Damen waren vertreten. Bei gemütlicher Unterhaltung bleiben die Teilnehmer manche Stunden zusammen, und erst in später Abendstunde trat man die Heimfahrt an.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 15. Mai 1913 (Nr. 57), Lokales und Provinzielles

Eröffnung des Großschiffahrtsweges am 1. Juli? Wie der „D. T.“ meldet, soll die definitive Eröffnung des Großschiffahrtsweges Berlin-Stettin am 1. Juli dieses Jahres erfolgen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 29. Mai 1913 (Nr. 64)

Der wertvolle historische Goldfund bei Eberswalde.
Auf dem Gelände der Messingwerke bei Eberswalde (nördlich von Berlin) wurde bei Ausschachtungs­arbeiten ein großer wertvoller Goldschatz gefunden, der nicht heimischen deutschen Ursprungs ist und vielleicht zu Kriegszeiten vergraben worden ist. Nach der Untersuchung von Sachverständigen handelt es sich vielmehr um Schmucksachen aus der Zeit 800 bis 500 vor Christus. Der Schatz hat einen Goldwert von 9 bis 10000 Mark und stellt eine Anzahl gut ziselierter Goldgefäße und eine Reihe goldener Armringe dar. Im ganzen sind es 81 Stücke, die zusammen in einem Tongefäß ruhten. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 3. Juni 1913 (Nr. 66), Lokales und Provinzielles

Der Großschiffahrtskanal Berlin-Stettin ist von einem neuen Mißgeschick betroffen worden, wieder in der Nähe von Eberswalde: In dem der Stadt gehörigen Gelände, das zwischen der Eberswalder Wassertorbrücke und dem 28 Meter hohen Ragöser Damm liegt und das an den Großschiffahrtskanal grenzt, sind 3 bis 5 Morgen große Stauseen entstanden. Das Wasser hat sich aus dem Großschiffahrts­kanal unterirdisch etwa drei Kilometer weit einen Weg gebahnt und ist in diesen Seen zutage getreten.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 5. Juni 1913 (Nr. 67), Lokales und Provinzielles

Strausberg, 4. Juni. Aus dem hiesigen Burschenfürsorgehaus sind am Montag zehn Fürsorge­zöglinge entlaufen. Sämtliche Burschen trugen Anstaltskleidung. Dieselben werden versuchen, möglichst andere Kleidung und Ausweispapiere zu erlangen, um so unentdeckt weiter zu entkommen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 10. Juli 1913 (Nr. 82), Lokales und Provinzielles

Nach dem Auffinden niedergefallener Drachen des Königlichen Aeronautischen Observatoriums Lindenberg sind oftmals von den betreffenden Findern die Drachen, nicht aber die darin befindlichen Registrierapparate an das Observatorium zurückgegeben worden. Diese Registrierapparate waren unter Lösung der sie haltenden Schnüre aus dem Drachen entfernt worden. Da es sich hier um kostbare Apparate handelt, wird davor gewarnt, sie sich anzueignen. Eine solche Aneignung ist strafbar.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 13. Juli 1913 (Nr. 83), Lokales und Provinzielles

Werneuchen, 11. Juli. In den Eiskeller des Schlächtermeisters Karl Müller, der ein Stück von der Stadt entfernt liegt, ist nachts eingebrochen worden. Die Diebe haben für ungefähr 300 bis 400 Mark Speck erbeutet. Das Fleisch haben sie liegen lassen. Es ist wohl möglich, daß die Diebe die gleichen sind, die dieser Tage in ein hiesiges Uhrengeschäft eingebrochen sind.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 10. Juli 1913 (Nr. 82), Lokales und Provinzielles

Die Oberflächenteerung der Chausseen in der Umgebung Berlins zur Staubverminderung hat sich derartig vorzüglich bewährt, daß der Kreis Teltow in diesem Sommer wieder eine große Zahl von Kunststraßen in den westlichen und südwestlichen Vororten einem Teerungsverfahren unterzieht; namentlich werden Chausseen mit starkem Automobilverkehr geteert.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 10. Juli 1913 (Nr. 82), Lokales und Provinzielles

Die Nordstrecke der Hoch- und Untergrundbahn, Alexanderplatz-Nordring (Schönhauser Allee) wird, wie nun endgültig feststeht, am nächsten Sonntag dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Die bauliche Abnahme der Neubaustrecke ist schon kurz vor der Inbetriebnahme der Linie Spittelmarkt-Alexanderplatz erfolgt. Gestern besichtigten Vertreter der Aufsichtsbehörden die neuen Signalanlagen, wobei auch die Strecke mit einem Zuge befahren wurde. Da alles in Ordnung befunden wurde, konnte die Genehmigung zum Probebetrieb erteilt werden.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 17. August 1913 (Nr. 98), Lokales und Provinzielles

Die deutschen Kriegervereine. Die Zahl der 1912 im Kyffhäuserbund zusammengeschlossenen Kriegervereine betrug 81 316 mit insgesamt 277 1418 Mitgliedern. Ihr Gesamtvermögen bezifferte sich auf 61 Millionen Mark. ...

Freienwalde, 15. August. Eine neue Errungenschaft unseres Bades sind Radiumbäder, die nach dem Patent des Direktors Schmidt im städtischen Kurbad auf dem Gesundbrunnen eingerichtet sind. In einer großen Glaszelle sind 400 radiumhaltige Röhrchen eingefügt; diese Zelle wird mit dem Wasser der Kurfürstenquelle gefüllt und nun geben die Tonröhrchen das Radium an das Wasser ab. Bereits nach 24stündigem Stehen hat das Wasser soviel Einheiten in sich aufgenommen, wie natürliche Radiumbäder sie haben.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 7. September 1913 (Nr. 107), Lokales und Provinzielles

Zwölf Bluttaten in drei Wochen.
Aus der Groß-Berliner Mordchronik. Die Mordchronik von Groß-Berlin ist selten so schaurig gewesen, wie in den letztvergangenen drei Wochen: ... - Am 18. August wurde Frau Hulda Eckelt ermordet aufgefunden. Der Mörder war ihr Liebhaber. - ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 14. September 1913 (Nr. 111), Lokales und Provinzielles

Bernau, 12. September. Eine Bauernhochzeit, bei der ein Einbrecher den Leidtragenden spielte, trug sich in Marzahn zu. Dort feierte ein Landmann in einem Gasthaus Hochzeit, zu der er eine ziemlich große Gesellschaft geladen hatte. Gegen Abend ging er einmal auf sein Gehöft, um dort etwas zu holen. Hier bemerkte er, daß etwas nicht in Ordnung sein müsse, denn die Hunde waren sehr unruhig und schlugen fortwährend an. Er durchsuchte darauf das Haus und stieß dabei im Keller auf einen fremden Mann, der in der Absicht eingedrungen war, den jungen Ehemann zu bestehlen. Dieser benachrichtigte die Hochzeitsgesellschaft, deren männliche Mitglieder den Einbrecher stellten und ihm eine ihrer Stimmung angemessene „Abreibung“ verabfolgten, sodaß dieser ins Krankenhaus gebracht werden mußte.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 2. November 1913 (Nr. 131), Lokales und Provinzielles

Zum alleinigen amtlichen Publikationsorgan für Berlin-Niederschönhausen ist unser Blatt durch Beschluß der letzten Gemeindevertretersitzung erhoben worden. Dem Verlage der "Neuen Vorortzeitung" in Pankow mit ihrem Ableger "Niederschönhauser Tageblatt" ist die amtliche Publikationsbefugnis entzogen worden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 18. November 1913 (Nr. 138), Lokales und Provinzielles

Weißensee, 17. November. Der Komik entbehrt nicht die Flucht von zehn Fürsorgezöglingen aus der Anstalt Bethanien in Weißensee. Unter der Aufsicht einer älteren Dame hatten zehn weibliche Insassen in der Waschküche gewaschen. Wie auf Kommando ergriffen einige der jungen Mädchen plötzlich ein großes Bettlaken, warfen dies über die Aufseherin hinweg und fesselten die letztere derart, daß sie sich nicht bewegen konnte. Die Aufseherin konnte nun nichts dagegen unternehmen, als die zehn Zöglinge hohnlachend die Flucht ergriffen. Sie setzten über den Stachelzaundraht [!] und entkamen auch sämtlich. Nur eine der Ausreißerinnen konnte einige Stunden später ergriffen werden. Die anderen haben sich jedenfalls nach Berlin gewandt.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 27.11 1913 (Nr. 142), Lokales und Provinzielles

Eine einheitliche Polizeistunde für die Provinz Brandenburg tritt nach einer Verordnung des Oberpräsidenten, nämlich am Sonnabend, den 29. d. Mts., in Kraft. Danach wird für Schankstuben und öffentliche Vergnügungsorte die Polizeistunde festgesetzt: Für die Zeit vom 1. Oktober bis Ende März auf 10 Uhr abends, für die Zeit vom 1. April bis Ende September auf 11 Uhr abends. Wie bisher dürfen die Ortspolizeibehörden Ausnahmen sowohl für einzelne Fälle, als auch für einzelne Lokale festsetzen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 30. November 1913 (Nr. 145)

Der Groß-Schiffahrtsweg Berlin-Stettin.
Unter den in den letzten Jahren geplanten und zum Teil schon ausgeführten großen Verkehrsver­bindungen in Deutschland nehmen die neuen Wasserstraßen und unter diesen der Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin eine hervorragende Stelle ein. An einem der hervorragendsten Punkte des letzteren, nahe bei Eberswalde, ist kürzlich ein Bauwerk fertiggestellt worden, das als ein Meisterwerk der Technik bezeichnet werden kann. Dort führt nämlich das Flußbett des Berlin-Stettiner Schiffahrtskanals über die Eisenbahn hinweg. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 9. Dezember 1913 (Nr. 147), Lokales und Provinzielles

Biesdorf, 8. Dezember. In der Nacht zum Dienstag drangen Diebe in das dem Geheimrat v. Siemens gehörige, augenblicklich unbewohnte Schloß ein und stahlen zahlreiche Silbersachen, wertvolle Kunstgegenstände, Meißner Uhren und andere Dinge. Die an den Wänden hängenden kostbaren Gemälde ließen sie unberührt. Wie es scheint, sind die Diebe durch den patrouillierenden Nacht­wächter gestört worden, denn sie ließen ein sogenanntes Nickermesser an Ort und Stelle liegen. Wohin sie ihre Beute geschleppt haben, konnte noch nicht ermittelt werden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 23. Dezember 1913 (Nr. 153), Lokales und Provinzielles

Die Kirchenaustrittsbewegung hat in der letzten Zeit einen so erheblichen Umfang angenommen, daß auch die kirchlichen Behörden an dieser Erscheinung nicht mehr vorübergehen können. ...

Das Sinken des Berliner Grundwasserspiegels wird auch in dem letzten Bericht der städtischen Tiefbauverwaltung festgestellt. In manchen Stadtteilen ist durch den Bau der Untergrundbahn­fundierung und durch die Museumsbauten der Grundwasserspiegel so gesunken, daß dort die Feuer­löschbrunnen für Feuerlöschzwecke unbrauchbar geworden sind. ...


Nördlicher Vorortbote 1906-1909 Nördlicher Vorortbote 1914-1918