Beiträge aus der Zeitung Nördlicher Vorortbote von 1914-1918 (14.-18. Jahrgang),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 6. Januar 1914 (Nr. 3), Lokales und Provinzielles

Die Eisenbahnwünsche der Berliner Vororte wurden in einer dieser Tage stattgefundenen Konferenz erörtert, zu der der Eisenbahnpräsident Rüdlin die Vertreter des Vereins der Berliner Vororte zur Wahrung gemeinsamer Interessen eingeladen hatte. Präsident Rüdlin erklärte es für unmöglich, auf allen Strecken neue Wagen einzuführen, da das alte Material auch verbraucht werden müsse. Eine besondere Anhäufung von alten Wagen auf bestimmten Strecken, sei es im Norden oder Osten, finde nicht statt. Sonntagskarten zu ermäßigten Preisen von den Vororten nach Berlin einzuführen, entspreche nicht den Grundsätzen der Eisenbahnverwaltung. Ebensowenig verspreche er sich einen Erfolg von der Einstellung von Triebwagen im Berliner Vorortverkehr. Der viergleisige Ausbau der Strecke Berlin-Bernau werde bis Oktober fertig sein, während sich die ganze Vollendung bis Bernau bis in die erste Hälfte des Jahres 1915 hinziehen würde.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 8. Januar 1914 (Nr. 4), Lokales und Provinzielles

Friede in der Krankenkasse Niederbarnim. Die Kassenärztliche Vereinigung des Kreises und der Landrat, der die Allgemeine Ortskrankenkasse des Kreises zunächst vertritt, haben folgende vorläufige Vereinbarung getroffen: Die Ärzte behandeln fortan die Kranken, ohne Barzahlung von ihnen zu verlangen, weiter. Es wird ein Vertrag abgeschlossen, der rückwirkende Kraft hat für sämtliche Leistungen vom 1. Januar 1914 ab. Das von den Kranken an die Aerzte bereits gezahlte Honorar wird den Kranken zurückgezahlt. ...

Der Kreis-Kriegerverband Niederbarnim hält am Sonntag, den 8. Februar, nachmittags 1 Uhr, im Ersten Kriegervereinshause zu Berlin, Chausseestraße 94, einen ordentlichen Verbandstag mit reicher Tagesordnung ab. Der Verband zählt jetzt 9849 Mitglieder in 114 Vereinen.

Der große Schneefall wird der Stadt Berlin etwa anderthalb Millionen Mark kosten. Der ebenso starke Schneefall des Jahres 1906 kostete 1494800 Mark, was die Kosten der jetzigen noch nicht beendeten Forträumungsarbeiten abschätzen läßt.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 1. März 1914 (Nr. 26), Lokales und Provinzielles

Eberswalde, 27. Februar. Zur bevorstehenden Eröffnung des Großschiffahrtsweges Berlin-Stettin wird folgendes mitgeteilt: Nachdem der Bau der Schleusentreppe bei Niederfinow endgültig beendet worden ist, wird Anfang März der Kanal versuchsweise mit eigenen Schiffen der Verwaltung in Betrieb genommen werden. Auf Grund der hierbei gewonnenen Erfahrungen wird der Minister die Eröffnung des Kanals festsetzen. Die sehr sorgfältigen Vorbereitungen berechtigen zu der Erwartung, daß sich kein Fehler zeigen wird, so daß der Betrieb bald in vollem Umfange wird aufgenommen werden können.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 3. März 1914 (Nr. 27), Lokales und Provinzielles

Gegen die Simulanten bei Krankenkassen gehen die Gerichte neuerdings sehr scharf vor, um die Krankenkassen als öffentliche Einrichtung vor solchem Betrug zu schützen. So verurteilte jetzt wieder das Straßburger Schöffengericht einen Simulanten wegen Betruges zu 1 Monat Gefängnis.

Weißensee, 2. März. Auf dem hiesigen Güterbahnhof entlief Freitag nachmittag ein Elefant seinem Wärter. Der Elefant war mit mehreren anderen Tieren von dem Zirkusbesitzer Kremler, dem Direktor des Zirkus Barnum, von Dresden nach Weißensee per Eisenbahn transportiert und sollte ausgeladen werden, um dann nach dem inzwischen aufgebauten Zirkus transportiert zu werden. Den Elefanten lockte jedoch die Freiheit so sehr, daß er seinem Wärter entlief und auf einem Gleis dem Personen­bahnhof zu trabte. Seinen Verfolgern warf er mit dem Rüssel Sand entgegen, und einem Herrn, der sich in vorwitziger Weise näherte, schlug er mit dem Rüssel einfach zur Seite. Schließlich wurden ihm mehrere Ketten und Stricke um den Leib gelegt, die an einer Rangiermaschine befestigt wurden und mit denen das Tier auf dem Gleis nach der Ausladerampe hinausgezogen wurde. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 5. März 1914 (Nr. 28), Lokales und Provinzielles

Weißensee, 3. März. Die hiesige katholische St. Josephskirche wurde in der vergangenen Nacht von Einbrechern heimgesucht. Die Diebe schnitten ein Fenster aus und stiegen durch die Öffnung in die Sakristei, wo sie mehrere Behälter erbrachen. Als Beute fanden sie wertvolle Kirchengeräte, goldene Kelche und Leuchter. Außerdem nahmen sie kostbare Teile der Monstranzen mit.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 8. März 1914 (Nr. 29), Lokales und Provinzielles

Der größte Kellner der Welt bedient bis auf weiteres in dem bestrenommierten Restaurant von Paul Pieckenhagen, Kaiser-Wilhelmstraße 40. Da der Riese Kornelius eine komplette Größe von 2,42 Meter aufweist, dürfte eine Besichtigung von größtem Interesse sein, zumal für gute Speisen und Getränke bestens gesorgt ist. (Näheres Inserat.)


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 12. März 1914 (Nr. 31), Lokales und Provinzielles

Alt-Landsberg, 12. März. Tödlich verunglückt ist der Kutscher Rahn vom Gute Paulshof, als er in der Amtsfreiheit neben dem beladenen Wagen herging. Er glitt wahrscheinlich aus, kam zu Fall und wurde von dem Wagen noch ein Stück mitgeschleift. Der hinzukommende Arzt konnte nur noch den Tod des jungverheirateten Mannes feststellen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 2. April 1914 (Nr. 40), Lokales und Provinzielles

Der Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin wird im Mai vom Kaiser eröffnet werden. Die Feier findet bei der großen Schleusenanlage in Niederfinow statt, von wo aus sich nachher der Kaiser zum Reichskanzler nach Hohenfinow begeben wird.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 12. April 1914 (Nr. 44), Lokales und Provinzielles

Verweigerung von Speisen und Getränken in Wirtschaften. Das Reichsgericht hat wiederholt entschieden: Obwohl ein Schankwirt ein öffentliches Lokal besitzt, hängt es immer noch von seinem freien Willen ab, einem Gaste Aufnahme zu gewähren oder zu verweigern oder die Aufnahme für gewisse Zeit oder auf gewisse Zwecke zu beschränken. Sobald der Besucher durch den Wirt oder seinen Vertreter zum Verlassen des Lokales aufgefordert wird, muß er sich entfernen. Andernfalls setzt er sich einer Anklage oder Bestrafung wegen Hausfriedensbruch aus. Eine einmalige Aufforderung zum Entfernen genügt. Hat der Gast Speisen und Getränke bereits erhalten, so hat er auch ein Anrecht darauf, solche im Gastlokale selbst verzehren zu dürfen ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 19. April 1914 (Nr. 47), Lokales und Provinzielles

Gegen die Allgemeine Ortskrankenkasse des Kreises Niederbarnim, die seit dem 1. Januar d. Js. besteht, hat sich eine derartige Unzufriedenheit bemerkbar gemacht, daß bereits das Ober­versicherungsamt angerufen werden mußte. Zahlreiche Geschäftsleute können ihre Versicherungs­beiträge nicht los werden, da die Kasse die Beitragszahlungen nicht einziehen läßt ... Durch die Uebersendung der Beiträge nach der im Kreishause in Berlin befindlichen Kasse entstehen Unkosten, die zu tragen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer vielfach weigern.

Auf dem Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin ist der unverbindliche Probebetrieb eröffnet worden. Den Schiffern ist es freigestellt, die neue Wasserstraße zu benutzen, aber auf ihre eigene Gefahr; für irgendwelche durch Betriebsstörungen etwa eintretende Nachteile wird Schadenersatz seitens der Regierung nicht gewährt.

Alt-Landsberg, 17. April. Eine Anzahl Gräber aus der Slavenzeit, deren Alter auf 3000-4000 Jahre geschätzt wird, hat Dr. Kiekebusch auf dem Gutshofe Paulshof in Alt-Landsberg gefunden. Schon früher konnte der Forscher einige Gräber freilegen, und jetzt ist es ihm gelungen, abermals 30 aufzudecken. Die Gesamtzahl der gefundenen Gräber beträgt bereits mehr als 100. In vielen Gräbern befanden sich gut verzinkte Urnen und Schmuckgegenstände.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 21. April 1914 (Nr. 48), Lokales und Provinzielles

Reserve- und Landwehrübungen 1914. Zu Reserve- und Landwehrübungen werden in diesem Jahre nicht weniger als 417000 Mann eingezogen gegen 360000 im Vorjahre. Die Exerzierausbildung ist auf das notwendigste zu beschränken und die Mannschaften sind nur zu solchen Dienstzwecken heranzuziehen, die mit ihrer kriegsmäßigen Ausbildung in unmittelbarem Zusammenhang stehen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 28. April 1914 (Nr. 51), Lokales und Provinzielles

Bernau. 16. April. Das historische Hussitenfest wird in diesem Jahre am 18. Mai, vormittags 10 Uhr, in üblicher Weise mit Prozession und Gottesdienst gefeiert werden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 30. April 1914 (Nr. 52), Lokales und Provinzielles

Allgemeine Ortskrankenkasse Niederbarnim. Dem Vorstand ist in letzter Zeit wiederholt der Wunsch geäußert worden, den freiwillig versicherten Mitgliedern und den Hausgewerbetreibenden die Bezahlung der Beiträge zu erleichtern. Um diesem Wunsche Rechnung zu tragen, beabsichtigt die Kassenverwaltung, diesen Mitgliedern in Zukunft Gelegenheit zu geben, ihre Beiträge an die Beitragssammler zu zahlen. Die Kassenboten werden sich zu diesem Zwecke in jeder Ortschaft in einem vorher bekannt zu gebendem Raume eine bestimmte Zeit lang zur Annahme der Beiträge auf­halten. Hierdurch würden die mit der Einsendung der Beiträge an die Kasse verbundenen Unbequem­lichkeiten beseitigt werden.

Ein gutes Hasenjahr scheint den Jägern bevorzustehen, da die Märzhasen gut gekommen sind. Man trifft viele halbwüchsige Junghasen, die bekanntlich im Laufe des Sommers selbst noch werfen.

Die Baumblüte in Werder wurde am Sonntag von über 45000 Personen besucht. 20000 beförderte die Eisenbahn, die übrigen kamen per Rad, Auto, Dampfer usw.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 3. Mai 1914 (Nr. 53), Lokales und Provinzielles

Der erste elektrische Versuchszug zur Erprobung des künftigen Betriebes auf den Stadt- und Vorortbahnen wurde vorgestern vom Präsidenten der Kgl. Eisenbahndirektion Herrn Rüdlin besichtigt. Der Zug besteht aus zwölf neu hergerichteten Stadtbahnwagen und wird von zwei zweiachsigen Triebgestellen befördert, von denen je eins an jedem Ende des Zuges zieht bzw. schiebt. Der Wagen­zug hat rund 600 Sitzplätze und wiegt bei stärkster Besetzung etwa 270 Tonnen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 8. Januar 1914 (Nr. 4), Lokales und Provinzielles

Eine neue Sommeruniform für die preußische Gendarmerie wird allgemein seit 1. Mai in Benutzung genommen. Das Tuch der neuen Uniform ist ganz bedeutend leichter als das bisher für Winter und Sommer verwendete dunkelgrüne Waffenrocktuch. Die in der Armee und Marine erworbenen Abzeichen, wie z. B. die Adlerknöpfe der Schießschulen, die Fechterabzeichen usw. dürfen auf der neuen Uniform nicht angebracht werden. Eine weitere Diensterleichterung hat der Sommer insofern mit sich gebracht, als den Gendarmen fortan allwöchentlich ein dienstfreier Tag zu gewähren ist.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 12. Mai 1914 (Nr. 57), Lokales und Provinzielles

Keine Krankenscheine mehr. An die Stelle der bisher üblichen Krankenscheine treten von nun an die Anmeldebescheinigungen der Kreis-Krankenkasse, die im Krankheitsfalle dem Arzt vorgelegt werden müssen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 28. Mai 1914 (Nr. 64), Lokales und Provinzielles

Weißensee, 27. Mai. Zur Hebung des Zuzuges von Industrie läßt jetzt die hiesige Bodengesellschaft Anzeigen erscheinen, die u. a. betonen: Elektrische Kraft 6 Pfg. pro Kilowattstunde in der Fabrikstadt Weißensee. Terrains mit Bahnanschluß an asphaltierten Straßen von Mk. 150 pro Quadratrute an. Auf Wunsch Bau und Finanzierungen von Fabrikbauten. Wenn das nicht zieht.

Die Zigarettenfabrik Garbaty wurde am 26. Mai von den Referendaren des Landgerichts III unter Führung des Herrn Kammergerichtsrats Dr. Königsberger in Augenschein genommen. Sie stellt sicherlich einen der modernsten, der Neuzeit entsprechenden Betriebe der Branche dar, beschäftigt 1400 Arbeiter, dazu zahlreiche Reisende und Vertreter und besitzt auffallend geräumige Säle. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 31. Mai 1914 (Nr. 65), Lokales und Provinzielles

Zu dem Turnen im Stadion vor dem Kaiser am Sonntag, dem 7. Juni, müssen sämtliche Teilnehmer um 9 Uhr vormittags anwesend sein. Die Kleidung muß genau nach Vorschrift gehalten sein, und zwar: bei den Freiübungen: Männer weißes Trikot, halblange Aermel, lange weiße Hose mit schwarzem Gürtel, schwarze Fußbekleidung, Frauen und Mädchen weiße Bluse, blaues Turnbeinkleid, schwarze Fußbekleidung, Jugendturner die übliche Schüler-Turnkleidung. Turner am Barren und Reck: lange weiße Hose, weißes Trikot mit halblangen Aermeln, Turner bei den volkstümlichen Uebungen und Spielen tragen die kurze Hose, die älteren Turner bei den Hantelübungen weißes Hemd mit langer schwarzer Krawatte, lange weiße Hose, schwarzem Gürtel und schwarze Stiefel. Jeder Teilnehmer hat freien Eintritt und Anspruch auf eine Eintrittskarte zu 10 Pfg. für Angehörige.

Das neue Wasserwerk des Kreises Niederbarnim, das mit einem Kostenaufwand von 3,1 Millionen Mark erbaut worden ist und 16 Gemeinden im Osten des Kreises mit Trinkwasser versorgen soll, ist jetzt fertiggestellt und wird demnächst offiziell in Betrieb genommen werden. ... Der Hochbehälter des Wasserwerkes auf dem Kranigsberg [!] bei Woltersdorf, wohl der malerichst gelegene Hochbehälter Groß-Berlins, ist schon im Betrieb; die Hauptleitungen sind fertiggestellt und gegenwärtig werden die Hausanschlüsse ausgeführt. ... Die Druckrohre des Wasserwerks durchziehen in zwei Ringen und in einer Länge von 75 Kilometer das ganze Versorgungsgebiet. Daran schließen sich 122 Kilometer Verteilungsrohre. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 9. Juni 1914 (Nr. 69), Lokales und Provinzielles

Die Turner vor dem Kaiser im Stadion.
Begünstigt von prächtigem Sommerwetter fand am Sonntag nachmittag eine eindrucksvolle Kundgebung der Groß-Berliner Turner vor dem Kaiser statt ... Im ganzen mögen 12000 Turner an diesem Turnfest teilgenommen haben. ...

Die 100. freiwillige Feuerwehr im Kreise Niederbarnim. Ein großes Feuerwehrfest vereinte gestern in Friedrichsfelde etwa 1200 Mitglieder von freiwilligen Feuerwehren des ersten Unterverbandes des Brandenburgischen Provinzial-Feuerwehrverbandes (Niederbarnim). ... Anlaß zu dem Feste gab die Gründung der hundertsten freiwilligen Feuerwehr im Unterverbande, die in Schönow bei Bernau vollzogen worden war. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 14. Juni 1914 (Nr. 71), Lokales und Provinzielles

Hoppegarten, 13. Juni. Beim Rennen ist dieser Tage wieder einmal ein wenig aufgeräumt worden. Eine Anzahl Buchmacher und Buchmacherinnen mußten die Bahn verlassen und außerdem wurden einige Taschendiebe festgenommen, die vorläufig in Altlandsberg hinter Schloß und Riegel kamen.

Oderberg, 13. Juni. Wie die „Oderberger Zeitung“ meldet, wird der Großschiffahrtsweg nach der Eröffnung die Bezeichnung Hohenzollernkanal führen.

Eberswalde, 21. [!] Juni. Der Festakt, mit dem der Kaiser am 17. Juni den „Großschiffahrtsweg“ Berlin-Stettin eröffnet, ist auf 11 Uhr vormittags festgesetzt. Der Monarch wird im Automobil über Werneuchen, Werftpfuhl, Tiefensee, Leuenberg, Sternbeck [!], Sternkrug, Freienwalde fahren. Die Rückfahrt nach Potsdam erfolgt um 1½ Uhr von Eberswalde aus; Trampe und Heckelberg werden berührt. In den Orten, die der Kaiser berührt, werden Kriegervereine, Schulen und andere Korpo­rationen zur Begrüßung Aufstellung nehmen. Für die daran nicht beteiligten Kriegervereine ist eine Strecke von ungefähr 600 Meter Länge auf dem Festplatz zur Aufstellung vorbehalten.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 16. Juni 1914 (Nr. 72), Lokales und Provinzielles

Bei dem Spielfest des Niederbarnimer Kreises am Sonntag, den 21. Juni, auf der Trabrennbahn in Weißensee hat die Maggigesellschaft die Verpflegung der Teilnehmer in dankenswerter Weise übernommen. Die an dem Spielfest Teilnehmenden haben nichts dafür zu bezahlen, nur haben sie Löffel und Teller mitzubringen. Für Zuschauer kostet der Stehplatz im Vorverkauf 20 Pfg., für Jugendliche 10 Pfg., Tribünenplatz 50 Pfg. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 18. Juni 1914 (Nr. 73), Lokales und Provinzielles

Der Hohenzollernkanal.
Eröffnung des Großschiffahrtsweges Berlin-Stettin in Gegenwart des Kaisers.
Am Mittwoch, 17. Juni, ist unter Teilnahme Kaiser Wilhelms, des Prinzen August Wilhelm, des Reichskanzlers Herrn Bethmann Hollweg, sowie der Minister v. Breitenbach, Sydow und v. Schorlemmer an der Eröffnungsfeier in Niederfinow bei Eberswalde der Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin seiner Bestimmung übergeben worden. ... Nach dem Festakt fuhr der Kaiser in seiner Yacht „Alexandria“ zur Schleuse I und machte im Anschluß daran eine längere Fahrt auf dem Kanal. Nachmittags fand in Eberswalde aus Anlaß der Feier ein Festmahl statt. ...
Der Kanal benutzt von Hohensaaten ab die natürliche Wasserstraße der Oder. Durch Gesetzt vom 1. April 1905 erfolgte die Bewilligung der Kosten, die einschließlich der Wertes staatseigener Grund­stücke rund 43,5 Millionen Mark betragen. Da die neugeschaffene Wasserstraße rund 100 Kilometer lang ist, so erfordert ein Kilometer Kanal 435000 Mark. ...
Die kostspieligsten Anlagen des Kanals sind die Treppenschleuse im Finowtal und die Hinüberführung des Wasserbettes über die Eisenbahnlinie Berlin-Stettin bei Eberswalde. ...
Was die Schleusentreppe betrifft, so besteht sie aus vier Stufen zu je neun Meter Gefälle. Das Schleusenwerk gestattet durch sogenannte Zwischenhaltungen gleichzeitig ein Schiff von oben nach unten und umgekehrt durchzuschleusen. Der bedeutende Wasserverbrauch, der durch das große Gefälle bedingt ist, wird durch sogenannte Sparbecken-Anlagen um rund 40 Prozent herabgedrückt. ...
Die Arbeiten an dem Kanal wurden im Jahre 1908 aufgenommen. Der Kanal ist durchweg zweischiffig angelegt, kann aber auch, wenn es der Verkehr fordert, dreischiffig ausgebaut werden. Das Gelände ist schon angekauft und bei den Durchlässen und Brücken ist dieser Umstand ebenfalls schon in Betracht gezogen worden.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 21. Juni 1914 (Nr. 74), Lokales und Provinzielles

Das Jugendspielfest des Kreises Niederbarnim am morgigen Sonntag in Weißensee ... ist das erste Fest dieser Art, das der Kreisjugendpflegeausschuß veranstaltet. Es soll dazu beitragen, die Bestrebungen der nationalen Jugendpflege im Kreise Niederbarnim zu fördern, die Jugend­vereinigungen des Kreises zu gemeinsamer Weiterarbeit zu ermuntern und das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller, die an diesen Bestrebungen teilnehmen, zu festigen. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 25. Juni 1914 (Nr. 76), Lokales und Provinzielles

Niederfinow, 25. Juni. Eine Filmgesellschaft aus Berlin hatte einen Omnibus nach hier geschafft, um ihn hier brennend in den Finowkanal fahren zu lassen. Der Omnibus war vollbesetzt mit Menschen. Ein Fuhrwerk mit Kriminalpolizei verfolgte ihn, weil sich ein angeblicher Verbrecher darin befinden sollte. Vom Dorfe fuhr der Omnibus zum Bahnhof, die Brückenklappe war aufgezogen, um für den in Brand gesteckten Omnibus den Kanal frei zu halten. Nach der Katastrophe wurde der alte, zum größten Teil verbrannte Wagen meistbietend verkauft.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 28. Juni 1914 (Nr. 77), Lokales und Provinzielles

Niederfinow, 26. Juni. Durch die Niederfinower Treppenschleuse des Hohenzollern-Kanals wurde bereits am dritten Tage nach der Einweihung das 100. Schiff geschleust. Das ist ein überzeugender Beweis für die Notwendigkeit des Kanals.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 2. Juli 1914 (Nr. 79), Lokales und Provinzielles

Rüdersdorf, 2. Juli. Gelegentlich einer Filmaufnahme sprang der Schauspieler Lins von einem Turm, der 16 Meter, also 4 Stock hoch war, in den See, dann stürzte der Turm infolge einer Explosion, von Mannschaften des 1. Eisenbahnregiments ausgeführt, in sich zusammen. Der Sprung gelang und die Filmaufnahme scheint gut zu werden.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 5. Juli 1914 (Nr. 80), Lokales und Provinzielles

Die diesjährigen Brigade-, Divisions- und Korpsmanöver des dritten Armeekorps finden in der Zeit vom 12. bis 26. September östlich und westlich der Linie Dämeritzsee, Erkner, Flaken- und Kalksee, Kalkberge, Rüdersdorf, Stienitzsee, Herrnsee, Straussee, Klosterhof, Bollersdorf, Stobberow, Abschnitt, Kietzersee, Sietzing und Neubarnim statt. Die Rückkehr der Fußtruppen in ihre Garnisonen erfolgt in Sonderzügen am 26. September. Am 28. September werden die Mannschaften des älteren Jahrgangs der Fußtruppen entlassen. Die Mannschaften der berittenen Truppen kommen am zweiten Tage der Rückkehr aus dem Manöver zur Entlassung.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 14. Juli 1914 (Nr. 84), Lokales und Provinzielles

Karow (Niederbarnim), 13. Juli. Dienstag nachmittag zog ein schweres Gewitter über unsern Ort. Ein Blitzschlag schlug in die hiesige Kirche ein und beschädigte Kirchturm, Glockenstuhl, Orgel und Kirchendecke. Von der einen Kirchturmseite ist der Schiefer heruntergerissen und bis zu einer Entfernung von ca. 30 Metern weit geschleudert worden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 21. Juli 1914 (Nr. 87), Lokales und Provinzielles

Johannisthal, 20. Juli. Die hiesigen Flugzeugfabriken beschäftigen etwa 150 Flieger, gut die Hälfte dieser Zahl sind dagegen ohne Stellung. Und es handelt sich dabei um Flieger, die schon gute Flüge hinter sich haben. Zur Steuerung der Not unter den Fliegern wird von einem Flugzeug-Industriellen darauf hingewiesen, daß die meisten der fest angestellten Flieger heute ein Jahreseinkommen von 20000 Mk. bezögen, ein Gehalt, das in Anbetracht der Vorbildung der Flieger sehr hoch genannt werden müßte. Wenn sie ihre Forderungen auf die Hälfte reduzierten, wäre es der Flugzeugindustrie möglich, noch einmal so viel Flieger zu beschäftigen. - Der Vorschlag ist nicht unpraktisch.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 2. August 1914 (Nr. 92), Lokales und Provinzielles

Wriezen, 31. Juli. Ein aufregender Vorgang hat sich auf der Feldmark Sternebeck abgespielt. Als ein Arbeiter mit Roggenmähen beschäftigt war, traf er mit der Sense ein Wildschwein, das sich hier gelagert hatte. Der Hieb mit der Sense war von solcher Wucht, daß von dieser die Spitze abbrach und im Schwein stecken blieb. Jetzt stürzte sich das wütende Tier auf seinen Gegner und brachte ihm mit der steckengebliebenen Sensenspitze an dem Schienbein eine erhebliche Verletzung bei. Wie es heißt, soll das Bein aufgerissen sein. Bei dem Arbeiter trat ein großer Blutverlust ein, sodaß er schnellstens verbunden und in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 2. August 1914 (Nr. 92)

Deutschland im Kriegszustand.
Die Würfel sind gefallen! Angesichts der Mobilisierung der gesamten russischen Wehrmacht hat der Kaiser auf Grund des Artikels 68 der Reichsverfassung den Zustand der drohenden Kriegsgefahr befohlen. ...

Kaiser Wilhelm in Berlin. Berlin, 31. Juli.
Nach Bekanntwerden der letzten schicksalschweren Meldungen sammelten sich heute Unter den Linden große Menschenmengen an. Kurz vor ¾3 Uhr sah man vom Brandenburger Tor her eine starke Bewegung in den Massen, die rasch näher schwoll. Alles stürzte trotz der Schutzleute auf den Fahrdamm dem Automobil entgegen. Mit stürmischen Hochrufen, in deren wilden Energie sich die Erregung der letzten Tage Luft machte, begrüßte die Menge den Kaiser ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 11. August 1914 (Nr. 96), Lokales und Provinzielles

Hütet die Generalstabskarten! Diese Mahnung möchten wir unserer Jugend zurufen. Pfadfinder, Wandervögel usw. sind meistens im Besitz von Generalstabskarten. Diese jetzt vor unberechtigtem Einblick zu hüten, ist die Pflicht der Besitzer. ...

Weißensee, 10. August. Einen nachahmenswerten Entschluß hat die Direktion der hiesigen Gasanstalt gefaßt. Sämtliche Arbeiter, die die Gasanstalt verlassen, weil sie zu den Fahnen einberufen sind, erhalten bei ihrem Abgang eine Sondergratifikation von 10 M. Außerdem werden die Ehefrauen der Krieger mit pekunitären Unterstützungen bedacht. Ferner wird ihnen freie Feuerung gewährt.

Bernau, 10. August. Die hiesige Schützengilde hat beschlossen, ihr gesamtes disponibles Vermögen im Betrage von 1333,70 M. dem Vaterlande zu opfern. Von dieser Summe soll vorläufig der größte Teil hilfsbedürftigen Familien von ins Feld gezogenen Bernauer Einwohnern zugute kommen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 16. August 1914 (Nr. 98), Lokales und Provinzielles

Die erste Verlustliste, die die Namen von etwa 200 Gefallenen und Verwundeten trägt, reicht unserem Volk den bitteren Kelch, den es austrinken muß Zug um Zug, bis der letzte deutsche Sieg erstritten und der ruhmreiche Friedensschluß erfolgt ist. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 20. August 1914 (Nr. 100), Lokales und Provinzielles

Bleibt zu Hause. Aus Berlin wird geschrieben: Die Bewohner auf dem Land und in den kleinen Städten sollen sich vor dem Irrtum hüten, daß sie durch die Uebersiedlung in die Großstädte jetzt leichter Arbeitsverdienst finden könnten. Wer über eine Wohnstelle und auch nur bescheidenen Lebensunterhalt verfügen kann, sollte in dieser Zeit allgemeiner Erwerbslosigkeit jede Orts­veränderung sich aus dem Kopf schlagen, weil er auf eine Besserung seiner Lebensverhältnisse nicht rechnen darf.

Kennzeichnung der deutschen Flugzeuge. Die Wahrscheinlichkeit, daß feindliche Flugzeuge die Gegend von Berlin überfliegen, ist gering. Andererseits ist mit zahlreichen Uebungsflügen deutscher Flugzeuge auf und zwischen den Flugplätzen zu rechnen. Um eine Gefährdung unserer Flieger durch Beschießen zu verhindern, sind die deutschen Flugzeuge zu der oberen und unteren Seite jeder Tragfläche und auf beiden Seiten des Seitensteuers mit einem schwarzen Kreuz in Form des Eisernen Kreuzes versehen. Die Flugzeuge werden sich tunlichst so niedrig halten, daß die Kennzeichnung von unten erkannt werden kann. Ueberfliegen der inneren Stadt Berlins sowie Nachtflüge sind für die Militär- und Zivilflieger verboten. Auf Luftfahrzeuge außerhalb der inneren Stadt Berlins ist grundsätzlich nicht zu schießen.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 23. August 1914 (Nr. 101), Lokales und Provinzielles

Uebungsfahrten deutscher Luftschiffer. In den nächsten Tagen werden Uebungsfahrten deutscher Luftschiffer über die Provinz stattfinden. Auf das Verbot Luftfahrzeuge zu beschießen wird erneut auf das entschiedenste hingewiesen.

Nauen, 21. August. Die Russenwache in Döberitz wird jetzt ausschließlich von Nauener Bürgern freiwillig gestellt. Jeden Mittag um 1 Uhr werden 20 bis 24 Mann per Kremser nach Döberitz befördert, wo sie etwa um 4 Uhr nachmittags anlangen; damit werden die Mannschaften, die in eben­solcher Zahl vom Tage vorher sich in Döberitz befanden, abgelöst. Die Wachtpflicht dauert also für jeden Trupp von 4 Uhr nachmittags bis andern Tages nachmittags 4 Uhr. Es werden um das Russen­lager Tag und Nacht 7 Wachtposten aufgestellt, die alle zwei Stunden abzulösen sind. Nach Mitteilung von Teilnehmern an diesem Wachtkommando fühlen sich die gefangenen Russen in Döberitz ganz wohl. Die Kost ist gut und reichlich. Sie haben sich vielfach dahin geäußert, sie würden bei den heutigen Zeitläuften [!] garnicht, in ihr Vaterland zurückzukehren. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 1. September 1914 (Nr. 105), Lokales und Provinzielles

Bernau. 1. September. Eine öffentliche Warnung des Niederbarnimer Landrats Dr. Busch stellt fest, daß unter Ausnutzung der Kriegslage Güterhändler an der Arbeit seien, um für geringe Preise die der männlichen Hand beraubten Güter von den vielfach ratlosen Frauen unter Vorspiegelung idealer Motive an sich zu bringen. Vor diesen Freibeutern wird dringend gewarnt.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 3.September 1914 (Nr. 106), Lokales und Provinzielles

Landwachtmeister nicht mehr Gendarm. In dem lobenswerten Bestreben, Fremdwörter mehr und mehr auszumerzen, ist von einem hiesigen Bürger bei den zuständigen Behörden der Vorschlag gemacht worden, statt Gendarm Landwachtmeister oder Oberlandwachtmeister zu sagen. Hoffentlich dringt der Vorschlag durch.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 10. September 1914 (Nr. 109), Lokales und Provinzielles

Keine Herbstausgabe des Fernsprechverzeichnisses. Die Herbstausgabe des Verzeichnisses der Teilnehmer an den Fernsprechnetzen in Berlin und Umgegend fallen diesmal aus. Die Kaiserliche Ober-Postdirektion wird als Ersatz zu derselben Zeit, zu der sonst die Oktober-Ausgabe erscheint, einen zweiten Nachtrag zur Frühjahrsausgabe erscheinen lassen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 10. September 1914 (Nr. 109)

Englische Gefangene in Döberitz.
Ein Teil der bisher gefangen genommenen Soldaten sind auf dem Truppenübungsplatz in Döberitz in einem Zeltlager untergebracht. Unter den Gefangenen fallen besonders die Hochländer in ihren eigen­artigen Uniformen auf, wie unser Bild zeigt.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 17. September 1914 (Nr. 112), Lokales und Provinzielles

Erleichterung der Lazarettbesuche. Minister von Breitenbach hat angeordnet, daß den Angehörigen der kranken oder verwundeten deutschen Krieger, die sich innerhalb Deutschlands in ärztlicher Pflege befinden, bei Fahrten zum Besuche ihrer im Felde verletzten oder erkrankten Anverwandten eine Fahrpreisermäßigung gewährt wird.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 27.09 1914 (Nr. 116), Lokales und Provinzielles

Warme Unterkleidung für unsere Soldaten. Auf Anregung der Kaiserin und in Uebereinstimmung mit den Wünschen des Kriegsministeriums hat das Zentral-Komitee vom Roten Kreuz einen besonderen „Kriegsausschuß für warme Unterkleidung“ eingesetzt.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 29. September 1914 (Nr. 117), Lokales und Provinzielles

Achtung! Automobilbesitzer! Für das Zentral-Komitee vom Roten Kreuz werden noch dringend Herren, die Automobile besitzen und bereit sind, mit Liebesgaben auf Etappe zu gehen oder Delegierte nach den Kriegsschauplätzen zu bringen, gesucht. Geliefert werden Verpflegung, Benzin und Ersatz-Bereifung. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 25. Oktober 1914 (Nr. 128), Lokales und Provinzielles

Sitzung des Kreistages Niederbarnim ... Für den Kreis Niederbarnim ist im Zusammenwirken mit der Behörde ein besonderer Kriegsausschuß gebildet worden, der u. a. das in ein Vereinslazarett vom Roten Kreuz umgestaltete Verbandskrankenhaus Rüdersdorf übernommen und eine Verbandsstation für Verwundete auf dem Bahnhof Fredersdorf sowie eine Verpflegungsstation für Truppentransporte auf dem Rangierbahnhof in Pankow eingerichtet hat. ...

Auskunft über Kriegsgefangene. Personen, die Auskunft über Kriegsgefangene wünschen, wenden sich zweckmäßig mit Postkarte an folgende Adresse: An das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, Ermittelungsbureau für Kriegsgefangene, Genf (Schweiz). ...

Döberitz, 23. Oktober. Ueber 900 englische Matrosen sind jetzt, nach der Eroberung von Antwerpen, nach dem Lager von Döberitz gebracht worden. Sie werden aber von ihren schon früher dort untergebrachten Landsleuten getrennt gehalten und mit dem Bau eines Winterlagers beschäftigt, das von einem hohen Drahtzaun umschlossen wird.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 1. November 1914 (Nr. 131), Lokales und Provinzielles

Döberitz, 29. Oktober. Der Kummer der gefangenen Engländer besteht in der nicht völlig ausreichenden Rasiergelegenheit. Hat jemals jemand einen „Tommy“, einen richtigen, waschechten Tommy Atkins mit einem Vollbart gesehen? Ein paar Paradetambours in London müssen ihn tragen, aber sonst wird sich kein englischer Soldat das edle Britenantlitz durch einen „Barbarenbart“ verunstalten. Aber der Krieg fragt wenig nach dem Geschmack der guten „Tommys“. Mit langen, struppigen Vollbärten kann man sie jetzt bewundern. Und sie sehen wirklich „barbarisch“ aus.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 5. November 1914 (Nr. 133), Lokales und Provinzielles

Kalkberge, 4. November. Um einen Teil der hiesigen Bergleute, die zurzeit nur geringen Verdienst haben, da nur an fünf Tagen der Woche gearbeitet wird, Gelegenheit zu größerem Einkommen zu verschaffen, hat sich die hiesige Verwaltung mit dem Braunkohlen-Tagebau im Bergrevier West-Halle in Verbindung gesetzt, und vor einigen Tagen sind nun etwa 50 Heuer und Förderleute nach dorthin abgefahren. Die Reisekosten wurden ihnen vergütet. Gefällt es ihnen dort, so sollen sie auch ihre Familie kostenlos nachkommen lassen können.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 10. November 1914 (Nr. 135), Lokales und Provinzielles

Verdeutschungsbewegung. ... Nach dem Leitsatz: „Kein Fremdwort für das, was deutsch gut ausgedrückt werden kann“ soll der Kampf gegen entbehrliche Fremdwörter geführt werden. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 15. November 1914 (Nr. 137), Lokales und Provinzielles

Bernau, 13. November. Ein eigenartiges Erlebnis hatte dieser Tage ein als Landsturmmann eingezogener hiesiger Handwerksmeister. Der Landsturmmann, der bei der Bewachung russischer Gefangener Dienst tut, war bei der Uebernahme eines neuen Transports zugegen. Als die Gefangenen angetreten waren, hörte unser Bernauer aus deren Reihen plötzlich seinen Namen rufen. Als er sich verwundert nach dem Rufer umsah, wurde er auch schon von einem der neu eingetroffenen Gefangenen freudig begrüßt. Der Russe war früher mehrere Jahre auf einem benachbarten Gute beschäftigt gewesen, wo auch der Handwerksmeister öfters Arbeiten verrichtete.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 17. November 1914 (Nr. 138), Lokales und Provinzielles

Siegesfeiern in den Schulen. Aus Anlaß des großen Sieges, den Generaloberst von Hindenburg in Polen über die Russen erfochten hat, fiel heute in allen Schulen in Berlin und der Provinz Brandenburg der Unterricht aus. Es fanden statt dessen Feiern statt, in denen auf die Bedeutung des Sieges hingewiesen wurde. Der Gesang vaterländischer Lieder bildete den Schluß der Feier.

Görlitz, 16. November. Nachdem die Gefangenen aus den letzten Kämpfen bei Iwangorod untergebracht sind, beherbergt jetzt das Russenlager hierselbst etwa 15000 Insassen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 20. Dezember 1914 (Nr. 152), Lokales und Provinzielles

Sein 25jähriges Jubiläum als freiwilliger Feuerwehrmann konnte dieser Tage der im ganzen Kreise Niederbarnim bestbekannte Kreisbrandmeister Spindler aus Erkner feiern. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 24. Dezember 1914 (Nr. 154), Lokales und Provinzielles

Zossen, 23. Dezember. Im „Kriegsgefangenenlager“ sind die Turkus und Zuaven jetzt von den übrigen französischen Gefangenen isoliert worden. Diese Maßnahme war unter anderem auch deshalb notwendig, weil die Nachricht vom Ausbruch des heiligen Krieges der Islamisten bittere Feindschaft zwischen den französischen Kriegsgefangenen und ihren früheren mohammedanischen Waffenbrüdern erzeugt hat. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 14. Januar 1915 (Nr. 6), Lokales und Provinzielles

Potsdam, 11. Januar. Gleich vielen anderen Städten hat auch Potsdam für die deutschen Helden, die in den Lazaretten ihren schweren Kriegsverletzungen erlegen sind, einen besonderen Ehrenfriedhof anzulegen beschlossen. Auf der Nordseite des Neuen Friedhofes, der sich über die Berglehne des Brauhausberges teilweise erstreckt und wo sich noch ursprünglicher Waldbestand befindet, ruhen in 20 Heldengräbern die Kämpfer. Die Stadt Potsdam plant eine würdige Ausgestaltung dieses Ehren­friedhofes, der mit einem gemeinsamen Denkmal und Erinnerungszeichen für jeden einzelnen Krieger geschmückt werden soll.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 17. Januar 1915 (Nr. 7), Lokales und Provinzielles

Die Einrichtung des Lazarettzuges des Kreises Niederbarnim wird an Gediegenheit und Bequemlichkeit der Ausstattung alles, was bisher auf diesem Gebiete geleistet wurde, übertreffen. Außer den 30 bis 40 Krankenwagen zu 10 Betten erhält er einen Aerztewagen, einen Operationsraum mit allen erforderlichen chirurgischen Apparaten, Apotheke, Küche, Mannschafts-, Vorrats-, Speise- und Reservewagen. Jeder Wagen hat doppelte Heizregulierung und Fernsprecher. Bei jedem Bett ist ein verstellbares Eßbrett sowie ein Schränkchen für Wertsachen angebracht. Ein Offizierswagen soll außer acht Betten einen behaglich eingerichteten Erholungsraum erhalten.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 26. Januar 1915 (Nr. 11), Lokales und Provinzielles

Herzliche Bitte! Das Krankenhaus in Nordend ist seit einiger Zeit, wie bisher wenig bekannt war, zu einem Kriegslazarett umgewandelt und zurzeit mit 80 verwundeten Kriegern belegt worden. Unsere lieben Krieger, die aus dem aufregenden Schlachtenleben heraus ans Bett gebannt, werden nun besonders von der Langeweile geplagt, da ihnen guter Lesestoff fehlt. Wir richten daher an unsere Leser die herzliche Bitte, sich der Verwundeten im Lazarett anzunehmen und ihnen Zeitungen und geeignete Bücher zu übersenden. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 21. Februar 1915 (Nr. 22), Lokales und Provinzielles

Friedrichsfelde, 20. Februar. Der Viehhändler K. aus Kölzig bei Grünberg war mit einem Transport Rinder nach dem hiesigen Magerviehhof gekommen. Er hatte die Tiere in dem Gasthof zur Sonne in der Möllendorfstraße untergebracht, wo auch er selbst wohnte. In Abwesenheit des Händlers erschien in dem Gasthof ein Mann, der sich als Beauftragter des Viehhändlers ausgab und sich so unterrichtet zeigte, daß ein Verdacht nicht aufkommen konnte. Der Fremde trieb die neun Rinder (drei Bullen, drei Kühe und drei Färsen) aus dem Stalle und schlug die Richtung nach dem Weißenseer Weg ein. Der Transport wurde abends in der Charlottenburger Straße in Weißensee gesehen. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 25. Februar 1915 (Nr. 24), Lokales und Provinzielles

Der Vereinslazarettzug Q3, den der Kreis Niederbarnim ausgerüstet, wird voraussichtlich in der ersten Hälfte des März in Betrieb genommen werden. Der Zug wird, wie es auch bei anderen Lazarettzügen geschieht, auf seinen Fahrten in das Etappengebiet Liebesgaben für die Truppen im Felde mitnehmen; außerdem sind natürlich auch Liebesgaben für die Verwundeten selbst, die eine bessere Versorgung derselben gestatten, erwünscht. ...

Strausberg, 20. Februar. Ein Bahnpostwagen mit Paketen, der mit dem Zuge aus Bromberg hier ankam, war unterwegs in Brand geraten und stand beim Eintreffen in unserem Ostbahnhof in Flammen. Der Wagen wurde sofort ausrangiert und der Brand gelöscht. Ein Teil des Wageninhalts konnte gerettet werden.


Nördlicher Vorortbote, Sonnstag, den 28. Februar 1915 (Nr. 25), Lokales und Provinzielles

Buch, 26. Februar. Das Kuratorium für das Bestattungswesen der Stadt Berlin hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, daß die Bestattung solcher Krieger, die in Berlin ihren Verletzungen erlegen sind, an einer besonders ausgewählten schönen Stelle in Buch erfolgen soll. Es ist in Aussicht genommen, hier später ein Denkmal zu errichten.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 2. März 1915 (Nr. 26), Lokales und Provinzielles

Vermißte Krieger. Die Ungewißheit über das Schicksal vermißter Soldaten erfüllt die Angehörigen mit banger Sorge. Bei der Unzulänglichkeit der Gefangenenlisten unserer Feinde und all den vielen Zufälligkeiten des Krieges sind auch die amtlichen Stellen und die in Betracht kommenden Organisationen des Roten Kreuzes vielfach nicht in der Lage, Aufklärung zu verschaffen. Die in der Front kämpfenden Kameraden der Vermißten, die in Feldlazaretten untergebrachten Verwundeten, wie auch Sanitätsmannschaften, Feldgeistliche usw. könnten dann wohl am ehesten Auskunft geben. Zur Vermittlung derartiger Anfragen ins Feld hat sich das „Deutsche Offiziersblatt“ mit seiner Mannschaftsausgabe „Feldpost“ (Verlag von Gerhard Stalling in Odenburg i. Gr.) bereit erklärt. Beide Kreisnachrichtenblätter gelangen auf Anregung des Großherzogs von Oldenburg durch Vermittlung des Königl. Preuß. Kriegsministeriums bzw. der Oberkommandos der Armeen als Liebesgabe, ohne Kosten für die Empfänger, wöchentlich in annähernd einer Viertelmillion Exemplaren nach allen Kriegsschauplätzen ...

Eine Neuerung bei den amtlichen Verlustlisten. In nächster Zeit werden am Anfang der deutschen Verlustlisten besondere Listen mit der Ueberschrift „Unermittelt. Liste Nr. ...“ erscheinen. Diese Listen enthalten die Namen der Angehörigen der deutschen Armee, die in der Gefangenschaft oder in deutschen Lazaretten gestorben sind und bei denen der Truppenteil nicht festgestellt werden konnte, sowie solche mit Regimentsangaben, deren Richtigkeit aber nicht feststeht. Sie werden mit fortlaufender Nummer versehen von Zeit zu Zeit zum Abdruck gelangen. (W. T. B.)


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 11. März 1915 (Nr. 30), Lokales und Provinzielles

Der Lazarettzug des Kreises Niederbarnim „Q 3“ wurde Montag vormittag von der Prinzessin August Wilhelm von Preußen besichtigt. Anwesend waren auch ein Vertreter des Kriegsministeriums, ..., der Landrat des Kreises Niederbarnim, Dr. Busch, sowie zwei Vertreter des Reichsverbandes für Lazarettzüge und eine Anzahl Berliner Aerzte.
Der Lazarettzug ist aus 38 Wagen zusammengestellt, die alle miteinander verbunden sind. Der ganze Zug ist mit einer Telephonanlage versehen. An der Außenseite der Wagen ist ein großes rotes Kreuz angebracht, so daß schon von weitem sichtbar ist, welchem Zweck der Zug dient. ... Der Lazarettzug geht zur 10. Armee nach Ostpreußen. Militärtransportführer ist Hauptmann Forstmeister Kottmeier (Friedrichshagen, Chefarzt ist Dr. Wolff, leitender Arzt des Verbandskrankenhauses Rüdersdorf.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 18. März 1915 (Nr. 33), Lokales und Provinzielles

Der vom Kreise Niederbarnim gestiftete Lazarettzug Q 3 hat seine erste Fahrt nach dem Osten bereits angetreten; er ist zunächst nach Riesenburg in Westpreußen abgegangen. Bemerkenswert ist, daß dieser Lazarettzug auch ein „Goldenes Buch“ besitzt ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 21. März 1915 (Nr. 34), Lokales und Provinzielles

Kriegsgefangene als Feldarbeiter. Für die Durchführung der Ackerbestellung und Ernte hat sich die Heeresverwaltung bereit erklärt, Kriegsgefangene möglichst noch im Laufe diesen Monats zur Verfügung zu stellen. ... Wenn möglich, werden nur Kriegsgefangene zur Verfügung gestellt, die von Haus aus in den verschiedenen Landwirtschaftlichen Arbeiten wohl bewandert sind. Auch die Wünsche der kleineren Besitzer werden ausreichende Berücksichtigung dadurch finden, daß tagsüber Gefangene in ganz kleinen Trupps (zwei Mann) verwendet werden dürfen. Auch Gemeinden werden in Vertretung der kleinen Besitzer als Arbeitgeber zugelassen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 29. April 1915 (Nr. 51), Lokales und Provinzielles

Für die Müllabfuhr in Groß-Berlin hat die Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer die Absicht, Ochsengespanne einzuführen, wie das auch in der Stadt München der Fall ist. Für den Stadtbezirk Berlin hat der Polizeipräsident die Neuerung abgelehnt, während die Absicht besteht, die Ochsengespanne für die zum Bezirk Groß-Berlin gehörenden Gemeinden zuzulassen. ...

Die Niederbarnimer Kreis-Kartoffeln. Der Kreisausschuß des Kreises Niederbarnim hat von dem ihm nach der kürzlich erlassenen Verordnung des Bundesrats zustehenden Rechte Gebrauch gemacht und die Abgabe bezw. die Ausfuhr von Kartoffeln aus den zum Kreise Niederbarnim gehörenden Ortschaften an Händler und Private in anderen Kreisen verboten.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 11. Mai 1915 (Nr. 56), Lokales und Provinzielles

Döberitz, 10. Mai. Durch Explosion einer Lampe brach im Offizierskasino des Flugplatzes Döberitz Feuer aus. Das aus Fachwerk erbaute Kasino ist niedergebrannt; es gelang jedoch, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und so wurde weiterer Schaden nicht angerichtet.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 16. Mai 1915 (Nr. 0), Lokales und Provinzielles

Friedrichsfelde, 14. Mai. In den großen, jetzt verfügbaren Gebäuden des Magerviehhofes hierselbst werden demnächst Kriegsgefangene untergebracht werden. Die Räume werden für diesen Zweck hergerichtet. Die Beköstigung der Kriegsgefangenen ist öffentlich ausgeschrieben worden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 25. Mai 1915 (Nr. 62), Lokales und Provinzielles

Biesdorf, 24. Mai. Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht III hat eine Belohnung von 500 Mark für die Ergreifung der Personen bewilligt, die die verdächtige Annäherung an die Luftschiffhalle Biesdorf versucht haben.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 27. Mai 1915 (Nr. 63), Lokales und Provinzielles

Friedrichshagen, 26. Mai. Zu Ehren der gefallenen Helden, deren Zahl schon erheblich ist, wird hier ein Gedächtnishain geplant, um Kriegern eine Stätte zu verschaffen, wo die Hinterbliebenen, die ihre Lieben am Grabe nicht beweinen können, in aller Stille ihrer gedenken und bei irgendwelchen Anlässen die Gedenkstätten der im Kampfe fürs Vaterland gebliebenen auch einmal mit Blumen schmücken können. Zu einem Grundfonds bewilligte der Verein zur Hebung und Verschönerung Friedrichshagens 300 M.

Kalkberge, 26. Mai. Auch hierorts sind jetzt russische Gefangene eingetroffen, um in verschiedenen Betrieben zu Arbeitszwecken Verwendung zu finden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 17. Juni 1915 (Nr. 72), Lokales und Provinzielles

Die Angehörigen vermißter Kriegsteilnehmer ... werden durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf dringend gebeten, ... ihre Gesuche nicht zugleich an das Rote Kreuz in Paris und nach Genf zu richten ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 4. Juli 1915 (Nr. 79), Lokales und Provinzielles

Die bei uns in Gefangenenlagern untergebrachten Kriegsgefangenen des Militärstandes der feindlichen Staaten tragen, soweit als möglich, ihre frühere Uniform. Ist die frühere Uniform nicht mehr tragbar, so erhalten die Gefangenen von der Heeresverwaltung andere Bekleidungsstücke aus den Beständen der Bekleidungsämter. Um das Entweichen von Kriegsgefangenen aus den Gefangenenlagern des Militär- und des Zivilstandes zu erschweren, sind die Kleidungsstücke beider Arten, soweit sie nicht zu Militäruniformen feindlicher Staaten gehören, besonders kenntlich gemacht. In die Aermellochnähte, in die Kragennaht des Halsloches des Rockes oder der Jacke und in die Längsnaht der Hosen solcher Gefangenen sind deutlich sichtbar gelbe Vorstöße (Biesen) eingenäht. Als Kopfbedeckung tragen sie eine schwarze Mütze mit einem ebenfalls gelben Vorstoß am oberen Mützenrand, falls sie ihre Uniformmütze nicht noch tragen. Für die wärmere Jahreszeit wird den Gefangenen auch ein blauleinener Anzug gegeben.

Vorsicht beim brieflichen Verkehr mit Kriegsgefangenen. Bei einer neuerdings von neutraler Seite unternommenen Besichtigung von Gefangenenlagern in Frankreich ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß in den aus Deutschland kommenden Sendungen für deutsche Kriegsgefangene immer wieder Zeitungen, Poskarten und andere Schriften mit für unsere Gegner beleidigenden Inhalt sich befinden. Derartige Sendungen sind geeignet, die Korrespondenz mit unseren Gefangenen in Frankreich und ihre Versorgung mit Liebesgaben zu erschweren. Ferner finden sich in den aus Deutschland an die Gefangenen gerichteten Briefen nicht selten Klagen über die Teuerung der Lebensmittel in Deutschland oder über andere durch den Krieg herbeigeführte Mißstände. Da alle an die Gefangenen eingehenden Briefe von den französischen Kontrollorganen gelesen werden, so besteht die Gefahr, daß durch solche Klagen in Frankreich die Auffassung bestärkt wird, daß unsere Bevölkerung die Lasten des Krieges als drückend empfinde. Das muß vermieden werden. Das Publikum wird deshalb darauf hingewiesen, daß es bei seinem brieflichen Verkehr mit unseren Kriegsgefangenen die nötige Vorsicht beobachten muß.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 6. Juli 1915 (Nr. 80), Lokales und Provinzielles

Lindenblüten als Trauerschmuck für gefallene Helden. In gärtnerischen Kreisen wird angeregt, neben dem Grün der Eiche, Fichte und Tanne, der Bäume des deutschen Waldes, auch der Blüte der Linde, des Baumes, der wie kein anderer das Deutschtum zum Ausdruck bringt, zu verwenden. ... Auch die Lindenblätter passen zu Trauerkränzen recht gut, wie ja auch der Efeu dazu verwendet wird. Im Winter muß an Stelle des Lorbeer, der aus Italien und Südfrankreich stammt und jetzt den Kranzbindern nur noch wenig zur Verfügung steht, das Grün der Tannen und Fichten treten.

Seidenbau in der Mark. Nach dem Vorbild Oestereich-Ungarns sollen in Deutschland Versuche zur Wiedereinführung der Seidenzucht gemacht werden. Eine Interessengruppe ist in der Bildung begriffen, die besonders in der Mark Brandenburg die Pflege und Zucht der Seidenraupe wieder einführen will. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 5. August 1915 (Nr. 93), Lokales und Provinzielles

Lichtenberg, 4. August. Auch unsere Stadt wird demnächst Kriegsgarnison erhalten. Die schon seit einiger Zeit gepflogenen Verhandlungen zwischen Magistrat und Militärbehörde haben zu dem Ergebnis geführt, daß zur Einquartierung von etwa 800 Mann die Gemeindeschule an der Kron­prinzenstraße seitens der Stadt der Militärbehörde zur Verfügung gestellt wird. Die nächste Stadt­verordnetenversammlung wird sich mit der Angelegenheit beschäftigen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 12. August 1915 (Nr. 96), Lokales und Provinzielles

Kalkberge, 12. August. Die mehrfachen Bemühungen der Gemeinde, Militär zu erhalten, sind leider erfolglos geblieben. Ein an die Gemeinde gelangtes Schreiben des Gardekorps besagt, daß man von dem Anerbieten keinen Gebrauch machen kann, da der Umbau des in Aussicht genommenen Gebäudes (Hutfabrik) zu große Kosten verursachen und die Fertigstellung der Arbeiten in Ermangelung von Arbeitskräften zu lange Zeit in Anspruch nehmen würde.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 26. August 1915 (Nr. 102), Lokales und Provinzielles

Der Verein der Vororte Berlins wird im nächsten Jahre das 25jährige Jubiläum begehen können. Die Gründung erfolgte am 24. September 1891. Oberschöneweide, 25. August. Wegen würdelosen Benehmens Gefangenen gegenüber sieht sich der hiesige Amtsvorsteher im Einverständnis mit dem Oberkommando in den Marken veranlaßt, die Namen von drei Frauen zu veröffentlichen, die wegen groben Unfugs von ihm mit je 30 M. event. 3 Tagen Haft bestraft worden sind.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 31. August 1915 (Nr. 104), Lokales und Provinzielles

Lichtenberg, 30. August. Die Stadtverordneten beschlossen, zur Unterbringung der 2600 Mann starken Kriegsgarnison der Heeresverwaltung fünf Gemeindeschulen zur Verfügung zu stellen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 2. September 1915 (Nr. 105), Lokales und Provinzielles

Keine Ansichtskarten an deutsche Gefangene im Ausland! Immer noch werden von Deutschland aus, namentlich an deutsche Kriegsgefangene, Internierte in Frankreich, England, Rußland Postkarten mit Abbildungen von Städten, Denkmälern, Heerführern abgesandt. Die Absender machen sich unnötige Mühe, die Adressaten erhalten diese Karten nicht, sie dürfen nicht befördert werden. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 5. September 1915 (Nr. 106), Lokales und Provinzielles

Garnisonangelegenheit. An der Herstellung der für unsere Garnison erforderlichen Unterkunftsräume auf dem Terrain an der Eichenstraße - Kaiserweg wird jetzt mit Hochdruck gearbeitet. Während Zimmerleute mit dem Einrammen der Fahlroste [!] und dem Aufbau der Baracken beschäftigt sind, werden von einer größeren Anzahl Gefangenen (Belgier, Engländer, Franzosen, Russen) die erforderlichen Planierungsarbeiten ausgeführt. Zu diesem Zwecke sind mehrere Feldbahnen angelegt. Einige Landsturmmänner haben den Bewachungsdienst. ...

Die Weinernte in der Mark wird in diesem Jahre recht zufriedenstellend ausfallen, zumal die Witterung von günstiger Wirkung auf die Entwickelung der Trauben gewesen ist. Der Anbau von echtem Wein hat in den letzten Jahren wieder zugenommen.

Pankow, 3. September. ... Pankow erhält danach wahrscheinlich zum 1. Oktober d. J. als Garnison ein halbes Bataillon. Die Mannschaften werden in drei Gemeindeschulen und in den privaten Ritterschen Anstalten, zwei Privathäusern untergebracht die zurzeit leerstehen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 7. September 1915 (Nr. 107), Lokales und Provinzielles

Fahrpreisermäßigungen zum Besuch verwundeter Krieger. Die den Angehörigen zum Besuch verwundeter Militärpersonen und zur Beerdigung Gefallener bisher gewährte Fahrpreisermäßigung ist nunmehr bis zu den Uebergangsstationen nach Belgien und Frankreich ausgedehnt worden, um Besuche von Verwundeten in französischen Lazaretten und Teilnahme an Beerdigungen in Frankreich zu erleichtern. Auf den unter deutscher Militärverwaltung stehenden belgischen Eisenbahnen wird die Fahrpreisermäßigung ebenfalls gewährt.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 16. September 1915 (Nr. 111), Lokales und Provinzielles

Ein Schützengraben in Schönholz. Die Insassen der Schönholzer Lungenheilstätte 2 haben in der Nähe ihres Lazaretts einen Schützengraben mit Unterstand, doppeltem Drahtverhau und allem möglichen „Komfort“ genau nach dem auf dem östlichen Kriegsschauplatze sturmerprobten Muster angelegt und dem Publikum zur Besichtigung freigestellt. Es bietet sich also den Bewohnern unseres Ortes die längst erwünschte Gelegenheit, sich durch eigene Anschauung ein Bild von dem Leben und Treiben unserer Feldgrauen... zu machen. Der Schützengraben befindet sich in gerader Linie der Platanenstraße und ist für jedermann bei fachmännischer Erklärung in Augenschein zu nehmen.

Altlandsberg, 15. September. Von unseren hiesigen russischen Gefangenen hat sich einer als Dieb entpuppt. Er stahl bei seinem Arbeitgeber insgesamt vier Bierhähne, von denen er zwei durch ein junges Mädchenbei der Metalleinkaufsstelle verkaufen ließ, wobei die Hehlerin ihm noch 80 Pfennig unterschlug. Die anderen zwei versuchte die Mutter des Mädchens einige Tage später zu verkaufen. Hier wurde der Diebstahl durch den Polizeisergeanten Freyer sofort bemerkt. Der Russe ist verhaftet. Beide Hehlerinnen haben die Tat zugegeben.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 23. September 1915 (Nr. 114), Lokales und Provinzielles

Die neuen Garnisonen in Groß-Berlin. Die meisten Berliner Vororte hatten vor dem Kriege keine Garnison. Jetzt erhalten sie fast alle Militär; so sind Neukölln, Lankwitz, Niederschönhausen u. a. Vororte Garnison geworden, und Charlottenburg, Schöneberg, Reinickendorf, Treptow, Tempelhof, Johannisthal u. a. sind mit neuen Truppen belegt worden. Auch in der Mark haben einige Orte, darunter Trebbin, Luckenwalde, Treuenbrietzen Garnison erhalten. Andere Orte bewerben sich noch darum.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 28. September 1915 (Nr. 116), Lokales und Provinzielles

Berlin-Niederschönhausen, 28. September 1915.
Der Einzug unserer Garnison findet, wie der Herr Bürgermeister in der Gemeindeverordneten-Sitzung am Sonntag vormittag mitteilte, voraussichtlich am Freitag, den 1. Oktober statt. Das Bataillon marschiert von Berlin zunächst nach Pankow, wo bekanntlich die Hälfte in Quartier geht, und trifft gegen 11 Uhr, durch die Schloßstraße kommend, in unserem Ort ein. Nachdem das Bataillon vor dem Rathause Stellung genommen, erfolgt die Begrüßung durch den Herrn Bürgermeister in Gegenwart der Gemeindeverordneten, der sonstigen Behörden usw. Die Truppen rücken dann in ihre Quartiere ab. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 14. Oktober 1915 (Nr. 123), Lokales und Provinzielles

Friedrichshagen, 13. Oktober. Die hiesige evangelische Kirchen-Gemeinde hat beschlossen, für die in diesem Kriege gefallenen Gemeindemitglieder, welche durch ihre Angehörige nach der Heimat gebracht werden, einen besonderen Ehrenfriedhof zu errichten. Die Friedhofskommission hat dazu den wertvollsten Teil des jetzigen Friedhofs gewählt. Dort sollen die Söhne unserer Gemeinde, die den Heldentod für das Vaterland starben, gemeinsam ruhen. Die einzelnen Grabstellen werden den Angehörigen von der Kirchengemeinde unentgeltlich überlassen. Diese Vergünstigung wird den Angehörigen aller Konfessionen unterschiedslos zuteil.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 19. Oktober 1915 (Nr. 125), Lokales und Provinzielles

Handfertigkeits- und gewerblicher Unterricht in Lazaretten. Das Rote Kreuz von Berlin hat in sämtlichen größeren Berliner Lazaretten gewerbliche Unterrichtskurse eingerichtet. Der Unterricht wird im Wesentlichen zu medizinisch-pädagogischen Zwecken erteilt, um den Verwundeten Beschäftigung zu geben. ... Die von den Leuten gefertigten Arbeiten, Korbflechtereien, Papparbeit, vor allen Dingen Häkel- und Knüpfarbeiten, sind meistens musterhaft ausgeführt und finden allgemeinen Beifall.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 2. November 1915 (Nr. 131), Lokales und Provinzielles

Rückführung von Leichen gefallener Krieger. Die Ueberführung vom Leichen gefallener Krieger ist seit dem 1. Oktober wieder gestattet. ... Beachtenswert ist indes folgender Ministerial-Erlaß: „Der für das Vaterland Gefallene ruht am ehrenvollsten im Soldatengrab dort, wo er stritt und fiel, inmitten seiner Kameraden, deren Ruhe um eines willen nicht gestört werden soll. Dort haben Kameradenhände an vielen Orten bereits harmonisch wirkende Grabstätten geschaffen, die erhalten bleiben sollen.“


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 11. November 1915 (Nr. 135), Lokales und Provinzielles

Erweiterungsbau des Niederbarnimer Kreishauses. Das Haus Friedrich-Karl-Ufer 6 am Humboldthafen, das vor einigen Jahren die Niederbarnimer Kreiskorporation käuflich erworben hat, ist jetzt von sämtlichen Mietern verlassen worden und soll in seinem ganzen Umfange für die Zwecke des Kreises Niederbarnim benutzt werden. Auf dem benachbarten Grundstück Nr. 5 erhebt sich seit einigen Jahren das Kreishaus für Niederbarnim, wo auch das Landratsamt untergebracht ist.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 16. November 1915 (Nr. 137), Lokales und Provinzielles

Pankow, 15. November. Festgenommen wurde ein mit dem Eisernen Kreuz und anderen Ehrenzeichen geschmückter Mann, der aber keinen Krieg gesehen hatte, dessen Arbeitsgebiet war, Heiratsanträge zu machen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 21. November 1915 (Nr. 139), Lokales und Provinzielles

Für die deutschen Kriegsgefangenen, die im Kriegsgebiete des französischen Heeres festgehalten oder dort in Lazaretten gepflegt werden, ist derselbe Postverkehr zugelassen wie für die Gefangenen im Innern Frankreichs usw. In der Aufschrift der Brief- und Paketsendungen und auf dem Abschnitte der Postanweisungen für Gefangene im französischen Kriegsgebiete ist anstelle des Bestimmungsorts anzugeben: Bureau des renseignements sur les prisonniers de guerre, au Ministère de la Guerre à Paris.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 25. November 1915 (Nr. 141), Lokales und Provinzielles

Bei der Rückführung der Leichen Gefallener wird, wie vom Kriegsministerium amtlich bekannt gemacht wird, nach dem Kriege auf den deutschen Staatsbahnen und Privatbahnen eine Fracht­ermäßigung von 50 v. H. gewährt werden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 2. Dezember 1915 (Nr. 144), Lokales und Provinzielles

Schickt Vorortzeitungen ins Feld! Unsere Feldgrauen schreiben jetzt oft, daß sie in den Unterständen in dieser Jahreszeit, in der es so früh dunkel wird, viel lange Weile haben. Sie lesen gern die heimischen Zeitungen, gerade auch die Nachrichten ausschließlich aus dem Heimatort. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 16. Dezember 1915 (Nr. 150), Lokales und Provinzielles

Gedenkblätter für die Angehörigen Gefallener. Es wird darauf hingewiesen, daß für jeden Gefallenen oder an Wunden usw. verstorbenen Kriegsteilnehmer dienstlich ein Gedenkblatt verabfolgt wird. Anträge auf Ueberweisung sind nur an den zuständigen Ersatz-Truppenteil oder an das Bezirkskommando zu richten.

Die Mitteilungen an Kriegsgefangene in Feindesland dürfen keine Nachrichten in Geheimschrift enthalten. Der Gefangene ist den schwersten Nachteilen in Bezug auf seine Behandlung und seinen Briefverkehr ausgesetzt, sobald er überführt erscheint, unsichtbar geschriebene Nachrichten aus Deutschland heimlich zu beziehen. Deshalb muß dringend davor gewarnt werden, bei Mitteilungen an die in Kriegsgefangenschaft befindlichen Deutschen Geheimschrift anzuwenden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 23. Dezember 1915 (Nr. 153), Lokales und Provinzielles

Angehörige von Vermißten werden in einer amtlichen Mitteilung vor den in letzter Zeit massenhaft aufgetauchten Privat-Unternehmen zur Aufsuchung von Vermißten gewarnt. Wer Auskunft über Vermißte haben will, wende sich an die amtlichen Auskunftsstellen, das Zentral-Nachweise-Büro des Kriegsministeriums, Berlin, Dorotheentraße 48, oder an das Rote Kreuz in Berlin, Abteilung für Gefangenenfürsorge, die jedem unentgeltlich zur Verfügung stehen.

Seeberg, 22. Dezember. Vorige Woche haben einige Feinschmecker in einem Geflügelstall eingebrochen. Ihre Beute war nicht gering, sieben Gänse und fünf Hühner haben sie mitgenommen. Bei den heutigen Preisen ist das ein Wert von über hundert Mark.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 4. Januar 1916 (Nr. 2), Verschiedene Meldungen

Urlaub aus französischer Kriegsgefangenschaft. Aus Leipzig wird geschrieben: Ein seit Jahresfrist in französischer Kriegsgefangenschaft befindlicher junger Leipziger Soldat, Sohn eines Leipziger Schuldirektors, hatte Urlaub auf einige Tage erhalten, um seinen schwerkranken Vater besuchen zu können. Der junge Krieger, der gleich nach Kriegsausbruch als Einjährig-Freiwilliger mit nach dem Westen ausgerückt war, war in der Marneschlacht in Gefangenschaft geraten. Jetzt war es ihm, wenn auch unter traurigen Umständen möglich, einige Tage in der Heimat bei den Eltern zu verweilen. Der junge Soldat hat bereits die Reise von Leipzig ins französische Gefangenenlager wieder angetreten.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 23. Januar 1916 (Nr. 10), Verschiedene Meldungen

Beschäftigung von Gefangenen. Um dem auch hier herrschenden Mangel an Arbeitern zu begegnen, beabsichtigt eine Zahl industrieller und landwirtschaftlicher Unternehmer bei den zuständigen Behörden um Ueberlassung von Gefangenen einzukommen. Am Montag abend 8 Uhr findet im Gesellschaftshaus (Thiele) eine dies bezügliche Besprechung statt, zu der Interessenten eingeladen werden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 17. Februar 1916 (Nr. 21), Lokales und Provinzielles

Spandau, 16. Februar. Wegen unerlaubten Aufenthalts in der Nähe des Militärlagers Döberitz sind zwei junge Mädchen aus Berlin vom hiesigen Schöffengericht zu je drei Monaten Gefängnis verurteilt worden.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 20. Februar 1916 (Nr. 22), Lokales und Provinzielles

Drossen, 18. Februar. Wie ein Sachverständiger berechnet hat, ist der Umsatz, den eine Kompagnie von 300 Mann in Bezug auf Verpflegung erzeugt, mit 100000 Mark für ein Jahr gering veranschlagt. Hinzu tritt die Löhnung, die im Ort bleibt und mindestens 5000 Mark beträgt, außerdem sei noch der Service mit der Summe von 1000 Mark anzusetzen. Als Gesamtbetrag ergibt sich dann der stattliche Betrag von nicht weniger als 172000 Mark, der durch die 300 Mann Militär in Umlauf gebracht wird. Rechnet man die Besuche der Frauen, die Geldsendungen aus der Heimat und alles andere hinzu, so ergibt sich ein noch höherer Betrag, der mit etwa 200000 Mark einzuschätzen ist. Aus dieser Tatsache erkennt man den Wert einer noch so kleinen Garnison für jedes Gemeinwesen. Fast alle 300 Soldaten finden in Bürgerquartieren Aufnahme.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 4. April 1916 (Nr. 41), Lokales und Provinzielles

Weißensee, 3. April. Auf dem Industriebahnhof wurden seit einiger Zeit Diebstähle an den für Weißensee bestimmten Mehlvorräten verübt. Jetzt ist es gelungen, die Diebe zu fassen. Es sind zwei schon mehrfach bestrafte Berliner Einbrecher. Sie haben im Ganzen für etwa 3000 Mark Mehl erbeutet.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 9. April 1916 (Nr. 43), Lokales und Provinzielles

Für das Lazarett im Lindensanatorium veranstaltet der Kriegsausschuß am Montag um 8 Uhr abends einen Unterhaltungsabend ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 18. April 1916 (Nr. 47), Lokales und Provinzielles

Die Ausschmückung der Heldenfriedhöfe. Der Verein der Blumengeschäftsinhaber Groß-Berlins hat sich die Aufgabe gestellt, die Ehrengräber von Jaroslau, fern am San, in Galizien, wo deutsche, österreich-ungarische und russische Krieger nach heißem Ringen zur Ruhe gebettet wurden, mit gärtnerischem Schmuck zu versehen. Es ist jetzt die erste Sendung Pflanzen hinausgegangen. Drei Eisenbahnwagen waren vollbeladen mit Bäumen, Sträuchern, Tannen, Lebensbäumen und winter­harten Blütenstauden. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 27. Juni 1916 (Nr. 77), Lokales und Provinzielles

Keine Milderung des Verbots der Vergnügungsradelei. Das Kriegsministerium hat entschieden, daß die Ausübung der Jagd, der Angelei und Fischerei trotz ihrer wirtschaftlichen Bedeutung nach wie vor als Sport zu betrachten ist. Die Benutzung eines Fahrrades kann deshalb für diese Zwecke nicht gestattet werden. ...

Nach einer Mitteilung des Sanitätsamtes des 3. Armeekorps stehen in der Provinz Brandenburg in den von der Militärverwaltung unterhaltenen Reservelazaretten zurzeit rund 9000 Betten frei.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 25. Juli 1916 (Nr. 89), Lokales und Provinzielles

Der Bezug von koffeinfreiem Kaffee darf, wie der Kriegsausschuß für Kaffee, Tee und deren Ersatzmittel bekannt macht, nur noch gegen ärztliches Attest erfolgen. ... Warum der Bezug dieses, für Nervöse besser als Bohnenkaffee bekömmlichen Getränks erschwert wird, ist unbekannt.

Eine Unsitte der Kinder kehrt alljährlich wieder, wir meinen das Beschmieren von Häusern, Türen, Zäunen, der Granitplatten der Bürgersteige u. a. Die Polizei allein kann gegen das Uebel nicht mit Erfolg vorgehen, da müssen Eltern- und Schulhaus die Polizei unterstützen und die Jugend verwarnen, um der mitunter nicht nur häßlichen Schmiererei vorzubeugen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 17. August 1916 (Nr. 99), Lokales und Provinzielles

Weißensee, 16. August. Hier ist am Montag die Zentralküche der Gemeinde eröffnet worden. Sie ist mit fünf Kesseln zu je 500 Liter ausgestattet, so daß täglich mehr als 3000 Literportionen ausgegeben werden können. Das Liter kostet 40 Pfennig, das halbe Liter 20 Pfennig. An die Eröffnung schloß sich ein Probeessen an. Für die starke Industriebevölkerung Weißensees bedeutet die Zentralküche einen wesentlichen Fortschritt in der Nahrungsmittelversorgung.

Altlandsberg, 16. August. Von etwa hundert Mandeln Hafer, die auf dem Kanow'schen Felde am Werneuchener Weg stehen, haben Spitzbuben die Aehren glatt abgeschnitten und entwendet. ... Der Schaden ist ziemlich bedeutend.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 5.September 1916 (Nr. 107), Lokales und Provinzielles

Unbefugtes Radfahren wird, worauf wir noch einmal ausdrücklich hinweisen möchten, nach den neuen gesetzlichen Bestimmungen nicht mit Polizeistrafe geahndet, sondern derartige Fälle werden ohne weiteres dem Staatsanwalt übergeben. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 21. September 1916 (Nr. 0), Lokales und Provinzielles

Hoppegarten, 20. September. Wegen Zurückhaltung von Messingtüren mußte sich Frau W. von hier, eine gebürtige Engländerin, vor dem Schöffengericht Altlandsberg verantworten. Sie hatte 14 Messing­türen nicht abgeliefert und wurde dafür zu 200 M. Geldstrafe verurteilt.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 5. Oktober 1916 (Nr. 120), Lokales und Provinzielles

Zum Besten der im Vereins-Lazarett „Nordend“ Berlin-Niederschönhausen untergebrachten Verwundeten wurde am Sonntag den 1. Oktober d. J. eine Wohltätigkeits-Vorstellung veranstaltet. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 15. Oktober 1916 (Nr. 124), Lokales und Provinzielles

Freienwalde a. O., 11. Oktober. Nachts wurde in einem hiesigen Ziegelwerk ein Treibriemen im Werte von 2000 M. gestohlen. In Verdacht gerieten zwei internierte Engländer, die sich vom Werke entfernt hatten. Durch sofortige telephonische Benachrichtigung der benachbarten Orte war es möglich, die Täter in Eberswalde abzufassen und den Treibriemen wieder zu erlangen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 17. Oktober 1916 (Nr. 125), Lokales und Provinzielles

Ein neuer Frauenberuf. Die Staatsbahnverwaltung hat, wie bekannt, während des Krieges als Ersatz im Eisenbahnfahrdienst weibliche Kräfte herangezogen und sie als Bahnsteigschaffnerinnen, Zugführerinnen usw. eingestellt. Jetzt werden auch die Lokomotivheizer durch weibliche Kräfte ersetzt werden. Eine größere Zahl von Frauen, die zu diesem schweren Beruf körperlich geeignet sind, werden gegenwärtig ausgebildet, um den Dienst auf den Stadt- und Ringbahnzügen zu übernehmen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 26. Oktober 1916 (Nr. 129)

Kriegsgräber
die Heeresverwaltung hat neben der sorgfältigen Feststellung der Gräber unserer gefallenen Helden die Ehrenpflicht übernommen, ihre letzte Ruhestätte in einfacher und würdiger Form herzurichten. ...
Viele Angehörige gefallener Krieger werden aber den Wunsch haben, selbst das Grab ihrer Lieben wenigstens mit einem besonderen Grabstein zu schmücken; sie mögen vor Ausführung des Planes aber bedenken, ob sie damit im Sinne des Gefallenen und seiner Kameraden handeln. Wie diese darüber denken sagt die Inschrift eines inmitten schlichter Holzkreuze aufgerichteten großen Findlingsblocks auf einem Kriegerfriedhof im Felde:
Wir liegen zusammen in Reih und Glied,
Wir standen zusammen im Leben,
Drum gleiches Kreuz und gleicher Schmuck
Ward uns aufs Grab gegeben.
Nun ruhen wir aus von dem heißen Streit,
Und harren getrost der Ewigkeit.
Der Krieger ist im gemeinsamen Kampf gefallen, alle Ehrungen soll er auch gemeinsam mit seinen Kameraden empfangen. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 14. November 1916 (Nr. 137), Lokales und Provinzielles

Müncheberg, 13. November. Ein beliebtes Ziel unserer Spaziergänger bildet zurzeit der kleine Kirchhof, der mitten im Frieden eines einsamen Kiefernstandes unweit des Faulen Sees für die hiesigen Kriegsgefangenen hergerichtet worden ist. Bisher haben 13 Russen und Franzosen hier ihre letzte Ruhestätte fern der Heimat gefunden. Die Franzosengräber sind mit zierlichen, schwarz ge­strichenen Holzkreuzen geschmückt, die nur knapp mit Namen und Daten versehen sind. Die Russen haben ihren toten Landsleuten massigiere [!], ungestrichene Kreuze gesetzt mit Namen, Widmung und Inschrift, worin die Klage über das tragische Schicksal der Toten zum Ausdruck kommt, der vergebens auf ein Wiedersehen in der Heimat gehofft habe. Neuerdings haben die Gefangenen um die sauber gehaltene Ruhestätte ihrer Landsleute eine stimmungsvolle Einfassung mit hohem Eingangstor aus unbehauenen Kiefernstämmen gezogen. Im Hintergrunde erhebt sich vor einer Halbkreismauer aus Eisenbeton ein ebenfalls von Gefangenen hergestelltes wohlgeratenes Totenmal aus demselben Stoff mit der Inschrift: „Pro patria“. In der Nische desselben erblickt man die Figur einer klagenden Frauen­gestalt, die einen Palmenzweig zur Erde senkt. Man fühlt, daß aller Zorn und Streit der Gegenwart hier still wird, wo der große Versöhner Tod seines Amtes gewaltet hat.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 7. Januar 1917 (Nr. 3), Lokales und Provinzielles

Wie verfährt Deutschland mit entflohenen Kriegsgefangenen?
... Deutschland hält sich genau an die Rechtssätze der Haager Konvention von 1899 ... Wir beobachten streng den Satz, daß ein gefangener Feind mit dem Augenblick der Gefangenname aufhört, Feind zu sein. Ihm soll lediglich die weitere Teilnahme am Kriege unmöglich gemacht werden. Flieht ein Gefangener, so unterliegt er dann disziplinarischer Bestrafung, wenn er vor der Erreichung seines eigenen Heeres oder vor dem Verlassen des Gebietes, das der Nehmerstaat besetzt hält, wieder ergriffen wird. Nach gelungener Flucht ist jedoch eine Bestrafung im Falle einer zweiten Gefangennahme unzulässig. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 20. Februar 1917 (Nr. 22), Lokales und Provinzielles

Sommerzeit 1917. Die Erwägungen über die Einführung der Sommerzeit in diesem Jahre sind nunmehr soweit gediehen, daß bereits bestimmte Termine in Aussicht genommen worden sind. Während im Vorjahre die Sommerzeit vom 1. Mai bis zum 30. September dauerte, wird sie in diesem Jahre vom 15. April bis 15. September durchgeführt werden.

Wittstock, 19. Februar. Ein kriegsgefangener Russe rannte von der Straße aus das Schaufenster der Firme Kober & Co. ein. Dabei blieb der Schädel des Russen wohlerhalten.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 1. März 1917 (Nr. 26), Lokales und Provinzielles

Bernau, 28. Februar. Nach Mitteilung des städtischen Gaswerks kann voraussichtlich in den nächsten Tagen von mittags 12 Uhr bis abends 6 Uhr infolge Kohlenmangels kein Gas zu Kraft- und Heizzwecken abgegeben werden. Die Kreisblattdruckerei ist daher nicht in der Lage, wie gewöhnlich nachmittags zu drucken und sieht sich gezwungen, das Blatt nicht wie bisher des Abends, sondern erst am nächsten Tage früh auszugeben.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 6. März 1917 (Nr. 28), Lokales und Provinzielles

Bernau, 5. März. Der hiesige Magistrat hat infolge eines vorübergehenden Kohlennotstandes den Verbrauch vom Gas zum Kochen oder Leuchten von 9 Uhr morgens ab für alle privaten Betriebe und Haushaltungen untersagt. Da es aber nicht möglich ist, nur an diesen Stellen das Gas abzusperren, so hat der Magistrat zur wirkungsvollen Durchführung seiner Anordnung den Preis für rechtswidrig verbrauchtes Kubikmeter auf drei Mark festgesetzt.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 15. Mai 1917 (Nr. 58), Lokales und Provinzielles

Sammlung von Frauenhaar. Das neuste auf dem Gebiet der Sammeltätigkeit ist eine Einsammlung von ausgekämmten Frauenhaaren. ...


Nördlicher Vorortbote, Sommtag, den 12. August 1917 (Nr. 96), Lokales und Provinzielles

Die illustrierte Sonntagsbeilage für diese Woche fällt aus. Wie uns die Verlagsgesellschaft „Alldeutschland“ mitteilt, ist es ihr infolge der herrschenden Papiernot nicht möglich gewesen, das zum Druck der Beilage erforderliche Papier zu erhalten. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 21. August 1917 (Nr. 100), Lokales und Provinzielles

Ein verwundeter Kriegsteilnehmer wünscht sich eine Ziehharmonika, um seinen Kameraden damit frohe Stunden bereiten zu können. Gefällige Angebote erbittet der Kriegsausschuß (Außenabteilung).

Ueberführung der Leichen aus dem Felde. Amtlich wird bekanntgegeben, daß es verboten ist, sich unaufgefordert zur Ueberführung von Leichen aus dem Felde oder den besetzten Ländern zu erbieten. Dieses Verbot umfaßt auch alle derartigen Anzeigen in Zeitungen und sonstigen Druckschriften, Rundschreiben und Plakaten.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 11. September 1917 (Nr. 109), Lokales und Provinzielles

Der neue Landrat des Kreises Niederbarnim. Der bisherige Landrat von Sorau v. Bredow ist an Stelle des zum Unterstaatssekretär im Reichsamt des Innern ernannten Landrats Dr. Busch zum kommissarischen Landrat von Niederbarnim ernannt worden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 16. Oktober 1917 (Nr. 124), Lokales und Provinzielles

Die Kuh des kleinen Mannes, die Ziege, erfreut sich gegenwärtig trotz der großen Schwierigkeit, genügend Futter heranzuschaffen, wegen ihrer von jeder öffentlichen Regelung freien Milch in den Großberliner Vororten höchster Beliebtheit. Vom Millionär auf seinem gepflegten Landhaussitz am Grunewald und Wannsee bis zum kleinen Handwerker, Eisenbahner und Arbeiter sind alle Kreise bemüht, die Ziegen zu hegen und zu pflegen. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 13. November 1917 (Nr. 136), Lokales und Provinzielles

Ist der Biergenuß ein menschliches Bedürfnis? Die stetig wachsende Bierknappheit gibt ... dem Direktor der chemisch-physiologischen Versuchsstation in Prag, Veranlassung in der österreichischen Fachpresse den Nachweis für die Notwendigkeit des Bieres für die Volksernährung zu führen. ... Er hält das Bier ... für ein unentbehrliches Nahrungs- und Genußmittel. Viel zu wenig Rücksicht wurde geübt bezüglich der Wichtigkeit des Bieres für die ganze Ernährung der Menschheit. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 15. November 1917 (Nr. 137), Lokales und Provinzielles

Lichtenberg, 14. November. Wegen unzulässigen Verhaltens Kriegsgefangenen gegenüber sind drei Frauen von hier mit einer empfindlichen Strafe belegt worden. So verurteilte das hiesige Schöffengericht die Ehefrauen H. ... und W. ... wegen gegen die guten Sitten verstoßenden Verkehrs mit Kriegsgefangenen zu je drei Wochen Gefängnis. Wegen des gleichen Vergehens erhielt die Arbeiterin S. ... vom Amtsgericht Berlin-Mitte eine Gefängnisstrafe von zwei Wochen zudiktiert.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 9. Dezember 1917 (Nr. 147), Lokales und Provinzielles

Köpenick, 3. Dezember. Zahlreiche Haussuchungen wurden bei den Bahnarbeitern vorgenommen, die, wie bekannt geworden war, seit längerer Zeit einen Handel mit Spiritus trieben. Bei fünf Arbeitern wurde dann auch Spiritus gefunden, der aus Diebstählen auf dem hiesigen Bahnhof herrührt. Dabei kamen auch noch andere Sachen zum Vorschein, deren redlicher Erwerb nicht nachgewiesen werden konnte. Der Hauptbeteiligte befindet sich zurzeit noch in Polizeihaft.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 18. Dezember 1917 (Nr. 151), Lokales und Provinzielles

Warum riecht die Zeitung? Eine Berliner Zeitung schreibt: So werden wir fast täglich gefragt. Wir müssen unsern Lesern zur Antwort geben: weil auch unsere Farbe ein Farben-Ersatz ist. Früher bestand die Farbe aus Leinöl-Firnis und Ruß. Jetzt besteht sie in ihren Hauptbestandteilen aus Abfallölen, Petroleum und auch Asphalt. Da ist es also kein Wunder, daß ihr ein Geruch anhaftet. Wir können das leider nicht ändern.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 7. Februar 1918 (Nr. 16), Lokales und Provinzielles

Die Sommerzeit in Frage gestellt. Aus München wird gemeldet: Eine Aufstellung eines Sommer­fahrplans unterbleibt wegen Ungewißheit abermaliger Einführung der Sommerzeit. Danach scheint es noch nicht sicher, ob die Sommerzeit, die sich schon zweimal gut bewährt hatte, in diesem Jahre wieder eingeführt wird.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 21. Februar 1918 (Nr. 22), Lokales und Provinzielles

Die Sommerzeit 1918. In diesem Jahre beginnt die Sommerzeit am 1. April und endet am 14. Oktober. Die Erfahrungen, die man während des Krieges mit der Sommerzeit gemacht hat, sind überwiegend gut. Ihre Vorteile - vor allem die bedeutende Lichtersparnis - sind so unzweifelhaft, daß man über einige kleine Unbequemlichkeiten die sich hier und da ergeben haben, gern hinweggehen kann. Vielleicht wird aus dieser Kriegserrungenschaft eine dauernde Einrichtung.

Oranienburg, 20. Februar. Ein falscher Bahnwagen-Revisor, der Militäruniform, die vorschrifts­mäßige Armbinde und das Eiserne Kreuz 1. Klasse trug, machte sich in einem Fernzuge der Nordbahn breit und kontrollierte das Gepäck der Reisenden. Er machte sich aber dabei verdächtig und wurde in Oranienburg festgenommen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 21. März 1918 (Nr. 34), Lokales und Provinzielles

Fettversorgung der Gefangenen. Wiederholt ist Gefangenen Butter verabfolgt worden, trotzdem diesen nur Margarine zusteht. Das Landratsamt weist nochmals darauf hin, daß die den Gefangenen zustehende Fettmenge beim Gefangenenlager durch den Kommandoführer zu beantragen ist, der auch die Verteilung nach Eingang vorzunehmen hat.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 28. März 1918 (Nr. 37), Lokales und Provinzielles

Stichwahl im Kreise Niederbarnim. In der am Dienstag stattgefundenen Stichwahl im Reichstags­wahlkreise Niederbarnim wurde der Arbeitersekretär Wissell (sozialdemokratische Mehrheit) mit 25132 Stimmen gewählt. Der Kandidat der Unabhängigen Sozialdemokraten Dr. Breitscheid erhielt 289 Stimmen. ... Die Wahlbeteiligung war außerordentlich schwach, da die Unabhängigen Wahl­enthaltung proklamiert hatten. Wissell erhielt eine große Anzahl bürgerlicher Stimmen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 11. April 1918 (Nr. 43), Lokales und Provinzielles

„Kompanie“ - nicht mehr Kompagnie. Gemäß einer jüngst ergangenen Verfügung hat im schrift­lichen Verkehr der militärischen Dienststellen das kleine „g“ aus dem Worte Kompagnie in Wegfall zu kommen. Da es sich hierbei um eine durchaus angebrachte Verdeutschung dieses Wortes handelt, empfiehlt es sich von der neuen Schreibweise allgemein Gebrauch zu machen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 30. April 1918 (Nr. 51), Lokales und Provinzielles

Rathenow, 29. April. Ein Zusammenstoß zwischen Kriegsgefangenen und Wachleuten ereignete sich am Sonntag auf dem Rittergut Stölln (Westhavelland). Am Abend des genannten Tages revoltierten plötzlich mehrere der Gefangenen und griffen die Wachtleute an, so daß diese von ihren Waffen Gebrauch machen mußten. Hierbei wurden zwei der Revoltierenden so getroffen, daß der eine sofort tot war, während der andere kurz nach seiner Einlieferung in das Rhinower Krankenhaus verstarb.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 14. Mai 1918 (Nr. 57), Lokales und Provinzielles

Infolge der Transportbeschränkung können Ueberführungen von Leichen gefallener Krieger mit Bahntransporten aus dem Bereiche der österreichisch-ungarischen Armeen und den durch diese besetzten Gebieten erst nach dem allgemeinen Friedensschluß erfolgen. Leichenüberführungen vom westlichen Kriegsschauplatz sind jedoch, soweit es die Betriebslage der Bahnen und die Kampfverhältnisse zulassen, bis zum 31.5.1918 widerruflich gestattet. Vom 1.6.1918 ab können Leichenüberführungen leider allgemein aus sanitären Gründen mit Rücksicht auf die Jahreszeit solange nicht zur Ausführung kommen, bis eine besondere Bekanntgabe über die Aufhebung der Sperre ergeht ...

Der neue Landrat des Kreises Niederbarnim. Auf Grund königlichen Erlasses vom 24. April ist dem bisherigen kommissarischen Landrat Bredow das Landratsamt des Kreises Niederbarnim endgültig übertragen worden. Der Niederbarnimer Kreistag hatte, wie berichtet, in seiner letzten Sitzung beschlossen, den König um die Ernennung zu bitten.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 21. Mai 1918 (Nr. 60), Lokales und Provinzielles

Zur Heimkehr Deutscher aus russischer Kriegsgefangenschaft. Leider können die aus russischer Kriegsgefangenschaft Heimgekehrten nicht unmittelbar ihrem Wohnort zugeführt werden. Esist vielmehr dringend erforderlich, sie - im eigenen Interesse als auch in dem des Inlands - einer Quarantäne zu unterwerfen. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 6. Juni 1918 (Nr. 67), Lokales und Provinzielles

Bernau, 5. Juni. Auf dem Vorwerk Thärfelde bei Börnicke sind in der vergangenen Nacht drei Pferde gestohlen worden. ... Von sämtlichen Pferden wurde das Zaumzeug mit gestohlen.

Hoppegarten, 5. Juni. Vom 15. August ab sollen, wie verlautet die Rennen des Unionklubs wieder in Hoppegarten gelaufen werden, da sich bis dahin die Verkehrsfragen voraussichtlich regeln lassen. Ueber den Rennbeginn in Karlshorst hört man noch nichts.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 13. Juni 1918 (Nr. 70), Lokales und Provinzielles

Milchwässerung und Typhusgefahr. Der Landrat des Kreises Kottbus sieht sich veranlaßt, folgende Bekanntmachung zu erlassen: „Es ist wiederholt amtlich festgestellt worden, daß die zur Ablieferung gelangende Vollmilch durch Wasserzusatz verfälscht wird. Im Interesse der Volksernährung und der Volksgesundheit ersuche ich die Guts- und Gemeindevorsteher, umgehend und wiederholt ortsüblich bekannt zu machen, daß durch eine derartige Handlung, die an sich schon strafbar ist, die Gefahr der Ausbreitung der Typhuskrankheit noch bedeutend erhöht werden kann.“

Kein Alkohol an Kriegsgefangene. Das Oberkommando in den Marken macht nochmals bekannt, daß der Verkauf von alkoholischen Getränken aller Art an Kriegsgefangene sowie die Beschaffung derartiger Getränke für die Kriegsgefangenen verboten ist. Ferner ist den Kriegsgefangenen der Besuch der Schankräume von Wirtschaften, Gartenwirtschaften, sowie der öffentlichen Lustbarkeiten verboten. Zuwiderhandlungen werden streng bestraft.

Werder, 8. Juni. Das „Kirschen-Wachtkommando“ ist gestern in den Havelobstbaugebieten aufgestellt worden. In Werder und an anderen Bahnhöfen von Obststädten stehen Posten, um Obsthamsterern entgegenzutreten. Seit heute früh verkehrt auch der Obstzug mit Werderschem Frühobst regelmäßig von Werder nach der Zentralmarkthalle in Berlin.


Nördlicher Vorortbote, Sonnstag, den 16. Juni 1918 (Nr. 71), Lokales und Provinzielles

Der Verkauf von alkoholhaltigen Getränken aller Art an Kriegsgefangene ist verboten. ... Zuwiderhandlungen ziehen unnachsichtlich für die Schankwirte, die Begleitmannschaften, ggf. für die Arbeitgeber und sonst Beteiligten strafrechtliche Verfolgung nach sich, auch wird von Fall zu Fall darüber Entscheidung getroffen werden, ob die Kriegsgefangenen den in Frage kommenden Betrieben weiter zu belassen sind.

Erkner, 12. Juni. Ein Brandmeistertag für den Feuerwehr-Unterverband Niederbarnim fand am Sonntag hierselbst statt. Es waren Brandmeister von etwa hundert Wehren vertreten.

Werder a. H., 12. Juni. Der Inhaber des Anschlagwesens ist durch die Stadtverordneten vom Vertrage entbunden worden, weil es an Klebstoff fehlte.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 18. Juni 1918 (Nr. 72), Lokales und Provinzielles

Für schwerhörige und ertaubte Krieger hat der Schutzverband der Schwerhörigen in Berlin seine sämtlichen Einrichtungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die vom Militär entlassenen Schwer­hörigen und Ertaubten haben dort Gelegenheit, sich im Absehen der Sprache vom Munde zu üben, überhaupt die Möglichkeit, die durch den Gehörverlust hervorgerufenen Nachteile auszugleichen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 23. Juni 1918 (Nr. 74), Lokales und Provinzielles

Kurse für Kriegsbeschädigte. In der Waldschule der Stadt Charlottenburg finden wieder unentgelt­lich Unterrichtskurse für Kriegsbeschädigte in Stenographie, Buchführung, Schreiben, Fremdsprachen usw. statt. Während der Pausen erhalten die Verwundeten wie in den Vorjahren Erfrischungen. ...

Hilfsdienstpflichtige als Feldhüter. Das Generalkommando teilt mit, daß militärische Hilfe zur Bewachung der Felder usw. dieses Jahr nicht in Aussicht gestellt werden könne. Es wird den Gemeinden anheimgestellt, Hilfsdienstpflichtige zu werben. Im Interesse eines durchgreifenden Feldschutzes muß gewünscht werden, daß die Gemeinden im weitesten Umfange von dieser Anregung Gebrauch machen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 25. Juni 1918 (Nr. 75), Lokales und Provinzielles

Werder, 24. Juni. Nach Werder kam zu einem Streichkonzert eine Berliner Kapelle. Als sie abends die Heimreise antreten wollten und an die Sperre kamen, wurden die Geigenkästen vom Kirschen­wachkommando revidiert und eine große Menge Kirschen vorgefunden. Der Kasten für den großen Baß war von oben bis unten mit Kirschen gefüllt. Enthamstert mußte die Kapelle die Fahrt nach Berlin fortsetzen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 7. Juli 1918 (Nr. 80), Lokales und Provinzielles

Influenza.
Seit einigen Tagen ist bei uns in Niederschönhausen eine alte Bekannte eingekehrt, welche allerdings kaum von jemandem mit herzlichem Willkomm begrüßt worden ist: Die Influenza.
Im Herbst 1889 trat sie zum ersten Male epidemisch auf. Bis dahin war sie nur als eine Erkältungs­krankheit, Grippe, bekannt, ohne besondere Beachtung gefunden zu haben. Die Epidemie begann damals im Norden, verbreitete sich von da nach Süden über ganz Europa und ist sogar über die Meere nach Amerika und Australien gewandert. In diesem Jahre scheint die Krankheit in umgekehrter Richtung sich auszubreiten.
Anfänglich mit Humor als Faulenzia usw. begrüßt, erwies sich die „neue“ Krankheit bald als ziemlich bösartig, und so mancher hat ihre Folgen an Herz und Lungen zeitlebens verspürt.
Die diesmalige Epidemie unterscheidet sich von der 1889er insofern als damals die Symptome von Seiten der Atmungsorgane im Vordergrund standen (Schnupfen, Husten). Diesmal scheinen Neuralgien besonders der Kopf-, Nacken- und Rückenmuskulatur, Hals, Kehlkopf und Darmerscheinungen vorzuwiegen.
Die Krankheit tritt bisher ganz verschieden auf. Es gibt ganz leichte Fälle, welche sich eigentlich nur in großer Abgeschlagenheit, Husten, schlechter Laune äußern und andere, bei denen tagelang hohes Fieber bis 40°, Phantasieren, schlechtes Allgemeinbefinden, heftige Schmerzen in Kopf und Rücken, Husten, Erbrechen und Durchfall besteht. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 7. Juli 1918 (Nr. 80), Aus aller Welt

20 Millionen Briefe von und an Kriegsgefangene hat das Kriegsgefangenen-Postbureau in Bern im Monat Mai verarbeitet und weitergeleitet. Dies ist die höchste bisher im Kriege erreichte Verkehrszahl.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 16. Juli 1918 (Nr. 84), Lokales und Provinzielles

Die deutsche Bevölkerung wird neuerdings häufig wahrnehmen, daß außer französischen und belgischen kriegsgefangenen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften auch solche russischer Nationalität Spaziergänge außerhalb der Lager gestattet werden. Während es sich bei den franzö­sischen und belgischen Kriegsgefangenen um besondere Vereinbarungen zwischen Deutschland und Frankreich handelt, die im Interesse unserer kriegsgefangenen Landsleute in Frankreich getroffen worden sind, trägt Deutschland, was die russischen Kriegsgefangenen anbetrifft, nur den veränderten Verhältnissen Rechnung. Trotz der Ratifizierung des Friedensvertrages mit Rußland kann die Abbeförderung der russischen Kriegsgefangenen in ihre Heimat teilweise erst nach Monaten erfolgen. Es handelt sich um in Entgegenkommen den vielfach berechtigten Wünschen der russischen Kriegs­gefangenen gegenüber. Diesen Gefangenen sind gewisse Erleichterungen gewährt worden, zu denen unter anderem Urlaubserteilungen in Einzelfällen und die Gestattung von Spaziergängen in gewissen Grenzen gehören. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 21. Juli 1918 (Nr. 86), Aus aller Welt

Die spanische Grippe in der Schweiz. Nach Mitteilungen von amtlicher Stelle sind in der Schweizer Armee bisher 6800 Erkrankungen an der spanischen Grippe mit über 100 Todesfällen vorgekommen, was vielfach auf die mangelhaften sanitären Einrichtungen an den Grenzorten, besonders im Jura, zurückzuführen ist. Rekrutenschulen, Instruktionskurse und Unteroffizierschulen werden sistiert, Urlaube verlängert. Die Bevölkerung ist wegen der Gefährlichkeit der Krankheit sehr besorgt. Die Zeitungen sprechen von einem wahren Landesunglück. Der Bundesrat faßte heute einen Beschluß, durch den die Kantonsregierungen bezw. Gemeinden ermächtigt werden, mit Rücksicht auf die Epi­demie Massenansammlungen in geschlossenen Lokalen, Kinos, bei Festlichkeiten usw. zu verbieten.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 30. Juli 1918 (Nr. 90), Aus aller Welt

Die Grippeerkrankungen in Norwegen. Aus Christiania meldet die „Neue Züricher Zeitung“: In der norwegischen Hauptstadt sind jetzt etwa 20000 Personen von der „spanischen Krankheit“ erfaßt. Die Seuche scheint noch nicht ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Sie forderte auch mehrere Todesopfer. In allen diesen Fällen trat Lungenentzündung hinzu.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 1. August 1918 (Nr. 91), Lokales und Provinzielles

Der Weg der Grippe. Auch in Holländisch-Indien wurde die spanische Grippe in Singapore festgestellt. In Medan auf Sumatra wurden nach einer Depesche aus Batavia 100 Fälle verzeichnet. Die Krankheit trägt dort den Namen Russische Influenza. In Kristiania hat die Spanische Grippe einen unerhörten Umfang angenommen. Man schätzt die Zahl der in der vorigen Woche aufgetretenen Fälle auf 35000. Im Durchschnitt werden 15 Todesfälle gemeldet. Auch in Kopenhagen greift die Seuche immer mehr um sich. Besonders das Militär hat zahlreiche Erkrankungen zu verzeichnen. Bis jetzt sind sechs Todesfälle gemeldet. In Schweden ist besonders der südliche Teil von der Seuche heim­gesucht. Aus Gotenburg wurden etwa 1000 Krankheitsfälle gemeldet, darunter einige mit tödlichem Ausgang. In der Schweiz hat die Grippe-Epidemie bis zum Sonntag 800 Todesfälle verursacht. Davon entfallen auf die Armee 105, auf die Stadt Bern 128. Bern hatte am Montag, Dienstag und Mittwoch nicht weniger als 44 Todesfälle aufzuweisen. Von einem Zurückgehen der Seuche kann nicht gesprochen werden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 13. August 1918 (Nr. 96), Lokales und Provinzielles

Fahrpreisermäßigung zum Besuch der Kriegergräber im Osten. Den Angehörigen verstorbener oder gefallener Krieger im Osten wird eine Fahrpreisermäßigung von 50 Prozent zum Besuch der Kriegergräber auf allen Bahnen im besetzten Osten gewährt. Zur Erlangung der Fahrpreisermäßigung ist eine Bescheinigung der Ortspolizei erforderlich, daß der verstorbene Krieger ein Angehöriger des Gesuchstellers ist. ...

Alt-Landsberg, 12. August. Bei der versuchten Festnahme von Geflügeldieben ist in der Nacht der Nachtwächter und Schuldiener Kiesler von einem oder mehreren Dieben mit einer Brechstange getötet worden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 15. August 1918 (Nr. 97), Aus aller Welt

Die Ansteckungsfähigkeit der Grippe. Zweimalige Erkrankungen an spanischer Grippe sind in Dänemark häufig vorgekommen. Während im Allgemeinen durch Bakterie hervorgerufene Krank­heiten sich dadurch kennzeichnen, daß sie das befallene Individuum auf kürzere oder längere Zeit gegen das Krankheitsgift immun machen, hat man gefunden, daß bei der Grippe in einer ganzen Menge von Fällen eine tatsächliche Neuansteckung eintrat. Skandinavische Wissenschaftler sind auf Grund dieser Tatsache und des Umstandes, daß sich in den nordischen bakteriologischen Anstalten keine Influenzabazillen oder auch Streptokokken (Eiterbakterien), dafür aber in großer Anzahl andere Kokken fanden, zu der Ansicht gekommen, daß man es hier mit einer Ansteckung ganz anderer Art zu tun habe.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 15. September 1918 (Nr. 110), Lokales und Provinzielles

Beschädigung der Telegraphenleitungen durch Schulkinder. Die Schulabteilung der Regierung Potsdam wendet sich in einer Verfügung an die Schulleiter und Kreisschulinspektoren gegen die Beschädigungen der Isolatoren der Telegraphenleitungen. In letzter Zeit ist mehrfach wahrgenommen worden, daß die am Telegraphengestänge der Eisenbahnverwaltung befindlichen Isolatoren aus Porzellan mutwillig durch Steinwürfe zertrümmert worden sind. Als Täter kommen in den meisten Fällen Schulkinder in Frage, die sich beim Hüten von Vieh oder anderer Gelegenheit in der Nähe der Strecken aufhalten. Die Kinder sollen in allen in Betracht kommenden Schulen von Zeit zu Zeit - besonders in den Monaten April bis Oktober - über die Gemeingefährlichkeit und Strafbarkeit derartiger Streiche belehrt werden.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 13. Oktober 1918 (Nr. 122), Lokales und Provinzielles

Wiederauftreten der Grippe in Groß-Berlin. In Berlin wie in den Vororten sind zahlreiche neue Fälle von Grippeerkrankungen zu verzeichnen, ohne daß bisher die Erkrankungen jedoch das Gepräge einer Epidemie angnommen haben. Die Fälle scheinen zumeist auch minder schwer zu sein als bei dem ersten stürmischen Auftreten der „spanischen Krankheit“ im Juni und Juli d. Js. Sie dürften auf den Witterungswechsel und die Wärmeschwankungen der letzten Tage zurückzuführen sein, wie ja auch sonst in dieser herbstlichen Uebergangszeit die Influenzaerkrankungen sich vermehrten.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 17. Oktober 1918 (Nr. 124), Lokales und Provinzielles

Die Grippe hat nicht nur an Ausdehnung stark zugenommen, sondern auch die Zahl der schweren oder tödlich verlaufenden Fälle ist größer als beim ersten Auftreten der sogenannten „spanischen Krank­heit“ im Juni d. Js. Sie geht in ihrem Verlauf nicht selten in Lungen- und Brustfellentzündung über. Als Vorbeugungsmittel wird häufiges Mundspülen empfohlen. Trotz des Anschwellens der Krankheits­ziffer und der Schwere des Krankheitsbildes liegt aber - nach Ansicht amtlicher Stellen - ein Grund zur allgemeinen Besorgnis nicht vor.
Den aus der Provinz einlaufenden Nachrichten zufolge mußten in verschiedenen Orten die Zeitungen wegen Personalmangels infolge der Krankheit ausfallen. In Landsberg wurden infolge der starken Verbreitung der Grippe die Schulen bis auf weiteres geschlossen und der Postamtsdienst einge­schränkt. Auch unter dem Personal unseres Blattes hat die heimtückische Krankheit arge Lücken gerissen; besonders sind die Austräger stark in Mitleidenschaft gezogen. Das pünktliche Erscheinen unseres Blattes ist, zumal geeignete Hilfskräfte nur schwer zu haben sind, in Frage gestellt. Wir sehen uns daher veranlaßt, unsere Leser in Anbetracht der Umstände zu bitten, bei Nichteintreffen die Zeitung aus unserer Geschäftsstelle selbst abzuholen.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 27. Oktober 1918 (Nr. 128), Lokales und Provinzielles

Die Zahl der an Grippe Erkrankten nimmt in verschiedenen Orten erfreulicher Weise ab; aus einzelnen Gegenden wird aber noch von einem Umsichgreifen der Krankheit berichtet. Vorsicht ist natürlich nach wie vor am Platze. Das Gesundheitsamt empfiehlt dringend, man sollte, falls die Erkrankung erfolgt, nicht die Krankheit hinschleppen, indem man der gewohnten Beschäftigung weiter nachgeht. Man begebe sich vielmehr schon bei den ersten Anzeichen des Unwohlseins (Frostempfindungen, Fieber, Kopfweh, Schnupfen, Husten, Abgeschlagenheit oder Gliederschmerz) alsbald ins Bett. Dies ist vor allem zur Schonung des Herzens notwendig.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 27. Oktober 1918 (Nr. 128), Aus aller Welt

Der Kriegsgefangenen-Austausch zwischen Rußland und den Mittelmächten. Nach amtlicher russischer Mitteilung sind bis zum 1. Oktober d. Js. 52890 Kriegsgefangene nach Deutschland und Österreich-Ungarn abgesandt worden. Davon waren 27892 Deutsche, 23900 Oesterreich-Ungarn und 509 Türken. Rußland hat im selben Zeitraum 88269 russische Kriegsgefangene empfangen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 31. Oktober 1918 (Nr. 130), Lokales und Provinzielles

Die Grippe. Der Stand der Grippekranken läßt erkennen, daß die Seuche sich immer noch mehr ausbreitet. Zu den Mitteln, die wir bisher gegen die Grippe veröffentlichten, wollen wir das folgende noch nachtragen: Dr. Josef Häusle in Feldkirch, der als hervorragender Kenner der Naturheilkräfte bekannt ist, schreibt nämlich der Wiener „Reichspost“: Ein sehr einfaches, aber gutes Mittel gegen die spanische Krankheit sind rote Rüben. Man gibt dem Kranken einen großen Suppenteller voll Salat von roten Rüben im Laufe von sechs bis acht Stunden zu essen. Ich habe viele Kranke gesehen, die abends 40 Grad Fieber hatten und nach Genuß der roten Rüben in der Frühe des andern Tages vollständig fieberfrei waren. Vor allem vergesse man das Allheilmittel nicht: Schwitzen.

Grippe und Volksernährung. Von sachverständiger Seite wird geschrieben: Die von anderer Seite verbreitete Nachricht, daß die jetzige Kalkarmut der Nahrungsmittel der Hauptgrund für die Aus­breitung der Grippe sei, ist in dieser Form zweifellos unrichtig. ... Theoretisch wird von der Wissen­schaft allerdings zugegeben, daß ein Kalkoptimum in der Nahrung geboten werden müsse; ob aber die jetzige Nahrung allgemeine Erscheinungen der Kalkarmut schon hervorgerufen hat, erscheint doch recht zweifelhaft. ... Wir haben ähnliche Epidemien 1836 und 1837 und Anfang der achtziger Jahre gehabt, die einen ähnlichen Verlauf wie die jetzige hatten, wenn auch in den achtziger Jahren nicht ganz so bösartig. Aber die Seuche tritt jetzt in allen Ländern gleich schwer auf, so z. B. auch in den neutralen Staaten, die mit Lebensmitteln noch vollkommen genügend versorgt sind. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Grippe und Volksernährung kann daher nicht wohl behauptet werden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 13. August 1918 (Nr. 134), Sonderdepesche

Berlin, 9. Nov. (Amtlich.)
Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Throne zu entsagen. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 12. November 1918 (Nr. 135)

Die Regierungsbildung.
Sonntag nachmittag fand im Zirkus Busch zu Berlin die 1. Versammlung des Arbeiter- und Soldatenrats statt, nachdem am Vormittag die Soldaten in den Kasernen und Lazaretten und die Arbeiter in ihren Betrieben gewählt hatten. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 26. November 1918 (Nr. 141), Lokales und Provinzielles

Die Demobilisierung beansprucht einen so großen Teil des Lokomotivparkes der Eisenbahn, daß vorübergehend auch vor dem Stadt-, Ring- und Vorortverkehr nicht haltgemacht werden kann. Den Reisenden wird empfohlen, sich über die verkehrenden Züge aus den auf den Bahnhöfen angebrachten Aushängen zu unterrichten.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 3. Dezember 1918 (Nr. 144), Lokales und Provinzielles

Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht. Durch eine Verfügung des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ist die geistliche Ortsschulaufsicht in Preußen von heute ab aufgehoben. Die bisherigen Inhaber bleien so lange im Amte, bis ihre Befugnisse durch die Kreisschulinspektoren übernommen sein werden. Die Uebernahme ist unverzüglich in die Wege zu leiten und muß am 31. Dezember abgeschlossen sein.

Frauen in der Kommunalverwaltung. Die Preußische Regierung hat unter dem 23. November ds. Js. folgendes angeordnet: Zu Mitgliedern gemischter städtischer Verwaltungsdeputationen können auch weibliche Personen bestellt werden, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen, unter denen nach den geltenden Gesetzen männlichen Personen das Bürgerrecht zusteht. ...

Kaulsdorf, 2. Dezember. Nach einer Blättermeldung wurden aus dem Bundesschützenhaus hierselbst die dort aufbewahrten Sport-Scheibenbüchsen gewaltsam entwendet. Ueber 700 sehr wertvolle Büchsen nebst Zubehör wurden, nachdem die verschlossenen Gewehrspinde aufgebrochen worden waren, mitgenommen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 12. Dezember 1918 (Nr. 148), Lokales und Provinzielles

Radfahren ungehindert erlaubt. Alle Beschlagnahmen von Fahrrädern, Gummi usw. sind aufgehoben worden, so daß der Fahrradverkehr nunmehr von jeder Einschränkung wieder befreit ist. Man kann wieder überall Rad fahren.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 17. Dezember 1918 (Nr. 150), Lokales und Provinzielles

Krieger-Empfang.
Am Sonnabend Mittag trafen die ersten Teile des hier garnisonierenden Lehr-Infanterie-Regiments, bestehend aus 50 Mann mit 200 Pferden in Niederschönhausen ein.
Auf dem Friedensplatz fand feierlicher Empfang statt. ...

Gastwirtswäsche nicht mehr beschlagnahmt. Die Wäsche in Gastwirts- und ähnlichen Betrieben sowie in Wäscheverleihgeschäften war bisher auf Grund der Bekanntmachung der Reichsbekleidungs­stelle vom 25. August 1917 beschlagnahmt. Diese Beschlagnahme ist nun durch die Bekanntmachung im amtlichen Teil vom heutigen Tage aufgehoben worden. ...


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