Zeitungskopf ab 15. Mai 1945

Zeitungskopf (und neues Format) ab 14. August 1945
Beiträge der von der Roten Armee herausgegebenen Zeitung Tägliche Rundschau von 1945 (1. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.


Dienstag, den 15. Mai 1945 (Nr. 1), Titelseite, gekürzt

Tägliche Rundschau
Nr. 1 / Frontzeitung für die deutsche Bevölkerung / 15. Mai 1945

Die Zeitung der Roten Armee in Berlin ...
Die Aufgabe unserer Zeitung besteht darin, dem deutschen Volk die Wahrheit über die Rote Armee und die Sowjetunion nahe zu bringen, den Deutschen zu helfen, in der gegenwärtigen politischen Lage die richtige Orientierung zu finden, mit den Ueberbleibseln der hitlerischen Armee aufzu­räumen und alle Kräfte zur schnellsten Wiederherstellung eines normalen Lebens anzuspannen.

Abschließende Operationen der Roten Armee
(Bericht des Informationsbüros vom 14. Mai 1945) ...
Insgesamt wurden somit in der Zeit vom 9. bis 14. Mai an der gesamten Front 1 230 000 deutsche Soldaten und Offiziere sowie 101 Generale gefangengenommen.

An die Bevölkerung der Stadt Berlin
Um die regelmäßige Versorgung der Berliner Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen, hat das sowjetische Militärkommando durch den Kommandanten der Stadt Berlin der Stadtverwaltung ausreichende Mengen von Lebensmitteln zur Verfügung gestellt.
Gemäß Befehl des Militärkommandanten der Stadt Berlin, Generaloberst Bersarin, sind ab 15. Mai 1945 folgende feste Lebensmittelrationen pro Person und Tag festgesetzt worden:
Brot / Nährmittel
  1. Schwerstarbeiter und Arbeiter in gesundheitsschädlichen Betrieben 600 g / 80 g
  2. Arbeiter die nicht in schweren oder gesundheitsschädlichen Berufen tätig sind 500 g / 60 g
  3. Angestellte 400 g / 40 g
  4. Kinder, nichtberufstätige Familienangehörige und die übrige Bevölkerung 300 g / 30 g ...


Dienstag, den 15. Mai 1945 (Nr. 1), gekürzt

Wiederherstellung des normalen Lebens in Berlin
Mit jedem Tage wächst die Zahl der in Betrieb gesetzten Werkstätten und Handelsunternehmen ...
An Einzelheiten: ...
Im Bezirk Berlin-Mitte sind 19 Krankenhäuser eröffnet worden. Ein Bad, das 10 000 Menschen bedienen kann, wurde in Betrieb gesetzt.
Im Bezirk Horst Wessel stehen den Kindern und Kranken bisher 34 Milchfarmen zur Verfügung.
Im Bezirk Hoppegarten wurden an die Bevölkerung 30 t Saatkartoffeln verkauft. ...
Die Verdunklung ist aufgehoben, und die Aufenthaltsgenehmigung auf den Straßen ist nicht mehr begrenzt. Die Bevölkerung nimmt an den Wiederaufbauarbeiten sehr aktiv Anteil. ...

17 Kinos eröffnet
17 Lichtspieltheater sind bereits in Berlin wieder eröffnet worden. Es werden Sowjetfilme vorgeführt. Der Andrang des Publikums ist sehr bedeutend.


Mittwoch, den 16. Mai 1945 (Nr. 2), Titelseite (neuer Untertitel), gekürzt

Tägliche Rundschau
Tageszeitung des Kommandos der Roten Armee für die deutsche Bevölkerung

Abschluß der Operationen der Roten Armee
(Bericht des Informationsbüros der Sowjetunion vom 15. Mai 1945)
Die Aufnahme von gefangenen deutschen Soldaten und Offizieren wurde an der gesamten Front abgeschlossen. ...


Donnerstag, den 17. Mai 1945 (Nr. 3), Titelseite, gekürzt

Bekanntmachung über die Bildung einer Berliner Städtischen Selbstverwaltung
Am 11., 12. und 13. Mai dieses Jahres fanden Versammlungen von Vertretern verschiedener öffentlichen Gruppen der Stadt Berlin statt, bei denen die Fragen der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung, der Wiederherstellung der Kommunalwirtschaft und der schnellsten Einrichtung normalen Lebens in der Stadt aufgeworfen wurden.
Auf diesen Versammlungen wurde beschlossen, eine Städtische Selbstverwaltung von Berlin aufzustellen, in deren Bestand folgende Personen aufgenommen wurden:
  1. Doktor Arthur WERNER, Architekt und Ingenieur für Elektrotechnik und Maschinenbau.
  2. Karl SCHULZ, ehem. Hochschulrektor.
  3. Karl MARON, Schlosser, Sozialpolitiker
  4. Doktor HERMES, bedeutender Fachmann in Fragen der Landwirtschaft und der Lebensmittelversorgung.
  5. Paul SCHWENK, ehem. Mitglied des Preußischen Landtages, großer Fachmann in Fragen der städtischen Wirtschaft.
  6. KRAFT, Ingenieur, bedeutender Fachmann in Fragen der städtischen Wirtschaft.
  7. Arthur PIECK, aktiver Funktionär der Gewerkschaftsbewegung.
  8. SCHIERACK, Ingenieur.
  9. Professor SAUERBRUCH, Chirurg.
  10. Otto LORENZ, Lehrer.
  11. KEELER, Nachrichteningenieur.
  12. Otto GESCHKE, ehem. Mitglied des Reichstages.
  13. Josef ORLOP, Eigentümer eines Lebensmittelgeschäftes, ehem. Abgeordneter Kandidat des Preußischen Landtages.
  14. BUCHHOLZ, Pfarrer.
  15. Edmund NORDWIG, Finanzfachmann u. a.
Die Aufstellung der führenden Mitarbeiter der Berliner Städtischen Selbstverwaltung wurde am 14. Mai dieses Jahres dem sowjetischen Militärkommando vorgelegt und erhielt dessen Beistimmung.
Die Berliner Stadtverwaltung ist im alten Gebäude am Alexanderplatz untergebracht und hat ihre Arbeit aufgenommen.


Freitag, den 18. Mai 1945 (Nr. 4), Titelseite (neuer Untertitel), gekürzt

Tägliche Rundschau
Tageszeitung für die Bevölkerung Deutschlands

Bekanntmachung des Oberbürgermeisters der Stadt Berlin
Mit Anerkennung des Militär-Kommandos der Roten Armee wurde der Magistrat der Stadt Berlin neu gebildet.
Die Obliegenheiten des Oberbürgermeisters habe ich selbst übernommen.
Für die führenden Funktionen des Magistrats wurden bestellt:
  • Zum ersten Stellvertreter des Oberbürgermeisters: Karl MARON.
  • Zum zweiten Stellvertreter und Leiter der Abteilung Ernährung: Dr. Andreas HERMES.
  • Zum dritten Stellvertreter und Leiter der Planabteilung: Paul SCHWENK.
  • Zum vierten Stellvertreter: Karl SCHOLZE.
  • Zum Leiter der Abteilung für Personalfragen und Verwaltung: Arthur PIECK.
  • Zum Leiter der Abteilung Volksbildungswesen: Otto WINZER.
  • Zum Leiter der Abteilung für Gesundheitswesen: Ing. KRAFT.
  • Zum Leiter der Abteilung für Finanzverwaltung: Edmund NORDWIECK.
  • Zum Leiter der Abteilung für die kommunalen Betriebe: Inh. JIRACK.
  • Zum Leiter der Abteilung für Handel: Josef ORLOPP.
  • Zum Leiter der Abteilung Für Nachrichten und Verbindung: Ernst KEHLER.
  • Zum Leiter der Abteilung für Sozialfürsorge: Ottomar GESCHKE.
  • Zum Leiter der Abteilung für Wirtschaft: Ministerialdirigent LANDWEHR.
  • Zum Leiter der Abteilung für Arbeitseinsatz: Hans JENDRETZKI.
  • Zum Beirat für Kirchenfragen: Pfarrer BUCHHOLZ.
Ich rufe die Bevölkerung Berlins auf, dem neugebildeten Magistrat aktive Hilfe zu leisten zur Wiederherstellung des normalen Lebens der Stadt und bei der Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber dem Militärkommando der Roten Armee.
Berlin, 17. Mai 1945.
Der Oberbürgermeister der Stadt Berlin
Dr. ARTHUR WERNER

Hört den Rundfunksender Berlin!
Der Rundfunksender Berlin sendet täglich um 12 Uhr, 16 Uhr und 20 Uhr deutscher Sommerzeit auf Welle 356 m = 84 kHz. Am Pfingstsonntagmorgen hören Sie von 8-10 Uhr ein großes Pfingst­konzert. Ab Pfingstmontag arbeitet der Rundfunksender Berlin täglich durchgehend von 6 Uhr früh bis 1 Uhr nachts. ...


Sonnabend, den 19. Mai 1945 (Nr. 5), Titelseite (wieder alter Untertitel), gekürzt

Tägliche Rundschau
Frontzeitung für die deutsche Bevölkerung


Sonnabend, den 19. Mai 1945 (Nr. 5)

Die Nahverkehrsmittel müssen wieder rollen
Die Leitung des BVG liegt entgegen anderen Gerüchten wie bisher in den Händen von Dr.-Ing. Heuer, Herrn Mross und Herrn Fink. Das Berliner Nahverkehrswesen wird in allerkürzester Zeit wieder in Gang gebracht.


Sonntag, den 20. Mai 1945 (Nr. 6)

Die U-Bahn in Betrieb
Der Abteilungsleiter des Verkehrswesens der Stadt Berlin, Herr Ing. Kraft, teilt mit, daß folgende U-Bahnstrecken wieder in Betrieb genommen worden sind:
Hermannplatz - Bergstraße, Hermannplatz - Leinestraße, Knie - Ruhleben.
Die Bahnen verkehren von 7 bis 21 Uhr in Abständen von 20 Minuten / Fahrpreis 20 Pfennig.
Folgende weitere Strecken werden in den nächsten Tagen den Betrieb wieder aufnehmen:
Alexanderplatz - Gesundbrunnen, Alexanderplatz - Schönhauser Allee, Alexanderplatz - Hermann­platz, Schillingstraße - Friedrichsfelde, Podbielski Allee - Krumme Lanke.

Kein Schlangestehen mehr
Die Lebensmittelversorgung in Berlin-Friedrichsfelde ist bereits außerordentlich günstig. Frau Pöggel, Altfriedrichsfelde, erklärt: „Wir kennen kein Schlangestehen mehr. Fleisch, Fett, Brot kaufen wir wie 1939. Nur beim Einkauf von Frischgemüse gibt es hin und wieder geringfügige Stockungen, die aber in den seltensten Fällen so lange dauern, daß die Käufer auf der Straße warten müssen.“
Ueber die Wiederinstandsetzung der kommunalen Anlagen in Friedrichsfelde erklärt der Leiter des städtischen Arbeitsamtes Geffrey: „Elektrizitätswerk, Gas- und Wasserwerk sind wieder betriebs­bereit. Strom- und Wasserversorgung arbeitet einwandfrei. Die Gaserzeugung ist bisher nicht wieder aufgenommen worden.“
An Versorgungsbetrieben wurde ein Viehhof in Friedrichsfelde wieder in Betrieb genommen.


Dienstag, den 22. Mai 1945 (Nr. 7), gekürzt

Feierliche Gründungsversammlung des neuen Berliner Magistrats
Generaloberst Bersarin spricht
In ihre Rechte tritt heute die Berliner Stadtverwaltung, deren Aufgabe darin besteht, so schnell und so gut wie möglich das normale Leben der Stadt Berlin wiederherzustellen. ...


Dienstag, den 22. Mai 1945 (Nr. 7), gekürzt

Befehl des Chefs der Besatzung und Militärkommandanten der Stadt Berlin
20. Mai 1945 Nr. 4 Stadt BERLIN
1. Bis zur Herausgabe besonderer Anweisungen ist in der Stadt Berlin nach Moskauer Zeit zu arbeiten. (Arbeitszeit in Geschäften, Betrieben, Theatern usw.) ...


Dienstag, den 22. Mai 1945 (Nr. 7), gekürzt

Bank- und Kassenwesen in Berlin
Im Gebiet Groß-Berlins haben eine Reihe von Banken und Kassen ihre Arbeit wieder auf­genommen. Darunter allein 31 im Bezirk Mitte, von diesen sind die wichtigsten:
  • Stadtbank (Stadtsparkasse und Depositenkasse) Klosterstraße 83-85 ...
  • Deutsche Bank, Hauptgeschäft Mauerstraße, ...
  • Kommerzbank, Hauptgeschäft Behrenstraße 32-33 ...
  • Dresdner Bank, Hauptgeschäft Behrenstraße 35 ...


Dienstag, den 29. Mai 1945 (Nr. 13), gekürzt

Kirchen-Nachrichten
Durch einen Erlaß des Herrn Stadtkommandanten von Berlin, Generaloberst Bersarin, werden alle Einschränkungen aufgehoben, denen die Feier der kirchlichen Festtage unter der Naziherrschaft unterworfen war.
Mit Rücksicht auf die Zerstörung der St. Hedwigskathedrale und den Zustand der Straßen der Innenstadt fällt die feierliche Prozession am Fronleichnamstag, Donnerstag, den 31. Mai, in diesem Jahre aus. Da auch in anderen Stadtbezirken ein würdiger Verlauf der Prozession wegen der dringenden Aufräumungsarbeiten vielfach nicht gewährleistet ist, werden die Herren Pfarrer hiermit angewiesen, die am darauffolgenden Sonntag übliche Prozession auf die kircheneigenen Grundstücke zu beschränken.
Pfarrer Buchholz
Beirat für Kirchenfragen beim Magistrat Berlin.

Sozialaufbau in Berlin
Berlin sorgt für die Jugend, für Alte und Kranke ...
Die Opfer des Faschismus werden während einer Uebergangszeit so unterstützt, daß sie in der Lage sind, sich ohne Arbeitsleistung von den erlittenen körperlichen Qualen und Strapazen zu erholen. Sie sind mit Lebensmitteln ausreichend versorgt worden, und es wurden alle Anstrengungen gemacht, notwendige Kleidung und Wohnraum bereitzustellen. ...


Mittwoch, den 30. Mai 1945 (Nr. 14), Berlin im Spiegel des Aufbaues, gekürzt

Kurznachrichten aus den Bezirken
Friedrichsfelde
Der Ortsteil Friedrichsfelde, der bis zum 22. Mai 1945 [?] als eine selbständige Ortsbürgermeisterei galt, ist vom 25. Mai 1945 ab wieder dem alten Verwaltungsbezirk Lichtenberg einverleibt worden. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 20000.
Das Gut Treskow, das mit totem und lebendigem Inventar von der Verwaltung der Bürgermeisterei Friedrichsfelde übernommen wurde, wird zu einem Kinderheim umgestaltet.
Allen Rentnern, welche ihr Einkommen nur aus Rente beziehen, wurde ein Ueberbrückungsgeld gezahlt, um sie in die Lage zu versetzen, die ihnen auf ihre Lebensmittelkarten zustehenden Waren zu kaufen. Ab 1. Juni 1945 erfolgt die Auszahlung des von der zentralen Stadtverwaltung fest­gesetzten Rentenbetrages.
Prenzlauer Berg
Im Bezirk Prenzlauer Berg wurde kürzlich die Badeanstalt wieder für das Publikum geöffnet.


Mittwoch, den 6. Juni 1945 (Nr. 20), Titelseite, gekürzt

Unterzeichnung
der Deklaration über die Niederlage Deutschlands und die Uebernahme höchster Autorität hinsichtlich Deutschlands durch die Regierungen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika und der Provisorischen Regierung der Französischen Republik ...


Mittwoch, den 6. Juni 1945 (Nr. 20), gekürzt

Im Juli wird der Berliner Zoo geöffnet.
„92 Tiere leben noch“, sagt der gegenwärtige Leiter des Berliner Zoos, Ernst Uebrick, „alle mitge­rechnet, auch die ganz kleinen Vögel.“ Wer den Tierbestand unseres Zoos vorher einigermaßen gekannt hat, weiß wie groß die Verlustliste ist. ...


Donnerstag, den 7. Juni 1945 (Nr. 21), gekürzt

Chefredakteur: M. Sokolow.
Verlag und Redaktion „Tägliche Rundschau“ befinden sich Berlin N 58, Göhrener Str. 11 (Nähe Danziger Str.)


Freitag, den 8. Juni 1945 (Nr. 22), Berlin im Spiegel des Aufbaus, gekürzt

Kurznachrichten aus den Bezirken
Köpenick
Von Köpenick aus fährt die Straßenbahn schon wieder ins Zentrum und wird auch bald nach Friedrichshagen, Adlershof und bis zur Wendenschloßstraße fahren können.
Für den Feierabend sorgen fünf Kinos und zwei Kleinkunstbühnen. Auch die Freibäder werden eröffnet, drei Sportplätze stehen schon zur Verfügung.
Es wurden eine Zahnklinik, sowie Säuglings- und Schwangerenfürsorgestellen errichtet. Auch die Lungenfürsorge arbeitet bereits.


Sonnabend, den 9. Juni 1945 (Nr. 23), gekürzt

„Hauptsache, wir fahren!“
U-Bahn wird wieder flott
... Die Berliner U-Bahn war tot. 800 000 cbm Wasser waren in die Schächte eingedrungen. ... Zuallererst mußte das Wasser aus den U-Bahnschächten heraus. Alle Motore und Saugpumpen, die man auftreiben konnte, wurden angesetzt: Sie arbeiten seit Wochen ohne Pause bei Tag und Nacht. ...
Und in 14 Tagen fuhr tatsächlich die U-Bahn wieder. Natürlich erst stellenweise - vier Stationen vom Alexanderplatz bis zur Schönhauser Allee, vier Bahnhöfe weit von der Frankfurter Allee bis Friedrichfelde, vom Rosenthaler Platz bis Gesundbrunnen und doppelt so weit vom Bahnhof Zoo bis zur Endstation Ruhleben und vom Kottbuser Tor bis Bergstraße und Leinestraße. ...


Sonntag, den 10. Juni 1945 (Nr. 24), Berlin im Spiegel des Aufbaus, gekürzt

Aus den Bezirken
Hoppegarten
Hoppegarten und das benachbarte Neuenhagen sind wieder zu einem Bezirk zusammengefaßt worden. In wenigen Wochen gelang es, der etwa 12 000 Köpfe zählenden Bevölkerung die Lebensmittelzuteilung zu sichern.
In kurzer Zeit wurden zwei Krankenhäuser, eine Entbindungsstation und eine Beratungsstelle für Geschlechtskranke eingerichtet. Das am Ort befindliche Kino wird in den nächsten Tagen eröffnet werden.
Lichtenberg
Die Ortsteile Friedrichsfelde, Karlshorst, Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf, Marzahn und Hellersdorf wurden wieder in die Bezirksverwaltung Lichtenberg eingegliedert. Die Ortsbürgermeistereien der Uebergangszeit wurden in Dienststellen der Bezirksverwaltung umgewandelt. Polizei und Gerichte haben ihre Tätigkeit aufgenommen. Der Unterhaltung und Entspannung dienen in diesem Bezirk das Kabarett „Rakete“ und das Varieté in der Jahnschule.


Sonntag, den 10. Juni 1945 (Nr. 24)

Eine Mahnung an alle!
Sperrstunden von 22.30 bis 5.00 Uhr
Der Polizeipräsident der Stadt Berlin gibt bekannt: Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß für die Zeit von 22.30 Uhr bis 5.00 Uhr früh das Ausgehverbot besteht. Wer sich dessen ungeachtet auf der Straße bewegt, setzt sich der Gefahr einer Feststellung aus.
Aenderungen der Sperrstunden werden durch Presse und Rundfunk bekanntgegeben.
Der Polizeipräsident.


Donnerstag, den 14. Juni 1945 (Nr. 27)

Vorrätighalten von Hackfleisch verboten
Da zur Zeit die Möglichkeit nicht besteht, Hackfleisch, Schabefleisch und zubereitetes Hackfleisch bestimmungsgemäß in Kühleinrichtungen oder unter sicher abschließenden luftdurchlässigen Fliegenschutzvorrichtungen kühl aufzubewahren, wird das Vorrätighalten von Hackfleisch usw. im Interesse der Gesunderhaltung der Bevölkerung bis auf weiteres verboten.


Dienstag, den 19. Juni 1945 (Nr. 31), Titelseite, gekürzt

Mitteilung des Kriegsrats der Gruppe der sowjetischen Okkupationstruppen in Deutschland
Der Kriegsrat der Gruppe der sowjetischen Okkupationstruppen in Deutschland gibt den vorzeitigen Tod des Befehlshabers der 5. Armee und Militärkommandanten der Stadt Berlin, des Generalobersten Bersarin, Nikolai Erastowitsch, durch ein Kraftradunglück am 16. Juni 1945 bekannt. ...
Shukow, Telegin, Kosakow, Rudenko


Dienstag, den 19. Juni 1945 (Nr. 31), gekürzt

Das war in Dachau
Bericht eines katholischen Pfarrers
Am 20. Juni 1940 wurde ich von zwei Gestapobeamten aus meiner Wohnung geholt und am 24. Juni desselben Jahres nach Dachau verschickt. ...
Im Lager in Dachau war ich 3 Jahre und 4 Monate. Als Grund meiner Verhaftung gab mir die Gestapo an, daß ich für zwei im Lager Verstorbene eine Totenandacht abgehalten habe. Das stimmte. Eine Stunde später war ich bereits verhaftet.
Pfarrer Peter Kowolik
Berlin-Weißensee


Donnerstag, den 21. Juni 1945 (Nr. 33), gekürzt

„Berliner Zeitung“ - Organ des Magistrats
In Nummer 31 der „Berliner Zeitung“ vom 20. Juni 1945 wurde bekanntgegeben, daß die „Berliner Zeitung“ jetzt Organ des Magistrats der Stadt Berlin geworden ist.
In der Veröffentlichung hieß es, daß das Kommando der Roten Armee in einer Zeit die Herausgabe der Zeitung übernommen hatte, wo das Leben gerade erst dabei war, sich wieder einzuspielen. Da aber die Normalität des Lebens in Berlin im Laufe des vergangenen Monats beträchtlich vorangekommen ist, ... beschloß das Kommando der Roten Armee, die weitere Herausgabe der „Berliner Zeitung“ in die Hände des Magistrats der Stadt Berlin zu legen. ...


Freitag, den 22. Juni 1945 (Nr. 34), gekürzt

Warum immer noch kein Gas?
Von Stadtrat Jirak, Leiter des Hauptamtes Städtische Betriebe für Groß-Berlin
Man kann heute feststellen, daß Wasser so gut wie überall wieder zur Verfügung ist, daß das elektrische Licht brennt und der Strom in vielen Fällen Kocherleichterung bringt.
Allerdings kann in vielen Haushaltungen das gewohnte Kochgas noch immer nicht geliefert werden, und das Heizmaterial für den Herd bereitet schwere Beschaffungssorgen. ...
Wir haben es schon geschafft, daß die Gasanstalten in Neukölln, Lichtenberg, Schöneberg und Mariendorf ihre Arbeit aufnehmen konnten, und daß damit die genannten Stadtteile, soweit die Rohrleitungen fertiggestellt sind, bereits mit Gas beliefert werden. ...

Volkspark in Werneuchen
In den wenigen Wochen des Wiederaufbaus wurden in Werneuchen unter tatkräftiger Förderung des Stadtkommandanten durch eine neue Gemeindevertretung bereits positive Erfolge erzielt:
Die Stadt erhielt ein eigenes Krankenhaus, in dem etwa 60-70 Patienten untergebracht werden können. Vier Kinderheime wurden errichtet, die täglich fast 300 Kinder betreuen und auch ver­pflegen. Die schwierige Ernährungslage wird systematisch verbessert; Kinder bis zu zwei Jahren sowie werdende und stillende Mütter erhalten eine tägliche Milchzuteilung.
Es wird ein Volkspark angelegt. Zwei Varietévorstellungen, deren Darbietungen ausschließlich von heimischen Kräften bestritten wurden, fanden bereits statt. In Kürze soll auch wieder der volle Kinobetrieb beginnen.


Sonnabend, den 25. Juni 1945 (Nr. 35)

Erste Fahrt im Luxusexpress Moskau-Berlin
Moskau. Am Montag wird aus Moskau der erste Luxusexpreß Moskau-Berlin abfahren. Die Fahrt dauert drei Tage. Der Zug verkehrt zweimal wöchentlich, er besteht aus Schlafwagen, Speise­wagen, einer Bar und einem Kino. Der Zug hat Badeeinrichtung und Duschen, und die Passagiere können während der ganzen Fahrt Rundfunksendungen hören.

Die Zahl der deutschen Kriegsgefangenen
New York, 22. Juni. Das alliierte Hauptquartier meldet aus Paris, daß sich am Tage der deutschen Kapitulation 7 614 794 Mann in alliierter Kriegsgefangenschaft befanden. 4 209 000 Mann waren während der Kämpfe vor der Kapitulation gefangengenommen worden. Etwa 1 400 000 Deutsche fielen in den Kämpfen oder wurden schwer verwundet. Die sowjetischen Ziffern sind in dieser Zahl nicht mit einbegriffen.


Mittwoch, den 27. Juni 1945 (Nr. 38)

Wieder Trabrennen in Berlin
Jetzt wird auch der Berliner Pferdesport nach langer Pause wieder beginnen. Die Traber eröffnen den Reigen, und zwar am Sonntag, dem 1. Juli, auf der Bahn zu Karlshorst. In den Karlshorster Ställen sind bereits Pferde in genügender Anzahl, so daß gleich zur Eröffnung interessanter Sport geboten werden kann. Eine weitere Veranstaltung folgt am Sonntag, dem 8. Juli. Karlshorst ist mit der Straßenbahn 69 von Oberschöneweide bzw. von Lichtenberg aus zu erreichen.


Donnerstag, den 28. Juni 1945 (Nr. 39), Berlin im Spiegel des Aufbaus

Köpenick
In Oberschöneweide, Zeppelinstraße, wurde ein Entbindungsheim eingeweiht. Dort werden im Monat durchschnittlich fünfzig Frauen betreut.


Freitag, den 29. Juni 1945 (Nr. 40), Hinter den Kulissen des „Dritten Reiches“, gekürzt

Wie die Hitleristen den Reichstag in Brand steckten
... Göring nahm die Beschaffung des Brennmaterials auf sich. ... Goebbels setzte den genauen Zeitpunkt des Verbrechens fest ... Hinzu kommt noch eine Reihe von Werkzeugen, darunter der Provokateur van der Lubbe, aus Holland, mit welchem sich der Chef der Berliner Polizei, Graf Helldorf, in homosexuellen Häusern traf und ihn zur Ausführung dieses Plans verleitete. ...


Mittwoch, den 4. Juli 1945 (Nr. 44), Titelseite, gekürzt

Brandenburg-Mecklenburg-Sachsen
Provinzial- und Landesverwaltungen gebildet ...
Für die Provinz Brandenburg
Bestätigt wurden: Präsident der Provinzialverwaltung: Dr. Steinhoff ...


Donnerstag, den 5. Juli 1945 (Nr. 44), gekürzt

Zur Seuchenverhütung
Wir haben zur Zeit in Berlin leider viele Ruhrkranke und auch eine Anzahl Typhuskranke. Es sind dagegen alle ärztlichen Maßnahmen in die Wege geleitet. Die Kranken werden nach Möglichkeit in die noch vorhandenen Krankenhäuser gebracht. Aber: Vorbeugen ist besser als Heilen. Deshalb hier in Kürze einige Regeln:
  • Nur Leitungswasser trinken. ...
  • Fliegen durch Gazefenster oder Zugluft fernhalten! ...
  • Vor jedem Essen die Hände sorgfältig waschen, ...


Freitag, den 6. Juli 1945 (Nr. 46), Titelseite, gekürzt

Einmarsch der alliierten Truppen in Berlin
In Uebereinstimmung mit dem Abkommen zwischen den Verbündeten über die Einteilung Berlins in Okkupationszonen sind englische und amerikanische Truppen in Berlin einmarschiert und haben die vereinbarten Zonen besetzt.


Sonntag, den 8. Juli 1945 (Nr. 48), gekürzt

Zeitung der SPD: „Das Volk“
Gestern erschien die erste Nummer der Zeitung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands „Das Volk“. Ueber die Ziele, die sich die Zeitung setzt, schreibt Otto Grotewohl im Leitartikel, der von dem Gedanken und Willen zum Aufbau eines neuen demokratischen Deutschlands und vor allem von dem Streben zur Einheit aller Antifaschisten getragen ist. ...

Fabrik der 15000 Düfte
Eine kleine unscheinbare Fabrik gibt es draußen in Weißensee, dort werden auf künstliche (synthetische) Weise alle nur denkbaren Wohlgerüche hergestellt ...


Freitag, den 13. Juli 1945 (Nr. 52), Im Spiegel des Aufbaus

Lichtenberg
Der Ortsteil Marzahn hat wieder eine eigene Feuerwehr; eine Löschmannschaft wurde neu formiert und mit Benzinpumpe und ausreichendem Schlauchmaterial ausgerüstet.


Dienstag, den 17. Juli 1945 (Nr. 55), gekürzt

Wie werden Brandenburg und Mecklenburg mit Strom versorgt?
Es muß Strom zum Drusch geben, das weiß ein jeder Bauer in den vielen Dörfern von Brandenburg und Mecklenburg, in denen es vorläufig noch keinen gibt. Das wissen auch die neuen Verwaltungs­männer in der MEW (Märkische Elektrizitätswerk, Aktiengesellschaft), und sie handeln unter Leitung des neuberufenen Direktors, Herrn Jungk, danach. ...
Etwa 20 Kraftwerke speisen bereits das MEW-Netz. Eines der bedeutendsten ist selbstverständlich Finkenheerd, wo bekanntlich Braunkohle im Tagebau gefördert wird und somit das Kohlenproblem gelöst ist. Aber die Leitungen von Finkenheerd aus sind noch nicht wieder hergestellt.
... Besondere Bedeutung ist dem Kraftwerk in Potsdam beizumessen, das nicht nur Potsdam und Umgegend, sondern auch Wannsee und Babelsberg mit Strom versorgt.
In Rostock und Fürstenwalde arbeiten die Kraftwerke ebenfalls schon mit Braunkohle.
Wenn heute die Kraftwerke der MEW zum Teil die Stadtbevölkerung, Mühlen, Molkereien, Betriebe usw. mit Strom versorgen, so wird in kurzen Wochen die Stromversorgung der Dresch­maschinen zum unausweichlichen Gebot der Stunde werden. ...

Bier
Das Sommerwetter macht Durst. Zu seiner Löschung ist es immerhin schon möglich, Berlin regelmäßig mit Bier - wenn auch in geringen Mengen - zu beliefern. Es handelt sich da meist um Reserven, die viele Berliner Brauereien über den Krieg hinüberretten konnten.
Während zur Fabrikation neuer Biermengen alle Voraussetzungen (Personal, Anlagen) ziemlich vollständig gegeben sind, fehlt es an Gerste und Steinkohle. Trotzdem wird in den verbliebenen Brauereien Berlins (etwa die Hälfte der früher vorhandenen) eifrig gearbeitet. Der Ausstoß an Bier beträgt zur Zeit etwa 20-25 Prozent der Vorkriegsproduktion.
Außerdem werden Brauselimonaden und Selters hergestellt. ...

Aktivierung der Berliner Wirtschaft!
Der Berliner Oberbürgermeister, Dr. Werner, erläßt einen Aufruf zur Aktivierung der Berliner Wirtschaft. Er verlangt, daß diese Aktivierung der Berliner Unternehmer, Fabrikanten, Handwerker und sonstigen Erzeuger von gewerblichen Gütern auf zwei Ziele ausgerichtet ist:
erstens auf die Versorgung der Bevölkerung mit allen Gegenständen des täglichen Bedarfs;
zweitens auf die Erzeugung von Austauschgütern zur Ermöglichung des Warenaustausches, vor allem als Gegenleistung für die Lebensmittelanfuhr nach Berlin. ...


Dienstag, den 17. Juli 1945 (Nr. 55), Verkehrschronik, gekürzt

Neuer Reichsbahn-Fahrplan
... Zwischen Ostkreuz und Mahlsdorf sind nun zwei Zugpaare eingesetzt und zwischen Lichtenberg und Mahlsdorf ebenfalls zwei Zugpaare, so daß die Strecke ab Lichtenberg mit vier Zügen befahren ist.


Dienstag, den 17. Juli 1945 (Nr. 55), Im Spiegel des Aufbaus, gekürzt

Lichtenberg
Der Ortsteil Marzahn hat in der gemüsearmen Zeit vom 15. Mai bis 25. Juni, rund 150 000 kg Frühspinat, Frühwirsing- und Weißkohl dem Verwaltungsbezirk Lichtenberg abgeliefert.


Mittwoch, den 18. Juli 1945 (Nr. 56), Titelseite, gekürzt

Eröffnung der Konferenz der Häupter der drei Großmächte in Berlin
...
I. W. Stalin und W. M. Molotow in Berlin eingetroffen.
...


Freitag, den 20. Juli 1945 (Nr. 58), Verkehrschronik, gekürzt

... Die S-Bahn-Strecke Ostkreuz-Kaulsdorf ist seit kurzem in Betrieb. Da die Genehmigung bis Mahlsdorf vorliegt, kann mit Erweiterung des Betriebes bald gerechnet werden.


Sonntag, den 22. Juli 1945 (Nr. 60), gekürzt

Brandenburgische Firmen - wieder produktionsfähig
Ein überraschender Anblick bot sich den Teilnehmern der Landrats- und Oberbürgermeister­konferenz der Mark Brandenburg im Vorraum der Brandenburger Stadthalle. Hier hatte die neugebildete Gewerbekammer Brandenburgs eine Schau von Industrie- und Handwerkswaren eingerichtet.
Beachtenswert bei dieser Ausstellung war der Umstand, daß sämtliche vertretene Firmen bereits wieder mit Hilfe der örtlichen Militärkommandantur und der tatkräftigen Unterstützung der Stadtverwaltung, sowie der Gewerbekammer produktionsfähig sind. ...
Aus der Zahl der vertretenen Firmen sind aus der Textil- und Bekleidungsindustrie insbesondere ... zu erwähnen, die zum großen Teil die in Brandenburg erzeugten Textilfabrikate nunmehr in Form einer konfektionellen Bearbeitung einer weiteren Bereitstellung von dringendst benötigten Verbrauchsgütern wie Herren-, Kinder- und Frauenbekleidung in vorbildlicher Weise zuführen.
Daneben brachte die Lebensmittelindustrie eine vielseitige Uebersicht der von ihr erzeugten Halb- und Fertigfabrikate. ...
Besonderes Interesse erfuhren ferner die Stände der Firmen ..., die die bereits auf den eisen­verarbeitenden Sektor in die Praxis umgestellte Friedensproduktion mit den gezeigten Neu­konstruktionen verschiedener Artikel aus dem Büro- und Haushaltsbedarf zum Ausdruck brachten.
Vertreten waren auch die Firmen aus der Gießerei-Industrie ...
Eine besondere Abteilung nahm die Ausstellung des handwerklichen Sektors ein. Bereits rund 800 Handwerksbetriebe stehen in Brandenburg in Arbeit. ...


Sonntag, den 22. Juli 1945 (Nr. 60), gekürzt

Berlin
... Das Stadtbad Oderberger Straße im Bezirk Prenzlauer Berg hat seinen Betrieb wieder aufgenommen, nachdem die Kriegsschäden an der Brauseanlage und der Schwimmhalle, die wegen der Seuchengefahr vorübergehend geschlossen war, behoben sind. ...
Werneuchen
Hier fand eine von über 400 Jugendlichen besuchte Kundgebung statt, auf der neben dem Leiter des städtischen Jugendausschusses, Mau junior, der stellvertretende Bürgermeister Kortmann und der Arbeitseinsatzleiter Herberg das Wort ergriffen. Die Stadtverwaltung stellte eines der schönsten Landhäuser als „Haus der Jugend zur Verfügung“ und richtete es auch ein.


Sonntag, den 22. Juli 1945 (Nr. 60), Verkehrschronik, gekürzt

In Fortsetzung der U-Bahn-Linie E vom Alexanderplatz ist ein Omnibus eingesetzt von Friedrichs­felde bis Dahlwitz-Hoppegarten (Linie D) und eine weitere Anschlußlinie H vom U-Bahnhof Lichtenberg nach Hönow.


Dienstag, den 24. Juli 1945 (Nr. 61), gekürzt

„Neue Zeit“
Am Sonntag, den 22. Juli kam die erste Nummer der Zeitung „Neue Zeit“, des Organs der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, heraus. Zum Chefredakteur wurde Prof. Dr. Emil Dovifat berufen.

Täglich 600 000 U-Bahn-Fahrgäste
Diese Darstellung zeigt die Aufwärtsentwicklung im BVG-Verkehr in den Zahlen der täglich beförderten Fahrgäste aller drei Betriebsteile - Straßenbahn, Omnibus und U-Bahn. Der Gesamtverkehr ist seit Einstellung der Kampfhandlungen von 0 auf fast 1¼ Millionen gestiegen. An erster Stelle steht die U-Bahn mit 600 000 Fahrgästen täglich, ihr folgt die Straßenbahn mit mehr als 500 000 Fahrgästen. ...


Donnerstag, den 26. Juli 1945 (Nr. 63)

Luftverbindung zwischen Moskau und Berlin
Moskau, 25. Juli. Außer dem direkten Zugverkehr Moskau-Berlin besteht zwischen der Hauptstadt der Sowjetunion und Berlin ein regelmäßiger Flugverkehr, der mit komfortabel eingerichteten Flugzeugen durchgeführt wird.
Die erste Landung auf der etwa 2000 km langen Strecke erfolgt in Smolensk, dann landen die Flugzeuge in der bielorussischen Hauptstadt Minsk, und die letzte Landung vor dem Ziel findet in Warschau statt.
Auf dem Flugplatz Moskau herrscht dauernd eine rege Tätigkeit. Berlin ist durch mehrere Fluglinien mit einer Reihe deutscher Städte in der sowjetischen Besatzungszone verbunden. Der Flug Moskau-Berlin dauert fünf bis sieben Stunden.


Freitag, den 27. Juli 1945 (Nr. 64), Titelseite, gekürzt

BEFEHL
des obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung und des Oberbefehlshabers der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland
Den 25. Juli 1945 / Nr. 13 / Berlin
Zwecks Besserung der administrativen Leitung der Provinz Brandenburg befehle ich:
Die Provinz Brandenburg in die vier folgenden Verwaltungsbezirke zu teilen:
  • Bezirk Brandenburg mit dem Sitz in der Stadt Brandenburg. Der Bezirk setzt sich zusammen aus den Kreisen: Westprignitz, Ostprignitz, Ruppin, Westhavelland, Zauch-Belzig.
  • Bezirk Berlin mit dem Sitz in der Stadt Bernau. Der Bezirk setzt sich zusammen aus den Kreisen: Niederbarnim, Beeskow-Storkow, Teltow, Osthavelland.
  • Bezirk Eberswalde mit dem Sitz in der Stadt Eberswalde. Der Bezirk setzt sich zusammen aus den Kreisen: Prenzlau, Templin, Angermünde, Oberbarnim, Lebus.
  • Bezirk Cottbus mit dem Sitz in der Stadt Cottbus. Der Bezirk setzt sich zusammen aus den Kreisen: Guben, Cottbus, Sorau, Spremberg, Kalau, Luckau, Jüterbog-Luckenwalde.
Der Sitz der Provinz Brandenburg, die Stadt Potsdam, ist der Provinzialverwaltung unterstellt.
Der Oberste Chef der Sowjetischen Militärverwaltung
Oberbefehlshaber der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland,
Marschall der Sowjetunion G. SHUKOW
Chef des Stabes der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland,
Generaloberst W. KURASOW


Freitag, den 27. Juli 1945 (Nr. 64), Verkehrschronik, gekürzt

Fortschritte im Stadt- und Fernverkehr
... Die BVG wird demnächst im U-Bahn-Verkehr die Lösung mehrerer Fahrkarten gestatten, damit an der Sperre der Durchgang durch Zahlung und Geldwechsel nicht übermäßig verzögert wird. ...


Sonntag, den 29. Juli 1945 (Nr. 66)

Fahrgeschwindigkeit für Kraftfahrzeuge
Der Polizeipräsident der Stadt Berlin gibt bekannt:
Die höchstzulässige Fahrgeschwindigkeiten für Kraftfahrzeuge betragen: für Personenkraftwagen und Krafträder 45 km/Std., für Lastkraftwagen, Omnibusse und alle anderen Kraftfahrzeuge 30 km/Std., für das Ueberholen von marschierenden Kolonnen 15 km/Std. Wer diesen Vorschriften zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe bis zu 150 RM oder mit Haft bestraft. Die Verordnung tritt mit dem Tage der Bekanntmachung in der Presse in Kraft.


Dienstag, den 31. Juli 1945 (Nr. 67)

Eine Schule kehrt heim
Die Schulverwaltung Weißensee konnte 75 Schülerinnen der Klara-Schumann-Schule aus Stollberg im Südharz, wohin sie seit zwei Jahren mit der Schule verlegt waren, per Auto zurück­holen. Die Mädchen sind hier gesund und wohlauf zur großen Freude ihrer Väter und Mütter eingetroffen. Die Eltern, deren Kinder noch nicht heimgeführt wurden, dürfen überzeugt sein, daß die Stadtverwaltung alles tut, um sie so schnell wie möglich nach Hause zu bringen.
J. Kaszewski.


Mittwoch, den 1. August 1945 (Nr. 68), gekürzt

Im Stab der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland
1. Maßnahmen zur Wiederherstellung des Eisenbahn- und Wasserverkehrs
Zwecks Beschleunigung ... werden ... acht Eisenbahndirektionen gebildet: in Berlin, Dresden, Erfurt, Halle, Schwerin, Pasewalk, Wittenberg und Magdeburg.
Ferner zwei deutsche Wasserverkehrsdirektionen: Die Ostdirektion in Frankfurt an der Oder und die Westdirektion in Brandenburg.
2. Maßnahmen zur Regelung des deutschen Kraftwagenverkehrs auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone
Zu diesem Zweck werden ... ab 1. August d. J. Bescheinigungen eingeführt, die das Recht gewährleisten, mit Kraftwagen zu verkehren, die deutschen Betrieben, Behörden, Organisationen und Privatpersonen gehören.
Für jede Provinz und Land werden Bescheinigungen von einer besonderen Farbe ausgegeben.
Die Bescheinigungen sind nur auf dem Gebiet der betreffenden Provinz und nur zusammen mit der Vorweisung eines Passes oder Personalausweises des Inhabers und des Führerscheines gültig. ...


Donnerstag, den 2. August 1945 (Nr. 69)

USA übergibt 320 000 Kriegsgefangene an Frankreich
Washington, 1. August. Die Vereinigten Staaten werden 320 000 deutsche Kriegsgefangene an Frankreich abgeben, um damit den Wiederaufbau in diesem Lande zu fördern.

Abtransport der amerikanischen Truppen aus Europa
London, 31. Juli. Der Chef des Amerikanischen Transportkommandos erklärte, daß der Abtransport der amerikanischen Truppen aus Europa, mit Ausnahme der Besatzungstruppen, im Mai nächsten Jahres abgeschlossen sein wird.


Donnerstag, den 2. August 1945 (Nr. 69)

Provinz Sachsen packt zu
... Die sowjetische Militärverwaltung der Provinz Sachsen hat auf Befehl Marschall Shukows aus den bisherigen Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg sowie dem Land Anhalt eine einheitliche Provinz gebildet. ...


Freitag, den 3. August 1945 (Nr. 70), gekürzt

Wieder Postverkehr
Wie gestern bekanntgegeben wurde, hat die alliierte Kommandantur der Stadt Berlin die Wieder­aufnahme des Betriebes im Berliner Hauptpostamt und in den Bezirkspostämtern ab 2. August beschlossen.
Es werden wieder Postkarten und Privatbriefe (bis zu 20 g) befördert werden. Die Briefe dürfen nicht verschlossen werden. ...
Der Brieftext kann in deutscher, russischer, englischer oder französischer Sprache abgefaßt werden, Die Briefaufschrift muß mit lateinischen oder russischen Buchstaben in Hand- oder in Druckschrift ausgeführt sein. Die neuen Briefmarken sind an den Schalten der Postämter erhältlich. Außerdem sind dort ausführliche Verzeichnisse der deutschen Orte angebracht, mit denen der Postverkehr bereits möglich ist. ...

U-Bahn im Zentrum Berlins!
Schon 88 Bahnhöfe in Betrieb - 83 Gleiskilometer repariert
Die BVG hatte nach Kriegsschluß eine ungeheure Arbeit zu erledigen: 75 Kilometer U-Bahnstrecke mit 103 Bahnhöfen ... waren neben den Reparaturarbeiten an Straßenbahn und Autobus aus dem Chaos ins Leben zurückzurufen. ...
25 große Pumpen, die man unter erheblichen Schwierigkeiten herangeschafft hatte, spieen 3000-4000 cbm täglich an die Oberwelt; 960 000 cbm im ganzen. Dann ließ die unterirdische Sintflut nach, und die Tunnels lagen wasserfrei, müssen aber heute noch gegen das eindringende Grundwasser verteidigt werden. ...
Eben sind wieder fünf U-Bahnhöfe dem Betrieb übergeben. Potsdamer Platz bis Märkisches Museum ... Freitag werden wieder zwei Bahnhöfe zugänglich sein: Klosterstraße bis Alexander­platz und Pankow ... bis Schönhauser Allee. ...
Auch die schlimmste Schadensstelle am Strausberger Platz auf der Linie E, wo der ganze Bahnhof geradezu neu gebaut werden mußte, ist wieder befahrbar. ...

Berufstätige brauchen nicht anzustehen!
Um den Berufstätigen nach ihrer Arbeit der Einkauf ihrer Rationen zu erleichtern, hat der Magistrat soeben eine „Kaufbescheinigung für Berufstätige“ eingeführt, die dazu berechtigt, morgens von 6.30 bis 8.00 Uhr und abends von 18.00 bis 20.00 Uhr vor anderen Verbrauchern bedient zu werden. Sie berechtigt außerdem zur Vorbestellung kartenpflichtiger Lebensmittel. ...


Sonnabend, den 4. August 1945 (Nr. 71), Titelseite, gekürzt

Mitteilung über die Berliner Konferenz der Drei Mächte
I. Am 12. Juli trafen sich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Harry S. Truman, der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Generalissimus J. W. Stalin, und der Premierminister Großbritanniens, Winston S. Churchill, sowie Herr Clement K. Attlee auf der von den drei Mächten beschickten Berliner Konferenz. Sie wurden begleitet von den Außenministern der drei Regierungen, W. M. Molotow, Herrn D. F. Byrnes und Herrn A. Eden, den Stabschefs und anderen Beratern.
In der Periode vom 17. bis 25. Juli fanden neun Sitzungen statt. Danach wurde die Konferenz für zwei Tage unterbrochen, für die Zeit, als in England die Wahlergebnisse verkündet wurden. Am 28. Juli kehrte Herr Attlee in der Eigenschaft als Premierminister in Begleitung des neuen Außenministers, Herrn E. Bevin, zu der Konferenz zurück. Es wurden noch vier Sitzungen abgehalten. ...
Die Sitzungen der Konferenz fanden in Cäcilienhof bei Potsdam statt. Die Konferenz schloß am 2. August 1945. Es wurden wichtige Entscheidungen und Vereinbarungen getroffen. ...


Sonntag, den 5. August 1945 (Nr. 72), teilweise gekürzt

„Der Morgen“
Am Freitag, dem 8. August, erschien die erste Ausgabe der Zeitung „Der Morgen“, der Tageszeitung der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands. Sie umfaßt vier Seiten. Herausgeber ist Dr. Wilhelm Külz und Chefredakteur Wilhelm John.
Die erste Nummer der Zeitung enthält einen Aufruf der Liberal-Demokratischen Partei Deutsch­lands, der 16 Programmpunkte umfaßt und vom Parteivorstand unterzeichnet ist.

Schiffahrt auf Spree, Havel, Elbe und Oder
Die ersten Schiffe zum Einsatz für den zivilen Sektor sind soeben in Berlin eingetroffen; denn die Brückenhindernisse außerhalb der Stadt sind beseitigt. ...
Die Dahme, die Havel und die Spree in und außerhalb Berlins sind gleichfalls befahrbar, so daß in diesen Gebieten nur die beiden Kanäle, der Landwehr- und der Teltowkanal, infolge der sinnlosen Brückensprengungen für den Verkehr ausfallen. Wichtig ist, daß auch die Verbindung zur Elbe frei und daß die Elbe selbst trotz einiger großer Brückensprengungen auf Teilstrecken befahrbar ist.


Mittwoch, den 4. August 1945 (Nr. 74), Titelseite, gekürzt

Atombombe eingesetzt
Zerstörungskraft von 20 000 Tonnen Sprengstoff
...
Die Weltsensation der Atombombe
Einzelheiten über die Wirkung ...


Donnerstag, den 9. August 1945 (Nr. 75), Titelseite, gekürzt

Die UdSSR im Kriegszustand mit Japan
Erklärung der Sowjetregierung an die japanische Regierung ...


Donnerstag, den 9. August 1945 (Nr. 75)

U-Bahn nach Pankow
Linie A der U-Bahn, die erst kürzlich durch Inbetriebnahme der Strecke Märkisches Museum - Potsdamer Platz ergänzt wurde, hat nunmehr auch die Strecke Klosterstraße bis Pankow mit 10-Minuten-Verkehr eröffnet.


Freitag, den 10. August 1945 (Nr. 76), Seite 2, gekürzt

Zweite Atombombe abgeworfen
London, 9. August. Es wurde bekanntgegeben, daß Donnerstag um Mitternacht fernöstlicher Zeit die zweite Atombombe, diesmal auf die große japanische Hafenstadt Nagasaki abgeworfen wurde.
Einzelheiten stehen noch aus, aber die Flugzeugbesatzung meldet vorzügliche Ergebnisse.


Freitag, den 10. August 1945 (Nr. 76), gekürzt

Am Dienstag Verordnungsblatt der Stadt
Das im Verlag der Magistratsdruckerei erscheinende Verordnungsblatt der Stadt Berlin kann ab sofort bei der Post bestellt und bezahlt werden. Die Zustellung erfolgt durch den Briefträger. ...
Nr. 1 des Verordnungsblattes der Stadt Berlin erscheint am Dienstag, den 14. August und muß von den Lesern beim Verlag ... abgeholt werden.


Sonntag, den 12. August 1945 (Nr. 78), Was bringt der Sport?

Wettschwimmen in Köpenick
Mit dem Start an der Schloßbrücke in Köpenick beginnt heute, Sonntag, um 15 Uhr ein Streckenschwimmen über die Distanz von 2000 Metern. Das Ziel befindet sich am Sportbad des Bezirks Kreuzberg (ehemaliges Bad der Berliner Schwimm-Union).


Sonnabend, den 18. August 1945 (Nr. 83), gekürzt

[Bildunterschrift:] Etwa 15000 m Seide, Plüsch, Gardinenstoff erzeugt täglich [müsste 'monatlich' heißen] die Kunstseidenfabrik in Bernau

Bernau und Umgebung
Rege Tätigkeit in Industrie und Landwirtschaft
In Bernau nehmen von Tag zu Tag neue Fabriken den Betrieb wieder auf, die vorübergehend die Arbeit eingestellt hatten. Alle Betriebe der Holzindustrie arbeiten mit voller Leistungsfähigkeit und versorgen die Bevölkerung mit den Holzmaterialien, die für die Reparaturen und die Winter­versorgung notwendig sind. Ein Teil der Produktion wird zur Unterstützung der Berliner Bevölkerung abgezweigt.
Möbelfabriken und Werkstätten sind mit Aufträgen überhäuft. In der Hauptsache hat dieser Industrie­zweig seine Aufmerksamkeit auf die Herstellung von Fensterrahmen, Türen und Möbeln für die Bevölkerung gelenkt. Bereits seit zwei Monaten arbeitet in der Stadt eine Kunstseiden­fabrik. Täglich werden etwa 500 m verschiedene Stoffe hergestellt: Kunstseide, Plüsch und Gardinen.
Es arbeitet eine Konfektionsfabrik, ein Kabelwerk, ein Gaswerk, eine Handschuhfabrik, die Faust- und andere Handschuhe aus Abfallstoffen für die Bevölkerung herstellt, und eine Tuchweberei. In der Stadt arbeiten alle Betriebe der Nahrungsmittelindustrie. Eine Marmeladen-, eine Konfekt- und eine Schokoladenfabrik sind bereit, den Betrieb wieder aufzunehmen.
Auf den Feldern
Auf den Feldern bei Bernau herrscht Hochbetrieb. ... Lange vor dem Arbeitsbeginn auf den Feldern hatten sich der Bürgermeister und der Landrat im Einverständnis mit der Kommandantur an die Bevölkerung der Stadt gewandt und sie zur Erntehilfe in den umliegenden Dörfern aufgerufen. ... Die Kommandantur und der Bürgermeister ließen rechtzeitig feststellen, wieviel Arbeitskräfte jedes Dorf benötigt, und am ersten Sonntag der Erntezeit (am 30. Juli) fuhren Hunderte, ja Tausende von Einwohnern Bernaus gemeinsam auf die Felder der umliegenden Dörfer.
Die Truppenteile der Roten Armee halfen den Dörfern bei der Einbringung der Ernte mit Zugkräften, vor allem Pferden und Traktoren sowie Lastautos. ... Einzelne Bauernhöfe haben jetzt schon mit dem Dreschen und der Einbringung der Frühkartoffeln begonnen. Hier und da sind auf den Feldern bereits Wagen mit Dünger, die die Garantie für das Gedeihen der Ernte im kommenden Jahre sind. ...
Vor dem Winter
... Die Verglasung der Häuser, die während der Kampfhandlungen gelitten haben, ist in Bernau bereits vollständig durchgeführt. Alle ernsthaften Beschädigungen der Häuser sind entweder behoben oder soweit beseitigt, daß die Häuser wieder bewohnbar sind. Die Innenreparaturen der Bauten stehen vor dem Abschluß. Das in den Lagern der Stadt vorhandene Brennholz ist gleichmäßig unter die Bevölkerung verteilt worden. Gegenwärtig ist die Einwohnerschaft mit Heizmaterial bis mindestens 1. Januar versorgt. Jeder Einwohner hat ein bis zwei Kubikmeter Holz aus den Lagern empfangen.
Die Kommandantur hat der Bevölkerung die selbständige Holzbeschaffung in den umliegenden Wäldern und den Transport mit privaten Mitteln gestattet. ...

Aufgaben der Stadtentwässerung
Im Dienste der Volksgesundheit ...
Auf den Rieselfeldern
Normalerweise fließen die Abwässer mit allen Verunreinigungen durch Leitungen mit natürlichem Gefälle aus den Häusern in eine 3-5 m unter der Erde liegende Sammelstelle. Berlin hat 84 von solchen Sammelstellen. Aus den Sammelstellen werden die Abwässer mit großen Pumpen durch eiserne Druckrohre auf die weit vor der Stadt liegenden Rieselfelder geschafft, um dort durch natürliche Bodenfiltration gereinigt zu werden. ...
Im Berliner Entwässerungsnetz wurden nach Einstellung der Kriegshandlungen etwa 1500 Schäden an Gefällsleitungen festgestellt. Die Druckrohre wiesen nicht weniger als 130 Unterbrechungen aus. Außerdem waren sämtliche Pumpwerke der Entwässerungsanlagen betriebsunfähig. Dieser Zustand bildete eine ernste Gefahr für die Volksgesundheit. Deshalb wurde vom Entwässerungsamt der Stadt sofort eine großangelegte Aktion durchgeführt ...
Um die drohende Gefahr des Rücktritts von Schmutzwässern in die Grundstücke und Häuser sowie die Unzuträglichkeiten der Straßenüberschwemmung zu bannen, wurden als erste Maßnahme verschiedene Pumpwerke eingesetzt, die die Schmutzwässer in die Berliner Kanäle pumpen mußten. ... Das ist übrigens auch der Grund, weshalb der Landwehrkanal sich zeitweise, vor allem in den heißen Tagen durch recht unangenehmen Geruch bemerkbar macht.
Pumpwerke einsatzfähig
... heute kann man schon den überwiegenden Teil der Abwässer auf dem normalen Wege auf die Rieselfelder hinaus zur Reinigung schaffen. Von den 87 beschädigten Pumpwerken sind bereits wieder 62 voll einsatzfähig. ...


Mittwoch, den 22. August 1945 (Nr. 86)

Gewerkschaftsfunktionäre der Provinz Brandenburg
Am 26. August 1945, vormittags um 10 Uhr, findet in den Beussel-Lichtspielen, Berlin NW 21, Beusselstr. 24, die erste große Delegierten-Konferenz des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes der Provinz Brandenburg statt.
Ausschuß des FDGB


Donnerstag, den 23. August 1945 (Nr. 87), Verkehrs-Chronik, gekürzt

Wieder ein Schritt vorwärts
Der elektrische S-Bahn-Betrieb vom Stettiner Bahnhof nach Frohnau ist wieder aufgenommen worden, doch bleibt der Dampfbetrieb bis Oranienburg nebenher bestehen, die Züge halten aber bis Frohnau nicht. ...
Auch der Verkehr vom Stettiner Bahnhof nach Bernau wird auf stündliche Abstände verdichtet. Bis Blankenburg verkehren die Pendelzüge von 6.05 Uhr bis 20.05 Uhr, von Blankenburg ab 6.34 Uhr bis 20.34 Uhr. In Blankenburg ist Anschluß an den zweiten Pendelverkehr bis Bernau. Fahrzeit für die erste Strecke 21 Minuten, für die zweite Strecke 25 Minuten. Abfahrten in Bernau stündlich von 6.04 Uhr bis 20.04 Uhr.


Freitag, den 24. August 1945 (Nr. 88), Im Spiegel des Aufbaus

Kurznachrichten aus Stadt und Land
Niederbarnim
18 Industriewerke sind wieder in Betrieb, von denen die größte Bedeutung die Rütgerswerke AG, ein Werk der Märkischen Elektrizitätswerke, das Zählerreparaturen ausführt, eine Fabrik zur Herstellung von Schuhpflegeartikeln, sowie einige Möbelfabriken und Textilbetriebe haben. Die bekannten Pektinwerke in Liebenwalde sind im Aufbau und wollen in absehbarer Zeit ihre Produktion aufnehmen.


Freitag, den 24. August 1945 (Nr. 88), Verkehrschronik

Erweiterter Straßenbahnverkehr
Die Straßenbahnlinie 91 fährt jetzt vom Bahnhof Schöneweide bis Dönhoffplatz und die Linie 95 von Köpenick über Krankenhaus Köpenick und Bahnhof Baumschulenweg bis Hermannplatz, Urbanstraße.


Sonnabend, den 25. August 1945 (Nr. 88), teilweise gekürzt

Seidenwaren- und Plüschfabrik Bernau bei Berlin
Am 16. Juli 1945 wurde die Seidenwarenfabrik in Bernau wieder in Betrieb gesetzt. Es summen die Werkbankmotoren, es laufen wieder die Maschinen. In zwei geräumigen Hallen begannen 60 Arbeiter und Arbeiterinnen ihr Werk. Von einer Werkbank bis zur andern, von Walze zu Walze dehnen sich große Stücke von Kunstseide. Die Fabrik erzeugt gleichzeitig viel farbige Kunstseide, rosa, gelb, blau und rot. Die Lagerräume füllen sich mit glänzenden bunten Seidenrollen. Von hier wird die Kunstseide in verschiedene Städte verschickt und an die Bevölkerung verkauft. Täglich werden 500 bis 600 Meter Seide erzeugt.
Die Fabrik erzeugt auch außerdem andere Stoffe, wie z. B. Plüsch von hohen Qualitäten. Vorläufig werden zwei Sorten von Plüsch bearbeitet, braun und schwarz. Doch demnächst wird man auch anderen farbigen Plüsch erzeugen. In einer anderen Halle weben große Webstühle Gardinenstoff. Dieser wird ausschließlich an die Möbelwerkstätten verkauft, die für die Bevölkerung arbeiten.
Monatlich erzeugt die Fabrik etwa 300 [?] Meter Plüsch und Gardinenstoff und 15000 bis 16000 Meter Kunstseide aller Farben. Vorläufig bearbeitet man die noch vorhandenen Rohstoffe, doch bald wird Rohstoff aus Berlin geliefert. Es wird somit die Arbeit beschleunigen und eine Möglichkeit zur Verdoppelung der Menge und Verbesserung der Qualität geben.

Dreschen mit Wasserkraft
Der tüchtige Müller aus Schwanebeck
In den Gemeinden ... wurde in Gemeinschaftsarbeit auf dem Felde gedroschen, während in anderen Gemeinden der Ausdrusch wegen des Strommangels große Schwierigkeiten bereitete. Da kam der Müller von Schwanebeck, Gerhard Köpp, auf eine gute Idee. Er verlängerte die Transmissionswelle seiner Mühle derart, daß sie durch eine Außenmauer hindurch bis auf den Hof hinausging, wo er eine Dreschmaschine angeschlossen hatte. So konnten nun in Schwanebeck mit Wasserkraft täglich 150 Zentner Getreide gedroschen werden.
Der Schwanebecker Müller scheint überhaupt ein Mann zu sein, der die Erfordernisse der Zeit erkannt hat und sich nach diesen richtet. So macht er in seiner Mühle jetzt auch Nährmittel, und zwar Weizengrieß, Gerstengrütze und Gerstengraupe.


Dienstag, den 28. August 1945 (Nr. 91)

Rennbahn wird Gemüseland
Die Trainierbahn der Hoppegartener Rennbahn soll in Obst- und Gemüseland umgewandelt werden. Es handelt sich hier um 78 ha Boden, der sich besonders zur Bebauung mit Gemüse und Obst eignet. Die Verwirklichung des Projektes wird nicht nur in ernährungspolitischer Hinsicht Vorteile bringen, sondern auch der dortigen Bevölkerung, die teilweise in der Industrie arbeitet, Schaffensmöglichkeiten im Gartenbau geben.
Der Plan bedeutet einen um so größeren Gewinn für den ganzen Kreis Niederbarnim, als dieser Kreis bei einer Einwohnerzahl vom 225000 Personen und einer Gesamthektarfläche von 140 000 (davon nur 36 000 ha ackerbaulich genutzt) von jeher Zuschußgebiet gewesen ist.


Donnerstag, den 30. August 1945 (Nr. 93), teilweise gekürzt

2,8 Mill. Einwohner in Berlin
Auf 100 Männer 170 Frauen - erste Ergebnisse der Volkszählung
Der Magistrat von Berlin gibt einige vorläufige Ergebnisse der Berliner Volks-, Berufs- und Betriebszählung bekannt:
Am 12. August 1945 betrug die Gesamtzahl der in Berlin anwesenden Personen 2 784 000 gegenüber 4 332 000 bei der letzten Volkszählung vom 17. Mai 1939. ... Die Zahl der männlichen Personen ist nahezu um die Hälfte, die der weiblichen Personen um etwa ein Viertel gesunken. ... Die durchschnittliche Kopfzahl je Haushaltung beträgt jetzt 2,7 gegenüber früher 2,3. ...

Wasser erst abkochen!
Der Magistrat der Stadt Berlin (Abteilung Gesundheitsdienst) teilt mit:
Das Hauptgesundheitsamt der Stadt Berlin hat im Einklang mit einer entsprechenden Anordnung der Besatzungsmacht eine Anweisung gegeben, wonach bis auf weiteres das Wasser aus dem Wasserleitungen und auch aus allen Brunnen oder Pumpen nur in abgekochtem Zustande getrunken werden darf.
Magistrat der Stadt Berlin, Abteilung Gesundheitsdienst.

Der Magistratsfunk im Werden
Rund 100 Lautsprecher-Großanlagen für alle Bezirke
Die von den Alliierten Militärkommandanten angeregte Aufstellung von Großlautsprechern an den verschiedenen Brennpunkten Berlins ist bereits mit einigen Versuchsanlagen in Betrieb. Die Sende­leitung untersteht der Abteilung für Volksbildung im Berliner Magistrat, das Programm erstreckt sich über die Zeit von 8 bis 20 Uhr.
Der Magistrat will durch diese Anlage der Bevölkerung auf schnellstem Wege, und zwar gleichzeitig für alle Stadtteile, wichtige Meldungen übermitteln. Es werden Befehle, Verordnungen und sonstige Bekanntmachungen der Militärregierung durchgegeben.
Außer den Magistratsstellen hat jede Bezirksverwaltung eine Sendeanlage, in der die einzelnen Bürgermeister zu ihren Bezirken sprechen können. Für Berlin sind etwa 80 bis 120 solcher Groß­anlagen geplant. Bei Nichtbenutzung der für Magistrat und Verwaltungsbezirke vorgesehenen Sendezeit tritt automatisch das Programm des Berliner Rundfunks in Aktion.


Sonnabend, den 1. September 1945 (Nr. 95), gekürzt

An die Bevölkerung der Provinz Mark Brandenburg
Aufruf des Arbeitsausschusses der KPD und SPD
... Nie wieder Bruderkampf - feste Einheit des schaffenden Volkes. ... Alle Kräfte unserer beiden Parteien entfalten und gemeinsam mit den anderen antifaschistischen demokratischen Parteien ein wirkliches Demokratisches Deutschland schaffen, dessen oberstes Gesetz das Wohl des Volkes, seine Freiheit und der Friede der Welt ist.

Der Energiespender [mit Bildern]
Es wäre schlecht bestellt um uns, wenn das Großkraftwerk Klingenberg, diese wichtige Zentrale der Berliner Stromversorgung, zerstört worden wäre. Ein Glück, daß das Werk seit Ende April wieder arbeitet und dem Berliner, vor allem der Berliner Industrie, den unentbehrlichen Strom liefert. Durch Kriegseinwirkungen hat das Werk, außer kleinen Beschädigungen einen Schaden von 8000 qm Glas. Vieles ist aber auch durch Ueberbeanspruchung reif für eine grundlegende Ueberholung: wurde das Werk doch während des Krieges über die Sollquote hinaus belastet.
60 Prozent des Berliner Stroms, d. h. rund eine Million Kilowattstunden täglich werden durch Klingenberg geliefert, die restlichen 40 Prozent kommen über Hochspannungsleitungen aus dem mitteldeutschen Raum (Golpa-Zschornewitz). Die Kohlenhalden haben bereits ganz beachtlichen Umfang. Ein Vorrat von 10000 t Kohle ist vorhanden. Jeden Tag trifft ein Kohlenzug mit 700 bis 1000 t Steinkohlen ein, für seine schnelle Entladung ist gesorgt: in rund 3½ bis 4 Stunden ist er abgefertigt.
Das Werk registriert, da eine reine Industriebelastung fortfällt, augenblicklich mittags den größten Stromverbrauch. Um jederzeit einen Ausgleich zu schaffen, werden kleinere Werke als Stromlieferanten hinzugezogen. So besitzt das Charlottenburger Kraftwerk eine Dampfspeicher­anlage, die in solchen Fällen eingreift. ...


Sonntag, den 2. September 1945 (Nr. 96), gekürzt

Großbäckerei in Lichtenberg
Der Brotvertrieb ging in die Millionen
Im Bezirk Lichtenberg befindet sich die Konsum-Großbäckerei. Wenn auch durch die Kriegshandlungen wichtige Teile der Produktionsanlagen zerstört worden sind, so ging der aufbauwillige Teil der Belegschaft am 5. Mai wieder an die Arbeit, um den Lichtenbergern das tägliche Brot zu sichern. ...
Groß ist der „Interessentenkreis“, und das Ernährungsamt von Lichtenberg, unter dessen Leitung diese städtischen Konsum-Großbäckerei arbeitet, darf auch seine Einwohner in Kaulsdorf, Mahlsdorf, ja sogar im entlegenen Marzahn nicht vergessen, denn überall weiß man das für die menschliche Ernährung wichtigste Lebensmittel, das tägliche Brot, zu schätzen.
E. Barbknecht

Fische für Berlin
Zuteilung vorläufig noch auf Fleischkarte
Eine Freude für Berlin - die Fischgeschäfte haben ihre Jalousien hochgezogen, und die Käufer treten an, um die ersten Fischrationen einzukaufen.
Aus Warnemünde rollen die Fische mit der Bahn an. Nach einem genauen Organisationsplan werden zuerst einmal die Bezirke beliefert, die noch nicht genügend mit Fleisch beliefert wurden. ...


Sonntag, den 2. September 1945 (Nr. 96), Verkehrs-Chronik, gekürzt

Der neue S-Bahn-Fahrplan - ein erfreuliches Verkehrsbild
Verbesserte Zugdichte
... Vom Lehrter Bahnhof verkehren vier Zugpaare über Spandau und Wustermark nach Nauen und zurück. Weitere Strecken sind ... vom Stettiner Bahnhof nach Oranienburg und außerdem vom Stettiner Bahnhof über Tegel, Velten nach Kremmen, mit Unterbrechung zwischen Tegel und Hennigsdorf, und nach Bernau. Vom Görlitzer Bahnhof nach Königswusterhausen, von Ostkreuz nach Lichtenberg und Mahlsdorf, von Neukölln über Schöneweide nach Spindlersfeld und Grünau. ...
Verlängerte Straßenbahnlinien
Die Straßenbahn 64, die bisher als Omnibus von Hohenschönhausen bis Alexanderplatz fuhr, fährt jetzt über Degnerstraße bis Elbinger Straße als Straßenbahn und nur das letzte Stück bis Alexanderplatz als Omnibus. - Die Straßenbahn 69 fährt neuerdings von Elbinger Straße nach Oberschöneweide. - Die Straßenbahn 87 fährt von Schöneweide nach Bahnhof Friedrichshagen, von wo Omnibusanschluß nach Rahnsdorf eingerichtet wurde.


Freitag, den 7. September 1945 (Nr. 100)

Keine Lustbarkeiten am Sonntag
Im Hinblick darauf, daß der Sonntag, 9. September 1945 zum Gedenktag für die Opfer des Faschismus erklärt worden ist, wird hiermit gebeten, von allen Lustbarkeiten und Tanz­veranstaltungen an diesem Tage abzusehen.
Den Unternehmungen auf dem Gebiet des Theaters, der Artistik und der Musik wird zur Pflicht gemacht, an diesem Tage nur Aufführungen zu bringen, die der Würde des Tages Rechnung tragen. Konzerte und Vortragsveranstaltungen ernsten Inhalts sind zugelassen.


Dienstag, den 11. September 1945 (Nr. 103), gekürzt

Verordnung
über die Bodenreform in der Provinz Mark Brandenburg ...


Mittwoch, den 12. September 1945 (Nr. 104), Titelseite, gekürzt

Errichtung von deutschen Verwaltungen in der sowjetischen Okkupationszone
Zwecks Entwicklung der lebenswichtigen Wirtschaft und Wiederherstellung von Eisenbahn und Telegraph, Gesundheits- und Volksbildungsämtern auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone sind deutsche Verwaltungen errichtet. ...
Diese Verwaltungen werden im Kompetenzbereich der gesamten sowjetischen Okkupationszone ihre Funktionen gemäß den Direktiven der entsprechenden Abteilungen der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland und unter ihrer unmittelbaren Kontrolle ausüben.


Mittwoch, den 12. September 1945 (Nr. 104), gekürzt

Siedlungsmöglichkeiten in der Mark Brandenburg
... Es gibt Boden, der unter der Hitlerherrschaft für militärische Zwecke verwandt wurde und nun wieder seiner ursprünglichen Aufgabe, der Ernährung zu dienen, zugeführt werden muß. Es gibt herrenloses Land dort, wo die Besitzer geflohen sind und ihre Aufgabe, den Boden zu beackern, vergessen haben. ... Ein Teil der provinzeigenen Güter, die nicht als Lehr- und Zuchtanstalten erhalten bleiben müssen, kommt ebenfalls für sofortige Besiedlung in Frage. ... Ein Teil des Waldbodens eignet sich als Ackerland, er muß nur für landwirtschaftliche Zwecke vorbereitet werden. Von den rd. 50000 ha Wald, die in Brandenburg vernichtet sind, kommen vielleicht 10000 ha für diese Umwandlung in Frage. ...


Donnerstag, den 13. September 1945 (Nr. 105), gekürzt

Die Ankurbelung der Industrie in der Mark Brandenburg
Von Provinzialdirektor Lauf, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Verkehr
... Die Elektrizitätsversorgung ist von den örtlichen Verwaltungen durch Einschaltung der bisher als Reserve bestehenden kleineren Elektrizitätswerke und durch Notstromaggregate zu einem großen Teil bewältigt worden. Die Gaswerke konnten in vielen Städten wieder ihren Betrieb aufnehmen. Vor allen Dingen war mit Unterstützung der örtlichen Kommandanturen die Kohlenzufuhr zu regeln. Selbstverständlich müssen, um Kohle zu sparen, vielfach Sperrstunden eingelegt werden. Die Wasserwerke haben bis auf geringe Ausnahmen (infolge völliger Zerstörungen) ihre Arbeit wiederaufgenommen. ...


Donnerstag, den 13. September 1945 (Nr. 105), Verkehrs-Chronik, gekürzt

Ständig bessere Straßenbahnverbindungen
Die Straßenbahnlinie 64 ab Hohenschönhausen (Degnerstraße) nach Alexanderplatz fährt neuer­dings bis zur Jüdenstraße; ...

Anschluß nach Strausberg und Rüdersdorf
Von Mahlsdorf nach Strausberg mit Anschluß von Fredersdorf verkehrt die Vorortbahn mit folgendem Fahrplan: ... Fahrtdauer 11 Minuten.


Sonntag, den 16. September 1945 (Nr. 108), gekürzt

Gemüselieferant Marzahn
Warum die Berliner so wenig Kohl bekommen - Aussicht auf Spinat im Herbst
Im Osten Berlins, noch einige Kilometer hinter Friedrichsfelde, liegt ein kleiner Ortsteil im Ver­waltungsbezirk Lichtenberg. Mit rund 3700 Einwohnern und ausgesprochen dörflichem Charakter, Marzahn. Dieser unscheinbare Ort ist wichtig für die Gemüseversorgung Berlins, denn er hat für die Zeit von April bis Dezember ein Gemüseablieferungssoll von 1 Million kg zu erfüllen. Diese vom Berliner Ernährungsamt festgesetzt Quote ist auch bereits zur Hälfte geliefert worden. ...
Die 30 Gemüsegroßbauern in Marzahn, die einen Landbesitz von 5 bis 70 ha besitzen, dazu noch viele Kleinbetriebe, konnten im April infolge der Kampfhandlungen keinen Kohl anbauen und können ihn natürlich jetzt auch nicht ernten. Der Pferde- und Schleppermangel macht sich gleichfalls bemerkbar, denn dadurch mußte so mancher Morgen Land unbestellt bleiben. Aber für den Herbst sind weitere Spinatlieferungen in Aussicht gestellt. ...
Gute Aussichten verspricht auch der Wechselbau zwischen Gemüse und Getreide. ... Allerdings besteht noch die Sorge um die Rieselfelder. Wenn die Pumpwerke in Ordnung gebracht sind, dann ist dem für die Ernährung Berlins sorgenden Marzahn ein weiterer Aufstieg sicher und auch Berlin kann dann mehr Gemüse erwarten.
E. Barbknecht


Mittwoch, den 19. September 1945 (Nr. 110), gekürzt

Cyliax arbeitet
Bereits am 10. Mai hat die Süßwarenfabrik Cyliax, Berlin N 58, Kastanienallee 31, die Produktion wieder aufgenommen. Die Zahl der Arbeiter ist gegenüber früher ungefähr die gleiche geblieben. Die Fabrik wird in nächster Zeit mit der Herstellung von Nährmitteln (Nudeln, Makkaroni usw.) für die Zivilbevölkerung beginnen. ...

Gas ohne Gasanstalt
Selbständige Flaschengasversorgung durch „Propan“
... Das [in Leuna] erneut aufgenommene Kohleverflüssigungsverfahren wird sich aber nicht nur zur Belebung des motorisierten Verkehrswesens auswirken, sondern gleichzeitig auch wertvolle Zwischenprodukte zur Verfügung stellen, wie z.B. Butan und Propan, die - ähnlich wie bei dem an den Erdölquellen des Celler und Hamburger Bezirks vorkommenden Naturgas (Methan) - abgeschieden, unter verhältnismäßig geringem Druck verdichtet und im flüssigen Zustand für Koch-, Heiz- und Leuchtzwecke vorrätig gehalten werden können. ...


Donnerstag, den 20. September 1945 (Nr. 111), gekürzt

Der erste Rundofen brennt wieder
Auch bei Steatit-Magnesia läuft die Produktion an
Die Steatit-Magnesia-Aktiengesellschaft in Berlin-Pankow arbeitet wieder. Der Fachmann, der diese Nachricht hört, wird erleichtert aufatmen. Zwar sind es meist nur unscheinbare Zubehörteile für Gas- und Elektrogeräte, die Steatit-Magnesia jetzt herstellt, aber ohne sie wären ganze Zweige der Elektroindustrie lahmgelegt. ...


Sonntag, den 23. September 1945 (Nr. 114), Verkehrs-Chronik, gekürzt

Neue Straßenbahnlinien in Berlin
... die 83 ist von Wendenschloß bis Mahlsdorf-Süd (Hubertus) erweitert worden.


Dienstag, den 25. September 1945 (Nr. 115), teilweise gekürzt

Ueber die Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten in der sowjetischen Besatzungszone ...
... Die gesamte deutsche Bevölkerung der sowjetischen Besatzungszone unterliegt der Zwangs­impfung gegen Bauch- und Paratyphus. An erster Stelle wird im September bis Oktober diejenige Stadtbevölkerung geimpft, unter der sich ein Aufflackern dieser Krankheiten zeigt.

Die Uebergabe der verlassenen Güter an die Organe der örtlichen Selbstverwaltung
Berlin, 24. September (SNB). Während der Kampfhandlungen wurden viele große Güter von ihren Besitzern ihrem Schicksal überlassen. Diese im Stich gelassenen Güter wurden bis in die letzte Zeit durch Truppenteile der Roten Armee bestellt.
Im Hinblick auf die Notwendigkeit, die Umsiedler unterzubringen, erließ das Kommando der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland einen Befehl an alle Truppenteile bis zu drei Viertel des Bestandes dieser verlassenen Ländereien an die Organe der deutschen Selbstverwaltung zu übergeben.
Die Truppenteile begannen bereits mit der Uebergabe der Ländereien an die Organe der örtlichen Selbstverwaltung. Gleichzeitig übergaben die Truppenteile an die Organe der örtlichen Selbst­verwaltung zur Sicherung der Bestellung des übergebenen Landes im Herbst 1945 das überschüssige landwirtschaftliche Inventar und das Saatgut.

63000 Hektar zum Bodenfonds
Potsdam, 24. September (SNB). Unser Berichterstatter teilt mit:
Die Sowjetische Militärverwaltung hat von den von ihr in der Mark Brandenburg besetzten Gütern 63000 ha zu Bodenfonds freigegeben, damit diese nach den Vorschriften der Bodenreform an Landarme und Landlose verteilt werden.


Donnerstag, den 27. September 1945 (Nr. 117), gekürzt

Die erste Bodenverteilung in der Provinz Brandenburg
... Es war ein geschichtlicher Augenblick, als Sonntag in Plänitz der Siedlerfamilie Ernst Paris mit ihren 11 Kindern die erste Urkunde über die Zuteilung einer eigenen Bauernstelle auf Grund der Verordnung über die Bodenreform in der Provinz Mark Brandenburg überreicht wurde. ...


Freitag, den 28. September 1945 (Nr. 118), gekürzt

Karstadt-Potsdam arbeitet wieder
Nachdem im April dieses Jahres das schöne Karstadt-Gebäude in Potsdam durch Bombenvolltreffer zum großen Teile eingestürzt war, begann trotzdem bereits Anfang Mai die einsatzfähige ehemalige Belegschaft der Firma ohne jede fremde Hilfe mit der Wiederinstandsetzung der verbliebenen Geschäftsräume. Zuerst konnte die Lebensmittelabteilung wieder eröffnet werden, die heute an erster Stelle des Lebensmittelhandels in Potsdam steht. ...

„Aufbau“ - die Zeitschrift des demokratischen Deutschlands
In diesen Tagen erschien das erste Heft der kulturpolitischen Monatszeitschrift „Aufbau“, die vom Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in der Aufbau-Verlag-GmbH., Berlin, herausgegeben wird. ...


Freitag, den 28. September 1945 (Nr. 118), Impressum, gekürzt

Chefredakteur: A. W. Kirsanow
Verlag und Redaktion „Tägliche Rundschau“:
Berlin N 58, Göhrener Straße 11 (Nähe Danziger Straße) ...


Sonnabend, den 29. September 1945 (Nr. 119), Wirtschafts-Chronik, gekürzt

Berlin
Laut Meldung des SNB beginnt in der nächsten Zeit in der Provinz eine Reihe von Spiritusfabriken anzulaufen. Diese werden bis zum Jahresende etwa 100 000 [?] Hektoliter an Branntwein herstellen. Die Rohmaterialien wurden der Ernte für 1945 entnommen.
Zur Zeit wird eine Reihe großer Arbeiten zur Widerherstellung der Elektrizitätswerke und der Starkstrom-Ueberlandleitungen der Märkischen Elektrizitätswerke, der „Ewag“, „Bewag“, „Esag“ und anderer Elektrizitäts-Aktiengesellschaften durchgeführt. Das Elektrowerk Finkenheerd, welches im Stromnetz der „Märkischen Werke“ arbeitet, stellte vor kurzem zwei Turbogeneratoren von je 17 000,5 kW auf. Sie versorgen bereits die Bevölkerung und Betriebe der Provinz Brandenburg mit Strom. ...


Sonnabend, den 29. September 1945 (Nr. 119), Verkehrs-Chronik

Grünau - Königs Wusterhausen
Zwischen Grünau und Königswusterhausen ist ein Pendelverkehr eröffnet, der zweimal vor- und zweimal nachmittags läuft; die Fahrzeit beträgt 40 Minuten.


Sonntag, den 30. September 1945 (Nr. 120), gekürzt

Die Kohlenversorgung Berlins
Berlin, 29. September (SNB). Die städtischen Betriebe Berlins werden ununterbrochen mit Kohle beliefert, deshalb kann ihre befriedigende Arbeit im Winter 1945/46 keinem Zweifel unterliegen.
Zufolge der angespannten Arbeit im Transportwesen und in den Kohlengruben in der sowjetischen Besatzungszone wird für die städtischen Betriebe so viel Kohle herbeigeschafft, daß diese nicht nur für den täglichen Bedarf, sondern auch zur Errichtung eines gewissen Vorrates reicht. ...
Ob die Bevölkerung von Berlin im Winter Kohlen erhalten wird, hängt hauptsächlich davon ab, wie die Industrie und die städtischen Betriebe beliefert werden können und ob es gelingen wird, eine ununterbrochene Anfuhr von Kohlen nach Berlin sicherzustellen.


Mittwoch, den 3. Oktober 1945 (Nr. 122), gekürzt

Vor der Inbetriebnahme der „Stralauer Glashütte“
Der erste Berliner Betrieb, der Fensterglas herstellen wird
...


Mittwoch, den 3. Oktober 1945 (Nr. 122), Wirtschafts-Chronik, gekürzt

Berlin
Die ehemaligen Henschel-Flugzeugwerke in Schönefeld fordern alle ehemaligen Arbeiter auf, sich zwecks Registrierung im Werk zu melden. Eine Umstellung der Produktion ist in die Wege geleitet.
Die Firma Schering AG. beschäftigt bereits wieder über 1000 Personen, Es werden hier 70 Prozent des benötigten Impfstoffes Berlins hergestellt. ...
Die Schultheiss-Patzenhofer-Brauerei stellt je Tag bereits wieder 1000 Hektoliter Bier her. Die Betriebsanlagen sind soweit in Ordnung gebracht, daß man bei genügender Rohstoffzuteilung durchaus in der Lage ist, 14000 Hektoliter mit einer Stammwürze bis zu 12 Prozent je Tag herzustellen. ...
Die „Chemische Fabrik Grünau AG“ hat trotz vieler Kriegsschäden nahezu 100 Prozent der Friedenskapazität erreicht. ... Neben der Herstellung von Härtesalzen, Rostschutzmitteln und Entrostungsmitteln werden auch wieder Arzneimittel hergestellt, ...
Uniformen werden unter Leitung Grünauer Fachleute für heimkehrende Soldaten kostenlos umgefärbt. Rohstoffe sind für die nächsten Monate vorhanden.


Mittwoch, den 3. Oktober 1945 (Nr. 122), Verkehrs-Chronik

Warschauer Brücke ist gesperrt
Im Fortschritt der Entwicklungsarbeiten an der Warschauer Brücke und wegen des Rangierbetriebs auf den Gleisen sowie der Ein- und Ausfahrt von Transportzügen, ist die Warschauer Brücke ab sofort zur Vermeidung von Unfällen für jeglichen Fußgängerverkehr gesperrt.


Donnerstag, den 4. Oktober 1945 (Nr. 122), Militärverwaltung, gekürzt

Vorbereitung zum Winter an Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden in der Sowjetischen Besatzungszone Groß-Berlins
Zum Zwecke der Vorbereitung zum Winter ... hat der Oberste Chef der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland ... befohlen: ...
  1. im vierten Quartal 1945 die Abgabe der notwendigen Menge von Dachziegeln, Dachpappe und Fensterglas aus den Unternehmungen in der Sowjetischen Zone Groß-Berlins und aus den angrenzenden Kreisen sicherzustellen;
  2. die Herstellung wasserfester Pappe in Stärke von 2 bis 2½ Millimeter, als Ersatz für Fenster­glas, zu organisieren;
  3. die Herstellung von Nägeln und Stiften für Dachdeckungs- und Glaserarbeiten sicher­zustellen.
Der Befehl sieht die Fabrikation von mehr als 100 000 transportablen Kachelöfen vor. ...


Freitag, den 5. Oktober 1945 (Nr. 124), Verkehrs-Chronik

Der Zugverkehr auf der Niederbarnimer Eisenbahn
Der Zugverkehr auf der Niederbarnimer Eisenbahn (Heidekrautbahn) wird nunmehr ab 1. Oktober 1945 an allen Tagen durchgeführt. Abfahrt ab Berlin-Wilhelmsruh an Werktagen um 8.30, 13.30 und 18.30, an Sonn- und Feiertagen um 8.30 und 18.30 Uhr.


Sonntag, den 7. Oktober 1945 (Nr. 126), gekürzt

Eisenbahn in deutscher Regie
Seit dem 1. September hat die deutsche Eisenbahnverwaltung im sowjetischen Besatzungsraum wieder eine eigene Betriebsführung auf ihren Strecken. ...

Flußschiffahrt wieder aufgenommen
... Auf der Elbe ist der Transitverkehr der Flußschiffahrt von der tschechoslowakischen Grenze bis zur englischen Zone mit Anschluß nach Hamburg eröffnet. Umschlagartikel sind Kohle, Getreide und Gemüse.


Dienstag, den 9. Oktober 1945 (Nr. 127), gekürzt

„Grand-Hotel“ am Friedrichshain
Der Berliner Verwaltungsbezirk Prenzlauer Berg wies früher keine nennenswerten größeren Hotels auf. Um so begrüßenswerter ist es, daß hier jetzt ein Hotel für Durchreisende eröffnet wurde. Das geeignete Gebäude fand man in der früheren Kreisleitung der NSDAP am Friedrichshain, das mit seinen langen Korridoren, von denen links und rechts die Zimmer abgehen, für ein Hotel geradezu wie geschaffen ist.
Der Leiter des „Grand-Hotels“, Herr Gehrhus, plant in den Kellerräumen eine Bierschwemme sowie eine Bar zu errichten und auch die Hotelküche im Keller unterzubringen. ...


Mittwoch, den 10. Oktober 1945 (Nr. 128), gekürzt

„Die Freie Gewerkschaft“
Zeitung des FDGB
Nach der Zeitschrift „Betrieb und Gewerkschaft“, die von dem Freien Deutschen Gewerkschafts­bund Ende September herausgegeben wurde, erschien gestern, am 9. Oktober, die erste Nummer der Zeitung „Die Freie Gewerkschaft“. ...
Die erste Nummer ist in einer Auflage von 100 000 [?] Exemplaren erschienen und vorerst beabsichtigt man, die Zeitung zweimal in der Woche erscheinen zu lassen, um sie danach allmählich täglich herauszugeben.


Mittwoch, den 10. Oktober 1945 (Nr. 128), Amtliche Mitteilung

Giroverkehr in der gesamten sowjetischen Besatzungszone
Nachdem seit längerem die regionalen Provinzial- und Landesbanken sowie das Berliner Stadtkontor Ueberweisungen innerhalb ihrer eigenen Gironetze durchführen und kürzlich der Ueberweisungs- und Scheckverrechnungsverkehr auch zwischen Berlin und der Provinz Brandenburg angelaufen ist, hat jetzt die „Banken-Verrechnungsstelle Potsdam“ ihren vollen Betrieb aufgenommen. Da alle sechs Regionalbanken in der Mark Brandenburg und Sachsen, in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen sowie in Berlin der Verrechnungsstelle angeschlossen sind, können nunmehr Ueberweisungen und Scheckzahlungen zwischen allen Gebieten der sowjetischen Besatzungszone erfolgen.


Mittwoch, den 10. Oktober 1945 (Nr. 128), Verkehrs-Chronik, gekürzt

Neue Straßenbahnlinien
... Die 73 fährt von der Jüdenstraße bis Heinersdorf, die 77, von Lichterfelde-West kommend, hat ihre Strecke jetzt bis zur Joachimsthaler Straße, Ecke Kantstraße, ausgedehnt, womit die Kaiserallee eine elektrische Bahnverbindung bekommen hat.


Donnerstag, den 11. Oktober 1945 (Nr. 129), gekürzt

Berlins erstes Bunkerhotel
... Fünf Monate nach Kriegsende zeigt sich, daß auch Luftschutzbunker durchaus friedlichen Zwecken dienen können. Der große Zoobunker ist bekanntlich in ein stattliches Krankenhaus umgewandelt worden. Und in Lankwitz ist aus dem Betonbau ein Bunkerhotel entstanden, das erste Bunkerhotel Berlins.
Die Mitropa, der es gehört, hat damit auf dem Gebiet des Gaststätten- und Beherbergungswesens einen neuen Weg beschritten. ... Denn in diesem Hotel gibt es immerhin 200 Betten, und das ist eine Zahl, die bei der trostlosen Lage des Berliner Uebernachtungsgewerbes erheblich ins Gewicht fällt. Es gibt Ein- und Zwei-Bett-Zimmer ...


Mittwoch, den 17. Oktober 1945 (Nr. 134), Wirtschafts-Chronik

Berlin
Der Ortsteil Hohenschönhausen, der zum Weißenseer Verwaltungsbezirk gehört, ist mit 49 [?] Bauernstellen und einem Bauernland von über 1200 Morgen ein regelrechtes Bauerndorf. Es handelt sich um Rieselland der Stadt Berlin, das hier verpachtet ist und wesentlichen Anteil an der Gemüseversorgung Berlins hat. Die intensive Herbstbestellung drohte an dem Schwund des Pferdebestandes von 107 auf 29 [?] zu scheitern. Durch Einsatz der Pferdegespanne von 28 Transportunternehmern wurde diese Schwierigkeit überwunden und die Herbstbestellung gesichert.


Freitag, den 19. Oktober 1945 (Nr. 136), Verkehrs-Chronik

Berufsverkehr nach Strausberg
Für den Berufsverkehr wird ab 22. Oktober ein Pendelverkehr zwischen Strausberg und Dahmsdorf-Müncheberg eröffnet werden. Abfahrt der Züge in Strausberg um 6.00, 10.20 und 17.40 Uhr, in Dahmsdorf-Müncheberg um 7.10, 12.10 und 19.00 Uhr. Fahrzeit: 40 Minuten.


Freitag, den 19. Oktober 1945 (Nr. 136), Nachrichten aus Stadt und Land, gekürzt

Berlin
Zu Beginn des neuen Schuljahres am 15. Oktober wurden in den 551 Schulen Groß-Berlin 45000 Kinder neu eingeschult. Durch die Neuanmeldungen ist die Schülerzahl seit 1. Oktober in den einzelnen Bezirken um 15 bis 18 v.H. gestiegen.


Freitag, den 19. Oktober 1945 (Nr. 136), gekürzt

Brandenburgische Landeslotterie
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg wird eine Lotterie veranstalten. Die Genehmigung dazu ist vom Präsidenten der Provinzialverwaltung eingeholt und Spiel- und Gewinnplan sind von der Sowjetischen Militärischen Administration bereits genehmigt worden. ... Es sind 300000 Lose zu je 3 Mark vorgesehen. Die Gewinnchancen sind sehr günstig, so daß mit einem schnellen Absatz aller Lose gerechnet wird.


Sonntag, den 21. Oktober 1945 (Nr. 138), gekürzt

Hitlers Giftgas wird versenkt
Kiel, 20. Oktober (SNB). Allied Press meldet: 200 000 Tonnen Giftgas, das Hitler als letztes Kampfmittel bereitgehalten hatte, aber nie zur Anwendung bringen konnte, werden jetzt ins Meer versenkt. Die Gasmunition wird auf alte unbrauchbare Schiffe geladen und an einer der tiefsten Stellen des Skagerraks mitsamt den Schiffen versenkt.


Mittwoch, den 24. Oktober 1945 (Nr. 140), Nachrichten aus Stadt und Land

Berlin
Die Reichbahndirektion Berlin hat eine neue Selbstanschlußanlage (Basa) in Betrieb genommen. Die erste Anlage war bei den Kämpfen in Berlin durch die Sprengung der S-Bahn-Tunnel unbrauchbar gemacht worden. Die neue Anlage sichert durch ihre Fernsprech- und Fernschreib­anlagen eine schnelle und unmittelbare Verbindung aller Bahndirektionen innerhalb der sowjetischen Zone.


Donnerstag, den 25. Oktober 1945 (Nr. 141)

Spielernest ausgehoben
Erneut ist es der Berliner Kriminalpolizei gelungen, ein Spielernest großen Ausmaßes im Norden Berlins auszuheben. Mehr als zwanzig Personen wurden dort beim Glücksspiel „Meine Tante - Deine Tante“ angetroffen. Durch das rege Spielinteresse und die große Umsatzfreudigkeit konnten von der Kriminalpolizei über 50000 RM sowie 16 Kartenspiele sichergestellt werden.


Freitag, den 26. Oktober 1945 (Nr. 142), Nachrichten aus Stadt und Land

Berlin
Die in der sowjetischen Besatzungszone gelegenen und der deutschen Bevölkerung dienenden Krankenhäuser werden zur Zeit durch die Sowjetische Militärverwaltung auf die Verbesserung ihres Zustandes und ihrer Arbeitsfähigkeit überprüft. Die Zahl der in Betrieb befindlichen Kranken­anstalten und die Anzahl der Plätze für Kranke sind um ein bedeutendes erhöht worden.
Im Tuberkulose-Krankenhaus Buch in Berlin-Buch wurde der faschistische Leiter Partenheim entfernt. An seine Stelle ist der bekannte Lungenfacharzt Helmut Ostrowski getreten. Dieses Spezialkrankenhaus wird an Stelle von bisher 600 Betten in nächster Zeit über weitere zusätzliche 100 Plätze verfügen können.


Freitag, den 26. Oktober 1945 (Nr. 142), Verkehrs-Chronik, gekürzt

Zwischen Grünau und Königs-Wusterhausen ist ein Zugpaar eingesetzt worden, das 13.10 Uhr von Grünau bzw. 18.08 Uhr von Königswusterhausen abfährt. ...
Der 9.15 Uhr ab Berlin, Stettiner Bf. nach Angermünde fahrende Personenzug verkehrt wieder, womit zugleich auch in Eberswalde der Anschluß nach Werbig erreicht wird. ...


Freitag, den 26. Oktober 1945 (Nr. 142), gekürzt

Seefische für Berlin
Aus Pommern ist ein Transport mit frischen und leicht gesalzenen Seefischen in Berlin eingetroffen und sofort verteilt worden. Außerdem sind 22 Waggons mit 300 Tonnen Kabeljaufilets aus Flensburg angekommen. Die Verteilung dieses Transports hat ebenfalls bereits begonnen. ...


Sonnabend, den 27. Oktober 1945 (Nr. 143), gekürzt

Leuna-Brennmethanol gegen Gas- und Kohlennot
... Gerade die Gasnot in den ausgebombten Städten und der gleichzeitige Mangel an Brennspiritus haben das Leunawerk veranlaßt, einen Ersatzstoff auf den Markt zu bringen, nämlich das Leuna-Brennmethanol, das ähnlich gute Eigenschaften wie Brennspiritus aufweist. Es ist lediglich hierbei zu beachten, daß dieses Brennmethanol keinesfalls zu Genußzwecken Verwendung finden darf, da der Genuß auch kleinster Mengen zu Erblindung und Tod führt. Um diese lebensgefährliche Wirkung hervorzuheben, wird das Brennmethanol stark blau gefärbt in den Handel gebracht. Der Verkauf erfolgt nur über Drogerien, welche die Flaschen mit einem Etikett versehen, das den Brennstoff als Gift kennzeichnet.


Mittwoch, den 31. Oktober 1945 (Nr. 146)

Berlin
Die Metallwarenfabrik Fröhlingshausen & Haut in Berlin-Hohenschönhausen hat die Massen­fabrikation von Aluminiumgefäßen in Angriff genommen. Seit einigen Monaten werden Kranken­häuser und Ernährungsämter mit derartigen Haushaltsgegenständen beliefert. Thermodesgeräte, die der Entseuchung dienen, werden komplettiert.


Mittwoch, den 31. Oktober 1945 (Nr. 146), Nachrichten aus Stadt und Land

Berlin
Im Krankenhaus Friedrichshain sind im Oktober von der Belegschaft in freiwilligem Entschluß unter Führung der KPD- und SPD-Betriebsgruppen zusätzlich 420 unbezahlte Arbeitsstunden geleistet worden, wodurch es ermöglicht wurde, Stationsraum für die Gynäkologische Abteilung und Wohnraum im Schwesternhaus zu schaffen.


Mittwoch, den 31. Oktober 1945 (Nr. 146)

Wieder Telegramme in Berlin
Bei allen Postanstalten Groß-Berlins können gewöhnliche Telegramme an Empfänger in Groß-Berlin aufgegeben werden. Die Telegramme müssen in offener deutscher Sprache mit lateinischen Buchstaben ausgeschrieben sein. Wortgebühr 8 Rpf., Mindestgebühr 80 Rpf. Höchstzahl der Gebührenwörter 30. Zulässig sind Telegramme mit Antwort. Inhabern von Fernsprechanschlüssen ist es gestattet, Telegramme der Telegrammaufnahme des Haupttelegraphenamts - Sammelnummer 42 00 10 - zur Weiterbeförderung zuzusprechen. Die Telegramme werden dem Empfänger so schnell wie möglich zugestellt.


Donnerstag, den 1. November 1945 (Nr. 147), Nachrichten aus Stadt und Land

Berlin
Dank der Bemühungen des Wirtschaftsamtes des Bezirks Friedrichshain kann innerhalb des Bezirks jeder Familie eine Schachtel Schuhkrem zugeteilt werden. Auch Lederfett und Möbelpolitur können an die Bevölkerung abgegeben werden.


Donnerstag, den 1. November 1945 (Nr. 147)

Frische Fische für die Bevölkerung der sowjetischen Zone Berlin
Berlin, 31. Oktober (SNB). Die Anfuhr von frischen Fischen nach Berlin für den Verkauf an die Bevölkerung der Sowjetzone hat begonnen. Der Fischfang geht in den Teichwirtschaften des Kreises Kottbus (Provinz Brandenburg) und in der Provinz Mecklenburg vonstatten. Frische Fische kamen auch schon vordem aus Mecklenburg, jedoch hat jetzt der Fischfang hier in verstärktem Maße eingesetzt.
Dutzende von Tonnen frischer Fische kommen in den nächsten Tagen nach Berlin. Die Sowjetische Militärverwaltung hat Maßnahmen ergriffen, um die Anlieferung der Fische für die Bewohner Groß-Berlins zu beschleunigen.


Freitag, den 2. November 1945 (Nr. 148), gekürzt

Die erste Briefpost aus Westdeutschland
Postwagen rollen nach dem Westen - Die Wiederingangsetzung des Briefverkehrs in allen Zonen
Erstmals seit Kriegsende traf in diesen Tagen Post aus Westdeutschland ein. Sie wurde bereits den Empfängern zugestellt. Von nun an fährt jeden Abend ein Postwagen von Berlin-Grunewald nach Helmstedt bei Braunschweig, befördert dorthin deutsche Post aus der sowjetischen Besatzungszone für die anderen drei Besatzungszonen und bringt von dort wieder Post für die sowjetische Besatzungszone mit. Damit ist der regelmäßige Briefverkehr in alle deutschen Zonen eröffnet. ...


Freitag, den 2. November 1945 (Nr. 148), Nachrichten aus Stadt und Land, gekürzt

Berlin
Der Magistrat Berlin und die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg in Potsdam haben das Institut „Stadt-Land“ für sozialwissenschaftliche Strukturforschungen geschaffen. Leiter ist der Landesplaner der Provinz Brandenburg, Dr. Striemer. Das Institut hat die Aufgabe, die Gemeinden der Provinz zu durchforschen, um festzustellen, welche Strukturwandlungen durch Krieg, Umsiedlung und Bodenreform eingetreten sind. ...


Dienstag, den 6. November 1945 (Nr. 151), Verkehrs-Chronik, gekürzt

Verbesserungen im Straßenbahnverkehr
... Auf der Stadtbahn wird ab Sonntag, den 4. November 1945 der S-Bahn-Verkehr zwischen Friedrichstraße und Alexanderplatz im 20-Minuten-Verkehr aufgenommen werden. ...
Auf der Ringbahn wird vom Montag, dem 5. November 1945, an die Strecke Ostkreuz - Schlesischer Bahnhof im 20-Minuten-Verkehr befahren. ...


Donnerstag, den 8. November 1945 (Nr. 153), Verkehrs-Chronik, gekürzt

S-Bahn von Wannsee bis Alex
Seit Sonntag, dem 4. November, fahren die Stadtbahnzüge von Wannsee bekanntlich bis zum Bahnhof Alexanderplatz. Allerdings muß man berücksichtigen, daß die Gleise noch nicht völlig wiederhergestellt werden konnten, daß also die Strecke eingleisig befahren werden muß und infolgedessen Pendelverkehr mit Umsteigen in Charlottenburg, Zoo, Bellevue, Friedrichstraße erforderlich ist. ... Von Wannsee bis Charlottenburg verkehren die Züge alle 30 Minuten, von Charlottenburg bis Friedrichstraße alle 20 Minuten.
Straßenbahn bis Rüdersdorf
Trotz der Schwierigkeiten bei der Wiederherstellung der Oberleitung ist es jetzt gelungen, den Straßenbahnverkehr vom Bahnhof Friedrichshagen wieder bis Schützenhaus Rüdersdorf durchzuführen.


Freitag, den 9. November 1945 (Nr. 154)

Foto- und Röntgenplatten für Fensterverglasung
Berlin, 8. November (SNB). Dem Bauamt Tiergarten in Berlin gelang die Beschaffung von 100000 Röntgenplatten, die an die Bevölkerung zur Abdichtung der Fenster ausgegeben wurden. Die Platten sind für diesen Zweck gut verwendbar, da sich die Fotoschicht mit warmem Wasser leicht entfernen läßt. In zahlreichen Krankenhäusern, Kliniken und Fotoateliers dürften sich noch Bestände an alten, schon benutzten Foto- und Röntgenplatten befinden, die heute überholt und nicht von wissenschaftlichem Interesse und darum entbehrlich sind oder durch Kontaktabzüge entbehrlich gemacht und somit für Fensterverglasung benutzt werden könnten.


Dienstag, den 13. November 1945 (Nr. 157)

Einheitszeit für ganz Deutschland
Berlin, 11. November (SNB). Nach einem Beschluß des Kontrollrates wird in ganz Deutschland eine Einheitszeit eingeführt. Ab 18. November, 2.00 Uhr gilt in ganz Deutschland die Zeit „A“, d. h. Greenwich-Zeit + 1. Das bedeutet, daß am 18. November um 2.00 Uhr die Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden.


Mittwoch, den 14. November 1945 (Nr. 158), gekürzt

„Neues Leben“
Die Zeitschrift der deutschen Jugend
Ein frisches Mädchengesicht, darin zwei blanke, zukunftsfrohe Augen - so lacht es uns entgegen vom Umschlag der Zeitschrift „Neues Leben“, die der der Jugendausschuß bei der Zentral­verwaltung für Volksbildung herausgibt. ...


Donnerstag, den 15. November 1945 (Nr. 159), gekürzt

Moabiter Turbinenfabrik arbeitet für den Verkehr
Die Besserung der Verkehrslage dient zur Förderung jedes wirtschaftlichen Fortschritts. Dieser Tatsache trägt auch die AEG Rechnung, wenn sie nicht nur an der Wiederherstellung der elektrischen Anlagen und der Einrichtung unseres Verkehrswesens mitwirkt, sondern darüber hinaus ihre Fachkräfte und einige ihrer großen Berliner Fabriken für die dringende Instandsetzung rollenden Materials zur Verfügung stellt. Das geschieht unter anderem im Werk Brunnenstraße, wo ganze S-Bahn-Züge und Straßenbahntriebwagen einer vollständigen Ueberholung unterzogen werden.
Außerdem ist in der Turbinenfabrik in Moabit eine große Reparaturfabrik für Fahrzeuge verschiedener Art eingerichtet worden, wo in der größten, 250 m langen Fabrikhalle Autobusse und Straßenbahnwagen der BVG in langer Reihe aufgebockt stehen. ...
Ebenso erhielt die Turbinenfabrik Aufträge der Reichsbahndirektion zur Wiederherstellung von Güterwagen. ...
Eine Nebenabteilung befaßt sich überdies mit der Herstellung von Koch- und Heizherden. Vor allem such man aber die Instandsetzung und die Neuanfertigung von Turbinen und Turbo­generatoren wieder in Gang zu bringen, ...

Berliner Brücken
Die Gotzkowskybrücke konnte für den Einbahnverkehr freigegeben werden.
Vordringlich ist zur Zeit die Freimachung der Wasserstraßen für den Schiffverkehr. Das letzte Spreehindernis ist die Schloßbrücke in Charlottenburg, deren Instandsetzung daher mit an erster Stelle der neuen Projekte steht.
Mit Fertigstellung der Potsdamer Brücke wird gegen Mitte des Monats gerechnet. Die Straßenbahngleise auf der neuen Brücke werden schon gelegt, desgleichen werden die Rampen ausgebaut.
Die Kronprinzenbrücke mußte wegen Einsturzgefahr gesperrt werden. ...


Freitag, den 16. November 1945 (Nr. 160), Arbeit und Wirtschaft, gekürzt

Ziegelputz schnell und einfach
Der im Vorhof der Dresdner Industrie- und Handwerksausstellung gezeigte Ziegelputzapparat ist trotz seiner einfachen bescheidenen Form ein Wegweiser für die gewerbliche Neuentfaltung weiter Gebiete. ...
Glühbirnenherstellung in Berlin
Neben den weltbekannten Firmen wie Osram und Pinzsch besitzen wir in Berlin noch ein weiteres Unternehmen, dessen Produktionsplan die Herstellung von Glühbirnen vorsieht. Der Fabrikations­prozeß der Firma Carmeta in der Kastanienallee befindet sich im vollen Fluß.
Der monatliche Ausstoß der Firma Carmeta - übrigens ein altes und renommiertes Unternehmen - beträgt seit Ende Juli, vom Tag der allgemeinen Arbeitsaufnahme an 70000 Glühbirnen. 30000 Stück entfallen davon auf Kohlefadenlampen. ...
Das Potential des Betriebes könnte ein weitaus größeres sein, wenn es den Gaswerken gelingen würde, die Wärmeinheiten des Gases auf den Normalstand zu bringen. ...
Vierhundert Trecker helfen den Notstandskreisen
Im Einvernehmen mit der Sowjetischen Militärverwaltung hat die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg angeordnet, daß die westlichen und südlichen Kreise der Provinzverwaltung Mark Brandenburg vierhundert Trecker zur Beendigung der Herbstbestellung in die Notstandskreise Lebus, Oberbarnim, Angermünde und Seelow entsenden. ... Der Oberlandrat von Bernau stellt 80 Trecker zur Verfügung, davon aus Osthavelland 25, Teltow 35, Niederbarnim 5 und Beeskow-Storkow 15. ... Mit der Bahn werden die Trecker zu den Bestimmungsorten gebracht.
Die abgebenden Kreise stellen Traktorenführer und Brennstoff ist gesorgt. ...


Sonnabend, den 17. November 1945 (Nr. 161), gekürzt

Potsdamer Platz - Pankow wieder zweigleisig
... Seit gestern verläuft der Verkehr auf der Strecke Potsdamer Platz - Pankow zweigleisig, d. h. die Fahrt geht glatt durch; und das bisher notwendig gewesene lästige Umsteigen auf Stadtmitte, Spittelmarkt, Klosterstraße und (auf der Rückfahrt) Alexanderplatz fällt weg. ... Auf der ganzen Strecke Potsdamer Platz - Pankow (Linie A) muß z. Z. lediglich das Stück Märkisches Museum - Klosterstraße noch eingleisig befahren werden, weil die eine Tunnelwand, die nach der Zerstörung in den letzten Monaten neu errichtet wurde, teilweise auf dem einen Gleis steht.


Sonnabend, den 17. November 1945 (Nr. 161), Nachrichten aus Stadt und Land, teilweise gekürzt

Berlin
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat das Landesarbeitsamt ermächtigt, Berufe, in denen dringender Bedarf an Fachkräften besteht und die für lebenswichtige Aufgaben gebraucht werden, zu Mangelberufen zu erklären. Facharbeiter dieser Mangelberufe dürfen ohne ausdrück­liche Zustimmung des Arbeitsamtes nicht berufsfremd beschäftigt werden, ...
In der Provinz Mark Brandenburg wird die Zwangsschutzimpfung aller Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren gegen Diphterie und Scharlach durchgeführt.


Sonntag, den 18. November 1945 (Nr. 162), gekürzt

Sechs Monate Magistrat Berlin
Unsere Stadt im ersten halben Jahr der antifaschistischen Aera
Von Dr. Arthur Werner, Oberbürgermeister der Stadt Berlin
...


Sonntag, den 18. November 1945 (Nr. 162)

Ab heute gilt „Zeit A“
Wie wir bereits berichteten, wird nach einem Beschluß des Kontrollrats ab heute in ganz Deutschland eine Einheitszeit eingeführt, die als Zeit „A“, d. h. Greenwicher Zeit + 1 Stunde, bezeichnet wird.
Bekanntlich hat jeder Längengrad seine eigene Zeit, die sogenannte Ortszeit. Aus praktischen Gründen ist die gesamte Erdoberfläche in Zonen eingeteilt worden, die 15 Längengrade breit sind und in denen jeweils eine bestimmte Zeit, die sogenannte Zonenzeit, gilt. Der Zeitunterschied zwischen zwei benachbarten Zonen beträgt immer 1 Stunde. Für Deutschland gilt die Zeit des 15. Längengrades östlich von Greenwich, bekannt als Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Ist es in Deutschland 12 Uhr, so in Greenwich, nach unseren Uhren gerechnet, erst 11 Uhr oder, anders ausgedrückt: MEZ = Greenwicher Zeit + 1 Stunde.
Während des Krieges wurde in Deutschland die „Sommerzeit“ eingeführt, d. h. die Uhren wurden eine Stunde vorgestellt. Diese Zeit entsprach der des 30. Längengrades. Nach Kriegsende wurde in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands vorübergehend nach der Moskauer Zeit gerechnet, also der Zeit, die für das Gebiet des 45. Längengrades gilt; aus diesem Grunde mußten die Uhren eine weitere Stunde vorgestellt werden. Als diese Maßnahme vor kurzem rückgängig gemacht wurde, stellten wir unsere Uhren eine Stunde zurück und rechneten somit bis zum 17. November wieder nach der im Kriege eingeführten „Sommerzeit“.
Wenn nun am 18. November um 2.00 Uhr unsere Uhren nochmals um eine Stunde zurückgestellt werden, so sind wir wieder bei der früheren Mitteleuropäischen Zeit, also bei der Greenwicher Zeit + 1 Stunde angelangt. Sie hat sich nur eine andere Bezeichnung zugelegt und heißt „Zeit A“. H. G.


Mittwoch, den 21. November 1945 (Nr. 164), gekürzt

Bodenreform in der Amerikanischen Zone
London, 20. November (Rundfunk). Aus Frankfurt a. M. wird gemeldet: In der amerikanischen Besatzungszone wird eine Bodenreform durchgeführt werden. Ein Gesetzentwurf über die Aufteilung des Großgrundbesitzes liegt zur Begutachtung vor. Insbesondere kommt Bayern mit seinen ausgedehnten Großgrundbesitz für diese Bodenreform in Betracht.


Mittwoch, den 21. November 1945 (Nr. 164), Verkehrs-Chronik

Ostkreuz - Treptower Park
Bei der Ringbahn konnte die Lücke Ostkreuz - Treptower Park nun auch geschlossen werden. Damit besteht im gesamten Ring nur noch eine Lücke zwischen den Bahnhöfen Wedding und Putlitzstraße, an deren Beseitigung in nächster Zeit auch noch nicht zu denken ist.
Stromsparen durch Halbzüge
Künftig wird die S-Bahn zwischen 10 und 15 Uhr und ab 19.30 Uhr auf alle Strecken, die einen stärkeren als 30-Minuten-Verkehr aufweisen, Halbzüge einsetzen. Sonnabends verkehren nur zwischen 11 und 13 Uhr Halbzüge und am Sonntag beginnt der Halbzugverkehr erst um 10 Uhr.


Freitag, den 23. November 1945 (Nr. 166), Arbeit und Wirtschaft, gekürzt

Was geht in Rüdersdorf vor?
Die Arbeiter retteten die Werke
Chaotische Zustände herrschten in Rüdersdorf bei Kriegsende. Ohne Kohle, ohne Preßlufthämmer und ohne Treibriemen die Werke in Funktion zu setzen, wäre vielleicht den im Märchen eine Rolle spielenden Heinzelmännchen gelungen. ... Die allernotwendigste Aufgabe, die unaufschiebbar, gefahrdrohend vor den Augen der Rüdersdorfer Bevölkerung stand, war die Ingangsetzung der Pumpenanlagen mit denen das Wasser abgesaugt werden mußte, das die Gesamtwerke zu überspülen drohte. Hätten nicht die Arbeiter das Kraftwerk in Funktion gesetzt, das nun wieder Strom für die Pumpen liefert, ..., so würde sich heute an der Stelle, wo wieder Kalk und Zement erzeugt wird, Materialien, die für den Wiederaufbau Berlins unerläßlich sind, ein Werk unter dem Wasserspiegel befinden. ...
Ein für die Ingangsetzung der Betriebe besonders ausgezeichneter Kranführer, Herr Kulczak, wurde auf Vorschlag der Arbeiter als kommissarischer Leiter der Preußag und des Adler-Zementwerkes mit Zustimmung der deutschen Behörden eingesetzt. ...
Zugleich wurden im Rahmen der Vereinfachung beide Werke fusioniert, so daß heute schon wieder eine Produktion von 20000 Zentner hydraulicher Kalk möglich ist. ...


Freitag, den 23. November 1945 (Nr. 166), gekürzt

Großfeuer in einem Berliner Versorgungsbetrieb
Nachts gegen 1 Uhr bemerkten die Einwohner der Mühlenstraße, daß aus dem Dachstuhl der Osthafenmühle starker Rauch aufsteigt. Kurz darauf schlugen auch schon die Flammen aus dem obersten Stockwerk. Das Flammenmeer griff in rasender Geschwindigkeit um sich, und nach einer schweren Explosion stand in kurzer Zeit das ganze Gebäude in hellen Flammen.
Durch die Mithilfe der umliegenden Einwohnerschaft und den Einsatz der Feuerwehr konnte der größte Teil der für die Zivilbevölkerung bestimmten Mehlvorräte in Sicherheit gebracht werden. Trotzdem wurden etwa zweihundert Zentner ein Raub der Flammen. Der Gesamtschaden beläuft sich auf annähernd 60000 RM. Die Leistungsfähigkeit der Mühle wurde aber kaum beeinträchtigt, da nur die Lagerräume dem Feuer zum Opfer fielen.


Sonnabend, den 24. November 1945 (Nr. 167)

Vorortverkehr nach Werneuchen
Die Strecke Lichtenberg - Werneuchen wird ab 25. November in den Vorortverkehr einbezogen. Es fahren täglich vier Zugpaare; für den Totensonntag wird ein weiteres Zugpaar eingefügt.

Wedding - Treptower Park zweigleisig
Der Ringbahnteil von Wedding nach Treptower Park ist nun zweigleisig ausgebaut, so daß das Umsteigen in Zukunft wegfällt.

Vorortverkehr nach dem Norden
Künftig wird auf den nördlichen S-Bahn-Strecken nach Bernau, Oranienburg und Tegel statt des stündlichen ein halbstündiger Verkehr durchgeführt.


Sonntag, den 25. November 1945 (Nr. 168)

Berlin
Nach dem Stand vom 12. November 1945 sind bei der Berliner Polizei etwa 7400 Motorfahrzeuge registriert. Darunter befinden sich mehr als 3500 LKWs und 1600 [?] PKWs. Etwa 1000 Zugmaschinen sind zugelassen.


Sonntag, den 25. November 1945 (Nr. 168), gekürzt

Ab 1. Dezember mehr Strom!
Berechnung nach Haushalten und nicht mehr nach Zählern
Die Alliierte Kommandantur hat für die Berliner Bevölkerung eine freudig begrüßte Verbesserung der Stromversorgung herbeigeführt, indem sie die tägliche Berliner Strommenge von 2,7 Millionen Kilowattstunden ... auf 4 Millionen Kilowattstunden ab 1. Dezember erhöht hat. ... An Lichtstrom bzw. für Haushaltszwecke (Bügeln usw.) wird ein Grundverbrauch von 400 (bisher 500) Wattstunden je Tag und Haushalt zuzüglich 120 (bisher 50) Wattstunden je Tag und Person zugeteilt. Haushaltungen, die auf elektrisches Kochen angewiesen sind, erhalten einen weiteren Grundverbrauch von 700 (bisher 1200) Wattstunden je Tag und Haushalt zuzüglich 600 (bisher 200) Wattstunden je Tag und Person.
An Stelle der bisherigen vom Zähler ausgehenden Stromzuteilung bezieht sich die Entnahmemenge jetzt ausschließlich auf jeden Haushalt. ...

Nun auch bis Gleisdreieck durchgehend!
Die Berliner U-Bahn hat in der letzten Zeit fast täglich mit erfreulichen Verkehrsverbesserungen aufgewartet. Als Neuestes ist zu berichten, daß man seit gestern auf der Fahrt vom Osten nach Gleisdreieck auf Potsdamer Platz nicht mehr umzusteigen braucht. Diese Notwendigkeit hat also nur ganz kurze Zeit bestanden, und jetzt fahren die Züge von Pankow nach Gleisdreieck und umgekehrt glatt durch. ...

Kein Roggenmehl auf Brotmarken
... Mit sofortiger Wirkung ist der Verkauf von Roggenmehl auf Brotmarken verboten. Das Verbot des Verkaufs von Roggenmehl ist notwendig, um die Bevölkerung solange wie irgend möglich in den Genuß des sättigenden Mischbrotes kommen zu lassen. ...

Die S-Bahn wird winterfest
Der neue Präsident der Bahndirektion Berlin gibt Auskunft
... „Wir haben jetzt Massen von Pappen in Sachsen besorgt und werden die Wagen wenigstens winterfest machen, damit die Fahrgäste nicht zu sehr zu frieren brauchen“, erzählt Herr Besner [Präsident der Reichsbahndirektion Berlin]. ...
Bei der S-Bahn sind ... die Bombenschäden weit stärker gewesen als bei der U-Bahn. Gerade die Zerstörungen bei der Nord-Süd-Bahn sind sehr erheblich. ... Die Nord-Süd-S-Bahn wird sobald nicht, zum mindesten in ihrem Nordabschnitt bis Friedrichstraße vollkommen in Betrieb sein.


Dienstag, den 27. November 1945 (Nr. 169), gekürzt

Die 74 wieder durch die Leipziger Straße
Seit Montag früh verkehrt die Straßenbahn 74 wieder durch die Potsdamer Straße, über den Potsdamer Platz, die Leipziger Straße entlang bis zum Spittelmarkt. ...
An Stelle der vernichteten Potsdamer Brücke hat man dicht daneben eine Notbrücke aus Holz geschaffen, die ebenfalls am Montag dem Verkehr übergeben wurde und über die nun die 74 ihren Weg nimmt. Leider ist vorläufig eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 74 über den Spittelmarkt hinaus bis zum Molkenmarkt, Alexanderplatz usw. wegen der Zerstörung der Mühlendammbrücke nicht möglich.

Potsdamer Brücke wiederhergestellt
Die durch die sinnlose Verteidigung der Stadt Berlin zerstörte Notbrücke über den Landwehrkanal im Zuge der Potsdamer Straße ist wiederhergestellt und wird am Montag, den 26. November, dem Verkehr übergeben.


Donnerstag, den 29. November 1945 (Nr. 171), teilweise gekürzt

Kindersuchaktion der Mark Brandenburg
An alle Unterbringungsstellen für Kinder richtet die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg die dringende Bitte, eine listenmäßige Aufstellung der Kinder zu machen, von denen Angehörige bisher nicht zu ermitteln waren. Die Liste sollte umgehend an den Zentralsuchdienst, Provinzial­verwaltung in Potsdam, Moltkestraße 6, eingesandt werden.

Vorbildliche Gesundheitsfürsorge in der Provinz Brandenburg
Potsdam (SNB). Die Zahl der Krankenhausplätze in der Provinz Brandenburg hat mit über 25000 die Vorkriegshöhe erreicht. In den zerstörten Städten werden unbeschädigte Gebäude zu Krankenhäusern hergerichtet. ... Die s. Z. als Krankenhäuser und Hospitäler von der Roten Armee benutzten Krankenanstalten stehen der Bevölkerung wieder zur Verfügung. Die Provinz errichtete neun Sanitätsstationen für epidemische Erkrankungen: diese Stationen verfügen über aus­gezeichnete Einrichtungen, Laboratorien, Desinfektionsabteilungen und Krankenwagen. ...

Ueberall Schulspeisung
Die Kinderspeisung ist in den Berliner Schulen voll im Gange. Die Möglichkeit, während der Unterrichtszeit eine warme Mahlzeit zu erhalten, wird selbstverständlich von den Kindern mit Freuden wahrgenommen, und die Eltern begrüßen dankbar, daß ihren Kindern auf diese Weise eine zusätzliche Mahlzeit zuteil wird.


Sonnabend, den 1. Dezember 1945 (Nr. 173), gekürzt

Brachliegendes Land verpachten
Um die Städte mit Gemüse und Obst zu versorgen, sollte brachliegendes Land in größerem Umfange an Gärtnereien verpachtet werden. Die Gemeinde Friedrichsfelde z. B. hat an vier Gärtner zwölf Morgen Land zur Gemüse- und Obstgewinnung verpachtet. Allein aus diesen zwölf Morgen können in Friedrichsfelde 375 Personen mit Gemüse versorgt werden. Dabei werden nicht einmal die Verkehrsmittel in Anspruch genommen, da es sich die Händler aus der gleichen Gemeinde mit dem Handwagen abholen können. Außerdem kann es frisch, noch am gleichen Tage an die Kunden verkauft werden. ...

Wohnraum für Ausgebombte
In vielen ausgebombten Häusern wohnen Leute, die ängstlich ihren Bauschutt und ihre zertrümmerten Wände pflegen, damit sie keine Einquartierung bekommen. ... Auf die Dauer ist es ein unhaltbarer Zustand, wenn die Wohnungsinstandsetzungen aus durchsichtigen Gründen von egoistischen Menschen bewußt sabotiert werden und die ihnen unerwünschte Zuweisung von Wohnungslosen erfolgreich abgebogen wird.

Berlin hat etwa 3082700 Einwohner
Wir erfahren vom Magistrat Berlin: Die Einwohnerzahl Berlins betrug Ende Oktober d. J. 3082700, sie hat sich im Laufe des Monats Oktober um 88700 oder 2,9 v. H. erhöht. Seit dem Mai d. J. erhöhte sich die Bevölkerungszahl um 520000, das sind 20,3 v. H. ...

Eisenbahnreisen nur mit Genehmigung
In sämtlichen Reichsbahndirektionsbezirken der sowjetischen Besatzungszone, ausgenommen Reichsbahndirektionsbezirk Berlin, bedürfen nunmehr Eisenbahnfahrten der Genehmigung der Fahrkartenausgabestelle oder einer besonderen Reiseprüfstelle. Genehmigt werden im allgemeinen nur Dienst- und dringende Geschäftsreisen sowie Fahrten entlassener Kriegsgefangener nach ihrem Heimat- oder endgültigem Unterbringungsort. ...


Freitag, den 7. Dezember 1945 (Nr. 177), gekürzt

Die Luft ist wieder rein!
Die Berliner Stadtentwässerung hat die Wasserläufe gereinigt
Jeder Berliner, den nach Beendigung der Kampfhandlungen der Weg an irgendeinem Gewässer vorbeiführte, wird sich daran erinnern, daß diesen Gewässern oft pestilenzartige Gerüche entströmten. Die gesamten Abwässer der Stadt liefen damals, da alle Maschinenhäuser [?], Pumpwerke und Druckrohre stillstanden, durch Notauslässe in die öffentlichen Wasserläufe. So wurden die Berliner Flüsse und Kanäle von allem möglichen Schmutz überflutet. Spree und Havel, Landwehr- und Teltowkanal, ja sogar die kleine Panke wurden so zu großen Seuchenherden.
Wenn es trotz vieler Schwierigkeiten gelang, schon in kurzer Zeit wieder 78 Pumpwerke in Betrieb zu setzen und von den 3000 Schadensstellen am Leitungs- und Druckrohrnetz 1940 zu beseitigen, so hat die Berliner Stadtentwässerung damit gezeigt, mit welcher Energie sie an den Wiederaufbau des Kanalisationswesens herangegangen ist. ... Heute werden schon wieder 385000 cbm Abwasser auf die Rieselfelder und zu Großkläranlagen gepumpt. Die tägliche Abwasserbeförderung vor dem Kriege betrug 709000 cbm und wurde durch 87 Abwasserpumpwerke betrieben. Das Druckrohr­netz hat eine Länge von 700 km; die Rieselfelder sind 11000 ha groß.


Sonntag, den 9. Dezember 1945 (Nr. 179)

Süße Spende für 100000 Kinder
Potsdam (Eigener Bericht). Das Präsidium der Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg hat beschlossen, 100000 Kindern je 100 Gramm Zuckerwaren als Weihnachtsgabe zu schenken. Die Verteilung erfolgt durch die Sozialabteilung der Provinzialverwaltung.


+ Sonntag, den 9. Dezember 1945 (Nr. 179), gekürzt

Ueber 18000 qm Fensterglas geliefert
Wie wir vom Bauamt des Magistrats erfahren, sind für den sowjetischen Sektor Berlins bisher über 18 000 qm Glas angeliefert worden. In erster Linie wurden damit Schulen und Krankenhäuser versorgt. Außer der insgesamt vorgesehenen Glasmenge wurden für die Abdichtung der Berliner Wohnungen 500 000 qm Spezialfensterpappe zur Verfügung gestellt.


Dienstag, den 11. Dezember 1945 (Nr. 180), teilweise gekürzt

Tödliche Unglücksfälle
Der sechzigjährige Ferdinand Wegener war damit beschäftigt, sich aus dem dritten Stock einer Ruine Holz zu holen. Er verlor dabei den Halt, stürzte auf die Straße und erlitt schwere Verletzungen, an denen der kurze Zeit darauf verstarb.
Auf der Strecke Weißensee - Landsberger Allee stürzte der 60 Jahre alte Albert Köhler aus bisher noch unbekannter Ursache aus einem fahrenden S-Bahn-Zug. Er wurde von dem nachfolgenden Wagen erfaßt und gegen die Stromschiene gepreßt. Der Vorfall blieb von den Mitreisenden unbemerkt. Erst einige Stunden später wurde Köhler tot aufgefunden.

Die Gasag ist emsig am Werk
22000 Kandelaber abgedichtet
Von den acht Berliner Gaswerken werden gegenwärtig vier für die Erzeugung der zugebilligten Gasmengen benutzt, womit die Kapazität der einzelnen Werke selbstverständlich nicht voll ausgenutzt ist. In Friedenszeiten standen in Berlin mit 42 Gasbehältern zwei Millionen Kubikmeter Raum zur Verfügung, gegenwärtig beträgt das Fassungsvermögen der zur Verfügung stehenden Behälter 350 cbm.
Bei Beginn der Kampfhandlungen um Berlin entstanden 8000 Schäden am Rohrnetz, von denen in verhältnismäßig kurzer Zeit 6000 ausgebessert waren. ... So ergaben sich umfangreiche und schwierige Reparaturen. Beispielsweise wurden annähernd 22000 Straßenkandelaber abgedichtet und 33400 Hauszuleitungen zerstörter Häuser ordnungsgemäß abgesperrt. ... 82 Prozent des gesamten Gasrohrnetzes sind instand gesetzt, und an den restlichen 18 Prozent wird mit Hochdruck gearbeitet. ...


Mittwoch, den 12. Dezember 1945 (Nr. 181)

Steinkohlenvorkommen in der Mark Brandenburg entdeckt
Berlin (SNB). In der sowjetischen Zone ist 100 km südlich von Berlin, am wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Doberlug-Kirchhain ein Steinkohlenvorkommen entdeckt worden. Von den angebohrten 14 Kohleflözen ist eines in einer Tiefe von nur 60 m, das unterste in 500 m Tiefe abgelagert. Nach vorsichtigen Schätzungen sind rund 100 Millionen Tonnen Anthrazit-Steinkohle vorhanden, von denen 60 Millionen Tonnen als abbauwürdig anzusehen sind. Der Heizwert der Kohle entspricht dem normalen Steinkohlenheizwert; der Aschegehalt schwankt zwischen 8 und 12 Prozent. Bei einem Voranschlag von 600 000 Tonnen Steinkohlenförderung jährlich, würde das neue Vorkommen für 100 Jahre ausreichen.


Mittwoch, den 12. Dezember 1945 (Nr. 181), gekürzt

Bekommt Berlin weibliche Verkehrspolizisten?
Gespräch mit dem Vizepolizeipräsidenten Dr. Kionka
... „Wir haben den Einsatz weiblicher Verkehrspolizisten schon im Mai-Juni dieses Jahres erwogen und den Plan jetzt wieder aufgegriffen. Nach Klärung der erhaltenen Anregungen werden wir möglicherweise der Alliierten Kommandantur eine solche Neueinrichtung zur Genehmigung vorlegen. ...“


Donnerstag, den 13. Dezember 1945 (Nr. 182)

Sperre des Zugverkehrs aufgehoben
Die Eisenbahnverwaltung Berlin teilt mit, daß die vor einigen Tagen verhängte Sperre des Personenfernverkehrs wieder aufgehoben worden ist, da die für dringende Kohlentransporte benötigten Lokomotiven nunmehr wieder zur Verfügung stehen. Nachdem am 11. Dezember bereits einzelne Züge verkehrten, wird ab Donnerstag, dem 13. Dezember 1945 der normale Zugverkehr wiederaufgenommen.


Freitag, den 14. Dezember 1945 (Nr. 183), gekürzt

Wozu Reisebeschränkungen
Die vordringlichen Aufgaben der Reichsbahn ...
Verkehr wird zentral gelenkt
Der gesamte Personenverkehr wird zentral gelenkt. Die Fahrkarten werden erst drei Tage vor Antritt der Reise verkauft. Reisetag und ein bestimmter Zug werden vorgeschrieben, denn nur so ist eine ordnungsgemäße Abwicklung des Reiseverkehrs gewährleistet. Kontrollen hinsichtlich der Einhaltung der Bestimmungen werden auch im Zuge durchgeführt.
Ernst Barbknecht


Sonnabend, den 15. Dezember 1945 (Nr. 184), gekürzt

Weitere Verbesserungen im Straßenbahnverkehr
... Dem Wunsche vieler Fahrgäste entsprechend, werden, wie die BVG mitteilt, in den nächsten Tagen Fahrscheinblocks zu 10 und 25 Fahrscheinen verkauft werden, die für alle Linien der Straßenbahn und auch für die U-Bahn gelten.


Sonntag, den 16. Dezember 1945 (Nr. 185)

Eisenbahnzusammenstoß
Die Eisenbahnverwaltung teilt mit:
Um 7.20 Uhr ist ein Nahgüterzug in Kilometer 1,0 zwischen den Bahnhöfen Schöneweide - Spindlersfelde auf den entgegenkommenden S-Bahn-Zug aufgefahren. Es sind acht Tote und fünf Schwer- und drei Leichtverletzte zu beklagen.
Die Lokomotive und drei Güterwagen sowie zwei Wagen des S-Bahn-Zuges sind entgleist. Die Strecke ist gesperrt. Dauer der Sperre etwa 24 Stunden. Die Feuerwehr ist an den Aufräumungs­arbeiten beteiligt.


Mittwoch, den 19. Dezember 1945 (Nr. 187), gekürzt

Wieder Schülerunfallversicherung in der Mark Brandenburg
Die Schülerunfallversicherung ist nunmehr von der Provinzialversicherungsanstalt Mark Brandenburg wiederaufgenommen worden. Der Beitrag für jeden Schüler beträgt im Jahr auf höheren Lehranstalten 2,-- RM, für Zöglinge in Internaten 4,-- RM und auf Volksschulen 1,50 RM zuzüglich 5 Prozent Versicherungssteuer. Die Versicherung gewährt 15000 RM bei Invalidität durch Unfall und bis zu 1500 RM bei vorübergehender Arbeitsunfähigkeit durch Unfall. ...


Donnerstag, den 10. Dezember 1945 (Nr. 188)

Brennholz aus Berlins Wäldern und Parkanlagen
Die Alliierte Kommandantur Berlin hat die Beschaffung von Brennholz durch planmäßiges Schlagen von 377000 Kubikmeter Holz aus den Wäldern und Parkanlagen Groß-Berlins genehmigt. Der Einzelhandelspreis für den Verkauf von Brennholz an die Bevölkerung je Kubikmeter wird wie folgt festgesetzt:
Ungeschlagenes Holz 11 RM, Längen von Brennholz im Walde 16 RM, Längen von Brennholz im Lagerhaus 21 RM, gespaltenes Brennholz im Lagerhaus 26 RM, Längen von Brennholz frei Haus 23 RM, gespaltenes Brennholz frei Haus 28 RM.
Für die Bereitstellung von Werkzeugen, Betriebsstoff und Transport ist der Oberbürgermeister von Berlin verantwortlich.

Seife für alle Berliner
Auf Abschnitt Berlin 52 des Berliner Bezugsausweises wird ein Stück Seife abgegeben. Die Ausgabebedingungen hängen in den Verkaufsstellen aus.

Weihnachtsferien
Die Weihnachtsferien sind vom 22. Dezember 1945 bis 5. Januar 1946 festgelegt worden. Schulbeginn am 7. Januar 1946. Es wird darauf hingewiesen, daß die Weihnachtsfeiern der Schulen am 22. Dezember 1945 stattfinden.


Freitag, den 21. Dezember 1945 (Nr. 189), gekürzt

Brücke zwischen Stadt und Land
Die „Tägliche Rundschau“ kommt überall ins Haus
Nach Weisung des Vertreters des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutsch­land sind jetzt bekanntlich bei allen Postämtern der sowjetischen Besatzungszone Bestellungen auf Zeitungen zugelassen, die in der sowjetischen Besatzungszone der Stadt Berlin und Deutschlands erscheinen. Damit ist es nun auch möglich, regelmäßig die „Tägliche Rundschau“ ins Haus gesandt zu bekommen. Selbst in Orten, die kein eigenes Postamt haben, ist die Zustellung der Zeitung kein Problem mehr, denn auch der Landbriefträger nimmt die Bestellung entgegen und bringt die Zeitung ins Haus. ...

Feiertage und Arbeitszeit
Lockerung des Ausgehverbots
Wie der Magistrat der Stadt Berlin bekanntgibt, ist die Arbeitszeit zu Weihnachten und Neujahr mit Genehmigung der Alliierten Kommandantur wie folgt geregelt worden: Sonntag, der 23. Dezember, und Sonntag der 30. Dezember werden zu gewöhnlichen Arbeitstagen erklärt, jedoch sind Montag, der 24. Dezember, und Montag, der 31. Dezember, arbeitsfreie Tage.
Diese Regelung ist vor allem mit Rücksicht auf die gegenwärtige Kohlenlage getroffen worden. Heiligabend und Silvester fallen in diesem Jahre auf einen Montag, so daß alle Industriewerke für diesen einen Tag, der beide Male zwischen zwei Feiertage fällt, ihren Betrieb in Gang setzen müßten. Das hätte einen übermäßig hohen Verbrauch an Brennstoff zur Folge, was unter den heutigen Verhältnissen nicht zu verantworten ist. ...
Im Zusammenhang mit den kommenden Feiertagen ist auch folgender Befehl von Bedeutung, der von der Alliierten Kommandantur an den Oberbürgermeister von Berlin ergangen ist und sich mit der Lockerung des Ausgehverbots befaßt. In diesem Befehl wird verfügt, daß in der Nacht vom 24. zum 35. Dezember und in der Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar das Ausgehverbot für die Bevölkerung Berlins erst um 2 Uhr wirksam wird.

Geschäftsöffnungszeiten
Der Magistrat Berlin gibt bekannt:
Alle Betriebe des Lebensmittelhandels und Handwerks sowie die Markthallen haben am Sonntag, dem 23. und 30. Dezember 1945, wie an Sonnabenden von 8 bis 19 Uhr durchgehend, und am Montag, den 24. und 31. Dezember 1945, von 8 bis 12 Uhr geöffnet.
Am Dienstag, den 25. Dezember 1945 und am 1. Januar 1946 haben lediglich die Milchgeschäfte und Bäckereien von 8 bis 10 Uhr geöffnet.
Alle übrigen Einzelhandelsgeschäfte haben am 23. und 30. Dezember 1945 wie an Sonnabenden geöffnet.
Die Gaststätten haben wie üblich geöffnet. Am Montag, dem 24. Dezember 1945 sind in den einzelnen Verwaltungsbezirken einige Gaststätten durchgehend geöffnet, um denen, die kein eigenes Heim haben, die Möglichkeit zu einem Aufenthalt zu geben.

Weihnachten mit Dampf!
Es gibt Zigaretten
Eine besondere Freude werden die Raucher erleben, denn zu Weihnachten werden sie eine Sonder­zuteilung erhalten in Höhe von 10 Zigaretten oder 3 Zigarren - soweit noch Bestände vorhanden - bzw. 3 Rollen Kautabak oder 100 g Schnupftabak; Frauen erhalten 5 Zigaretten. Die Sonder­zuteilung wird mit dem Abschnitt 4 der Raucherkarte verabfolgt. Mit dem Verkauf wird am Freitag, dem 21. Dezember begonnen, und jeder Raucher kann beruhigt sein, denn sämtliche Bezirke Berlins sind bereits beliefert, so daß auch niemand an den Feiertagen „schmachten“ muß. ...


Sonnabend, den 22. Dezember 1945 (Nr. 190), teilweise gekürzt

Preisvergehen werden bestraft
Neue Preisverordnung in der Mark Brandenburg
Die Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg hat eine Verordnung über Preisregelung und Preisüberwachung erlassen, nach der Preise für Waren und Entgelte für Leistungen entsprechend den bisher geltenden Grundsätzen zu bilden sind. Kostensteigerungen sind aus der bisher gültigen Gewinnspanne des Unternehmens zu decken. Soweit dies nicht zugemutet werden kann, muß die Kostenerhöhung in der dem Auftraggeber zu erteilenden Rechnung gesondert ausgewiesen werden. Für lebenswichtige Gegenstände des täglichen Bedarfs sowie für lebenswichtige Leistungen dürfen Preise und Entgelte jedoch nicht über den Stand vom 31. Dezember 1944 erhöht werden. ...
Wer Preise fordert, anbietet oder zahlt, die gegen die Verordnung verstoßen, setzt sich der Bestrafung mit Geld in unbegrenzter Höhe, in schweren Fällen sogar der gerichtlichen Verfolgung aus. Außerdem kann die Schließung des Betriebes angeordnet oder den schuldigen Personen die weitere Tätigkeit auf dem Gebiete untersagt werden, auf dem sie der Verordnung zuwider gehandelt haben.

Werktagsverkehr in der Weihnachtszeit
In der Zeit zwischen dem 23. und dem 30. Dezember verkehren alle Züge wie an den Wochentagen.


Sonntag, den 23. Dezember 1945 (Nr. 191), gekürzt

England übernahm die deutschen Kohlengruben
London, 22. Dezember (Rundfunk). Die deutschen Kohlengruben in der britischen Zone wurden mit Wirkung vom 22. Dezember von der britischen Regierung übernommen. Die deutschen Eigentümer - 68 große Konzerne mit Aktiven [!] in Höhe von Hunderten von Millionen Pfund Sterling - wurden restlos enteignet und erhalten keinerlei Entschädigung. ...


Montag, den 24. Dezember 1945 (Nr. 192/193), gekürzt

Freudige Festnachricht für die Berliner
160000 Kriegsgefangenenbriefe aus Moskau eingetroffen
Wie die „Tägliche Rundschau“ erfährt, sind gestern die ersten 16 Sack mit Kriegsgefangenenpost aus Moskau in Berlin eingetroffen. Die unter Leitung von Stadtrat Kehler stehende Abteilung Post- und Fernmeldewesen im Berliner Magistrat wird alles nur irgendmögliche tun, um diese Postsendung noch in den Feiertagen den Adressaten zuzustellen. ...


Freitag, den 21. Dezember 1945 (Nr. 189), gekürzt

Ab Januar stärkeres Bier für die Berliner
Berlin. Im Januar beginnt in Berlin der Ausstoß von neuen Biersorten, und zwar in allen Brauereien. Die Qualität des Bieres wird bedeutend verbessert; der Alkoholgehalt liegt höher. Für die Erzeugung von Bier soll gemäß einem Beschluß der Sowjetischen Militärverwaltung Zucker verwendet werden. Die Nachfrage nach Bier wird schon im Januar in Berlin voll befriedigt werden können.


Donnerstag, den 27. Dezember 1945 (Nr. 194), gekürzt

Vorläufig kein Spätverkehr
Die Frage, ob infolge der Aufhebung des Ausgehverbots auch die S-, U- und Straßenbahn[en] länger fahren werden, ist von der Stromzuteilung abhängig. Vorläufig hat die Alliierte Kommandantur auch für wichtigere Zwecke keinen Mehrverbrauch genehmigt, so daß auch ein Spätverkehr noch nicht eingeführt wird.


Freitag, den 28. Dezember 1945 (Nr. 195), gekürzt

Hauptgenossenschaft Kurmark
36 Außenstellen seit Wiederaufnahme der Geschäfte in Tätigkeit
Die Hauptgenossenschaft Kurmark ist eine jener Anstalten des genossenschaftlichen Mittelbaus, welche ihre Tätigkeit in allen Zweigen des genossenschaftlichen Geschäftes wieder aufgenommen hat. Gegenstand dieses Geschäfts sind Getreide, Futtermittel, Dünger, Sämereien, Kartoffeln, Gemüse, Maschinen, Kleingeräte, Kohlen, Chemikalien, Oele und Fette.
Die Hauptgenossenschaft Kurmark fungiert als Warenzentrale für alle Bezugs- und Absatz­genossenschaften der Provinz Brandenburg, ebenso für die landwirtschaftlichen Spar- und Darlehenskassen mit Warenverkehr. ...

Die Spracheinheit muß erhalten bleiben
Keine übereilte Reform der Rechtschreibung
... Die Frage der Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung wird auch von der Zonen­verwaltung für Volksbildung als wichtig angesehen und es wurden ihrerseits Maßnahmen eingeleitet, um eine grundlegende Reform der deutschen Rechtschreibung herbeizuführen. ...
Bei aller Bedeutung ist die Regelung dabei doch nicht so vordringlich, daß augenblickliche Entscheidungen notwendig sind, die dann den Weg für eine grundsätzliche und grundlegende Reform verbauen oder wesentlich schwieriger gestalten. (SNB)

Warum ging das Licht aus?
Kleine Weihnachtsstörung!
So manche Berliner Familie saß am ersten Weihnachtsfeiertag um den Tannenbaum versammelt, als plötzlich das Licht verlöschte. ... Berlin kann Strom nicht in genügender Menge erzeugen, es ist auf das Braunkohlenkraftwerk Tschernowitz an der Elbe angewiesen, von wo er über die 100000-Volt-Leitungen nach Berlin gelangt. Infolge des Nebels sind nun an diesen Leitungen Kurzschlüsse entstanden, die Schäden an den Fernleitungen verursachten, aber schnell behoben wurden. ...

Ausschank von Limonade und Selter
Der Deutschen Zentralverwaltung für die Industrie wurde durch die Sowjetische Militärverwaltung in Deutschland Anweisung zur baldigen Abgabe von ausreichenden Mengen alkoholfreier Getränke gegeben, um den Bedarf der deutschen Bevölkerung zu decken. ...


Sonnabend, den 29. Dezember 1945 (Nr. 196), gekürzt

Krankenstation hinter Beton
Früher für den Krieg - heute für die Heilung
Graugrün und düster ragt er in den trüben Wintertag, der gigantische Großbunker, wenn wir uns ihm vom Bahnhof Zoo aus nähern und er liegt inmitten der zerfetzten und zerschossenen Bäume am Rande des Tiergartens, wie ein riesiges totes Ungetüm. ...
„Robert-Koch-Krankenhaus, Abteilung Zoo-Bunker“
Nur wenige der Vorübergehenden wissen, daß sich hinter den dicken Betonmauern dieses großen Bunkers flinke und fürsorgliche Hände regen, die um das Wohl kranker Menschen bedacht sind, daß dort Aerzte, Schwestern und Pfleger unermüdlich ihre Pflicht erfüllen. Nur eine weiße Fahne mit einem roten Kreuz über dem Eingang läßt ahnen, daß sich hier Krankenstationen befinden. ...
„Im Augenblick sind bei uns 225 Betten belegt, wir sind aber imstande, 300 Patienten aufzu­nehmen. Wir bereiten außerdem noch eine Erweiterung der Stationen vor, die es ermöglichen sollen, in Kürze bereits 500 Kranke unterbringen zu können. ...“
Der Zoo-Bunker ist 45 Meter hoch, und weit reicht der Blick vom Dachgarten über den Tiergarten, nach Charlottenburg und Moabit. Auf diesen Dachgarten werden die Patienten durch Aufzüge befördert.

Der erste Münzfernsprecher
In Berlin-Schöneberg ... ist ein öffentlicher Münzfernsprecher in einem gelbblau gestrichenen Fernsprechhäuschen dem Verkehr übergeben worden. ...
Die Fernsprechhäuschen mit dem bisherigen rotweißen Anstrich werden nach und nach aus dem Verkehr gezogen und sind für Gespräche nicht zu benutzen.