Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1876 (17. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 3-108 (8.1.-4.11.1876)]


Oranienburg, Sonnabend, den 8. Januar 1876 (Nr. 3), Rundschau. (Berlin)

In nächster Zeit wird man mit Legung unterirdischer Telegraphenleitungen beginnen. Die Telegraphen-Verwaltung hat bekanntlich die Absicht, die unterirdischen Leitungen mit der Zeit überall an Stelle der jetzigen treten zu lassen, ein Plan, der bereits vor Jahren in Anregung gebracht, jedoch aufgegeben war, weil man die Schwierigkeiten der Durchführung, namentlich des Kostenpunkt, nicht überwinden zu können glaubte.

Der gefürchtete Kolorado-Käfer hat nun wirklich den Ozean überschritten. Derselbe ist in Schweden auf mehreren Gütern im vergangenen Herbste sehr verheerend aufgetreten und hat die ganze Kartoffelernte vernichtet.


Oranienburg, Sonnabend, den 5. Februar 1876 (Nr. 11), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Blumberg. Der Rentmeister Altenburg zu Blumberg ist zum Gutsvorsteher für den Gutsbezirk Blumberg ernannt worden, da der bisherige Inhaber dieser Stellung von hier verzogen ist.


Oranienburg, Sonnabend, den 12. Februar 1876 (Nr. 13)

Ein Wirthschaftsmeier,
noch in Stellung, dem gute Empfehlungen zur Seite stehen, sucht zum 1. April ähnliche Stellung. Darauf reflektierende Herrschaften wollen gefälligst Adressen senden an
F. Herzberg auf Bruchmühle bei Alt-Landsberg.


Oranienburg, Sonnabend, den 26. Februar 1876 (Nr. 17), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Das hiesige Bürgermeisteramt, mit welchem ein jährliches Gehalt von 3000 Mark exklusive Schreibhülfe verbunden ist, soll so schleunig wie möglich wieder besetzt werden. Geeignete Bewerber wollen sich bis 20. März cr. unter Einreichung ihrer Qualifikations-Atteste bei dem zeitigen Stadtverordnetenvorsteher Herrn Richter melden.


Oranienburg, Mittwoch, den 15. März 1876 (Nr. 22), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Landrath Scharnweber ist durch die jetzt vom Könige bestätigte Wahl des Kommunal-Landtages der Kurmark zum Vorsitzenden Direktor der Kurmärkischen Landarmen-Direktion auf so lange bestellt worden, bis die Verwaltung des Landarmenwesens der Kurmark in Gemäßheit des § 128 der Provinzialordnung auf den Provinzialverband von Brandenburg übergehen wird.

In Dahlwitz hat sich die Tollwuth unter den Hunden gezeigt. In Gemäßheit der Regierungs-Verordnung vom 6. Februar 1864 ist daher angeordnet, daß in Dahlwitz, Hoppegarten, Bollensdorf, Fredersdorf, Neuenhagen, Mahlsdorf, Schöneiche und Münchehofe sämmtliche Hunde sofort sechs Wochen hindurch an die Kette zu legen oder einzusperren und während dieser Zeit genau zu beobachten sind.


Oranienburg, Sonnabend, den 18. März 1876 (Nr. 23), Rundschau. (Berlin)

Der Sturm, der in der Nacht vom Sonntag zum Montag mit erschreckender Gewalt wüthete, Fenster, ja ganze Dächer aushob, im Thiergarten die stärksten Bäume knickte und entwurzelte, ist mit größerer oder geringerer Heftigkeit über ganz Westeuropa dahingezogen. ...

Das Wasser der Spree hatte am Sonntag eine solche Höhe erreicht, daß in der Kirche zu Stralau der Gottesdienst ausfallen mußte, weil dieselbe von den Kirchgängern nicht zu erreichen war.


Oranienburg, Sonnabend, den 18. März 1876 (Nr. 23), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Zu der ausgeschriebenen, hier offenen Bürgermeister-Vakanz haben sich, so schreibt das Kreisbl., - bis jetzt ungefähr 50 Bewerber gemeldet. Es befinden sich darunter ein paar Bürger­meister kleinerer Städte, Referendare, mehrere pens. Stabs- und andere Offizire, Magistrats-Sekretäre, Amtssekretäre ec.

Blumberg. Für den Amts- und Standesamtsbezirk Blumberg ist der Herr Rentmeister Altenburg hierselbst zum Amts- und Standesbeamten ernannt worden. Der seitherige Inhaber dieser Stellung, Herr Lehmann, ist verzogen.

Mahlsdorf. Von dem Zustand, in welchen die Ackerflächen in der Nachbarschaft Berlins durch das andauernde Thau- und Regenwetter versetzt worden sind, giebt die nachfolgende Mitteilung ein erschreckendes Bild. Ein Bauer fuhr vor einigen Tagen Dünger auf seinen Acker und spannte in Anbetracht des schlechten Weges vier Pferde vor den Wagen. Der Acker war aber so durchweicht, daß alle vier Pferde bis an den Bauch versanken. Nur mit Noth und Mühe gelang es dem Bauer, eines von den vier Thieren frei zu machen; dieses bestieg er und ritt nach dem Dorfe zurück, um Hilfe zu holen. Den angestrengtesten vereinten Kräften mehrerer Männer gelang es erst nach geraumer Zeit, die drei Pferde aus dem Moraste zu befreien, während der Wagen noch heute bis an die Achsen versunken an derselben Stelle liegt.


Oranienburg, Sonnabend, den 25. März 1876 (Nr. 25), Amtliches.

Provinz Berlin und Kreis Niederbarnim.
Nach dem Gesetzentwurf über die Bildung der Provinz Berlin ... sollen von dem Kreise Nieder-Barnim 8 Amtsbezirke voll und 3 Bezirke theilweise mit einer Gesamtbevölkerung von 38,777 Seelen abgetrennt werden. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 25. März 1876 (Nr. 25), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Um die vakante Bürgermeisterstelle haben sich im ganzen 62 Bewerber gemeldet. Die Wahl wird k. M. stattfinden.


Oranienburg, Mittwoch, den 29. März 1876 (Nr. 26), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Der Herr Prediger Behlke wurde am Sonntag als Diakon der Parchie Weißensee in sein Amt eingeführt.


Oranienburg, Sonnabend, den 1. April 1876 (Nr. 27), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Bei dem Bau des neuen Schulhauses in dem Dorfe Weißensee ereignete sich am Montag ein Unglücksfall, dem ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist. Auf der Baustelle wurde ein neuer Brunnen angelegt, dessen Kessel bereits gesenkt war. Der Brunnenbauermeister Hilke stieg in den Kessel hinab, um an dem Mauerwerk desselben einige Reparaturen vorzunehmen. Er bedurfte dazu noch einiger Steine und ordnete an, saß ihm solche in einem Eimer an dem Flaschenzuge herabgelassen werden sollten. Als dies geschah, riß plötzlich das Tau, an welchem der schwerbeladene Eimer hing und stürzte in den Brunnen und erschlug den Hilke.


Oranienburg, Sonnabend, den 15. April 1876 (Nr. 31), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

In Hönow bei Alt-Landsberg grassirt der Typhus. In Folge dessen hat der Berliner Frauen-Lazareth-Verein zwei im Augusta-Hospital ausgebildete Krankenpflegerinnen, Martha und Amanda Pahnke, nach Hönow entsendet, um bei den Typhuskranken die Pflege zu übernehmen.


Oranienburg, Sonnabend, den 22. April 1876 (Nr. 33), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Alt-Landsberg. Der Bezirksfeldwebel Lamprecht hierselbst ist zum Bürgermeister in Werneuchen erwählt.


Oranienburg, Sonnabend, den 29. April 1876 (Nr. 35), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Bei der am 24. d. Mts. stattgehabten Wahl eines Bürgermeisters für hiesige Stadt fielen von 23 abgegebenen Stimmen 15 auf den Magistrats-Sekretär Kraatz in Berlin, 8 auf den Stadt-Kämmerer Drachholz hier. Ersterer ist sonach mit absoluter Mehrheit gewählt.


Oranienburg, Sonnabend, den 6. Mai 1876 (Nr. 37), [eingefügtes Anzeigenblatt]

Deutscher Allgemeiner Anzeiger
für Berlin, Lübeck, die Brandenburgischen, West-Pommerschen und Mecklenburgischen Lande.
1876. Nr. 9. [ohne Datum]


Oranienburg, Sonnabend, den 27. Mai 1876 (Nr. 43), Rundschau. (Berlin)

Das Herrenhaus hat das Reichseisenbahngesetz angenommen mit 60 gegen 31 Stimmen.


Oranienburg, Sonnabend, den 17. Juni 1876 (Nr. 48), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Alt-Landsberg. Ueber einen schaurigen Muttermord und den Versuch, auch den eigenen Vater zu töte, geht dem N. Berl. Tagbl. von dort nachfolgende Meldung zu: In dem ca. eine Meile von hier belegenen Marktflecken Lipke [!?] ist der 33 Jahr alte Sohn des Büdners Schilling am Dienstag Nachmittag über seine Mutter mit einem stumpfen Beile hergefallen und hat derselben mehrere gewuchtige Schläge gegen den Hals versetzt, bis der Kopf vom Rumpfe getrennt war. Der Vater, welcher kurz nach diesem gräßlichen Ereignis nach Hause kam, war ebenfalls stark bedroht. Auch gegen ihn schwang der Sohn die tödtliche Waffe, doch wurde derselbe von den erbeigeeilten Nachbarn am Arme festgehalten, als er gerade zum Streiche ausholte. Der Mörder, der das Verbrechen nur in einem Anfall von Tobsucht verübt zu haben scheint, ist durch zwei Gendarmen nach Alt-Landsberg transportiert und in das Gerichtsgefängnis abgeliefert worden. Weiteres werden wir nach eingezogener Erkundigung mittheilen.


Oranienburg, Dienstag, den 20. Juni 1876 (Nr. 49), Titelseite

An unsere Leser!
Mehreren Anregungen folgend, haben wir uns zu einer wesentlichen Erweiterung unseres Blattes entschlossen und glauben auch den Wünschen unserer Leser zu entsprechen, wenn wir dasselbe von heute ab dreimal wöchentlich, Dienstag - Donnerstag - Sonnabend, ohne Preiserhöhung in ihre Hände legen. Von einer weiteren Empfehlung unseres Blattes glauben wir absehen zu dürfen, denn das stete Emporblühen ist uns Bürge genug, daß wir unsere Leser nach besten Kräften zu bedienen bestrebt gewesen sind. ...
Oranienburg, den 19. Juni 1876. Die Redaktion.


Oranienburg, Sonnabend, den 17. Juni 1876 (Nr. 49), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. In der Zeit vom 10. bis 30. d. Mts. wird das Füsilier-Bataillon 2. Garde-Regiments zu Fuß aus Berlin Schießübungen in der Bernauer Stadtforst, Vorderheide, Belauf Schmetzdorf ... abhalten. ...

Alt-Landsberg. Die Telegraphenlinie Alt-Landsberg - Neuenhagen ist am 16. d. M. dem öffentlichen Verkehr übergeben worden.


Oranienburg, Dienstag den 27. Juni 1876 (Nr. 52), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. bei dem diesjährigen Königsmanöver wird Bernau und Umgegend am stärksten Mit Einquartierung belegt werden, und zwar an den Tagen vom 9.-11. September. Während dieser Zeit beziehen hier Quartier: Das Füs.-Regt. No. 35, das 1. und Füs.-Regt. 3. Brb. Inf.-Regt. No. 20, der Stab der 11. Inf.-Brigade und das Magazin. Der Generalstab wird in Blumberg, der Divisionsstab in Börnicke sein.

Bernau. Dem märkischen Provinzial-Museum ist vor einigen Tagen von dem Besitzer der hiesigen Apotheke ein altes, höchst seltenes Holzschnitzwerk übersandt worden, welches noch vor 60 Jahren in der Apotheke als Zierrath angeracht war und sich seitdem unter den Besitzern derselben fortgeerbt hat.

Friedrichshagen. Kapitän Boyton wird in diesen Tagen eintreffen, um auf der Müggel, zwischen der Brauerei des Herrn Schäfer in Friedrichshagen und den vis-a-vis romantisch gelegenen Müggelschlößchen Vorstellungen mit seinem Rettungsapparate zu geben.


Oranienburg, Donnerstag, den 29. Juni 1876 (Nr. 53), Rundschau. (Berlin)

Der General-Postmeister Dr. Stephan ist nach einer längeren Reise durch Frankreich und England in Berlin wieder eingetroffen. Das Ergebnis seiner Reise dürfte sich bald durch eine Reihe einschneidender Reformen in dem Post- und Telegraphendienst bemerklich machen.

Der Gesundheitszustand Berlins hat sich in der letzten Woche bedeutend verschlechtert. Die anhaltend heiße Witterung hat auch dieses Jahr die schon so oft besprochene und gefürchtete Kindersterblichkeit im Gefolge, die durch zahlreiche Todesfälle an Brechdurchfällen hervorgerufen wird. Auch die Masern zeigen sich wieder in größerer Zahl in allen Stadtteilen und endeten nicht selten in tödlichem Ausgange. Diphterie und Bräune herrschen in mäßigem Grade, desgleichen der Typhus, auch kommen noch immer wöchentlich eine Anzahl Flecktyphus zur Beobachtung. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 29. Juni 1876 (Nr. 53), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Der neugewählte Bürgermeister Kraatz ist bereits zugezogen. Derselbe hat die Oberwohnung im Hause des Optikus Niendorff am Markt inne.


Oranienburg, Dienstag, den 4. Juli 1876 (Nr. 53), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Donnerstag wurde der Bürgermeister Kraatz durch den Kreislandrath, Herrn Geh. Regierungsrath Scharnweber, in sein Amt eingeführt.

Bernau. Der landwirtschaftliche Verein für Bernau und Umgegend wird am 11. Juli eine gemeinschaftliche Exkursion zur Ausstellung nach Neustadt-Ew. unternehmen.

Bernau zählt jetzt auch Kgl. Hoflieferanten zu seinen Einwohnern. Als solche sind die Handschuh-Fabrikanten Gebrüder Hermann und Rudolph Pflüger, Inhaber der Firma C. F. Pflüger, ernannt.


Oranienburg, Donnerstag, den 6. Juli 1876 (Nr. 56), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Bei dem letzten Gewitter hat der Blitz in das dreistöckige Wohngebäude der Bauunternehmer[s] Seifarth eingeschlagen und daselbst bedeutende Verheerungen angerichtet. Der Hausbesitzer selbst wurde vom Sopha auf die Erde geschleudert und nicht unerheblich an der linken Backe verbrannt.


Oranienburg, Sonnabend, den 8. Juli 1876 (Nr. 57), Rundschau. (Berlin)

Vor den gefährlichen Folgen des Haarfärbens, dieser so beliebten, aus Frankreich hergekommenen Unsitte, ist schon häufig, aber leider stets vergeblich gewarnt worden. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 8. Juli 1876 (Nr. 57), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Friedrichshagen. Kapitän Boyton eröffnete seine diesjährigen Schwimmfahrten am Mittwoch auf dem Müggelsee bei Friedrichshagen unter zahlreicher Betheiligung des Berliner Publikums. Die Produktionen des Hrn. Boyton kamen auf dieser ausgedehnten Wasserfläche vollkommener zur Geltung, als voriges Jahr in Weißensee.


Oranienburg, Donnerstag, den 13. Juli 1876 (Nr. 59), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Behufs Erbauung der Pferdebahn Alexanderplatz-Weißensee sind am Sonnabend die Kontrakte zwischen der Aktiengesellschaft Weißensee, den Inhabern der Konzession, Admiralitätsrath Gaebler und Kommissionsrath Lehmann einerseits und einem französischen Bauunternehmer andererseits zum Abschluß gelangt. Der Bauunternehmer zahlt 20,000 Mark Strafe, falls die Bahn nicht spätestens am 4. Januar 1874 [!] befahren werden kann.


Oranienburg, Dienstag, den 18. Juli 1876 (Nr. 61), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Am Donnerstag ist der hiesige neue katholische Friedhof vom Probste Herzog eingeweiht worden.


Oranienburg, Dienstag, den 25. Juli 1876 (Nr. 64)

Der Nieder-Barnimer Kreis-Lehrer-Verein wird am Freitag den 28. Juli, Vormittags 10 Uhr, in der Königstädtischen Bierhalle, Frankfurterstraße 30 in Berlin, eine Versammlung halten, wozu alle Lehrer des Kreises freundlichst eingeladen werden. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 29. Juli 1876 (Nr. 66), Rundschau. (Berlin)

Die Gendarmerie in der Umgegend von Berlin wird in nächster Zeit dadurch bedeutend vermehrt werden, daß alle vom Militär zur Gendarmerie übertretenden Mannschaften zu ihrer ersten großen Ausbildung in die Umgegend der Hauptstadt kommandiert werden, weil ihnen hier mehr Gelegenheit zu Erfahrungen im Kriminaldienste geboten wird, als in der Provinz.


Oranienburg, Sonnabend, den 29. Juli 1876 (Nr. 66), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Lindenberg. Mittels der neu patentierten Kartoffel-Ernte-Maschine von Carl Gülisch wird Dienstag, 1. August, von Vormittags 10 Uhr ab, auf dem v. Gröling'schen Gute ein Versuchs­ausgraben stattfinden. Weg von Berlin nach Lindenberg Chaussee über Weißensee. Es wird bei der nun bald wieder bevorstehenden Ernte Vielen von Interesse sein, den Werth dieser Maschine durch Besichtigung ihrer praktischen Leistung kennen zu lernen.


Oranienburg, Dienstag, den 1. August 1876 (Nr. 67), Rundschau. (Berlin)

Eine fürchterliche Krankheit wüthet augenblicklich in unserer Stadt unter den Kindern, die Diphteritis. Ganz plötzlich und unerwartet tritt sie auf und oft in wenigen Stunden, wenn nicht augenblickliche ärztliche Hilfe herbeigeschafft ist, stehen die Eltern trostlos an den Leichen ihrer Kinder. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 5. August 1876 (Nr. 69), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Das Sommerfest der Karnevals-Gesellschaft „Humor“ wird am kommenden Sonntag „auf“ und „in“ Schloß Weißensee gefeiert werden. Das uns vorliegende Programm verspricht eine ganze Menge von Vergnügungen, so z. B. großes Doppelkonzert, Wasserfeuerwerk, Tanz, Fackelzug ec.


Oranienburg, Dienstag, den 8. August 1876 (Nr. 70), Amtliches.

Der während der Herbstübungen des 3. Armeekorps in der Zeit vom 9. bis inkl. 20. September d. J. erforderliche Vorspann zur Fortschaffung der Verpflegungs- und Bivouaks-Bedürfnisse soll im Wege der öffentlichen Submission ... in Entreprise gegeben werden.
... Die Gestellung des Vorspanns hat in der nachbenannten Zeit jedesmal um 3 Uhr Morgens pünktlich in den dabei bezeichneten Magazin-Orten zu erfolgen.
  • Am 9. Septbr. in Berlin ungefähr 40, in Alt-Landsberg 100,
    in Bernau ungefähr 100 zwei­spännige Wagen.
  • Am 10. Septbr. in Berlin 50, in Bernau 30, in Alt-Landsberg 30 zweispännige Wagen.
  • Am 11. Septbr. in Berlin ungefähr 40, in Weißensee ungefähr 60, in Bernau ungefähr 80,
    in Alt-Landsberg 30 zweispännige Wagen.
  • Am 12. Septbr. in Weißensee ungef. 400 zweispännige Wagen.
  • Am 13. Septbr. in Berlin ungef. 90 zweispännige Wagen.
  • Am 15. Septbr. in Berlin ungef. 45 zweispännige Wagen.
  • Am 16. Septbr. in Berlin ungef. 60,
    in Malchow und Dahlwitz ungef. 80 zweispännige Wagen.
  • Am 18. Septbr. in Malchow und Dahlwitz ungef. 200,
    in Diedersdorf ungef. 200 zwei­spännige Wagen.
  • Am 19. Septbr. in Dahlwitz ungef. 400 zweispännige Wagen.
  • Am 20. Septbr. in Berlin ungef. 40,
    in Malchow und Dahlwitz ungef. 90 zweispännige Wagen.
Außerdem wird auch der Vorspann zur Fortschaffung der Effekten beim Kantonnementswechsel, sowie beim Beziehen von Bivouaks in gleicher Weise zur Submission gestellt. Als Gestellungsorte kommen hierbei fast alle Ortschaften des Nieder-Barnimer, des Teltower Kreises, sowie einzelne Orte des Ober-Barnimer Kreises in Betracht. Das Nähere ist auf unserm Büreau zu erfahren.
Berlin, den 1. August 1876.
Königl. Intendantur des III. Armee-Korps.


Oranienburg, Dienstag, den 8. August 1876 (Nr. 70), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Friedrichsfelde. Am 2. September, dem Jahrestage des Sieges bei Sedan, soll in unserm Dorfe den im deutsch-französischen Kriege Gefallenen ein Denkmal gesetzt werden. Das Denkmal wird ein einfacher pyramidenartiger Stein sein, auf welchem die Namen der Gefallenen stehen.


Oranienburg, Donnerstag, den 10. August 1876 (Nr. 71), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Lindenberg. In Gegenwart zahlreicher Besucher von nah und fern wurde am 1. August die neue Kartoffel-Ernte-Maschine von Carl Gülisch in Stettin auf dem Kartoffelfelde von Herrn Gröling probirt. Der Versuch fiel zur Zufriedenheit aus. - Obgleich das Kartoffelkraut noch grün war, also erschwerende Umstände obwalteten, wurden die Kartoffeln rein herausgehoben und in einer Reihe hinter der Maschine abgelegt. Besonders hervorzuheben ist, daß die Kartoffeln ganz frei von Erde und in keiner Weise verletzt waren. Wenige Menschen rafften mit Leichtigkeit die dicht zusammenliegenden Kartoffeln ein.


Oranienburg, Sonnabend, den 12. August 1876 (Nr. 72), Rundschau. (Berlin)

Zum 1. Oktober hofft man die unterirdische Beförderung von Briefen und Telegrammen in Rohren - die Rohrpost - welche zunächst 11 Stationen umfassen wird, dem Betriebe übergeben zu können.


Oranienburg, Dienstag, den 15. August 1876 (Nr. 73), Rundschau. (Berlin)

Der Bau des Nordbahnhofes in der Nähe des Exerzierplatzes vor dem Rosenthaler Thor wird jetzt in Angriff genommen. Am Mittwoch ist mit dem Ausheben der Fundamente begonnen worden.


Oranienburg, Dienstag, den 15. August 1876 (Nr. 73), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Die Herrn Amtsvorsteher der Amtsbezirke Biesdorf und Pankow, sowie der Stellvertreter des Letzteren sind auf unbestimmte Zeit verreist. Die Amtsgeschäfte werden inzwischen für den Amtsbezirk Biesdorf durch den Herrn Amtsvorsteher-Stellvertreter, Administrator Schrobsdorf zu Mahlsdorf, und für den Amtsbezirk Pankow durch den Herrn Amtsvorsteher Schultze zu Frz. Buchholz versehen werden.

Aus Hönow schreibt man: Am 9. d. Mts. Abends gegen 4 Uhr erscheint bei dem Schneidermeister W. hier ein Soldat von Train-Bataillon No. 3 und bittet W., ihm ein Loch in seinem Uniformrock zuzunähen, damit er vor Arrest geschützt sei; um 9 Uhr Abends müsse er sich in Berlin melden. Dem Wunsche desselben wurde stattgegeben und während die Reparatur an seinem Rock bewirkt wird, wickelt er sein als Bündel zusammengebundenes Taschentuch auf, langt aus demselben Zivilkleider und zwar einen Rock und eine Hose hervor und ist im Begriff, sich in diese Kleidung zu versetzen. Es fehlen ihm nur noch eine Weste und eine weiße Wäsche und indem er vorgab, daß er in Hönow bekannt sei, und seine Braut, die beim Bauern S. diene, zu überraschen beabsichtige, leiht man ihm eine Weste, ein Chemisett und Shlips [!] und eine schwarze Zeugmütze; ... Militärrock, Militärmütze und Seitengewehr bei W. zurücklassend, ging er davon und soll heute noch wiederkommen. Daß man es hier mit einem Deserteur zu tun hat, dürfte wohl nicht zweifelhaft sein. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 17. August 1876 (Nr. 74), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Reinickendorf. Montag gegen Abend alarmirte die Sturmglocke und der Ruf: „Groß Feuer“ die Feuerspritz-Mannschaften in der Richtung über Schönhausen sah man Feuer hell auflodern, so daß man es in nächster Nähe vermuthen konnte. Wie wir erfahren, war es in Lindenberg, wo 5 Gehöfte total niedergebrannt sind.

Weißensee. Am Sonntag, den 6. d. M. fand hier im Schloßrestaurant ein von der Berliner Karnevalgesellschaft „Humor“ veranstaltetes „närrisches Volksfest“ statt. Die Betheiligung von Seiten des Berliner Publikums, sowie von den Bewohnern der Ortschaften unseres Kreises, war eine so allgemein lebhafte, daß man mit Recht sagen kann: Weißensee war an diesem Sonntage von frohen Menschen überfüllt. ... Von Seiten des Vorstandes des „Humor“ sind der Armenkasse des Gutsbezirks Weißensee von der Einnahme 50 Mark überwiesen worden.


Oranienburg, Sonnabend, den 19. August 1876 (Nr. 75), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Lindenberg. Das in voriger Nummer erwähnte Feuer brach gegen ¾8 Uhr Abends in der ganz gefüllten massiven Scheune des Bauerngutsbesitzers Gathow hierselbst aus und legte sowohl diese, als Hofgebäude, Stallungen und Scheinen von vier anderen Wirthschaften in Asche.


Oranienburg, Dienstag, den 22. August 1876 (Nr. 76), Amtliches.

Die Manöver-Fuhren aus dem Jahre 1874 kommen am 23. d. Mts. an der hiesigen Kämmerei-Kasse zur Auszahlung.
Oranienburg, den 20. August 1876. Der Magistrat.

Nachdem die freiwillige Feuerwehr sich eine eigene Spritze beschafft hat, wird die Stadtspritze No. 3, wie solches die Feuerlöschordnung bestimmt, von dem Tischlergewerk und dem vereinigten Stellmacher-, Böttcher- und Drechslergewerk bedient. Aufseher sind Meister Strube sen. und W. Strube jun. Zur Hülfsleistung erscheinen die Gesellen und Lehrlinge der Gewerke.
Oranienburg, den 17. August 1876. Der Magistrat.

Zur Spritze No. 3 sind 2 Spritzenmeister erforderlich. Bewerber wollen sich schleunigst melden.
Oranienburg, den 17. August 1876. Der Magistrat.


Oranienburg, Dienstag, den 22. August 1876 (Nr. 76), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Biesdorf. Am 15. d. Mts. brannte hier das Gehöft des Schuhmachers Bausdorf vollständig nieder. Sechs arme Tagelöhnerfamilien haben durch diese Feuersbrunst meist ihr ganzes Hab' und Gut verloren, denn das Haus war zur Zeit der Entstehung des Feuers wie ausgestorben und die Leute auf dem Feld beschäftigt. Das Feuer hatte um 3½ Uhr Nachmittags begonnen und dauerte bis zum andern Morgen.


Oranienburg, Sonnabend, den 26. August 1876 (Nr. 78), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Am Donnerstag den 7. September d. J. Vormittags 10 Uhr, wird ein Kreistag stattfinden. Zur Beratung kommen folgende Gegenstände: ...
... 2. Die Uebernahme der Berlin-Prötzeler Chaussee auf den Kreis. 3. Die Verhandlung der verschiedenen Chaussee-Neubauprojekte ... 4. Die Erbauung einer Kreis-Chaussee von Bernau nach Alt-Landsberg und weiter nach dem Bahnhof Neuenhagen und bis zur Berlin-Frankfurter Chaussee. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 31. August 1876 (Nr. 80), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Seefeldt. Bei der am 24, August eröffneten Jagd hatte der Gutsbesitzer Kirschbaum-Doß das gewiß auf unseren nordischen Jagdgründen seltene Vergnügen, in einem in der hiesigen Feldmark liegenden Birkenwäldchen einen Kakadu zu schießen. Wir dürfen wohl annehmen, daß dieser Vogel dem Freiheitsdrange gefolgt und irgendwo in der Mark der Gefangenschaft entflohen ist. Dem früheren Besitzer dieses Deserteurs sei hierdurch mitgeteilt, daß sich derselbe beim Gutsbesitzer Herrn Kirschbaum-Doß analog den Verhältnissen ganz wohl befindet und ihn von demselben reklamieren kann. Der glückliche Schütze hat den Ausreißer so gelinde als möglich bestraft, indem er ihm nur den rechten Flügel zerschossen hat.


Oranienburg, Donnerstag, den 14. September 1876 (Nr. 86), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Börnicke. In der Nacht vom 8. zum 9. d. sind aus dem Stalle des Kossäthen Müller zu Börnicke 2 Husarenpferde, ein Wallach und eine Stute, und beide auf der linken Keule Z. H. gebrannt, entlaufen oder gestohlen. ...

Mahlsdorf. Bei dem am letzten Mittwoch stattgehabten Gewitter schlug hier der Blitz in die Scheune des Bauergutsbesitzers Götze ein, wodurch dieselbe trotz aller herbeigeeilten und angewandten Hülfe in kurzer Zeit in Asche gelegt wurde.


Oranienburg, Sonnabend, den 16. September 1876 (Nr. 87), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Eine wahre Völkerwanderung wälzte sich am Dienstag nachmittag die Chaussee nach Weißensee entlang bis zu den Dörfern Malchow und Marzahn, wo das dritte Armeekorps Biwak bezogen hatte. Zu Wagen, zu Pferde und zu Fuß strömten unzählige Neugierige heraus, um das militärische Schauspiel anzusehen. Ein starkes Kontingent, zu den auf dem Platze Anwesenden hatte auch der Berliner Janhagel [alter Ausdruck für „Pöbel“] gestellt, und es konnte daher auch nicht fehlen, daß die aus dem Nieder-Barnimschen Kreise so viel als möglich konzentrirte Gendarmerie vollauf zu thun hatte, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Unter den Zuschauern war auch die Zunft der Taschendiebe vertreten, so daß an vielen Orten, wo ein Gedränge stattfand, die Gauner Spuren ihrer Tätigkeit hinterließen. Verschiedentlich konnte man den Ruf vernehmen: „Mir ist die Uhr gestohlen!“ Verschiedene Verhaftungen, auch die von Taschendieben, kamen vor.


Oranienburg, Sonnabend, den 23. September 1876 (Nr. 90), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Kämmerer a. D. und Posthalter Bohne, dem Bürgermeister Matz zu Alt-Landsberg und dem Kreis-Deputirten und Ritterguts­besitzer von Treskow auf Friedrichsfelde den Rothen Adlerorden IV. Kl. ... zu verleihen.


Oranienburg, Sonnabend, den 7. Oktober 1876 (Nr. 96), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Hohen-Neuendorf. Die Anlegung eines Zentralkirchhofes für Berlin ist bekanntlich zu einem dringenden Bedürfnisse geworden, und bereits im vorigen Jahre hatte man sein Augenmerk auf eine zu unserer Feldmark gehörige Fläche als sehr geeignet zum Kirchhofe gerichtet. ...


Vorheriger Jahrgang (1875) Nächster Jahrgang (1877)