Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1886 (27. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm. [Nr. 14-62 (4.2.-1.6) und 126-151 (30.10.-30.12.), Nr. 57 (20.5.) fehlt] |
Bernau. In der Nacht vom Sonntag zum Montag gegen 2 Uhr fand hierselbst in der Roßstraße eine große Schlägerei statt, wobei ein Dienstknecht derart zugerichtet wurde, daß seine Ueberführung nach dem städtischen Krankenhause sofort angeordnet werden mußte. Derselbe soll ca. 10 Messerstiche, darunter einige sehr bedeutende und gefährliche erhalten haben. Die bei der Schlägerei beteiligten Personen (4 Dienstknechte) sind sofort verhaftet worden und befinden sich jetzt in dem hiesigen Untersuchungsgefängnis des Königlichen Amtsgerichts. |
Alt-Landsberg. Für die Jagd auf der hiesigen etwa 7000 Morgen großen Feldmark ist im Termin am 26. v. M. ein Höchstgebot von 2280 M. erzielt worden. Bisher betrug die Pacht 1260 M. |
Pankow. Der Schneepflug, mittels dessen der Gerichtsschöffe Herr Hartwig durch ein vorgespanntes Pferdes in diesem Winter bei großen Schneefällen, so auch am 16. v., auf sämtlichen Bürgersteigen Bahn brechen läßt, hat sich als ein wahrer Wohltäter erwiesen. Mit Windeseile sind am frühen Morgen die Wege passierbar gemacht und die Fußgänger im stande, ihren Geschäften nachzugehen, während man sonst im tiefen Schnee baden mußte. ... |
Oranienburg. Die Musterung der Militärpflichtigen diesseitigen Kreises pro 1886 findet statt
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Pankow. Die Pankower Liedertafel, der seit einem Jahre bestehende Männer-Gesangverein unter Leitung des Herrn Triller, gab am Sonnabend, den 27. d. im Saale des Herrn Knappe ein Konzert und bewies, daß er es ernst mit dem Streben nach einem guten Gesange nimmt. ... |
Strausberg. Wie man hört, werden auf hiesiger Feldmark Bohrversuche nach Steinkohlen gemacht, die nicht ganz aussichtslos sein sollen. |
Alt-Landsberg. Auf der 7000 Morgen großen Feldmark sind im vergangenen Jahre geschossen worden: 8 Rehe, 296 Hasen, 5 Füchse, 602 Rebhühner, 2 Trappen, 3 Bekassinen und 41 Enten. Die Jagdpacht von 1260 M. dürfte bei diesem Abschuß so ziemlich zusammengebracht sein. |
Ein Opfer seiner Galanterie wurde diesertage ein Herr in Berlin. Einer elegant gekleideten Dame entfiel in der Leipzigerstraße ein Paket, und um dasselbe aufzuheben, bückte sich schnell ein des Weges gehender Herr. Dasselbe that aber auch die Dame, welche hierbei mit einer weit hervorstehenden Hutnadel den Herrn derartig tief ins Gesicht stach, daß derselbe sich zur Sanitätswache begeben mußte, woselbst konstatiert wurde, daß die Nadel nur einen halben Zoll weit vom Auge tief ins Fleisch gedrungen war. |
Die „Bärenkinder“, die Prinz Wilhelm in Pflege genommen hat, sollen, wie ein Berichterstatter der Voss. Ztg. gehört hat, im nächsten Winter in einem der Hofjagdreviere ausgesetzt und eine regelrechte Jagd auf dieselben veranstaltet werden. In Sportkreisen bei Hofe werden schon jetzt große Erwartungen auf diese märkischen Bärenjagden gestellt. |
Bernau. Am 9. und 10. Mai cr. findet das 325jährige Jubelfest der hiesigen Schützengilde statt. Mahlsdorf. Das übermäßige Schnüren hat wieder ein junges Opfer gefordert. Die Tochter des hiesigen Gemeindevorstehers hat sich zum Kirchenbesuche am 2. Osterfeiertage dermaßen in den Brustpanzer eingezwängt, daß sie noch vor dem Ende des Gottesdienstes die Kirche verlassen mußte. Zu Hause, während sie beim Ausziehen der Schuhe sich niederbeugte, erlitt sie eine schwere innerliche Verletzung, die von den sofort herbeigerufenen Berliner Aerzten als unheilbar befunden wurde. Das Mädchen ist in den letzten Tagen der vorigen Woche gestorben. |
Blumberg. Bei der diesjährigen Mastvieh-Ausstellung auf dem Central-Viehhof der Stadt Berlin am 5. und 6. Mai cr. wurde dem Bauerngutsbesitzer A. Noack hierselbst, Mitglied des landwirtschaftlichen Vereins zu Bernau, für seine in Abteilung VI ausgestellte Kuh „Clara“, grau mit weiß, holländer Race, 7 Jahre alt, der erste Preis mit 200 Mk. von der Jury zuerkannt. |
Die Markthallen schauen auf die ersten Tage ihrer Existenz zurück. Trotz aller Mäkeleien ist der Erfolg im Ganzen doch gut. Die Klagen, welche von einzelnen Verkäufern erhoben werden, beweisen nur, daß eine solche Umgestaltung, wie die Marthallen, selbst in Berlin Zeit zur Einbürgerung haben muß. Mit der Stadtbahn war's im Anfang nicht anders. |
Nachdem bereits 225 Berliner Maurermeister 50 Pf. Stundenlohn zahlen, haben die Gesellen in letzter Stunde beschlossen, von einem Generalstrike [!] abzusehen und nur dort zu streiken, wo der genannte Lohn noch nicht bewilligt ist. |
Kreistagsbericht vom 30. März 1886. Eingefunden hatten sich folgende 38 Kreistags-Mitglieder
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Weißensee. Eine große allgemeine Gartenbau-Ausstellung findet vom 5. bis 8. September in den Räumen des Schlosses Weißensee statt. |
Eine Erhöhung der Offiziersgehälter soll nach Annahme der Branntweinsteuer eintreten. So kündigen jetzt die Offiziösen „Berl. Polit. Nachrichten“ an. Nicht weniger als zwölftausend Liter Milch sind in Folge der letzten Gewitter in der Meierei des Herrn Bolle sauer geworden. Die große Hitze in letzter Zeit ist übrigens namentlich den Berliner Schlächtern verhängnisvoll geworden. Viele derselben haben größere Quantitäten verdorbenen Fleisches wegwerfen müssen. |
Friedrichsfelde. Daß ein und derselbe Apfelbaum gleichzeitig reife Aepfel, unreife Aepfel aus der zweiten Blüte und Blüten der dritten Reihe trägt, ist wohl eine der größten Merkwürdigkeiten dieses seltsamen Herbstes. ... |
Blumberg. Ein Selbstmord, der durch eigentümliche Charakterwidersprüche besonders bemerkenswert ist, hat sich hier vor einigen Tagen ereignet. Eine auf einem hiesigen Bauerngut bedienstete Magd hatte schon seit längerer Zeit mit einem gleichfalls im Orte bediensteten Knecht ein Liebesverhältnis unterhalten, das seit kurzem dadurch einen bösen Riß bekommen, daß der Knecht seine Herzallerliebste gründlich durchgeprügelt hatte und sie infolgedessen nichts mehr von ihm wissen wollte. Trotzdem er sich nichts weniger als zärtlich betragen, konnte er sich doch in den Gedanken nicht finden, daß er sein Mädel lassen müsse und ließ sich aller Abweisungen ungeachtet die Mühe nicht verdrießen, sie wieder zu versöhnen. So kam er am 22. d. M. wieder nach dem Gehöft, wo sie diente, erfuhr dort aber sowohl von dem Mädchen wie auch von deren Dienstherrn die ganz entschiedene Weisung, sich nicht wieder auf dem Hofe sehen zu lassen. Diese strenge Ordre machte auf den Abgewiesenen einen weit tieferen Eindruck, als man seiner früheren Handlungsweise nach, dem Mädchen gegenüber, auch nur entfernt hätte mutmaßen können. Er ging rasch fort, zog dann zu Hause sein Sonntagszeug an, schrieb seinem Mädel einen Abschiedsbrief auf ewig, und wenige Minuten darauf hing er schon im Garten seines Dienstherrn als Leiche an einem Baum. |
Weißensee. Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich dieser Tage hier ereignet. Ein etwa 18jähriges Mädchen wurde von den Flügeln der Schwedler'schen Windmühle erfaßt und derart verletzt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Ob Selbstmord oder Fahrlässigkeit vorliegt, konnte noch nicht festgestellt werden, da die Beklagenswerte, die im Berliner städtischen Krankenhaus am Friedrichshain behandelt wird, bisher noch nicht vernehmungsfähig gewesen ist. Sollte es sich nicht empfehlen, im Umkreise von Windmühlen, die in bewohnter und verkehrsreicher Gegend liegen, Zäune zu ziehen, um ähnliche Unglücksfälle zu verhüten. |
Dem 80jährigen militärischen Dienstjubiläum des Kaisers sieht man in allen Kreisen der Bevölkerung mit der lebhaftesten Freude und dem größten Interesse entgegen. ... |
Alt-Landsberg. Von dem hiesigen Schöffengericht wurde ein Arbeiter, der in Fürstenwalde wohnt, dagegen der Krankenkasse in Erkner angehört, zu 8 Tagen Gefängnis verurteilt, weil er sich bei seiner Krankenkasse als krank meldete, in Wirklichkeit aber hier wohl und munter war und für Tagelohn arbeitete. |
Weihnachten ... Doch nirgends ist so schön auf dieser Erde Die Weihnacht als am deutsche Heimatherde. ... |
Bernau. (Raubmord in der Bernauer Stadtforst.) Am 21. d. M., nachmittags wurde an dem Wege von Liepnitz nach Basdorf in der Bernauer Forst eine Leiche aufgefunden. Wie aus den bei derselben vorgefundenen Papieren ersichtlich, war der Verstorbene der Tischlergeselle Lorenz, 45 Jahre alt. ... Des Mordes verdächtig sind zwei Personen, mit welchen der Verstorbene sich von Basdorf aus nach Bernau begeben wollte. Hier eingetroffen sind aber nur zwei Personen und zwar der Schuhmacher Piotrowski und der Arbeiter und Weber Hegener. ... |
Bernau. Durch die Obduktion der Leiche des Tischlergesellen Lorenz ist festgestellt, daß der Tod durch Erfrieren erfolgt ist; es liegt sonach ein Mord nicht vor, wohl aber hat eine Beraubung des Lorenz seitens des Schuhmachers Piotrowski und Strumpfwirkers Hegener stattgefunden. Wie wir bereits meldeten, ist ersterer in Wriezen a. O. verhaftet; letzterer ist tags darauf in Freienwalde festgenommen und sind beide nach hier überführt. Wie wir vernehmen, heben beide auch bereits die Beraubung des Lorenz zugestanden. Neuenhagen. Schon zu Anfang dieses Monats hatte Diebesgesindel unsere Gegend unsicher gemacht und aus verschiedenen Gehöften Federvieh und eine Ziege gestohlen, ... |
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