Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1888 (29. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm. [Nr. 91-152 (7.8.-29.12.)] |
Alt-Landsberg. Der Superintendent hiesiger Diözese, Pfarrer Kramer, hat in diesen Tagen seine Reise nach Gastein angetreten, um nach Bestimmung Kaiser Friedrichs daselbst als Kurprediger für die Monate August und September zu wirken. Superintendent Kramer hatte seiner Zeit Kaiser Friedrich nach Palästina begleitet. |
Strausberg. Zum Kaisermanöver werden die umfassendsten Vorbereitungen getroffen. So wird z. B. zwischen der nahen Station Rehfelde und Müncheberg an der Ostbahn, unweit Bude 28, ein Militär-Bahnhof gebaut, welcher nach dem Manöver wieder abgerissen wird. Die königliche Intendantur des 3. Armeekorps zu Berlin beabsichtigt in unserer Stadt ein Kantonnementslazarett für die Dauer der Übungen einzurichten. |
Weißensee. Ein zweiter Bahnhof, dessen Bau bereits im vorigen Herbste projektiert worden war, wird hier jetzt zu bauen angefangen werden. Er wird rechterhand von dem alten Bahnhof aufgeführt, mit den Ausschachtungsarbeiten ist bereits begonnen worden. |
Oranienburg. Am Sonnabend den 22. d. M., vormittags 11 Uhr findet im Kreishause zu Berlin, Kochstr. 24, eine Sitzung des Niederbarnimer Kreistages statt. Zur Behandlung kommen folgende Gegenstände: ... 4) Beschlußfassung über den Anschluß des Dorfes Fredersdorf an die Chaussee Alt-Landsberg - Bahnhof Fredersdorf - Tasdorf. |
Roßla (im Harz). Wie der „Anhaltische Staats Anz.“ mitteilt, finden seit einiger Zeit im Bodethal Vermessungen behufs Anlage einer Drahtseilbahn nach dem Hexentanzplatz und der Roßtrappe statt. Dieselbe wird einerseits in einer Schlucht zwischen dem Hexentanzplatz und der Lavières-Höhe, andererseits zwischen dem Waldkater und der sogenannten Jungfernbrücke die Höhe erklimmen. Eine neue Brücke über die Bode wird beide Linien verbinden. In der Mitte zwischen den gewöhnlichen Schienen wird wie bei den Zahnradbahnen eine Zahnstange den Auf- und Abstieg regeln, erleichtern und sichern. Die Beförderung soll durch das Gegengewicht von Wasserwagen geschehen und der Fahrpreis 75 Pf. betragen. |
Falkenberg. Auf dem Rieselgut steht seit Sonntag Nachmittag der Inhalt einer großen Scheune, 3000 Centner Stroh und Heu, in Brand. Das Stroh schweelt im Innern der Scheune und muß in Bündeln herausgerissen und einzeln abgelöscht werden. Außerdem muß man fortgesetzt Wasser in die Scheune geben, um zu verhüten, daß das Stroh zur hellen Flamme auflodert und die Scheune selbst ergreift. Am Sonntag Nachmittag waren bis gegen 9 Uhr abends sieben Spritzen unausgesetzt in Thätigkeit, die Falkenberger Gutsspritze, drei Spritzen der Berliner Feuerwehr, die um ½3 Uhr zu Hülfe gerufen war, und drei Spritzen von freiwilligen Feuerwehren. Um ½10 Uhr abends wurde von Berlin aus noch der dritte Zug requiriert, früh wurde dieser durch den fünften Zug abgelöst, Montag Mittag rückte der 13. Zug zur Brandstelle ab. |
Biesdorf. In der Nacht vom 17. zum 18. d. Mts. ist der Schlächtermeister Ernst Rother von hier mit Frau und Kind unter Mitnahme seiner Sachen und mit Hinterlassung nicht geringer Schulden auf- und davongemacht. Aus den verschiedensten Ortschaften wie Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf, Marzahn, Eiche u. s. w., melden sich täglich Personen, welche in vertrauensseliger Weise dem Rother ihr Vieh ohne Kaufschilling überlassen und jetzt das Nachsehen haben. Bis jetzt ist der Aufenthaltsort des Flüchtigen noch nicht ermittelt worden. Falkenberg. Ein großartiges „Sanatorium“ soll, so meldet ein Berichterstatter, mit Beihülfe einer Gesellschaft von Berliner Geldmännern auf dem hiesigen Pfarrhofgebiet errichtet werden. Hinter dem Schmielen-See, ganz von dichtem Wald umgeben liegt dort ein großer Landstrich, der sich angeblich trefflich zu solchem Zwecke eignet. Die Abholzung ist bereits in vollem Gange. Das „Sanatorium“ soll vornehmlich für Brustkranke bestimmt werden. Eine bedeutende ärztliche Kraft aus Berlin wird, so heißt es, das Unternehmen leiten. |
Oranienburg. In der am letzten Sonnabend abgehaltenen Sitzung des Niederbarnimer Kreistages ... erklärte sich der Kreistag mit der Vorlage über den Anschluß des Dorfes Fredersdorf an die Chaussee Alt-Landsberg - Tasdorf einverstanden. |
Bernau. Die Weber- und Seidenwirker-Innung in Bernau wird mit dem nächsten Monat eine Fachschule eröffnen, an deren Unterricht Innungsmitglieder, sowie Gesellen und über 16 Jahre alte Lehrlinge teilnehmen können. |
Bernau. Mit dem Strecken, Packen, Schütten und Walzen der Bernau-Wandlitzer Chaussee ist seit dem vergangenen Dienstag gleich hinter den Mühlen begonnen worden. Bei dem schnellen Fortschreiten der Arbeiten wird die Strecke bis zur Heide bald fertig werden. Auch mit dem Transport der in der Forst lagernden Steine mittels Feldbahn ist der Anfang gemacht worden. |
Werneuchen. Am 1. Oktober feierte hierselbst der Kantor Schlegel das 50jährige Lehrerjubiläum. Der Bürgermeister Lamprecht überreichte dem Jubilar als Ehrengabe der Stadt ein Kuvert, enthaltend 300 M. in Gold. Von der königlichen Regierung war ein Geschenk von 100 Mark eingetroffen. Die Gemeinde beging das Jubiläum am 7. Oktober. Nach der kirchlichen Feier wurden dem Jubilar in seiner Wohnung viele wertvolle Geschenke unter herzlichen Aussprachen überreicht. |
Oranienburg. Zu den bevorstehenden Landtagswahlen dürfte es für so viele von Interesse sein, sich genau über die Urwahlliste orientieren zu können, ... Wir lassen deshalb nachstehend die 50 Urwahlbezirke des Kreises Niederbarnim folgen, welche aus Ortschaften zusammengesetzt sind, die unter 1750 Einwohner haben und geben dabei die Zahl der zu wählenden Wahlmänner und das betreffende Wahllokal mit an: ...
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Weißensee. Ein Opfer der strengen Kälte wurde in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch ein 71jähriger Greis. In einer Kegelbahn auf der Falkenberger Chaussee wurde der Unglückliche völlig erstarrt am Mittwoch Morgen aufgefunden. Wiederbelebungsversuche hatten keinerlei Resultat und die Leiche wurde einstweilen nach der Morgue [= Leichenschauhaus] geschafft. |
Weißensee. Die Aufstellung der Straßenlaternen zur Gasbeleuchtung schreitet rüstig vorwärts. Bereits ist der ganze westliche Teil unseres Ortes bis zum Antonplatze mit solchen versehen, und findet die Aufstellung derselben in der Gäblerstraße statt. Die alten Laternen haben von einander einen Abstand von ca. 200 Schritt, während er bei den neuaufgestellten nur ca. 50 Schritt beträgt. Hoffentlich wird unser Ort nun bald in besserem Lichte erstrahlen. |
Marzahn. Seit beinahe 4 Jahren, in welcher Zeit die obligatorische Fleischschau hierselbst besteht, war am 4. d. M. der erste Fall zu verzeichnen, in welchem ein Schwein trichinös befunden wurde. Herr Fleischbeschauer Dubick fand in 24 Präparaten nicht weniger als 43 Trichinen vor. Das Schwein gehörte dem Nachtwächter Bölke und war bei der zum Segen der ganzen Gemeinde von Herrn Gemeinde-Vorsteher Dubick ins Leben gerufenen Versicherungs-Gesellschaft mit 100 M. versichert. |
An unsere Leser! Mit dem neuen Jahre tritt unsere Zeitung den 30. Jahrgang ihres Bestehens an. Die freundliche Aufnahme, welche dieselbe allerorts gefunden, hat uns zu dem Entschlusse bewogen, dieselbe vom neuen Jahre an viermal wöchentlich erscheinen zu lassen, und zwar ohne den Abonnementspreis zu erhöhen. Die vierte Nummer wird als Sonntags-Ausgabe zur Versendung gelangen, während die übrigen Nummern die bisherige Ausgabezeit beibehalten. ... Genz besondere Aufmerksamkeit wollen wir, den uns vielfach ausgedrückten Wünschen entsprechend, dem unterhaltsamen Teil unseres Blattes widmen und ist es uns gelungen, hierfür hochinteressante Arbeiten erster Schriftsteller zu erwerben. ... Außerdem geben wir von Neujahr ab zu jeder Sonntagsnummer eine acht Seiten umfassende Gratis-Beilage unter dem Titel „Für Familie und Haus. Blätter zur Unterhaltung und Belehrung.“ welche zunächst der Unterhaltung dienen, dann aber auch über wissenswerte Erscheinungen auf allen nutzbringenden Gebieten berichten soll. Oranienburg, den 24. Dezember 1888. Die Verlagshandlung. |
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