Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1889 (30. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 45-48 (19.3.-24.3.), 53-75 (2.4.-14.5.), 114-121 (25.7.-6.8.), 138-204 (5.9.-31.12.) + Einzelexemplare]


Oranienburg, Sonnabend, den 13. April 1889 (Nr. 59), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die beim hiesigen Amtsgericht angestellten statistischen Ermittelungen zum Zwecke der Errichtung eines Amtsgerichts in Rüdersdorf sind dem Vernehmen nach bereits abgeschlossen. Wenn über das Resultat desselben auch Stillschweigen beobachtet wird, so kann man doch als sicher annehmen, daß die Ermittelungen für Rüdersdorf günstig ausgefallen sind. ...

Bernau. (Personal-Chronik.) Der Bauer Julius Lindemann in Eiche ist zum Gemeinde-Vorsteher der Gemeinde Eiche gewählt und bestätigt worden. ...


Oranienburg, Sonntag, den 14. April 1889 (Nr. 60), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Das Vorgehen des Herrn Oberförster Ruschenbusch, Nistkästen für die Vögel in den Bäumen aufzuhängen, hat auch in der Umgegend Anklang gefunden und finden wir solche in diesem Jahre in vielen Ortschaften fast auf allen größeren Bäumen.


Oranienburg, Donnerstag, den 18. April 1889 (Nr. 62), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Für Mädchen, welche ihr Brot selbst verdienen müssen, soll jetzt der Gärtnereiberuf zugänglich gemacht werden. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 4. Mai 1889 (Nr. 69), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Nur mit genauer Not auf freier Landstraße und auf offenem Kaleschwagen dem Flammentode zu entgehen, dies gewiß nicht alltägliche Geschick ist am Dienstag dem Maler­meister Katschinsky und seiner Gattin auf der Chaussee Alt-Landsberg - Fredersdorf widerfahren. Von der Wahrnehmung eines Termins in Alt-Landsberg und Rüdersdorf zurückkehrend geriet eine auf dem Kaleschwagen liegende Strohdecke, vermutlich durch von der Cigarre abfallendes Feuer, unbemerkt in Brand und griff das Feuer so schnell um sich, daß die Insassen des Wagens kaum Zeit hatten, das Gefährt zu verlassen. Die Kleider der Frau K. hatten bereits Feuer gefangen, es gelang den zu Hülfe eilenden Personen jedoch, das Feuer zu ersticken und so kam Frau K. noch glücklicherweise mit einer Beschädigung ihrer Garderobe davon. Der Wagen verbrannte bis auf die Eisenteile und mußten letztere zurückgelassen und die Pferde hierher geführt werden.

Malchow. Mächtiger helllodernder Feuerschein am nächtlich schwarzen Horizont verkündete am Montag in der zehnten Abendstunde den Bewohnern unseres Dorfes, daß ein großes Schadenfeuer wüte. Die sofort aus den im Nordosten Berlin belegenen Feuerwehrdepots ausgerückten Lösch­mannschaften erfuhren schon in Weißensee, daß es hier brenne; es war hier aus noch nicht aufgeklärten Ursachen eine große Scheune des Bauerngutsbesitzers Wegemund in Brand geraten und die ausbrechenden Flammen hatten sich so schnell über das Gebäude verbreitet, daß es den aus den Nachbardörfern herbeigeeilten Spritzen und Feuerwehren nur mit Mühe gelang, die angrenzenden Stallungen und Häuser zu retten, während die in Flammen stehende Scheune mit ihren Vorräten gänzlich niedergebrannt. Es ist dies um so bedauerlicher, als bereits im vorigen Herbst Herr W. die Stallungen durch Feuersbrunst eingebüßt hat. Gegen 11 Uhr nachts konnte jede weitere Gefahr für die angrenzenden Gebäude als ausgeschlossen erachtet werden; die Berliner Feuerwehr trat nicht erst in Aktion.

Neu-Weißensee. Am 29. April wurde das neuerbaute Schulhaus eingeweiht. Außer den Orts­behörden wohnten der Landrat Geh. Regierungsrat Scharnweber, der königliche Kreisschul­inspektor Schulrat Dr. Tietz und Kreissekretär Kähne der Feier bei. Pastor Harder vollzog die Weihe des Hauses. Schulrat Dr. Tietz sprach im Namen der Aufsichtsbehörde Glückwünsche und Grüße aus. Der Rektor verbreitete sich in seiner Rede besonders über die Entwickelung der Schule, deren Besuch im Laufe der letzten vier Jahre um das Doppelte gewachsen ist; die Anstalt zählt jetzt 2264 Schüler und Schülerinnen in 31 Klassen. Nach dem Festakt vereinigte ein Mahl die Gemeinde-Verordneten, die geladenen Gäste und die Lehrerschaft im Etablissement Sternecker.


Oranienburg, Dienstag, den 7. Mai 1889 (Nr. 71), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Auf der Oberspree von Berlin bis Köpenick soll nach einer Lokalkorrespondenz eine Ketten-Schleppschiffahrt eingerichtet werden.

Malchow. Mit dem Bau von neuen Arbeiterhäusern auf den Berliner Rieselfeldern soll in diesem Jahre vorgegangen werden. Sowohl für Hellersdorf, wie auch für Großbeeren, Malchow und Blankenfelde sind derartige Bauten geplant. Jedes der Häuser soll in der Regel acht Familien­wohnungen enthalten, nur in Hellersdorf will man daneben noch ein Vier-Familienhaus errichten. Die Baukosten stellen sich für jedes Haus auf 30-40000 M. Schon früher wurden in Oßdorf, Groß- und Neubeeren, im letzten Jahre auch in Falkenberg, Wartenberg und Blankenfelde derartige Häuser errichtet.


Oranienburg, Donnerstag, den 9. Mai 1889 (Nr. 72), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. In der Nacht vom Sonntag zum Montag sind von dem hiesigen Kirchhofe und dem Garten der Domäne Alt-Landsberg sämtliche Lebensbäumchen gestohlen worden. Es wird angenommen, daß Berliner Spitzbuben den Frevel vollbracht, die gestohlenen Bäumchen auf Wagen geladen und dieselben zur Verarbeitung zu Kränzen benutzt resp. verkauft haben.

Bernau. Am 27. d. M., vormittags 10 Uhr, wird hier nach üblicher Weise mit feierliche, Umgang sowie mit Gottesdienst das Hussitenfest gefeiert werden. An demselben Tage wird auch die sog. Rüstkammer geöffnet sein.

Marzahn. Ein überaus frecher Raubanfall ist kürzlich abends auf der Landsberger Chaussee in der Nähe von Marzahn ausgeführt worden. Als der von Berlin kommenden Handelsmann Gottschlick aus Rehfelde gegen 9 Uhr mit seinem Gefährt die Chaussee passierte und bei den Hönow'schen Gemeindefeldern vorbeigefahren war, sprangen plötzlich aus einem in der Nähe befindlichen Gebüsch zwei jugendliche Strolche, allem Anscheine nach Viehtreiber, hervor, warfen sich den Pferden in die Zügel und suchten G. zum Absteigen zu nötigen. G., der sofort die Situation erkannte, verlor jedoch seine Geistesgegenwart nicht, sondern sprang sofort vom Bock, packte den einen der Strolche mit fester Hand am Kragen und bläute ihn derartig durch, daß ihm Hören und Sehen verging, worauf er ihn auf sein Gefährt lud, um ihn in Strausberg der Behörde abzuliefern. Der andere saubere Patron hatte inzwischen das Hasenpanier ergriffen.

Müggelheim. Der Sand, welcher unsere Mark Brandenburg in so üble Nachrede gebracht hat, ist jetzt bares Geld; ja, er wird knapp. Die Mörtelwerke konsumieren nämlich ganze Berge und sind nach neuen Lagern beständig auf der Suche. Müggelheim war bis vor kurzem ein dürftiges Nest, aber der Sand hat es wohlhabend gemacht.


Oranienburg, Dienstag, den 14. Mai 1889 (Nr. 75), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Biesdorf. Dem hiesigen Schlosse statteten in einer der verflossenen Nächte sehr verwegene Diebe einen Besuch ab und stahlen das ganze Silberzeug, welches die Herrschaft des Schlosses kurz vorher aus Berlin geschickt hatte. Jedenfalls müssen die Diebe nähere Verbindungen mit dem Schlosse gehabt haben, da sie von der Abwesenheit des Besitzers und der Lage des Silberschrankes genau informiert gewesen sein müssen. ...


Oranienburg, Sonntag, den 9. Juni 1889 (Nr. 89), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. (Personal-Chronik.) Der Privatwächter Gottlieb Mischke ist als Gemeinde-Nachtwächter von Neu-Weißensee bestätigt worden.

Malchow. Am 29. April d. J. brannte bekanntlich die dem Bauerngutsbesitzer Ludwig Wegemund gehörige Scheune total nieder. Es liegt mutmaßlich Brandstiftung vor. Derjenige, welcher den Täter so namhaft machen kann, daß dessen gerichtliche Bestrafung erfolgt, erhält jetzt seitens des hiesigen Amtsvorstehers eine Belohnung von 300 Mark zugesichert.

Neuenhagen. Bei dem Gewitter am zweiten Pfingstfeiertage schlug der Blitz in den Schornstein auf dem ...gute. Zwei andere Schläge zerstörten ... Telegraphenstangen im Dorfe. Am ... Feiertag schlug der Blitz in ein Haus welches darauf abbrannte. Die in demselben anwesenden Personen, Mann Frau und Kind wurden stark betäubt.


Oranienburg, Donnerstag, den 20. Juni 1889 (Nr. 94), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Die Roggenfelder der Umgegend Berlins haben von dem nächtlichen Umherstreifen der der Obdachlosen viel zu leiden und es gewährt einen bedauerlichen Anblick beim Passieren der Prenzlauer und Weißenseer Alleen, die daran stoßenden Kornfelder viele Meter breit total niedergetreten und vernichtet zu sehen. Leder hat hier die Berliner Polizei nichts mehr zu sagen, Privatwächter richten nicht viel aus und wagen es nicht, dem zu allem entschlossenen Gesindel gegenüberzutreten. ...


Oranienburg, Dienstag, den 6. August 1889 (Nr. 121), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Ein gräßlicher Anblick bot sich am Donnerstag früh den Passagieren des um ½7 Uhr in Friedrichsfelde eintreffenden Vorortzuges dar. Als sich der Zug wieder in der Richtung nach Berlin in Bewegung gesetzt hatte, rutschte der Lokomotivführer aus und fiel so unglücklich unter die Räder des Zuges, daß er von demselben zermalmt wurde und sofort seinen Geist aufgab. Der Unglückliche wurde in das Stationsgebäude gebracht. Der Zug traf mit einer halben Stunde Verspätung in Berlin ein.


Oranienburg, ca. Donnerstag, den 22. August 1889 (Nr. ?), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Herr Brunner, der Seilkünstler des Sternecker, hat am Sonntag mit seinem Auftreten als Luftschiffer Unglück gehabt. Der Ballon „Franz Josef“, in welchem er mit seinem Sohn aufstieg, nahm eine nordöstliche Richtung. Die Luftschiffer wurden von der Dunkelheit überrascht und so geschah es, daß Herr Brunner einen Wald für eine Wiese hielt und in dieser Zuversicht seine Landung versuchte. Hierbei geriet der Ballon auf einen Baum; Herr Brunner, der sein Trapez verlassen hatte, um, sich in den Zweigen festhaltend, das Fahrzeug zu befestigen, verspürte plötzlich einen Ruck und bemerkte dann mit Schrecken, daß der Ballon sich wieder losriß und mit dem Sohn davon flog. Kletternd erreichte Herr Brunner den festen Boden, war eine halbe Stunde später auf der nächsten Bahnstation und kam gegen 12 Uhr nachts barhäuptig und mit ganz zerrissener Kleidung wieder in Weißensee an. Sein Sohn ist, wie nachträglich gemeldet wird, in der Nacht zum Montag hinter Frankfurt a. O. in der Nähe des Dorfes Polenzig glücklich gelandet.


Oranienburg, ca. Dienstag, den 27. August 1889 (Nr. ?), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. In der Nacht zum Donnerstag ist die Scheune des Ackerbürgers Fried. Hübner hierselbst vollständig niedergebrannt. Der ganze Ertrag der Ernte ging verloren, sodaß dem Besitzer ein sehr beträchtlicher Schaden erwachsen ist. Die Scheune und die darin enthaltenen Vorräte waren versichert.


Oranienburg, Donnerstag, den 5. September 1889 (Nr. 138), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Blumberg. In unserem Dorf hat sich ein schwerer Unfall ereignet. Der etwa 13jährige Sohn des Bauern H. und dessen um wenige Jahre älterer Viehjunge E. neckten sich. Hierbei ergriff letzterer ein in der Ecke stehendes, seit langer Zeit nicht mehr benutztes Gewehr und legte es scherzweise auf de jungen H. an. Plötzlich fällt ein Schuß und der H. sinkt mit einem Wehlaut leblos zusammen. Der sofort hinzugerufene Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Der Täter ist verschwunden, nachdem er das Unglück den Angehörigen des H. angezeigt hatte.

Köpenick. In Hirschgarten ist am letzten Sonnabend eine Solquelle entdeckt worden. Das Grundstück, auf dem sich die Quelle befindet, soll von der Direktion des Admiralgarten-Bades angekauft sein.

Weißensee. Die Leichen der beiden vor kurzem von hier verschwundenen Liebenden Paul Sanke und Elsa Funk wurden am Montag morgen gegen 8 Uhr von der Großmutter des S. und einer bekannten Bewohnerin des Hauses im sogenannten Hirschpfuhl, einem Gewässer in der Gegend der Rennbahn, auf der Oberfläche schwimmend gefunden. Da das junge Paar wußte, daß die Großmutter täglich regelmäßig einer Beschäftigung auf den dortigen Feldern nachgeht, so liegt die Vermutung nahe, daß es sich dies abgelegen stille Plätzchen ausgesucht hatte, um von einer Anverwandten aufgefunden zu werden.


Oranienburg, Donnerstag, den 5. September 1889 (Nr. 138), Inserate

Achtung! Merkel in Sicht! (Schießhalle ec.)


Oranienburg, Sonntag, den 8. September 1889 (Nr. 140), Inserate

Achtung!
Merkel's großes deutsches Volksfest
vor dem Schützenhause in Oranienburg.
Alle verehrtesten Freunde und Gönner mache ich hiermit aufmerksam, daß ich Sonnabend den 7., Sonntag, den 8. und Montag den 9. d. Mts. ein großes Volksfest im wahrsten Sinne des Wortes veranstalte. Unter anderem ist vertreten: Mechanische Schießhalle, großes Karoussell mit Pferdebetrieb, sowie viele Schaubuden, amerikanische Schnellphotographie (von Direktor Raschke in Berlin), Spielbuden u. s. w.
Zu diesem großartigen Feste ladet ganz ergebenst ein J. A. Merkel.


Oranienburg, Dienstag, den 10. September 1889 (Nr. 141), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Dahlwitz. Am Donnerstag fanden Chausseearbeiter im Stalle des hiesigen früheren Chaussee­hauses versteckt zwei Uniformröcke. Nach den in den Röcken befindlichen Namen gehörten dieselben dem Gefreiten August Reichelt und dem Kanonier Hermann Kappel, welche beide im Juli d. J. aus ihrer Garnison Wittenberg desertiert sind.


Oranienburg, Donnerstag, den 12. September 1889 (Nr. 142), Allgemeine Rundschau

Für den Gouverneur von Kamerun wird jetzt ein neuer Dampfer gebaut und zwar in Papenburg in der Provinz Hannover.


Oranienburg, Donnerstag, den 12. September 1889 (Nr. 142), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die Vertretung der hiesigen St. Marienkirche hat in der am 6. d. M. stattgefundenen Sitzung zur Errichtung des Kriegerdenkmals einen Zuschuß von 500 M. bewilligt.

Köpenick. Auch hier herrscht eine rege Bauthätigkeit. An Stelle alter Bürgerhäuser erheben sich in größerer Anzahl Neubauten ganz nach Berliner Muster von drei Stock Höhe und mit Erkern und Balkons. Man erwartet dort von der Bahn nach Spindlersfeld einen größeren Zuzug nach Köpenick. Auch soll von Rummelsburg eine Uferbahn geplant sein, sodaß die Stadt künftig an zwei Eisenbahnen liegen würde.

Weißensee. Der Luftschiffer des „Sternecker“, Herr Josef Brunner, ist ein Unglücksmann. Nachdem ihm neulich nach einem Aufstieg der Ballon mit seinem Sohne davongeflogen war, ist ihm am Sonntag mach seiner letzten Auffahrt der Ballon allein durch die Lüfte davongegangen. Der entwischte Ballon hat sich inzwischen wohlbehalten auf dem Gebiet des in der Mark gelegenen Städtchens Wittstock niedergelassen. Die dortige Ortsbehörde, welche Kenntnis von der Herkunft des windigen Durchgängers erlangt hatte, hat denselben in Verwahrung genommen und Herrn Sternecker unverweilt davon in Kenntnis gesetzt.


Oranienburg, Dienstag, den 17. September 1889 (Nr. 145), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. (Personal-Chronik.) Der Herr Ober-Präsident hat den Gutsvorsteher-Stellvertreter, Inspektor Wolff zu Hellersdorf, zum Standesbeamten des Standesamtsbezirks Eiche bestellt.


Oranienburg, Donnerstag, den 26. September 1889 (Nr. 150), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Ueber die bisher unentdeckt gebliebenen Thäter eines Raubmordes, der vor fast zwanzig Jahren hier verübt wurde, ist jetzt Anzeige erstattet worden. Am 17. Juli 1870 wurde die Witwe Wendt, welche einem der reichsten Eigenthümer des Ortes die Wirtschaft führte, in dem Hause ihres Brotherrn ermordet und beraubt aufgefunden. Die That, mit einem Beile des Kupferschmiedemeisters Wilke verübt, war mit einer umso größeren Frechheit ausgeführt, als sie gegen 10 Uhr vormittags geschehen sein mußte, wo die Ermordete zufällig für eine halbe Stunde allein im Hause war. Der Verdacht lenkte sich anfänglich auf Wilke, welcher jedoch sein Alibi nachweisen konnte, später auf einen in dessen Hause wohnenden Arbeiter Hoffmann, welcher aber nach kurzer Zeit, während der Untersuchungshaft, wahnsinnig wurde, ohne daß es gelang, denselben zu überführen. Vor Wochen ist nun die Schwester des Hoffmann, eine Frau Horn, in Friedrichsberg-Lichtenberg gestorben, die vor ihrem Tode ein Geständnis dahin abgelegt haben soll, daß ihr Ehemann und Hoffmann die That gemeinschaftlich verübt hätten. Infolgedessen soll das Verfahren in dieser Angelegenheit sofort wieder aufgenommen worden sein.


Oranienburg, Dienstag, den 28. Oktober 1889 (Nr. 157), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Biesdorf. infolge einer an Excellenz von Stephan von hier aus gerichteten Petition erhält der Amtsbezirk Biesdorf, bestehend aus Mahlsdorf, Kaulsdorf, Biesdorf, eine täglich zweimalige direkte Postverbindung. Bisher gingen die für Kaulsdorf und Mahlsdorf bestimmten Postsachen erst über Berlin.


Oranienburg, Donnerstag, den 10. Oktober 1889 (Nr. 158), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Unter Anwesenheit zahlreicher Offiziere der Berliner Garnison wurde durch ein Kommando des Eisenbahn-Regiments am Montag Nachmittag 4 Uhr ein hoher Dampfschornstein niedergelegt. Das Grundstück, auf dem der Schornstein sich erhob, gehörte der Weißenseer Aktiengesellschaft für Bauunternehmungen, die für ihren eigenen Bedarf an Mauersteinen dort einen großen Ringofen zum Ziegelbrennen erbaute. Die Ziegelei verkrachte aber bald. Das sind bereits zehn Jahre her. Seitdem ist der Ringofen niedergerissen worden, der Dampfschornstein dagegen stehen geblieben, weil die Abtragung schwierig ... [Teile fehlen] ... ist jetzt in den Besitz der Gesellschaft „Weißenseer Bauverein“ übergegangen, der der alte Schornstein im Wege stand. Auf das Ersuchen der Gesellschaft erschienen am Montag ein Offizier, ein Sergeant und drei Mann von den „Eisenbahnern“, welche die Sprengung vornahmen. Punkt 4 Uhr wurde die elektrische Batterie, welche mit dem Schornstein in Verbindung stand, in Bewegung gesetzt, es gab einen Knall, nicht viel stärker als ein Gewehrschuß, eine Rauchsäule wurde sichtbar, der Schornstein hob sich ein Stück in die Höhe und fiel dann senkrecht herab. Als er die Erde berührte, fiel die untere Hälfte in sich zusammen, die obere Hälfte seitwärts, sodaß die Trümmer etwa ein Strecke von 50 Schritt bedeckten.


Oranienburg, Donnerstag, den 17. Oktober 1889 (Nr. 162), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Mit den Bränden scheint es in unserer Stadt kein Ende nehmen zu wollen. So ist in der Nacht zum Donnerstag abermals von ruchloser Hand Feuer angelegt worden und zwar diesmal in der Scheune des Ackerbürgers Schmiedeke in der Altstadtstraße. Ein bedeutender Vorrat an Winterroggen und Kartoffeln wurde von den Flammen verzehrt, da die Scheune vollständig niederbrannte. ...


Oranienburg, Sonntag, den 20. Oktober 1889 (Nr. 164), Allgemeine Rundschau

Das 150jährige Jubiläum begeht im Laufe dieser Woche die Berliner Droschke. Das Droschken­fuhrwesen wurde nämlich im Oktober 1739 durch Kabinettsordre Friedrich Wilhelms I. genehmigt und begann seine Tätigkeit mit 14 nummerierten Wagen ... Heute, nach 150 Jahren, hat die Weltstadt die Zahl von 2114 Droschken I. Klasse und 2581 Droschken II. Klasse zu verzeichnen.


Oranienburg, Donnerstag, den 24. Oktober 1889 (Nr. 166), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Dahlwitz (bei Hoppegarten). Auf dem nahe bei unserem Ort belegenen Gut Heidemühle sind vor einigen Tagen in der Zwischenzeit von 24 Stunden zwei Kälber geboren worden, die beide eine ganz abnorme Größe hatten; das eine Kalb wog 150 Pfund und das andere 148 Pfund. Die sehr schwierige Entbindungsoperation bei beiden Kälbern, die lebend zur Welt kamen, mußte mit Hilfe eines Flaschenzuges vollzogen werden.


Oranienburg, Dienstag, den 5. November 1889 (Nr. 173), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Der Landrat von Bethmann-Hollweg erläßt folgende Bekanntmachung: „Die in letzter Zeit in Werneuchen stattgehabten Brände, welche aller Wahrscheinlichkeit nach durch ruchlose Hand angelegt worden sind, veranlassen mich, auf die Bestimmungen des § 126 des Reglements der Land-Feuer-Sozietät ... aufmerksam zu machen, welcher bestimmt, daß derjenige, welcher den absichtlichen oder fahrlässigen Anstifter einer Feuersbrunst dergestalt ermittelt, daß gegen denselben Anklage erhoben und gerichtlich eingeleitet wird, eine Prämie von 30-150 M. von der Sozietät erhält, die bis zu 900 M. erhöht werden kann, wenn gerichtliche Verurteilung zu Strafe eintritt.“ - unter Bezugnahme auf die obige Bekanntmachung wird außerdem von der hiesigen Polizei-Verwaltung demjenigen eine Belohnung von 450 M. zugesichert, welcher den Brandstifter zur Anzeige bringt.


Oranienburg, Sonntag, den 10. November 1889 (Nr. 176), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. In der Knallbrief-Fabrik von A. Lange haben sich am Mittwoch vormittag die im Oberstock des Gebäudes gelagerten Vorräte entzündet und den Arbeitsraum auseinander gesprengt. Die Vorderwand des Stockwerks stürzte auf die Erde hinab und die in ihrer Stütze beraubte Decke fiel zum größten Teil ein. Ein Fensterpfeiler wurde auf das Dach eines anstoßenden Stallgebäudes geworfen. Eine Arbeiterin hat leichte Brandwunden im Gesicht und an den Händen erlitten. Die Feuerwehr war mit dem Abräumen bis zum Abend beschäftigt.


Oranienburg, Dienstag, den 12. November 1889 (Nr. 177), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Dieser Tage ist hier sie amtliche Benachrichtigung eingetroffen, daß der Justizminister den Antrag auf Errichtung eines Amtsgerichts in Kalkberge-Rüdersdorf abgelehnt hat. Das Amtsgericht bleibt ungeteilt in Alt-Landsberg.


Oranienburg, Sonntag, den 17. November 1889 (Nr. 180), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Auf dem am vergangenen Dienstage hierselbst abgehaltenen Viehmarkte standen bloß Pferde zum Verkaufe und zwar nur in geringer Anzahl. Ebenso waren auch nur in geringer Zahl Käufer erschienen. Das aus Anlaß der starken Verbreitung der Maul-und Klauenseuche unterm 29. Oktober erfolgte Verbot des Bernauer „Viehmarktes“ hatte vielfach den Glauben erweckt, daß auch gleichzeitig der Pferdemarkt verboten sei ...

Weißensee. Ein eigenes Postgebäude soll Weißensee im nächsten Jahre erhalten. Die kaiserliche Oberpostdirektion hat zu diesem Zwecke bereits ein Grundstück an der Königschaussee erworben.


Oranienburg, Donnerstag, den 21. November 1889 (Nr. 182), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Ganz tolle Ueberschreitungen haben sich am 14. d. M. drei junge Männer erlaubt, die im hiesigen Amtsgefängnis eine kurze Strafe zu verbüßen hatten. Die genannten drei Männer, die auf dem hiesigen Dominium unter Aufsicht eines Beamten Arbeit leisteten, hatten sich, wie es heißt durch Bettelei, Geld zu verschaffen gewußt und es war ihnen außerdem gelungen, sich dafür Branntwein verschaffen zu können. Nachdem sie sich betrunken hatten, begingen sie verschiedene gröbliche Ueberschreitungen und als der Aufsichtsbeame zur Stelle kam und die Betrunkenen zur Ruhe bringen wollte, wagten diese Hand an den Beamten zu legen. Nachdem derselbe aus den Händen der Betrunkenen befreit worden war, wurden diese gefesselt und nach dem hiesigen Amtsgefängnis zurücktransportiert, wo ihnen wohl die verdiente Strafe hierfür zu teil geworden sein wird.


Oranienburg, Dienstag, den 17. Dezember 1889 (Nr. 197), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Lichtenberg. Bei der Errichtung einer zweiten städtischen Irrenanstalt in Biesdorf erwachsen den städtischen Behörden dadurch Schwierigkeiten, daß das zu dieser Anstalt erworbene Grundstück zum Teil im Gemeindebezirk, zum Teil im Gutsbezirk von Biesdorf liegt. Der Magistrat hatte daher mit der Gemeindevertretung von Biesdorf Verhandlungen angeknüpft, um diese Schwierigkeiten zu beheben. Die Verhandlungen führten zu dem Resultat, daß die Gemeindevertretung von Biesdorf sich mit dem Ausscheiden des städtischen Besitzes gegen Zahlung einer Summe von 13000 M. einverstanden erklärt hat. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 19. Dezember 1889 (Nr. 198), 1. Seite

Einladung zum Abonnement. ...
Die versuchsweise eingeführte Gratisbeilage „Für Familie und Haus“ hat leider im Leserkreise die Aufnahme nicht gefunden, die wir wohl gewünscht hätten; wir lassen diese Beilage daher von Neujahr an in Wegfall kommen, dafür aber wird unsere Zeitung fernerhin 5mal wöchentlich (und zwar an den Tagen Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag) ohne Erhöhung des bisherigen Preises erscheinen. ...
Oranienburg. Die Haupt-Expedition.


Oranienburg, Sonnabend, den 28. Dezember 1889 (Nr. 202), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Blumberg. Am Montag gegen ½7 Uhr brannte ein dem Bauerngutsbesitzer Töpper gehöriger Viehstall nieder. Glücklicherweise konnte sämtliches Vieh gerettet werden.


Oranienburg, Sonntag, den 29. Dezember 1889 (Nr. 203), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Wriezen. Nach einer bisher zwar unverbürgten Mitteilung soll der Betrieb der hiesigen Kohlengrube demnächst eingestellt werden, da der Schwemmsand der Förderung unüberwindliche Hindernisse in den Weg legt.


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