Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1894 (35. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 61-120 (22.4.-5.8.), 164-227 (14.10.-30.12.)]
Anm.: Der vorherige, 34. Jahrgang (1893) liegt in der ZLB nicht vor.


Oranienburg, Dienstag, den 24. April 1894 (Nr. 62), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Ueber die Anlage einer Knochenkocherei in der Gemarkung Friedrichsfelde fand dieser Tage ein Termin vor dem Amtsvorsteher statt. Es sind im Ganzen sechszehn Proteste eingegangen, darunter solche vom Magistrat Berlin und den Gemeinden Friedrichsfelde, Biesdorf, Marzahn und Hohen-Schönhausen. ...

Potsdam. Einen so niedrigen Preis wie jetzt dürften die Mauersteine noch nie gehabt haben. Eine Ziegelei in Werder hatte solche gegen bar das Tausend franko hier zu 14 M. offeriert, soll davon aber doch nur hundertfünfzig Mille abgesetzt haben.


Oranienburg, Dienstag, den 1. Mai 1894 (Nr. 66), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Magistrat und Stadtverordnete haben die Aufhebung der hiesigen Pflichtfeuerwehr, die bisher neben der freiwilligen Feuerwehr bestand, beschlossen. Zur Bedienung der Spritzen auf dem Brandplatz sollen Mannschaften gegen Entgelt angenommen werden.


Oranienburg, Donnerstag, den 3. Mai 1894 (Nr. 67), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. In althergebrachter Weise wurde am vergangenen Montag hierselbst das Hussitenfest gefeiert. Um 10 Uhr vormittags bewegte sich die Prozession unter den Klängen des Chorals „Vater unser im Himmelreich“ von der Stadtkirche nach der St. Georgen-Kapelle ... - Nachmittags fanden die üblichen Landpartien nach Liepnitz, Uetzdorf, Lanke statt, wobei auch wieder das Flaschenwerfen geübt und der Wein auf seine Güte erprobt wurde.


Oranienburg, Donnerstag, den 17. Mai 1894 (Nr. 74), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hirschgarten. Eine in hiesiger Gegend seltene Naturerscheinung, eine Windhose, wurde gestern Mittag im Südosten Berlins beobachtet. gegen 5 Uhr bildete sich in der Gegend von Hirschgarten eine graue Wolke, die sich langsam zur Erde herabsenkte und die Form eines Schlauches oder Trichters annahm. Die Wolke zog mit rasender Schnelligkeit, ziemlich schwere Gegenstände mit sich reißend, nach Sadowa zu, wo sie sich teilte und nach wenigen Minuten verschwand.


Oranienburg, Sonnabend, den 19. Mai 1894 (Nr. 75), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der Verlust, den der Stadtrendant Bergemann der hiesigen Kämmereikasse zugefügt hat, beläuft sich nach endgültiger Feststellung auf 8627 [?] Mark. Davon 3641 Mark durch Kaution und Forderungen gedeckt wurden. Den Rest hat die Stadt niedergeschlagen.


Oranienburg, Sonntag, den 27. Mai 1894 (Nr. 90), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Die Errichtung eines Amtsgerichts in Weißensee ist, wie der Amtsvorsteher Feldtmann nach seiner Konferenz mit dem Landgerichtsdirektor Grünhagen erklärt hat, nunmehr gesichert. Mehrere Grundbesitzer haben Bauplätze unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde­verordneten haben gestern einstimmig den Antrag des Amtsvorstehers Feldtmann angenommen, sich für die Errichtung des Amtsgerichts zu verpflichten.


Oranienburg, Donnerstag, den 31. Mai 1894 (Nr. 82), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Durch einen unglücklichen Wurf eines Spielkameraden hat Ende voriger Woche der etwa 10jährige Sohn des Ackerbürgers Cl. hierselbst ein Auge verloren. Derselbe spielte mit mehreren Mitschülern, u.a. auch dem gleichaltrigen M. vor dem Strausberger Thore. Dabei warf der Letztgenannte mit einem Schieferstück auf den jungen Cl. und traf ihn unglücklicherweise gerade ins Auge. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 9. Juni 1894 (Nr. 87), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Mit einem Schatz von 1813 hat sich das Gericht in Berlin zu beschäftigen. Als Russen und Franzosen in der Mark hausten, vergrub der Bauer Lindenberg in Mehrow bei Alt-Landsberg sein Barvermögen, mehrere Hundert Thaler, auf dem Hofe seines Grundstücks. Bald darauf starb er, nachdem er seiner Frau nur von dem Vergraben des Schatzes, nicht aber von dem Orte Mitteilung gemacht. So blieben die Nachforschungen vergeblich. Wie oft auch Sohn und Enkel des Verstorbenen das Grundstück durchsuchten, sie vermochten das Geld nicht wieder zu finden, Der letzte Lindenberg starb vor vier Jahren und erbschaftsteilungshalber wurde das Bauerngut verkauft. Die Witwe machte damals den Käufer darauf aufmerksam, daß ein Schatz vergraben liege, aber auch der neue Besitzer fand ihn nicht. Vor wenigen Wochen sollte nun der Backofen erneuert werden, und beim Abtragen einer Mauer fand der neue Besitzer einen Topf, gefüllt mit mehreren Hundert Thalern. Zwischen ihm und den Lindenberg'schen Erben ist jetzt ein Prozeß entstanden wegen Eigentumsrecht an dem gefundenen Schatz. Bei der Hartnäckigkeit, mit der dieser Streit geführt wird, ist zu vermuten, daß die Gerichtskasse den größten Teil des Schatzes verschlingen wird.

Karlshorst. Der neue Bahnhof Karlshorst an der schlesischen Bahn, neben der Rennbahn gelegen, erhält auch eine besondere Empfangshalle für den Kaiser. Die Fertigstellung derselben steht bevor, sodaß ein schon früher angesagter Besuch der Rennbahn durch den Kaiser nunmehr in Kürze zu erwarten sein dürfte.


Oranienburg, Dienstag, den 12. Juni 1894 (Nr. 89), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Dem hiesigen Magistrat ist die Nachricht zugegangen, daß aus dem geplanten Bau einer Bahn von hier nach Fredersdorf durch eine Münchener Gesellschaft nichts wird.


Oranienburg, Donnerstag, den 28. Juni 1894 (Nr. 98), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Am Sonntag den 24. d. M. traf gegen ½12 Uhr vormittags auf dem Bahnhofe Köpenick ein von Friedrichshagen kommender, stark besetzter Vorortzug ein. Die hier aussteigenden Passagiere mußten, um den Ausgang zu erreichen, das Durchfahrtsgleis in der Richtung von Berlin überschreiten und befanden sich schon zum großen Teil auf den Schienen, als der Bahnhofs­inspektor plötzlich aus seinem Dienstzimmer hervorstürzte mit dem Rufe: „Um Gottes Willen, alles zurück, der Schnellzug kommt!“ Die anwesenden Bahnbeamten rissen die Passagiere von dem gefährdeten Geleise herunter, und in der nächsten Sekunde brauste auch schon der von Berlin kommende Kurierzug vorüber. Der leichenblaß gewordenen Fahrgäste, welche nur mit knapper Not der Wiederholung der Steglitzer Bahnkatastrophe entronnen waren, bemächtigte sich eine furchtbare Erregung. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 5. Juli 1894 (Nr. 102), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Im nächsten Jahr läuft die gegenwärtige zwölfjährige Amtszeit unseres Bürgermeisters Bredow ab. Die Stadtverordneten beschlossen in ihrer letzten Sitzung einstimmig, von einer Ausschreibung der Bürgermeisterstelle abzusehen.

Alt-Landsberg. Ein behagliches Dasein hatten sich zwei Strolche während des Winters in der Wagner'schen Villa in Radebrück bereitet. Die Villa wurde während des Winters von ihrem Eigentümer nicht benutzt, und diesen Umstand benutzten die Landstreicher, um sich dort in aller Form häuslich einzurichten. Die reichlichen Weinvorräte, die im Keller lagerten, sind von ihnen gründlich ausgeprobt worden. Porzellan und Gläser zeigten Spuren der Benutzung. Den Dieben ist eine Menge von Wertsachen in die Hände gefallen, darunter drei wertvolle Krimstecher, mehrere Jagdgewehre ec. Eines der letzteren ist bei einem Berliner Trödler versetzt und hier durch den Gendarm Nickel aus Altlandsberg ermittelt worden, was auf die Spur der Thäter führte. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 7. Juli 1894 (Nr. 103), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau, Ein „sauberes“ Städtchen ist Bernau; die dortige Polizeiverwaltung sieht sich genötigt, be­kannt zu geben, daß die Haus- und Grundstücksbesitzer binnen acht Tagen der Graswuchs von den Straßen und Bürgersteigen zu entfernen haben, daß diejenigen Eltern, welche es unterlassen, ihre Kinder von Diebstählen abzuhalten, mit Haft bezw. bis zu 150 M. Geldstrafe bestraft werden, und daß das Schafewaschen, Felleweichen und Schwemmen der Pferde in der Waschspüle verboten ist.


Oranienburg, Sonntag, den 8. Juli 1894 (Nr. 104), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Rotlauf und Schweineseuche scheinen immer mehr an Zunahme in unserer Gegend zu gewinnen. So werden u. a. Fälle aus Hermsdorf, Rosenthal und Kalkberge-Rüdersdorf, woselbst die Seuche in rapider Zunahme begriffen ist und der Schweinedurchtrieb durch den Ort polizeilich untersagt ist, gemeldet.


Oranienburg, Dienstag, den 17. Juli 1894 (Nr. 109), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Von dem Bahnprojekt von hier nach dem Bahnhof berichtet der „N. A.“, daß der Unternehmer mit seinen Berechnungen soweit fertig ist, daß er mit bestimmten Vorschlägen an unsere Stadtverwaltung herantreten konnte. Er beabsichtigt, eine kleinspurige Bahn zu bauen, da diese um etwa 100 000 M. weniger kosten wird (etwa 240 000 M.). Ganze Wagenladungen der Vollbahnen sollen ohne Umladung in der Weise befördert werden, daß die Wagen samt Ladung auf sog. Trucks, das sind ganz niedrige, rollfuhrwerksähnliche Eisenbahnwagen, geschoben und so nach hier befördert werden. Der Bahnhof hierselbst wird rechts vom Berliner Thore an der Bleiche bezw. dem neben den Wiesen zum Schützenhausgarten führenden Weg kommen. Die Bahn wird hinter dem Schultz'schen Grundstück die Berliner Chaussee schneiden, ein Personenbahnhof direkt am Girke'schen Gasthof zu Bahnhof Fredersdorf kommen, während ein Geleis für den Güterverkehr das Planum der Ostbahn in der Nähe des Wasserturmes erreicht. Die übrigens auch recht günstige Lage des Bahnhofs Alt-Landsberg ist auf bequeme Weiterführung nach Bernau berechnet, in dessen Nähe demnächst durch die Herren Amtsrat Schrader und Amtsrat Schmidt-Löhme eine Zuckerfabrik entstehen dürfte.


Oranienburg, Donnerstag, den 19. Juli 1894 (Nr. 110), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Die hiesige katholische Gemeinde hat einen neuen Seelsorger erhalten: es ist der Kuratus Przyniczynski, bisher Redakteur der 'Opi[e]kun Katoliki' in Gleiwitz. Am Montag wurde der Geistliche vom Probst Dr. Jahnel in seine neue Gemeinde eingeführt. Besonders große Freude herrscht, wie die „Germ.“ berichtet, unter den zahlreichen hier wohnenden polnischen Katholiken, die nunmehr auch polnischen Gottesdienst und polnische Predigt erhalten werden. Es soll an den Sonntagen abwechselnd an einem deutscher und am andern polnischer Gottesdienst stattfinden. Der Kaplan Hürtgen, der Weißensee bisher pastorierte, ist als Kaplan an die Herz-Jesu-Kirche versetzt.


Oranienburg, Sonnabend, den 21. Juli 1894 (Nr. 111), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich Mittwoch vormittag am Bahnübergange der Schwanebecker Chaussee ereignet. Durch den kurz nach 10 Uhr den Bahnübergang passierenden Vorortzug wurden die jungen Pferde des mit seinem Fuhrwerk dort haltenden Ackerbürgers Herrn Giese, Brüderstraße wohnhaft, scheu und gingen mit dem Wagen durch. Hierbei wurde der Lenker des Gefährts, Herr Giese, vom Wagen geschleudert, von diesem überfahren und fiel außerdem noch das vom Wagen herabstürzende Jauchefaß auf ihn, so daß derselbe schwer verletzt liegen blieb und nach seiner Wohnung geschafft werden mußte.


Oranienburg, Donnerstag, den 26. Juli 1894 (Nr. 114), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Durch Verfügung des Provinzialrats ist die Abhaltung von Pferdemärkten in Weißensee dauernd genehmigt worden. Dieser Beschluß ist für die Gemeinde insofern von außerordentlicher Wichtigkeit, als ihr durch die Verpachtung des Pferdemarktes eine ständige Einnahmequelle gesichert ist. Die Verpachtung soll jetzt auf länger als 3 Jahre erfolgen.


Oranienburg, Donnerstag, den 2. August 1894 (Nr. 118), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Blumberg. Am Sonntag Nachmittag ertrank beim Baden in dem zwischen hier und Krummensee belegenen Pfühlen der älteste, 17 Jahre alte Sohn des Kossäten Gathow hierselbst. Er war mit mehreren Altersgenossen gegangen und erhitzt ins Wasser gesprungen, worin er sofort unterging. Der Schmerz der Eltern ist unbeschreiblich.


Oranienburg, Sonntag, den 14. Oktober 1894 (Nr. 164), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Der Stadt Köpenick wird die Gemeinde Köpenick-Kietz einverleibt. Nur entfernt liegende Teile der Gemeinde sollen abgezweigt und den näher liegenden Ortschaften angeschlossen werden.


Oranienburg, Dienstag, den 16. Oktober 1894 (Nr. 165), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Eine Abnormität eines Schweines hatte gestern unser benachbarter Ort Hohen-Schönhausen aufzuweisen. Bei dem Gutsbesitzer Wustrow hatte eine Sau neun Ferkel geworfen, von denen eines 8 Beine, 4 Ohren und zwei Schwänze hatte. Das sonderbare Tier lebte aber nur 4 Stunden. Die anderen jungen Tiere sind vollständig normal ausgebildet.


Oranienburg, Donnerstag, den 18. Oktober 1894 (Nr. 167), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hoppegarten. Ein Buchmacher ist in der Person eines Kellners aus der Hasenheide am Montag Nachmittag auf der Rennbahn in Hoppegarten festgenommen worden, Er hatte von wettlustigen Personen Gelder in Empfang genommen auf den „Hans“ im C-dur-Handicap, war aber ver­schwunden, als er die Gewinne auszahlen sollte. Einer der Wettenden bemerkte ihn später in dem Menschengewühl und überlieferte ihn einem Polizeibeamten.

Köpenick. Eine Tunnelanlage unter der Spree zwischen Friedrichshagen und dem Müggel­schlößchen ist von Berliner Technikern in Aussicht genommen. Man erwartet keine besonderen Schwierigkeiten, da das Flußbett an der bezeichneten Stelle nicht sehr breit und tief ist, und somit die Kosten der Anlage nicht allzu hohe werden dürften. Ob dieser Tunnel an Stelle der von der Friedrichshagener Gemeinde geplanten Dampffähre treten oder derselben Konkurrenz machen soll, darüber schweigt unser Gewährsmann.

Strausberg. Die Einführung einer Brau- und Biersteuer ist hier beschlossen worden. Für das von auswärts eingeführte Bier sollen 65 Pf. vom Hektoliter erhoben werden. Ferner hat man sich unter anderen für eine Hundesteuer (6 M.), eine Lustbarkeitssteuer, eine Umsatzsteuer für verkaufte Grundstücke (½ Prozent) und für eine Jagdscheinsteuer (5 M.) entschieden.


Oranienburg, Sonnabend, den 20. Oktober 1894 (Nr. 169), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Für die hiesige Kirche ist in der Wurzener Teppichfabrik ein im gothischen Stile gehaltener Smyrna-Teppich hergestellt, welcher demnächst in der Berliner Filiale der genannten Fabrik in der Friedrichstraße kurze Zeit ausgestellt werden wird.


Oranienburg, Donnerstag, den 25. Oktober 1894 (Nr. 173), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Marzahn. Der hiesige Gastwirt Stein legt gegenwärtig zwischen Rathenow und Göttlin an dem sog, Schliepengraben ein umfangreiches Urnenfeld bloß. Die Urnen von einfachem Aeußern bergen außer einigen Knochenresten nur wenige Mitgaben. Interessant sind die vielen sog. Beigefäße, leere kleine Urnen, die als Zeichen der Teilnahme von den heidnischen Leidtragenden neben die Aschenurnen gesetzt wurden und somit die Stelle unserer Kränze vertraten.


Oranienburg, Sonntag, den 28. Oktober 1894 (Nr. 176), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Schwere und leichte Brandverletzungen erlitten sieben Personen bei einem Feuer in der Líchtenberger Straße in Weißensee. In der dort befindlichen Schweder'schen Windmühle war bis zum späten Abend am Dienstag flott gearbeitet worden. Um 11 Uhr nachts, als sich ein Mühlknappe zur Ruhe legen wollte, entstand durch Umfallen einer Petroleumlampe Feuer. Die Mühle brannte bald lichterloh und außer dem Knappen trugen bei den Ablöschungsversuchen noch sechs Mann der Feuerwehr durch brennende Trümmer Brandverletzungen davon. Die Mühle brannte mit ihrem Inhalt nieder.


Oranienburg, Dienstag, den 30. Oktober 1894 (Nr. 177), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Eine Entschädigungsklage gegen die Stadt Berlin soll von zehn Fischern des Dorfes Kietz bei Köpenick anhängig gemacht werden. Die Kläger besitzen die Fischereigerechtigkeit auf einem Teile der Oberspree und auf dem Müggelsee. Einer dieser Fischer will nun ermittelt haben, daß durch die neuen Wasserwerke am Müggelsee der Fischbestand dieses Gewässers erheblich zurückgegangen ist, und er verlangt mit den andern Fischern von der Stadt Berlin als der Besitzerin der Wasserwerke eine Entschädigung für den verminderten Fischfang.


Oranienburg, Donnerstag, den 1. November 1894 (Nr. 179), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Unter den Kühen des Amtsgehöfts hierselbst ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Köpenick. Der Betrieb der Dampffähre über die Spree beim Müggelschlößchen in Gemeinschaft mit der Gemeinde Friedrichshagen ist von der Stadtverwaltung nunmehr entgiltig beschlossen worden. Die Dampffähre selbst kostet rund 13000 M. ohne die Wegeanlagen.


Oranienburg, Sonnabend, den 3. November 1894 (Nr. 181), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Wegen der in Weißensee, Hohen-Schönhausen und Alt-Landsberg unter dem Rindvieh herrschenden Maul- und Klauenseuche ist der für den 6. November d. J. in Bernau angesetzte Viehmarkt seitens des Landrats aufgehoben worden.


Oranienburg, Dienstag, den 13. November 1894 (Nr. 189), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Heinersdorf. Der neue große Güterbahnhof der Stettiner Bahn, welcher erst im Oktober vorigen Jahres in Betrieb genommen worden ist, erweist sich bereits heute als für den enormen Verkehr nicht mehr ausreichend, während er ursprünglich nur zur Entlastung der Stettiner Güterbahn angelegt war. ... Unter diesen Umständen muß schon heute daran gedacht werden, den noch kaum ganz fertigen, sich über eine Fläche von 100 Morgen ausdehnenden und nicht weniger als 35 Schienenstränge aufweisenden neuen Bahnhof bedeutend zu erweitern ...


Oranienburg, Donnerstag, den 15. November 1894 (Nr. 191), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Unsere Stadt scheint der Wallfahrtsort für Berliner Pferdediebe zu sein. Erst vor wenigen Wochen berichteten wir über die erfolgte Verhaftung eines Pferdediebes. Am Montag vormittag ist es nun der hiesigen Polizei wiederum gelungen, einen Liebhaber fremder Fuhrwerke dingfest zu machen. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 24. November 1894 (Nr. 198), Vermischtes

Die erste Nähmaschine in Berlin, Gerade vierzig Jahre sind verflossen, seit die erste Nähmaschine nach Berlin kam. Sie gelangte im Jahre 1854 in den Besitz des Schneidermeisters Pomerenke, dessen Familie heute noch das ehrwürdige Inventarstück hochhält. Sie kam aus Amerika und wurde begreiflicher Weise als ein wahres Wunderwerk angestaunt. Ja, das Aufsehen, das sie erregte, war so groß, daß nach ihrer Aufstellung König Friedrich Wilhelm IV. selbst die Schneiderwerkstatt aufsuchte und mit großem Interesse der rastlos fleißigen, „eisernen Nähmamsell“, wie der König sie nannte, zuschaute. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 29. November 1894 (Nr. 202), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Hierselbst haben die Kirchenwahlen wieder einmal gezeigt, wie indifferent sich die Einwohner zu diesen Wahlen stellen. Von der 25000 Seelen zählenden Einwohnerschaft waren ganze 55 Kirchenwähler erschienen.


Oranienburg, Sonnabend, den 1. Dezember 1894 (Nr. 204), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Ein Institut für Orthopädie zur Behandlung von Rückgrats- und Gelenk­verkrümmungen, schiefen Knochenwachstums und sonstiger Mißbildung und Lähmungen haben die Herren Dr. Goldberg und Dr. Leister hierselbst errichtet. Die Behandlung besteht neben Anwendung von Elektrizität und Massage in Heilgymnastik an eigens konstruierten orthopädischen Apparaten. Mit dem Institut, welches Unbemittelten Ermäßigung bezw. Freibetten gewährt, ist eine Abteilung für stationäre Kranke verbunden.


Oranienburg, Sonnabend, den 8. Dezember 1894 (Nr. 210), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Unter dem Rindviehbestande des Ackerbürgers Ernst Wilhelm zu Alt-Landsberg ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen, ebenso ist unter dem Rindvieh des Molkerei­besitzers Zimmer zu Weißensee die Maul- und Klauenseuche festgestellt worden. Die über Weißensee verhängte Ortssperre bleibt daher bestehen.


Oranienburg, Dienstag, den 11. Dezember 1894 (Nr. 212), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Für die größte Flußbrücke Berlins, die Oberbaum-Brücke, haben die Rammarbeiten begonnen und sollen den ganzen Winter hindurch gefördert werden, ebenso möglichst die Fundamentierungsarbeiten. ...


Oranienburg, Dienstag, den 11. Dezember 1894 (Nr. 212), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der frühere Rendant der hiesigen Kämmereikasse und Unter-Rezeptor der Niederbarnimer Kreissparkasse, Gustav Bergemann, dessen Verhaftung im Monat Mai großes Aufsehen erregte, stand am Donnerstag vor dem Schwurgericht am Landgericht II, um sich in 19 Fällen wegen Verbrechens im Amte und in 2 Fällen wegen Unterschlagung und Betruges zu verantworten. ... Eine genaue Revision der Bücher ergab, daß Bergemann insgesamt mehr als 15000 Mark unterschlagen hat. ... Der Gerichtshof erkannte auf fünf Jahre Gefängnis und Ehrverlust auf gleiche Dauer.


Oranienburg, Sonntag, den 16. Dezember 1894 (Nr. 217), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Einer empörenden Brutalität sind am Sonnabend zwei Arbeiter zum Opfer gefallen, welche beim Amtsgericht Alt-Landsberg einen Termin hatten und sich am späten Abend auf den Heimweg nach ihrem Wohnort Bernau machten. Auf der Chaussee begegnete ihnen ein Handelswagen, welcher von drei Männern begleitet wurde. Letztere fielen ohne jede Veranlassung über die beiden Arbeiter her und mißhandelten dieselben mit gefährlichen Werkzeugen dergestalt, daß die Arbeiter sich nur mit Mühe in das nahegelegene Dorf Börnicke schleppen konnten. Hier mußten sie sich einen Wagen mieten, um nach Hause zu gelangen. Bei ihrer Ankunft in Bernau ließen sie sofort die Polizei benachrichtigen. ... Es gelang, die Täter noch in der selben Nacht zu ermitteln. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 20. Dezember 1894 (Nr. 220), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Den Gräflich Voß'schen Forstbeamten zu Buch ist es am Sonntag Abend gelungen, einen berüchtigten Wilddieb, den Handelsmann Adolf Ihloff aus Nordend, als derselbe in der Buch'er Forst unberechtigt Jagd ausüben wollte, dingfest zu machen. ...

Biesdorf. Hier sind in der Nacht zum Montag zwei Schlächtergesellen, die Berliner Familien angehörten, an Kohlenoxydgas erstickt.


Oranienburg, Freitag, den 28. Dezember 1894 (Nr. 225), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Schlächter möglichst von allen Gehöften fernzuhalten, ist den Landwirten der Bernauer Gegend vom Vorsitzenden des dortigen Landwirtschaftlichen Vereins dringend geraten worden. Man will mit dieser Maßnahme versuchen, der weiteren Verbreitung der Maul- und Klauenseuche entgegenzuwirken. Neuerdings ist die Seuche von Neuem in Alt-Landsberg zum Ausbruch gekommen.


Oranienburg, Sonnabend, den 29. Dezember 1894 (Nr. 226), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Schwanebeck. Nachdem die Maul- und Klauenseuche unter dem Rindvieh des Bauerngutsbesitzers Bolle erloschen, ist die für unsern Ort angeordnete Ortssperre wieder aufgehoben worden. Das Verbot des Durchtreibens von Rindvieh, Schafen und Schweinen bleibt hierselbst bestehen.


Oranienburg, Sonntag, den 30. Dezember 1894 (Nr. 227), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Der Antrag der Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen, durch einen Tunnel unter der Spree die Ortschaft Stralau und den Treptower Park zu verbinden, sowie im Treptower Park ein Stationsgebäude zu errichten, ist von der städtischen Park-Deputation grundsätzlich genehmigt und der Städtischen Bau-Deputation anheim gegeben worden, unter den der Gesellschaft zu stellenden Bedingungen auch die Forderung einer Kaution aufzunehmen.


Oranienburg, Sonntag, den 30. Dezember 1894 (Nr. 227), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Zum Bau einer katholischen Kirche hierselbst für welchen schon seit Jahren gesammelt wird, sind als Weihnachtsgabe von einem ungenannten Geber 10000 Mark gespendet worden.


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