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Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1898 (39. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm. [Nr. 1-87 (1.1.-15.4.) ohne 35 (11.2.), 134-234 (11.6.-6.10.) 257-306 (2.11.-31.12.)] |
Ahrensfelde. Am 27. Dezember, nachmittags, ist in dem hiesigen Amtsbureau von einem etwa 20 Jahre alten Herren das Dienstsiegel, der preußische Adler mit der Umschrift „Amt Ahrensfelde, Kr. Nieder-Barnim“ gestohlen worden. Lindenberg. Am Mittwoch v. W. brannte eine dem Bauerngutsbesitzer Hagert gehörige Roggenmiete vollständig nieder. Als der That dringend verdächtig wurde ein in Lindenberg wohnender gewisser P. verhaftet und in das Amtsgefängnis zu Malchow eingeliefert. Hoffentlich hat man nun diesmal den richtigen Thäter erwischt, damit Lindenberg und Umgegend endlich von ihrer Unruhe befreit werden. - Leider hat sich gelegentlich des Brandes in betrübender Unglücksfall zugetragen. Als der Feuerschein am Himmel sichtbar wurde, rückte auch sofort die Spritze der Gemeinde Carow zur Hilfe aus. Kaum hatte jedoch die Spritze das heimatliche Dorf verlassen, so brach, wohl infolge des schlechten Weges, eine Achse der Spritze. Dieselbe fiel um und zerdrückte dem im blühendsten Mannesalter stehenden Kossäten Ernst Torge den Brustkasten. Der Tod trat auf der Stelle ein. |
Lindenberg. Die Hoffnung auf Ruhe vor den Brandstiftungen im neuen Jahre hat sich als eine trügerische erwiesen. Am Dienstag Abend ¾9 Uhr wurden die hiesigen Einwohner schon wieder durch Feuerlärm aufgeschreckt. Es brannte eine zur Bauer Saalemannschen Wirtschaft gehörige Strohdachscheune. Da infolge des Mondscheins und des Nebels wenig von dem Feuerschein zu sehen war, so wurden die benachbarten Spritzen sofort telephonisch um Hilfe angerufen. Bald darauf trafen dann auch die Spritzen von Malchow und Wartenberg an der Brandstelle ein. Allein an Rettung war nicht mehr zu denken. Die Scheune mit samt den Erntevorräten wurde ein Raub der Flammen. Wie die früheren Brände, so ist auch dieser auf Brandstiftung zurückzuführen. |
Marzahn. Hier wurde der 18jährige Bauerssohn Fritz Haase vom Wagen geschleudert und durch Ueberfahren getötet. Das Unglück trifft die Familie schwer, da eben erst der Vater gestorben war. |
Oranienburg. Ein neuer Kanalentwurf für einen Großschiffahrtsweg von Berlin nach Stettin wird in der Sitzung, die der Sonderausschuß des Zentralvereins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffart Sonnabend im Reichstagsgebäude abhalten wird, vorgelegt werden. Ein Mitglied des Vereins, ... schlägt vor, einen neuen herzustellen: Von Hohensaaten bis Oderberg, dann bei Bralitz vorüber in dem Laufe der Alten Oder bis in die Nähe des Reiherbusches. Von da an wird der Landrücken des Barnim durchstochen zwischen Broichsdorf und Amalienhof nach Köthen zu, bis der Kanal die Spitze des Gamensees bei Gersdorf erreicht. Nunmehr folgt der Kanal dem tiefen Einschnitte durch den Gamengrund über Strausberg nach dem Stienitzsee, dann durch den Taßdorfer Kanal, Flakensee durch vorhandene Führung unter der Schlesischen Bahn bei Erkner, Dämeritzsee, Spree, Müggelsee und Spree über Köpenick nach Berlin bis zur Abzweigung des Landwehrkanals. ... Weißensee. Der Vorort Weißensee steht vor der Frage der Errichtung eines Krankenhauses. In der letzten Sitzung der dortigen Gemeindevertretung trat der Gemeindevorsteher entschieden für die Errichtung ein. ... |
Weißensee. Durch den Amtsvorsteher zu Neu-Weißensee sind drei Zigeuner, und zwar Karl Petermann und zwei mit Namen Michael Petermann, zu Haft gebracht worden, die von dem Zigeuner Demeter und dessen Ehefrau des Raubes beschuldigt worden sind. Demeter behauptet, vor etwa 12 Wochen in der Nähe von Kottbus, auf öffentlicher Straße von Michael Petermann (jüngerer) und zwei unbekannten Zigeunern überfallen und seiner Barschaft im Betrage von 300 M. beraubt worden zu sein. Einen ähnlichen räuberischen Ueberfall sollen vor etwa acht Wochen Karl Petermann und Michael Petermann in der Nähe von Kottbus ausgeführt und hierbei dem Demeter 200 M. geraubt haben. ... |
(Berliner Chronik.) Die ersten Reichspost-Dreiräder zur Benutzung für die zum Entleeren der Briefkästen bestimmten Beamten sind jetzt seit einigen Tagen in Berlin im Betriebe. ... |
Weißensee. Die Denunziation des Zigeuners Demeter gegen die Zigeuner Karl Petermann und Michael Petermann senior und junior wegen Straßenraubes, die zur Verhaftung der genannten drei Personen durch den Amtsvorsteher in Weißensee führte, hat sich als haltlos erwiesen, sodaß die Freilassung derselben erfolgt ist. ... |
Bernau. Die hiesige chemische Fabrik von Max Jasper zeigte an, daß sie einen Glühkörper erfunden habe, der von vornherein dauerhaft ist und beim Brennen diese Eigenschaft nicht verliert. Auch in offenen Straßenlaternen bei starken Windstößen, soll dieser neue Glühkörper seine Haltbarkeit bewahren. |
Bernau. In dem Hause des Restaurateurs Paul Eggert hierselbst, Breitestraße 280, brach am 28. d. Mts. abends kurz nach 10 Uhr Feuer aus, durch welches die Decke des 2. Stockwerks vernichtet worden ist. Das Feuer ist jedenfalls in der auf dem Hausboden befindlichen Räucherkammer ausgekommen. Den entstandenen Schaden hat eine Privatversicherungsgesellschaft zu decken. Lindenberg. Bei der Kaisergeburtstagsfeier des hiesigen Kriegervereins ereignete sich ein trauriger Unglücksfall. Der 38 jährige Kossäte Gustav Lehmann entfernte sich gegen 2 Uhr nachts aus dem Saale, um sich nach den im Parterre gelegenen Räumen zu begeben, stürzte aber, wahrscheinlich infolge eines Fehltritts, die Treppe kopfüber hinunter und blieb mit gebrochenem Genick liegen. Alle sofort angestellten Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Eine Frau und 3 Kinder trauern um ihren Ernährer. |
Alt-Landsberg. Am Sonnabend Abend 6 Uhr erschoß sich die 18 Jahre alte Tochter des hiesigen Post-Vorstehers. Als Motiv wird unglückliche Liebe angenommen. - Am Montag Abend brannte eine Getreidemiete des Herrn Zahl auf Paulshof nieder. Glücklicherweise stand der heftige Sturm, der ganze Garben brennend weit fortführte, nicht direkt auf das daneben stehende Gehöft, sonst hätte sicher leicht größeres Schadenfeuer entstehen können. |
Hönow. Montag Nacht brannte die Scheune der Bauern Gathow total nieder. Als mutmaßlicher Brandstifter sind der hiesige Sattlermeister mit seinen beiden Söhnen verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis nach Alt-Landsberg gebracht worden. |
(Berliner Chronik.) Berlin nebst seinen Vororten verbraucht nach den Ermittelungen des Vereins Berliner Steinsetzmeister jetzt jährlich etwa 390000 qm Pflastersteine, von welchen der bei weitem größte Teil - 212000 qm - aus Brüchen in Schweden stammt. ... |
Hohen-Schönhausen. Die seit Jahren schon geplante elektrische Straßenbahn vom Prenzlauer Thor nach Hohen-Schönhausen wird endlich in diesem Jahre gebaut werden, Die Bahn, die vom Prenzlauer Thor aus durch die Friedenstraße, Landsberger Platz, Landsberger Allee und Hohen-Schönhausener Weg über Wilhelmsberg geleitet werden soll, wird eine Normalspurbahn mit oberirdischer Stromzuführung, und sowohl für Güter- wie Personenverkehr eingerichtet werden. Eine Weiterführung der Linie über Weißensee und Heinersdorf nach Französisch-Buchholz ist in Aussicht genommen. |
Alt-Landsberg. Eine 98jährige Greisin hatte sich dieser Tage auf dem Schöffengericht zu verantworten. Die Arbeiterwitwe Friederike Fangrow, bisher noch nicht bestraft, wurde angeklagt, zu Bruchmühle 4 Baumstämme gestohlen zu haben. Durch die stattgehabte Beweisaufnahme wurde die Schuld der Angeklagten voll und ganz erwiesen und wurde die vollständig zurechnungsfähige Angeklagte zu 3 Tagen Gefängnis verurteilt. Der Richter verwies die hochbetagte Angeklagte auf den Weg des Gnadengesuchs. |
Werneuchen. Ein für unsern Ort wichtiges Fest wurde hier am Sonnabend gefeiert, das Einlaufen des ersten Zuges in den hiesigen Bahnhof. Weit über 1000 Menschen hatten sich zur Teilnahme von hier und sämtlichen umliegenden Ortschaften eingefunden. Die Bahnhofsgebäude und die hier stehenden Eisenbahnwagen waren mit Fahnen, Guirlanden und Tannenzweigen geschmückt. Zum Empfange hatten sich die städtischen Behörden vollständig eingestellt. Zur festgesetzten Zeit, ½4 Uhr nachmittags traf der Zug ein. Maschine und Wagen waren mit Fahnen und Guirlanden geschmückt; an der Maschine war folgende umkränzte Inschrift angebracht: „Willkommen! Werneuchen.“ Die hiesige Musikkapelle unter Leitung des Direktors Herrn Rauch, sowie viele hiesige Bürger hatten sich nach Seefeld begeben, um mit dem Zuge nach hier mitzufahren, mit demselben kam auch das Bureau-Personal der Bauabteilung Lichtenberg. Mit Musik lief der Zug ein. Unter dem Vorantritt der Musik, das Bureau-Personal und die Arbeiter folgend, fand nun ein Umzug durch die Stadt statt. Im Hotel „Zum schwarzen Adler“ wurde das Bureau- und Arbeiter-Personal mit Speise und Trank bewirtet. |
Biesdorf. Die neu erbaute Kirche in Biesdorf, deren Fertigstellung s. Zt. durch den Einsturz des Turmes verzögert wurde, ist jetzt vollendet und wird am 20. d. M. durch den Generalsuperintendenten Faber eingeweiht werden. |
Weißensee. Mit besonderen Ehren wurde eine ehemalige Marketenderin, welche die Feldzüge von 1866 und 1870/71 bei der 4. Kompanie des 2. Garde-Regiments mitgemacht hatte, auf dem Georgen-Kirchhofe zu Weißensee zur letzten Ruhe gebettet. Die Greisin, Henriette Scharf, hatte früher ein Vorkostgeschäft, war jedoch in letzter Zeit arbeitsunfähig. Bei der Bestattung hatte das Musikkorps des genannten Regiments den Befehl erhalten, der alten Dame die letzte Ehre zu erweisen. |
Biesdorf. Die Kirche in Biesdorf an der Ostbahn, die vor einiger Zeit durch den Einsturz des nahezu vollendeten neuen Turmes von sich reden machte, ist jetzt in ihrem Ausbau glücklich fertig geworden. Gestern, am Sonntag, ist sie durch den Generalsuperintendenten Faber eingeweiht worden. |
Weißensee. Wie in Rixdorf, so wünscht man jetzt auch hier die Erlangung der Stadtrechte nach dem Beispiel Schönebergs. Mehrere Versammlungen haben sich bereits mit der Sache beschäftigt. Man hofft insbesondere den Ort als Stadt billiger denn bisher zu bewirtschaften, da dann die hohen Kreissteuern in Fortfall kommen würden. |
Eberswalde. Die Leiche des seit Ende Januar vermißten Postschaffners Klüsener ist am Montag unweit des Forsthauses „Leuenburger Wiesen“ ... aufgefunden worden. ... Als man die Leiche berührte, sprang aus der Tasche des Mantels, mit dem sie bekleidet war, ein Wiesel heraus. Das Tierchen hatte sich darin ein warmes Nest gebaut und es als Winterquartier benutzt. |
Bernau. Die Festungsbauschule zu Berlin wird im Juli und August eine Geländeaufnahme im Bereiche der Gemarkungen Bernau, Schmetzdorf, Schönow, Zepernick, Birkholz, Lindenberg, Buch und Karow vornehmen, wozu die Vorarbeiten in den nächsten Tagen beginnen sollen. |
Ahrensfelde. Aus dem hiesigen Gemeindeamt ist der Amtsstempel gestohlen worden. Verdächtig der That ist ein 30jähriger Mann, der sich auf Grund einer Bescheinigung eines Arbeitnehmers eine neue Quittungskarte ausstellen lassen wollte. |
Weißensee. Polizeilich aufgelöst wurde am Mittwoch eine öffentliche Wählerversammlung in Weißensee, wo sozialdemokratische und katholische Wähler hart aneinander gerieten. ... |
Oranienburg. Das Gesamtergebnis der Reichstagswahl in unserem Kreise stellt sich vorbehaltlich einiger Berichtigungen nach dem „Krbl.“ folgendermaßen [gekürzt]: Professor Dr. Irmer 13700 Stimmen
Direktor Plonz 4200 Stimmen der frühere Abgeordnete Stadthagen 23000 Stimmen
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Weißensee. Einen ziemlichen Schaden haben die Wassermassen am Mittwoch Abend an dem Grundstück Sedanstraße 66 angerichtet. Das betreffende Haus hat sich nach der freistehenden Giebelseite derartig gesenkt, daß in den Wänden ziemlich starke Risse bemerkbar sind, ebenso haben gestern schon bedeutende Reparaturen an den Thüren stattgefunden, um dieselben zum Schließen bzw. Aufmachen zu bringen. Ebenso erfahren wir noch nachträglich, daß der Blitz in eine Remise des Grundstücks Königs-Chaussee 61 einschlug, glücklicherweise ohne zu zünden. |
Hirschgarten. Mit dem 1. d. Mts. ist die Einverleibung unserer Kolonie nach Friedrichshage zur Thatsache geworden und finden deshalb die kommunalen Angelegenheiten nunmehr durch den Gemeindevorstand Friedrichshagen ihre Erledigung. Die einzige Verbindung mit der Gemeinde Köpenick, die hinsichtlich der Schule noch bestand, hört nun auch auf. |
Friedrichsfelde. Ein Eisenbahnunfall, bei welchem eine Person verletzt wurde, ereignete sich gestern früh bei Friedrichsfelde. Als der dort um 5 Uhr 20 Minuten abgehende Vorortzug von der Station etwa 50 Meter entfernt war, fuhr derselbe infolge falscher Weichenstellung auf einen Prellbock auf, Die Maschine bohrte sich bis an den Kessel in den Sand, während sich 4 der nachfolgenden Wagen aufeinander türmten. Da der Zug noch sehr langsam fuhr, kamen die Passagiere und das Fahrpersonal mit dem bloßen Schreck davon. |
Werneuchen. Dieser Tage wurde die Arbeiterfrau Molle, als sie vom Mittagtragen nach Hause kam, von einem Pferd des Gutsbesitzers Giese, welches auf der Chausseestraße angebunden war, derart an den Kopf geschlagen, daß ein Auge sofort auslief. Es ist wenig Hoffnung vorhanden, die 71 jährige Frau am Leben zu erhalten. |
Weißensee. Die Grundsteinlegung zu der neuen katholischen Kirche in Weißensee hat am Sonntag Nachmittag um 5 Uhr in der Wilhelmstraße mit großem Prunk stattgefunden. Außer der Geistlichkeit nahmen die Ortsbehörden, die sämtlichen Ortsvereine, die katholischen Vereine der Umgegend und die katholischen Schulkinder an der Feier teil. Der Zug, in dem 62 Fahnen bemerkt wurden und dem die Kapelle des Füsilier-Bataillons vom Regiment Kaiser Alexander vorausschritt, bewegte sich vom Bahnhof nach dem reich mit Fahnen und Gewinde [!] geschmückten Festplatz. Ein Sängerchor aus der Gemeinde eröffnete die Feier mit der Motette: „Singen wir Psalmen.“ Nachdem die Stelle, wo der Grundstein eingelassen werden sollte, geweiht war, wurde unter Gebet der Stein befestigt. |
Alt-Landsberg. Die Weiterführung unserer Bahn nach Bruchmühle scheint gesichert. Dieser Tage war der Geometer Reimann hier anwesend, um im Beisein unseres Herrn Bürgermeisters, des Herrn Ehlert-Bruchmühle und des Herrn Bauführers v. Klossowski, die vorläufige Richtung abzustecken. |
Weißensee. Zwischen zwei Zigeunerbanden, welche in verschiedenen Vororten Berlins wohnen, herrscht z. Zt. eine erbitterte Fehde, wodurch der Staatsanwaltschaft beim Landgericht II viel Mühe und Arbeit gemacht wird. Die Mitglieder des einen Stammes, dessen Häuptling der Pferdehändler St. ist, sind verhältnismäßig wohlhabend, während die anderen sich kümmerlich durchschlagen. ... |
Alt-Landsberg. Unter die Räder eines Zuges geriet vor kurzem eine Sendung Trompeten, welche Herr Instrumentenmacher Baes hierselbst an den Stadtmusikus in Jüterbog gesandt hatte. Beim eiligen Ausladen der Postsachen warf der betr. Beamte eine Kiste zu weit, dieselbe fiel an der andern Seite des Bahnsteiges in dem Augenblick auf die Schien, als auf diesen ein Zug einfuhr. Die Instrumente waren selbstverständlich unbrauchbar, nicht ein wenn auch gequetschter Ton war ihnen mehr zu entlocken. Herr B. erhielt von der Postverwaltung den Betrag der Rechnung. |
Kaulsdorf. In hellen Flammen standen kürzlich nachmittags die Insassen eines Kremsers auf der Frankfurter Chaussee bei Kaulsdorf. Als einer der Herren von der Gesellschaft sich eine Zigarre anzündete, spritze ein Funken von dem Streichholz auf das Kleid der neben ihm sitzenden Plätterin Emilie Holzmann aus Berlin und setzte dasselbe in Brand. Das junge Mädchen sprang auf den Fahrweg und hier erstickte der Kutscher die Flammen durch Ueberwerfen der Pferdedecken. Die übrigen Insassen erstickten die Flammen der Kissen und Lampions des Wagens, welche auch schon Feuer gefangen hatten. ... Köpenick. Das 150 jährige Bestehen des 1. preußischen Lehrer-Seminars im Köpenicker Schloß, das durch den Ober-Konsistorialrat und Pfarrer an Dreifaltigkeit J. Heck begründet und im Jahre 1851 aus Potsdam an seine jetzige Stätte verlegt wurde, ist auf den 14. Dezember d. J. festgesetzt worden. Köpenick. Ganze Heerzüge wandernder Raupen wurden von Berliner Ausflüglern in der Köpenicker Forst beobachtet und vernichtet. Für den Tierfreund sind die Raupenzüge, die man täglich in diesem Walde beobachten kann, sehr interessant. Die Raupen marschieren kolonnenweise, etwa 60 bis 100 Stück, wie zusammengewachsen hintereinander. Die ganze Kolonne macht den Eindruck einer dünnen, langen Schlange, wofür sie auch zuerst meist gehalten wird. Etwa 40 solcher Züge bilden ein keilförmig marschierendes Regiment, dem in Abständen von kaum fünf Metern andere Heermassen folgen. |
Werneuchen. Das Marzahner Bauernwettreiten hatte am Sonntag weit über 3000 Schaulustige nach der Stätte dieses ländlichen Sports geführt. Die Werneucher Bahn hatte zwei Sonderzüge einlegen müssen, um dem Andrang genügen zu können. Der Ort selbst war mit Ehrenpforten und Laubgewinden geschmückt; auf dem Platz an der Kirche waren Buden aller Art aufgebaut. Die Rennbahn, die mit zahlreichen Fähnchen abgesteckt war, lag auf de Müllerschen Ackerland an der Biesdorfer Chaussee. Die Länge der Bahn betrug 1300 Meter. Sechs Rennen fanden statt, 5 für die Reiter aus Marzahn, das sechste für fremde Reiter. Aus Marzahn waren insgesamt 19 Meldungen eingegangen, je vier oder drei waren zu einem Felde vereinigt worden. Alle Rennen verliefen recht spannend, es wurde durchweg vortreffliches Pferdematerial vorgeführt. ... Im Rennen für fremde Pferde starteten drei. Sieger wurde das Pferd des Gastwirts Hase aus Ahrensfelde. Der feierliche Einzug der Reiter unter Vorantritt der Musik beschloß den ländlichen Sport, der nun schon seit 13 Jahren alljährlich einmal in Marzahn geübt wird. |
Alt-Landsberg. Die Baugesellschaft, welche am Bötzsee beim „Hungrigen Wolf“ Terrain zu einer Villenkolonie gekauft hat, will sofort mit dem Bau beginnen. Der Geschäfts- und Bauleiter der Gesellschaft hat schon in der dortigen Conradschen Villa Wohnung genommen, Ein Baustellenhandel scheint dadurch ausgeschlossen. Die Gesellschaft bebaut das übrigens vorläufig nur 45 Morgen große Terrain mit Villen und verkauft dieselben. Auch Herr Maurermeister Conrad von hier will noch in diesem Herbst mit dem Bau zweier Villen auf seinem dortigen Terrain beginnen. Alt-Landsberg. Verdorben - gestorben. Wie ein Stück Wild verendet ist ein Mann, dessen Leiche am Sonntag von einem hiesigen Bürger in der Stadtforst gefunden worden ist. Schon vor 8 Tagen wurde derselbe, Herr K., von dem Manne an der Stelle um Wasser gebeten. Dort ist der Verstorbene verschieden. Aufsteigende Krähen machten den hiesigen Bürger auf die Leiche aufmerksam. Den Namen des toten Vergessenen, eines Greises, der an Entkräftung gestorben, vermochte die Gerichtskommission nicht festzustellen, es wurde nur ermittelt, daß er früher einmal bei Bauergutsbesitzer Schöppe in Wegendorf gearbeitet hat. |
(Berliner Chronik.) Dem deutschen Vaterlande ist einer seiner Besten entrissen, Theodor Fontane ist tot, und wir haben keinen Ersatz. ... |
Marzahn. Am Dienstag Nachmittag 2 Uhr brach bei Herrn Bauergutsbesitzer L. Grothe hierselbst Feuer aus, welches eine Scheune und einen Stall in Asche legte. Das Feuer ergriff auch die Scheune des Nachbars Lenz und zerstörte dieselbe. |
Bernau. Wie mitgeteilt wird, sollen von einem Hamburger Konsortium unweit Bernau große Fabrikanlagen geschaffen werden; es handelt sich um ein Bauterrain von 400 bis 500 Morgen. Mit dem Bau soll auch ein neues Bahnprojekt verbunden sein. Fredersdorf. Am kommenden Montag wird die hiesige Kirche eingeweiht, die nun vollständig renoviert wurde. Die Fredersdorfer können sich derselben freuen, denn es gibt wohl kaum eine Kirche in der Umgegend, die solchen Eindruck macht wie die ihrige. |
Alt-Landsberg. In nächster Zeit, wahrscheinlich künftige Woche, wird hier ein Vortrag über die Versorgung unserer Stadt mit elektrischem Licht gehalten werden. Die betreffende Unternehmerfirma, in deren Interesse der Vortragende sprechen wird, hat schon viele kleinere Städte mit elektrischen Anlagen versehen. Die neueste Anlage ist in Soldin in der Neumark, wo dieselbe jetzt fertiggestellt und in Gebrauch genommen ist. Blumberg. Am Sonntag Abend brannte eine dem Grafen von Arnim gehörige Getreidemiete, welche in der Nähe der Bahn lag, gänzlich nieder. |
(Berliner Chronik.) Den ersten selbstfahrenden Omnibus in Berlin hat jetzt die Allgemeine Motorwagengesellschaft in Dienst gestellt. Der Omnibus hat Raum für 12 Personen und außerdem noch eine Abteilung zur Unterbringung von Gepäck. Der Gepäckraum ist auch als Buffet eingerichtet, wo eine Buffetdame auf Wunsch Erfrischungen während der Fahrt verabreichen soll. Der Antrieb des Motors erfolgt mittels Benzins. ... |
Weißensee. Wie allgemein bekannt, steht die deutsche Geflügelzucht der fremdländischen, speziell der italienischen, ungarischen, russischen ec. bedeutend nach. Um diesem Uebelstande nach Kräften abzuhelfen, hat sich der der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg angeschlossene Geflügel-Liebhaber-Verein von Weißensee bei Berlin entschlossen, wie in den Vorjahren auch in diesem Jahre Hähne von Rassehühnern möglichst unter die Landbevölkerung unentgeltlich zu verteilen. Diese Zuchthähne, welche ein Jahr genutzt werden sollen, werden Reflektanten gegen Erstattung von 25 Pf. für Korb zugesandt ... |
Weißensee. Schwere Anschuldigungen gegen den Amts- und Gemeindevorsteher Feldtmann wurden in der Versammlung des Grundbesitzer-Vereins von Weißensee am 2. Februar d. J. erhoben. Es handelt sich um Vorwürfe, die schon nahezu zwanzig Jahre lang in Weißensee herumgetragen worden sind und schon mehrfach zu Gerichtsverhandlungen geführt haben. Zum Mundstück aller dieser Anschuldigungen machte sich der Molkereibesitzer Ernst Mertens, der sich dadurch eine Anklage wegen öffentlicher Beleidigung zuzog, ... |
Neuenhagen. Die Einweihung unserer Kirche wird am Sonntag 27. d. M., vormittags 10 Uhr erfolgen. Die Verzögerung ist daher entstanden, daß der Generalsuperintendent der Kurmark, welcher sich mit den Majestäten auf der Jerusalem-Reise befindet, die Einweihung selbst vornehmen will. Auch der Herr Landrat will der Feier beiwohnen. Die alte Kirche nebst dem Turme ist im 13. Jahrhundert von Mönchen erbaut worden. Sie durfte nicht abgebrochen werden, wie die Gemeinde gern getan hätte, sondern nur erweitert werden. Dies ist in der Weise geschehen, daß die neue Kirche das Doppelte der alten, jetzt 200 Plätze aufweist. der Baustil ist dem des Turms und des stehengebliebenen Teils des Gotteshauses angepaßt. Selbst die schmalen, innen zugemauert gewesenen Fenster mußten in früherer Art wieder hergestellt werden. Eine neue Orgel hat Herr Amtsvorsteher Dotti gestiftet. Dieselbe ist von Dinse-Berlin erbaut und kostet 5800 Mark. |
Weißensee. Die feierliche Grundsteinlegung des Krankenhauses, welches der Zweigverein Berlin des Vaterländischen Frauenvereins hier errichten will, hat am Sonnabend Mittag in Gegenwart einer ebenso zahlreichen, wie angesehenen Festversammlung stattgefunden. Der von der hiesigen Gemeinde geschenkte Bauplatz in der Schönstraße neben dem Terrain des Pferdemarktes war mit hohen Flaggenmasten reich geschmückt. ... Nachdem der Landrat von Treskow eine Ansprache gehalten und die Vereinsvorsitzende Frau Kommerzienrat Uhles das Grundstück übernommen hatte, verlas der Schriftführer des Vereins, Regierungsrat Grabert, die kurz gehaltene ... [Rest fehlt] |
Alt-Landsberg. Dieser Tage fand im benachbarten Neu-Hönow eine Zwangsversteigerung statt, die wahrscheinlich für den Schuldner noch ein gerichtliches Nachspiel haben dürfte. Die Gläubigerin war die Vorschußkasse in Köpenick, die, wie es häufig geschieht, dem Gepfändeten Frist gewährte, natürlich in der Voraussetzung einer wirtschaftlichen Benutzung der Pfandstücke. Einige Tage vor der Versteigerung schrieb der Schuldner an die Bank, daß er die Pfandstücke los sein wolle, weil er das Vieh nicht mehr füttern wolle oder könne. Dies scheint auch nicht mehr geschehen zu sein und sich niemand mehr um das Vieh gekümmert zu haben, denn dasselbe befand sich in einem bejammernswerten Zustande. ... |
Bernau. Der von der Königl. Staatsanwaltschaft I zu Berlin wegen Diebstahls und Urkundenfälschung steckbrieflich verfolgte, laut Bekanntmachung in Nr. 137 unseres Blattes zu Ahrensfelde geborene Schlächter Westphal wurde am Sonnabend Nachmittag hierselbst von dem Wachtmeister Herrn Voigt ermittelt und in das hiesige Gerichtsgefängnis eingeliefert. Westphal versuchte, in Gastwirtschaften Damenuhren zu verkaufen, wobei er von den Gästen, welche die Beschreibung gelesen hatten, erkannt wurde. Letztere machten Herrn Voigt aufmerksam und dieser nahm dann die Verhaftung vor. Bei dem Westphahl fand man 3 Uhren, 3 Ringe, 2 Messer und 73 M. vor. Jedenfalls rühren diese Sachen von einem Diebstahl her. |
Seefeld. Ein wahres Eldorado für die Schuljugend ist unser Dorf. Hier ist schon seit einem Vierteljahr kein Schulunterricht abgehalten worden, weil der Lehrer krank und Vertretung nicht zu beschaffen war. Einige Väter beabsichtigen, ihre Kinder nach Blumberg oder Werneuchen in die Schule zu schicken. |
Friedrichsfelde. Ein Opfer seines Berufs wurde auf dem Bahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde der Rangierer Koschinsky. Er geriet zwischen die Puffer zweier Wagen. Als man ihn hervorzog, war der Tod bereits eingetreten. ... |
Mahlsdorf. Zur Hebung der Geflügelzucht in der Provinz Brandenburg soll mit Hilfe des Landwirtschaftsministeriums, der Provinzialverwaltung und der Landwirtschaftskammer eine Geflügel-Musterzucht und Lehranstalt zu Mahlsdorf an der Ostbahn errichtet werden. ... |
Bernau. Wie in der letzten Sitzung des landwirtschaftlichen Vereins zu Werneuchen bekannt gegeben wurde, wird zu der im nächsten Jahre hier geplanten Tierschau eine Verlosung angestrebt, zu der 5000 Lose in Aussicht genommen sind, welche nach Anzahl der Mitglieder der Vereine Bernau, Biesenthal und Werneuchen verteilt und durch diese vertrieben werden sollen. |
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