Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1899 (40. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 1-35 (1.1.-10.2.) und 59-306 (10.3.-31.12.), ohne 65 (17.3.), 136/142 (13./20.6.), 243 (15.10.), 275-277 (22.-24.11.), 284/288/296 (3./8./17.12.) 300/301/303/304 (22./23./28./29.12.)]


Oranienburg, Donnerstag, den 5. Januar 1899 (Nr. 4), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neuenhagen. Das Rittergut Neuenhagen, welches dem auch als Bildhauer bekannten Herrn Dotti gehörte, ist in den Besitz des Unionklubs Hoppegarten übergegangen. Voraussichtlich wird ein Teil des Terrains zur Errichtung von Trainierbahnen ec. verwandt werden. Herr Dotti hat sich vor einigen Jahren auf seinem Gute ein prächtiges Schloß erbaut. Jetzt gedenkt er, auf einem von ihm erworbenen Terrain, das zwischen Bahnhof und Dorf Neuenhagen gelegen und etwa 80 Morgen groß ist, einen Park anzulegen und ein neues Schloß zu bauen. Der Verkauf seines Rittergutes soll ihm einen Gewinn von einer halben Million gebracht haben.


Oranienburg, Freitag, den 6. Januar 1899 (Nr. 5), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Malchow. Wegen Beleidigung des Kaisers und der Mitglieder der landesherrlichen Familie hatte sich gestern der Gastwirt Wilhelm Bartel aus Malchow vor der zweiten Strafkammer am Landgericht II zu verantworten. Angeklagter ist von einem Drehorgelspieler angezeigt worden. Der Angeklagte soll seinem kleinen Sohn gegenüber eine Bezeichnung für die Prinzen gebraucht haben, die als Beleidigung aufgefasst wurde. Der Angeklagte bestritt die Beleidigung, er habe das inkriminierte Wort nicht auf die kaiserlichen Prinzen, sondern auf seinen eigenen Jungen angewendet. Der Pastor des Dorfes, der Amtsvorsteher und alle anderen Honoratioren [!] des Ortes gaben dem Angeklagten das Zeugnis, ein sehr vaterländisch gesinnter Mann zu sein, der an allen patriotischen und nationalen Festtagen sein Haus beflagge ... Der Gerichtshof nahm nicht Majestätsbeleidigung, sondern nur Beleidigung von Mitgliedern der landesherrlichen Familie an und verurteilte den Angeklagten zu einem Monat Festungshaft.


Oranienburg, Sonntag, den 15. Januar 1899 (Nr. 13), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Marzahn. Ein nächtlicher Kirchenraub, verbunden mit Kirchenschändung, ist anfangs dieser Woche in der Dorfkirche zu Eiche verübt worden. Diebe haben die Kirche erbrochen und mehr oder weniger wertvolle Gegenstände gestohlen. Sie haben sogar die Kronleuchter abgeschraubt, um sich des Metalles zu bemächtigen. Nach vollbrachter Arbeit habe sie den Altar der Kirche beschmutzt und dann die Kirche unbemerkt verlassen. - Nach weiterer Meldung erfahren wir, daß es den Bemühungen und sorgfältigen Untersuchungen der Ortspolizei, sowie der Wachsamkeit des Herrn Gendarm aus Ahrensfelde es bereits gelang, zwei der rohen Burschen festzunehmen, sodaß sie ihrer wohlverdienten Strafe nicht entgehen werden. Die Empörung und Aufregung im Dorfe Eiche ist allgemein.


Oranienburg, Donnerstag, den 19. Januar 1899 (Nr. 16), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der hiesige Landwirtschaftliche Verein soll eine vollständige Umwandlung erfahren und zwar in dem Sinne, daß das rein bäuerliche Element mehr wie bisher zur Geltung kommt, während die dem Verein angehörenden Großgrundbesitzer etwas in den Hintergrund treten wollen. ... Es liegt u.a. auch in der Absicht, die Beiträge bedeutend herabzusetzen, da der Verein schon ein Vermögen von über 800 M. angesammelt hat. Durch diese Herabsetzung und viele andere geplante Verbesserungen werden sich hoffentlich recht viele kleinere Landwirte veranlaßt finden, zu ihrem eigenen Nutzen dem Vereine beizutreten.


Oranienburg, Dienstag, den 31. Januar 1899 (Nr. 26), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Durch einen Schuß in den Unterleib getötet wurde der im Armenhause wohnende Barbier Jänicke. Ob er sich absichtlich selbst erschossen hat, ist nicht festgestellt. Jänicke war früher ein leidenschaftlicher Jäger und besaß noch ein altes Gewehr, in welchem sich schon seit Jahren ein Schuß befand; er legte dasselbe mit dem Schaftende in das Feuer des Ofens. Das Gewehr entlud sich und der Schuß drang ihm in den Unterleib. Nach einigen Stunden verschied er.


Oranienburg, Mittwoch, den 1. Februar 1899 (Nr. 27), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Ein aufsehenerregendes Verfahren wegen Verleitung zum Verrat von Fabrikgeheimnissen ist gegen den Direktor der Deutschen Glasglühlicht-(Auer-)Gesellschaft, Herrn Krüger in Berlin veranlaßt worden. Herr Krüger wird beschuldigt, eine seiner Arbeiterinnen veranlaßt zu haben, bei der chemischen Fabrik von Max Jasper in Bernau, die eine neue Erfindung zur Fabrikation stoßfester Glühkörper gemacht hat, eine Stellung als Abbrennerin anzunehmen, um, wie behauptet wird, die Herstellungsgeheimnisse alsdann der Auer-Gesellschaft zu übermitteln. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 9. Februar 1899 (Nr. 34), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hohen-Schönhausen. Der Kontinentalen Gesellschaft für elektrische Unternehmungen in Nürnberg ist nunmehr die Genehmigung zur Ausführung der elektrischen Straßenbahn Berlin (Waßmann- und Weberstraßen-Ecke durch die Landsbergerstraße ec.) nach Hohen-Schönhausen erteilt worden.


Oranienburg, Donnerstag, den 9. März 1899 (Nr. 58), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Der aus dem Dorfe Lindenberg entlaufene Bulle, welcher sich verwildert in hiesiger Gegend aufhielt, ist vor einigen Tagen in der Tiefenseer Forst von einem dortigen Förster erlegt worden. - Montag Nachmittag brannte der Dachstuhl des Restaurateur Paul Büttnerschen Wohnhauses hierselbst nieder.


Oranienburg, Freitag, den 10. März 1899 (Nr. 59), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Daß Menschen ein unwiderstehliches Heimweh bekommen, ist eine nicht seltene Erscheinung; daß aber auch Pferde davon befallen werden, hört man nicht oft. Herr Maurermeister Conrad hierselbst besaß bis vor kurzem ein rehbraunes Pony, das er nach Strausberg verkaufte. Freitag, den 4. d. Mts. nun kam das Pony, vom Heimweh getrieben, allein nach hier. Es war eingespannt, allerdings war das Gefährt weniger elegant als das, welches das Pony bisher zog. Pony und Wagen wurden im Gasthof eingestellt, bis der Besitzer beide abholte.


Oranienburg, Sonnabend, den 11. März 1899 (Nr. 60), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hönow. Wegen Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche ist für die Ortschaft Hönow bezw. deren Feldmark die Ortssperre angeordnet und das Durchtreiben von Rindvieh, Schafen und Schweinen verboten.


Oranienburg, Sonntag, den 12. März 1899 (Nr. 61), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die städtische Schuldeputation erläßt folgende Bekanntmachung: „Tief beklagens­werte Verführungen und Verirrungen, welche bei Schulkindern aufgedeckt worden sind, geben die Veranlassung, den Eltern, Vormündern und Pflegeeltern die dringende Bitte ans Herz zu legen, daß sie es an gewissenhafter Aufsicht über das Leben und Treiben der ihnen anvertrauten Kinder namentlich auch in der dem Spiel und der Erholung gewidmeten Zeit nicht möchten fehlen lassen. Ganz besonders bitten wir die Eltern, die Kinder nach dem Eintritt der Dunkelheit an einsamen Orten oder gar vor dem Thore [nicht] spazieren gehen oder spielen zu lassen.“


Oranienburg, Sonnabend, den 25. März 1899 (Nr. 72), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der hiesige Maurerstreik ist beendigt. Zwischen Meistern und Gesellen ist folgendes Abkommen getroffen worden: Es werden zwei Lohnklassen gebildet und erhalten die Gesellen, die bisher 35 Pf. pro Sunde bekamen, von jetzt ab 38 Pf., diejenigen, welche jetzt schon über 35 Pf. Stundenlohn erhielten, 40 Pf. pro Stunde. An Sonnabenden ist um 5 Uhr, an heiligen Abenden um 4 Uhr nachmittags Feierabend, doch wird der 10stündige Arbeitstag voll bezahlt. Die Meister haben das Abkommen schriftlich anerkannt.

Blumberg. Zum zweiten Male statteten Diebe den Kassenräumen auf den Haltestellen Blumberg, Ahrensfelde und Marzahn in der Nacht zum Sonntag einen Besuch ab. In Blumberg versuchten dieselben zunächst durch ... die Thür zu gelangen, welche sie anbohrten; da aber diese mit Eisenplatten beschlagen sind, so gaben sie diesen Versuch auf und drangen durch die Fenster, indem sie die vor denselben befindlichen Eisenstäbe auseinanderbogen. Auch in Ahrensfelde und Marzahn taten sie dasselbe. In Blumberg erbeuteten sie 9,40 M., in Ahrensfelde und Marzahn nichts. Den Dieben scheint man auf der Spur zu sein; es sollen vermutlich Arbeiter sein, welche früher auf dieser Strecke gearbeitet haben.


Oranienburg, Donnerstag, den 30. März 1899 (Nr. 76), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Verunglückt auf der hiesigen Dampfmühle des Herrn Lehmann ist am Sonntag der Buchhalter Lose, derselbe wurde durch einen herabstürzenden Sack Roggen durch eine Oeffnung von etwa anderthalb Meter Tiefe hinabgestürzt und brach das Genick; er hinterläßt eine Frau und zwei Kinder.


Oranienburg, Freitag, den 7. April 1899 (Nr. 81), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Gestern Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr bemerkten Spaziergänger, daß in der Schonung in der Richtung nach Buchholz ein starker Rauch aufstieg. Dorthin eilend, gewahrten sie, daß die Schonung an der Buchholzer Chaussee brannte. Ein Knabe aus B. hatte zum Vergnügen einen trockenen Wacholderstrauch angezündet. Plötzlich verbreitete sich das Feuer weiter; trotz eifriger Versuche konnte man dem Feuer nicht mehr Einhalt thun. Da warf der Attentäter seinem Bruder seine Jacke zu und rief „Ich hänge mich auf!“ und eilte davon. Nachdem vergebliche Versuche gemacht worden waren, das Feuer durch Umgraben des Rasens zu hemmen, begann man die Flammen auszuschlagen, was glückte. Das Feuer wurde gelöscht, ehe die Feuerwehr erschien. Der Attentäter ist ein Konfirmande.


Oranienburg, Sonntag, den 9. April 1899 (Nr. 83), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Gefoppt wurden hiesige Einwohner durch die Besatzung eines Luftballons, der sich hier niederlassen zu wollen schien. Als hilfsbereite Leute herbeieilten, um beim Landen Hand anzulegen, bekamen sie Sand in die Augen und, des Ballastes ledig, stieg der Ballon wieder hoch in die Lüfte.


Oranienburg, Sonnabend, den 15. April 1899 (Nr. 88), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Seit Montag streiken hier die sämtlichen Maurer. Dieselben verlangen eine Erhöhung des bisherigen durchschnittlichen Stundenlohns von 35 auf 40 Pfennige.


Oranienburg, Donnerstag, den 20. April 1899 (Nr. 92), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Wie man hört, ist der hier vor 8 Tagen ausgebrochene Maurerstreik durch gegenseitiges Entgegenkommen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nunmehr wieder beendet worden. Die Arbeit dürfte jedenfalls morgen überall wieder aufgenommen werden.

Weißensee. Auch Weißensee will Stadt werden. Wenigstens hat der dortige Grundbesitzerverein beschlossen, beim Minister um Verleihung des Städterechts vorstellig zu werden, und hat von diesem Schluß die Gemeindevertretung in Kenntnis gesetzt mit dem Ersuchen, das Gesuch zu unterstützen. Die Entschließung der Gemeindevertretung steht noch aus.


Oranienburg, Sonntag, den 23. April 1899 (Nr. 95), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Das Hussitenfest, das bekanntlich alljährlich zur Erinnerung der Niederlage, welche die Hussiten in der Osterwoche des Jahres 1432 durch die Bernauer Bürger erlitten haben, gefeiert wird, soll am 8. Mai, vormittags 10 Uhr in üblicher Weise mit Prozession und Gottesdienst begangen werden.


Oranienburg, Sonntag, den 7. Mai 1899 (Nr. 107), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. In dem 4 km von hier entfernten Dorfe Hirschfelde brannte heute Vormittag gegen 10 Uhr ein Pferdestall des Herrn Böhm nieder. Anwesend waren im ganzen 10 Spritzen. Das Feuer soll, wie verlautet, durch Spielen dreier Knaben mit Streichhölzern entstanden sein. Als ein Glück ist es zu betrachten, daß das Feuer nicht des mittags oder abends entstand, sondern gerade um die Zeit, als die Pferde auf dem Felde waren. Der Stall sowie der Inhalt ist versichert.


Oranienburg, Dienstag, den 16. Mai 1899 (Nr. 113), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die wegen Maul- und Klauenseuche für die Stadt Bernau bzw. deren Feldmark angeordnete Ortssperre sowie das Verbot des Treibens von Rindvieh und Schafen ist aufgehoben und das Verladen von Wiederkäuern und Schweinen auf der hiesigen Station wieder gestattet.


Oranienburg, Donnerstag, den 1. Juni 1899 (Nr. 126), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Jetzt im Mai sind es 25 Jahre, daß die Amtsvorsteher existieren. Aus diesem Anlaß hat der Landrat unseres Kreises, Herr von Treskow, auf seinem Schlosse in Friedrichsfelde dieser Tage ein Diner veranstaltet, zu welchem zahlreiche Einladungen ergangen waren. Von den Amtsvorstehern, zu deren Ehren das Fest gegeben wurde, befinden sich acht seit 25 Jahren im Amte.


Oranienburg, Sonnabend, den 3. Juni 1899 (Nr. 128), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. An die städtischen Behörden ist der Antrag gestellt worden, im Stadtwalde, links vom Forsthause, einen Luftkurort errichten zu lassen. Die zu dem Zwecke gebildete Gesellschaft will ca. 20 Morgen pachten und event. kaufen, um darauf 10 Gebäulichkeiten zu errichten.

Mahlsdorf. Der erste Wanderlehrer für Geflügelzucht hat in der Geflügelmusterzucht- und Lehranstalt der Provinz Brandenburg zu Mahlsdorf bei Berlin vor einer besonderen Kommission seine Prüfung bestanden.


Oranienburg, Sonntag, den 4. Juni 1899 (Nr. 129), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Vogelfänger treiben zur Zeit ihr unlauteres Gewerbe nicht nur in Wald und Heide, sondern auch im Stadtgebiet selbst, wobei sie die strenge Strafe für Diebstahl mittels Einsteigens nicht scheuen. In den letzten Nächten sind dem „Dampfb.“ zufolge aus vielen Gärten die Starkästen samt der jungen Brut gestohlen, in noch zahlreicheren Fällen die Kästen geplündert und zertrümmert worden. Leider gelingt es nur selten, diese Freibeuter abzufassen.


Oranienburg, Mittwoch, den 7. Juni 1899 (Nr. 131), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Der Kardinal-Fürstbischof Kopp hat gestern die von den Baumeistern Moritz [?] und Welz im frühgotischen Stil aufgeführte neue St. Josefs-Kirche in Weißensee feierlich geweiht. Dem Kardinal assistierten Probst Neuber und die Pfarrer Unkraut-Reinickendorf und Florin vom Berliner Katharinenstift. Nach dem Hochamt hielt der Kardinal über das Evangelium des Tages eine Ansprache. Ein Festessen und ein Gartenfest beschlossen die Feier, die am Sonnabend schon durch eine Illumination und durch einen Fackelzug eingeleitet worden war, der von den katholischen Vereinen dem im Pfarrhause abgestiegenen Kardinal gebracht wurde.


Oranienburg, Donnerstag, den 8. Juni 1899 (Nr. 132), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der 13jährige Schulknabe Raabe aus Buchholz, der im April d. J. einen Waldbrand dadurch verursacht, daß er sich in der hiesigen Stadtforst eine Zigarette anzündete und das brennende Streichholz achtlos wegwarf, wodurch 2 Morgen 7 jähriger Kiefern-Schonung vernichtet wurden, ist letzter Tage von der 1. Strafkammer des Landgerichts II in Berlin zu der empfindlichen Strafe von 2 Wochen Gefängnis verurteilt worden.


Oranienburg, Sonnabend, den 10. Juni 1899 (Nr. 134), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Von einem Eisenbahnzuge überfahren wurde vorgestern Abend auf dem Eisenbahnübergang der Chaussee Werneuchen-Berlin, nahe bei Werneuchen, das Fuhrwerk des Handelsmanns Ludwig Neumann aus Werneuchen. Der Wagen, auf dem der Sohn und die Frau des Eigentümers sich befanden, war mit Grünkram beladen auf dem Wege nach Berlin. Es ist noch nicht ermittelt, wodurch das Unglück mittelbar veranlaßt ist, ob die Barriere nicht geschlossen war, ob der Zugführer versäumt hat, das Warnungsklingelzeichen zu geben, oder ob die beiden Insassen des Wagens fahrlässig gehandelt haben. Als sich der Wagen auf dem Bahnübergang befand, kam der Berliner Personenzug heran und erfaßte das Gefährt. Die Pferde wurden sofort getötet, der Wagen wurde so weit beiseite geschleudert, daß Frau Neumann und ihr Sohn sehr schwere Verletzungen erlitten und sofort nach Werneuchen zurück transportiert werden mußten.


Oranienburg, Sonntag, den 11. Juni 1899 (Nr. 135), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die Post- und Telegraphen-Verwaltung hat sich wegen der hohen Kupferpreise entschlossen, bei Anlage neuer Telegraphenleitungen nur Eisendraht zu verwenden, während bei Telephonleitungen Aluminiumdraht mit Kupferüberzug zur Verwendung kommen soll.


Oranienburg, Sonntag, den 11. Juni 1899 (Nr. 135), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Sonntag Nachmittag unternahmen drei hiesige Radfahrer eine gemeinsame Fahrt nach dem Gamensee. Bei dem Bahnübergange auf der Wriezener Chaussee wurde einem derselben, Herrn Hermann Thürling, sein Rad von der Lokomotive des Nachmittagszuges erfaßt. Th. hatte aber noch soviel Geistesgegenwart, im selben Moment sich durch einen schleunigen Absprung von dem Rade zu retten. Der hintere Teil des Rades wurde vom Zuge ganz zertrümmert, während Herr Th. mit dem Schreck davonkam.


Oranienburg, Mittwoch, den 14. Juni 1899 (Nr. 137), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Beim Angeln ertrunken sind hierselbst am Sonnabend Abend der 25 jährige Tischler Riedel und der 32 jährige Tischler Schmücke, beide aus Weißensee. Sie waren in einem Boot auf den See gefahren, um Angeln und Netze auszulegen; hierbei kenterte das Boot, die beiden Männer fielen ins Wasser und ertranken. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 17. Juni 1899 (Nr. 140), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Auf dem Viehmarkte am vergangenen Dienstag standen 201 Pferde zum Verkauf. Rindvieh durfte der hier ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche wegen nicht zum Verkauf aufgestellt werden. - Der Johanni-Krammarkt am vergangenen Mittwoch war wegen des an diesem Tage herrschenden Regenwetters von Krämern und Käufern ganz schwach besucht. Es regnete bis in die Nacht hinein.


Oranienburg, Mittwoch, den 21. Juni 1899 (Nr. 143), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Biesdorf. Durch Hagelschlag ist am Sonntag Nachmittag in dem westlichen Teile des Kreises Niederbarnim unermeßlicher Schaden angerichtet worden. Bei Rummelsburg beginnend, zogen die Hagelwolken gelegentlich eines heftigen Gewitters über Biesdorf, Kaulsdorf dahin, ihre Spuren auf den Getreidefeldern und in den Obstgärten zurücklassend. Überall war der Boden mit Hagelkörnern wie besät, der Roggen war auf großen Flächen niedergeschlagen und unter den Obstbäumen lagen Blätter und abgeschlagene Früchte in buntem Gemisch. Wohl eine Viertelstunde lang prasselten die Schossen, unter denen sich viele Stücke von der Größe der Vogeleier befanden, hernieder. Auf den Feldern entstanden bei dem starken Regen reißende Fluten, die ebenfalls großen Schaden anrichteten.


Oranienburg, Freitag, den 23. Juni 1899 (Nr. 145), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die Wildschweine vermehren sich in unserer Stadtforst von Jahr zu Jahr und verursachen erheblichen Wildschaden, den der Pächter der Heidejagd zu tragen hat. Dieser läßt deshalb jetzt so viel wie möglich von den unnützen Tieren abschießen.


Oranienburg, Mittwoch, den 28. Juni 1899 (Nr. 149), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Schnell abwärts gegangen ist es mit einem Militäranwärter, der beim Königin Elisabeth-Regiment in Spandau gedient und es zum Sergeanten gebracht hat. Nach seinem Austritt aus dem Militärstand wurde er Gendarm in Neu-Weißensee bei Berlin. Diesen Posten hat er indes nur wenige Monate bekleidet. Er beging Schwindeleien der verschiedensten Art, besonders in Restaurationen, wo er sich Speisen und Getränke verabfolgen ließ, vielfach ohne ans Bezahlen zu denken. Die Handlungen dieses Hüters der öffentlichen Ordnung und Sicherheit kamen allmählich auch zur Kenntnis der vorgesetzten Behörde, und der unredliche Gendarm, namens Helmut Henkewitz, wurde aus der Gendarmerie entlassen. ...


Oranienburg, Dienstag, den 4. Juli 1899 (Nr. 154), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Durch kochenden Teer verbrüht wurde in Neu-Weißensee der Arbeiter Alfred Holzapfel aus der Pappelallee 32. Der Mann stürzte mit Kopf und Brust in einen Teerkessel und erlitt so schwere Verletzungen, daß man ihn in einem Krankenkorb auf einem Wagen nach Berlin in ein Krankenhaus bringen mußte. Hier liegt er schwer krank danieder.


Oranienburg, Sonntag, den 16. Juli 1899 (Nr. 165), Allgemeine Rundschau

(Berlin-Chronik.) Der erste Akkumulatoren-Postwagen wird am nächsten Dienstag in Betrieb gesetzt werden. Das erste mit elektrischer Kraft betriebene Postgefährt ist ein Güterwagen, einer jener großen Kastenwagen, die ausschließlich dem Packereiverkehr zwischen den Bahnhöfen dienen. Er wiegt ohne Ladung 56 Zentner, von denen 18 Zentner auf Kasten und Räder, 38 Zentner auf Akkumulatoren, Motor und Getriebe entfallen. Der neue Postwagen kann eine Geschwindigkeit bis zu 40 Kilometer pro Stunde und bei einmaliger Füllung der Akkumulatoren eine Fahrtdauer bis zu 16 Stunden entwickeln. ...


Oranienburg, Dienstag, den 18. Juli 1899 (Nr. 166), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die hiesige Polizei-Verwaltung bringt zur öffentlichen Kenntnis, daß die wegen Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche für die Stadt Bernau bzw. deren Feldmark angeordnete Ortssperre, sowie des Treibens von Rindvieh und Schafen aufgehoben ist, und das Verladen von Wiederkäuern und Schweinen auf der hiesigen Station wieder gestattet ist.

Köpenick. Ein Brückenschlag, wie er in Friedenszeiten wohl kaum noch ausgeführt worden ist, soll von den Garde-Pionieren und 3. Pionier-Bataillon über den Müggelsee bewerkstelligt werden. Die Brücke wird eine Länge von fast vier Kilometer haben. Schon am Freitag Abend haben die Vorbereitungen für die Uebung begonnen, die in der Nacht vom Montag zum Dienstag früh 2 Uhr ihren Anfang nehmen soll.


Oranienburg, Donnerstag, den 20. Juli 1899 (Nr. 168), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hoppegarten. Unter Blitz und Donner ist vorgestern der letzte große Preis gelaufen worden, das letzte 100000 Mark-Rennen in Berlin, und dabei ein ganz eigenartiges; drei Pferde desselben Besitzers belegten die ersten drei Plätze und verdienten damit in einem Schlage 102000 Mark.


Oranienburg, Freitag, den 21. Juli 1899 (Nr. 169), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Die Gewitter, die am Sonntag, Montag und Dienstag in der Umgebung Berlins niedergingen, haben weit größere Schäden verursacht, als es nach den erst eingetroffenen Meldungen den Anschein hatte. ... In Bernau wurde die bekannte 800 jährige Eiche am Wall durch einen Blitzstrahl zersplittert. Die Trümmer des Riesenbaumes, von dem kaum die Hälfte stehen geblieben ist, wurden über 100 Meter weit fortgeschleudert. ... Ueber 200 Fernsprechapparate, die mit den neuen Blitzschutzvorrichtungen noch nicht versehen sind, wurden in Berlin und Umgegend zerstört, bei anderen Apparaten hat sich die angebrachte Schutzvorrichtung vorzüglich bewährt.

Bernau. Kandidat Doyé ist zum Geistlichen der französisch-reformierten Gemeinden Bernau und Französisch-Buchholz gewählt worden.

Köpenick. Die nächtliche Pionierübung am Müggelsee ist leider nicht ohne Unfall verlaufen. Während des Marsches kamen drei Pioniere dadurch zu Schaden, daß ein betrunkener Kutscher in die Marschkolonne hineinfuhr und dabei die Pioniere verletzte; der eine ist schwer am Kopfe verletzt, die anderen beiden im Gesicht und an den Armen.


Oranienburg, Mittwoch, den 26. Juli 1899 (Nr. 173), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Sonntag wurde die 18jährige Tochter eines Arbeiters aus Blumberg, die früher hier bedienstet war, auf dem Wege vom Dorfe Blumberg nach dem dazu gehörigen Vorwerke Elisenau ermordet aufgefunden. Das Mädchen sollte Milch holen und ging zu diesem Zwecke um 10 Uhr fort. Um 10¼ Uhr ist es, das Gesicht mit der Schürze bedeckt, in einer Blutlache tot aufgefunden worden. Der Mörder, der leider noch nicht ermittelt ist, hat dem Mädchen mit einem Messer in das rechte Ohr gestochen und die Klinge dann mit einigen Umdrehungen bis zum Unterkiefer herabgezogen, wobei die große Schlagader durchschnitten wurde; weiter hat er ihr noch einige Stiche in die rechte Brust und am Handgelenk beigebracht. Das Milchgeld wurde bei der Ermordeten noch vorgefunden.


Oranienburg, Donnerstag, den 27. Juli 1899 (Nr. 174), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Zu dem Verbrechen in Elisenau erfährt man, daß nach genauer Prüfung der Sachlage sowohl ein Lust- wie ein Raubmord völlig ausgeschlossen ist, sondern einzig nur allein Rachsucht des Motiv zu der scheußlichen That gewesen sein kann. Die ermordete Auguste Frederich [!] war weit und breit bekannt und erfreute sich in der ganzen Umgegend eines guten Rufes, so daß sie wahrscheinlich das ganz unschuldige Opfer eines gegen ihren Vater gerichteten gemeinen Bubenstreiches geworden ist. ...


Oranienburg, Dienstag, den 1. August 1899 (Nr. 178), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die Beerdigung des am vergangenen Sonntag auf Vorwerk Elisenau ermordeten Mädchens, der Auguste Fraedrich [!], fand am letzten Mittwoch auf dem Friedhofe zu Börnicke statt. Wie der „Niederbarnimer Anzeiger“ schreibt, ist die Verhaftung des mutmaßlichen Mörders gestern erfolgt. Das Gericht hat sich nach dem Orte der That begeben, um den Mörder dort zu vernehmen und mit ins Gerichtsgefängnis zu transportieren.


Oranienburg, Donnerstag, den 3. August 1899 (Nr. 180), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Durch Säulenanschlag macht die königliche Staatsanwaltschaft beim Landgericht II bekannt, daß der Präsident der königl. Regierung in Potsdam eine Belohnung von 300 Mark auf die Ergreifung und Entdeckung des Thäters ausgesetzt hat, der am Sonntag 23. v. M. die 19 Jahre alte Auguste Fraedrich, Tochter des Arbeiters Fraedrich zu Elisenau, vormittags um 10½ Uhr zwischen Elisenau und Blumberg ermordete. Das Mädchen, das mit einem Handkarren von Elisenau nach Blumberg gefahren war, wurde mit durchgeschnittener Kehle und tötlicher Schädelverletzung etwa eine halbe Stunde nach der That aufgefunden. - Inzwischen ist es Dienstag vormittag gelungen, den Mörder in Werneuchen dingfest zu machen. Der Verhaftete, der seine That eingestanden hat, ist ein in Elisenau beschäftigter Arbeiter namens Rehm.

Bernau. Feuerlärm erschreckte am Montag Vormittag um 9¼ Uhr die Einwohner unserer Stadt. In den Kellerräumen der Firma C. F. Raum, wo selbst große Mengen von Spirituosen, Petroleum und anderen Waren lagern, war durch die Unvorsichtigkeit eines Angestellten Feuer entstanden; der betreffende hatte mit Spiritus zu thun und ging zu diesem Zwecke mit einer Lampe nach dem Keller; während der Beschäftigung spritzte nun etwas Spiritus in die Flamme der Lampe, wodurch letztere explodierte, und in wenigen Minuten stand der geräumige Keller in Brand. Durch die Geistesgegenwart des Herrn Raum und seiner Angestellten gelang es noch, aus dem Keller mittels Fahrstuhl einige Fässer Petroleum und Spiritus herauszuschaffen. Als die Feuerwehr eintraf, stand man sich dem verheerenden Feuer mit Wasser machtlos gegenüber und wurden mehrere Wagen zum Sandholen requiriert, um mit Sand das Feuer zu ersticken, welches nach dreistündiger angestrengter Arbeit auch gelang. Die Kellerräume sind gänzlich ausgebrannt. ...


Oranienburg, Freitag, den 4. August 1899 (Nr. 181), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Zu der Ergreifung des Mörders Rehm in Blumberg teilt das Polizeipräsidium noch folgendes mit: Der Mörder der unverehelichten Fraedrich ist durch den am 29. Juli aus Berlin nach Blumberg entsandten Kriminalkommissar festgenommen und zum Geständnis gebracht. Die Mordwaffe, ein Taschenmesser, ist in seinem Besitz noch vorgefunden worden. Der Mörder war der Liebhaber der Ermordeten, obgleich er selbst verheiratet ist. Die Ermordete befand sich in anderen Umständen. Nach seinen Angaben hat er ihr aufgelauert, sie umfaßt, mit ihr geschäkert und, als sie sich niedersetzen wollte, ihr das Messer von hinten seitwärts in den Hals gestoßen und durchgezogen. Als die Ueberfallene, am Erdboden liegend, noch Lebenszeichen von sich gab, ergriff der Mörder einen Stein und schlug damit auf den Schädel. Nach dem Morde ist der Thäter schnell nach Hause gelaufen, hat sich umgezogen und ist dann zum Mähen gegangen, sodaß es ihm beinahe geglückt wäre, sein Alibi durch die Mitarbeiter nachzuweisen. - Wie verroht der Thäter ist, beweist der Umstand, daß er sein Opfer hat mit zum Kirchhof tragen helfen.


Oranienburg, Sonnabend, den 5. August 1899 (Nr. 182), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Blumberg. Wie auch der Kleinste und Geringste durch treue Dienste, freundliches, williges, zufriedenes Wesen und strenge Rechtlichkeit sich die Anerkennung und Dankbarkeit seiner Nebenmenschen erwerben kann, zeigt folgender Fall: Die Witwe Kleene hierselbst, eine kleine schwächliche Person, verlor frühzeitig ihren Mann; derselbe hinterließ ihr zwei Knaben, die sie zu tüchtigen braven Menschen erzogen hat. Am 1. August vor 25 Jahren übernahm sie als Botenfrau die Besorgung der Postsachen nach Bernau, neben allerhand anderen Bestellungen und Ausrichtungen. Als später die hiesige Postagentur eingerichtet wurde, setzte sie die Botengänge fort nur im Dienst der Ortsbewohner von Blumberg und Birkholz. So hat diese schwächliche Frau in den 25 Jahren einen Weg zurückgelegt, der dreimal dem Umfang der Erde nahe kommt und das meist mit schweren Lasten, oft dem Gepäck eines Infanteristen gleich. Die Leistungen sind zu dem 25jährigen Jubiläum von den Frauen Blumbergs und Birkholz dadurch anerkannt, daß eine Sammlung zu einem Ehrengeschenk veranstaltet wurde, die einen Betrag von 106 Mark 30 Pf. gebracht hat. Es ist von diesem Gelde der Jubilarin ein schöner Rohrstuhl gekauft und der größte Rest in der Kreissparkasse angelegt. Stuhl und Sparkassenbuch sind am 1. d. M. der jetzt in der zweiten Hälfte der 60er Jahre stehenden Frau Kleene überreicht worden.


Oranienburg, Sonntag, den 6. August 1899 (Nr. 183), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Als der Personenzug Stettin-Berlin gestern früh kurz nach 1 Uhr Bernau verlassen hatte, hielt er plötzlich auf freiem Felde. Der Grund war der, daß sich in einem Wagen der IV. Klasse ein Faustkampf zwischen einem Studenten und einem anderen Mitreisenden entsponnen hatte. ...


Oranienburg, Dienstag, den 8. August 1899 (Nr. 184), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am 4. d. M. hat der Herr Kreisdeputierte Oppenheim die landrätlichen Geschäfte und den Vorsitz im Kreisausschusse in Vertretung des beurlaubten Herrn Landrats von Treskow übernommen.


Oranienburg, Donnerstag, den 10. August 1899 (Nr. 186), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. In der Elisenauer Mordsache wurde am Montag der Schwiegervater des Mörders Rehm, Arbeiter Wicke, unter dem dringenden Verdachte der Anstiftung zu dem Morde durch Kriminal-Kommissar Thiel verhaftet und in das Gerichtsgefängnis zu Alt-Landsberg eingeliefert.

Strausberg. Ein beliebtes Touristenziel bildet der mehrere Meilen breite Blumenthal, einer der hervorragendsten Wälder unserer Mark. Seine Peripherie bilden ungefähr die Städte Straußberg, Wriezen, Freienwalde und Werneuchen. Der Reichtum an Laub- und Nadelhölzern, Bergen, Schluchten, Seen und Wild ist ganz außerordentlich. Neben einer mitten durch den Blumenthal führenden Chaussee bildet seit jüngster Zeit die Eisenbahnlinie Wriezen-Berlin einen Haupt­verkehrsweg. Der beliebteste Teil des ausgedehnten Waldgebietes ist der Gamengrund. Historisch wichtig ist die Stadtstelle mit dem Markstein 8:8:14 Fuß; hier hat erwiesenermaßen bis gegen das Jahr 1400 hin eine Stadt Blumenthal gestanden, die infolge zu großer Abgeschlossenheit und nach schrecklichen Pestausbrüchen, namentlich im Jahre 1348, für immer zugrunde gegangen ist. Dem Andenken derer von Pfuel ist ein Ruhesitz am Ihland-See gewidmet: Agnes-Ruhe (nach Agnes von Pfuel benannt).

Werneuchen. Endlich wird ein schon lange gehegter Wunsch in Erfüllung gehen. Vom 1. Oktober d. J. ab soll täglich einmal ein Güterzug auf hiesiger Strecke verkehren. Von diesem Zeitpunkte ab fällt das Mitnehmen von Gütern durch Personenzüge, sowie das viele Rangieren auf den Bahnhöfen fort und es ist anzunehmen, daß dadurch eine erhebliche Verkürzung der Fahrzeit eintreten wird.


Oranienburg, Freitag, den 11. August 1899 (Nr. 187), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Beim Arbeiter-Sängerfest, das am vorigen Sonntag in Weißensee gefeiert wurde, sind, wie die „Post“ mitteilte, nicht weniger als 30 Erkrankungen und Unglücksfälle vorgekommen. Hauptsächlich waren es Ohnmachtsfälle von Frauen, verursacht durch zu starkes Schnüren (!). In sämtlichen Fällen trat die Arbeiter-Samariter-Kolonne in Aktion.


Oranienburg, Sonnabend, den 12. August 1899 (Nr. 188), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Ein Kampf ist entbrannt zwischen dem Magistrat und den 99 holzberechtigten Eigentümern der Stadt. Mehrfach waren in letzter Zeit der Behörde Offerten gemacht worden wegen Verkaufs von größeren Forstflächen; die Stadtverordneten lehnten aber diese Angebote ab, da die Stadt nicht als Eigentümer des Waldes eingetragen war, vielmehr jene 99 das Eigentumsrecht für sich in Anspruch nahmen. Auf Antrag des Magistrats ist nun vor einiger Zeit durch das zuständige Gericht die Eintragung der Stadt als alleinige Eigentümerin der Forst erfolgt. Aber auch nach der geschehenen Eintragung kann von einem Verkauf von Forstland nicht die Rede sein, bevor eine Ablösung der holzberechtigten Eigentümer stattgefunden hat. ...


Oranienburg, Freitag, den 18. August 1899 (Nr. 193), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Biesdorf. In unserem Orte wurden am Montag Nachmittag in einer ausgeschachteten Baugrube zwei spielende Kinder, sechs und acht Jahre alt, verschüttet und getötet.


Oranienburg, Dienstag, den 22. August 1899 (Nr. 196), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hoppegarten. Von einem 18jährigen Reitburschen ist hier an der 10 Jahre alten Schwester des Trainers L. ein Sittlichkeitsverbrechen verübt worden. Der Gendarm aus Neuenhagen nahm den Wüstling fest und brachte ihn nach dem Alt-Landsberger Gefängnis.


Oranienburg, Freitag, den 25. August 1899 (Nr. 199), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Eine verhängnisvolle Wettfahrt unternahmen am Sonnabend zwei Radfahrer, junge Kaufleute aus Berlin, die einen Ausflug nach hier machen wollten. Hinter Französisch-Buchholz veranstalteten sie auf der Chaussee ein Wettrennen. Als sich nun der vordere Fahrer nach seinem Freunde umblickt, um den Abstand zu ermitteln, übersah er, daß hinter einem die Chaussee kreuzenden Lastwagen eine nach Hunderten zählende Schafheerde daherkam. Im nächsten Moment waren beide Wettfahrer unter die Heerde geraten und zu Boden gestürzt, während die in Verwirrung versetzten Tiere im wilden Lauf über sie fortgaloppierten. Nach einer zur Ewigkeit gewordenen Minute waren sie jämmerlich zerschunden und zerstoßen und vom Staub halb erstickt. Mit ihren arg beschädigten Maschinen mußten sie die Heimfahrt mit der Bahn antreten. Das Straßen­wettrennen haben beide abgeschworen.


Oranienburg, Sonnabend, den 26. August 1899 (Nr. 200), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Ein schrecklicher Vorfall ereignete sich in der Familie des Schuhmachers Kelm, der hier seit sechs Wochen in der Straßburgerstraße Nr. 22 im Keller wohnt, unweit der Stapelplätze für Lumpen und Knochen, zwischen denen hunderte von Ratten hausen. In einer der letzten Nächte hörte Frau Kelm ihr jüngstes, 14 Tage altes Kind Erna schreien, ohne daß sie sogleich nach dem Grunde der Unruhe forschte. Als das kleine Wesen aber immer heftiger weinte, ging die Mutter zum Korbe, in welchem das Mädchen lag. Aus diesem kam ihr eine große Ratte entgegen­gesprungen, welche dem armen Kind am Gesicht genagt hatte. Unter einem Auge und aus der Oberlippe hatte das Tier dem Kinde große Stücke Fleisch herausgefressen. Die Eltern, denen Unsauberkeit nicht nachgesagt werden kann, trugen das Kind nach dem Krankenhause am Friedrichshain, wo es in ärztliche Behandlung genommen wurde.


Oranienburg, Mittwoch, den 30. August 1899 (Nr. 203), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die Stadtverordneten von Bernau haben ihre Fürsorge auch einem „Inventarstück“ der alten Hussitenstadt zugewandt, dem Storchennest auf dem Pulverturm am Königsthor. Es ist beantragt worden, das Nest unter Aufbringung eines neuen eichenen Rades neu zu befestigen, da es vom Wetter schon stark mitgenommen ist.

Marzahn. Das Marzahner Bauern-Wettreiten, die einzige volkstümliche Veranstaltung ihrer Art in der Berliner Umgebung, hatte am Sonntag eine wahre Völkerwanderung nach dem an der alten Landsberger Landstraße liegenden Vorort veranlaßt. Die Rennen, die seit Jahren regelmäßig „Wenn die Stoppeln stehen“ stattfinden, haben immer mehr das Interesse jener Kreise des Berliner Kleinbürgertums erregt, die selbst Pferde besitzen oder durch Beruf und Abstammung mit den ländlichen Kreisen in Fühlung geblieben sind. So waren denn auch gestern wieder etwa 450 Fuhrwerke aller Art, Droschken „in Zivil“, Kremser, Breaks und Geschäftswagen vollbesetzt hinausgefahren und auch die neue Wriezener Bahn, die allerdings solche Anlässe noch lange nicht genug auszunützen versteht, hatte große Massen nach Marzahn geführt. Die Rennen selbst, sechs an der Zahl, liefen ebenso anregend wie ergötzlich.


Oranienburg, Donnerstag, den 31. August 1899 (Nr. 204), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der am Freitag Abend hier wahrgenommene große Feuerschein rührte von einem Brande in Malchow her, wo eine dem Berliner Magistrat gehörige Feldscheune mit 14000 Mandeln Roggen eingeäschert wurde. Die Scheune nebst Inhalt soll mit 26000 M. versichert sein.


Oranienburg, Freitag, den 1. September 1899 (Nr. 205), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Der Deutsche Tierschutzverein hat sich bereit erklärt, die den Vogelfängern abgenommenen Vögel in sachgemäße Pflege zu nehmen. Die den Vogelfängern durch Gendarmen u. dgl. abgenommenen Vögel werden in der Regel an Ort und Stelle in Freiheit gesetzt, sehr zum Schaden der Tiere selbst, an deren Flügeln und Federn meist noch der Leim der Leimruten haftet, der sie am Fliegen hindert, sodaß sie verhungern müssen oder eine leichte Beute des Raubzeugs werden. ...


Oranienburg, Freitag, den 1. September 1899 (Nr. 205), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Fünfunddreißig Jahre eine Kugel im Körper hat der Kaufmann W. Mädicke in Alt-Landsberg, welcher im Feldzuge von 1864 eine Verletzung davontrug. Das Geschoß steckt im rechten Oberschenkel und ist seit einiger Zeit deutlich fühlbar; man will sogar bemerkt haben, daß es steigt und fällt. Der alte Veteran hat sich infolge großer Schmerzen, die er gegenwärtig auszuhalten, zu einer Operation entschlossen.


Oranienburg, Sonnabend, den 2. September 1899 (Nr. 206), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Auf dem Pferdemarkt am Dienstag standen zum Verkauf 172 Pferde. Käufer waren weniger erschienen. - Der Viehmarkt durfte wegen der herrschenden Maul- und Klauenseuche nicht abgehalten werden. - Der Michaelis-Krammarkt am Mittwoch war wie in den letzten Jahren von Krämern und Käufern nur schwach besucht.


Oranienburg, Dienstag, den 5. September 1899 (Nr. 208), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. der bei dem Mühlenbesitzer Herrn Stroberger beschäftigte Arbeiter Roeske verunglückte dadurch, daß er durh eigene Unvorsichtigkeit mit der linken Hand in das Räderwerk kam. Der kleine und der Goldfinger der linken Hand sowie die Mittelhandknochen wurden zermalmt. Roeske mußte sofort wegen der Schwere der Verletzung Aufnahme in einem Berliner Krankenhause finden.


Oranienburg, Donnerstag, den 7. September 1899 (Nr. 210), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der neue Winterfahrplan der Alt-Landsberger Kleinbahn bringt außer dem Ein­gehen eines Zuges in jeder Richtung noch eine weitere unangenehme Bescherung. Der eine fallen gelassene Zug, welcher jetzt abends 7,40 Uhr hier eintrifft, bringt die Abendzeitungen von Berlin nach hier. Durch sein Eingehen müssen die Leser darauf verzichten, die Blätter noch abends zu erhalten, wie dies bisher geschah. Da nun auch der Frühzug von Hoppegarten hier ca. eine Stunde später eintreffen soll, so werden wir hier, 3 Meilen von Berlin, die Postsachen später erhalten, als wenn wir in Ostpreußen oder in der Reinprovinz wohnten. Zu Lebzeiten des sel. Omnibus hatten wir eine täglich fünfmalige Postverbindung mit Berlin, jetzt sinken wir auf eine dreimalige Verbindung herab. Hoffentlich wird alles aufgeboten, um diese Verschlechterung zu verhindern.


Oranienburg, Freitag, den 8. September 1899 (Nr. 211), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Der Erfolg der Internationalen Motorwagen-Ausstellung Berlin 1899 kann in finanzieller wie industrieller Beziehung bereits als gesichert betrachtet werden. In den ersten drei Tagen haben die Ausstellung bereits 13500 Personen besucht. ...


Oranienburg, Freitag, den 15. September 1899 (Nr. 217), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Eiche. Stark übertriebene Gerüchte über ein Vergehen des Lehrers Pflug in Eiche waren in letzter Zeit in Umlauf, auf die wir wegen ihrer Unkontrollierbarkeit nicht näher eingingen. Nun schreibt man von maßgebender Seite: Richtig ist, daß der Lehrer pädagogische Mißgriffe gegenüber Schulmädchen sich hat zu schulden kommen lassen. Der Staatsanwalt aber hat ein Einschreiten abgelehnt. Die Königliche Regierung hat Lehrer Pflug zwar entlassen, aber aus dem Grunde, weil er sein Amt nachlässig verwaltet hat.


Oranienburg, Sonnabend, den 16. September 1899 (Nr. 218), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die am 14. August d. J. wegen des Ausbruchs der der Maul- und Klauenseuche für die Stadt Bernau und deren Feldmark angeordnete Ortssperre sowie das Verbot der Treibens von Rindvieh und Schafen ist wieder aufgehoben worden.


Oranienburg, Dienstag, den 18. September 1899 (Nr. 220), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Treptow. Am Sonnabend Nachmittag wurde ein sehr beachtenswertes Bauwerk eingeweiht, nämlich der von Treptow nach Stralau unter dem Spreebett hindurchführende Tunnel. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 21. September 1899 (Nr. 222), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hoppegarten. Ein Unfall ereignete sich Dienstag Nachmittag auf dem Bahnhof Hoppegarten. Der Stationsvorsteher hatte beim Rangieren der Rennsonderzüge das Trittbrett eines in Bewegung befindlichen Zuges bestiegen und beugte sich vor, um Anordnungen zu erteilen. Hierbei wurde er an eine Laterne gedrückt und erlitt Verletzungen am Rücken.


Oranienburg, Sonnabend, den 23. September 1899 (Nr. 224), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Dem hiesigen Fuhrmann Korn, welcher zwischen hier und Berlin Waren befördert, kippte in der letzten Nacht auf der letzten Nacht auf der Rückfahrt hierher auf der Chaussee bei Malchow an einer Stelle, wo gegenwärtig Neuschüttungen vorgenommen werden, ein mit Waren beladener Frachtwagen um, wodurch letzterer infolge Explosion der Laterne in Brand geriet und nebst den Waren, bestehend aus wertvollen Seidenstoffen ec. vom Feuer zerstört wurde. Der durch den Brand verursachte Schaden soll sich nach vorläufiger Schätzung auf ca. 3000 Mark belaufen.


Oranienburg, Donnerstag, den 5. Oktober 1899 (Nr. 234), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. in der Ablösungsfrage der Holzberechtigten wurde am Freitag Abend in einer bei Herrn Scholz abgehaltenen Versammlung von Hauseigentümern, welche bisher kein Holz bekommen haben, beschlossen, nunmehr in der Sache vorzugehen. Zwölf von diesen Haus­eigentümern haben den Antrag beim Magistrat gestellt, ihnen ebenfalls die Holzgerechtigkeit zu gewähren, und hinzugefügt, daß sie andernfalls nach Ablauf einer bestimmten Frist klagbar werden würden. ...

Bernau. Am Sonntag Mittag wurde die hiesige Feuerwehr alarmiert. Es brannte ein mit Heu gefüllter Schuppen auf dem Gollertschen Grundstücke in der Weinbergstraße. Da Hilfe bald zur Stelle, gelang es schon nach kurzer Zeit, das Feuer zu löschen.


Oranienburg, Sonnabend, den 7. Oktober 1899 (Nr. 236), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Vor kurzem verstarb in Danzig der von hier stammende Stabstrompeter Lehmann. Derselbe war, wie der „L. G. Anz.“ schreibt, ein Liebling des Kaisers; stets wurde er bei Anwesenheit des Monarchen mit seiner Kapelle nach Rominten befohlen. Eine besondere Auszeichnung erfuhr L. in den letzten Tagen gelegentlich der Durchreise des Kaisers durch Danzig. Aus Gründen privater Natur beabsichtigte L., die Direktion der Husarenkapelle niederzulegen. da ließ der Kaiser Lehmann ins Kasino bescheiden und drückte ihm den Wunsch aus, er möge seinen Dienst weiter versehen. Lehmann ist, erst 42 Jahre alt, einem Herzschlag erlegen.


Oranienburg, Dienstag, den 10. Oktober 1899 (Nr. 238), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Das Krankenhaus am Friedrichshain feierte Sonntag das Jubelfest seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens. ...


Oranienburg, Dienstag, den 10. Oktober 1899 (Nr. 238), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hohen-Schönhausen. Berliner Blätter haben bereits berichtet, daß die Betriebseröffnung der elektrischen Straßenbahn Berlin - Hohen-Schönhausen am 1. Oktober geschehen werde. Deshalb hatte sich am genannten Tage hier eine ungeheure Menschenmenge eingefunden. Leider aber mußten sie unverrichteter Sache wieder umkehren, da nicht einmal Probefahrten stattfanden. Bestimmtes über die Eröffnung ist noch nicht zu erwarten, da eine neue Abnahme nach Beseitigung der Mängel noch nicht vorgenommen ist. Die Probefahrten finden immer noch täglich statt und werden auch an mehreren Tagen des Abends vorgenommen. Vorläufig wird nur der Personen­verkehr aufgenommen werden, später beabsichtigt man auch den Güterverkehr und den Transport von Leichen sowie Leichenzügen aus dem Krankenhause Friedrichshain nach den am Weg von Wilhelmsberg nach Hohen-Schönhausen belegenen Friedhöfen aufzunehmen. Die Gesellschaft ist bereits mit dem Magistrat zu Berlin in Verhandlung getreten, die Bahn nach den städtischen Rieselfeldern Falkenberg und Malchow weiter zu führen und sodann auch die Beförderung von Erzeugnissen dieser Rieselfelder aufzunehmen.


Oranienburg, Mittwoch, den 18. Oktober 1899 (Nr. 245), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Die Errichtung einer dritten Apotheke hierselbst ist vom Oberpräsidenten genehmigt worden.

Wriezen. Das Projekt, das ganze Ober- und Mittel-Oderbruch von Podelzig bis Wriezen auf etwa 40 Kilometer der Länge nach in der Mitte mit einer Kleinbahn zu durchschneiden, rückt seiner Verwirklichung näher.


Oranienburg, Donnerstag, den 2. November 1899 (Nr. 258), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Tötlich [!] verunglückt ist hier am Sonntag Nachmittag 4 Uhr ein Wehrmann, der bei einer Uebung der freiwilligen Feuerwehr auf dem Schulhofe der Lanhansstraße von der vier Stock hohen Leiter herabstürzte und sofort verstarb. [Wird später revidiert]


Oranienburg, Sonntag, den 5. November 1899 (Nr. 261), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Die in den letzten Tagen durch alle benachbarten Blätter gegangene Nachricht, daß am vergangenen Sonntag bei der Probe einer mechanischen Leiter hier ein Feuerwehrmann tötlich verunglückt sei, beruht auf Unwahrheit. Es hat wohl auf dem Schulhofe eine Probe stattgefunden, dieselbe ist aber ohne jeden Unfall verlaufen.


Oranienburg, Sonnabend, den 11. November 1899 (Nr. 266), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Auf dem Viehmarkt am vergangenen Dienstag standen 213 Pferde zum Verkauf. Der darauf am Mittwoch stattgehabte Martini-Krammarkt war wie immer sehr stark vom Krämern und Käufern, besonders von Landleuten besucht.


Oranienburg, Dienstag, den 14. November 1899 (Nr. 268), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Auf vorsätzlichen Mord lautet die Anklage gegen Arbeiter Rehn [!], der sich am Donnerstag den 17. d. M. vor dem Schwurgericht des Königlichen Landgerichts II zu verantworten haben wird. Es handelt sich um das abscheuliche Verbrechen, welches am Sonntag den 23. Juli d. J. die Bewohner des Vorwerks Blumenau [!] nahe der Stadt Bernau in Aufregung versetzte. Die auf dem Vorwerk beschäftigte Dienstmagd Auguste Frädrich [!], welche am Morgen des erwähnten Tages Milch nach Blumberg bringen sollte, wurde unweit des Vorwerks auf der Landstraße ermordet aufgefunden. Der Kopf des Mädchens war anscheinend mittels einer Sense fast vom Rumpf getrennt worden. Nachdem die Recherchen der Gendarmen nach dem unbekannten Mörder einige Tage ergebnislos verlaufen waren, wurde der Kriminalkommissar Thiel vom Polizei­präsidium mit den Recherchen betraut, und diesem gelang es, in kurzer Zeit den Mörder zu ermitteln. Der gleichfalls auf dem Vorwerk beschäftigte verheiratete Arbeiter Rehn hatte mit der Frädrich hinter dem Rücken seiner Frau ein Liebesverhältnis angeknüpft, dessen Folgen sich bemerkbar zu machen begannen. Um sich den Aerger und Verdruß, der ihm drohte, zu ersparen, faßte er den Entschluß, das Dienstmädchen zu ermorden und führte diesen dann auch in der geschilderten bestialischen Art aus.


Oranienburg, Mittwoch, den 15. November 1899 (Nr. 269), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Straußberg. In unmittelbarer Nähe unserer Stadt ist ein ergiebiges Thonlager entdeckt worden. Zunächst wurden 40-60 Morgen untersucht, um die Ausbreitung und Mächtigkeit des Lagers festzustellen. Die Abraumschicht beträgt nur 4 Meter. Der Thon würde einen guten, gelben Stein liefern.


Oranienburg, Sonntag, den 26. November 1899 (Nr. 278), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hohen-Schönhausen. Ueber eine Hausepidemie von Unterleibstyphus und einheimischer Cholera, verursacht durch Verunreinigung eines Brunnens mit Rieseljauche, berichtet in der neuesten Nummer der „Deutsch. med Wochenschr.“ Dr. med. Euphrat in Weißensee. Er beobachtete die Epidemie in einer Gärtnerei in Hohen-Schönhausen. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 30. November 1899 (Nr. 281), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der hiesige Magistrat hat in der Holzablösungssache an die 99 holzberechtigten Eigentumsbürger ein Schreiben erlassen, in dem er die Ablösung der Holzberechtigten befürwortet und eine Abfindungssumme von je 2300 M vorschlägt. ... Als jetzigen Nutzungswert der Holzberechtigung nimmt der Magistrat den Betrag von 115 M 79 Pfennige an. Dieser Jahresnutzungswert, mit dem 20fachen Betrage kapitalisiert, ergibt die Abfindungssumme von rund 2300 Mark. ...

Blumberg. Ein hochaufloderndes Feuer, welches trotz des nebligen Wetters in der Richtung auf Mehrow von Blumberg sichtbar war, veranlaßte die Blumberger Pflichtfeuerwehr am 27. d. M., etwa um 8 Uhr vormittags, zum Löschen eines vermeintlichen Schadenfeuers auszurücken. An Ort und Stelle angekommen, stellte sich heraus, daß der Feuerschein von Kartoffelkraut herrührte, welches der Arbeiter Pohle, wie er erklärte, auf Anordnung des Meiers Engel des Ritterguts Mehrow in Brand gesetzt hatte. Blumberg war mit Spritze, 2 Wasserwagen, 1 Mannschaftswagen und 14 Mann auf der Brandstelle erschienen. Die entstandenen Kosten sind nicht ganz gering und dürfte Blumberg sich deshalb schwerlich bereit finden, dieselben auf die Gemeindekasse zu laden, ohne den Urheber des Brandes ersatzpflichtig zu machen.


Oranienburg, Samstag, den 9. Dezember 1899 (Nr. 289), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Eine bemerkenswerte Entscheidung hat das Berliner Landgericht II in dem Prozesse des Magistrats gegen die hiesige Ortskrankenkasse geführt. Im vorigen Jahr versuchte sich ein Sattler B. zu erschießen. Wider Erwarten der Ärzte genas der Schwerverletzte, ... Der Vorstand hatte s. Z. die Aufnahme des Verletzten in das Krankenhaus angeordnet, weigert sich aber, die Kosten zu tragen, weil er annahm, daß die Kasse keine Verpflichtungen habe, da die Krankheit absichtlich herbeigeführt worden sei, ... Die Stadt strengte nun die Klage an, wurde aber vom Amtsgericht kostenpflichtig abgewiesen. Auf eingelegte Berufung erkannte das Landgericht im entgegengesetzten Sinne. Nach einer Reichsgerichtsentscheidung läge eine absichtliche Gesund­heitsschädigung nicht vor, denn die Absicht eines Selbstmörders gehe dahin, sich zu töten, nicht sich an der Gesundheit zu schädigen.


Oranienburg, Samstag, den 16. Dezember 1899 (Nr. 295), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Die Eisbrecher auf der Oberspree haben jetzt alltäglich „harte“ Arbeit. Der Fluß ist in seiner ganzen Ausdehnung mit einer drei Zoll starken Eisdecke überzogen, in die jeden Morgen eine Fahrstraße von Berlin bis nach Köpenick zu brechen ist. Wegen der zahlreichen an dieser Strecke liegenden Fabriken kann die Schiffahrt hier vorläufig nicht eingestellt werden.

Weißensee. Eine Explosion ereignete sich Dienstag früh auf dem Ringbahnhof Weißensee. Dort sollen in der kalten Jahreszeit in einem Einsteigeschacht, durch welchen Wasser- und Abortsrohre gehen, stets zwei Gasflammen brennen, damit jene Rohre nicht einfrieren. Die Gasflammen waren jedoch erloschen, und der Schacht füllte sich mit Gas. Ein Eisenbahnunterbeamter, der den Gasgeruch wahrnahm, hob den Deckel des Schachtes, so daß Gas ausströmte und sich an einer im Abort brennenden Flamme entzündete. Hierdurch entstand eine Explosion, die ziemlich viel Materialschaden anrichtete, aber keinen Menschen gefährdete.


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